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Veröffentlicht am 26.02.2022

Zwei geniale Kurzgeschichten vom Meister des Horrors!

Raststätte Mile 81 & Die Düne
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Ganz im Stil von "Stand by me", nur erschreckender, blutiger, packender und schockierender ist „Raststätte Mile 81“! So "rund" war bisher noch keine seiner Kurzgeschichten. In wenigen Minuten entsteht ...

Ganz im Stil von "Stand by me", nur erschreckender, blutiger, packender und schockierender ist „Raststätte Mile 81“! So "rund" war bisher noch keine seiner Kurzgeschichten. In wenigen Minuten entsteht ein Szenario, das so erschreckend klar und deutlich, so fürchterlich real und so entsetzlich logisch ist, dass man sich nicht mehr vom Gehörten abwenden kann. Den Horror, den ein verlassenes Auto verursacht und der zwei kleine Kinder ganz besonders betrifft, ist unvorstellbar, aber dennoch hat man nach dieser Story kein gutes Gefühl mehr, wenn man irgendwo einen verlassenen Wagen sieht …

Trotz der Kürze schafft King es wieder, klar und prägnant die Szene zu zeichnen, sodass man quasi vor dem geistigen Auge einen Film sieht. Und wie immer, steckt zwischen all dem Horror extrem viel Liebe. Vor allem aber ist es eine der Storys, die für King so typisch ist: HORROR! Ganz eindeutig und nicht versteckt, sondern durch und durch. Und deshalb spielt der zehnjährige Pete auch eine ganz besonders wichtige Rolle, obwohl er einfach nur einen Rausch ausschlafen wollte …

Die zweite Kurzgeschichte handelt von einem pensionierten Richter, der süchtig ist. Nicht nach Drogen oder Sex, sondern nach einer ganz erstaunlichen Düne! Seit seiner Kindheit kennt und liebt er die Düne, die sich nie zu verändern scheint und die er unzählige Male besucht hat. Es ist sein Geheimnis, was er dort immer wieder erlebt hat. Diese Düne und das Geheimnis will er nach seinem Tod geschützt wissen und deshalb bestellt er Anwalt Wayland zu sich, um sein Testament zu ändern. Vier Millionen sollen dafür genutzt werden, die Insel und die Düne für immer zu schützen. Ganz typisch King erweist sich seine wahre Motivation als ganz speziell …

Die raue, rauchige Stimme von Mechthild Großmann ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber sie liest die beiden Geschichten großartig ein.

Ein Hörbuch vom Feinsten, trotz der Kürze unbedingt empfehlenswert für alle Horror-Fans und King-Fans!

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Ein kunterbuntes Koch-, Lese- und Foto-Buch!

Kitchen Impossible
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Tim Mälzer ist ja schon eine Marke – sehr von sich überzeugt, immer einen fiesen Spruch auf den Lippen, schnell auf der Palme. Und irgendwie kann man dennoch nicht wegsehen! Ich bin ja der Meinung, er ...

Tim Mälzer ist ja schon eine Marke – sehr von sich überzeugt, immer einen fiesen Spruch auf den Lippen, schnell auf der Palme. Und irgendwie kann man dennoch nicht wegsehen! Ich bin ja der Meinung, er hat jedem Koch gegenüber, der an seiner Sendung teilnimmt, einen entscheidenden Vorteil: Er hat diese Challenge schon über fünfzig Mal angenommen. Er kennt deshalb die Fallen und Tricks so viel besser, als andere! Dennoch – man sieht die Sendung und hofft, der andere Koch gewinnt. So viel dazu, wie der Zuschauer tickt! Es ist faszinierend, wie Mälzer und seine „Gegner“ Gerichte vorgesetzt bekommen und analysieren müssen, was alles drin ist und wie das wohl gemacht wird.

Dieses Buch ist ein „Auswuchs“ aus der TV-Sendung. Mälzer erzählt von den Ländern und Erlebnissen. Natürlich finden sich auch Rezepte. Hier ist dann aber auch klar, dass nicht immer alle Zutaten ganz so einfach überall zu bekommen sind. Dennoch macht es Spaß, im Buch zu schmökern und die Rezepte ganz in Ruhe „studieren“ zu können. Zu jedem Kontinent gibt es eine Doppelseite mit Zahlen und Fakten – super gemacht, gefällt mir besonders!

Außerdem finden sich im Buch unzählige wunderbare Fotos. Nicht nur von den Gerichten, sondern auch von den Menschen, den Ländern, den Locations und den Köchen – wobei es nicht ausbleibt, dass die Fotos von Tim Mälzer deutlich überwiegen. Er ist eben ein kleiner Selbstdarsteller! Nimmt ihm das einer übel? Vermutlich niemand, der das Buch gekauft hat. Es geht ja um ihn!

Trotz allem sind die Rezepte nicht extrem abgehoben. Es finden sich ganz viele Gerichte, die man bereits kennt. Sie haben den einen oder anderen speziellen Kniff bekommen, sind hier und da ein bisschen optimiert worden. Aber sie sind „machbar“. Da traut man sich auch mal an solche Dinge wie Baklava selbst ran. Dagegen stehen dann natürlich auch mal Gerichte wie „Arroz de Marisco“. Meins ist das nicht, aber sicher läuft dem einen oder anderen da das Wasser im Munde zusammen. Hier wird es dann aber schon ein bisschen komplizierter – von der Beschaffung der Zutaten bis zum Kochen selbst. Der Aufbau der Rezepte ist klassisch, sodass man sich auf Anhieb zurechtfindet. Die Anweisungen sind knackig und leicht verständlich.

Es ist eine kleine Weltreise, von den Gerichten, von den Orten. Die Texte sind kurz und halten so quasi nicht lange auf, machen aber riesig Spaß zu lesen. Man hat also kein klassisches, typisches Kochbuch vorliegen. Genau das ist es aber, was mir daran so gefällt. Auch als Geschenk für Kochfans und Hobbyköche ist das Buch der Hit. Für Fans der Sendung ist immer vermerkt, aus welcher Staffel und welchem Land das Rezept ist – und wer das Duell gewann.

Ja, ich hab viel Spaß mit dem Buch und auch mein Mann findet es super. Meckern können und wollen wir nicht, sondern uns nur riesig darüber freuen. Also gibt es fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen?

Der fürsorgliche Mr Cave
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Durch den Tod seines Sohnes Reuben entwickelt Terrence Cave enorme Verlustängste. Sein Beschützerinstinkt nimmt bedenkliche Ausmaße an, die Bryony nicht mehr nur einschränken, sondern ihr regelrecht ein ...

Durch den Tod seines Sohnes Reuben entwickelt Terrence Cave enorme Verlustängste. Sein Beschützerinstinkt nimmt bedenkliche Ausmaße an, die Bryony nicht mehr nur einschränken, sondern ihr regelrecht ein normales Leben unmöglich machen. Selbst die Schwiegermutter kann Terrence nicht aufhalten und so läuft alles auf eine fürchterliche Katastrophe hinaus …

Dieser Roman ist im Original schon vierzehn Jahre früher erschienen. Dennoch ist er zeitlos und auch heute noch zeitlich stimmig. Es ist eine Art Brief- oder Tagebuchroman. Terrence erzählt seine Geschichte. Sie ist an seine Tochter Bryony gerichtet und Stück für Stück setzt Haig damit das Puzzle zusammen. Die Gegenwart und die Vergangenheit werden langsam verbunden und dadurch ahnt der Leser relativ früh, dass es kein Happy End geben kann.

Terrence trägt schwer an Verlusten und mit jedem neuen wird es schlimmer für ihn. Kann er anfangs noch kämpfen, verliert er mehr und mehr die Kraft, aber auch den Bezug zur Realität. Und es kommen Schuldgefühle auf. Aber obwohl Terrence der Erzähler ist, bekommt man ein gutes Bild davon, wie es den anderen Figuren dabei geht. Man selbst erkennt, wie eingeengt Bryony wird und was Reuben, der ein auffälliges Muttermal hatte, neben seiner Zwillingsschwester erlebt und auch erlitten hat. Mehr und mehr greifen die Ereignisse der Vergangenheit der Zukunft voraus.

So hat man hier einen enorm bewegenden Roman in Händen, der zwar auch mal lächeln lässt, aber tieftraurig ist. Das ist schwer zu ertragen, dennoch mag man nicht pausieren, will Terrence und Bryony nicht allein lassen. Die Story geht extrem tief unter die Haut und schockiert auch. Aber das Buch ist dennoch – oder auch gerade deshalb – einfach wunderbar. Wenn man weiß, dass Matt Haig selbst unter Depressionen und Angststörungen leidet und damit sehr offen umgeht, dann weiß man, dass seine Bücher allesamt nicht leicht sind und sich mit diesen Themen befassen. Gerade mit diesem Buch ist ihm das meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen – und im Extremfall rettet es auch Leben. Diese Aussage ist wichtig und kann nicht oft genug wiederholt werden.

Kann ich Terrence Cave verstehen? Teilweise ja, teilweise nein. Er ist ganz tief in einer Krankheit gelandet, aus der man niemals alleine herauskommt. Er selbst hat es sicher geahnt, aber seine Umwelt fiel auf sein mühsam erarbeitetes Trugbild herein. Dass dies in einer absoluten Katastrophe enden muss, war klar. Ich kann ihm aber nicht verzeihen, dass er bis zum Ende nicht über die Konsequenzen nachdenkt. Nur – genau das ist das Problem bei Depressionen. Diesen Punkt sehen die Betroffenen eben nicht mehr. Womit ich dann wieder an dem Punkt bin, dass ich ihn nur teilweise verstehe, eben weil ich nicht in seiner Lage bin. Mir hat das Buch das Herz gebrochen und ich schäme mich nicht zuzugeben, dass Tränen geflossen sind. Dennoch – oder gerade deshalb – ist es ein wunderbares Buch. Es kann Augen öffnen und deshalb gebe ich fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Gefühle

Perfect Day
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Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen – ihr Vater soll der Schleifenmörder sein! Er, der immer für sie da war, der renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe, der sanfteste Mensch, den sie kennt, ...

Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen – ihr Vater soll der Schleifenmörder sein! Er, der immer für sie da war, der renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe, der sanfteste Mensch, den sie kennt, ausgerechnet dieser Mann soll zehn Mädchen ermordet haben! Sie will unbedingt seine Unschuld beweisen, aber niemand will ihr helfen und ihr Vater schweigt.

Ich wurde sehr schnell warm mit den Figuren und der Geschichte. Die Perspektivwechsel sind gelungen und ergänzen einander sehr gut. Mal lauscht man Ann selbst, mal ist man Zaungast bei Verhören, mal Zeuge von Gesprächen des Mörders mit seinen Opfern (nein, es sind eher Monologe), aber besonders ergreifend sind die Definitionen von Gefühlen, die Ann in ihrer Kindheit geschrieben hat.

Die eine oder andere Entwicklung im Buch ist erstaunlichen Zufällen geschuldet. Diese sind nicht immer sehr realistisch, dennoch passt für mich alles recht gut zusammen. Selbst das schräge Verhalten der einen oder anderen Figur kann ich in Anbetracht der Taten in gewissem Maße verstehen (wenn auch nicht gutheißen oder gar rechtfertigen).

Stellenweise strengt sogar Ann ganz schön an. Doch im Verlauf der Story – spätestens aber am Ende – ergibt auch das einen Sinn und wird aufgeklärt. Überhaupt bekommt gegen Ende vieles, das völlig unsinnig oder unstimmig schien, einen Sinn. Die Wendungen und unerwarteten Entwicklungen erklären auch das manchmal seltsame Verhalten von Ann. Für mich war das Ende stimmig und ich musste meine eigenen Gefühle erst mal sortieren.

Romy Hausmann zeigt mit diesem Thriller, wie leicht man sich blenden lässt, wie oft man von sich selbst und den eigenen Gedanken und Gefühlen in die Irre geleitet wird, wie oft man gar nicht erst in Erwägung zieht, dass andere die Dinge anders sehen und erleben. Das hat mich extrem bewegt und dazu gebracht, über mein eigenes Denken und Verhalten nachzudenken. Auch ich hatte ein Bild von Ann – das zwar nicht völlig falsch, aber auch nicht wirklich richtig war. Ich habe ihr einen Stempel aufgedrückt, aber nicht darüber nachgedacht, warum sie so ist. Dafür schäme ich mich! Es ist faszinierend, dass selbst ein Thriller den Leser besser macht!

Schon mit „Liebes Kind“ konnte mich die Autorin überraschen. Auch hier schafft sie das wieder. Es mag nicht der beste Thriller aller Zeiten sein, aber mir hat gefallen, wie ich falschen Fährten gefolgt bin, an anderen Stellen richtige Schlüsse zog und dennoch bis zum Schluss das Interesse nie verloren habe. Die Unterhaltung war durchgehend gegeben, nichts war langweilig und ich konnte mich komplett von der Geschichte treiben lassen. Das mag ich. Deshalb fünf Sterne.

Sandrine Mittelstädt gebührt ein gesondertes Lob. Ich habe ihr Ann komplett abgekauft. Sie hat sie authentisch gelesen und auch die Parts von männlichen Figuren nicht überspannt gesprochen. Sowohl Inhalt der Story als auch Emotionen hat sie wunderbar transportiert. Auch ihr ist viel von meinem Genuss zu verdanken!

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Veröffentlicht am 18.02.2022

Alles rund um das Brotbacken – traditionell, ehrlich, gut

Brot backen, wie es nur noch wenige können
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Dieses Buch beinhaltet nicht einfach nur Rezepte für Brote mit Hefe oder Sauerteig, es erzählt im Grunde die Geschichte des Brotbackens. Hier wird ganz von vorne begonnen, mit dem Getreide und der "Erfindung ...

Dieses Buch beinhaltet nicht einfach nur Rezepte für Brote mit Hefe oder Sauerteig, es erzählt im Grunde die Geschichte des Brotbackens. Hier wird ganz von vorne begonnen, mit dem Getreide und der "Erfindung der Landwirtschaft“. Das finde ich nicht nur alles super interessant und wichtig, sondern auch hilfreich für den Umgang mit dem Brotteig und dem Backen. Je mehr man von etwas weiß, desto besser kann man es verstehen und dann eben auch machen.

Sehr schön finde ich, wie die „Protagonisten“ portraitiert werden. Vom Bauer über den Müller bis zum Bäcker, jeder einzelne ist wichtig für das Gelingen des leckeren und nahrhaften Brotes. Auch Bräuche werden nicht vergessen und vorgestellt. Natürlich wird auf die unterschiedlichen Getreidesorten und Mehltypen ebenfalls eingegangen. Bevor ich mich näher mit Brot und den Arten, es zu backen, beschäftigt hatte, hat mich das alles gar nicht so interessiert. Seit ich die Unterschiede kennengelernt habe, nutze ich für alles, was ich backe, das „richtige“ Mehl, denn es ist erstaunlich, welche Unterschiede das am Ergebnis tatsächlich macht! In diesem Buch wird sehr gut und informativ darauf eingegangen. Ebenso auf Hefe und Sauerteig, wobei es auch ein Rezept für den selbst hergestellten Sauerteig (bzw. das Ansatzgut) gibt.

Nach ganz viel wunderbar geschriebener Information folgen ab Seite 160 siebzehn Brot-Rezepte. Diese sind klassisch aufgebaut und gut gekennzeichnet, ob mit oder ohne Sauerteig. Die Erklärungen sind verständlich und nachvollziehbar. Nur was „zu Franzosen formen“ bedeutet, ist mir nicht so ganz klar. Ich gehe davon aus, das sind lange schmale Brote, ähnlich den Baguettes.

Für mich ist dieses Buch ein sehr informatives Nachschlagewerk, das mich tief in die Geheimnisse guten Brotes eingeführt hat und mein Verständnis für die Zutaten und die Techniken sehr vergrößert hat. Noch immer stehe ich auf Kriegsfuß mit Sauerteig, doch dafür kann das Buch nichts. Sauerteig und ich, wir werden wohl in diesem Leben einfach keine Freunde mehr. Dennoch backe ich sehr gerne Brot (eben mit Hefe) und finde das wunderbar entspannend. Kein Genuss ist größer, als der von selbstgebackenem Brot!

Mir gefällt, wie die Autorinnen dem Leser dies alles näher bringen und dass viele andere Menschen zu Wort kommen. Natürlich sind auch die vielen Fotos ein Pluspunkt. Ich bin ein visueller Mensch und ziehe aus der Kombination Bild/Wort die meisten Informationen und kann sie so besser abspeichern. Ja, ich bin begeistert: fünf Sterne!

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