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Veröffentlicht am 04.11.2017

Für kleine und große Jungs!

Traktoren
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Für Traktorfans ist dieses Buch ein wahrer Schatz. In vier Kapiteln (1917 – 1933, 1933 – 1945, 1945 – 1965, 1965 – heute) findet man alphabetisch sortiert „starke Schlepper aus 100 Jahren“. Jedes Modell ...

Für Traktorfans ist dieses Buch ein wahrer Schatz. In vier Kapiteln (1917 – 1933, 1933 – 1945, 1945 – 1965, 1965 – heute) findet man alphabetisch sortiert „starke Schlepper aus 100 Jahren“. Jedes Modell wird in Bild und Text vorgestellt. Dazu gibt es ein kleines Kästchen mit technischen Angaben, wie man es vom Auto-Quartett kennt. Die Aufmachung gefällt mir sehr gut. Jedes Kapitel startet mit einer Zusammenfassung der entsprechenden Zeit. Fast 500 Fahrzeuge werden hier präsentiert. Das Team Udo Paulitz und Till Röcke haben ein Buch geschaffen, das Fans der Ackermaschinen geballtes Wissen kompakt zusammenfasst.

Die Faszination dieser Landmaschinen ist groß. Traktortreffen und Feste rund um Ernte und Traktoren werden immer beliebter. Kleine Jungs, ihre Väter und Großväter haben heute wie damals viel Spaß mit diesen beeindruckenden Maschinen. Auch weibliche Fans findet man immer öfter.

Wer Trecker sammelt, kann sich mit diesem Buch inspirieren lassen. Ob nun als Modelle oder als Original – je nach Geldbeutel und Platz findet jeder seinen Lieblings-Bulldog. Mir gefällt an diesem Buch jede einzelne Seite – und besonders die beiden mit den antiken und geliebten Traktoren, die mein Vater sich zugelegt hat. Aber auch Maschinen aus der Gegenwart faszinieren und beeindrucken. Was heute neu ist, ist irgendwann auch antik und ein Oldtimer. Die Wandlung von „damals“ zu „heute“ ist erstaunlich und enorm interessant.

Ein Buch in dieser Aufmachung für knapp zehn Euro – das ist einfach genial. Hochwertige, wunderschöne Fotos, alle interessanten Angaben und Informationen zu den Modellen, hochwertiges Papier – ein Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. Von mir bekommt es die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Mut zu neuen Lebensabschnitten und Veränderungen

Sind dann mal weg
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In der Seniorenresidenz Schafweide fühlt sich Tina nicht glücklich. Doch dann landet sie im Quizteam von Ole, Paul, Hedi und Männi. Die vier füllen ihre Tage wieder mit Sinn aus und nehmen ihr die trüben ...

In der Seniorenresidenz Schafweide fühlt sich Tina nicht glücklich. Doch dann landet sie im Quizteam von Ole, Paul, Hedi und Männi. Die vier füllen ihre Tage wieder mit Sinn aus und nehmen ihr die trüben Gedanken. Doch dann kippt Ole mitten im Quiz tot um. Die Clique trauert, doch wird sie auch sehr schnell wütend, denn Oles Sohn Finn denkt gar nicht daran, Oles Wünsche für die Beerdigung zu erfüllen. Kurzerhand reißen die vier mitsamt Urne und Bestattungsunternehmer aus, um Ole die Beerdigung zu ermöglichen, die er sich gewünscht hat. Unterwegs lernen alle fünf mehr, als sie je geahnt hätten …

Simone Veenstra hat hier eine wunderschöne Geschichte erzählt. Ihre Charaktere sind einfach zauberhaft. Sehr schön kristallisiert sich heraus, dass jeder Mensch seine eigene Geschichte hat, die er leicht korrigiert erzählt, dass alle Träume und Wünsche haben, die sie sich nicht zu erfüllen trauen. Dass Freundschaft wie Glaube Berge versetzen kann und man nie zu alt ist, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, wird sehr schön dargelegt. Die fünf plus Ole sind einfach wunderbare Menschen. Auch wenn man noch weit weg vom Seniorenwohnheim-Alter ist, kann man aus diesem Buch sehr viel für sich mitnehmen. Auch die eigenen Eltern und Großeltern lernt man mit anderen Augen zu sehen, mehr Verständnis aufzubringen und einfach mal ein echtes Gespräch zu führen. Wer denkt schon wirklich darüber nach, wie es ist, wenn man selbst oder die Eltern nicht mehr im eigenen Zuhause leben können und sich in eine völlig anders geartete Gemeinschaft einleben müssen? Richtig gemacht ist es eine Chance, aber in den meisten Fällen wohl tatsächlich eher eine Endstation.

Mir gefällt super gut, wie die Autorin dem Leser die Augen dafür öffnet, ohne moralisch zu werden. Sie schlägt quasi eine neue Möglichkeit vor und ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass mein Alter dann auch so oder so ähnlich aussehen wird. Das Buch macht Mut. Gefällt mir!

Die alten Leutchen leben so wunderbar auf, schließen - teils zum ersten Mal – Freundschaften und hören auf ihr Herz genauso, wie auf ihren Kopf. So entsteht ein wunderbarer Sea-Trip (on the road sind sie ja nicht immer), auf dem sie selbst und der Leser eine ganze Menge lernen. Die Sprache von Simone Veenstra ist sehr ruhig und sanft, sodass sich das Buch sehr gut und leicht lesen lässt. Wenige Stellen scheinen sich zunächst etwas zu ziehen, doch schnell merkt man, dass es Szenen sind, die einfach nicht kurz und knapp erzählt werden dürfen.

Mir sind die Figuren so sehr ans Herz gewachsen, dass ich sehr traurig war, als ich die letzte Seite gelesen hatte. Die alten Leutchen fehlen mir nun tatsächlich – und das ist eine Meisterleistung, die ich eindeutig mit fünf Sternen belohnen muss!

Veröffentlicht am 27.10.2017

Geballtes Wissen über Gemüse und Lebensmittelchemie

Aroma Gemüse
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In meiner umfangreichen Büchersammlung befinden sich etwa 300 Kochbücher. Einige davon sind aus Urgroßmutters Zeiten, der Rest verteilt sich auf die letzten 25 Jahre. Es ist interessant, wie sich die Art ...

In meiner umfangreichen Büchersammlung befinden sich etwa 300 Kochbücher. Einige davon sind aus Urgroßmutters Zeiten, der Rest verteilt sich auf die letzten 25 Jahre. Es ist interessant, wie sich die Art der Zubereitung, die Gerichte selbst und die Art der Ernährung in dieser Zeit gewandelt haben. Das merkt man eigentlich kaum, wenn man es nicht auf diese Weise vor Augen geführt bekommt.

An mir selbst merke ich auch, dass ich mir mit zunehmendem Alter mehr Gedanken um meine Ernährung und den Umgang mit Lebensmitteln mache. War früher das Kochen ein Mittel zum Zweck, wird es immer mehr zum Hobby und damit einer Beschäftigung, die man gern macht. So entwickelte sich bei mir auch das Interesse an Lebensmitteln selbst und daran, wie sie den Organismus beeinflussen können.

Vierich und Vilgis legen hier einen wahren Wälzer vor, der sich mit Gemüse beschäftigt. Sehr viel Theorie, sehr viel Chemie, sehr viel Wissen. Und dann für den Kochbuchsammler recht wenige Rezepte. Doch das sei den beiden verziehen, denn die gelieferten Informationen sind wirklich klasse. Von jedem genannten (und es werden sehr viele Sorten genannt – auch jede Menge, von denen ich noch nie gehört habe) Gemüse erhält man Angaben über die Aromen (roh und gekocht, besonders interessant für Gemüse, die man eben noch nicht gegessen hat), den Geschmack, die Mikronährstoffe, die Harmonie mit anderen Gemüsen, den Küchenjoker, wozu es gut passt, in welchen Ländern es gern gegessen wird, welche Sorten es gibt, die Zubereitung und oftmals noch weitere Angaben, beispielsweise über den Anbau und die Saison. Kurz: alle interessanten Informationen rund um die jeweilige Gemüsesorte werden aufgeführt. Das ist geballtes Wissen, das man so noch nie bekam. Wer dann das entsprechende Gemüse in unendlich vielen Varianten zubereiten möchte, der muss sich weiterführende Literatur besorgen, aber das ist kaum verwunderlich!

Wie bei einem Lexikon findet man beim Gemüsesortenteil Markierungen am Buchschnitt für die einzelnen Buchstaben, sodass man sehr schnell zu seinem gesuchten Gemüse gelangen kann. Das Buch ist reich bebildert. Auch finden sich informative und hilfreiche Grafiken.

Mich fasziniert das Buch und ich finde es toll, dass hier mehr als nur die Zubereitung erklärt wird. Das theoretische und fachliche Wissen ist oftmals erstaunlich, auf alle Fälle interessant. Mir hat genau so ein Buch gefehlt und ich bin begeistert, dass ich nun auch die Lebensmittelchemie besser verstehe. Ganz klar: fünf Sterne!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Wenn Eifersucht zum Mobbing führt

Scherbenparadies
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Sandra kümmert sich um einen guten Schulabschluss, um so schnell wie möglich Geld verdienen zu können, denn ihre Familie lebt von HartzIV. Noch schlimmer: ihre Mutter kommt nur ganz selten nach Hause, ...

Sandra kümmert sich um einen guten Schulabschluss, um so schnell wie möglich Geld verdienen zu können, denn ihre Familie lebt von HartzIV. Noch schlimmer: ihre Mutter kommt nur ganz selten nach Hause, um ihr und ihrer kleinen Schwester Geld und Lebensmittel zu bringen. Lieber taucht sie bei ihrem neuen Lover unter, mit dem sie den Tag im Alkohol ertränkt. Niemand soll wissen, wie es ihr geht und so erzählt sie nicht mal ihrer besten Freundin von ihren Problemen. Als wäre das nicht schlimm genug, wird sie das Opfer von Mobbing. Sandra weiß nicht, womit sie sich den Hass von jemandem zugezogen haben könnte, doch ist klar, dass sie verfolgt wird. Dass sich eine Klassenkameradin in den gemeinsamen Lehrer Nils Joswig verliebt hat und Sandra dafür die Schuld gibt, dass dieser sich nicht für sie interessiert, weiß sie nicht. Dann überschlagen sich die Ereignisse …

Von Anfang an war ich im Bann der Geschichte. Diese Wirkung haben auf mich alle Bücher von Inge Löhnig, ob Jugendbücher oder Erwachsenenbücher. Dieses Jugendbuch ist für 12-15jährige gedacht, aber auch mich, die ich weit von diesem Alter entfernt bin, hat die Story gefesselt und sehr beeindruckt. In meiner Jugendzeit gab es kein Mobbing und wenn wir jemanden „auf dem Kieker“ hatten, dann eindeutig nicht in dieser Form und wir gingen nicht annähernd so weit. Heute ist die Welt kälter und härter und es ist wichtig, dass Bücher wie dieses aufzeigen, wie schnell eine Lüge über einen Menschen dessen Leben zerstören kann. Aber es zeigt auch, wie sehr Kinder unter den Fehlern der Eltern leiden. Inge Löhnig hat sehr gekonnt mehrere brisante Themen miteinander verknüpft und in „Scherbenparadies“ verarbeitet.

Die Figuren sind sehr lebensnah und lebendig ausgeformt, sehr realistisch. Man könnte fast glauben, das Buch beruhe auf einer wahren Geschichte, so stimmig ist alles. Erzählt wird die Story aus zwei unterschiedlichen Perspektiven: einmal aus Sandras Perspektive, einmal aus der Sicht der weiblichen Figur, die zunächst namenlos bleibt, und die das Mobbing inszeniert. So weiß der Leser immer ein wenig mehr als Sandra und das hält die Spannung durchweg hoch.

Mit jedem weiteren Kapitel hat mir Sandra mehr leidgetan. Ich hätte ihr so gern geholfen, habe überlegt, wie sie sich selbst helfen könnte und bangte um ihre Gesundheit und ihr Leben. Die vielen kleinen Wendungen machten mir immer mal wieder Hoffnung, dann wurde diese wieder zerstört und als es dann zum fulminanten Showdown kam, hatte ich längst vergessen, dass ich schon sehr viele Jahre nicht mehr zur Zielgruppe gehöre!

Das Buch zeigt sehr schön, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen und man viel zu leicht Vorurteile hat und Gerüchten glaubt. Mich bewegt es sehr und es hallt noch immer nach. Auch fünf Jahre nach Erscheinen hat es nicht an Aktualität verloren. Ich bin begeistert und beeindruckt. Deshalb bekommt es auch völlig zu Recht die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 21.10.2017

Kleines Buch, große Emotionen

Sieben Tage voller Wunder
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Hannah ist auf dem Weg von Kanada nach London. Sie war bei ihrer Schwester, um sich darüber klarzuwerden, ob sie sich von ihrem Verlobten William, der sie betrogen hat, trennen soll oder der Beziehung ...

Hannah ist auf dem Weg von Kanada nach London. Sie war bei ihrer Schwester, um sich darüber klarzuwerden, ob sie sich von ihrem Verlobten William, der sie betrogen hat, trennen soll oder der Beziehung eine neue Chance geben soll. Zufällig begegnet ihr immer wieder derselbe Mann, der sie sofort fasziniert. Im Flugzeug dann setzt er sich zu ihr und sie kommen ins Gespräch. Sie fühlt sich sofort wohl und er beruhigt sie auch, als plötzlich extreme Turbulenzen auftreten …

Nach „Die Achse meiner Welt“ habe ich die beiden Folgebücher der Autorin nicht gelesen. Das lag in keiner Weise daran, dass mir das Buch nicht gefallen hätte – im Gegenteil! Es hatte mich so sehr berührt, dass ich Angst hatte, ich könnte enttäuscht werden, wenn ein weiteres Buch von ihr nicht diese Wirkung auf mich hätte. „Sieben Tage voller Wunder“ musste ich dann aber unbedingt lesen – und ich habe es ganz und gar nicht bereut! Zwar war ich „vorgewarnt“ und habe mit einer ganz besonderen Wendung gerechnet, doch was ich dann bekam, war so viel mehr!

Der Plot ist aufregend und spannend. Die Erlebnisse von Hannah sind packend und die Story auch noch nicht so oft in einem Buch erzählt worden, sodass schon deshalb keine Langeweile aufkommt. Die Spannung ist durchgehend da, aber auch das Gefühl. Durch die Ich-Perspektive ziehen mich Dani Atkins und ihre Protagonistin Hannah sofort in ihren Bann. Der Stil ist offen, ehrlich und ansprechend, aber auch bei den stärksten Emotionen nie kitschig. Das liest sich sehr angenehm und man bleibt am Ball.

Die Figuren sind ohne große Beschreibungen mit wenigen Worten klar beschrieben, sodass der Leser ein gutes Bild vor Augen hat. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar und logisch. So baut sich die ganze Geschichte ohne Stolpersteine auf. Der innere Kampf Hannahs ist für mich nachvollziehbar, auch wenn ich an ihrer Stelle nicht hätte überlegen müssen, ob William eine zweite Chance verdient. Die Familienbande und der Zusammenhalt gefallen mir sehr. Auch sie sind gefühlvoll, aber frei von Kitsch dargestellt.

Das Ende raubt den Atem. Doch das ist der Autorin noch nicht genug, sie setzt noch eins obendrauf. Wahnsinn! Wunderbar! Einfach großartig! Ich bin begeistert und verzaubert! Das ist die Art Roman, wie ich sie mag: eine tolle Mischung aus Spannung, Gefühl und Mystery. Auch wenn das Buch diesmal recht kurz ist, es gefällt mir super gut. Länger wäre weniger realistisch gewesen und hätte viel vom Zauber genommen.

Kurz und knapp: für dieses Buch kann ich nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen und die vollen fünf Sterne geben!