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Veröffentlicht am 27.02.2022

Sturm über der Tuchvilla

Sturm über der Tuchvilla
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Handlung
Augsburg, 1935
Auch in der Tuchvilla macht sich die neue politische Situation langsam bemerkbar. Marie muss aufgrund ihrer jüdischen Abstammung ihr beliebtes und erfolgreiches Schneideratelier ...

Handlung
Augsburg, 1935
Auch in der Tuchvilla macht sich die neue politische Situation langsam bemerkbar. Marie muss aufgrund ihrer jüdischen Abstammung ihr beliebtes und erfolgreiches Schneideratelier schließen und sie fürchtet sich davor, was auf Deutschland in den nächsten Jahren zukommen wird. Ihr Mann Paul währenddessen bangt um die Tuchfabrik und das Auskommen seiner Angestellten und es scheint nur eine Lösung zu geben, um diese Probleme zu beheben...
Als ihm schließlich auch noch geraten wird, sich von seiner Frau aufgrund ihrer Herkunft scheiden zu lassen, sieht sich Marie gezwungen eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen und einer Veränderung der gesamten Lebenssituation...

Meinung
Alle der bisher vier erschienen Teile der Tuchvilla-Saga habe ich richtig gern und mit viel Freude gelesen. Und ich weiß noch, wie ich nach dem Beenden von Band vier dasaß und mir dachte, dass ein weiterer Teil der Reihe durchaus möglich und auch sinnvoll wäre, weil politisch interessante Zeiten auf die Familie Melzer und ihre Angestellten zukommt. Daher war mein Interesse sofort geweckt, als dieser Teil angekündigt wurde und ich habe mich sehr über das Rezensionsexemplar gefreut, ein herzliches Dankeschön an das Bloggerportal!

Mir ist der Start in die Geschichte schon ziemlich schwer gefallen. Ich brauchte einiges an Zeit, um mich an die Figuren und ihre familiären Bindungen zu erinnern und auch die Geschehnisse aus den vorherigen Teilen waren vergessen und mussten aus den Tiefen meines Gedächtnisses ausgegraben werden. Daher musste ich zu Beginn sehr aufmerksam und ordentlich lesen um mich wieder zurechtzufinden und der Handlung folgen zu können. Leider hat dadurch anfangs auch mein Lesefluss gelitten, ich bin oft nur langsam vorangekommen und musste mich dazu motivieren, um am Ball zu bleiben.

Nach vielleicht 100 – 150 Seiten bin ich dann endlich in der Geschichte angekommen. Ich bin besser mit dem Lesen vorangekommen und fand, dass die Handlung mehr an Fahrt aufnimmt. Die Sprache wurde vertrauter, genau wie die Figuren. Ich konnte mir Szenen besser vorstellen und finde, dass mehr Dynamik aufgekommen ist. Das hat der Geschichte gut getan und hat sie auch einen Hauch spannender gemacht.
Die Sprache ist durchweg auf einem guten Niveau. Fein lesbar, gut umschreibend und einen soliden Gesamteindruck gebend. Nachdem ich mich an sie gewöhnt hatte bin ich immer besser mit dem Lesen vorangekommen, gerade das letzte Drittel hatte ich innerhalb kurzer Zeit ausgelesen gehabt.

Diesmal ist es sehr interessant, dass sich ein Teil der Geschichte in die USA verlagert. Es gibt dann zwei Hauptschauplätze, an denen die Handlung spielt. Und obwohl ich verstehe, weshalb die Figuren sich für einen Umzug in ein anderes Land entschieden haben und ich die Entscheidung auch gut heiße, bin ich nicht ganz überzeugt davon. Ich finde, dass die zwei Orte nicht so ganz miteinander funktionieren, es tut ihrer Darstellung nicht so gut, weil sie plötzlich nicht mehr so dynamisch wirken. Ich finde, sie halten sich nicht die Waage und begegnen einander nicht ebenbürtig, sondern die Ereignisse in der Tuchvilla sind einfach einen Hauch lebendiger und greifbarer beschrieben, weshalb ich mir gewünscht hätte, dass sich die Orte mehr ergänzen. Jene Kapitel in Amerika haben keinen eigenen Charme und Charakter erhalten, sie plätschern ein wenig vor sich hin und sie heben sich nicht so stark hervor, wie ich es mir gewünscht hätte. Aus diesem Grund bin ich zwiegespalten, was ich davon halten soll, dass ein Teil der Geschichte in ein anderes Land verlagert wurde.

Sehr gut gelungen ist die Darstellung der Zuspitzung der politischen Lage. Das wird lebendig und eindrücklich geschildert, man kann gut nachvollziehen, in was für Zwickmühlen die Figuren stecken und was ihre Motive für Entscheidungen sind. Ich mag es, dass die Themen nicht zu eindimensional dargestellt sind, sondern ein breites Bild an Überzeugungen gezeichnet ist.

Bei den Settings hat mir vor allem die titelgebende Tuchvilla gefallen. Sie ist einfach unheimlich schön und ansprechend gezeichnet, das Gebäude besitzt Charakter und man merkt deutlich, wie die Protagonisten die einzelnen Räume mit Leben füllen. Auf diese Weise entsteht ein einzigartiges Setting, welches mich komplett überzeugen konnte, welches aber auch die anderen Handlungsorte in den Schatten gestellt hat. Sie konnten nicht so viel Wärme und Details bieten, ihre Darstellung wirkte meist nüchterner und zurückhaltender. Was ich an sich gar nicht so schlimm finde, die Tuchvilla ist einfach das Herzstück der Geschichte und ich mag es, dass man dies so deutlich erkennt.

Auch mit den Figuren bin ich komplett zufrieden. Sie haben starke Wesen erhalten und zeichnen sich durch ihren Charakter, ihr Auftreten und ihre Überzeugungen aus. Sie treten einander ebenbürtig auf und wirken in ihrer Darstellung sehr einzigartig und interessant. Es gibt eine angenehme Vielfalt an Charakteren, wobei ich es ein wenig schade finde, dass keiner mal aus der Reihe tanzt und gegen die Masse schwimmt.
Besonders hervorheben möchte ich auch diesmal, dass es wieder zahlreiche Abschnitte über das Leben der Bediensteten gibt. Sie haben den Raum erhalten, um sich mitzuteilen und so bekommt man als Leser noch einen anderen Blick auf die Familie Melzer. Habe ich sehr gern gemocht, jene Kapitel haben ihren eigenen Charme und eine ganz tolle Dynamik erhalten!

Fazit
An sich bin ich zufrieden mit der Geschichte, sie hat mich gut unterhalten und es ist zusammenfassend betrachtet eine schöne Lektüre. Und wieder sitze ich nun da, habe das Buch beendet und finde, dass eine Fortsetzung sehr angebracht wäre. Zu viele offene Fragen habe ich noch und irgendwie endet die Erzählung ein bisschen in der Schwebe. Man weiß einfach nicht, was die Figuren weiterhin erleben werden und ich finde, dass deutlich spürbar ist, dass die Geschichte noch nicht auserzählt ist.
Allerdings werde ich den Roman nicht als Highlight in Erinnerung behalten. Dafür hat mir ein bisschen was gefehlt, manche Punkte sind nicht ganz ausgereift oder einfach nicht rund geworden. Für den fünften Band der Tuchvilla-Saga vergebe ich eine gute Vier-Sterne-Bewertung und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Die Frauen vom Jungfernstieg - Irmas Geheimnis

Die Frauen vom Jungfernstieg – Irmas Geheimnis
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Handlung
Hamburg 1907
Oscar und Gerda sind glücklich. Sie fühlen sich in Hamburg heimisch, freuen sich auf ihre neue Villa an der Alster, sie bereisen die Welt und können sich auf ihre Freunde und Mitarbeiter ...

Handlung
Hamburg 1907
Oscar und Gerda sind glücklich. Sie fühlen sich in Hamburg heimisch, freuen sich auf ihre neue Villa an der Alster, sie bereisen die Welt und können sich auf ihre Freunde und Mitarbeiter verlassen. Das Unternehmen floriert und bald schon wird die Nivea-Creme auf den Markt gebracht, in der große Erwartungen stecken. Toni unterdessen ist in ihrer Ehe unheimlich glücklich und zufrieden, auch ihre Arbeit erfüllt sie und bereitet ihr Freude.
Irma hat manchmal noch immer ein wenig mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen, jedoch kann sie diese häufig vertreiben. Bis sie in einen Skandal verwickelt wird, der nicht nur das Ansehen von Irma und ihrer Familie beeinflusst. Auch die Freundschaft zwischen Gerda, Toni und Irma wird auf die Probe gestellt...

Meinung
Das Cover orientiert sich stark an denen der ersten zwei Teile. Die Gestaltung fällt recht ähnlich aus, wieder ist im unteren Teil eine Dame zu sehen, im Hintergrund ein Ausschnitt von Hamburg und die obere Hälfte wird von dem Titel, sowie dem Namen der Autorin beherrscht. Ich finde, dass die Farben dieses Mal etwas stärker und dunkler sind, vielleicht entsteht dieser Eindruck aber auch durch das grün-blaue Gewand der Dame. Sie versteckt durch ihre Hutkrempe ein wenig ihr Gesicht, was ich gut finde. So wirkt sie geheimnisvoller, was sich gut mit dem Untertitel in Verbindung bringen lässt.
Im Hintergrund befindet sich eine Stadtansicht. Es wird Hamburg dargestellt, es sind sowohl ein Fluss, die Elbe, als auch einige Häuser zu sehen und ich mag den gemalten Charakter, den dieser Teil des Covers besitzt, sehr gern!
Im oberen Teil zeigt sich wie gehabt der Himmel, umrandet von ein paar Blättern, die den Namen der Autorin, als auch den Titel umrahmen. Sie geben dem Gesamtbild Kontur und es ergibt sich ein stimmiges und farblich hervorragend abgerundetes Cover.

Lena Johannson ist für mich mittlerweile zu einer Autorin geworden, der ich komplett vertraue. Ihre Werke haben einen wunderbar ruhigen Unterton, es werden lebendige Geschichten, die sehr authentisch wirken, erzählt und es macht einfach Spaß, in diese Welten einzutauchen. Daher habe ich mich sehr auf ihren neuesten Roman gefreut, von dem ich natürlich stark gehofft habe, dass er einen tollen Abschluss der Jungfernstieg-Saga darstellt. Aus diesem Grund war es mir eine große Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten, wofür ich mich ganz herzlich beim Aufbau Verlag bedanken möchte!

Am Ende des Buches wurde wieder ein Glossar eingefügt, wo einige Begriffe kurz erläutert sind, die entweder dem Hamburger Dialekt entstammen oder die heutzutage nicht mehr ganz so häufig genutzt werden. So hat man auf einen Blick die Übersicht, was die Worte bedeuten und man muss dafür nicht erst den Roman aus der Hand legen.
Außerdem gibt es als Abschluss der Geschichte, aber auch der Saga noch ein Nachwort, in dem einige Punkte nochmals aufgegriffen und näher erläutert werden. Ich finde, dass der Roman dadurch einen runden Schluss erhält, bei mir sind keine offenen Fragen vorhanden und ich konnte gut mit der Handlung abschließen.

Die Figuren, als auch die groben Geschehnisse der ersten beiden Teile sind mir noch gut in Erinnerung geblieben. So lang ist es ja auch noch gar nicht her, dass ich diese zwei Bände gelesen habe und dementsprechend viele Informationen sind mir im Gedächtnis geblieben. Aus diesem Grund hatte ich auch einen so angenehmen und guten Start in die Geschichte. Ich finde, dass ein runder und flüssiger Einstieg geboten wird, der den Leser langsam wieder in die Welt des Hamburgs zum Anfang des 20. Jahrhunderts entführt und es wird ein schönes Wiedersehen mit den wohlbekannten Charakteren ermöglicht. Man erfährt ein bisschen was darüber, was bei ihnen im Leben gerade so passiert und was sie beschäftigt, die Handlung startet recht gemächlich, was mir sehr gut gefallen hat.

Direkt von der ersten Seite an bin ich gut und flüssig mit dem Lesen vorangekommen. Die Sprache ist sehr angenehm, sie gibt gute Eindrücke jeglicher Situationen und umschreibt eine interessante Handlung, die sich auf einem recht ruhigen Niveau befindet, bei der es nur wenig Drama gibt und die durchweg lebendig und realistisch wirkt. Insgesamt spricht die Geschichte verschiedene Themen an, die die Bevölkerung zur Handlungszeit beschäftigt haben könnten und vor allem über die Firma Beiersdorf, ihre Entwicklung und über neue Forschungsergebnisse / Produkte gibt es allerhand Informationen.
Ich finde, dass die Sprache recht einfach gehalten ist, sie ist durchweg auf einem leicht verständlichen Niveau und ist nicht zu ausgreifend gestaltet. Durch den eingebunden Dialekt, als auch durch historische Hintergründe erhält sie Anspruch und ist daher nicht zu einfach, aber auch nicht zu hochtrabend gestaltet.

Ich finde irgendwie, dass die Firma Beiersdorf, als auch die betrieblichen Vorgänge diesmal eine nicht so große Rolle spielen. Klar, gibt es dazu immer noch viele Erwähnungen und Informationen, allerdings stehen die drei Damen mit ihren Erlebnissen mehr im Vordergrund. Und im Grunde finde ich dies auch in Ordnung, die Geschichte gestaltet sich ja trotzdem als interessant. Trotzdem habe ich gemerkt, dass mir in dieser Hinsicht etwas gefehlt hat, ich mir einfach noch ein bisschen was über interne Vorgänge, Forschungen oder Marketingstrategien gewünscht hätte. Den genau das hatten die beiden ersten Teile und das hatte mir richtig gut gefallen.

Vor dem Start neuer Kapitel gibt es einen Vermerk, in welchem Monat und Jahr die folgenden Ereignisse spielen, weshalb man einen guten Überblick über die Handlungszeit des Buches erhält. Insgesamt erstreckt sich diese auf vier Jahre, der Epilog wagt dann noch einen kleinen Blick in die Zukunft und spielt noch ein paar Jahre später. Ohne diese Angaben wäre es definitiv leicht gewesen, zeitlich ein bisschen den Überblick zu verlieren, weshalb ich wirklich froh bin, dass es eine regelmäßige Erwähnung dessen gibt.
Ebenfalls vor dem Beginn neuer Kapitel wird angegeben, aus welcher der drei Sichtweisen die folgenden Ereignisse geschildert werden. Dies kennt man bereits aus den ersten zwei Teilen, auch diesmal gibt es wieder mehrere Erzählperspektiven. Zu Wort kommen die drei Damen Irma, Gerda und Toni, sie haben alle den Raum erhalten, um einiges aus ihrer Sichtweise zu erzählen. Man merkt, dass diesmal Irma ein wenig mehr im Mittelpunkt steht, ich finde, dass sich die Handlung ein bisschen mehr um ihre Person dreht, was sehr interessant ist. Sie hat für mich den komplexesten Charakter von den drei Damen erhalten und es ist sehr interessant, mehr über ihr Denken zu erfahren.
Aufgrund der drei Perspektiven ist es möglich, die Handlung aus mehreren Blickwinkeln betrachten zu können. Man erfährt, was die Damen, aber auch die Bevölkerung beschäftigt und man hat die Möglichkeit, die Figuren aus verschiedenen Sichtweisen zu betrachten. Das hat dazu geführt, dass sich Handlungen sehr gut bewerten lassen und man einfach einen großen und runden Einblick in die Geschichte erhält.
Zudem wird die Erzählung dadurch nie langweilig, es kommt immer neuer Schwung hinein und besonders der Aspekt, dass es Einblicke in verschiedene Lebensweisen gibt, hat mich überzeugt. Dies hat sich wieder besonders bei Toni gezeigt, die ein bürgerlicheres Leben als Irma oder Gerda führt und die daher ganz andere Sorgen und Probleme hat. Das war wirklich interessant und es lassen sich daher ein paar Unterschiede in der Gesellschaft erkennen.

Bis auf wenige Seiten, in denen die Personen ein paar Ausflüge / Urlaube machen, spielt der Großteil der Handlung in Hamburg. Man lernt verschiedene Ecken der Stadt aus den Augen der Figuren kennen und man kann ein Stück weit mitverfolgen, wie sich die Stadt entwickelt und was es für Veränderungen gibt. Zudem besucht man im Verlauf der Geschichte die Häuser und Wohnungen einiger Personen und es lässt sich verfolgen, wie unterschiedlich die Bevölkerung gelebt hat. Es werden auch in dieser Hinsicht gesellschaftliche Unterschiede deutlich.

Immer wieder werden ein paar historische Hintergründe in die Geschichte eingebunden. Vor allem Informationen über die Firma Beiersdorf und das Ehepaar Troplowitz gehören dazu, aber auch im Hinblick auf Entwicklungen der Stadt oder auf politischer Ebene werden oft ein paar Fakten eingebunden. Das zeigt, dass die Autorin genau weiß, wovon sie schreibt und sie sich ausführlich informiert hat. Jede Information hatte Hand und Fuß, wurde in einem passenden Zusammenhang vermittelt und gibt ein kleines Abbild der Handlungszeit wieder.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen wieder die drei Damen, nach denen die Untertitel benannt wurden. Über ihre Personen erfährt man im Verlauf der Geschichte am meisten. Nicht nur, weil man sie aus verschiedenen Sichtweisen betrachten kann, sondern auch weil man einiges über ihre Gedanken und Hoffnungen, Wünsche und Gefühle erfährt. Dazu stehen noch ihre jeweiligen Ehemänner ein wenig mehr im Fokus, die restlichen Figuren nehmen eher eine untergeordnetere Rolle ein.
Ich finde, dass die Darstellungen an sich durchweg gut gelungen sind. Ein jeder Charakter hat eigene Attribute erhalten, sie treten einzigartig und durchdacht auf. Sie zeichnen sich durch kleine Angewohnheiten wie den Dialekt oder Macken aus, die sie sehr lebendig werden lassen. Allerdings hat es mich ein wenig gestört, dass die drei Damen, aber auch ihre Männer im Gegensatz zu den vorherigen Teilen kaum gealtert zu sein scheinen. Zwar gibt es Erwähnungen, dass sie alle mittlerweile ein paar Jährchen gealtert sind und Freundschaften schon länger bestehen, aber in ihrer Darstellung kommt dies nicht so richtig heraus. Irgendwie hat mir in dieser Hinsicht etwas gefehlt, vielleicht teilweise ein wenig mehr Reife, Ruhe oder auch Weisheit...

Fazit
Vor ungefähr einem Jahr habe ich den ersten Teil der „Frauen vom Jungfernstieg“ - Saga gelesen. Und nun liegt auch der finale Band vor mir und eine weitere, wirklich gute Reihe hat einen schönen Abschluss gefunden. Es gibt so zwei – drei Punkte, die für mich nicht ganz rund und ausgereift sind, ansonsten ist es eine schöne Lektüre, die es geschafft hat, mich abzulenken und zu entspannen.
Es ist noch ein wenig ein merkwürdiger Gedanke, dass kein neuer Teil erscheinen wird, auf jeden Fall freue ich mich schon jetzt auf neue Werke der Autorin. Bisher hat sie es immer sehr gut geschafft, mich zu unterhalten und die Historie geschickt mit der Fiktion zu verbinden und genau das würde ich mir auch bei folgenden Projekten wieder wünschen.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Wallis & Edward - Eine Liebe, stärker als die Krone

Wallis und Edward. Eine Liebe, stärker als die Krone
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Handlung
London 1928
Mit 32 Jahren verlässt Wallis ihr Heimatland, die USA, um in England ihren zweiten Mann zu heiraten. Doch schon bald langweilt sie sich, ihr Mann ist den ganzen Tag arbeiten und Wallis ...

Handlung
London 1928
Mit 32 Jahren verlässt Wallis ihr Heimatland, die USA, um in England ihren zweiten Mann zu heiraten. Doch schon bald langweilt sie sich, ihr Mann ist den ganzen Tag arbeiten und Wallis fällt es schwer, einen Anschluss an die Gesellschaft zu finden. Ihr Traum ist es, auf den Partys der High Society eingeladen zu werden und einen Blick in glamouröse Lebensstile zu erhaschen. Und genau dies gelingt ihr und schon bald kann sie sich vor Einladungen nicht mehr retten. Durch eine gemeinsame Bekannte lernt sie schließlich Edward, den Prinz von Wales, kennen. Wallis ist fasziniert von dem gutaussehenden Herrn und kann sich seiner Aura nicht entziehen. Für Edward war es Liebe auf den ersten Blick und nach und nach öffnen sie sich einander. Allerdings ist Wallis noch immer verheiratet und eine Ehe mit Edward scheint ausgeschlossen. Nicht nur, weil sie dann zweimal geschieden wäre, sondern auch, weil Wallis ihre Freiheit nicht wirklich aufgeben möchte...

Meinung
Das Cover vereint einen nostalgischen Charakter mit einer royalen Aura. Diese entsteht nicht nur durch die Abbildung von Wallis und Edward, sondern auch das Schloss im Hintergrund verstärkt diesen Eindruck. Ich finde es gut, dass man auf dem Titelbild ein Bild des Paares erblickt, öfters habe ich beim Lesen die beiden Personen angeschaut und versucht, das gerade Gelesene mit ihnen in Verbindung zu bringen.
Der nostalgische Charakter entsteht durch die leicht verblasste Abbildung der zwei Menschen, aber auch durch den leicht vergilbten Eindruck, den das Buch im oberen Drittel besitzt. Dies zusammen mit dem Lilafarbenen Titel wirkt stimmig, aber auch ein wenig altmodisch. Was für mich gut zu der Geschichte passt, die in der Vergangenheit spielt. Insgesamt entsteht auf jeden Fall ein interessantes Cover, welches nicht ganz meinen Geschmack trifft, ich aber irgendwie mag. Es passt gut zu der Handlung und man merkt, dass sich Gedanken über die Gestaltung gemacht wurden!

Lose verfolge ich das heutige Geschehen rund um die Königshäuser in Europa. Vielmehr interessiert mich die Vergangenheit und da haben die Briten in der Zeit zwischen der Liebe von Edward und Wallis bis hin zu dem Tod von Diana viel zu bieten. Ich finde es sehr spannend, mehr über so manche Personen zu erfahren und die Aussicht, die Geschichte von Edward und Wallis in Romanform zu erleben, hat mich direkt angesprochen. Beides sind Menschen, über die ich mir bereits in Dokumentationen ein erstes Bild machen konnte und es hat mich interessiert, wie sie wohl in einem Buch dargestellt sein könnten. Daher hat es mich sehr gefreut, das Werk von Wendy Holden als Rezensionsexemplar zu erhalten, ein herzliches Dankeschön an den Ullstein Verlag!

Es gibt eine interessante Aufteilung des Buches. Ich dachte, dass man vielleicht ein wenig über das Leben von Wallis und Edward erfährt, bevor sie sich getroffen haben, sich der Hauptteil des Romans allerdings darum dreht, wie sie ihre Liebe zelebrieren, sich Edward schließlich zur Abdankung entscheidet und wie ihr Leben nach der Hochzeit ausschaut. Ein Teil meiner Vermutung stimmt, man lernt tatsächlich allerhand über den Ursprung und die Geschichte von Wallis und auch ein wenig über das Leben des Prinzen kennen, wobei man ihn durchweg aus der Sichtweise von Wallis erlebt und er nicht selbst zu Wort kommt. Aber die Geschichte konzentriert sich vor allem darauf, wie Wallis und Edward zuerst nur Bekannte sind, sich schließlich eine Freundschaft und auch eine Seelenverwandtschaft herauskristallisiert und wie sie mit ihrer Beziehung umgehen. Außerdem gibt es immer wieder Szenenwechsel, wo sich die Handlung von den Jahren 1928 – 1937 wegbewegt und es einen Blick in das Jahr 1972 gibt und man ein Stück weit bei der Beerdigung von Edward dabei ist und man schauen kann, wie Wallis mit seinem Tod umgeht und wie es sich für sie anfühlt, der Königsfamilie wieder gegenüberzutreten. Das kam für mich überraschend und ich hatte damit ehrlich nicht gerechnet. Und war ich anfangs noch überrascht davon, hat sich schon bald gezeigt, dass auch diese Aufteilung der Ereignisse ihren Reiz hat und man dadurch gut nachverfolgen konnte, wie sich die Entwicklung des Paares vollzieht und wie sich die Sicht von Wallis auf so einige Dinge verändert.
Nichtsdestotrotz fand ich, dass manchmal ein paar Längen entstanden sind. Die Hauptgeschichte erstreckt sich über neun Jahre, in denen einiges passiert, die Handlung aber auch manchmal ein wenig auf der Stelle steht. Ich finde, dass es ab und an ein paar Stellen gab, die sich ein bisschen gezogen haben und wo einige Kürzungen ganz angebracht gewesen wären. In manchen Kapiteln passiert gefühlt nichts und das verleiht der Geschichte zwar Ruhe, es ist mir aber zu ereignislos. Vor allem der Wunsch von Wallis, in die Welt der Schönen und Reichen aufgenommen zu werden und der regelmäßig in unterschiedlichen Zusammenhängen zu finden ist, wurde für meinen Geschmack zu häufig wiederholt und er zeichnet lange Zeit kein gutes Bild von ihrem Charakter. Unter anderem ist es mir auch deswegen ein wenig schwergefallen, zu ihr, aber auch zu den anderen Personen eine Bindung aufzubauen, ich finde, dass sie oft zu überdreht und abgehoben, zu eigenartig auftreten. Vor allem bei einigen Figuren, die nicht mal eine so große Rolle gespielt haben, ist mir dies aufgefallen und daneben wirken „normale“ Charaktere fast schon langweilig, anstatt sympathisch...

Durch die sehr angenehme Sprache konnte ich mich von der ersten Seite an ohne Probleme auf die Handlung einlassen. Es gibt einen interessanten Start, der zeigt, dass sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen aufteilt und man kann sich gut ein erstes Bild von Wallis machen. Ich mag es, dass es recht lange dauert, ehe der Prinz seinen ersten richtigen Auftritt im Buch hat, bis dahin konzentriert sich die Geschichte ganz auf seine künftige Ehefrau. Anhand von einigen kleinen Erwähnungen der Gesellschaft oder aus Zeitungen kann man sich zusammen mit Wallis ein erstes Bild von ihm verschaffen und schauen, ob man selbst die Einschätzungen von Wallis unterstützt oder einen anderen Eindruck erhält.

Die Sprache hat mir also von der ersten Seite an gefallen und das hat sich schließlich durch die gesamte Geschichte gezogen. Ich bin durchweg sehr flüssig mit dem Lesen vorangekommen, man kann jegliche Situationen nachvollziehen und besonders gut hat es mir gefallen, wie detailliert und lebendig die Handlungsorte beschrieben sind. Die Atmosphäre der Orte war gut greifbar und ich mag es, wie teilweise fast schon märchenhafte Plätze geschaffen werden. Aus diesem Grund habe ich bei manchen solcher Beschreibungen das Buch mal eben beiseite gelegt und im Internet einige Bilder der besagten Gebäude angeschaut, um eine noch genaueres Bild vor Augen zu haben.
Ich fand es sehr gut, dass es vor dem Start neuer Kapitel die Information gibt, auf welcher Zeitebene sich die Handlung befindet und an welchem Ort die folgenden Seiten spielen. Man ist darüber stets gut informiert und die Ebenen wurden gut voneinander abgegrenzt. Es wäre vielleicht noch ganz schön gewesen, wenn es auch bei jenen Kapiteln, die in der Zeit zwischen 1928 und 1937 spielen, eine Jahreszahl am Anfang der Abschnitte gegeben hätte. Einfach, um einen noch besseren Überblick über die Zeit zu erhalten.
Ich glaube, dass es ganz interessant gewesen wäre, wenn man einige Kapitel auch noch aus der Sichtweise von Edward gehabt hätte. Sodass man einfach noch einen anderen Blick auf die Ereignisse, vor allem aber auch Wallis erhält und man schauen kann, was dem Prinzen wohl an ihrer Person gefallen haben könnte, welche Züge er besonders geschätzt hat.

Mit der Darstellung des Settings bin ich komplett zufrieden. Ich habe von jedem einzelnen Ort ein lebendiges Bild vor Augen gehabt und ich mag es, wie teilweise erst die Figuren so richtig dafür sorgen, dass ein Raum belebt wirkt. Zudem gefällt mir die Vielfalt der Orte, sowohl feine und exquisite Plätze, als auch einfache und bodenständige Räume werden im Buch näher beleuchtet und dadurch sieht man gut die verschiedenen Welten, in denen die höhere Gesellschaft und die Königsfamilie, als auch die einfachen Menschen in England leben.

Es gibt zahlreiche Szenen, in denen man über die Gefühle von Wallis erfährt. Man kann nicht nur schauen, wie sie ihre Meinung über einige Personen oder Themen ändert, sondern auch, welche Gefühle sie gegenüber welchen Menschen besitzt. Ich finde, dass man dadurch gut nachvollziehen kann, weshalb sie manche Entscheidungen so trifft und was ihre Motive sind. Zudem fand ich es interessant, wie sie mir mit zunehmender Geschichte immer sympathischer wurde. Anfangs bin ich ihrer Person noch recht kritisch begegnet, ich habe es hinterfragt, weshalb sie den Drang besitzt, unbedingt mehr Leute der besseren Gesellschaft kennenzulernen und wie sehr sich nach Luxus gesehnt hat. Mit zunehmender Handlung haben sich ihre Wünsche diesbezüglich ein wenig geändert und Wallis hat das geschätzt, was sie hat. Und auch ihre Gefühle haben sich verändert und sie wurde mit jeder Seite lebendiger und menschlicher. Das hat ihrer ganzen Darstellung sehr gut getan und sie konnte mich letztendlich mehr überzeugen als Edward.
Gerade in jenen Abschnitten, die im Jahr 1972 spielen, hatte Wallis meine ganze Sympathie. Man merkt, dass sie in sich ruht und ihre Entscheidungen nicht bereut. Vor allem in der Gesellschaft der Königsfamilie hat Wallis eine Energie und Ausstrahlung, die alle anderen blass aussehen lässt. Zudem ist es traurig, wie abweisend die Familie der Witwe gegenüber auftritt und wie wenig Mitgefühl sie aufbringen.

Nun, wo ich das Buch beendet habe und eine weitere Sicht auf das Paar und ihre Geschichte bekommen habe, bin ich schon sehr überrascht darüber, was für einen Eindruck ich von ihnen aufgrund der Lektüre bekommen habe. Sie sind für mich immer noch sehr interessante Personen und ich denke, dass es unheimlich spannend wäre, mal einen Abend mit den Beiden zu verbringen um einfach zu schauen, wie sie tatsächlich waren.
Mir ist bewusst, dass Wendy Holden auf einige Fakten zurückgreifen konnte, jedoch auch vieles auf künstlerischer Freiheit beruht und die Autorin sich auf eine Version der Geschichte festlegen musste, die ihr am schlüssigsten erschien. Und daher keine Erzählung entstanden ist, bei der man auf jedes Wort vertrauen darf und man auch nicht zwingend alles glauben muss.
Ich habe Wallis und Edward auf jeden Fall so eigen wahrgenommen, wie noch nie. Bisher wirkten sie sympathisch und charismatisch und sie haben mich beide sehr fasziniert. Nach dem Lesen ist mein recht positiver Eindruck verändert, Wallis hatte ich im Buch immer als Menschen wahrgenommen, der die Aufmerksamkeit mag und der es sich zum Ziel gemacht hat, gesellschaftlich aufzusteigen. Ich war daher richtig erleichtert, dass sie im Verlauf der Geschichte eine Wandlung vollzogen hat und am Ende konnte mich ihre Person dann doch noch überzeugen. Gleichzeitig hoffe ich, dass dies nicht wirklich ihre Motive waren und sie einfach zufällig in die High Society rein gerutscht ist und nicht mit voller Absicht, um in mehr Reichtum und Glamour zu leben.
Edward hingegen war mir im Buch lange Zeit ziemlich sympathisch, doch je weiter die Handlung vorangeschritten ist, desto mehr hat sich meine Meinung dann auch geändert, er wirkte zwar greifbar und menschlich, aber auch sehr verletzlich und, um ehrlich zu sein, auch ein wenig verrückt. Er hatte nichts mehr mit dem angenehmen Herrn von Anfang (als Edward das erste Mal selbst in der Geschichte aufgetreten ist) gleich und er zeigt Züge und tätigt Aussagen, die schwierig sind und ihn in keinem guten Licht dastehen lassen.
Vor dem Lesen hätte ich nie gedacht, dass sich mein Bild über die Beiden so ändert und ich einen anderen Eindruck von ihnen habe. Gleichzeitig mag ich es auch, dass Wallis und Edward, aber auch die ganze königliche Familie nicht ins rechte Licht gerückt werden, sondern auch ihnen Fehler, negativere Charakterzüge und verletzende Aussagen zugeordnet werden. Das finde ich wichtig, es soll schließlich auch gezeigt werden, dass Royals nur das Glück haben, in eine bestimmte Familie mit vielen Privilegien und Geld geboren werden. Und beim Lesen des Buches hat sich gezeigt, dass solch ein Leben für manche Glück bedeuten mag, es aber auch nicht wirklich erstrebenswert ist...

Fazit
Ein sehr interessantes Buch, dass mich durchaus überzeugen, aber leider nicht ganz begeistern konnte. Es war spannend, mehr über Edward und Wallis zu erfahren und einen Teil ihrer Geschichte in Romanform zu lesen. Ich habe dadurch die Beiden sehr lebendig wahrgenommen und sie konnten mich oft überraschen, ab und an auch ein wenig schockieren und die Lektüre hat mir auf jeden Fall ein anderes Bild von ihnen gegeben, als es Reportagen oder ähnliches je gekonnt hätten. Ab und an gab es ein paar Längen und nicht immer konnten mich die Personen mit ihren Handlungen und Aussagen überzeugen, weshalb ich dem Buch eine gute Vier-Sterne-Bewertung gebe. Es war eine interessante Lektüre für zwischendurch, die ein schönes Bild von einem äußerst spannenden Paar bietet!

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Die zerbrochene Feder

Die zerbrochene Feder
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Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene ...

Ich bin ja immer sehr froh, wenn in historischen Romanen ein Personenverzeichnis abgedruckt ist. Das ist auch bei diesem Buch der Fall, es befindet sich am Ende des Romans und aufgelistet sind all jene Figuren, die irgendwann im Verlauf der Geschichte auftreten. Dabei sind die Protagonisten nach Städten aufgeführt, was sehr passend erscheint.
Zudem kann man sich aufgrund dieser Auflistung einen Eindruck davon machen, wie viele historisch verbürgte Personen aufgetreten sind und welche Stellung sie innehaben. Bei der Durchsicht dessen bin ich am Ende fast schon ein wenig davon überrascht, wie viele Persönlichkeiten tatsächlich mal gelebt haben. Dadurch zeigt sich ein erster kleiner Einblick der umfangreichen Recherchearbeit und man erhält einen Eindruck dessen, wie viel Arbeit und Mühe hinter dem Werk stecken.

Ein wenig war mir Henriette im Gedächtnis geblieben, jedoch habe ich schnell feststellen müssen, wie viel ich von den Ereignissen vergessen hatte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies nicht ganz so wild ist. Es gibt ab und an kleine Anmerkungen über die Vergangenheit, wo es natürlich besser wäre, wenn man darüber im Bild wäre. Allerdings liegt ansonsten eine im Grunde runde und in sich geschlossene Handlung vor, die man auch ganz gut unabhängig von den anderen Teilen lesen kann.

Es findet eine Gliederung der Geschichte in vier Teile statt. Dabei wird zu Beginn jedes neuen Teils ein Datum gegeben, sodass man die Ereignisse zeitlich orten kann. Das war wirklich hilfreich, zumal es zwischendrin nur wenige kleine Aussagen gab, anhand derer man schauen kann, in welchem Monat oder Jahr sich die Geschichte gerade befindet. Aus diesem Grund hätte es mir besser gefallen, wenn es dazu noch mehr Details gegeben hätte, im Nachhinein kann ich nicht wirklich bestimmen, über was für einen Zeitraum sich die Erzählung insgesamt erstreckt hat.
Jeder neue Abschnitt beginnt mit einer kleinen Überschrift, die mal nur aus einem Wort besteht, häufig aus kleinen Wortgruppen. Damit wird jedes Kapitel ganz knapp und präzise zusammengefasst und die einzelnen Aussagen machen viel Sinn. Das mag ich sehr gern, es passt zu der Handlung und auch zu dem Titel.

Auf den ersten Seiten musste ich schon aufpassen, dass ich sehr aufmerksam und genau lese, um nichts wichtiges zu verpassen, um die Figuren in einen Zusammenhang zu bringen und um ein paar Erinnerungen hervorzulocken. Als dies dann einmal geschehen war bin ich mit dem Lesen flüssiger und leichter vorangekommen.
Die Schreibweise befindet sich auf einem gewohnt guten Niveau. Es werden mit wenigen Worten lebendige und authentische Bilder jeglicher Situationen gezeichnet und dadurch wird die Handlungszeit beim Lesen sehr lebendig. Man merkt anhand vieler kleiner Details den Zeitgeist um 1800 und es macht daher viel Spaß, in diese Welt einzutauchen und etwas neues zu entdecken und lernen.
Die Sprache ist meist einfach und daher gut lesbar gehalten. Immer mal wieder werden Begriffe eingebunden, die heutzutage nicht mehr ganz so üblich sind und daher entsteht ein schöner historischer Eindruck. Zudem bekommt die Schreibweise dadurch einen guten Anspruch und sie lädt dazu ein, den Roman nicht zu lange aus der Hand zu legen.

Auch die zahlreichen historischen Figuren und Hintergründe, die in die Geschichte eingebunden wurden, geben dem Buch viel Anspruch und Klasse. Zu verschiedenen Themen, vor allem zu der Zensur in der Literatur werden Hinweise und Details gegeben, sodass man am Ende einen stimmigen und schönen Einblick in die Sachverhalte hat, die die Bevölkerung zur Zeit um 1800 beschäftigt haben. Man kann gut schauen, was verschiedene Gesetze und Regeln für Einflüsse auf unterschiedliche Menschen haben, wie überhaupt eine Tageszeitung entsteht und auf was die Verleger achten mussten, um überhaupt publizieren zu können. Dazu, aber auch zu vielen anderen Themen gibt es einige Informationen und man kann sich ein interessantes Bild der Handlungszeit machen!

Die meisten Szenen spielen in Freiberg und ich muss sagen, dass ich mir jene Kapitel, die dort stattfinden, auch am besten vorstellen konnte. Obwohl ich die Stadt noch nie besucht habe, standen mir die Orte am lebendigsten und buntesten vor Augen. Egal, ob es sich um Straßen, Geschäfte, die Landschaft, Häuser und deren Aufteilung handelt. Jeden einzelnen Ort konnte ich mir richtig gut vorstellen und ich mag es, wie eine jede Örtlichkeit seinen eigenen Charakter erhalten hat. Das lässt die Schauplätze noch lebendiger werden und ich mag es, wie natürlich sich die Personen darin bewegt haben. Man hat gemerkt, dass sie den Orten viel Leben eingehaucht haben und das mag ich immer sehr gern bei Romanen.
Auch andere Orte außerhalb von Freiberg, sei es Weimar, Leipzig oder Berlin werden im Verlauf der Geschichte besucht. Auch dort haben einzelne Gegenden eine gute Zeichnung erhalten, sie wurden solide dargestellt und wirken greifbar. Allerdings fehlt ihnen noch das gewisse Etwas, was sie lebendig werden lässt.

Stimmungen habe ich durchweg nicht wahrgenommen. Weder positive Momente, noch traurige Nachrichten haben mich in irgendeiner Weise erreicht. Vielmehr ist die Geschichte recht nüchtern erzählt, was zwar irgendwie auch ganz nett ist, mir aber nicht ausreicht. Durchweg ist es mir dadurch schwer gefallen, zu den Figuren, allen voran zu Henriette, eine Bindung aufzubauen. Ich konnte an keiner Stelle der Erzählung mit ihnen mitfühlen und ich habe gemerkt, dass mir dies irgendwie ein wenig gefehlt hat. Dadurch, aber auch, weil mir noch ein gewisses Etwas gefehlt hat, welches das Buch zu einem Highlight machen würde, kann ich dem Roman leider keine Fünf-Sterne-Bewertung geben. An sich ist das Werk zwar stimmig und schön in sich geschlossen. Aber es konnte mich nicht komplett überzeugen.

Es gibt ein schönes Zusammenspiel von historischen und fiktiven Figuren. Man merkt beim Lesen keinen Unterschied in ihrer Darstellung, sie treten einander ebenbürtig auf und sind sehr lebendig. Eine jede Person hat eine gute Zeichnung mit ein paar charakterlichen Alleinstellungsmerkmalen erhalten und daher gibt es viele besondere Individuen, die unterschiedliche Ziele verfolgen und dem Leser einen kleinen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle bieten.

Fazit
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ich mag es sehr, wie die Handlungszeit beleuchtet wird und wie lebendig diese daherkommt. Man merkt daher gut, dass dem Werk eine schöne und umfangreiche Recherche zugrunde liegt, was der Geschichte definitiv zugute kommt.
Ich bin flüssig mit dem Lesen vorangekommen, die Erzählung gestaltet sich als abwechslungsreich und besonders die vielen Charaktere, die im Verlauf der Handlung auftreten, konnten mich überzeugen. Und obwohl es vielleicht so klingen mag, als ob ich komplett zufrieden mit dem Roman bin, gibt es doch noch irgendwas, was mir fehlt. Ich habe die Geschichte gern gelesen, hatte viel Freude daran, leider ist es aber kein Highlight geworden... Nun werde ich fleißig die Augen offen halten und hoffe, dass es schon ganz bald Informationen über den neuesten Roman der Autorin geben wird!

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Claude allein zu Haus

Claude allein zu Haus
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Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt ...

Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt Claude jedoch allein in dem Maple Drive zurück und er ist nun auf sich gestellt. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause lernt Claude Holly, ihre Katze und den Postboten Jack kennen. Für sie beginnt ein Abenteuer. Ein Abenteuer mit einem kleinen Hund, der Mission, den Maple Drive in Weihnachtsstimmung zu bringen und dem Glück, einen Seelenverwandten zu finden...

Meinung
Das Cover ist schon recht niedlich gehalten. Es herrschen weihnachtliche Farben wie rot und grün vor, im Hintergrund sieht man einen Tannenbaum und der Hund hat ein kleines Kostüm an, welches an den Weihnachtsmann erinnert. Dieser ist eine französische Bulldoge und er gleicht Claude, dem Titelhelden des Buches sehr. Es gibt daher eine schöne Verbindung von Cover und Inhalt und das Gesamtbild finde ich ansprechend und auffallend.

Und weil das Titelbild etwas an sich hat, was den Roman so aus der Masse hervorstechen lässt, bin ich auf das Werk aufmerksam geworden. Ich hatte es in einer Buchhandlung zufällig gesehen und konnte mich davon nicht lösen, ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen. Diese verspricht eine niedliche Geschichte und weil es sich um ein Mängelexemplar handelt, konnte ich es einfach nicht liegen lassen. Ich habe es mir gekauft mit dem Ziel vor Augen, es noch dieses Jahr zu lesen. Und genau das habe ich jetzt gemacht, weswegen ich euch meine Meinung präsentieren kann!

Auf den ersten Seiten fällt direkt auf, dass auch Claude eine eigene Perspektive erhält. Das fand ich etwas überraschend, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, wo ein Tier seine Sicht der Dinge erzählt. Aber ich dachte mir, dass vielleicht genau das den Reiz des Buches ausmacht und ich war gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.

Die Sprache befindet sich auf einem sehr einfachen Niveau. Dadurch wird ein leichtes und flüssiges Lesen gewährleistet und für mich hat es die perfekte Lektüre für die Weihnachtstage dargestellt. Ich hatte am 23. Dezember mit dem Lesen begonnen und habe es am 27.12 ausgelesen und fand, dass die kurzen Kapitel perfekt dafür geeignet waren, um mal eben ein paar Seiten zu lesen. Zudem ist es eine angenehm leichte Lektüre, die Ereignisse plätschern ein wenig vor sich hin und man muss nicht mit vollster Konzentration bei der Sache sein.

Es gibt im Buch mehrere Erzählperspektiven. Wie schon angesprochen hat die Bulldoge Claude den Raum erhalten, um seine Sicht der Ereignisse zu geben. Dazu kann man noch in die Perspektiven von Daisy, seiner Besitzerin, Holly, einer Nachbarin, und Jack, dem Postboten, eintauchen. Diese wirken im ersten Moment vielleicht ein wenig willkürlich gewählt, sie machen im Gesamten betrachtet jedoch viel Sinn und lassen am Ende eine runde und stimmungsvolle Geschichte entstehen.
Ich hatte lediglich manchmal den Eindruck, dass Claude ein wenig zu vermenschlicht dargestellt wird und es war für meinen Geschmack ein wenig fragwürdig, was die Menschen ihm als Futter gegeben haben. Obwohl ich mich noch nie so richtig damit beschäftigt habe, was die Vierbeiner essen erschien es selbst mir sehr merkwürdig, dass ihm andauernd Lebkuchen gefüttert wurden. Und einmal schnell im Internet nachgeschaut zeigt, ist es nicht sehr empfehlenswert, dem Hund dies in solchen Mengen, wie es im Roman beschrieben ist, zu geben. Hier hätte ich mir eine bessere Recherche gewünscht und einen hundefreundlicheren Snack für den kleinen Kerl!
Claude trat insofern zu merkwürdig auf, als dass er einerseits nicht so richtig seine Gedanken benennen konnte und er es scheinbar nicht so recht verstanden hat, wo seine Familie ihre Weihnachtstage mit ihm verbringen möchte. Und andererseits gibt es dann wieder Gespräche, die er mit anhört, bei denen er jedes Wort versteht und in einen Zusammenhang bringt. Das war mir nicht passend und rund... Daher bin ich nicht immer der Meinung gewesen, dass die Perspektive so gut gewählt ist, ich denke, manches hätte in gekürzter Variante einen besseren Eindruck hinterlassen.

Die Stimmung hat mir durchweg gut gefallen. Man konnte merken, wie sie sich im Verlauf der Geschichte steigert. Je mehr Dekorationen an den Häusern angebracht wurden, desto festlicher wirkte die Handlung und daran hat auch Holly einen großen Anteil. Ich finde, dass sie aufgrund ihres gemütlichen und einladend wirkenden Hauses, aber auch durch ihre Freude auf die Weihnachtstage viel Atmosphäre in die Geschichte bringt, wovon auch die anderen Perspektiven profitieren!

Insgesamt dehnt sich die Handlung auf nur wenige Tage aus. Sie erstreckt sich komplett über die Weihnachtstage und ist damit sehr eingeschränkt. Und sosehr es mir gefallen hat, wie sich einige Figuren entwickelt haben, hat es mich doch manchmal ein wenig gestört, wie schnell manche Ereignisse vonstatten gegangen sind. Zwei Personen haben innerhalb von gefühlt drei Tagen gemerkt, dass sie sich sehr sehr sympathisch finden, sie voneinander angezogen sind und planen bereits eine Beziehung. Ich weiß, dass es solche Lieben auf jeden Fall gibt, für einen Weihnachtsroman ist es jedoch auch ein wenig zu vorhersehbar und konstruiert. Mir ging das ein wenig zu fix und ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz glücklich. Mir hätte es durchaus gereicht, wenn die Figuren einfach nur eine schöne neue Freundschaft eingehen und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Gefühle füreinander nach dem Ende des Buches erst so richtig entdecken. Das wäre für mich runder gewesen.

Das Setting ist gut gezeichnet und wirkt lebendig. Ich konnte mir den gesamten Maple Drive mitsamt den Häusern und ihren Bewohnern richtig gut vorstellen und ich mag es, wie jedes Haus eine andere Stimmung verbreitet. Diese ändert sich im Verlauf der Geschichte, sie wirkt sich positiv auf das Setting aus und wie man dieses als Leser betrachtet. Zudem kommt eine schöne Abwechslung an Orten vor, man erhält einen kleinen Blick in die verschiedensten Gebäude und ich mochte es sehr, wie natürlich sich die Figuren an jedem Ort bewegen!

Insgesamt betrachtet tritt eine bunte Mischung an Personen auf, sie stehen an unterschiedlichen Stellen ihres Lebens und haben alle einige Problemchen, mit denen sie kämpfen. Das lässt sie natürlich und auch bodenständig wirken.
Mir hat es bei den Figuren besonders gut gefallen, wie man sehen konnte, wie einige Personen sich innerhalb der kurzen Zeit entwickeln. Sie haben einige ihrer Ansichten durchdacht, sind offener geworden und haben ihre Wünsche verraten. Das hat ihrem Charakter richtig gut getan und mir wurden dadurch so einige Protagonisten sympathischer.

Fazit
Damit ist nun auch der letzte Weihnachtsroman für diese Saison ausgelesen. Bis in den September werde ich damit nun pausieren und ich freue mich schon jetzt darauf, in den Verlagsvorschauen neue winterliche Bücher zu entdecken.
Ich finde, mit diesem letzten Werk habe ich diese Zeit gut abgerundet, es ist eine schöne Geschichte, die nicht perfekt ist und kleine Makel hat, die mich aber gut unterhalten hat. Sie konnte vor allem in der Stimmung überzeugen, hier bin ich sehr begeistert, wie die Autorin die Atmosphäre der schönsten Zeit des Jahres eingefangen hat und sie auf den Leser überträgt. Außerdem ist der Titelheld Claude ein sehr angenehmer kleiner Genosse, der vielleicht ein wenig zu vermenschlicht dargestellt ist, aber auch sehr niedlich wirkt und auf seine Art meine Sympathien erweckt hat. Eine wirklich schöne und kurzweilige Geschichte, die ich gern gelesen habe und die ihren ganz eigenen Charme besitzt!

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