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Veröffentlicht am 22.04.2021

Josephine Baker und der Tanz des Lebens

Josephine Baker und der Tanz des Lebens (Ikonen ihrer Zeit 3)
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Handlung
New York 1924
Als Tänzerin, wenn auch nur in der hinteren Reihe, geht Josephine Baker nicht nur ihrem Traum nach, auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu unterhalten, sondern sie unterstützt ...

Handlung
New York 1924
Als Tänzerin, wenn auch nur in der hinteren Reihe, geht Josephine Baker nicht nur ihrem Traum nach, auf der Bühne zu stehen und die Menschen zu unterhalten, sondern sie unterstützt damit ihre Familie in finanzieller Hinsicht. Als ihr angeboten wird, in Paris bei der „Revue Nègre“ mitzuwirken, überlegt die junge Frau nicht lange und tritt die Reise über den Ozean an. In Frankreich angekommen erlebt Josephine eine Welt, in der sie aufgrund ihrer Hautfarbe nur wenig Rassismus erlebt und als Folge dessen geht sie in ihrem Beruf vollkommen auf. Schon bald ist ihr Name weit bekannt, sie ist zum gefeierten Star avanciert und unternimmt Touren in verschiedenste Länder. Bald macht sie nicht nur mit ihrer Performance auf der Bühne, sondern auch mit ihrem Privatleben und weiteren beruflichen Projekten von sich reden. Allerdings gibt es auch viele Menschen, die ihre Auftritte als zu provokativ und obszön verteufeln und so erlebt Josephine Wellen voller Anbetung, aber auch solche voller Missachtung...

Meinung
Das Cover weist im Aufbau einige Ähnlichkeiten zu den anderen Bänden der Reihe auf. Wieder wurde der obere Teil des Covers ein wenig umrahmt, in der selben Farbe wurde auch die Farbe des Titels abgedruckt. In der unteren Hälfte sieht man eine elegante und stilvolle Dame, die eindeutig die Züge von Josephine Baker trägt. Sie befindet sich in einer großen Stadt, im Hintergrund sind einige Wolkenkratzer zu sehen. Irgendwie bin ich versucht zu sagen, dass mit der Stadt New York dargestellt sein könnte. Allerdings bin ich mir nicht vollkommen sicher und möchte mich daher nicht festlegen.
Insgesamt gefällt mir das Cover wirklich gut. Es hat mit der Einfügung der Dame einen Bezug zur Geschichte, erscheint stimmig und interessant. Farblich passt alles hervorragend zusammen und ich finde, es fällt in einer Buchhandlung durchaus aufgrund des schönen Covers auf.

Wie auch schon bei so vielen anderen Büchern ist mir auch diese Neuerscheinung bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen. Von der Autorin hatte ich letztes Jahr bereits eine Romanbiographie über Audrey Hepburn gelesen, die sehr empfehlenswert war. Allein dadurch wurde mein Interesse geweckt, zudem war ich aber auch auf die Darstellung von Josephine Baker gespannt. Ich habe mich bisher noch nie mit ihrer Person beschäftigt, die Inhaltsangabe klang direkt sehr vielversprechend und ich fand die Vorstellung sehr verlockend, mehr über eine Dame zu erfahren, die ich bisher nur sehr oberflächlich kannte. Daher war es mir eine große Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und ich möchte mich dafür ganz herzlich beim Ullstein Verlag bedanken!

Als sehr hilfreiches Detail erwies sich die Monats- und Jahresangabe vor dem Beginn neuer Kapitel. Daher hat man stets einen Überblick, in welchem Jahr die folgende Handlung stattfindet, kann schauen, wie alt Josephine Baker mittlerweile ist und was im folgenden auf politischer Ebene geschehen könnte. Und aufgrund der Tatsache, dass sich die gesamte Geschichte letztendlich auf rund 51 Jahre erstreckt, war es wirklich wichtig und sinnvoll, diese Information einzubinden!
Der Roman wird zudem in drei Teile gegliedert, die jeweils einen passenden und das Folgende kurz zusammenfassenden Titel erhalten haben. Zudem werden die Jahre vermerkt, in denen die kommenden Ereignisse spielen und es wurde auch ein Zitat eingefügt, welches Josephine Baker irgendwann in ihrem Leben getätigt hat. Dieses gibt einen winzig kleinen Einblick in ihr Denken und es war ein sehr passend eingefügtes Detail, welches ich gern mochte!

Mir fiel der Start in die Geschichte leicht. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich mich an die Schreibweise, die Situation und die Personen gewöhnt und konnte der Handlung problemlos und flüssig folgen. Ich mochte die Umschreibungen jeglicher Szenen sehr, viele Momente hatten eine wunderbar bildhafte Darstellung, was stark dazu beigetragen hat, dass ich die ganze Story als sehr realistisch und lebendig eingeschätzt habe.
Auch die Sprache hat mir richtig gut gefallen. Sie ließ sich locker und flüssig lesen, war meist auf einem einfachen und daher sehr angenehmen Niveau. Anhand von zahlreichen Anekdoten aus Josephine Bakers Leben, aber auch historischer Details erhielt die Schreibweise ein wenig Anspruch und sie zeigte auf, wie die berühmte Tänzerin und Sängerin u.a. den Krieg, aber auch Rassismus erlebt hat.

Insgesamt gibt es eine Vielzahl an Settings. Mehrere Kontinente werden bereist und dabei lernt man geografisch und klimatisch vollkommen verschiedene Länder kennen. Sowohl feine Hotels, Schlösser und Gebäude, als auch einfache Häuser in ärmlicheren Gegenden werden beschrieben weshalb man soziale Unterschiede und Kluften gut erkennen kann. Zudem lässt sich auf diese Weise der Aufstieg der Josephine Baker verfolgen, die einen einfachen familiären Hintergrund besitzt und in einer Gegend aufgewachsen ist, die stark von Armut geprägt war und schließlich anhand ihres Talents, aber auch harter Arbeit und Entbehrungen zu Reichtum gekommen ist und sich einen vollkommen anderen Lebensstil leisten konnte.
Man lernt also verschiedene Orte kennen, ein Großteil der Geschichte spielt in Frankreich. Und obwohl die Settings eigentlich auch gut und umfassend beschrieben wurden, war es für mich meist leider schwer, die Ausmaße von Wohnungen, Häusern und Schlössern mit dem umliegenden Besitz, sowie von Lagern während des Krieges vorzustellen. Die Dimensionen dessen erschienen meist einfach riesig und ich hatte Probleme, mir dies vorzustellen. Daher mochte ich es am meisten, wenn die Geschichte in eher kleineren Räumen oder Gebäuden stattgefunden hat, hier fand ich die Beschreibungen sehr angenehm und lebendig und diese Orte konnte ich mir auch besser in meiner Fantasie ausmalen.

Ich mochte es unglaublich gern, wie viele historische Details eingebunden wurden. Nicht nur tauchen öfter mal berühmte Persönlichkeiten auf, die viel Authentizität in die Geschichte bringen, sondern unter anderem wird auch der Krieg stark thematisiert. Über diesen, und Josephine Bakers Einsatz für Frankreich erfährt man einiges. Mir war es ja gar nicht bewusst, dass sie heimlich als Spionin eingesetzt wurde und ich war einmal mehr von ihrem Charakter und ihrem Einsatz für den Frieden überrascht.
Ganz besonders am Herzen lag es der Sängerin und Tänzerin, dass Menschen jeglicher Hautfarben, Herkunftsländer und Religionen zusammenleben. Über Rassismus, Vorurteile und den Hass gegenüber Menschen anderer Hautfarben wird einiges gesagt, man erhält Einblicke, wie die Menschen in den 1920er Jahren damit umgegangen sind, und welche Unterschiede es in Amerika und in Frankreich hinsichtlich der Toleranz und des Fortschritts gibt. All diese Punkte ergeben einen historischen Hintergrund, der sehr interessant ist und der zeigt, wie sich die Menschen in ihrem Denken und Handeln in den letzten 100 Jahren entwickelt haben und wo auch heutzutage noch immer Verbesserungsbedarf besteht.

Was war ich gespannt auf die Darstellung von Josephine Baker! Ich muss ehrlich zugeben, dass ich über die Dame nur wenige Kenntnisse besitze, sie ist mir vor allem aufgrund ihrer Tänze, aber auch ihrer Grimassen und dem typischen Bananenrock bekannt. Ihre Person ist mir bereits in einigen Romanen über den Weg gelaufen, allerdings habe ich mich tatsächlich noch nie näher mit ihrer Figur beschäftigt. Ich hatte irgendwie gedacht, dass sie etwas verrückt und impulsiv ist, einerseits einfach, gleichzeitig aber auch extravagant daherkommt und sie eine geringere Bildung genossen hat. Ich habe Josephine Baker als etwas oberflächlich eingeschätzt und bin davon ausgegangen, dass sie Skandale, aber auch die Aufmerksamkeit liebt. Und es ist verrückt, was für einen anderen Eindruck ich nach dem Lesen von ihrer Person habe. Ja, sie ist impulsiv und es wäre manchmal vielleicht ganz angebracht gewesen, einiges ein wenig mehr zu durchdenken und nicht direkt zu handeln. Aber mit so einem herzensguten, freundlichen und vor allem tierlieben Menschen hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie hatte viele interessante und fortschrittliche Gedankengänge, die deutlich gezeigt haben, dass sie über vieles nachgedacht hat und sich mit verschiedensten Themen auseinandergesetzt hat. Ein wenig schäme ich mich mittlerweile, sie so beurteilt zu haben, obwohl ich mich noch nie über Josephine informiert habe.
Es war sehr faszinierend, wie viele Facetten sie gezeigt hat und wie sie sich über die ganzen Jahre entwickelt hat. Schließlich lernt man Josephine in dem jungen Alter von elf Jahren kennen und begleitet sie daraufhin über gut fünfzig Jahre ihres Lebens. Hier kann man stark beobachten, welche Wandlung ihr Charakter, ihre Erscheinung, ach, ihre ganze Person durchlaufen und wie sich auch ihr Denken verändert hat. Dies kann man genaustens verfolgen und ich war überrascht, wie mir tatsächlich jede Seite und jede Wandlung von Josephine Baker gefallen hat. Immer wieder konnte sie mich mit Aussagen und Handlungen überraschen und jede Phase ihrer Entwicklung und Reifung konnte überzeugen. Die Autorin hat einen besonderen und interessanten, manchmal sympathischen, vor allem aber herzlichen Menschen gezeigt, den ich nur zu gern mal persönlich auf der Bühne erlebt hätte.
Auch die Darstellung der anderen Charaktere empfand ich als sehr gelungen. Sie traten ebenfalls lebendig und realistisch auf, ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar und es gibt eine angenehme, aber keineswegs überfordernde Vielfalt. Auch bei ihnen ist ein Entwicklungsprozess zu erkennen, der die Personen reifer und durchdachter hat werden lassen.
Eine jede Person hat Merkmale erhalten, die sie ausmacht, ein jeder hatte einen hohen Wiedererkennungswert und hat sich von den anderen Figuren abgehoben. Einzig bei den Kindern, die Josephine im Lauf ihres Lebens adoptiert hat, habe ich ein wenig den Überblick mit ihren Namen, aber auch den Herkunftsorten verloren. Manche Namen hatten für mich einen ziemlich ähnlichen Klang und ich musste aufpassen, um niemanden durcheinanderzubringen.

Fazit
Ich war richtig gespannt auf Josephine Baker und wurde schnell von ihrem Wesen in Bann gezogen. Sie ist mir nur selten unglaublich sympathisch gewesen, allerdings habe ich viel Respekt vor ihr und ihrem Werdegang, sowie ihren Überzeugungen. Ich hätte wahrlich nicht gedacht, dass ihr Charakter so vielschichtig ist und für welche Überzeugungen sie sich eingesetzt hat. Ich habe mittlerweile ein komplett anderes Bild von ihr vor Augen und bin unglaublich froh, das Buch gelesen zu haben!
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, konnte einiges dazulernen und ich bin der Geschichte mit großem Interesse gefolgt. Zwei kleine Kritikpunkte habe ich zu benennen: einmal waren mir die Dimensionen des Settings oft zu groß, zum anderen hat mir noch ein Punkt gefehlt, der das Buch herausragend macht. Ich kann nicht sagen, was mir gefehlt hat, aber so war das Buch eine tolle Lektüre, aber nur fast perfekt.

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Veröffentlicht am 31.03.2021

Romy und der Weg nach Paris

Romy und der Weg nach Paris
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Handlung
1958
Bereits mit 20 Jahren ist Romy Schneider ein Weltstar. Mit Sissi hat sie großen Ruhm erlangt, doch sie möchte auch andere Wege gehen und sich nicht nur über ihre Rolle als die Kaiserin definieren ...

Handlung
1958
Bereits mit 20 Jahren ist Romy Schneider ein Weltstar. Mit Sissi hat sie großen Ruhm erlangt, doch sie möchte auch andere Wege gehen und sich nicht nur über ihre Rolle als die Kaiserin definieren lassen. Romy möchte mehr Charakterrollen spielen und sich schauspielerisch immer wieder neu erfinden.
Während Dreharbeiten in Paris lernt Romy den mysteriösen und in der Filmbranche noch unbekannten Alain Delon kennen. Bald schon verwandelt sich die Abneigung in Liebe. Und beginnt durch kleine Fragen von ihm und seinen Freunden ihr Verhältnis zu ihrer Familie zu überdenken. Romy folgt Alain nach Paris, was die Familie absolut nicht befürwortet, sondern auch die deutsche Presse ist von diesem Schritt nicht begeistert. Und dies wirkt sich auch auf ihre Karriere aus...

Meinung
Ich mag das Cover recht gerne. Es gibt wieder eine starke Orientierung an den anderen Bänden der „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ Reihe, es werden recht zarte Farben genutzt und einige wichtige Punkte der Geschichte tauchen bereits im Cover auf. So sieht man eine Dame, die eindeutig Romy Schneider darstellen soll und die in ein zartrosa Kostüm gewandt ist, was einen weiteren Hinweis auf eine Person darstellt, die gute Ratschläge an Romy verteilt. Dazu ist im Hintergrund der Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, zu sehen, dem titelgebenden Haupthandlungsort des Buches. Und dazu wurde noch ein Auto abgebildet, was einen Hinweis auf Alain Delon sein könnte. Der Titel wurde in einem auffallenden und nicht zu knalligen Pink gehalten, der obere Teil des Romans gestaltet sich sehr simpel und einfach. Insgesamt entsteht auf diese Weise ein durch und durch rundes, ansprechendes und schönes Bild!

Von der bereits genannten Reihe habe ich bereits einige Werke gelesen, wobei vier aus der Feder von Michelle Marly stammen, welche mich bisher allesamt sehr überzeugen konnten. Aus diesem Grund schätze ich die Autorin sehr und freue mich immer wenn ich sehe, dass von ihr ein neues Buch veröffentlicht wird. Dem war auch so, als ich den Roman über Romy Schneider in der Verlagsvorschau entdeckt habe. Mir ist natürlich der Name geläufig und ich habe auch schon Filme von der Schauspielerin gesehen, allerdings habe ich über ihr Privatleben kaum Kenntnisse. Daher war es für mich nicht nur eine Möglichkeit, ein hoffentlich gutes Buch zu lesen, sondern die berühmte Persönlichkeit näher kennenzulernen. Und dafür möchte ich mich beim Aufbau Verlag bedanken, welcher mir freundlicherweise den Roman als Rezensionsexemplar zu Verfügung gestellt hat!

Das Buch wird in drei Teile gegliedert, wobei jeder Teil einem Menschen in Romys Leben gewidmet ist, der sie beruflich oder privat stark beeinflusst hat und ihr mit guten Ratschlägen und offenen Worten, aber auch mit konstruktiver Kritik zur Seite steht. Mir persönlich hat vor allem der erste, sowie der dritte Teil unglaublich gut gefallen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die bedeutende Figur in Romys Leben, um die sich der zweite Teil dreht, nicht ganz so freundlich und sympathisch fand. Er hatte eine etwas undurchschaubare Art, was einerseits zwar wirklich spannend war, gleichzeitig aber auch dazu geführt hat, dass ich ihn etwas merkwürdig und ein wenig gruselig einschätze.
Um chronologisch nicht den Überblick zu verlieren, wird am Anfang neuer Kapitel nicht nur das Datum, sondern auch der Handlungsort der folgenden Szene geschildert. So kann man genaustens beobachten, wie viel reifer und erwachsener Romy wird, wie sie die Fesseln der Gesellschaft, aber auch ihrer Erziehung ein wenig ablegt und sich mehr mit sich selbst befasst.

Ich hatte einen sehr angenehmen und leichten Start in die Geschichte. Innerhalb kurzer Zeit war ich mit der Ausgangssituation, den Personen und der Sprache vertraut und konnte mich leicht auf die folgenden Ereignisse einlassen. Ich war sehr gespannt auf die weiteren Kapitel und bin durchweg flüssig und ohne Probleme durch die Handlung gekommen. Das liegt unter anderem auch an der sehr gut umschreibenden, recht einfachen und lebendigen Sprache, die von der Autorin genutzt wurde. Ich konnte mir viele Aspekte der Geschichte richtig gut vorstellen, sowohl verschiedene Settings, als auch die Personen standen mir vor Augen und ich mochte es, was für eine Erzählsituation dadurch entstand. Denn in vielen Kapiteln habe ich mich wie jemand gefühlt, der während der folgenden Szene anwesend ist und alles genaustens beobachten kann. Sei es das Setting oder die Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Figuren. Ganz vieles konnte ich mir sehr bildhaft und farbenfroh vorstellen, was einfach nur besonders war.
Um die Sprache aufzulockern, aber auch um noch den Figuren noch mehr Persönlichkeit zu bieten, wurde für einige Personen häufig ein Hauch von französischen oder englischen Worten genutzt. Das war ein passendes und nettes Detail, es hat stets gut gepasst und kommt nicht zu gehäuft oder üppig vor. Außerdem spricht Romy manchmal mit ein klein wenig Dialekt, was ich irgendwie sehr knuffig fand. Das hat definitiv dazu beigetragen, dass ich von ihr einen so freundlichen und netten Eindruck erhalten habe.
Außerdem wurde sehr darauf geachtet, dass man als Leser die Entscheidungen von Romy, mitsamt ihren Gedanken und auch Gefühlen, die damit einhergehen, gut nachvollziehen kann. Immer wieder wird darauf eingegangen und man kann genau verfolgen, was sie gerade fühlt, denkt, welche Ängste und Sorgen, aber auch Glücksmomente sie erlebt. Das führt dazu, dass ich der Geschichte sehr gut folgen konnte, für mich alles schlüssig und glaubhaft erscheint. Dennoch hat es leider nicht dazu geführt, dass ich Romy als sehr lebendigen und sympathischen Charakter empfand, mir war es nicht möglich, eine Bindung zu ihr aufzubauen.

Von den verschiedenen Settings bin ich sehr begeistert. Insgesamt kommt eine Vielzahl an Handlungsorten vor, die sowohl in Deutschland, als auch in Frankreich verortet sind. Sie erhalten mal mehr, mal weniger genaue Beschreibungen, teilweise kann man auch gut seine Fantasie einsetzen. Jeden einzelnen konnte ich mir wirklich gut und lebhaft vorstellen, ein jeder Ort hat eigene Dynamiken bekommen.
Besonders hat es mir gefallen, wie die Wohnorte von Romy, allen voran ihr Elternhaus beschrieben wurden. Diese Gebäude hatten etwas sehr einladendes und freundliches an sich, ich mochte die Ruhe, die mit ihnen einhergeht und auch die normale Romy, die einfach so agiert, wie sie es möchte und nicht auf mögliche Kameras achten muss. In diesen Kapiteln geht das Setting also deutlich mit der Stimmung einher.
Im Roman tauchen allerhand verschiedene Stimmungen auf, allen voran Romy Schneider durchläuft alle Emotionen und erlebt sowohl freudige und aufregende, als auch traurige und wütende Momente. Hier wird das ganze Spektrum geboten, was Romy, aber auch die anderen Personen menschlich macht.

Abgesehen von sehr sehr wenigen Fakten über Romy Schneider bin ich komplett ahnungslos an die Geschichte rangegangen. Ich konnte zwar einordnen, wie alt sie ungefähr geworden ist und in welchen bekannten Filmen sie mitgespielt hat, allerdings war es das auch schon. Daher war ich natürlich sehr gespannt auf die Handlung und finde auch, dass die Spannung für meinen Geschmack auf einem guten Niveau war. Schließlich wusste ich nicht, welches Kapitel Romy als nächstes in ihrem Leben angeht und wurde daher häufig überrascht und empfand die Geschichte als spannend!

Eigentlich haben die Protagonisten eine gute und abwechslungsreiche Zeichnung erhalten. Ihnen wurden viele Facetten zugeordnet, sie zeigen Emotionen und sie sind keineswegs stereotyp. Manche treten etwas geheimnisvoll und eigen auf, es hat Spaß gemacht, die Figuren zusammen mit Romy kennenzulernen. Aber obwohl sie normalerweise perfekte Voraussetzungen dafür hatten, dass man die Personen als lebendig und meist auch sympathisch wahrnimmt, konnte ich mich nur schwer mit ihnen anfreunden. Ich fand sie in Ordnung, hatte aber bei keinem Charakter das Verlangen, ihn persönlich kennenzulernen. Und das hat mich vor allem bei Romy Schneider gestört. Eigentlich ist sie so eine interessante Person und hat vieles erlebt und eine spannende Karriere hingelegt. Aber auch mit ihr wurde ich nicht warm und konnte dementsprechend auch nicht mit ihr mitfühlen. Das empfand ich als sehr schade, schließlich ist Romy die Hauptperson des Buches und mir ihr verbringt man während des Lesens unglaublich viel Zeit...

Sehr überzeugen konnte mich das Nachwort. Dieses war umfangreich, es gibt einige Einblicke in die Entstehung des Romans, sowie in das Privatleben und die weitere Karriere von Romy Schneider. Anhand dessen kann man sich ein gutes Bild davon machen, wie ihr weiteres Leben verläuft und mit welchen Freunden, aber auch Sorgen sie gelebt hat. Ein sehr informatives Ende des Buches, welches mir gut gefallen hat!

Fazit
Ich hatte wirklich schöne Lesestunden mit dem Roman und habe allerhand Neues über Romy Schneider und ihr Leben lernen können. Das hat wirklich Spaß gemacht und auch deshalb konnte ich der Handlung so problemlos und flüssig folgen. Und natürlich spielen in diesen Punkt noch zahlreiche andere Fakten mit rein, angefangen bei der Schreibweise, über die Spannung bis hin zum Setting. In fast allen Punkten konnte ich überzeugt werden. Lediglich mit den Figuren bin ich nicht ganz warm geworden. Ich kann nicht genau benennen, was mir gefehlt hat. Aber irgendwie wurden sie mir einfach nicht sympathisch, ich konnte mit ihnen nicht mitfühlen und keine Bindung aufbauen. Das war zwar irgendwie schade, trotzdem hinterlässt der Roman bei mir einen sehr guten und interessanten Gesamteindruck!

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Das Dünencafé

Das Dünencafe
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Handlung
Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. ...

Handlung
Hinter Deutschland und seinen Bewohnern liegen harte Zeiten. Der Krieg, die Inflation, allerhand Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen. Daher sind kleine Fortschritte schon ein großer Erfolg. Moike Jacobsen ist unendlich glücklich, als im Jahr 1923 ihr Hotel, aber auch ihr kleines Café wieder im alten Glanz erstrahlen und es immer mehr Lichtblicke am Horizont gibt. Allerdings sind diese nur selten familiärer Natur. Moiken hört immer weniger von ihrer Tochter Emma, die mit ihrem Vater und Moikens erster großer Liebe Boy nach Berlin gezogen ist. Die Briefe werden seltener, die Sorgen größer. Und da es sich herumspricht, welche Auswirkungen die Inflation in den Städten auslöst, macht sich Moiken auf den Weg nach Berlin, um nach ihrer Tochter zu suchen.

Meinung
Ich mag das Cover gern. Es wird eine idyllische Szene gezeigt, eine Dame steht auf einer Düne, betrachtet den Strand, das Meer, sowie einen kleinen Pavillon. Sie ist recht sommerlich und leicht gekleidet, könnte vielleicht Moiken, vielleicht aber auch ihre Tochter Emma darstellen, sie besitzt eine aufrechte Haltung und wirkt auf den ersten Blick elegant.
Der Himmel wurde in unterschiedlichen Schattierungen gestaltet, er geht von einem hellen, ganz leicht rotstichigen Ton in ein dunkleres Blau über, vielleicht werden hiermit kommende, schwerere Zeiten angedeutet? Insgesamt ein stimmiges und schönes Bild, es ist farbenfroh und idyllisch, mir gefällt es gut!

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich den ersten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald gelesen und seitdem geduldig auf die Fortsetzung gewartet. Mir hatte der Auftakt wirklich gut gefallen, lediglich Kleinigkeiten habe ich ein wenig bemängelt, die mein Interesse am zweiten Teil allerdings nicht getrübt haben. Und als ich das Buch erstmals in der Verlagsvorschau gesehen und die dazugehörige Inhaltsangabe durchgelesen habe, war ich sehr gespannt auf die kommenden Geschehnisse und habe mich auf den Roman gefreut. Daher möchte ich mich herzlich beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Wie gerade eben schon angesprochen ist es für mich ein Jahr her, seitdem ich „Die Strandvilla“ gelesen habe. Deshalb waren mir nicht mehr alle Details im Gedächtnis und gerade auf den ersten Seiten musste ich ab und an ein wenig überlegen, wie die Zusammenhänge sind und was im Vorgängerband geschehen ist. Glücklicherweise wurde manches Erlebnis kurz angesprochen, was bei mir bewirkt hat, dass mir direkt mehrere Informationen und Geschehnisse wieder eingefallen sind. Somit hatte ich im Nachhinein betrachtet einen überraschend guten und einfachen Start in die Geschichte, schon nach kurzer Zeit hatte ich keine Probleme mehr damit, mich auf die Handlung einzulassen und konnte mich vollkommen auf die Personen, das Setting und die Ereignisse einlassen.

Auch diesmal wieder brauchte ich ein paar Seiten, um mich mit der Sprache anzufreunden. Ich kann selbst nicht genau benennen, weshalb. Als ich mich jedoch einmal damit zurechtgefunden hatte, ließen sich die Zeilen problemlos und flott lesen. Es gibt ganz wundervolle Beschreibungen des Settings, immer wieder werden historische Fakten eingebunden, die einzelnen Situationen und Geschehnisse werden authentisch und mit lebendigen Farben beschrieben. Jede einzelne Handlung der Personen ist nachvollziehbar und erscheint realistisch. Zudem kennt man als Leser oft ein paar Hintergrundinformationen, die den Protagonisten nicht bekannt sind, man ist ihnen also im Vorteil und kann daher manche Handlungen deutlich besser einschätzen und bewerten.

Als Erzähler gibt es einen allwissenden, der verschiedene Positionen einnimmt, wohldosiert Informationen preisgibt, gleichzeitig aber auch viele Geheimnisse für sich behält und diese erst nach und nach lüftet. So entsteht eine abwechslungsreiche, spannende und oft überraschende Geschichte, die in vielen Punkten dazu anregt, weiterlesen zu wollen.
Besonders mochte ich es, dass es mehrere Erzählperspektiven gibt, die ein großes Bild der Handlung, der Personen und der Ereignisse entstehen lässt. Aus mehreren Sichtweisen lässt sich die Geschichte verfolgen, man lernt verschiedene Menschen mit eigenen Zielen kennen und kann sich an vielen Stellen im Buch über ihre Gefühle und Gedanken einen Eindruck verschaffen. Anhand der vielfältigen Erzählung bekommt man zudem mehrere Blicke auf die Figuren, kann Handlungen besser einschätzen und der gesamte Roman wirkt am Ende rund und stimmig.
Drei Perspektiven nimmt der Erzähler diesmal ein. Einmal, und ihre Kapitel nehmen den größten Platz ein, verfolgt man Moiken auf ihrem Weg, das Hotel wieder in Schwung zu bringen, aber auch den Kontakt zu ihrer Tochter Emma wieder herzustellen. Dann lernt man in einigen Abschnitten Emma besser kennen und kann sich von der jungen Frau und ihrem Blick auf verschiedene Angelegenheiten ein Bild machen. Und als letztes gibt es noch Adam von Baudissin, den Kopf hinter dem Bau des Hindenburgdamms. Anhand von seinen Kapiteln lernt man vieles über die Entstehung des Damms und die Hintergründe über Kritiker und Befürworter.

Ich finde, dass die Spannung in einem guten Umfang vorhanden ist. Sie hat immer ein wenig variiert, war mal mehr, mal weniger zu spüren und hat an vielen Textstellen dazu beigetragen, dass ich über eine weitere mögliche Fortsetzung der Ereignisse nachgedacht habe.
Nicht jedes Geheimnis wird sofort aufgelöst, sodass man als Leser dazu aufgefordert wird am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Bei mir ist dies wahrlich gut gelungen und oft wollte ich das Buch gar nicht aus der Hand legen. Zudem waren einige markante Punkte deutlich erkennbar, in denen die Spannung stark anstieg, es gibt aber nie zu viel Dramen.
Besonders gut gefallen hat mir der Wechsel von aufregenden und ruhigen Kapiteln. So erscheint die Handlung nie zu hektisch und aufregend, sondern man kann auch einen Blick auf das normale, alltägliche Leben der Personen erhaschen. Dadurch gab es sehr natürliche Sichten auf die Personen und die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, weshalb die Geschichte als authentisch daherkam.

Einige stimmungsvolle Szenen wurden in die Handlung eingebunden, diese fallen nicht zu üppig aus. Meist wird die Geschichte stattdessen ziemlich nüchtern und klar geschildert, wo die Gefühle und Empfindungen eine nicht so große Rolle spielen. Zwar wird manchmal erwähnt, was die Personen gerade fühlen, allerdings hat sich dies nie auf mich übertragen. Daher fiel es mir auch schwer, die Personen zu mögen und zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Ich habe zwar Respekt davor, was sie leisten und durchleben, allerdings verspüre ich nicht den Wunsch, die Figuren kennenzulernen.

Ganz traumhaft beschrieben ist das Setting, allen voran all die Handlungsorte von Sylt. Diese erweisen sich als vielfältig, man lernt unterschiedliche Ecken der Insel kennen und sie sind allesamt einfach nur gelungen. Ganz oft hatte ich viele bunte Bilder der einzelnen Orte vor Augen und habe mir so sehr gewünscht, genau jetzt ebenfalls dort zu sein und einige Tage zu verleben. Egal, ob es sich um die Landschaft, die Gebäude oder einzelne Räume handelt: Allesamt wurden sehr lebendig und bildhaft beschrieben und haben ein rundes und schönes Bild von Sylt ergeben.
Spannend war des außerdem, dass es auch einige Kapitel gibt, die in Berlin spielen. Hier wird ein deutlicher Unterschied zwischen der aufregenden Großstadt und der eher beschaulichen und ruhigen Insel deutlich spürbar. Zudem haben die Abschnitte in Berlin ihre ganz eigene Dynamik gehabt und dies hat sich auch auf die Beschreibung des Settings ausgewirkt.

In die Handlung rund um Moiken, Emma, Boy und viele andere wurden auch einige historische Geschehnisse und Details eingebunden. Diese erstrecken sich über verschiedene Themenbereiche, über die, bereits erwähnte, Errichtung des Hindenburgdamms, über die Inflation der 1920er Jahre bis hin zu den Nachwirken des Krieges, aber auch über allerhand politische Entwicklungen. Anhand all dieser Themen bekommt man als Leser einen Überblick über die Gesamtsituation in Deutschland und kann sich von allerhand Punkten, die die Bevölkerung beschäftigen, einen Eindruck verschaffen.
Im Nachwort werden ganz viele Aspekte des Romans nochmals aufgegriffen und anhand dessen kann man sehr gut schauen, wie viel Realität und Wirklichkeit im Buch steckt. Man erhält einige Hintergrundinformationen, die bei mir bewirkt haben, dass ich das Gelesene nochmals Revue passieren lassen habe und dadurch am Ende eine runde und stimmige Geschichte entsteht. Zudem wird so die hervorragende und ausführliche Recherchearbeit der Autorin sichtbar, die einfach tadellos und bewundernswert ist!

Wie schon im ersten Band hatte ich auch diesmal wieder einige Probleme damit, zu den Figuren eine Bindung aufzubauen. Sie haben zwar abwechslungsreiche Wesen mit einzigartigen Merkmalen erhalten, was einen hohen Wiedererkennungswert geboten hat. Und auch die Anzahl der Protagonisten empfand ich als sehr angenehm und eingängig. Allerdings haben mir noch ein Hauch mehr Lebendigkeit, ein paar mehr sympathische Züge gefehlt, um sie zu mögen und mit ihnen mitzufiebern. Sie haben mir zu wenig Tiefe und Facetten gezeigt, von vielen hat man nur eine Seite gesehen, dabei wäre es auch interessant gewesen, weitere Aspekte und Stimmungen von ihnen kennenzulernen.

Fazit
Gesamt betrachtet war es ein wirklich schöner Roman. Es wurden viele historische Ereignisse einbezogen, das Setting war ein Träumchen, die Sprache sehr angenehm und die Spannung sehr häufig spürbar. Und all das hat dazu geführt, dass ich diesen zweiten Band der Insel-Saga von Sina Beerwald sehr gern gelesen habe und das Buch noch besser und runder empfinde als den ersten Band. Mein größter Kritikpunkt ist lediglich der, dass mir die Personen nicht lebendig genug waren und ich ein paar Problemchen bei der Annäherung zu ihnen hatte. Allerdings hat mir dieser Punkt die Freude an dem Roman nicht geraubt und ich freue mich wirklich sehr auf den dritten Teil der Reihe!

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Die Sterne über Falkensee

Die Sterne über Falkensee
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Handlung
Westpreußen 1925
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen sind Isabella von Bargelow und der Kaufmann Julius Kirchner voneinander fasziniert. Deshalb fackeln sie auch nicht lange, sondern geben ...

Handlung
Westpreußen 1925
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen sind Isabella von Bargelow und der Kaufmann Julius Kirchner voneinander fasziniert. Deshalb fackeln sie auch nicht lange, sondern geben nach kurzer Zeit ihre Verlobung bekannt, auch die Hochzeit folgt bald. Und anfangs scheint das Glück vollkommen zu sein. Bis Isabella ihren Mann immer besser kennenlernt, sie nicht mehr so viele Freiheiten wie zuvor besitzt und sich Julius der NSDAP anschließt. Vor allem dies betrachtet die junge Frau, aber auch ein Teil ihrer Familie, kritisch. Trotzdem hofft Isabella auf die Einsicht ihres Mannes und hält ihm die Treue. Bis sie im Gutshaus der von Bargelows eine Fremde entdeckt. Isabella ist schockiert, scheint die Fremde doch die Geliebte ihres Mannes zu sein. Sie möchte die Wahrheit erfahren, die allerdings einige Folgen für sie und ihre Familie hat. Und bald muss Isabella genau schauen, was sie sich für ihr weiteres Leben wünscht, um sich, aber auch ihre Lieben und die Heimat zu schützen...

Meinung
Ich finde das Cover sehr ansprechend, es ist farblich stimmig und beherbergt wunderschöne kleine Details wie die Vögel am Himmel oder ein strahlendes Blumenbett. Es besitzt einen ähnlichen Aufbau wie das des ersten Bandes, ebenfalls ist eine Dame zu sehen, die ein Gutshaus anblickt, welches diesmal durch den Nebel nicht so scharf heraussticht. Der Himmel hat eine sehr interessante Farbgebung, was für mich zusammen mit dem Titel das Highlight des Covers darstellt. Insgesamt ein sehr gelungenes und schönes Bild!

Im September letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher einfach nur toll war. Es war für mich ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe es sehr geliebt, das Buch in die Hand zu nehmen und gedanklich zu den von Bargelows nach Westpreußen zu reisen. Und weil mich die Geschichte so begeistert hat, stand Band zwei ganz weit oben auf meiner Wunschliste und ich habe mich unglaublich gefreut, weiteres von der Familie zu erfahren und zu schauen, wie sich Gut Falkensee entwickelt. Daher war ich natürlich sehr dankbar, das Buch als Rezensionsexemplar vom Verlag zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Am Anfang der Kapitel gibt es kleine, aber sehr hilfreiche Details. Hier wurde stets vermerkt, aus welcher Sichtweise die folgenden Seiten beschrieben wurden, außerdem gibt es die Information, an welchem Ort sich die Handlung befindet und es gibt eine grobe Zeitangabe, meist bestehend aus dem Monat und dem Jahr. Zudem wird auch vermerkt, wie viel Zeit seit dem letzten Kapitel vergangen ist, wodurch sich Zeitsprünge gut erkennen lassen. So ist es auch möglich, zu schauen, wie alt die Personen mittlerweile sind und welche historischen und politischen Ereignisse im Folgenden kommen könnten. Ich mochte es sehr, dass diese Informationen eingebunden und genannt wurden, mir hat es das Lesen erleichtert und es hat zu einer runden Geschichte beigetragen!

Ich hatte einen überraschend leichten Start in die Geschichte. Mir waren zwar nicht mehr alle Details aus dem ersten Teil im Gedächtnis, einiges ist mir allerdings während des Lesens wieder eingefallen. Zudem muss ich sagen, dass der Roman ziemlich frei nach dem Auftakt einsetzt und es nicht so ganz schlimm ist, wenn einem nicht jede Handlung präsent war. Trotzdem empfinde ich es als hilfreich, den ersten Band bereits gelesen zu haben, erst so machen viele Aussagen Sinn.
Auf jeden Fall hatte ich keinerlei Probleme damit, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Das Setting, aber auch die Personen und die allgemeine Situation waren mir nach wenigen Seiten vertraut, es gibt einen recht ruhigen, keineswegs aber langweiligen Start und man kann sich auf den ersten Seiten ein solides Bild von verschiedenen Punkten machen. Und obwohl das Buch recht gemächlich beginnt, nehmen die Ereignisse schnell an Fahrt auf, es tauchen überraschende Wendungen auf, wovon die Spannung stark profitiert.
Ich wurde von dem Inhalt schnell in seinen Bann gezogen, wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und dringend mehr über das Leben auf Gut Falkensee erfahren. Daran hatte die Sprache viel Anteil, sie ist bildhaft und ausschweifend, gibt gute Eindrücke von den Situationen, dem Setting und allen voran von den Protagonisten. Sie wurde nicht zu hochtrabend, aber auch nicht zu einfach gehalten, ließ sich durchweg sehr flüssig und fein lesen und gibt lebendige Einblicke in die Gedanken der Personen, teils werden Gefühle näher benannt, aber auch in die Lebensweisen und Ziele der Figuren. Das allein trägt dazu bei, dass ich das Buch sehr gern in die Hand genommen habe und mit dem Lesen nicht aufhören wollte.

Vor allem im Bezug auf den aufkeimenden und immer mehr an Macht gewinnenden Nationalsozialismus habe ich starke Stimmungen wahrgenommen, aber auch die Figur des Justus hat bestimmte Emotionen hervorgerufen. Bei ihm variiert die Stimmung sehr, je mehr er sich wandelt, desto negativer wird seine Aura und desto weniger sympathischer finde ich seinen Charakter. Das ist eine sehr interessante Entwicklung, da ich Julius anfangs doch ziemlich freundlich und angenehm empfand.
Im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus tauchen nur negative Stimmungen auf, es lässt sich hautnah miterleben, wie sich viele Anhänger der NSDAP in die Politik reingehangen haben und keine anderen Meinungen zugelassen haben. Oft tauchten hier beklemmende Züge auf, die sehr lebendig zeigen, mit was für Ängsten Teile der Bevölkerung damals leben mussten.
Freudige Stimmungen tauchen eher selten auf, was ich aber absolut in Ordnung finde. Meiner Meinung nach hat die Geschichte einen recht ernsten Unterton und Hintergrund, weshalb ich die Stimmung als sehr gelungen empfinde.

Nicht nur im Zusammenhang mit der Politik und den Parteien, sondern auch mit den Rechten der Frauen, der Dienerschaft und der Führung eines Gutes wurden allerhand historische Informationen wohldosiert in die Geschichte eingebunden. Diese wurden geschickt in die Handlung eingebunden, sie tauchen nicht zu häufig, aber auch nicht zu selten auf und vermitteln ein solides Bild der Gesellschaft. Hier gibt es vielfältige Details über verschiedenste Dinge, wodurch man letztendlich ein rundes und interessantes Bild der Zeit erhält, man kann die Sorgen und Hoffnungen, aber auch Ängste der Bevölkerung nachvollziehen und bekommt Einblicke in verschiedene Lebensweisen. Sowohl die Herrschaft von Gut Falkensee, als auch eine Person der Dienstbotenabteilung kommen zu Wort und geben allerhand Einblicke in ihre täglichen Aufgaben und ihr Denken über Entwicklungen jeglicher Art. Es gibt also eine angenehme und die eigentlichen Ereignisse nicht übertrumpfende Anzahl an historischen Informationen, die ich sehr angenehm empfand und die der Handlung viel Bodenständigkeit und Authentizität verliehen hat.

Insgesamt erstreckt sich die Handlung auf elf Jahre, die teilweise wie im Fluge vergehen. Nicht jedes einzelne Ereignis wird genaustens beschrieben, immer wieder gibt es zeitliche Sprünge, die die Handlung kürzen, knackig machen und Längen verhindern. Und obwohl teils Monate und Jahre übersprungen werden, hatte ich doch nie das Gefühl, etwas zu verpassen oder Informationen nicht zu erhalten. Stets erfährt man kurz, was in der Zeit für die weitere Handlung wichtiges passiert ist, weshalb man letztendlich immer gut informiert ist.

Als Erzählinstanz wurde ein allwissender Erzähler genutzt, der dem Leser allerhand Informationen gibt, aber auch eindeutig welche verschweigt und damit erst nach einiger Zeit rausrückt. Auf diese Weise hält er die Spannung oben und regt außerdem dazu an, immer weiterlesen zu wollen. Zudem kann man sich viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten der Protagonisten machen, gerade bei Isabelle fällt dies stark auf, was zu lebendigen und authentischen Charakteren führt.
Der Großteil der Handlung wird aus Isabellas Sichtweise beschrieben, von ihr kommen die meisten Kapitel und man lernt sie am besten kennen. Man folgt der jungen Frau über ganze elf Jahre, kann dabei beobachten, wie sie sich entwickelt, welche Wandlungen sie durchmacht und wie sie verschiedenste Situationen ernster und reifer als noch am Anfang angeht und betrachtet.
Dazu gibt es noch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten. Anhand derer kann man sich von ihnen ein besseres Bild machen, manche Motivationen und folgende Handlungen besser verstehen. Außerdem kann man die Charaktere aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen und die Gesellschaft besser betrachten und einschätzen. Hier nimmt der Erzähler unter anderem auch die Position einer Dame an, die auf Gut Falkensee arbeitet und man erhält kleine Einblicke in ihre täglichen Aufgaben, als auch ihre privaten Sorgen und einen Blick auf ihre Arbeitgeber. Diese Sichtweisen, vermischt mit denen der Familie von Bargelow, erlauben es sich einen guten Eindruck von der Gesellschaft zu machen. Letztendlich sind alle Erzählstränge miteinander verbunden und verstärken den Eindruck einer durch und durch stimmigen Geschichte.

Das Setting, an welchem man als Leser die meiste Zeit verbringt ist eindeutig das Gut Falkensee. Hier findet ein Großteil der Handlung statt, man lernt unterschiedliche Orte des Gutes kennen und kann sich einen soliden Eindruck darüber verschaffen, wie dieses aufgebaut ist. Dabei finde ich es sehr bemerkenswert, wie ein jeder Handlungsort mit mal mehr, mal weniger detailreichen Beschreibungen versehen wurde, letztlich aber alle sehr bildhaft sind und bei vielen hatte ich deutliche und mal mehr, mal weniger farbenfrohe Bilder vor Augen. Dies hing meist ein wenig mit der Stimmung zusammen, die jeweils mit einigen Protagonisten verbunden war. Auf jeden Fall hat jedes Setting, egal, wie viele Szenen dort stattfinden, eine gute und ordentliche Zeichnung erhalten, was zusammengefasst ganz viele feine Handlungsorte ergibt.

Es treten allerhand Personen auf und trotzdem hatte ich absolut keine Probleme damit, sie wiederzuerkennen und mir ihre Namen, als auch Berufe oder gesellschaftliche Stellungen zu merken. Einem jeden wurden vielfältige Merkmale zugeordnet, die sie einzigartig machen und die dabei helfen, dass sie so eingängige Charaktere erhalten haben.
Zudem mochte ich es sehr, dass viele Protagonisten mehrere Facetten ihrer Person gezeigt, sie sich entwickelt und gewandelt haben und erwachsener, teils auch weiser und souveräner geworden sind. Das ist in Anbetracht der langen Handlungszeit sehr wichtig und bei jedem Protagonisten zeigt sich ein reiferes Bild als am Anfang. Das wirkte sich auf eine lebendige und authentische Darstellung der Personen aus, die sehr gut durchdacht ist und mich, bis auf eine Person, überzeugen konnte.
Ich mochte die Vielfalt und Abwechslung, die aufgetreten ist, man konnte sich von der Gesellschaft einen Eindruck verschaffen und außerdem beobachten, wie das Leben auf einem Gut ist, welche Pflichten anfallen und wie das Verhältnis der Gutsleute mit den Angestellten ist. Es entsteht ein rundes Bild, was mir sehr gut gefallen hat!

Ganz lange Zeit war mein Eindruck vom Buch sehr positiv und ich habe mich schon darauf gefreut, ihm eine Fünf-Sterne-Bewertung geben zu können. Bis ich bei den letzten ungefähr 70 Seiten angekommen bin. Da war für mich ein wenig die Luft raus, die Spannung war nicht mehr so stark vorhanden und zudem kommt hier eine Person deutlicher ins Spiel, die zwar sympathisch scheint, aber auch ein wenig zu positiv. Ich will über diesen Charakter nicht zu viel verraten, um niemanden zu spoilern, allerdings konnte ich mich mit ihr nicht recht anfreunden. Der Protagonist war freundlich, an ihm gibt’s nichts negatives zu benennen, allerdings zeigt er nur ein Gesicht von sich, ihm fehlt es ein wenig an Vielfalt und ich hätte mir gewünscht, dass er mehr Facetten von sich zeigt. Die Person, aber auch die verpuffte Spannung hat meinen eigentlich grandiosen Eindruck ein wenig geändert. Ich hatte zwar immer noch viel Freude beim Lesen und war daran interessiert, wie die Geschichte ausgehen wird, allerdings hatte sich meine bisherige Begeisterung etwas gelegt.

Fazit
Ach, was war es schön, wieder Gut Falkensee zu besuchen und einige Zeit in diesem wundervollen Setting zu verbringen. Und lange Zeit hat wirklich alles gepasst, angefangen von der Sprache, über die Personendarstellung, die Handlungsorte, die historischen Hintergründe. Ich hatte ganz viel Spaß beim Lesen, bin flüssig und problemlos durch die Geschichte gekommen und wurde oft von den Wendungen überrascht.
Bis dann die letzten ungefähr 70 Seiten angebrochen sind und ich leider von den Ereignissen nicht mehr so gefesselt wurde wie es bisher der Fall war. Das hat mich wirklich traurig gemacht, schließlich war ich bis dahin stark vollkommen begeistert und hatte gedanklich schon reinste Lobeshymnen formuliert. So ist das Buch für meinen Geschmack nicht ganz perfekt, aber trotzdem sehr empfehlenswert und spannend. Und deshalb freue ich mich bereits jetzt sehr auf den dritten Band der Reihe und werde die Augen offen halten, um keine Information darüber zu verpassen!

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Das Savoy - Geheimnisse einer Familie

Das Savoy - Geheimnisse einer Familie
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Handlung
London 1940
Auch für die Hotelbesitzerin Violet Mason und ihr Savoy Hotel ist der Krieg nicht leicht. Nicht nur haben auch sie und die Gäste Angst vor Luftangriffen, sondern das Savoy wurde ebenfalls ...

Handlung
London 1940
Auch für die Hotelbesitzerin Violet Mason und ihr Savoy Hotel ist der Krieg nicht leicht. Nicht nur haben auch sie und die Gäste Angst vor Luftangriffen, sondern das Savoy wurde ebenfalls zum Schauplatz weltpolitischer Intrigen, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen. Dennoch ist Violet bemüht, den Gästen den gewohnten Luxus zu bieten, ganz besonders der Besuch des britischen Königs soll unvergesslich werden. Auch in Violets Privatleben passiert allerhand, sie erwartet ein Kind von ihrem Liebsten, der allerdings verheiratet ist und dessen Frau eine nicht unbedeutende Stellung am Buckingham Palace einnimmt. Turbulente Zeiten stehen für das Savoy, aber auch für Violet bevor...

Meinung
Beim Cover gibt es wieder eine starke Orientierung an denen der ersten beiden Bände. Es liegt ein recht schlichtes Bild vor, der Hintergrund wurde weiß gehalten, dazu gibt es noch einige grüne und blaue Details. Die untere Hälfte wird von einer Stadtszene eingenommen, im Hintergrund sieht man einige Gebäude, im Vordergrund eine Dame mit einem Kind ( mir fällt gerade auf, dass es bei den zwei Menschen einen starken Bezug zur Handlung gibt, was ich sehr mag!) Die Gebäudeanordnung ist bereits von den anderen Covern der Reihe bekannt, es handelt sich hierbei um das titelgebende Savoy, welches sehr schick und edel, einladend und äußerst eindrucksvoll wirkt.
Insgesamt ein stimmiges und schönes Cover, mir gefällt es richtig gut und es hebt sich durch die ausgewählten und unauffälligen Farben stark aus der Menge hervor.

Mir sind die ersten beiden Teile der Reihe bekannt und ich empfand sie unglaublich spannend und stimmungsvoll. Nicht nur die Handlung hat mir gut gefallen, auch die Darstellung des Hotels mit seinen ganzen Räumen, aber auch den Mitarbeitern und der alltäglichen Arbeit hat mich überzeugen können. Und da ich gerne mal einen Roman lese, der in einem Hotel spielt und man sehr starke Einblicke in das Leben der Mitarbeiter und Hoteliers bekommt, wollte ich mir den dritten Band auf keinen Fall entgehen lassen. Zumal ich natürlich wissen wollte, was die Protagonisten noch erleben werden und wie die ganze Geschichte weitererzählt wird. Daher habe ich mich sehr gefreut, das Buch vom Aufbau Verlag zur Verfügung gestellt zu bekommen, wofür ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Ich finde es ein wenig schade, dass zwischen den Erscheinungsterminen der einzelnen Bände doch so viel Zeit liegt. Band eins hatte ich im August 2019 gelesen, Band zwei dann im September 2020. Daher muss ich ehrlich zugeben, dass mir einige Details und Geschehnisse aus den vorherigen Bänden entfallen sind und mir die Personen nicht mehr so präsent waren, wie anfangs gedacht. An die wichtigsten Figuren, allen voran Violet habe ich noch einige Erinnerungen, aber manche Nebenprotagonisten habe ich tatsächlich nicht wiedererkannt.
Und obwohl ich dadurch eigentlich gedacht hatte, dass ich einen nicht so leichten Start in die Geschichte haben werde, habe ich mich stark getäuscht. Obwohl mir vieles nicht mehr präsent war, fiel mir der Einstieg viel leichter als gedacht und nach wenigen Seiten kamen dann auch direkt wieder ein paar Erinnerungen wieder oder der Autor hat manches angedeutet, was in den vorherigen Teilen geschehen ist. Dadurch hatte ich mich schnell an die Situation gewöhnt und bereits nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte wieder gefangen genommen. So stark, dass ich für die rund 400 Seiten lediglich wenige Stunden benötigt habe, ehe das Buch ausgelesen war und ich mich nun gedulden muss, bis Band vier dann voraussichtlich Anfang nächsten Jahres erscheinen wird.

Die interessante Handlung hat mir von der ersten Seite an wieder sehr gut gefallen und die angenehme und bildhafte Schreibweise hat ihr Übriges getan, dass ich so flüssig und problemlos durch die Geschichte gekommen bin. Sie gibt mit wenigen Worten die Charaktere der Figuren, genaue Zeichnungen des Settings oder politische Angelegenheiten wieder und lässt eine bildreiche und kurzweilige Story entstehen. Bereits nach wenigen Seiten war ich von der Geschichte gefangen genommen und konnte mir zahlreiche Aspekte genau vorstellen und habe Überlegungen dazu angestellt, was im weiteren Verlauf noch geschehen könnte.

Meiner Meinung nach befand sich die Spannung auf einem soliden und guten Niveau. Immer wieder tauchen kleine Andeutungen auf, die mich aufmerksam gemacht haben und hinter denen ich ein größeres Geheimnis erwartet hatte, was sich letztendlich auch so bewahrheitet hat. Allerdings muss ich sagen, dass die Handlung an keiner Stelle vorhersehbar war, oft geschahen unvorhersehbare Ereignisse, die immer wieder neuen Schwung in die Geschichte bringen. Daher war es mir unmöglich, einen weiteren Fortgang der Geschehnisse zu bestimmen, immer wieder gingen meine Vermutungen ins Leere und ich wurde von Wendungen überrascht. Das mochte ich sehr, die Spannung hat unter anderem dazu beigetragen, dass ich den Roman so fix ausgelesen habe.

Im Buch werden einige historische Details behandelt. Sei es der Zweite Weltkrieg mit seinem Fortgang und den Spionagemethoden, die Folgen des Krieges für das Savoy oder die britische Königsfamilie und ihr Ansehen. Allerhand Themen werden angesprochen und oft auch ausführlich und ziemlich genau behandelt, weshalb man in verschiedene Bereiche Einblicke bekommt und sich anhand derer ein solides Bild machen kann.
Ganz besonders empfand ich es, dass diesmal auch mehr historische Persönlichkeiten aufgetaucht sind, allen voran der König von England. Seine Darstellung war sehr besonders und eindrucksvoll, zudem mag ich es, dass mit ihm eine Person ins Spiel kommt, die tatsächlich gelebt hat. Für mich hat es die Handlung noch greifbarer gemacht, es hat gut zur Geschichte gepasst und die Auftritte des Königs kamen nicht zu häufig vor, sodass das Savoy und Violet noch immer eindeutig im Fokus standen.

Auch diesmal gibt es wieder einen allwissenden Erzähler, der sich in verschiedene Personen hineinversetzt und dem Leser dadurch viele Einblicke und Hintergrundinformationen vermittelt. Er ist stets bestens über Heimlichkeiten, aber auch Ziele und Motivationen der Personen informiert, was es sehr einfach macht, der Handlung zu folgen. Viele Themen führen wie ein roter Faden durch die Geschichte und tauchen immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen auf.
Durch die vielfältigen Perspektiven bei der Erzählung gibt es einen breiten Überblick über die Geschehnisse, Verbindungen lassen sich sehr fein erkennen, man erhält einen besseren Blick auf die Protagonisten und kann sich von ihnen ein genaueres Bild machen. Dabei fand ich es sehr interessant, wie manche Personen nur Handlager und Mittel zum Zweck sind, um anderen Personen den Weg zu ebnen und zu welchen Mitteln gegriffen wird. Man bekommt Informationen und Blicke auf unterschiedliche Lebensweisen und Hoffnungen, über politische Ansichten und Motive, es entsteht einfach ein großes Abbild der Bevölkerung, was zu einer abwechslungsreichen und spannenden Handlung beiträgt.

Für mich war es deutlich zu spüren, dass die Handlung auf ein großes Ereignis zusteuert, welches vieles verändern wird. Man merkt deutlich, dass sich die Situation zuspitzt und ich habe sehr auf den großen Knall hingefiebert, der sogar in doppelter Ausführung kam und der weiteren Geschichte stets eine neue Wendung gegeben hat. Aus diesem Grund hatte ich auch das Gefühl, dass die Handlung nie vorhersehbar war, immer wieder gab es Überraschungen und neue Informationen, die vieles durcheinanderbringen und jegliche Überlegungen vergessen machen. Dabei gibt es einige Themen und Punkte, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen und je weiter die Story fortschreitet, desto stimmiger und runder wird die Handlung, die Ereignisse ergeben gesamt betrachtet viel Sinn und lassen keine Fragen offen.
Und auch für den nächsten, den vierten Band, wurde mein Interesse bereits jetzt geweckt. Nicht nur die Inhaltsangabe klingt sehr fein und erhöht die Vorfreude darauf, sondern dieser dritte Teil endet mit einem krassen Cliffhanger und am liebsten würde ich sofort wissen, wie es weitergehen wird. Ich fiebere also schon jetzt der Fortsetzung mit viel Vorfreude entgegen!

Als vorherrschendes Setting dient auch diesmal wieder das titelgebende Savoy-Hotel. Hier lernt man nicht nur die offiziellen Räume wie das Foyer oder den Speisesaal kennen, sondern auch die privaten Räume von Violet oder manche Zimmer und Ecken des Hotels, die ein normaler Gast nie zu Gesicht bekommen wird. Allein innerhalb des Hotels gibt es eine unglaubliche Vielfalt, die mich sehr begeistert hat und die abwechslungsreich, bildhaft und stimmungsvoll beschrieben wurden. Es wurde nie langweilig, mit den Protagonisten durch das Hotel zu streifen und immer wieder neue Winkel kennenzulernen. Man merkt beim Lesen deutlich heraus, dass das Savoy ein sehr exklusiver und luxuriöser Ort ist, der dies auch bei der Stimmung ausstrahlt. Diese habe ich vor allem im Zusammenhang mit dem Hotel deutlich gespürt und es war faszinierend, wie sie sich während der Handlung entwickelt und verändert.
Einige Kapitel spielen auch außerhalb des Hotels, genauere Orte möchte ich nicht benennen, um Interessierten nichts vorweg zu nehmen. Diese wurden dem Savoy ebenbürtig beschrieben, sie haben ebenfalls klare Zeichnungen erhalten und stehen dem Hotel auch in puncto Stimmung in nichts nach. Hier ließen sich auch verschiedenste Emotionen nachfühlen, wodurch ich diese Settings ebenfalls gern mochte!

Bei der Darstellung der Protagonisten habe ich ebenfalls nichts zu meckern. Ihnen wurden ausgewählte Charakterzüge verliehen, sie treten lebendig und realistisch auf, zeigen im Verlauf der Handlung viele Facetten und Gesichter von sich, was sie abwechslungsreich und besonders macht. Egal, wie häufig eine Person aufgetreten ist, sie wurden alle mit derselben Aufmerksamkeit erstellt, sodass am Ende ein buntes Bild der Gesellschaft entsteht, was ich sehr fein fand. Man kann Einblicke in unterschiedliche Lebensweisen erhaschen, politische Ansichten werden klar gemacht und man kann sich daraufhin ein eigenes Urteil erlauben. Nicht jeder ist die Person, wie es anfangs scheint und oft wurde ich bei der Entwicklung jedes Einzelnen überrascht. Es war interessant, die ganzen Charaktere kennenzulernen und ich mochte es sehr, wie authentisch sie gehandelt haben.

Bereits beim zweiten Band fand ich es schade, dass das Savoy und Violets tägliche Aufgaben im Zusammenhang mit dem berühmten Hotel nicht sehr häufig behandelt wurden. Nur selten konnte man sich richtig einen Eindruck davon verschaffen, was sie für Aufgaben hat und welchen Pflichten sie nachgeht. Was ich mir daher für den vierten Band wünschen würde ist, dass das Hotel wieder stärker im Vordergrund steht und der Umfang ungefähr dem entspricht, was über Violets Privatleben berichtet wird.
Und ein zweiter, kleiner Kritikpunkt ist es, dass ich es schwierig finde, einen zeitlichen Rahmen zu bestimmen. Zwischen einigen Szenen finden mal mehr, mal weniger große Zeitsprünge statt, was ich an sich immer gut finde, so wird vorgesorgt, dass die Handlung knackig bleibt und keine Längen entstehen. Allerdings fehlt mir hierzu eine Angabe, wie viel Zeit genau verstreicht. Ab und an gibt es zwar Andeutungen über den Kriegsverlauf, woraus man schließen kann, wann die derzeitige Szene ungefähr spielt, aber das ist doch etwas vage.

Fazit
Das war ein Lesevergnügen, welches leider viel zu schnell vorbei war. Ich habe es sehr genossen, gedanklich wieder ins Savoy zu reisen, Violet wiederzusehen und eine Zeit lang in diese exklusive Welt einzutauchen. Ich war sehr enttäuscht, als das Buch vorbei war und die Handlung mit einem unglaublich starken Cliffhanger geendet hat. Ich wollte mich noch nicht mit dem Ende des Romans abfinden und habe daher bereits erste Vermutungen angestellt, was wohl im vierten Band der Saga geschehen könnte...
Und obwohl ich zwei kleine Pünktchen angesprochen habe, die meines Empfindens nach nicht perfekt sind, finde ich das Buch, die ganze Reihe sehr empfehlenswert und fein. Man wird gut unterhalten, die Charakterzeichnungen sind on point, das Setting ist eh ein Träumchen und die Geschichte gestaltet sich als vielfältig, abwechslungsreich und überraschend und lässt sich super an einem ruhigen Tag lesen. Eine sehr feines Buch, welches ich euch empfehlen kann!

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