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Veröffentlicht am 16.06.2019

Tracy ist zurück

Vor deinen Augen
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D'Andre, ein zwölfjähriger Junge, wird Opfer eines Autounfalls mit Todesfolge und Fahrerflucht. Da der Fahrer des Tatwagens Soldat eines Marinestützpunkts ist, fühlt sich das Militär für die Strafverfolgung ...

D'Andre, ein zwölfjähriger Junge, wird Opfer eines Autounfalls mit Todesfolge und Fahrerflucht. Da der Fahrer des Tatwagens Soldat eines Marinestützpunkts ist, fühlt sich das Militär für die Strafverfolgung zuständig. Doch dann verschwunden Beweismittel, der Täter kommt frei. Tracy Crosswhite kann das nicht auf sich beruhen lassen, ihr berüchtigter Gerechtigkeitssinn meldet sich zu Wort. Und es scheint, als ob sie auf der richtigen Spur ist. Bleibt nur die Frage, wer seine Karriere und sein Leben für einen Soldaten aufs Spiel setzt, der einen Jungen getötet hat.

Der Thriller fing spannend an, das erste Kapitel beginnt direkt düster und beklemmend. D'Andres Tod geht unter die Haut. Doch dann verliert sich der Autor in Einzelheiten über das Privatleben und die Spannung wird merklich weniger. Generell fand ich das Buch sehr anstrengend zu lesen, was aber vielleicht dann auch mit der Tatsache einherging, dass ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Das hatte ich aus den anderen Büchern der Reihe so nicht in Erinnerung,

Die Charaktere wurden toll ausgearbeitet und sind vielschichtig. Aber es kam mir so vor. Als ob gerade durch diese ausführlichen Beschreibungen viel von der Spannung verloren gegangen ist. Was mir aber gut gefallen hat, war die Verbindung zwischen dem Unfall mit Fahrerflucht und den Herointoten, in deren Fall Tracy ermittelt. Man erfährt einiges über die Arbeitsweise der Militäranwälte im Gegensatz zu denen im privaten bzw. Staatsdienst. Auch die Hintergrundinformationen, über die Legalisierung von Marihuana und die Verwicklung der Kartelle fand ich sehr interessant. Der Autor hat hier hervorragende Recherchearbeit geleistet und kann dieses Wissen auch gut weitergeben.

Wer also auf einen langsamen Thriller mit vielen Hintergrundinfos steht, dem kann ich die Lektüre ans Herz legen.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Letzte Lüge?

Deine letzte Lüge
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Im Abstand von wenigen Monaten haben sich Annas Eltern das Leben genommen und sind von der Klippe des Beachy Head gestürzt. Nach dem Tod ihrer Mutter zweifelt Anna an einem Selbstmord, und eine rätselhafte ...

Im Abstand von wenigen Monaten haben sich Annas Eltern das Leben genommen und sind von der Klippe des Beachy Head gestürzt. Nach dem Tod ihrer Mutter zweifelt Anna an einem Selbstmord, und eine rätselhafte Nachricht bestärkt sie. Mackenzie, pensionierter Ermittler, unterstützt sie bei der Suche nach der Wahrheit.

Besonders gut hat mir hier gefallen, dass der Ermittler nicht nur einfach „irgendjemand“ war. Mackenzie hat eine Geschichte, ebenso wie Anna, und als Leser war er mir sofort um einiges sympathischer. Er handelt überlegt und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit Anna hingegen konnte ich wenig anfangen. Sie macht auf mich einen labilen Eindruck, was sicher von den Erlebnissen der letzten Monate herrührt. Dennoch handelt sie manchmal sehr unüberlegt, gerade im Hinblick darauf, dass sie eine kleine Tochter hat.

Der Erzählstil gefällt mir, im Nachhinein, sehr gut. Ich bin überhaupt kein Freund von übernatürlichen Ereignissen in Thrillern und gerade in den ersten Kapiteln schimmerte so einiges durch, was darauf hingewiesen hat. Ich war kurz davor abzubrechen, bin aber nun froh, dass ich weitergelesen habe.

Die Autorin führt den Leser an der Nase herum – verdächtig sind alle und keiner. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, nicht nur wegen der Auflösung der Handlungsstränge. Das Buch ließ sich gut lesen und war spannend und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 09.01.2019

solide Idee

Ich weiß, wo sie ist
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Francine ist sich sicher, dass ihre seit zehn Jahren verschwundene Tochter lebt. In diesem Glauben wird sie bestärkt, als sie einen Zettel findet, auf dem steht „Ich weiß, wo sie ist“. Sie ist sich sicher, ...

Francine ist sich sicher, dass ihre seit zehn Jahren verschwundene Tochter lebt. In diesem Glauben wird sie bestärkt, als sie einen Zettel findet, auf dem steht „Ich weiß, wo sie ist“. Sie ist sich sicher, dass sie nun einen Weg finden wird, Autumn zu retten. Francines Exmann möchte mit alledem nichts zu tun haben. Für ihn ist klar, dass Autumn nicht mehr lebt.
Francine steigert sich jedoch immer weiter in die Vorstellung hinein, ihre Tochter endlich wieder in die Arme zu schließen. Und irgendwann entwickelt sich das zu einer Besessenheit.

Die Charaktere sind leider etwas oberflächlich geblieben. Ich fand Francine sehr unsympathisch und konnte ihren Schmerz nicht mitfühlen. Ihre Entscheidungen waren für mich unüberlegt und zu impulsiv, und sie hat oft mehr Glück als Verstand. Ich fand ihre Art fast schon nervig und übertrieben. Als Mutter eines verschwundenen Kindes klammert man sich sicher an jeden Strohhalm, aber hier wirkte es manchmal weit hergeholt. Auch die anderen Charaktere blieben blass, oft hatte ich das Gefühl, dass der Zufall eine große Rolle spielt und so war vieles leider vorhersehbar. Viel mehr kann ich kaum schreiben, ohne zu spoilern.

Der Schreibstil hingegen war sehr gut, auch die unterschiedlichen Perspektiven haben die Story vorangetrieben und die Spannung erhöht. Die Kapitel hatten eine tolle Länge, um nur noch kurz eines zu lesen und dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können. Alles in allem ein solider Thriller, der einen nach den ersten Seiten packt.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Auf der Suche nach der Schwester

Die zweite Schwester
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Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich nicht mehr den Rest ihres Lebens ...

Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich nicht mehr den Rest ihres Lebens die quälende Frage stellen, was Miranda passiert ist, ob sie noch lebt, ob sie leiden musste. Sie möchte abschließen, auch wenn die Wahrheit vielleicht grausig sein wird. Doch wo beginnen? Schließlich hat die Polizei damals alle Hinweise ausgewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass es keine heiße Spur gibt.

Ella zieht zusammen mit ihren Eltern Luke, den Sohn ihrer Schwester groß. Er war noch ein Säugling, als seine Mutter verschwand. Wer sein Vater ist, weiß niemand. Luke ringt seiner Tante das Versprechen ab, die Wahrheit für ihn herauszufinden. Kurz darauf findet sie tatsächlich einen ersten Hinweis, als die Polizei Mirandas alte Sachen zurückbringt: ein Adressbuch. Die Spur scheint vielversprechend.

Obwohl Ted, ihr Kindheitsfreund und inzwischen Polizist, versucht, ihr die Ermittlungen auszureden, lässt Ella sich nicht davon abbringen. Sie weiß: wenn sie wirklich einen Schlussstrich ziehen will, kommt sie um einen Besuch bei Jason Thorne nicht herum. Er sitzt wegen Mordes lebenslang in einer psychatrischen Anstalt, und obwohl man ihm nichts nachweisen konnte, ist Ella überzeugt dass er auch ihre Schwester auf dem Gewissen hat.

„Es gibt keinerlei sichtbare Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Aber es liegt etwas Seltsames in der Luft, eine Art Witterung, wenngleich so schwach, dass sie auch Einbildung sein könnte.“ Pos. 127

Inzwischen häufen sich die merkwürdigen Zufälle und langsam kommt Ella zu dem Schluss, dass der Mörder noch auf freiem Fuß ist. Sie beschließt, sich nicht weiter auf die Polizei zu verlassen und selber herauszufinden, was ihrer Schwester vor zehn Jahren passiert ist. Da die Polizei eine Beteiligung von Jason Thorne an Mirandas Verschwinden weder dementiert noch bestätigt hat, besucht Ella ihn in der psychatrischen Einrichtung. Er scheint mehr über Ellas Schwester zu wissen, als er bisher preisgegeben hat. Und von da an kommt ein Stein ins Rollen, den niemand aufhalten kann.

Ella kämpft mit den Geistern ihrer Schwester. Weil ihr Tod nie bestätigt wurde, kann sie nicht loslassen. Sie führt Zwiegespräche mit Miranda, überlegt sich was ihre Schwester an ihrer Stelle getan hätte und versucht, einer nicht anwesenden Person zu gefallen. Ich habe im Laufe der Geschichte Mitgefühl für Ella entwickelt, andere finden ihr Verhalten sicher nervig. Doch sie balanciert auf einem schmalen Grat. Ich kann ihre Beweggründe verstehen und auch ihre Handlungen. Miranda erschien mir immer unsympathischer. Ich empfand sie als manipulativ und intrigant. Die beiden Schwestern verbindet ein enges Band, das nach dem Verschwinden von Miranda durch den kleinen Luke noch stärker geworden ist. Ella macht eine Heilige aus Miranda und übernimmt unbewusst die Denkstrukturen ihrer Mutter. Keiner darf die ältere Schwester kritisieren, an ihr zweifeln.

„Ich habe die letzten zehn Jahre mit einem riesigen Loch in meinem Herzen verbringen müssen, und dieses Loch hat exakt die Form meiner Schwester.“ Pos. 4264

Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar auf Ella und ihrem Verhalten. Die Handlungen mancher Nebencharaktere haben mich ab und an die Stirn runzeln lassen. Ted zum Beispiel fand ich ab und an in hohem Maße unlogisch, obwohl er eigentlich ansonsten smart ist. Das Tempo war im Großen und Ganzen genau richtig, zwischendurch gab es leider einige Längen. Das ist auch dadurch bedingt, dass die Gespräche zwischen Ella und Miranda nicht klar abgegrenzt sind und so das Lesen etwas erschwert wird.


Ein Spannungsroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann, wenn man ruhige Thriller mag. Hier steht die Detektivarbeit von Ella im Vordergrund, das Zusammensetzen der Puzzleteilchen. Spannende Atmosphäre und viele Wendungen runden das Ganze ab.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Mutterglück

Das falsche Kind
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Sasha hat die Geburt ihrer kleinen Tochter von Anfang bis Ende durchgeplant. Doch dann wacht sie nach einem Notkaiserschnitt auf und alles fühlt sich falsch an. Als Ärztin weiß sie jedoch, dass Mütter, ...

Sasha hat die Geburt ihrer kleinen Tochter von Anfang bis Ende durchgeplant. Doch dann wacht sie nach einem Notkaiserschnitt auf und alles fühlt sich falsch an. Als Ärztin weiß sie jedoch, dass Mütter, die das Baby nach der Geburt nicht sofort im Arm halten können, sich schwer tun, eine Bindung aufzubauen. Und als sie dann ihren Sohn kennenlernen darf, macht das alles nur noch schwerer. Denn bisher war immer nur die Rede von einem Mädchen. Das Baby sieht weder ihr noch ihrem Mann Mark ähnlich. Und Sasha fühlt keine Verbundenheit. Für sie ist klar: Ihr Baby wurde vertauscht. Doch niemand glaubt ihr.

Krankenschwester Ursula, die im gesamten Buch sehr unsympathisch wirkt und anscheinend den Beruf verfehlt hat, fühlt sich durch diese Anschuldigungen auf den Schlips getreten.

Mark, der Vater des Kindes, erkennt nicht nur Ähnlichkeiten mit seiner kompletten Verwandtschaft, sondern auch mit Sasha. Die Ängste seiner Frau tut er leichtfertig ab und nimmt es auch in Kauf, als diese in die psychiatrische Abteilung verlegt werden soll. Er stärkt seiner Frau nicht den Rücken, als sie es am dringendsten braucht.

Was wie ein Thriller anfing, wandelte sich im Laufe der Geschichte in ein Drama.

Der Plot wird aus Sashas und aus Marks Perspektive erzählt, abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit. Dadurch erfährt man, wie tief der Kinderwunsch der beiden geht und wie sehr sich ihre Beziehung aus diesem Grund verändert hat.

Der Schreibstil ist erwartungsgemäß flüssig, das Buch ließ sich gut lesen. Die Autorin hat Sashas Alleinsein gut umgesetzt, sodass ein Großteil der Geschichte nicht in wörtlicher Rede geschrieben ist, sondern nur Sashas Gedanken widerspiegelt. Das führt allerdings auch dazu, dass sich die Geschichte stellenweise etwas zieht.

Leider bleiben die Charaktere oberflächlich, trotz des Blicks in die Vergangenheit. Sashas Ängste, die durch das fehlende Gefühl der Bindung ausgelöst werden, scheinen tiefer zu sitzen als gedacht. Sie ist anscheinend ein sehr ängstlicher Mensch. Schade, dass mir eben diese Emotionen nicht gut vermittelt wurden. Ich habe zwar begriffen, was die Autorin mir mitteilen möchte, jedoch blieb das bei einer reinen Kopfsache, die mein Herz nicht erreichte. Vor allem bei solch einem Thema ist es meiner Meinung nach wichtig, dass die Protagonisten über ausreichend charakterliche Tiefe verfügen, damit ich als Leserin mich in sie hineinversetzen und durch ihre Augen sehen kann.

Die einzige Frage, die man das Buch über verfolgt, ist, ob Sashas Sohn tatsächlich vertauscht wurde. Spannung in dem Sinne wurde ansonsten nicht aufgebaut. Die Handlung erstreckt sich über sechs Tage, die Kapitel sind kurz. Dadurch lässt sich das Buch zwar leicht lesen, bleibt aber nicht nachhaltig in Erinnerung.


Danke an Bastei Lübbe für dieses Leseexemplar.

Fazit: Die Geschichte hat mich gut unterhalten. Durch die fehlende Spannung hat es mich jedoch oft nicht gereizt, weiterzulesen. Ein Buch mit einer soliden Grundidee, die noch ausbaufähig ist.