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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2019

Viel staubige Aktenarbeit, aber nicht unspannend

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Die forensische Psychiaterin Holly Wakefield hält normalerweise Vorlesungen. Doch dann wird sie als Profilerin eingesetzt und soll helfen, einen Serienmörder zu fassen. Als Neuling hat sie es mit den Kollegen ...

Die forensische Psychiaterin Holly Wakefield hält normalerweise Vorlesungen. Doch dann wird sie als Profilerin eingesetzt und soll helfen, einen Serienmörder zu fassen. Als Neuling hat sie es mit den Kollegen manchmal nicht leicht und wird gern belächelt. Doch Holly ist der Wahrheit auf der Spur und ahnt nicht, dass der Fall mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist.

Leider verrät meiner Meinung nach der Klappentext schon ein bisschen zu viel vom Inhalt. Schwerer wiegt jedoch, dass unendlich viele Serientäter erwähnt und beschrieben werden, sodass man quasi als Leser bergeweise staubtrockene Akten wälzt. Hin und wieder reißt dann eine Wendung die Kuscheldecke auf, unter der man inzwischen sitzt, nur um dann sofort wieder gemächlich weiter zu dösen. Die Höhepunkte sind geschickt eingestreut, aber dann wird nicht darauf aufgebaut. Mich persönlich stört und nervt das ein bisschen.

Da sich Griffin mehr auf das psychologische Spielchen begibt, trieft das Buch nicht vor Blut. Es gibt auch grausige Momente, doch sind sie nicht inflationär gestreut. Das mag ich. Alles andere wirkt immer sehr billig.

Ein besonderer Punkt eröffnet sich dem Leser erst am Ende des Buches. Doch hier ist dann der Effekt riesig, dass man das hätte wissen müssen. Solche Momente liebe ich!

Der Stil ist sehr gemächlich, nicht reißerisch, schon fast ein Cosy Crime. Erst am Ende fährt Mark Griffin so richtig auf und der Show-Down ist wirklich großartig. Für mich allerdings reicht das leider nur für drei Sterne. Aber abwarten, was die weiteren Bände bringen werden. Es ist ja der Reihen-Auftakt.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen

Rachgier
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DCI Carol Jordan und Profiler Tony Hill arbeiten in der neuen Einheit ReMIT. Ihr erster Fall ist gleich ein besonders grausamer: Kathryn McCormick verbrennt in ihrem eigenen Auto bis zur Unkenntlichkeit. ...

DCI Carol Jordan und Profiler Tony Hill arbeiten in der neuen Einheit ReMIT. Ihr erster Fall ist gleich ein besonders grausamer: Kathryn McCormick verbrennt in ihrem eigenen Auto bis zur Unkenntlichkeit. Es stellt sich heraus, dass sie schon tot war, ehe sie verbrannte. Die einzige Spur ist ein geheimnisvoller Mann, den Kathryn erst kürzlich auf einer Hochzeit kennengelernt hatte. Doch diesen Mann kennt von den übrigen Gästen niemand. Carol und Tony ahnen Schreckliches. Dieser Verdacht bestätigt sich auch schon bald – eine weitere Frau verbrennt in ihrem Auto. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Für mich ist das der erste Fall aus der Reihe. Ich fand dennoch recht schnell in die Geschichte rein. Es sind anfangs recht viele Personen, an die man sich gewöhnen muss, doch das klappte recht bald. Die vielfach angedeutete dramatische Vorgeschichte wird nirgendwo so recht erklärt, aber nun denn, das konnte ich auch noch verbuchen und damit leben. Die Wechsel zwischen den Perspektiven sind gut gemacht. Es ist reizvoll, wenn man den Part des Mörders aus dessen Sicht lesen kann. Hier war ich doch glatt öfter mal – so unpassend das sein mag – von den Ideen und Schachzügen des Täters beeindruckt. Die privaten Einblicke summierten sich insgesamt vielleicht etwas arg auf, doch der Strang um Torin und sein Problem war gut und spannend eingeflochten. Dass seine Pflegeeltern beide Frauen sind, ist wohl ein Punkt, der aktuell überall behandelt wird. Kaum ein Film oder Buch ohne ein homosexuelles Paar oder ähnliches. Stört mich nicht, wenn es – wie hier – gut gemacht ist. Es nutzt sich nur so langsam ein wenig ab. Da die Autorin selbst in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, kann sie diese ohne Klischees darstellen. Der eigentliche Fall erhielt mit all den anderen Erzählsträngen allerdings teilweise zu wenig Raum, sodass ein wenig Spannung verloren ging.

Wirklich krass waren allerdings die letzten knapp 100 Seiten. Hier prasselt es dann nur so von Zufällen, glücklichen Einfällen, extremer Selbstüberschätzung und Dreistigkeit einiger Figuren und zum Schluss der Oberhammer einer Art Wendung, die ich weder gelungen, noch sinnvoll finde. Für den einen oder anderen mag das ein Knaller sein, für mich war es leider ein Schuss in den Ofen. Von Figuren, die über fast 500 Seiten auf gewisse Weise rational und recht kühl handeln erwartet man das nicht – das heißt aber noch lange nicht, dass diese Überraschung eine gute ist. Im Gegenteil – hier wirkt das absolut lächerlich.

Insgesamt habe ich das Gefühl, es wurden zu viele Themen angeschnitten, übertragen, mitgenommen und in dieses Buch gepackt. Zwangsläufig geht dabei einiges unter und das Buch verliert an Klasse.

Irgendwie bin ich erstaunt, wie dieses Buch das zehnte in einer Serie sein kann und so viele Fans der Serie existieren. Einzige Erklärung für mich ist, dass die Autorin bei diesem Buch stark schwächelt und alle anderen Bände um Welten besser sind. Für mich war das jedenfalls leider nur ein Krimi, kein Thriller. Und dieser kann von mir auch nur drei Sterne bekommen. Schade!

Veröffentlicht am 10.09.2018

Die kleinen und großen Tücken des Erwachsenendaseins

Immer schön die Ballons halten
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Henriette Liebling ist mit allem nicht so ganz zufrieden – Job, Beziehung, Wohnung, Freunde, dem ganzen Leben. Immer wieder grübelt sie so vor sich hin und kommt nie in die Puschen. Das Leben geht weiter ...

Henriette Liebling ist mit allem nicht so ganz zufrieden – Job, Beziehung, Wohnung, Freunde, dem ganzen Leben. Immer wieder grübelt sie so vor sich hin und kommt nie in die Puschen. Das Leben geht weiter und sie steht herum. Doch eines Tages geraten die Dinge ganz langsam in Bewegung …

Es ist immer nett, wenn ein Autor sein Werk selbst liest. Aber hier stört mich das enorm, denn Tobi Katze spricht eine Frau, eben Henriette Liebling. Das jedoch so typisch männlich, dass ich immer wieder darüber gestolpert bin. Außerdem kommt mir „Henriette“ eine Spur zu depressiv vor. Nicht, dass ich das Problem Depression nicht nachvollziehen könnte und auch weiß ich, dass Tobi Katze unter Depressionen leidet. Nur kommt mir hier zu viel davon rüber und zu wenig „Galgenhumor“ oder Ironie, zu wenig Motivation, zu wenig Selbsthilfe. Der Auftrieb kommt mir persönlich einfach deutlich zu spät – nämlich eigentlich erst ganz am Ende. Möglicherweise wäre das bei einer weiblichen Sprecherin anders transportiert worden. Aber ganz extrem stört mich, dass Tobi Katze die männlichen Parts gern so vorliest, als seien das Frauen und Henriette besonders tief und männlich. Das bringt mich total aus der Spur.

„Frag doch mal Dich, statt irgendwen.“ Eine wunderbare Aussage. Wie so vieles, das der Autor gekonnt anspricht. Ob es nun ist, unsinnigerweise Gegenstände mit Gefühlen zu belegen (an der roten, röchelnden Kaffeemaschine hängen) oder das Telefonat mit dem Verlag oder die Erlebnisse auf dem Arbeitsamt – ja, da wird deutlich gezeigt, wie unschön das Leben sein kann, wie gewisse Positionen ausgenutzt werden und wie auch mal Machtspielchen gespielt werden. Dass aber auch diese Momente irgendwann vorbei sind und/oder witzige Momente oder Aspekte haben, klingt nur ganz ganz leise an. Aber dass man aus Zitronen, die einem das Leben schenkt, nicht zwangsläufig Limonade machen muss, sondern sie auch verschenken und sich Orangen besorgen kann, das ist eine wunderbare Aussage.

Obwohl die verschwurbelten Satzkonstrukte wirklich klasse sind und ihren ganz eigenen Witz haben, steckt ganz viel Depression in diesem Hörbuch. Das zieht runter, das beschwert – dabei würden viele der wunderbaren Wortspiele sich genial dazu eignen, lauthals rauszulachen. Doch die Stimmung ist arg düster. Das ist schade.

Ein Hörbuch, das zwar nicht schlecht ist, aber einfach nicht in meine Bestenliste gehört. Mehr als „gut“ kann ich nicht geben, deshalb drei Sterne.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Geheimnisse und Verschwörungen

Walter muss weg
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Hannelore Hubers Ehe war alles andere, als eine Liebesheirat, sondern von ihrem Ziehvater bestimmt. Entsprechend lief sie dann auch. Kein Wunder also, dass Hanni nicht sonderlich trauert, als Walter plötzlich ...

Hannelore Hubers Ehe war alles andere, als eine Liebesheirat, sondern von ihrem Ziehvater bestimmt. Entsprechend lief sie dann auch. Kein Wunder also, dass Hanni nicht sonderlich trauert, als Walter plötzlich verschwindet und sich herausstellt, dass er dann wohl doch nicht beim Spaziergang, sondern in Mariannes „Etablissement“ gestorben ist. Doch dann gerät alles in Schieflage. Wortwörtlich. Auf der Beerdigung stürzt der Sarg ab und heraus purzelt nicht Walter, sondern Albin, der Bestatter. Statt Antworten findet Hanni immer mehr Fragen und so macht sie sich daran, den Fall auf eigene Faust zu lösen …

Thomas Raab ist eindeutig gewöhnungsbedürftig. „Stille“ hat mich schon sehr viel Kraft gekostet. Ich dachte, ein Buch, das mit „spielerisch, humorvoll und herrlich böse“ wirbt, ist genau das, was ich mag. Tja. So spielerisch ist es leider nicht. Die Satzkonstrukte sind wirklich genial, aber auch schwer zu lesen auf Dauer. Der Humor ist hier bissig und böse, gemein und verletzend. Von „spielerisch“ so gar keine Spur.

Die Figuren sind alle Originale, aus denen man viel mehr hätte herausholen können. Hannis Kindheit, Jugend, Ehe – ihr ganzes Leben – lief nicht märchenhaft und da ist es auch verständlich, dass der Humor auf der Strecke bleibt. Dennoch fehlt dieser Figur ein wenig Galgenhumor, ein wenig etwas Helles. Statt sich selbst einen kleinen Lichtblick zu schaffen, hat sie das Dunkel selbst noch verstärkt. Einzig Amelie Glück, die in ihrer kindlichen Naivität quasi unverletzbar wirkt, bringt ein wenig Leichtigkeit ins Buch. Alle, durchweg alle anderen Figuren sind düster und boshaft, egoistisch, falsch und hinterhältig.

Ich habe das Buch nicht abgebrochen, weil ich Wortspiele liebe und bis ans Ende gehofft habe, dass ich einen Grund finden werde, diese Krimireihe weiter zu verfolgen. Ich denke, es ist mir nicht gelungen. Die letzten Seiten jedoch gehen ans Herz. Nur deshalb bekommt dieses Buch am Ende dann doch noch drei Sterne von mir.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Ein Vorschuljahr geht schnell vorbei

Die Elternsprecherin
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Jen ist Ende 40, hat einen wunderbaren Mann, zwei fast erwachsene, studierende Töchter und einen Vorschul-Sohn. So ein klein wenig hat sie auch eine Midlife-Crisis, denn sie stürzt sich mit doppelter Energie ...

Jen ist Ende 40, hat einen wunderbaren Mann, zwei fast erwachsene, studierende Töchter und einen Vorschul-Sohn. So ein klein wenig hat sie auch eine Midlife-Crisis, denn sie stürzt sich mit doppelter Energie in diverse Aktionen. Da wäre das Workout mit dem Personal Trainer, um an einem Schlammlauf teilzunehmen, aber vor allem die Tätigkeit als Elternsprecherin. Von der Zeit ihrer Töchter weiß sie, wie heftig das werden kann und diesmal will sie alles anders machen und die beste Elternsprecherin aller Zeiten werden. Dabei schießt sie gern mal übers Ziel hinaus, trifft den falschen Ton oder aber auch mitten ins Wespennest …

Das Buch beginnt rasant und zieht den Leser gleich mitten ins Geschehen. Jen ist voller überschüssiger Energie und macht keine halben Sachen. Das ist witzig und mitreißend, strengt aber auch irgendwann auf halber Strecke des Buches an. Vielleicht auch nur, wenn man nicht mehr Mitte 20 ist, sondern im Alter von Jen? Ich weiß es nicht. Mich jedenfalls hat Jens Hyperaktivität mit der Zeit wirklich arg angestrengt. Sie kämpft gegen Helikoptereltern, Spießer und den Alltagswahn, ich kämpfte gegen meinen aufkommenden Widerwillen an. So gern ich Jen anfangs mochte, so sehr hat sie mich auf weiten Strecken des Buches auch genervt.

Wunderbar die Menschen um sie herum. Alle mit Ecken und Kanten, einige auch mit Macken, die man geduldig ertragen können muss, aber viele mit sehr viel Geduld und Verständnis für Jen. Das merkt sie nur nicht in ihrem Übereifer. Das komplette Vorschuljahr stolpert sie so durch diverse Fettnäpfchen, in ein paar Fallen und durch ihr Leben. Das ist teils amüsant, aber laut lachen musste ich nicht wirklich oft.

Der Stil ist entsprechend – flott, energiegeladen, rasant, aber eben auch anstrengend. Ich habe für dieses Buch länger gebraucht, als für nicht mal 400 Seiten bei mir üblich ist. Wirklich schlecht ist das Buch dennoch nicht, eben einfach nur sehr kräftezehrend. Viele kleine Nebenschauplätze und Themen ergeben ein gesamtes Familienleben. Ein klein wenig „Desperate Housewifes“ steckt auch darin.

Fazit: Das Buch ist nicht sehr anspruchsvoll, mittelprächtig lustig, legt den Finger auf ein paar kleine Wunden – aber es beeindruckt nicht nachhaltig. Das macht bei mir dann drei Sterne.