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Veröffentlicht am 17.04.2020

Ein Stück Heimat auf dem Teller

Heimatliebe
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Dieses Kochbuch ist wunderschön gemacht und man sieht, wie gern Nelson Müller kocht und auch genießt. Die Gerichte sind nicht neu, nicht mal wirklich neu interpretiert – sie sind grundehrlich, seit Generationen ...

Dieses Kochbuch ist wunderschön gemacht und man sieht, wie gern Nelson Müller kocht und auch genießt. Die Gerichte sind nicht neu, nicht mal wirklich neu interpretiert – sie sind grundehrlich, seit Generationen geliebt und leider vom Trend der ausgefallenen Speisen und Zutaten regelrecht überrollt und in die Ecke gedrängt worden. Heimat ist das Thema – und dabei betont Nelson Müller zu Recht, dass dies ein dehnbarer Begriff ist und Heimat immer da ist, wo das Herz zu Hause ist.

Nicht alles mag ich davon essen – das liegt aber daran, dass ich sowieso recht mäkelig beim Essen bin, auch wenn man mir das nicht ansieht. Da ich noch nie ein Kochbuch hatte, bei dem ich wirklich jedes einzelne Gericht kochen und essen wollte, ist das hier vernachlässigbar. Für mich ist dies ein kleiner Atlas der deutschen Küche – aus jeder Region findet sich eine Spezialität.

Zwischen den Rezepten finden sich immer wieder reine Bildseiten – auf nicht wenigen der Fotos ist Nelson Müller zu sehen. Dann gibt es Seiten mit Texten und Fotos zu den Regionen und dortigen Spezialitäten, aber auch zu gewissen Lebensmitteln. Das ist immer sehr informativ und liest sich noch dazu sehr gut. Man lernt dazu, und wenn man das Gelernte richtig einsetzt, kommt es den eigenen Kochkünsten sehr zugute.

Der Aufbau der Rezepte ist klassisch, mit einer kleinen, vorangestellten Erklärung von Nelson Müller. Sehr schön finde ich, dass rechts oben eine Deutschlandkarte anzeigt, aus welchem Bundesland das Rezept stammt. Darunter teilt sich dann die Seite in zwei Bereiche – links die Angabe, für wie viele Personen das Rezept ausreichend ist, die Zubereitungszeit und benötigten Zutaten, unterteilt für alle Komponenten des Gerichts, so vorhanden, untereinander gelistet, rechts gut erklärt und immer verständlich die durchzuführenden Schritte. Zu fast jedem Rezept gibt es noch einen speziellen Tipp für Variationen, das Erkennen des richtigen Garpunktes, alternative Zubereitungsarten, Einkaufstipps usw.

Die Fotos im Buch, ob zu den Speisen oder der Gegend, zu Lebensmitteln und Nelson Müller selbst, sind grandios gelungen. Auch wenn das eigene Kochergebnis selten in die Nähe des Profi-Ergebnisses kommt, sind mir Fotos zu Rezepten einfach wichtig. Hier sehe ich ehrliche Gerichte, die nicht unbedingt einfach zu kochen sind, die ich mir aber auf alle Fälle auch zutraue, zu kochen – und von denen ich mir sicher bin, dass sie ebenfalls lecker aussehen und schmecken. Viele davon habe ich schon vorher gekocht, aber sie gesammelt im Regal stehen zu haben, um bei Bedarf nachschlagen zu können, gefällt mir sehr, zumal ich viele Tipps und Kniffe übernehmen konnte.

Kochbücher sind eine meiner Leidenschaften, aber sie müssen schon etwas Besonderes haben, um mich richtig zu begeistern. „Heimatliebe“ trifft meinen aktuellen Nerv in Sachen Kochen, ist wunderschön gemacht, versammelt diverse Regionen und ist von einem meiner liebsten TV-Köche zusammengestellt. Nelson Müller hat viel Charisma, strahlt Ehrlichkeit und Kochliebe aus, ohne den geringsten Funken von Arroganz. Ihm ist sein Erfolg eindeutig nicht zu Kopf gestiegen. Das mag ich sehr!

Dies ist ein Buch, in dem man auch dann gern schmökert, wenn man nicht gerade eine Idee zu einer weiteren Mahlzeit sucht. Hochwertig und sympathisch – deshalb bekommt es (und damit Nelson Müller) von mir die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Die Liebe mit ganz viel Liebe auf den Arm genommen

Liebeserklärungen
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Ach ja, die Liebe! Sie ist mal dramatisch, mal ergreifend, mal euphorisierend, mal deprimierend – und hier ist eine ganze Sammlung von urkomischen, herrlich witzigen Geschichten über die Liebe. Ja, so ...

Ach ja, die Liebe! Sie ist mal dramatisch, mal ergreifend, mal euphorisierend, mal deprimierend – und hier ist eine ganze Sammlung von urkomischen, herrlich witzigen Geschichten über die Liebe. Ja, so macht das Spaß! Auch wenn es nicht glatt läuft, auch wenn es eine unerfüllte Liebe ist, mit den Augen von Wladimir Kaminer gesehen ist jede Liebe wunderbar!

Es macht unglaublich Spaß, diese unterschiedlichen Geschichten zu erleben. Und genau das sind sie: Erlebnisse! Gleich mit „Das Mädchen mit dem Hut“ holt mich der Autor komplett ab. Das muss man erst mal hinbekommen, völlig unabhängige Dinge dermaßen genial in Zusammenhang zu bringen und noch dazu irre logisch erscheinen zu lassen. Dass „Der blaue Elefant“ nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen ist, kennen wohl alle aus dieser Generation (Kaminer ist nur ein Jahr jünger als ich – vielleicht trifft er meinen Humor deshalb so perfekt). „Pinguine an der Ostsee“ ist zugleich unbeschreiblich liebevoll, aber auch schräg und genial komisch. Und den „Wahren Zweck der sogenannten Pyramiden“ erklärt der Autor genauso schlüssig, wie „9 ½ Wochen“.

Leider sind auf dem Hörbuch nur ein paar der Geschichten der Print-Version. Kaminer liest sie selbst und ich hätte sehr gern alle von ihm vorgelesen bekommen.

Auch den Liebesgeschichten mit Happy End weiß Kaminer eine witzige Note zu verpassen. Dabei ist er nie despektierlich, sondern offenbart sein eigenes großes Herz immer wieder. Ich mag seinen Stil, ich mag seinen Humor, ich mag diese Liebeserklärungen – deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Das Rosie-Resultat
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Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ...

Don und Rosie haben einen elfjährigen Sohn, Hudson, der es in der Schule nicht gerade leicht hat. Er ist ein Außenseiter, denn er gilt als Besserwisser und schnell stempeln ihn auch Lehrer und Schulleiter ab. Ganz klar, dass Don alle Hebel in Bewegung setzt, Hudson zu helfen und dafür zu sorgen, dass dessen Kindheit schöner und glücklicher wird, als seine eigene. Dass dies zu urkomischen Verwicklungen führt und Rosie mehr als einmal eingreifen muss, ist klar.

Graeme Simsion bleibt einerseits seinem Stil treu, andererseits steckt in diesem lange erwarteten dritten Band eine Menge mehr Ernst, als in den ersten beiden. Das ist jedoch so gut gelungen, dass man es intensiv genießt. Man bekommt einen Spiegel vorgehalten und wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, wo man selbst nicht ganz korrekt denkt und handelt.

Es ist, als würde man Rosie, Don und Hudson persönlich kennen und sich entsprechend auf ihre Seite schlagen. Die Vorurteile von so vielen in diesem Buch empören den Leser automatisch – und dann erkennt man irgendwann, dass man selbst eigentlich nicht wirklich besser ist. Man sieht andere und bildet sich sofort ein Urteil über sie. Das Urteil mag vielleicht sogar begründet sein, dennoch ist es unterm Strich falsch. Ob Hudson nun Autist ist oder nicht, was er kann, kann er – und darin ist er großartig. Sein Charakter ist im wahrsten Sinne des Wortes edel – also warum wird er dann auf seinen „Grammatik-Tick“ reduziert? Ganz ehrlich – wer von uns hat nicht schon ganz ähnlich vor-verurteilt?

Mir gefallen diesmal ganz besonders die „Witze mit Anlauf“. Sehr oft erzählt uns Don in seiner gewohnten Art und Weise die Geschehnisse, man verfolgt sie auch gern und interessiert, aber ohne Grinsen im Gesicht. Und dann – BÄÄÄÄM! – haut er uns mit einem kleinen, kurzen Satz am Ende des Kapitels völlig aus der Bahn und wir brechen in schallendes Gelächter aus! Don bringt alles, wirklich alles unverwechselbar auf den Punkt. Das ist einfach unbeschreiblich schön zu lesen. Aber auch Rosie kommt nicht zu kurz – sie und Don ergänzen sich optimal und durch sie kommen „weibliche Themen“ zur Sprache.

Das Buch steckt pickepacke voll mit Liebe und Weisheit, mit Menschlichkeit und Selbsterkenntnis, mit liebevollen Aufforderungen und in viel Humor verpackter Sozialkritik, dass es „innen viel größer als außen“ ist. Ein Erlebnis, ein geniales Buch, ein wahres Kleinod. Wie gerne wäre ich ein Teil von Dons, Rosies und Hudsons Leben, wie gerne hätte ich sie als Freunde, als Nachbarn! Sie bereichern ungemein! Auch der Tod wird zum Thema. Damit hatte ich zunächst nun echt nicht gerechnet und es traf mich auch sehr. Dennoch – es ist in sich stimmig eingefügt und gehört nun mal zum Leben.

Selten gelingt es einem Autor so gut, auch bei Band drei noch mindestens so sehr zu begeistern, wie beim ersten, extrem erfolgreichen Band. Simsion lässt seinen Don Tillman sich weiterentwickeln, aber dennoch sich selbst treu bleiben. Er wiederholt sich nicht ständig selbst, packt eine Menge davon in seine Geschichte, was im Grunde jedem von uns auch widerfährt und packt ganz viel Humor und Liebe dazu. Wenn er sich das bewahren kann, freue ich mich auf viele weitere Bände mit Don, Rosie, Hudson und allen Freunden und Familienmitgliedern. „Das Rosie-Resultat“ bekommt von mir für jede einzelne Seite fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Witzig und liebevoll gestaltet

Lovekatz
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Für alle Bucket-Listen-Fans, die noch dazu Katzenpersonal sind, ist dies ein tolles Geschenk. Es ist ein „Mitmach-Buch“, das man individuell mit Einträgen und Fotos gestaltet. Dabei helfen witzige und ...

Für alle Bucket-Listen-Fans, die noch dazu Katzenpersonal sind, ist dies ein tolles Geschenk. Es ist ein „Mitmach-Buch“, das man individuell mit Einträgen und Fotos gestaltet. Dabei helfen witzige und herzige Texte und Ankreuz-Felder. Man kann an- und ausmalen, hineinschreiben, einkleben, lesen und lachen.

Das Büchlein ist aufwendig gestaltet und mit viel Liebe fürs Detail versehen. Schon die Ausstanzung auf der Titelseite ist ein kleines Highlight. Beim Kauf ist eine gemalte Katze zu sehen. Auf das Deckblatt klebt man dann ein Foto seiner Schnurrnase und schon ziert das Cover die eigene Katze!

Im ganzen Buch sind schöne Katzen-Zitate prominenter Menschen eingestreut. Der Großteil des Büchleins ist für Erinnerungen gedacht. Vom Einzug der Katze in den Haushalt an kann man festhalten, was man alles so mit seinem Fellmonster erlebt hat, und das auf sehr humorige Art und Weise. Das Gestalten macht Spaß und durch die schönen Vorgaben muss man nicht allzu künstlerisch veranlagt sein, um das zu können. So hat man noch mehr Spaß daran. Es ist eine kleine Auszeit vom Tag, immer mal wieder darin zu blättern und eine Seite zu gestalten.

Ab Kapitel V (Seite 91) startet dann die Bucket-List. Ich finde die Idee einfach bezaubernd! Auch hier ist man in der Gestaltung frei. Wer erzogen wurde, nicht in Bücher zu schreiben, wird sich anfangs vielleicht etwas schwer tun. Dann einfach daran denken, dass dies ein Notizbuch und Fotoalbum ist und kein Lesebuch, wie man es sonst hat. Hier ist es erlaubt, hineinzuschreiben und zu malen!

Ein tolles Büchlein, für sich selbst oder als Geschenk. Und ein Highlight in meiner Katzenbuch-Sammlung! Ich gebe die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Rockstar, der große kleine Bruder

Der Delfin in der Hängematte
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Mit Autismus leben ist nicht so einfach – weder für die Betroffenen, noch für Außenstehende. Zudem gibt es unzählige Formen und Varianten davon. Die Diagnose ist vielleicht schnell getroffen, die Behandlung ...

Mit Autismus leben ist nicht so einfach – weder für die Betroffenen, noch für Außenstehende. Zudem gibt es unzählige Formen und Varianten davon. Die Diagnose ist vielleicht schnell getroffen, die Behandlung jedoch muss individuell erfolgen.

Was nun, wenn ein völlig gesundes Mädchen ein Brüderchen bekommt, bei dem schnell feststeht, dass er besondere Aufmerksamkeit benötigt? Für Eltern und Kind ist das besonders schwer. Aber Valentina ist ein großartiges Mädchen und ganz sicher die beste große Schwester, die ein Kind mit Autismus-Diagnose haben kann.

In ihrem Buch erklärt die Elfjährige allen, die es lesen, wie toll ihr Bruder ist. Ja, das Leben mit ihm ist oft anstrengend, man muss ständig auf viele aufpassen – aber Valentina sieht die schönen Seiten. Sie sieht, wie einzigartig ihr Bruder ist und sie sieht, dass er keine Belastung, sondern ein Gewinn ist.

Was einmal sein wird, das weiß auch Valentina nicht. Aber sie weiß, dass Leonardo noch immer dazulernt. Sie glaubt fest daran, dass er irgendwann sprechen wird. Bis dahin lernt und beherrscht sie seine Art der Kommunikation. Es ist ergreifend und wunderschön, wie sie von ihrem Bruder erzählt und dem Leser mehr als deutlich zeigt, dass sie durch ihn gewinnt. Und das, obwohl Leonardo keine „leichte Form“ hat und wohl nie ganz ohne Hilfe leben können wird!

Beim Lesen habe ich Valentina immer mehr bewundert. Und ich habe erkannt, dass ich schrecklich ungeduldig bin und wohl mehr der Fluggast vor Leonardos Sitzplatz bin, als ich es sein möchte. Sie hat mir gezeigt, dass die meisten Menschen – und da schließe ich mich mit ein – viel zu sehr auf sich selbst fixiert sind, auf das eigene Wohlbefinden, und kaum Geduld haben, herauszufinden, warum andere darauf keine Rücksicht nehmen können.

Valentina ist so viel erwachsener, als ein Kind sein sollte. Dennoch ist zwischen den Zeilen zu lesen, dass es für sie kein großes Opfer ist. Sie hat sich ihre kindliche Sprache und das kindliche Denken bewahrt, ist kein bisschen altklug. Nein, sie erzählt einfach nur auf ihre wunderbare Art.

Das Büchlein ist wunderbar. Es erdet. Es bereichert. Es stellt die Prioritäten wieder klar und dafür gebe ich Valentina die vollen Sterne!

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