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Veröffentlicht am 04.10.2020

Die besondere Beziehung zwischen Oma und Enkelin

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Nach Beth O'Leary's Highlight-Liebesroman "Love to share" war ich sehr gespannt auf den Nachfolger "Time to love", der aber trotz ähnlichem Cover gar nichts mit der Vorgängergeschichte gemein hat. Ich ...

Nach Beth O'Leary's Highlight-Liebesroman "Love to share" war ich sehr gespannt auf den Nachfolger "Time to love", der aber trotz ähnlichem Cover gar nichts mit der Vorgängergeschichte gemein hat. Ich würde sogar sagen, der Titel ist etwas mißverständlich, weil man zunächst eine Liebesgeschichte erwartet, der Fokus des Roman's aber doch ein anderer ist.

Die Hauptpersonen dieses zauberhaften Romans sind die junge, ergeizige und erfolgreiche Leena Cotton und ihre 79jährige Großmutter Eileen, die trotz ihres Alters noch wunderbar agil ist. Nachdem Leena bei ihrer Arbeit quasi einen Zusammenbruch erlebt und eine Präsentation dermaßen versemmelt, dass sie schon ihren Rauswurf befürchtet, wird sie von ihrem Arbeitgeber zu einem Zwangs-Sabbatical genötigt, was ihr als Workaholic so überhaupt nicht passt. Sie fährt von London aufs Land in ein kleines Dorf in Yorkshire zu ihrer Großmutter Eileen, zu der sie ein liebesvolles Verhältnis hat, um ihre Auszeit vielleicht dort zu verbringen und etwas Ruhe in ihr Leben zu bringen. Ein bisschen hat sie das Dorf wohl auch gemieden, weil hier ihre Schwester an Krebs verstorben ist und sie deren Tod noch überhaupt nicht verarbeitet hat.

Die Großmutter ist im Dorf eine Person, auf die Jeder zählen kann. Sie pflegt regen Nachbarschaftskontakt und organisiert Alles, angefangen von der Nachbarschaftswache bis zu diversen Festlichkeiten. Dass ihr Ehemann Wade sie in hohem Alter einfach verlassen hat, nagt an ihr, nicht weil er ein so toller Ehemann gewesen wäre, sondern weil sie jetzt im Alter keinen Partner mehr an ihrer Seite hat. Leider ist die Auswahl an geeigneten Männern im Dorf doch sehr begrenzt, und so hat Leena die Idee, dass Oma und Enkelin ihre Leben für die Dauer des Sabbaticals einfach tauschen könnten, mit allen Verpflichtungen natürlich. Die Mitbewohner von Leena's WG würden Eileen schon mit London's Dating Szene vertraut machen, zumal eine Freundin von Leena gerade selber in einer Dating App auf der Suche ist.

Eine aberwitzige Idee, die mich sofort angesprochen hat. Aber das Buch ist nicht nur witzig, es wird auch sehr emotional, da insbesondere das Thema Trauerverarbeitung eine große Rolle in dem Roman spielt. Es geht aber auch um Einsamkeit im Alter, Liebe, und unterschiedliche Lebensentwürfe. Die Charaktere sind durchweg liebenswert, wenn sie auch ihre besonderen Eigenheiten besitzen. Es macht Spaß den beiden Frauen in ihre Abenteuer zu folgen, und ich hatte den Roman in wenigen Tagen ausgelesen. Trotzdem kommt er meiner Meinung nach nicht ganz an das Debüt heran, wobei man sagen muss mit "Love to share" lag die Latte der Erwartung auch ziemlich hoch. Das Buch ist aber auf jeden Fall lesenswert und diesen seltsamen Rollentausch zu lesen, sollte man nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Romantic Thrill - vor der Kulisse Neuseelands

Im grausamen Licht der Sonne
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Die Autorin Nalini Singh wagt mit ihrem Thriller "Im grausamen Licht der Sonne" die Kombination zwischen Thriller und Liebesgeschichte. Das passt eigentlich nicht zusammen, gefällt mir in diesem Roman ...

Die Autorin Nalini Singh wagt mit ihrem Thriller "Im grausamen Licht der Sonne" die Kombination zwischen Thriller und Liebesgeschichte. Das passt eigentlich nicht zusammen, gefällt mir in diesem Roman aber sehr gut.

Nach acht Jahren im Ausland, kehrt Anahera zu Beginn des Buches in ihre Heimatstadt Golden Cove an der Küste Neuseelands zurück, um sich ihre Wunden zu lecken, nachdem sie nach dem Tod ihres Mannes von dessen Betrug an ihr erfahren hat. Ihre Kindheit in Neuseeland war zwar auch beschattet, aber es ist ihre Heimat, in der sie zumindest ihre beste Freundin zurückgelassen hat. Sie ist kaum richtig angekommen, da verschwindet eine junge Frau aus der Kleinstadt, und der einzige Cop, Will kommt bei seinen Ermittlungen zu dem Schluss, dass die Tat vielleicht im Zusammenhang steht mit jungen Wanderinnen , die im Laufe der Jahre im Buschland rund um Golden Cove ebenfalls verschwunden sind.

Auch Will hat Erlebnisse hinter sich, die ihn traumatisiert haben. Deshalb hat er sich gerne in das verschlafene Nest Golden Cove versetzen lassen. Als alleiner Polizist im Ort kümmert er sich um Alles was anfällt, schaut z.B ob die Jugendlichen die er abends noch in der Innenstadt antrifft auch gut nach Hause kommen. Notfalls werden sie von ihm persönlich an der Haustür der Eltern abgeliefert. Eine Mordermittlung ist natürlch etwas anderes, aber er merkt schnell, dass seine guten Instinkte nur geruht haben. Seine ruhige, pragmatische und sehr effiziente Art der Ermittlung hat mir sehr gefallen. Als er Anahera kennenlernt, hilft diese ihm mit seinen Befragungen, da er als Außenstehender nicht denselben Zugang zu den Leuten hat, wie eine Einheimische.

Der Roman war jetzt kein Gänsehautthriller für mich, aber die Autorin versteht es, die Spannung hoch zu halten und durch ihren bildhaften, atmosphärischen Schreibstil, den ich wirklich genossen habe, den Leser in dieses ferne Land Neuseeland zu schicken und die Schönheit und die ungebändigte Natur dort zu erspüren.

Ihre Protagonisten mochte ich sehr. Anahera wirkte manchmal etwas spröde, aber mit der Zeit ließ die Autorin immer wieder ihre Herzlichkeit zu Tage treten und man mochte sie immer lieber. Auch Will musste erst ein bisschen auftauen, war von Schuldgefühlen förmlich aufgefressen. Die Zuneigung der beiden Protagonisten zueinander entwickelte sich sehr langsam und passt gut in die Geschichte.

Manchmal rückt der Fall tatsächlich ein bisschen zu sehr in den Hintergrund. Das Ende war dann erstaunlicherweise doch noch eine Überraschung. Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Wer so wie Nalini Singh mit Sprache umgehen kann, dem verzeiht man auch, wenn das Verbrechen kurzzeitig zum Nebenschauplatz wird.

Mein Fazit: Ein Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Was wäre wenn? Wie das eigene Geschlecht ein Leben verändert

Die andere Welt
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In der amerikanischen Kleinstadt Casablanca im Bundesstaat Maine wird 1978 ein Kind geboren. Seine Geschichte wird in diesem besonderen Buch gleich 2mal erzählt. Mal bekommt seine Mutter Peggy ein kleines ...

In der amerikanischen Kleinstadt Casablanca im Bundesstaat Maine wird 1978 ein Kind geboren. Seine Geschichte wird in diesem besonderen Buch gleich 2mal erzählt. Mal bekommt seine Mutter Peggy ein kleines Mädchen (Louise), in einer 2. Version bringt sie einen kleinen Jungen (Louis) zur Welt. Sehr spannend zu erfahren wie die Autorin Julie Cohen, deren Stil mir schon in "Das geheime Glück" sehr gefallen hat, die Entwicklung des Kindes durch das unterschiedliche Geschlecht beeinflusst sieht.

Die Kurzform ihres Namens Lou, passt auf die weibliche wie auf die männliche Version des Kindes, dass in wohlhabenden Familienumfeld aufwächst. Der Großvater ist der größte Arbeitgeber im Ort. Ihm gehört eine Papierfabrik, bei der die meisten Einwohner der kleinen Stadt ihre Arbeitstelle haben. Lou's engste Freunde sind die Zwillinge Allie und Benny, deren Eltern in weniger priviligierten Verhältnissen leben und deren Vater ebenfalls in der Papierfabrik arbeitet.

Nach ihrer Schulzeit verlassen sowohl Louise als auch Louis Casablanca und kehren erst zurück, weil die schwere Erkrankung der Mutter sie dazu zwingt. Jetzt müssen sie sich ihrer Vergangenheit stellen und der Leser erfährt nach und nach, warum sie ihrer Heimat so plötzlich den Rücken gekehrt haben

Ich war wirklich sehr gespannt, wie Julie Cohen ihre tolle Schreibidee wohl umsetzen würde, und sie hat mich wirklich überzeugt. Obwohl die Startbedingungen für beide Babys die gleichen sind, verlaufen ihre Leben doch sehr verschieden. Insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen mal aus weiblicher, mal aus männlicher Sicht zu betrachten., war interessant. Und dann gibt es immer wieder Rituale, die offensichtlich geschlechterneutral sind. Auch Talente und Charaktereigenschaften hat die Autorin versucht gleich zu halten.

Für mich war dieses einfühlsame Buch auf jeden Fall eine Entdeckung, und es hat Spaß gemacht, sich in die Figuren und in die zwei so unterschiedlichen Leben hineinzudenken.

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Veröffentlicht am 11.03.2019

Schöner romantischer Liebesroman

Weil es Liebe ist
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Nach der Leseprobe wusste ich gleich, dass mir dieser Roman sicher Spass machen würde und ich wurde nicht enttäuscht.

Holland Bakker , Mitte 20 und noch etwas unentschlossen was ihren weiteren Lebensweg ...

Nach der Leseprobe wusste ich gleich, dass mir dieser Roman sicher Spass machen würde und ich wurde nicht enttäuscht.

Holland Bakker , Mitte 20 und noch etwas unentschlossen was ihren weiteren Lebensweg angeht, hat nachdem sie ihren Master im Kreativen Schreiben erfolgreich abgeschlossen hat eine Schreibblockade. Deshalb jobbt sie zunächst als T-Shirtverkäuferin und Bühnenfotografin bei ihrem Onkel im Theater. Das Highlight ihres Tages ist ein Straßenmusiker in der U-Bahn, den sie seit Monaten anschmachtet und wegen dem sie sogar einen Umweg auf dem Weg zur Arbeit in Kauf nimmt.

Der Zufall will es, dass im Theater dringend ein Musiker nachbesetzt werden muss und der talentierte junge Mann diese Stelle wunderbar ausfüllen könnte, wäre er nicht illegal in New York.

Die Geschichte, die aus Sicht von Holland geschrieben ist, nimmt den Leser mit auf eine Gefühlsachterbahn. Plötzlich hat die junge Frau den Mann ihrer Träume in ihrer Wohnung ohne ihn wirklich zu kennen. Kann sich aus dieser irrwitzigen Situation wirklich Liebe entwickeln?

Lange Passagen beschreiben Calvin in seiner Leidenschaft für die Musik aber auch Hollands Talent sein Gitarrenspiel bewerten zu können, ihr gutes Gehör auch falsche Töne zu erkennen. Dadurch hat man bei den Beiden schnell das Gefühl, dass sie ein Paar auf Augenhöhe sind und nicht er der Star und sie das Mädchen, dass ihn nur bewundert.

Sowohl Holland als auch Calvin sind sehr sympathische, bodenständige Protagonisten. Sehr viel Herzenswärme geht auch von Onkel Jeff und dessen Ehemann und Dirigent im Theater, Robert aus. Sehr schön auch das Setting.Ich finde diese Geschichte passt perfekt zu meiner Liebligsstadt New York. Unsympathen gibt es natürlich auch. So ist der Theaterdirektor Brian höchst unsympathisch ,und wenn sich eine Person wie Lulu für eine Freundin hält, braucht man wohl keine Feinde mehr.

Das Buch ist nicht nur hochemotional sondern auch sehr humorvoll. Auch Romantik und Erotik kommen nicht zu kurz. Natürlich ist die Story ein wenig vorhersehbar aber das macht nichts. Ab und zu braucht es einen schönen Liebesroman fürs Herz, ein locker leichtes Wohlfühlbuch, und dann ist man mit diesem Roman genau richtig.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Die Geschichte eines fiktiven Hamburger Kakao Kontors nach historischem Vorbild

Die Villa an der Elbchaussee
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Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band ...

Der Roman beginnt im Jahre 1919 und begleitet die 17jährige Frieda Hannemann, jüngste Tocher einer traditionsreichen Kaufmannsfamilie die mit Kakao handelt, bis ins Jahr 1924. Das Buch ist der 1. Band der neuen Hamburgsaga, erschienen im Aufbau-Verlag und geschrieben von Lena Johannson.

Der 1. Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen und die deutsche Bevölkerung hat unter den Reparationen zu leiden. In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht Armut und Hunger. Frieda wächst previligiert in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie auf und bekommt das Elend nur am Rande mit. Neben dem Handel mit Kakao gibt es eine kleine Schokoladenmanufaktur in der Frieda nach Lust und Laune experimentieren darf. Hier entfaltet sie ein Talent für neue Rezepturen. Mit Hilfe Ihres Vaters liest sie sich darüberhinaus ein großes Wissen über den Kakao an. Am liebsten würde sie bei dem Vater in die Lehre gehen aber sie ist ein Mädchen, und von ihr wird lediglich erwartet, dass sie einen annehmbaren Ehemann findet, eine Arbeit kommt nicht in Frage.

Ihr Bruder Hans ist der Erbe des Unternehmens. Er wird zu Beginn des Romans noch vermisst, kehrt dann aber körperlich unversehrt aber vom Krieg gezeichnet und traumatisiert in sein Elternhaus nach Hamburg zurück. Ihm die Verantwortung für die geschäftlichen Belange des Kontors zu übergeben, das muss Frieda's Vater irgendwann einsehen, funktioniert nicht. Hans kann die furchtbare Kriegszeit alleine nicht verarbeiten und flüchtet sich in Drogen und Rotlichtmilieu. Eine schnelle Heirat für Frieda scheint unausweichlich.

Lena Johannson hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben, der mir auch die Stadt Hamburg, die ich sehr mag, ein Stück weit näher gebracht hat. Ausführlich beschreibt sie z.B das Hamburger Gängeviertel, in dem Not und Elend herrschten und welches so im heutigen Hamburg gar nicht mehr existiert. Ihre Figuren sind authentisch und ausdrucksstark gelungen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Frieda wirkt mir wohl manchmal zu perfekt und muss in der Zeitspanne von 5 Jahren wirklich sehr viele Schwierigkeiten überwinden. Den Titel fand ich nicht so treffend, die Villa wird erst ziemlich am Ende erwähnt und spielt für die Geschichte erst einmal keine große Rolle.

Andere Figuren des Romans wie Frieda's jüdische Freundin Clara, Ernst Krüger, ein Arbeiterjunge mit dem Frieda aufgewachsen ist, sind eng mit Frieda's Geschichte verwoben und sind ebenfalls spannende Charaktere.

Es hat großen Spaß gemacht diesen gelungenen Hamburgroman zu lesen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.