Profilbild von Minijane

Minijane

Lesejury Star
offline

Minijane ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Minijane über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2020

Abtreibungen in den Südstaaten der USA - Tiefgründige und spannende Auseinandersetzung mit dem Thema

Der Funke des Lebens
0

Im tiefen Süden der USA, da wo der sogenannte Bibelgürtel verläuft, spielt sich an einem heißen Herbsttag ein Drama ab, beispielhaft für die Dramen die man hierzulande immer mal wieder in der Zeitung liest. ...

Im tiefen Süden der USA, da wo der sogenannte Bibelgürtel verläuft, spielt sich an einem heißen Herbsttag ein Drama ab, beispielhaft für die Dramen die man hierzulande immer mal wieder in der Zeitung liest. Der erfahrene Polizist und Unterhändler für Geiselnahmen, Hugh Mc Elroy wird zu einem Einsatz zu einer Frauenklinik nach Jackson gerufen, die von einem Mann gestürmt wurde, der jetzt alle anwesenden Personen (Personal und Patientinnen)in seiner Gewalt hat. Er will sich offenbar dafür rächen, dass seine Tochter in dieser Klinik, die auch Abtreibungen vornimmt, einen Schwangerschaftsabruch hat vornehmen lassen. Er ist mit einer Schusswaffe in das Gebäude eingedrungen, und es hat schon Tote und Verletzte gegeben.

Die Situation nimmt an Brisanz zu als Hugh, der mit dem Amokläufer Kontakt aufnehmen soll, erfährt das sich seine 15jährige Tochter Wren und seine ältere Schwester Brix unter den Geiseln befinden. Da er das Leben seiner Liebsten, von denen er sich nicht vorstellen kann, warum sie sich in diesem Gebäude befinden, unbedingt retten will und diese Aufgabe auch keinem anderem überlassen will, muss er verhindern wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen zu werden. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie der alleinerziehende Vater und Polizist mit seinen Dämonen kämpft. Einerseits möchte er dem Täter den Hals umdrehen, andererseits muss er eine Kommunikationsebene zu ihm finden, die dem Geiselnehmer ,George suggeriert, dass er auf dessen Seite steht.

Jodi Picoult schafft es wieder einmal einen ergreifenden Roman über das Für und Wider von Abtreibungen zu schreiben, ohne bei diesem sensiblen Thema Partei zu ergreifen. Ihre Charaktere sind stimmig, die Atmosphäre vor Ort fühlt sich an, als wäre man als Leser anwesend. Man sieht sie vor sich, die Abtreibungsgegner, die Tag für Tag vor der Klinik protestieren, die Ärzte, die vor ihrem Dienst als Mörder beschimpft werden und die Frauen, die sich zu dem schweren Schritt eines Schwangerschaftsabruchs entschieden haben und einen Spießrutenlauf bis zur Eingangstür vor sich haben. Befeuern diese lauthalsen und andauernden Proteste nicht religiöse Extremisten dazu, den Protesten auch irgendwann Taten folgen zu lassen? Der Roman, zu dem die Autorin excellente Recherchearbeit betrieben hat, könnte wunderbar als Diskussionsgrundlage zum Thema Abtreibungen dienen. Der Roman geht einfach unter die Haut, weil er unterschiedlichste Facetten zeigt und immer wieder andere Perspektiven einnimmt, die die jeweilige Position zu dem Thema nachvollziehbar werden lässt. Es gibt in dieser Frage wohl kein schwarz oder weiß aber jede Menge Grautöne.

Der Roman beginnt um 17.00 Uhr mit dem sich anbahnenden Ende der Geiselnahme, wobei das Ende noch offen ist. Dann geht es von Kapitel zu Kapitel in der Zeit zurück bis zum frühen Morgen dieses schicksalhaften Tages. Man erfährt die Hintergründe der Geiseln und des Täters, ihre Lebensgeschichten, Nöte und Ängste. Mir hat der Roman richtig gut gefallen. Er hat mich mitgerissen und tief berührt. Die Autorin schafft es einfach immer wieder heiße Eisen anzupacken, spannend und vielschichtig im Roman umzusetzen. Bravo! Ich bin begeistert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Einfühlsames Gesellschaftsportrait

Wir holen alles nach
0

Im Mittelpunkt des Roman's "Wir holen alles nach" von Martina Borger, der in München spielt, steht ein kleiner Junge namens Elvis. Seine alleinerziehende Mutter Sina bewältigt seit Jahren den Spagat zwischen ...

Im Mittelpunkt des Roman's "Wir holen alles nach" von Martina Borger, der in München spielt, steht ein kleiner Junge namens Elvis. Seine alleinerziehende Mutter Sina bewältigt seit Jahren den Spagat zwischen Job und Kindererziehung mit großen Anstrengungen. Es fehlt vor allem immer wieder die Zeit und auch die Geduld, sich mit dem sensiblen 8jährigen zu beschäftigen. Sie hat ein dauerhaft schlechtes Gewissen, wenn sie ihren Sohn wieder irgendwo parken muss, weil wieder Überstunden anstehen. Seit kurzem hat sie einen neuen Partner, der ganz anders als ihr Ex auch zuhören kann und sie unterstützt so gut er kann, an den sich Elvis aber noch gewöhnen muss. Außerdem ist er zur Zeit arbeitslos und benötigt seine ganze Energie für die Suche nach einem neuen Job.

In einem 2. Erzählstrang treffen wir auf Ellen, deren Rente als Witwe zum Leben nicht reicht. Ganz pragmatisch hat sie ihre Ausgaben aufs Nötigste zusammengestrichen und sich einen Nebenverdienst als Zeitungsausträgerin gesucht. Außerdem hat sie ihr Händchen für Kinder und als Nachhilfelehrerin entdeckt. So kommt sie mit Sina in Kontakt und soll auch Elvis im Schreiben und Rechnen etwas unterstützen, damit er eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen kann. Ellen und Elvis haben schnell einen Draht zueinander. Ellen entgeht auch nicht, dass der Junge nach einiger Zeit verändert wirkt, als hätte er etwas Schlimmes erlebt.

Die Autorin zeichnet in ihrem Roman ein einfühlsames Gesellschaftsportrait unserer heutigen Zeit. Da werden Altersarmut, Einsamkeit im Alter einerseits und Patchworkfamilien, Scheidungskinder anderseits thematisiert, der Druck beschrieben, der auf den Kindern schon im Grundschulalter lastet, um nur ja aufs Gymnasium zu kommen. Dieser ganze schnelllebige und stressige Alltag und was er mit uns macht, ist richtig gut und realitätsnah abgebildet.

Es geht aber auch ums Hinschauen, um Vertrauen und um Vorurteile und Vorverurteilungen. Geschickt legt die Autorin falsche Fährten aus, in die man auch als Leser tappt. Das regt wahrlich zum Nachdenken an.

Ich habe den Roman innerhalb kürzester Zeit förmlich verschlungen. Der gefühlvolle Schreibstil und die tollen Charaktere haben mich begeistert und ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen. Der Roman war ein absolutes Highlight für mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2020

Schöner Generationenroman über Familie, Heimat und Identität

Belmonte
0

In dem wunderbaren Familienroman "Belmonte" von Antonia Riepp geht es um die Familiengeschichte von Simona, die als Landschaftsgärtnerin in Kempten im Allgaü lebt und von ihrer Großmutter Franca, zu der ...

In dem wunderbaren Familienroman "Belmonte" von Antonia Riepp geht es um die Familiengeschichte von Simona, die als Landschaftsgärtnerin in Kempten im Allgaü lebt und von ihrer Großmutter Franca, zu der sie ein inniges Verhältnis hat, deren Familienwohnsitz in Italien erbt.

Ohne allzu große Erwartungen fährt sie nach Italien, um sich das geerbte Haus anzuschauen und trifft dort nicht nur auf eine italienische Großfamilie, die sie sofort herzlich aufnimmt, sondern wird auch mit der Lebensbeichte ihrer Großmutter konfrontiert, die ihr die Augen auch über ihre eigenen Wurzeln öffnet. Die Reise kommt zu einer Zeit, in der sich Simona's Leben sowieso gerade an einem Scheidepunkt befindet. Ihren Job in der Landschaftgärtnerei hat sie gerade verloren, mit ihrem Freund Sebastian läuft es auch nicht ganz optimal. Außerdem hat ihre geliebte "Nonna Franca" sich gewünscht, dass ihre Asche in ihrem Heimatdorf Belmonte seine letzte Ruhestätte finden solle.

Der Roman wird aus der Perspektive von Simona, Franca und deren Mutter Teresa geschrieben und führt den Leser mit Teresa zurück bis ins Jahr 1944. Das Schicksal dieser starken Frauen aus mehreren Generationen weist erstaunliche Parallelen auf. Der flüssige, bildhafte Schreibstil der Autorin lässt ein Bild von dieser wunderschönen Landschaft in den italienischen Marken entstehen und das italienische Lebensgefühl springt förmlich auf den Leser über.

Die Protagonistinnen waren mir allesamt sympathisch und, besonders das Schicksal von Teresa, die sogar eine Zwangsheirat etragen musste, hat mich sehr angerührt. Den Stammbaum, der sich hinter dem Deckblatt des Buches verbirgt, empfehle ich allerdings zu Beginn des Romans nicht allzu ausführlich zu studieren, weil er doch Dinge vorwegnimmt, die erst im Laufe der Geschichte enthüllt werden. Man kann auch ohne diese Hilfe dem Handlungsverlauf problemlos folgen.

Ansonsten habe ich keine Kritik und empfehle diese Saga, die mir viele schöne Lesestunden beschert hat sehr gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.03.2020

Die tragische Diva

Die Diva
0

Unter dem Pseudonym Michelle Marly ist jetzt der autobiografische Roman über die Opernsängerin Maria Callas erschienen. Die Bestsellerautorin Micaela Jary, die sich dahinter verbirgt, hat sich zuvor in ...

Unter dem Pseudonym Michelle Marly ist jetzt der autobiografische Roman über die Opernsängerin Maria Callas erschienen. Die Bestsellerautorin Micaela Jary, die sich dahinter verbirgt, hat sich zuvor in dieser Reihe des Aufbau Taschenbuchverlags schon mit den berühmten Frauen Coco Chanel und Edith Piaf beschäftigt. Keine dieser Persönlichkeiten sagt sie, war ihr aber so nah wie die "Callas".

Der Roman steigt sofort ein in die Hochphase ihrer Karriere 1957 und wechselt die Zeit bis ins Jahr 1969 mit kurzen Rückblicken in die Kindheit und Jugend der Sopranistin. Maria, die in einfachen Verhältnissen als Tochter griechischer Einwanderer in New York geboren wird, sucht ihr Leben lang nach der Liebe, die ihr im Elternhaus versagt geblieben ist. Zwar fördert ihre Mutter schon früh ihr Talent, aber wohl eher aus dem Grund, weil sich ihr durch Maria's Stimme eine Einnahmequelle erschließt. So heiratet die stimmgewaltige Künstlerin dann auch früh den sehr viel älteren italienischen Unternehmer Battista Meneghini, der auch als ihr Manager ihr Geld verwaltet und wie sie später feststellt, verprasst. Die Liebe findet sie mit dieser Heirat nicht.

Die leichte, bildhafte Erzählweise der Autorin lässt den Leser nachempfinden, wie sich Maria gefühlt haben muss, immer nur ihrer Stimme wegen bewundert zu werden und nie als der Mensch "Maria" gesehen zu werden. Für die Menschen um sie herum war sie einfach die Geldmaschine, die funktionieren musste. Kein Wunder, dass sie dem Charme des Reeders Aristoteles Onassis sofort erlegen ist, der sich erstmals um sie als Frau bemüht und eigentlich gar kein Opernfreund ist. Durch Onassis lernt Maria das Jetsetleben kennen und verliebt sich hoffnungslos in den reichen Griechen. Aber auch diese Liebe, welche die große LIebe ihres Lebens ist, steht unter keinem guten Stern. Letztendlich bricht ihr der Tankerkönig das Herz und heiratet nicht Maria sondern Jackie Kennedy.

Die Geschichte der traurigen Diva hat mich wirklich berührt. Die Zeitreise, auf die Michelle Marly ihre Leser mitnimmt, hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Immer wieder wird das Leben Maria's mit ihren Opern verglichen, in denen es auch selten ein Happy End gibt. Es war ein wunderbar recherchierter Roman ,und die Autorin hat es nicht nur geschafft viele Hintergrundinformationen über die Welt der Oper zu vermitteln, sie konnte auch glaubhaft tiefe Einblicke in das Seelenleben der berühmtesten Sopranistin ihrer Zeit geben.

Ich hatte viele schöne Lesestunden mit dem Buch und empfehle es sehr gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2020

Eine herzerwärmende, wundervolle Liebesgeschichte

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
0

Schon das Setting ist klasse. Ich konnte mir kaum vorstellen wie es funktionieren sollte, aber die Autorin hat die Rahmenhandlung überzeugend durchgezogen.

Die beiden Protagonisten Tiffy und Leon haben ...

Schon das Setting ist klasse. Ich konnte mir kaum vorstellen wie es funktionieren sollte, aber die Autorin hat die Rahmenhandlung überzeugend durchgezogen.

Die beiden Protagonisten Tiffy und Leon haben zu Beginn eine Gemeinsamkeit, sie sind aus unterschiedlichen Gründen finanziell ziemlich klamm. London ist eine teure Stadt, und somit sind die Mieten alles andere als günstig. Leon verdient als Krankenpfleger in einem Hospiz nicht gerade viel und selbst eine kleine Wohnung ist ohne Zuschuss kaum zu finanzieren. Deshalb hat er die ungewöhnliche Idee, seine Wohnung, in der es nur ein Bett gibt, in der Zeit, in der er sich auf seiner Arbeit befindet. unterzuvermieten. Als Nachtschichtmensch denkt er, könnte ein klassischer nine to five Arbeiter doch wunderbar seine Wohnung mitbewohnen. Tiffy, der zweite Hauptcharakter, hat gerade eine schwierige Beziehung hinter sich, zieht aus der Wohnung ihres Jetzt- Exfreunds aus und hat aber nicht genug Rücklagen für eine neue Wohnung. Die Anzeige von Leon bereitet ihr Kopfschmerzen, ist aber die einzige finanzierbare Lösung für ihr Wohnungsproblem.

Das Arrangement klappt gut. Die Beiden treffen tatsächlich gar nicht aufeinander. Zu klärende Dinge werden per Post it auf dem Kühlschrank kommuniziert.

Viel mehr möchte ich von der Geschichte gar nicht verraten, außer dass der Exfreund von Tiffy noch zum Problem wird und eine Annäherung von Tiffy und Leon natürlich doch irgendwann stattfindet. Sehr schön ist aber, dass sich diese Liebesgeschichte ganz langsam und behutsam entwickelt. Der Roman ist abwechselnd aus den Sichtweisen von Leo und Tiffy beschrieben, und Jeder hat seine spezielle Art zu kommunizieren. Das ist wirklich gut gemacht. Nicht nur die Hauptfiguren sind ausgesprochen sympathisch und es macht Spaß sie kennenzulernen. Auch die Nebencharaktere spielen eine wichtige Rolle, um der Geschichte Tiefe zu geben und sind wunderbar ausgearbeitet. So entwickelt die Geschichte einen Sog, den ich lange nicht mehr bei einem Liebesroman verspürt habe.

Am Ende habe ich das Buch mit einem Tränchen im Auge zugeklappt und war gleichzeitig traurig, dass die Geschichte zu Ende war. Von mir gibt es natürlich eine 5 Sterne Empfehlung. Habe das Buch schon im Freundeskreis wärmstens empfohlen und hoffe die Autorin erfreut uns Leser bald mit Nachschub.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere