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Veröffentlicht am 04.01.2022

Claude allein zu Haus

Claude allein zu Haus
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Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt ...

Handlung
Eigentlich sollte die französische Bulldoge Claude zusammen mit seiner Familie nach Frankreich fahren, wo sie das Weihnachtsfest zusammen verbringen wollten. Durch einen unglücklichen Zufall bleibt Claude jedoch allein in dem Maple Drive zurück und er ist nun auf sich gestellt. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause lernt Claude Holly, ihre Katze und den Postboten Jack kennen. Für sie beginnt ein Abenteuer. Ein Abenteuer mit einem kleinen Hund, der Mission, den Maple Drive in Weihnachtsstimmung zu bringen und dem Glück, einen Seelenverwandten zu finden...

Meinung
Das Cover ist schon recht niedlich gehalten. Es herrschen weihnachtliche Farben wie rot und grün vor, im Hintergrund sieht man einen Tannenbaum und der Hund hat ein kleines Kostüm an, welches an den Weihnachtsmann erinnert. Dieser ist eine französische Bulldoge und er gleicht Claude, dem Titelhelden des Buches sehr. Es gibt daher eine schöne Verbindung von Cover und Inhalt und das Gesamtbild finde ich ansprechend und auffallend.

Und weil das Titelbild etwas an sich hat, was den Roman so aus der Masse hervorstechen lässt, bin ich auf das Werk aufmerksam geworden. Ich hatte es in einer Buchhandlung zufällig gesehen und konnte mich davon nicht lösen, ich musste mir einfach die Inhaltsangabe durchlesen. Diese verspricht eine niedliche Geschichte und weil es sich um ein Mängelexemplar handelt, konnte ich es einfach nicht liegen lassen. Ich habe es mir gekauft mit dem Ziel vor Augen, es noch dieses Jahr zu lesen. Und genau das habe ich jetzt gemacht, weswegen ich euch meine Meinung präsentieren kann!

Auf den ersten Seiten fällt direkt auf, dass auch Claude eine eigene Perspektive erhält. Das fand ich etwas überraschend, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, wo ein Tier seine Sicht der Dinge erzählt. Aber ich dachte mir, dass vielleicht genau das den Reiz des Buches ausmacht und ich war gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.

Die Sprache befindet sich auf einem sehr einfachen Niveau. Dadurch wird ein leichtes und flüssiges Lesen gewährleistet und für mich hat es die perfekte Lektüre für die Weihnachtstage dargestellt. Ich hatte am 23. Dezember mit dem Lesen begonnen und habe es am 27.12 ausgelesen und fand, dass die kurzen Kapitel perfekt dafür geeignet waren, um mal eben ein paar Seiten zu lesen. Zudem ist es eine angenehm leichte Lektüre, die Ereignisse plätschern ein wenig vor sich hin und man muss nicht mit vollster Konzentration bei der Sache sein.

Es gibt im Buch mehrere Erzählperspektiven. Wie schon angesprochen hat die Bulldoge Claude den Raum erhalten, um seine Sicht der Ereignisse zu geben. Dazu kann man noch in die Perspektiven von Daisy, seiner Besitzerin, Holly, einer Nachbarin, und Jack, dem Postboten, eintauchen. Diese wirken im ersten Moment vielleicht ein wenig willkürlich gewählt, sie machen im Gesamten betrachtet jedoch viel Sinn und lassen am Ende eine runde und stimmungsvolle Geschichte entstehen.
Ich hatte lediglich manchmal den Eindruck, dass Claude ein wenig zu vermenschlicht dargestellt wird und es war für meinen Geschmack ein wenig fragwürdig, was die Menschen ihm als Futter gegeben haben. Obwohl ich mich noch nie so richtig damit beschäftigt habe, was die Vierbeiner essen erschien es selbst mir sehr merkwürdig, dass ihm andauernd Lebkuchen gefüttert wurden. Und einmal schnell im Internet nachgeschaut zeigt, ist es nicht sehr empfehlenswert, dem Hund dies in solchen Mengen, wie es im Roman beschrieben ist, zu geben. Hier hätte ich mir eine bessere Recherche gewünscht und einen hundefreundlicheren Snack für den kleinen Kerl!
Claude trat insofern zu merkwürdig auf, als dass er einerseits nicht so richtig seine Gedanken benennen konnte und er es scheinbar nicht so recht verstanden hat, wo seine Familie ihre Weihnachtstage mit ihm verbringen möchte. Und andererseits gibt es dann wieder Gespräche, die er mit anhört, bei denen er jedes Wort versteht und in einen Zusammenhang bringt. Das war mir nicht passend und rund... Daher bin ich nicht immer der Meinung gewesen, dass die Perspektive so gut gewählt ist, ich denke, manches hätte in gekürzter Variante einen besseren Eindruck hinterlassen.

Die Stimmung hat mir durchweg gut gefallen. Man konnte merken, wie sie sich im Verlauf der Geschichte steigert. Je mehr Dekorationen an den Häusern angebracht wurden, desto festlicher wirkte die Handlung und daran hat auch Holly einen großen Anteil. Ich finde, dass sie aufgrund ihres gemütlichen und einladend wirkenden Hauses, aber auch durch ihre Freude auf die Weihnachtstage viel Atmosphäre in die Geschichte bringt, wovon auch die anderen Perspektiven profitieren!

Insgesamt dehnt sich die Handlung auf nur wenige Tage aus. Sie erstreckt sich komplett über die Weihnachtstage und ist damit sehr eingeschränkt. Und sosehr es mir gefallen hat, wie sich einige Figuren entwickelt haben, hat es mich doch manchmal ein wenig gestört, wie schnell manche Ereignisse vonstatten gegangen sind. Zwei Personen haben innerhalb von gefühlt drei Tagen gemerkt, dass sie sich sehr sehr sympathisch finden, sie voneinander angezogen sind und planen bereits eine Beziehung. Ich weiß, dass es solche Lieben auf jeden Fall gibt, für einen Weihnachtsroman ist es jedoch auch ein wenig zu vorhersehbar und konstruiert. Mir ging das ein wenig zu fix und ich bin damit ehrlich gesagt nicht so ganz glücklich. Mir hätte es durchaus gereicht, wenn die Figuren einfach nur eine schöne neue Freundschaft eingehen und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sie ihre Gefühle füreinander nach dem Ende des Buches erst so richtig entdecken. Das wäre für mich runder gewesen.

Das Setting ist gut gezeichnet und wirkt lebendig. Ich konnte mir den gesamten Maple Drive mitsamt den Häusern und ihren Bewohnern richtig gut vorstellen und ich mag es, wie jedes Haus eine andere Stimmung verbreitet. Diese ändert sich im Verlauf der Geschichte, sie wirkt sich positiv auf das Setting aus und wie man dieses als Leser betrachtet. Zudem kommt eine schöne Abwechslung an Orten vor, man erhält einen kleinen Blick in die verschiedensten Gebäude und ich mochte es sehr, wie natürlich sich die Figuren an jedem Ort bewegen!

Insgesamt betrachtet tritt eine bunte Mischung an Personen auf, sie stehen an unterschiedlichen Stellen ihres Lebens und haben alle einige Problemchen, mit denen sie kämpfen. Das lässt sie natürlich und auch bodenständig wirken.
Mir hat es bei den Figuren besonders gut gefallen, wie man sehen konnte, wie einige Personen sich innerhalb der kurzen Zeit entwickeln. Sie haben einige ihrer Ansichten durchdacht, sind offener geworden und haben ihre Wünsche verraten. Das hat ihrem Charakter richtig gut getan und mir wurden dadurch so einige Protagonisten sympathischer.

Fazit
Damit ist nun auch der letzte Weihnachtsroman für diese Saison ausgelesen. Bis in den September werde ich damit nun pausieren und ich freue mich schon jetzt darauf, in den Verlagsvorschauen neue winterliche Bücher zu entdecken.
Ich finde, mit diesem letzten Werk habe ich diese Zeit gut abgerundet, es ist eine schöne Geschichte, die nicht perfekt ist und kleine Makel hat, die mich aber gut unterhalten hat. Sie konnte vor allem in der Stimmung überzeugen, hier bin ich sehr begeistert, wie die Autorin die Atmosphäre der schönsten Zeit des Jahres eingefangen hat und sie auf den Leser überträgt. Außerdem ist der Titelheld Claude ein sehr angenehmer kleiner Genosse, der vielleicht ein wenig zu vermenschlicht dargestellt ist, aber auch sehr niedlich wirkt und auf seine Art meine Sympathien erweckt hat. Eine wirklich schöne und kurzweilige Geschichte, die ich gern gelesen habe und die ihren ganz eigenen Charme besitzt!

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Liebe ist das schönste Geschenk

Liebe ist das schönste Geschenk
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Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der ...

Handlung
Nachdem Tod der geliebten Frau und Mutter haben Sam und Teddy Amerika verlassen und leben nun in der Christmas Street in London. Sehr zum Widerwillen des siebenjährigen Kindes, das sich mit der neuen Heimat nicht so recht anfreunden kann. Sam hingegen merkt schon bald, wie gut ihm das Leben in seinem Heimatland England tut. Und er hofft, hier einen Neuanfang zu schaffen. Mit Freunden, einer tollen Nachbarschaft und vielleicht auch mit einer Frau an seiner Seite. Doch schnell merkt Sam, wie schwierig dies ist. Die Nachbarn sind an neuen Kontakten nur wenig interessiert, er arbeitet im Home Office und lernt somit kaum neue Leute kennen. Und gegenüber der Frau, die ihn fasziniert, benimmt er sich nicht wie er selbst.
Lediglich Jack, der Christmas-Street-Hund, ist ein Lichtblick im Leben von Sam, Teddy und den Nachbarn. Viele Menschen fühlen sich für ihn verantwortlich und er schafft es, ein Band zwischen den Nachbarn zu knüpfen.

Meinung
Das Cover ist echt nett, auch wenn es nicht ganz meinem Geschmack entspricht. Ich mag die Farbgebung und das Motiv an sich ist hübsch. Allerdings gefällt mir die Schrift nicht sonderlich und ich denke, dass das Gesamtbild harmonischer wäre, wenn der Baum in der Mitte akkurater und genauer skizziert worden wäre, sodass er besser zu den Häusern an der Seite passt. So wirkt er ein wenig wie ein Fleck mitten im Bild und ist mir zu auffällig gestaltet.

Ich hatte das Buch zufällig mal Anfang 2021 bei Arvelle als Mängelexemplar entdeckt und ich fand die Geschichte interessant. Und da ich eh eine Bestellung tätigen wollte, durfte der Roman bei mir einziehen und ich hatte mir ganz fest vorgenommen, ihn noch dieses Jahr zu lesen. Lange Zeit dachte ich, dass ich dies wohl eher nicht schaffen werde, weil ich derzeit einige Rezensionsexemplare da liegen habe und ich im Dezember nicht so viel gelesen habe, wie ich es mir eigentlich gewünscht hatte. Aber kurz vor Weihnachten konnte ich dann nicht mehr widerstehen und habe das Buch kurzerhand einfach gelesen. Und ich bin nun wirklich froh darüber, dass ich es mir bestellt hatte!

Ich empfand den Start in den Roman gut, wenngleich mich die Geschichte nicht sofort so richtig fesseln konnte. Es hat mich ein wenig überrascht, dass die Erzählung nicht im Winter startet, sondern im Sommer und das Buch erst in der kalten Jahreszeit endet. Ich denke, so viel Vorlauf wäre nicht notwendig gewesen, mir hätte es besser gefallen, wenn die Geschichte mehr in der Weihnachtszeit spielt, den genau diese Erwartungshaltung vermittelt das Cover. Wenngleich ich aber auch zugeben muss, dass die Geschichte dadurch einiges an Authentizität gewonnen hat, weil man die Figuren über längere Zeit begleitet und man dabei beobachten kann, wie sie Kontakte knüpfen und sich wandeln. Die Beziehungen wirken so realistischer, was ich an sich gern mag!

Die Schreibweise ist recht einfach gehalten, sie lässt sich sehr leicht und flüssig lesen und sie gibt gute Beschreibungen der jeweiligen Momente. Tiefe erhält sie anhand von einigen Themen, die angeschnitten werden und die teilweise einen großen Eindruck hinterlassen. Besonders das Alleinsein einiger älterer Menschen und ihr zurückziehen von der Gesellschaft werden eingängig angesprochen und solche Szenen machen dann auch nachdenklich.
Ich finde, dass sich die Geschichte ganz wunderbar dazu eignet, sie über die Weihnachtstage zu lesen. Allein, weil sie ziemlich leicht gehalten ist, sie sich aufgrund der Umgangssprache gut lesen lässt und sie irgendwann den Zauber der Weihnacht gut einfängt. Ich habe sie zwei Tage vor dem Heiligabend beendet und finde, dass die letzten Seiten eine schöne Stimmung ausgestrahlt haben und ich hatte mich danach noch mehr auf die folgenden Tage gefreut!

Mich hat es extrem überrascht, wie viele Erzählperspektiven im Roman genutzt wurden. Nicht nur Sam gibt seine Sicht der Dinge wieder, sondern auch die Nachbarn erhalten den Platz, um sich auszudrücken, zu präsentieren und einen Blick auf ihre Gedanken und Gefühle zu geben. Das ergibt eine schöne Abwechslung, mir hat es richtig gut gefallen, wie man dadurch die einzelnen Personen besser kennenlernen konnte und wie vielschichtiger die Geschichte dadurch wird. Ich finde, dass eine Aufteilung auf mehrere Perspektiven eine sehr gute Idee ist und sie sehr gekonnt umgesetzt wurde!

Das wiederkehrende Motiv von dem Hund Jack, der nach und nach die Bewohner der Christmas-Street verbindet, finde ich richtig gut. Seine Figur hat sich wie ein roter Faden durch die Geschichte gezogen und ich finde, dass sich der Roman dadurch aus der Masse der Weihnachtsromane hervorhebt. Zudem hat es mir gefallen, dass die Autorin es geschafft hat, den Hund seine Gefühle ausdrücken zu lassen, sodass sie verständlich sind, er aber nicht als zu vermenschlicht wirkt.

Ich finde, dass erst im letzten Teil des Buches, jene Seiten, die sich mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest befassen, eine Stimmung wahrzunehmen war. Bis dahin habe ich in dieser Richtung nichts gefühlt, ich konnte weder mit den Figuren mitfühlen, noch empfand ich manche Momente als unangenehm oder peinlich, auch wenn die Protagonisten sie sehr offensichtlich so wahrgenommen haben. Daher lässt mich die Stimmung nicht ganz zufrieden zurück, ich finde, dass in diesem Punkt noch mehr Potenzial vorhanden gewesen wäre.

Die Beschreibungen des Settings sind durchweg gut gelungen. Ich konnte mir so gut wie jeden Ort vorstellen und ich mochte es, wie die Figuren sich ganz natürlich in den einzelnen Räumen bewegt haben. Es war deutlich zu merken, dass sie vor allem ihren Häusern viel Charakter verleihen und wie wohl sie sich dort wohlfühlen.
Besonders gut hat mir die Christmas-Street gefallen. Schon der Name hat etwas magisches an sich und ich habe die kleine Straße von Seite zu Seite mehr gemocht. Ihr liegt ein Zauber inne, der fast schon etwas märchenhaftes an sich hat und ich habe jene Seiten geliebt, in denen die Straße weihnachtlich geschmückt und sie im besten Licht präsentiert wurde.

Es tritt eine überschaubare Anzahl an Figuren auf, die alle mit einem einzigartigen Wesen ausgestattet wurden. Insgesamt betrachtet gibt es eine nette Abwechslung, die Protagonisten treten lebendig und bodenständig auf und sie wirken in ihren Handlungen sehr natürlich. Viele von ihnen habe ich im Verlauf der Handlung ein wenig ins Herz geschlossen, sie sind mir sympathisch geworden und ich habe mich für sie gefreut, wenn es das Schicksal gut mit ihnen gemeint hat.
Allerdings gibt es auch vielleicht so um die drei Personen, die mich ein wenig mit ihrer Art gestört haben. Sie haben sich zwar gut in das gesamte Gefüge eingegliedert, aber mir waren sie auf menschlicher Ebene etwas unangenehm und ich hätte sie an manchen Stellen gerne mal auf das Offensichtliche aufmerksam gemacht.

Fazit
Ich hatte eine wirklich angenehme und schöne Lektüre, ich bin sehr froh, dass ich das Buch im Januar mitbestellt hatte und es nun endlich vom Sub befreit habe. Es handelt sich um eine vergnügliche Lektüre, die eine authentische Geschichte auf sehr natürliche Weise und mit einem angemessenen Maß an Drama erzählt und bei der teilweise überraschend viel Tiefe vorhanden ist. Nachdem der Knoten bei mir geplatzt ist, habe ich das Buch nur selten aus der Hand gelegt und hatte es am Ende innerhalb von knapp vier Tagen ausgelesen gehabt. Als kleine Kritikpunkte würde ich die fehlende Stimmung, sowie die zu wenigen Kapitel in der Weihnachtszeit benennen wollen, von beidem hatte ich mir mehr erwartet. Ansonsten gibt es meinerseits nichts zu meckern, eine solide Lektüre, die man sich gern mal zu Gemüte führen kann!

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Der Weihnachtskater

Der Weihnachtskater
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Handlung
Laura führt zusammen mit ihrem Lebensgefährten eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Eigene Kinder stehen für sie nicht an oberster Stelle und daher beginnt für Laura eine schwierige Zeit, als sie ...

Handlung
Laura führt zusammen mit ihrem Lebensgefährten eine erfolgreiche Anwaltskanzlei. Eigene Kinder stehen für sie nicht an oberster Stelle und daher beginnt für Laura eine schwierige Zeit, als sie sich nach dem Tod ihrer Schwester um deren drei Kinder kümmern muss. Schnell fasst sie das Ziel, den Kindern mit viel Liebe und Aufmerksamkeit ein sicheres und schönes Zuhause zu bieten. Was allerdings leichter gesagt ist, als getan. Nicht nur gibt es immer wieder kleine Problemchen, sondern auch der neue Nachbar macht Ärger und schließlich adoptieren die Kinder kurzerhand noch den Kater Kasimir...

Meinung
Das Cover ist wirklich sehr niedlich gestaltet. Im Hintergrund sind allerhand Rot-Töne zu finden, die teils mit goldenem Glitzer vermischt wurden. Und obwohl der Hintergrund leicht verschwommen dargestellt ist, sieht man doch deutlich, dass es sich bei den schillernden roten Punkten im Hintergrund um Weihnachtsbaumkugeln handelt. Passend zu dem weihnachtlichen Thema wurde die Schrift des Titels in Gold gehalten, was sehr stimmig auf dem roten Hintergrund ausschaut. Und um das Bild rund zu machen, wurde im Vordergrund eine junge Katze abgebildet, die den Betrachter offen anschaut. Sie bildet für mich das Highlight des Covers und zudem ist so natürlich eine schöne Verbindung zu dem Titel gegeben. Rundum ein stimmiges, hübsches und ansprechendes Bild!

Schon als ich das Cover in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich hin und weg. Es ist einfach super süß gestaltet und auch die Inhaltsangabe hatte irgendwas an sich, was mein Interesse geweckt hat. Die Geschichte klingt niedlich und ich wollte sie unbedingt lesen! Daher musste das Buch auf meine Wunschliste wandern und schließlich wurde es mir vom Bastei Lübbe Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür!

Die Geschichte beginnt mit einer Szene, die mir schon ein wenig ans Herz gegangen ist und die den Grundstein dafür gelegt hat, dass ich sofort wissen wollte, wie es mit dem Kätzchen weitergeht. Somit wurde mein Lesefluss also direkt angeregt und es war sehr interessant und entspannend, der weiteren Erzählung zu folgen und mehr über Laura, die drei Kinder, sowie den Kater Kasimir zu erfahren. Ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen und hatte die erste Hälfte des Romans innerhalb kurzer Zeit gelesen gehabt.

Auf Anhieb hat mir die Sprache richtig gut gefallen. Sie lässt sich durchweg flüssig lesen, es gibt schöne Umschreibungen der Situationen und aus jedem Satz lässt sich eine Natürlichkeit herauslesen, die sehr angenehm ist. Man merkt einfach, dass sowohl bei den Figuren, als auch bei dem Setting nicht versucht wurde, etwas perfektes zu schaffen, sondern jeder Ort und jede Person ihre Ecken und Kanten hat. Dadurch wirken viele Momente wie aus dem Leben gegriffen und mir ist es leicht gefallen, zu den Protagonisten eine Bindung aufzubauen.
Ich finde, dass die Sprache einen sehr einfachen Charakter besitzt, sie lässt sich locker lesen und besitzt ein wenig Tiefgang. Vor allem aber sorgt sie dafür, dass man sich als Leser in der Geschichte wohlfühlt und man sich allerhand Situationen gut vorstellen kann. Jede Szene wirkt natürlich und absolut nicht aufgesetzt, zudem kann man gut die Gedanken und Sorgen der Figuren verstehen. Das alles hat dazu geführt, dass ich mich richtig gut auf die Erzählung einlassen konnte und ich den Roman innerhalb von zwei Tagen ausgelesen hatte!

Teilweise hat mir die Stimmung richtig gut gefallen, manchmal hat sie mir aber auch gefehlt. Es gab immer wieder Momente, wo ich mir mehr Atmosphäre gewünscht hätte, die sich auch auf den Leser überträgt. Es war zwar klar herauszulesen, wenn die Figuren nicht sehr glücklich waren oder sie mit Problemen und Ängsten zu kämpfen hatten, allerdings ging dies nur selten so weit, als das ich mit ihnen hätte mitfühlen können. Lediglich den Anfang, als auch das Ende empfinde ich als stimmungsmäßig gelungen, ansonsten gibt es in diesem Punkt ein wenig Nachholbedarf.

Ein allwissender Erzähler versteht es, die Ereignisse anschaulich darzustellen und dabei die Entwicklungen der Figuren zu zeigen. Er verfolgt dabei durchweg Laura und zeigt nicht nur, wie ihr Leben aussieht und sich verändert, sondern auch, wie die Gefühle verschiedener Personen aussehen. Sowohl von Laura, als auch den Kindern erhält man immer wieder kleine Einblicke in ihr Wesen und kann dadurch schauen, was sie fühlen und denken, welche Sorgen und Hoffnungen sie haben. Das hat mir richtig gut gefallen und es hat auch dabei geholfen, dass ich die einzelnen Protagonisten als so lebendig und sympathisch wahrgenommen habe!

Das Setting finde ich toll. Gerade jene Szenen in dem Dorf Tannreuth haben mir richtig gut gefallen. Ich mag die Bodenständigkeit der Bewohner, wie sie auf andere Menschen zugehen und wie jeder jeden kennt. Dies wirkt sich auf positiv auf die Darstellung der Handlungsorte aus. Ein jeder Ort wirkt einladend und häufig auch gemütlich, die Personen bewegen sich darin ganz natürlich und man merkt, wie sie sich in ihnen wohlfühlen.
Zudem finde ich die Entwicklung einiger Settings sehr interessant. Gerade bei dem Haus von Lauras Schwester ist mir dies aufgefallen. Hat es anfangs noch ein wenig kühl gewirkt, haben die Räume nach und nach mehr Wärme erhalten, was auch damit zu tun hat, dass Laura merkt, wo und mit wem sie sich wirklich wohlfühlt.

Ich mag die Figuren gern. Sie treten meist sympathisch auf, zeigen Ecken und Kanten und machen auch mal Fehler. Dadurch wirken sie sehr menschlich und lebendig und das macht es leichter, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Sowohl Laura, als auch die drei Kinder wurden besonders stark beschrieben und im Verlauf der Handlung lernt man sie am besten kennen. Ich finde, dass bei ihnen schöne Zeichnungen vorliegen, man kann gut nachvollziehen, wie sie denken und fühlen und wie ihr Innenleben ausschaut. Dazu gibt es gute Einblicke und es sind sehr angenehme Charaktere, die ich gerne begleitet habe.
Auch die restlichen Figuren haben solide Beschreibungen erhalten, wenngleich man bei ihnen nur sehr selten etwas davon erfährt, wie sie sonst ticken. Hier gibt es eher einen etwas oberflächlicheren Blick, was ich vollkommen in Ordnung finde. Man merkt, dass der Fokus auf anderen Personen liegt.
Lediglich der neue Nachbar ist eine sehr merkwürdiger Charakter. Was an sich auch gut ist, allerdings finde ich, dass er irgendwie einen Hauch zu schwach und kühl auftritt. Ihm hätte es gut getan, wenn seiner Figur mehr Leben, aber auch mehr Eigenarten hinzugefügt worden wären.

Und obwohl mir die Geschichte eigentlich wirklich gut gefallen hat, habe ich doch drei Kritikpunkte. Zum einen hätte ich mir gewünscht, dass Lauras Karriere eine deutlich kleinere Rolle einnimmt. Ich finde, dass manche Beschreibungen und Aussagen dazu zu viel waren und für die Geschichte an sich nicht nötig waren. Dafür hätte es mir besser gefallen, wenn der Kater Kasimir, sowie die Weihnachtszeit mehr Raum eingenommen hätten. Ich finde, dass diese beiden Punkte ein wenig zu kurz kommen, vor allem, weil sie vereint den Titel bilden und man dadurch, aber auch aufgrund der Inhaltsangabe, mit einer Erzählung rechnet, die vor allem im Dezember spielt und bei der der Kater noch mehr im Mittelpunkt steht.
Außerdem finde ich, dass das Ende sehr fix herbeigeführt wurde. Plötzlich ist die Weihnachtszeit angebrochen, der Dezember vergeht wie im Flug, die Geschichte findet ein schnelles Ende. Es wurden zwar alle offenen Fragen geklärt und es liegt ein runder Abschluss vor, allerdings bin ich damit nicht vollkommen glücklich. Schließlich habe ich die ganze Erzählung über gewartet, dass diese magische Vorweihnachtszeit beginnt und dann erlebt man davon im Buch nicht sonderlich viel mit. Auch hier hatte ich aufgrund des Titels andere Erwartungen!

Fazit
Im Großen und Ganzen betrachtet liegt eine schöne und liebevoll gestaltete Geschichte vor. Ich mag die Grundidee des Buches unheimlich gern und finde, dass zu weiten Teilen eine schöne und stimmige Umsetzung dessen gelungen ist. Sowohl die Sprache, als auch die Settings oder vielen Einblicke in Gedanken und Gefühle der Protagonisten haben mir wirklich gut gefallen und sie hinterlassen einen positiven Eindruck
Allerdings gibt es auch ein paar kleine Details, die ich als nicht so rund und gelungen empfinde, bei denen ich mir einfach mehr erwartet hätte. Das prominenteste Beispiel dafür ist, dass ich die Geschichte aufgrund des Titels mehr im Winter / zu Weihnachten verortet, und mir die dazu passenden Stimmungen gewünscht hätte.
Zusammenfassend ergibt sich eine nette und locker lesbare Handlung, die mich gut unterhalten hat und die Charme besitzt. Die aber leider auch nicht perfekt ist. Trotzdem finde ich, allein für die Darstellung des Katers Kasimir lohnt sich die Lektüre:)

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Veröffentlicht am 13.11.2021

DIe Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers

Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers
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Handlung
Köln 1838
Anna Sophias liebster Ort auf der ganzen Welt ist die Apotheke ihres Vaters. Sie liebt es, ihm bei seiner Arbeit zu helfen und sich mit ihrem Wissen einzubringen. Daher ist sie besonders ...

Handlung
Köln 1838
Anna Sophias liebster Ort auf der ganzen Welt ist die Apotheke ihres Vaters. Sie liebt es, ihm bei seiner Arbeit zu helfen und sich mit ihrem Wissen einzubringen. Daher ist sie besonders stolz auf ihre Hustenbonbons, die nicht nur gut schmecken, sondern auch bei einigen Symptomen helfen. Und als dann noch der Apothekergeselle August um ihre Hand anhält, ist Anna Sophia vollkommen zufrieden. Ihre Freude wird allerdings durch eine Krankheit ihres Vaters getrübt, Ärzte scheinen ihm nicht helfen zu können und schließlich hat sie August im Verdacht, dass er ihrem Vater schaden will um die Apotheke zu übernehmen...
Zur gleichen Zeit kehrt Franz Stollwerck zurück nach Köln. Er war einige Jahre auf Wanderschaft und freut sich darauf, sich als Bäcker niederzulassen. Und auch auf Anna Sophia freut sich der junge Mann. Die jungen Leute kennen sich schon seit ihrer Kindheit und beide haben einander nie vergessen. Als ihr schließlich Franz ebenfalls einen Heiratsantrag macht, steht Anna Sophie vor einer schweren und weitreichenden Entscheidung...

Meinung
Das Cover könnte echt hübsch sein, wenn die Dame am unteren Rand nicht wäre. Ihre Anwesenheit hätte es absolut nicht benötigt, ich finde, dass dort besser die kleine Stadtansicht hingepasst hätte, die nun über dem Titel abgedruckt wurde. Dann würde vielleicht auch nicht ein etwas überladener Eindruck entstehen.
Abgesehen von der Dame mag ich das Cover ganz gern. Es fällt aufgrund der goldenen und roten Details ins Auge, es wirkt farblich stimmig und ich mag es sehr, wie der Name der Autorin ebenfalls in Gold aufgedruckt wurde und sich damit tadellos ins Gesamtbild einfügt! Das macht wirklich was her und lenkt in einer Buchhandlung die Blicke auf sich!

Bereits in der Verlagsvorschau habe ich den Roman entdeckt und mein Interesse wurde auf Anhieb geweckt. Der Titel klingt gut, die Inhaltsangabe hat mich überzeugt und besonders toll fand ich den Fakt, dass die Geschichte auf einem wahren Hintergrund basiert. Aufgrund dessen hatte ich die Hoffnung, nicht nur einiges über die Ursprünge der Familie Stollwerck, sondern auch über deren Erfolgsgeschichte zu erfahren. Das Buch landete direkt auf meiner Wunschliste und es war eine riesengroße Freude, es als Rezensionsexemplar mitsamt niedlichen kleinen Extras zu erhalten. Daher möchte ich dem Aufbau Verlag ganz herzlich für das liebevoll zusammengestellte Päckchen danken!

Vorab möchte ich auf das Personenverzeichnis am Ende des Buches hinweisen. Dort werden alle Figuren aufgelistet, historisch verbürgte Personen werden hervorgehoben. Zu ihnen findet man gleich auch die Geburts- und Sterbedaten, weshalb man immer gut verfolgen kann, wie alt die Protagonisten mittlerweile sind und in welchem Abschnitt ihres Lebens sie sich befinden. Außerdem werden familiäre Zusammenhänge aufgedeckt, sodass auf einen Blick erkenntlich ist, wie der Hintergrund einer jeden Figur ausschaut. Ich bin froh darum, dass es ein solches Verzeichnis gibt. Es hat mir ab und an eine kleine Hilfestellung geleistet und ich finde, dass daraus ersichtlich wird, dass ein angenehmes Maß an historischen und fiktiven Personen genutzt wurde.
An das Personenverzeichnis schließt sich ein sehr informatives und erklärendes Nachwort an. Ich mag es immer gern, wenn einige Aspekte nochmals aufgegriffen werden und näher darauf eingegangen wird. Genau das war auch hier der Fall, man erhält zu einigen Themen noch einige Hintergrundinformationen und die Handlung wird auf diese Weise abgerundet.

Ich muss zugeben, dass ich mich ein wenig davor gescheut habe, das Buch aufgrund seiner Fülle von knapp 600 Seiten in die Hand zu nehmen. Ich weiß selbst nicht genau, weshalb das der Fall war, allerdings hat sich schnell gezeigt, dass die Geschichte sich als so gut und interessant erweist, dass meine Zweifel komplett unbegründet waren. Schon der Start in die Handlung hat mir gut gefallen, ich mag es, wie gut die Figuren auf den ersten Seiten charakterisiert werden und wie man direkt ein Gefühl für die Gesamtsituation erhält. Daher geht die Geschichte schon äußerst vielversprechend los und es wird ein guter Start für eine interessante und abwechslungsreiche Handlung gegeben.

Mir hat die Sprache gut gefallen. Sie hat sich durchweg sehr flüssig und leicht lesen lassen, ich bin flott vorangekommen und habe insgesamt vielleicht vier Tage für die gesamte Geschichte benötigt. Häufig gibt es recht ruhige Kapitel, die den Alltag der Figuren wiedergeben und die eine entspanntere Stimmung vermitteln, sodass man beim Lesen gut abschalten und sich auf die Handlung konzentrieren kann. Ab und an gibt es dann solche Momente, die einen spannenderen Hintergrund haben, bei denen man merkt, dass jetzt ein wichtiger Schlüsselmoment ist, der häufig für die weitere Geschichte entscheidend ist.
Die Sprache ist meist einfach gehalten, ich hatte an keiner Stelle im Roman Verständnisprobleme und konnte der Handlung daher problemlos folgen. Situationen und Figuren werden gut umrissen, die Settings lebendig dargestellt und immer wieder gibt es historische Fakten und Hintergründe, die geschickt in die Geschichte eingebunden werden.

Ich bin mir noch etwas unsicher, was ich von manchen mystischen Ereignissen und Zufällen halten soll. Es wirkt zwar irgendwie rund und stimmig, manchmal war es mir davon allerdings doch ein wenig zu viel davon. Ich glaube, dieser Eindruck entsteht auch dadurch, weil ich solche Aspekte nicht im Buch erwartet hätte und ich auch ein wenig der Meinung bin, dass es z.B.: eine Kräuterfrau, die im Wald lebt und von der Gesellschaft kritisch beäugt wird, nicht zwingend gebraucht hätte...

Ich war ganz überrascht davon, dass im Verlauf der Handlung mehrere Erzählperspektiven genutzt wurden. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass Anna Sophia durchweg die Hauptperson sein wird und jegliche Kapitel aus ihrer Sichtweise geschildert werden. Doch schnell hat sich gezeigt, dass die Geschichte deutlich vielfältiger ausfällt, als ich anfangs gedacht hatte.
Mehrere Personen kommen zu Wort und haben den Raum erhalten, um ihren Charakter dem Leser näherzubringen und eine andere Sichtweise auf die Figuren, aber auch die Situationen im Allgemeinen zu geben.
Lange Zeit war ich ein wenig davon verwirrt, welche Rolle z.B.: Kaspar innerhalb der Geschichte spielen wird und was seine Perspektive für einen Nutzen hat. Erst ziemlich gegen Ende des Romans wird dies dann endlich aufgelöst, es hat dann zwar zu dem Moment gepasst, allerdings hätte es mir gefallen, wenn eine Verknüpfung der Sichtweisen schon eher stattgefunden hätte. So hatte es lange Zeit den Anschein, als wäre die Perspektive von Kaspar lediglich dazu da, um die Geschichte noch ein bisschen auszufüllen und sie abwechslungsreicher zu machen.
Im Grunde finde ich es allerdings gut, dass mehrere Blicke auf die einzelnen Figuren und deren Handeln möglich sind. Diese gestalten die Handlung vielfältiger und sie wirken möglichen Längen vor, zudem kann man sich als Leser so einen größeren und auch besseren Gesamteindruck verschaffen.

Im Grunde finde ich die Personenzeichnung als gut und spannend. Man begleitet viele Figuren auf ihrem Lebensweg und häufig war es interessant zu sehen, wie sie älter werden, wie eine Entwicklung aussieht und in welche Richtung diese geht. Dies kann man hautnah mitverfolgen und ich mag es, wie abwechslungsreich die Reifung der Charaktere ausfällt. In vielen Fällen mag ich die Wandlung, sie ist gut nachvollziehbar und stimmig, sie macht aufgrund der Erlebnisse Sinn und ist einfach passend.
Lediglich bei Franz bin ich etwas unglücklich darüber, wie er sich entwickelt. Ich finde, dies wurde nicht ausreichend besprochen, man weiß zwar so ungefähr, durch welche Ereignisse er letztendlich der Mensch geworden ist, der am Ende des Buches dasteht, aber vieles ist im Geheimen passiert. Es gibt für mich nicht genügend Informationen, weshalb diese Wandlung geschehen ist, weshalb er teilweise so handelt und häufig konnte ich ihn einfach nicht verstehen. Das finde ich schade, schließlich nimmt er eine bedeutende Rolle innerhalb der Geschichte ein und es wäre schön gewesen, seinen Charakter besser verstehen zu können.
Bis auf diese eine Ausnahme bin ich zufrieden mit den Figuren. Sie haben komplett unterschiedliche Züge erhalten, es treffen Personen mit verschiedenen Sichtweisen aufeinander, es gibt starke und schwache Charaktere, solche, die man auf Anhieb mag und solche, die vom ersten Moment an unsympathisch wirken. Kurzum gesagt: es wird ein sehr lebendiges Abbild der Gesellschaft gezeichnet, welches unglaublich spannend ist und einen vielfältigen und abwechslungsreichen Eindruck hinterlässt.

In die Handlung eingebunden werden immer wieder einige historische Details, die komplett unterschiedlichen Ursprungs sind. Man lernt sowohl einiges über die Politik, als auch über das Zusammenleben, das damalige charakterliche Ideal der Frau und über die Konkurrenz zwischen einigen Berufen. Zu vielen Sachverhalten wird ein lebendiges und interessantes Bild gezeichnet, sodass man ansatzweise nachvollziehen kann, wie das Lebensgefühl in den 1830er Jahren aussah. Ich empfand dies als sehr spannend und gut greifbar, die Zeit wird dem Leser anschaulich und bodenständig vermittelt, sodass die Geschichte einen ganz besonderen Reiz erhält.

Die Handlungsorte empfinde ich als abwechslungsreich und gut gezeichnet. Jene Orte, die stärker im Mittelpunkt stehen, sind ausdrucksvoller beschrieben als andere und auf diese Weise entsteht eine schöne Mischung und man kann schauen, wie unterschiedlich die einzelnen Bevölkerungsschichten leben. Man lernt sowohl einige Settings in der Stadt, als auch auf dem Land kennen und ich mag die Wechsel und die verschiedenen Ortschaften gern. Ich finde, dass jedes Gebäude und jede Gegend lebendig und greifbar beschrieben wird, sodass ein rundum schönes und interessantes Setting entsteht.

Fazit
Für die Fortsetzung würde ich mir wünschen, dass die Familie Stollwerck und ihr Schokoladenimperium noch stärker im Fokus stehen und sich die Handlung ein wenig mehr diesem Thema zuwendet. Man ist im ersten Band gut über die Anfänge dessen informiert wurden, nun interessiert es mich sehr, wie der Übergang von den Bonbons zu der Schokolade ausschaut und welche Zukunft den Protagonisten bevorsteht. Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und finde, dass ein schöner Auftakt gelungen ist, der definitiv Lust auf mehr macht!

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Der Zug der Nonnengänse

Der Zug der Nonnengänse
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Handlung
In der Natur kann die 60-jährige Amelie durchatmen. Hier fühlt sie sich wohl, sie findet Trost und Kraft. Sie kann nicht nur das Wattenmeer, sondern auch die Tiere beobachten und voller Vorfreude ...

Handlung
In der Natur kann die 60-jährige Amelie durchatmen. Hier fühlt sie sich wohl, sie findet Trost und Kraft. Sie kann nicht nur das Wattenmeer, sondern auch die Tiere beobachten und voller Vorfreude wartet sie darauf, dass ihre geliebten Nonnengänse wieder den Weg nach Langeoog finden. Jeden Tag aufs Neue saugt sie diese Eindrücke ein, weiß sie doch, dass ihr aufgrund ihrer Krebs-Erkrankung nur noch wenig Zeit bleibt. Allerdings hat sie noch eine Sache auf dem Herzen...
Bente braucht derweil eine Auszeit. Diese will sie auf Langeoog machen und trifft zufällig auf Amelie. Trotz des Altersunterschiedes von 20 Jahren entwickelt sich zwischen den beiden Damen eine Freundschaft. Sie helfen sich nicht nur in der schweren Zeit, sondern vertrauen sich auch ihre Geschichten, Wünsche und Geheimnisse an...

Meinung
Das Cover ist hübsch, es besitzt teilweise wunderbar leuchtende Farben und passt gut zu der Geschichte. Im oberen Drittel des Buches sieht man nicht nur die Weite des Himmels, sondern auch ein Gewässer, die Szenerie könnte Langeoog darstellen. Außerdem sind noch einige Vögel erkennbar, wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die titelgebenden Nonnengänse. Die restlichen zwei Drittel des Buches werden von Schilf, sowie dem Titel des Buches dominiert.
Trotzdem bin ich nicht komplett überzeugt davon, mir fehlt noch Etwas, was den Anblick besonders macht und die Blicke auf sich zieht. Keine Ahnung, was das sein soll. So liegt ein hübsches und schönes Cover vor, welches meiner meiner Meinung nach aber nicht perfekt ist.

Ich hatte den Roman absolut nicht auf dem Schirm, deshalb war natürlich die Überraschung sehr groß, das Buch plötzlich mit der Post zu erhalten. Allein deswegen hatte ich mich sehr auf die Geschichte gefreut, aber auch die Inhaltsangabe klang direkt überzeugend. Und schnell gab es einige positive Meinungen zu dem Buch, die auf eine emotionale Erzählung hingedeutet haben, weshalb ich frohen Mutes und mit vielen Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin. Für das schöne kleine Paket, sowie die sehr gelungene Überraschung möchte ich dem Droemer Knaur Verlag ganz herzlich danken!

Anfangs brauchte ich ein wenig Zeit, um mich vor allem an die Figuren zu gewöhnen. Diese profitieren von der ersten Seite an von einer ganz eigenen Darstellung, die mich zwar ein wenig auf Distanz hält, die aber sehr interessant und lebendig ausgefallen ist. Darauf musste ich mich erst einmal einlassen, danach fiel es mir recht leicht, der Geschichte ohne Probleme zu folgen!

Mir hat die Sprache gut gefallen. Ich empfand sie teils zwar als etwas kühl, aber sie befand sich auf einem sehr schönen Niveau. Viele Szenen sind überraschend tiefgreifend gestaltet, was viel von dem Charakter des Buches ausmacht. Mit dem Lesen bin ich gut und flüssig vorangekommen und mit zunehmender Handlung hat mich der Roman immer mehr gefangen genommen.
Gespickt ist die Sprache mit allerlei Hintergrundinformationen zu Vögeln und deren Aussehen, sowie Lebensweisen. Hier merkt man, dass die Autorin sich über dieses Thema bestens informiert hat und ich mag es, wie die Vögel ein wiederkehrendes Thema des Buches sind.

Mich hat es überrascht, wie viele Erzählperspektiven genutzt werden. Diese fallen vielfältiger aus, als ich anfangs gedacht hatte und sie führen dazu, dass man auf die Situationen verschiedene Blickweisen erhält und man manche Aussagen der Charaktere besser verstehen kann. Es gibt Einblicke in die Gedanken vollkommen unterschiedlicher Figuren, die dabei helfen, dass man die einzelnen Sichtweisen erkennt und sich dadurch ein ganz eigenes Bild der Lage machen kann. Zudem ist es sehr passend und gut, dass vonseiten des Erzählers keine Wertung ausgeht und es dem Leser komplett frei überlassen wird, wie er die Situation und Figuren einschätzt.

Vorab hatte ich bereits ein paar Meinungen gelesen, die von einer sehr emotionalen Geschichte sprechen. Lange Zeit empfand ich die Ausgangssituation zwar traurig, wurde von der Stimmung aber nicht so mitgerissen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich denke, dass das daran lag, dass ich nie so recht eine Bindung zu den Protagonisten aufbauen konnte, sondern sie mich mit ihrer Art, mit ihrem Charakter immer ein wenig auf Distanz gehalten haben. Und dann trat irgendwann im letzten Viertel des Buches doch noch die von mir erhoffte Stimmung ein und hat auch mich endlich abgeholt. Ich habe daraufhin sehr emotional an den Geschehnissen teilgenommen und schließlich kam auch der Punkt, an dem ich so sehr in der Geschichte angekommen war, dass ich mit den Figuren mitgefühlt habe und ich irgendwann auch ein paar Tränen unterdrückt habe. Abschließend kann ich daher sagen, dass ich die Stimmung irgendwann als sehr mitreißend und emotional empfand, diese hätte sich gern genauso durch den ganzen Roman ziehen können.

Fast durchweg spielt die Geschichte auf Langeoog. Wenige Kapitel gibt es noch in Hannover, allerdings halten sich diese in Grenzen. Vor allem das Häuschen von Amelie, sowie die landschaftlichen Beschreibungen konnte ich mir sehr lebendig und bildreich vorstellen, es war ein absolutes Vergnügen, diese Orte gedanklich zu besuchen und deren Charakter kennenzulernen. Ich hätte mir gern gewünscht, dass auch die restlichen Settings eine so gelungene Beschreibung erhalten und ich sie mir so lebendig vorstellen kann. Das war nämlich bei den restlichen Orten nur sehr selten der Fall, meist kamen sie sehr nüchtern und neutral, fast auch ein wenig kühl und leblos daher. Das passt zwar insofern zum Roman, dass Amelie vor allem ihr Haus, als auch die Natur mit der Vegetation und den Tieren am Herzen liegt und man dies besonders stark nachvollziehen kann. Aber ich finde, dass die anderen Orte ein bisschen zu schwach daherkommen.

Auf den ersten Seiten habe ich noch gedacht, dass es mir irgendwann gelingen wird, zu den Personen eine Bindung aufzubauen. Zwar konnte ich sie irgendwann auf emotionaler Ebene verstehen, ansonsten hat es sich durchgesetzt, dass ich zu ihnen Distanz wahrte. Mir waren ihre Charaktere teils einen Hauch zu verschroben beschrieben, jeder hatte seine Macken, die mir aber zu stark ausgefallen sind. Daher war es mir nicht möglich, Vertrauen zu ihnen zu fassen und sie so anzunehmen, wie sie sind.
Zudem hat es mich irgendwie gestört, dass Bente und ihr Mann öfter aneinander vorbeireden und Ewigkeiten brauchen, um ansatzweise auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Hier wurde ich mit der Zeit ein bisschen ungeduldig und ich finde, dass diese Episode gar nicht so weit hätte ausgeweitet werden müssen. Dafür hätte es mir besser gefallen, wenn der Fokus noch mehr auf Amelie gewesen wäre.

Fazit
Es handelt sich um ein schönes, teilweise berührendes und vor allem nachdenklich machendes Buch. Die Geschichte rund um die Freundschaft der beiden Damen und das Anvertrauen von Geheimnissen und der Lebensgeschichte hat mir gut gefallen und sie ist etwas, was ich so noch nie gelesen habe. Im Grunde ist der Roman ziemlich stimmig, lediglich die Figuren hinterlassen mich zwiegespalten und ich kann sie selbst nach dem Beenden des Buches nicht so richtig einschätzen. Nichtsdestotrotz ist es eine tolle Geschichte, die mir weitgehend richtig gut gefallen hat!

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