Profilbild von MissDaisy

MissDaisy

Lesejury Star
offline

MissDaisy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissDaisy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2016

Für mich ein All-Age-Pageturner!

Der Blackthorn-Code - Das Vermächtnis des Alchemisten
0

Christopher Rowe wächst als Waisenjunge auf, bis er mit elf Jahren als Apothekerlehrling zu Meister Benedict kommt. Auch wenn im 17. Jahrhundert das Leben besonders für Lehrlinge und Waisen hart war, hat ...

Christopher Rowe wächst als Waisenjunge auf, bis er mit elf Jahren als Apothekerlehrling zu Meister Benedict kommt. Auch wenn im 17. Jahrhundert das Leben besonders für Lehrlinge und Waisen hart war, hat er es gut getroffen. Sein Meister ist anders und behandelt ihn gut. Christopher liebt seinen Meister, sein Zuhause und seine Arbeit. Doch 1665 ändert sich plötzlich alles: eine Reihe von Morden erschüttert London. Alles weist darauf hin, dass auch Meister Benedict in Gefahr ist. Als sein Meister ihn dann auch noch zum ersten Mal schlägt und das noch völlig grundlos, versteht Christopher die Welt nicht mehr. Nach einem Botengang findet er seinen Meister tot in der Apotheke liegen. Für Christopher beginnt ein Wettlauf mit der Zeit …

Dieses Jugendbuch ist fesselnd und spannend geschrieben, sodass auch Erwachsene schnell in seinen Bann gezogen werden können. Mich jedenfalls hat das Buch komplett abgeholt und ich konnte es kaum aus den Händen legen.

Einige Stellen sind ein wenig heftig, doch denke ich, dass die Kids ab elf damit gut klarkommen. Im Vorabendprogramm laufen schon gern mal schlimmere Szenen. Die Welt dieses Zeitalters ist anschaulich erklärt, ohne zu viel zu beschreiben. Der Phantasie sind alle Wege freigehalten worden, es gibt aber genug Baumaterial für schönstes Kopfkino.

Die Charaktere – die guten, wie die bösen – sind gut angelegt. Man mag Tom, Christophers Freund, auf Anhieb und schließt beide ins Herz. Antihelden gibt es auch genug und auch ein tierischer Protagonist, die Taube Bridget, findet sich ein.

Besonders schön sind die kleinen Rätsel, die im Buch auftauchen. Christopher muss sie lösen, um sein Leben zu retten. Der Leser erhält immer wieder kleine Tipps und Hinweise, um selbst ebenfalls so nach und nach die Lösung finden zu können.

Der Spannungsbogen entsteht ganz sanft aus dem Anfang, der den Leser durch seine lockere, lustige Art in Bann zieht, und zieht danach massiv an, um bis zum Ende kaum noch nachzulassen. Es knallt und zischt und rumst durch das ganze Buch. Langeweile kommt auf keiner Seite auf.

Sehr schön auch, dass immer wieder witzige Situationen entstehen. So gleicht sich eventuelle Angst wieder ein wenig aus. Für mich ist dies ein meisterhaft konzipiertes, mitreißendes, faszinierendes, atemberaubendes, bemerkenswertes und außerordentliches Buch, das eigentlich ein All-Age-Buch ist, denn man versinkt sehr schnell darin, auch wenn man weit von der Zielgruppe „Jugend“ entfernt ist. Zudem macht es auch jenen Spaß, die keine großen Fans historischer Romane sind.

Kevin Sands hat mich restlos überzeugt und ich bin auf den zweiten Band, der folgen soll, sehr gespannt. Von mir bekommt dieser Debütroman die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 02.10.2016

Das Plötz-Prinzip

Brot backen in Perfektion mit Hefe
0

Kochen und backen sind zwei Leidenschaften von mir. Auch an Brot habe ich mich schon sehr oft versucht und habe zu dem Thema eine ganze Reihe Bücher gewälzt. Dennoch – Brot ist eine echte Kunst! Da kam ...

Kochen und backen sind zwei Leidenschaften von mir. Auch an Brot habe ich mich schon sehr oft versucht und habe zu dem Thema eine ganze Reihe Bücher gewälzt. Dennoch – Brot ist eine echte Kunst! Da kam mir Lutz Geissler mit dem Plötz-Prinzip echt gelegen.

So ganz kinderleicht ist es auch damit nicht, denn die Brotteige sind doch recht klebrig und das ist eine heikle Sache. Aber das Ergebnis ist toll. Das Geheimnis besteht in der Zeit, die man dem Teig gibt. Er darf bis zu 30 Stunden ganz gemütlich gehen. Möchte man eins der Rezepte mit Vorteig nacharbeiten, kommt noch ein Tag extra dazu. Das heißt dann also auch, dass man ein wenig vorplanen muss und nicht mal eben spontan ein Brot backen kann!

Die Brote werden in Töpfen gebacken. Das Prinzip kannte ich schon und finde die Idee nicht übel, bevorzuge aber den Brotbackstein. Und da liegt auch mein Kritikpunkt an diesem Buch: der Brotbackstein wird erwähnt, ja, aber nur kurz. Es gibt keinerlei Tipps und Ratschläge dafür, das Brot eben so statt im Topf zu backen. Das finde ich mehr als schade.

Also habe ich mutig einfach meine Brote nach Anleitung, aber statt im Topf auf dem Stein gebacken. Das klappt prima, finde ich. Die Rezepte sind durchweg lecker (ich habe noch nicht alle ausprobiert, aber doch eine ganze Reihe davon). Das richtige Mehl bekommt man auch im gut sortierten Supermarkt. Erstaunlich, dass ein Hefewürfel für gute 80 Brote ausreichen würde (so lange hält sich die Hefe aber dann doch nicht frisch)! Man braucht nur 0,1 - 0,5 Gramm pro Brot!

Auch Brötchen und süße Rezepte finden sich im Buch, das mehr als ansprechend aufgebaut worden ist. Viel Info zum theoretischen Teil (aber nicht langweilig und nervig, sondern wirklich interessant und informativ) über Mehle und Zubehör, gute Grundanleitungen für die Teigherstellung und das Formen und klar aufgebaute Rezepte mit Zutaten und Zubereitung. Dazu immer wieder tolle und hilfreiche Tipps in kleinen grau hinterlegten Kästen. Und was ich besonders liebe: zu jedem Rezept ein Foto, wie das Ergebnis aussehen soll!

Das frische Brot schmeckt super gut. Aber noch besser und bekömmlicher ist es tatsächlich am zweiten Tag. Falls am dritten Tag noch etwas da sein sollte: es schmeckt noch immer! Wenn man es einpackt, wird die Kruste weicher – manchen (auch meinem Mann) ist das lieber.

Es ist erstaunlich, wie sich der Geschmack verändert, wenn man nur wenig am Rezept ändert. Beispielsweise der Unterschied vom Weizenbrot zum Weizenbrot mit Dinkel. Nur 90 Gramm werden durch Dinkelmehl ersetzt und der Geschmack ist völlig anders! Insgesamt gibt es 69 Rezepte, die Abwechslung ist also enorm!

Das Buch macht auch Mut, die Rezepte mit der Zeit nach eigenem Geschmack zu variieren. Ob nun mit Brotgewürzen oder verschiedenen Körnern – man kann sich hier super gut ausleben! Und am Ende gibt es noch eine Zutatenliste für alle vorgestellten Rezepte mit veränderten Mengenangaben. Wer also ein größeres oder kleineres Brot backen möchte, muss noch nicht mal selbst umrechnen!

Fazit: perfekt ist das Brotbackbuch nicht, aber es ist eines der besten überhaupt. Deshalb ziehe ich auch trotz meiner Meckerei keinen Stern ab und kröne es mit den vollen fünf Sternen – und setze jetzt gleich wieder einen frischen Teig an!

Veröffentlicht am 01.10.2016

Ein neuer Fall für Just verloren

Gestorben wird immer
0

Ziemlich verwirrt kommt Just Verloren im Krankenhaus zu sich. Seine Schulter schmerzt, aber er kann sich nicht an einen Unfall erinnern. Schwester Renate, eine herzliche, aber auch resolute Krankenschwester, ...

Ziemlich verwirrt kommt Just Verloren im Krankenhaus zu sich. Seine Schulter schmerzt, aber er kann sich nicht an einen Unfall erinnern. Schwester Renate, eine herzliche, aber auch resolute Krankenschwester, kümmert sich bestens um ihn und jongliert auch die vielen Damenbesuche, die Just bekommt. Anja, seiner Freundin, gefällt all das gar nicht. Dann kommt es gehäuft zu Entführungen und auch Schwester Renate verschwindet. Justs Neugier und Ehrgeiz sind geweckt und mithilfe der unterschiedlichsten Frauen macht er sich daran, den oder die Entführer zu finden …

Der erste Band mit Just Verloren hatte mir so sehr gefallen, dass ich den nächsten Fall kaum abwarten konnte. So war es auch wie ein Nachhausekommen, als ich die ersten Sätze las. Doch auch wer „Der Fall Garnisonskirche“ nicht gelesen hat, kann diesen Krimi genießen, denn er ist komplett in sich abgeschlossen und bezieht sich nur ganz am Rande auf den Vorgänger. Für das Verständnis ist der erste Fall nicht wichtig.

Dieser Krimi hat eine gehörige Portion Situationskomik in sich, ohne lächerlich zu werden. Die Spannung leidet auch nicht darunter – im Gegenteil, gerade die witzigen Momente steigern noch den Nervenkitzel, denn Just versteht es wie kein anderer, sich im Unwichtigen zu verlieren, um dann völlig überraschend (zumindest für ihn) in Schlamassel zu geraten. Dabei zieht er noch andere mit hinein und wundert sich, wenn seine Fans davonlaufen.

Justs Art muss man einfach mögen, obwohl er komplett danebenliegt in seiner Selbsteinschätzung. Sobald er nicht im Mittelpunkt steht, schmollt er – und lässt sich wieder etwas Dummes einfallen. Dennoch umkreist er auf seine Art den Fall und kommt in kleinen Spiralen der Lösung immer näher.

Auch die anderen Charaktere, besonders Schwester Renate, sind genial angelegt. Alle haben gewisse einzigartige Charakterzüge, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubern können. Die eine oder andere Macke erkennt man an sich selbst ebenfalls, oder an Menschen, die man gut kennt und gerade deshalb so mag. Das macht das Buch so realitätsnah, dass man schnell in ihm versinken kann und die reale Welt für Stunden vergisst. Aktuelle Themen tauchen auch auf, werden aber nicht so vertieft, als dass sie die Story bestimmen würden. Das gefällt mir sehr gut.

Auch wer Potsdam nicht kennt, hat Gefallen an der Beschreibung der Stadt und kann sich die Straßen und Gegenden leicht vorstellen. Man merkt der Autorin die Liebe zu ihrer Stadt deutlich an.

Anfangs ist man einfach neugierig; mit der Zeit stellt man dann fest, dass man wie gebannt weiterliest – die Spannung ist klammheimlich angestiegen und fesselt den Leser. Der Stil – Just erzählt die Story – liest sich eingängig. Man kann sich sehr leicht vorstellen, Just sitzt am Tisch gegenüber und erzählt einem persönlich, was geschehen ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: der Krimi hat das gewisse Etwas. Er lenkt vom Alltag ab und entführt den Leser auf ein Abenteuer in Potsdam. Große Klasse und damit fünf Sterne!

Veröffentlicht am 01.10.2016

Die Weihnachtstradition: Hörbuch-Adventskalender

Weihnachtsgruß
0

Wunderschön gemacht: Vierundzwanzig kurze Texte rund um die Weihnachtszeit und dazu vierundzwanzig Türchen im Cover, die man passend dazu öffnen kann. Gesprochen werden die Geschichten und Gedichte, die ...

Wunderschön gemacht: Vierundzwanzig kurze Texte rund um die Weihnachtszeit und dazu vierundzwanzig Türchen im Cover, die man passend dazu öffnen kann. Gesprochen werden die Geschichten und Gedichte, die zwischen knackig kurzen 24 Sekunden und gemütlichen 16 Minuten 38 Sekunden (für Texte über mehrere Tage/Türchen) gehen, von Doris Wolters. Sie verleiht den Texten einen wahren Glanz, der so gut zu Weihnachten passt.

Die Texte sind allesamt älter und das passt – finde ich – wunderbar zum Christfest. Ich jedenfalls habe die Texte genossen und weiß, dass ich sie noch öfter hören werde. Und im Dezember dann auch brav immer nur einen Text pro Tag ....! Wie mit den Weihnachtsleckereien ist es aber auch mit diesem Hörbuch: Ende September sind die Geschäfte voll davon und man kann sich nicht zurückhalten, auch wenn Weihnachten noch weit weg ist. Die Texte haben aber den Vorteil, dass sie zeitlos sind, nicht ablaufen und nicht dick machen!

Die Mischung der Autoren der Texte gefällt mir sehr. Von Luther über Thoma bis zu Busch sind 14 wunderbare Autoren vertreten. Das Cover mit viel Schnee und gemütlichem Häuschen, sowie auf der Innenseite der Christbaum neben einem brennenden Kamin und einem Schaukelstuhl unterstreicht dieses Thema noch zusätzlich. So ist man auf die 24 Texte, die insgesamt 73 Minuten laufen, schön eingestimmt. Es lässt sich auch schön aufgeklappt aufstellen, damit man täglich sein Türchen öffnen kann.

Dieser Audiobuch-Adventskalender ist eine erfrischende Abwechslung zum üblichen Schokoladen-Kalender und macht Großen große Freude – ob als Geschenk für sich selbst oder andere. Für Kinder sind die Texte wohl weniger geeignet, da sie doch anspruchsvoll sind. Nicht alle Texte haben ein happy End im üblichen Sinne, aber auch das gehört zu Weihnachten. Mein persönlicher Favorit ist „Betti“ von Julius Stinde.

Mir hat der Audiobuch-Adventskalender von den letzten Jahren so gut gefallen, dass ich ihn dieses Jahr einfach auch wieder haben wollte. Eine kleine Tradition ist entstanden. Das allein schon zeigt, wie sehr ich diesen Adventskalender mag. Eindeutig fünf Sterne!

Veröffentlicht am 28.09.2016

Erlebnisse eines (Schiffs-)Kochs

Staats‘ Geheimnisse – Mediterrane Rezepte und Storys von den Jachten der Superreichen
0

Stephan Staats wusste schon mit elf Jahren, dass er Koch werden will. Und das wurde er dann auch. Doch das Fernweh trieb ihn rund um die Welt. Naheliegend, dass er dann die Yachten der Superreichen als ...

Stephan Staats wusste schon mit elf Jahren, dass er Koch werden will. Und das wurde er dann auch. Doch das Fernweh trieb ihn rund um die Welt. Naheliegend, dass er dann die Yachten der Superreichen als Arbeitsplatz erobert hat. Doch so schön das alles klingt, es gibt auch die berühmten Schattenseiten: so reich ein Boss sein kann, so hart kann die Arbeit für ihn sein. Auch ist es nicht immer so einfach, einen „Anschlussjob“ zu finden und so kam es, dass Staats auch sehr oft sehr weit unten war. Doch als echtes Aufstehmännchen hat er auch diese Zeiten gemeistert.

All seine Erlebnisse – die guten, wie die schlechten – haben ihn zu dem Mann und Koch gemacht, der er heute ist. In diesem Buch erzählt er von seinem Leben und kredenzt dem Leser dazu eine Reihe der Rezepte, die seine Arbeitgeber am meisten mochten. Das sind nicht immer nur abgehobene Gerichte, sehr oft finden sich superleckerer „Kleinigkeiten“, die den Gaumen kitzeln. Teils benötigt man besondere Zutaten, teils hat man so ziemlich alles griffbereit im Vorratskämmerchen. Natürlich gibt es sehr viele Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten – völlig logisch für einen Schiffskoch. Einer meiner Favourits sind die Albóndigas, die ich ein wenig abwandle, weil ich kein Schweinefleisch esse. Die Cevapcici sind der Hammer! Auch die weltleckerste Sangria findet man unter den Rezepten.

Doch nicht nur Speisen zuzubereiten lehrt uns Staats, er verrät auch Rezepte zu Dips, Balsamicoreduktion, Pesto, Salsa, Brotaufstrichen, Nudeln, Desserts, Eiscreme, Getränke, sogar Löwenzahnblütenwein! Dieses Buch bietet eine wirklich große Palette an ausgefallenen Rezepten zu jeder Gelegenheit und Stimmung. 89 Länder haben eine bunte Mischung an Rezepten ergeben, die man ganz nach Wunsch kombinieren oder einzeln nutzen kann.

Besonders schön ist für mich aber, dass der Teil mit den Geschichten der Reisen mindestens so viel Raum einnimmt, wie der Rezepteteil. Ein Kochbuch zum Lesen – das hatte ich in meiner Sammlung bisher so noch nicht und ich genieße es total. Es ist interessant, Staats‘ Erlebnisse zu lesen und zu sehen, wie sie ihn verändert haben. So sieht man die Rezepte mit ganz anderen Augen.

Die Bilder sind traumhaft schön und passend zu den einzelnen Gerichten, Speisen, Getränken und anderen Köstlichkeiten abgestimmt. Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet, die Anleitungen sehr klar und präzise. Bisher hatte ich noch keine Probleme beim Nacharbeiten, aber natürlich habe ich auch nicht alles nachgekocht.

Alles in allem also ein außergewöhnliches Buch von einem außergewöhnlichem Menschen. In meiner Kochbuchsammlung hat es einen besonderen Ehrenplatz. Das macht auch die vollen fünf Sterne!