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Veröffentlicht am 16.04.2024

Aufwühlend

Ein Ort für immer
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Carol verliebt sich überraschend in Declan. Seine Kinder sind Schüler von ihr. Sie ist geschieden, Declans Frau vor vielen Jahren verschwunden. Es wird getuschelt, denn Carol zieht recht bald zu Declan, ...

Carol verliebt sich überraschend in Declan. Seine Kinder sind Schüler von ihr. Sie ist geschieden, Declans Frau vor vielen Jahren verschwunden. Es wird getuschelt, denn Carol zieht recht bald zu Declan, obwohl die beiden nicht heiraten. Sally und Killian, Declans Kinder, lehnen Carol immer mehr ab, je älter sie werden. Als Declan dann dement wird und die Krankheit rasant fortschreitet, entscheiden sie, dass ihr Vater ins Pflegeheim kommt und das Haus, das er so sehr liebte und das Carols Zuhause geworden war, verkauft wird. Carol landet mit fast 50 Jahren wieder im Elternhaus. Als diese sie mit dem Kauf von Declans Haus überraschen, ahnen sie nicht, was damit ins Rollen kommt.

Graham Norton hat eine unverwechselbare, einzigartige Art, ganz besondere Geschichten zu erzählen. Seine Figuren sind so klar gezeichnet, dass man sie vor Augen sieht. Der Plot dieser Story ist atemberaubend und wirkt unrealistisch, dennoch halte ich es durchaus für möglich, nur eben nicht für alltäglich. Doch das ist ja auch nicht nötig!

Mir ist nicht wirklich klar geworden, warum Sally und Killian Carol so sehr abweisen. Da diese aus einer äußerst liebevollen Familie stammt, muss das ganz besonders hart für sie gewesen sein. Ich möchte nicht wie sie erleben, so abrupt auf die Straße gesetzt zu werden und nichts dagegen tun zu können, dass zu Lebzeiten der Besitz des Lebensgefährten veräußert wird.

Was nach dem Kauf des Hauses geschieht, ist unfassbar und wirkt sehr unrealistisch. Hier gibt es eine Menge Hochspannung, die ich so nicht erwartet hätte. Die Wendung, die die Geschichte dann nimmt, macht das Entsetzen dann noch schlimmer, denn zu beruhigen. Man weiß nicht, welche Variante man beunruhigender und besorgniserregender finden soll und wen man mehr bedauern muss. Insgesamt sind hier die Frauen das starke Geschlecht.

Die eine oder andere Nebengeschichte ist mir etwas zu sehr dem Zeitgeist geschuldet. Ich habe hier einfach den Eindruck, das musste sein, um politisch korrekt zu sein. Das finde ich sehr schade und ich hätte gut darauf verzichten können, denn es trägt weder zur Geschichte bei, noch ist es in anderer Hinsicht ein Glanzstück oder irgendwie hilfreich. Dazu dann ein Ende, das ein bisschen unzufrieden zurücklässt.

Dennoch wurde ich sehr gut unterhalten und zum Nachdenken gebracht. Auch gab es viele Schmunzel-Stellen, gerade in den Szenen mit Carols Mutter. Daher bin ich nicht ganz so streng und gebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Ein Klassiker als Comic

Agatha Christie Classics: Die Tote in der Bibliothek
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Dorothy Bantry hält ihr Dienstmädchen für hysterisch, als dieses in aller Frühe ins Schlafzimmer platzt und verkündet, dass eine Leiche in der Bibliothek liegt. Doch leider irrt sie sich nicht. Da sich ...

Dorothy Bantry hält ihr Dienstmädchen für hysterisch, als dieses in aller Frühe ins Schlafzimmer platzt und verkündet, dass eine Leiche in der Bibliothek liegt. Doch leider irrt sie sich nicht. Da sich die örtliche Polizei nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, schaltet sie ihre Freundin Miss Marple ein.

Die Zeichnungen sind im klassischen Comic-Stil, nicht zu modern. Das gefällt mir sehr. Auch dass die Figur der Miss Marple nicht jener ähnelt, die man von den Schwarzweißfilmen kennt. Diese Miss Marple ist eine nette, ältere Dame, die hin und wieder etwas übergriffig erscheint, aber dennoch sehr sympathisch ist. Die Story als Comic zu lesen, ist wirklich interessant und cool. Ich finde es nur etwas befremdlich, wie arrogant und selbstherrlich die beiden Polizisten insgesamt doch sind. Selbst Dorothy Bantry ist nicht ganz so nett, wie ich sie gern hätte. Auch stört mich, dass einige der Phrasen nicht übersetzt werden, also im Englischen wiedergegeben werden. Man versteht es auch dann, wenn man nur Grundenglisch beherrscht, aber es ist in meinen Augen nervig und nicht nötig. Zudem ist das Geschehen gute 20 Jahre weiter in die Gegenwart verschoben worden. Das Original ist aus den 1940ern, hier schreiben wir die 1960er, mitsamt der Beatles-Mania. Kann man machen, aber den Sinn dahinter verstehe ich nicht so ganz.

Wäre es nicht ein Krimi mit Toten und der einen oder anderen etwas pikanteren Szene, und wären die typischen Verhaltensweisen der 1960er Jahre für sie nicht verwirrend, fände ich den Comic sogar für Kinder geeignet. Die Art der Zeichnungen wäre gut getroffen. Für Krimifans und Fans englischen Humors aber eine feine Sache. Auch wer einen Klassiker im Schnelltempo lesen oder seine Erinnerungen daran auffrischen möchte, ist mit diesem Buch gut beraten. Für alle, die die Story nicht kennen, sind die Wendungen sicher auch in Comic-Form und der entsprechenden Kürze gut dargestellt und überraschend.

Insgesamt hatte ich schon echt Spaß beim Lesen, finde jedoch, dass die Zeitverlegung doch eher schadet denn nützt. Dafür gefällt mir, dass Jane Marple in dieser Version echt Humor beweist. Vier Sterne!

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Sanft erzählt, harter Hintergrund

Der Schlüssel zum Mord
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Für Anne-Maj wird es recht emotional aufwühlend, denn sie findet ihren Ex-Mann tot im Whirlpool. An den angeblichen Selbstmord kann sie nicht glauben und als sich die Ereignisse bei der Wohnungsauflösung ...

Für Anne-Maj wird es recht emotional aufwühlend, denn sie findet ihren Ex-Mann tot im Whirlpool. An den angeblichen Selbstmord kann sie nicht glauben und als sich die Ereignisse bei der Wohnungsauflösung und dem Verkauf der Wohnung überschlagen, weiß Frau Mortensen, dass sie der Polizei mal wieder auf die Sprünge helfen muss. Das ist gewohnt schwierig und so bleibt ihr nicht viel anderes übrig, als ungewohnte Wege zu gehen und auch die Hilfe von der Presse nicht ganz abzulehnen.

Anne-Maj mag man oder kann sie nicht leiden, das kommt ganz darauf an, wie man es betrachtet. Ja, sie hat ihre Eigenarten, aber wer hat die nicht? Zudem hat sie so gut wie nie Unrecht, auch wenn das sie Polizei nicht anerkennt, noch nicht einmal rückwirkend. Tochter Eden und Enkelin Didi sind Randfiguren, die ich richtig liebgewonnen habe. Auch der Dackel Mortensen gehört einfach dazu. Die Entwicklung dieser Familie ist stimmig.

Der Fall selbst wird sicher bei der Leserschaft zum Teil große Wellen schlagen. Cosy ist das wohl nicht so wirklich, aber wo fängt man da an und wo hört man auf? Das Kernthema kann definitiv triggern. Doch finde ich es gut, dass die Autorin es gewählt hat. Auch im Bereich des Cosy Crime darf man solche Themen nicht totschweigen. Man muss aufrütteln, wo man kann.

Manche Dinge versteht man vermutlich nur dann, wenn man die Reihe chronologisch genießt. Dann erklärt sich auch, warum auf Fremde geduzt werden und die Enkelin die Oma Frau Mortensen nennt. Zudem vermute ich stark, dass Quereinsteiger Anne-Mejs Art nicht verstehen werden und sie eher negativ empfinden. Das hat sie aber echt nicht verdient! Der Fall selbst ist in sich abgeschlossen, doch das Drumrum natürlich weniger.

Die Erzählweise ist gemächlich und hyggelig, das Thema knallhart. Das führt hin und wieder zu Längen und dazu, dass man nicht so ganz konzentriert dabei ist. Der Humor ist nicht übertrieben. Insgesamt fand ich die Story anfangs lahm, dann richtig toll und am Ende etwas stark aufgebläht und quasi unnötig in die Länge gezogen. Entsprechend lang hab ich diesmal benötigt, um bis ans Ende zu kommen. Das ist ein bisschen schade und ich hoffe, der nächste Fall für Anne-Mej Mortensen kommt ohne diese Längen aus. Diesmal gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Thriller mit Zentralthema Kinder

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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Art Mayer und Nele Tschaikowski werden mit einem bizarren Fall konfrontiert. Ausgerechnet die gefeierte Wohltäterin Charlotte Tempel wurde ermordet und bizarr arrangiert im Wald gefunden. Obwohl Art an ...

Art Mayer und Nele Tschaikowski werden mit einem bizarren Fall konfrontiert. Ausgerechnet die gefeierte Wohltäterin Charlotte Tempel wurde ermordet und bizarr arrangiert im Wald gefunden. Obwohl Art an ihrer Schuld zweifelt, gerät Charlottes Tochter Leo unter dringenden Tatverdacht. Als dann noch eine mysteriöse Cassette auftaucht und eine weitere Leiche gefunden wird, fragt sich, ob Leo Opfer Nummer drei werden soll oder Berlins jüngste Serienmörderin ist. Art ahnt nicht, was auf dem Spiel steht.

Mir fiel es diesmal ein bisschen schwer, in die Geschichte zu kommen. Es dauerte ein bisschen, bis die Zusammenhänge so interessant wurden, dass ich komplett gefesselt und im Sog war. Die strategisch gut verteilten Wendungen, die überraschen, ohne erzwungen zu wirken, sind großartig. Dazu die gut gezeichneten Charaktere, die sich treu bleiben, aber dennoch weiterentwickeln – das ergibt einen wirklich guten Thriller. Sowohl das Privatleben von Nele, als auch das von Art werden mit einbezogen und beeinflussen ganz klar das Denken und Handeln der Figuren. Sie alle haben gute und schlechte Eigenschaften, eben realitätsgetreu.

Die Erzählperspektive wechselt in den Tonbandaufzeichnungen, die sukzessive eingestreut sind, in die Ich-Form, ansonsten wird aus Sicht der beiden Ermittler in der dritten Person erzählt. Dass Nele schwanger ist, verbindet sie sehr mit Bell, der jungen werdenden Mutter, die diese Aufzeichnungen gemacht hat. Wer Bo ist, ist ebenso unklar, wie die Identität von Bell. Wenn dann so nach und nach Licht in die Zusammenhänge kommt, ist man fassungslos und betroffen. Doch damit nicht genug. Raabe wäre nicht Raabe, würde er dem Ganzen nicht noch eine völlig unerwartete Krone aufsetzen.

Erwähnenswert, da wirklich sehr gelungen, sind die Anspielungen auf das aktuelle Zeitgeschehen. Das klappt ohne billige Wertung, dafür aber mit Spotlight. Das gefällt mir enorm. Irgendwie ist es zwar fast schon ärgerlich, dass Klimakleber auch in Thrillern präsent sind, doch hier passt das einfach enorm gut, um realistisch zu wirken. Zudem ist der rote Faden mit der kleinen Milla schon eine Story für sich. Ich liebe diesen Strang sehr!

Ich finde gut zwei Drittel des Thrillers genial, doch die anfängliche Zähigkeit und das Gedümpel haben ihre Schatten geworfen, sodass ich die Grundidee zwar besser als den ersten Band finde, insgesamt aber eben doch nicht die vollen fünf Sterne geben kann. Doch vier strahlend helle Sterne werden es und ich bin schon sehr gespannt auf den finalen dritten Band. Ein bisschen Angst habe ich nach den Erkenntnissen am Ende des Buches dann aber auch davor! Vier Sterne!

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Persien und seine Küche

Hier fließt die Liebe. Persische Küche
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Kochen ist nicht nur in Persien Liebe, sondern auf der ganzen Welt. Aber die persische Küche ist gern aufwändig, sehr bunt und arbeitsintensiv. Wirklich einfach ist hier gar nichts, aber opulent und ein ...

Kochen ist nicht nur in Persien Liebe, sondern auf der ganzen Welt. Aber die persische Küche ist gern aufwändig, sehr bunt und arbeitsintensiv. Wirklich einfach ist hier gar nichts, aber opulent und ein Genuss für Auge, Gaumen und Seele ist hier alles!

Wer ein Kochbuch für die Alltagsküche sucht, wird sicher nicht zu diesem greifen. Aber wer gern Gäste auf besondere Art bewirtet und persisch isst, findet mit diesem Buch ein ganz besonderes Werk. Zwischen den Rezepten gibt es jede Menge Geschichten aus und über Persien. Gerade die schwierige Stellung der persischen Frauen wird immer wieder deutlich. Dennoch sind die beiden Autorinnen das, was man hierzulande gestandene, selbstbewusste und starke Frauen nennt. Das ist wunderbar!

Dieses Buch bietet nicht nur Rezepte zu den Themen Mezze, Starter, Dipps; Salate; Reisgerichte; Schmorgerichte; Fleisch und Fisch; Torshi – Eingelegtes Gemüse; Desserts; Drinks, sondern auch noch informative und unterhaltsame Texte zu Gastfreundschaft und Geschichte in und zu Persien und den beiden Autorinnen. Mich fasziniert das alles sehr, aber ich habe auch Respekt vor der vielen Arbeit, dem Aufwand, den die Rezepte fast alle erfordern. Damit ist dies für mich ein Kochbuch für ganz besondere Tage oder auch einfach nur ein Wissensschatz, ganz ohne dass ich oft daraus kochen werde. Es erweitert meinen Horizont.

Bei den Rezepten wird auf die Angabe der Zubereitungszeit verzichtet. Mich stört das wenig – haut sowas bei mir doch sowieso kaum hin. Auch fehlen die Nährwertangaben. Das ist einigen oft sehr wichtig, ich persönlich brauche das nicht. Es gibt jeweils ein ansprechendes Foto, eine Zutatenliste und die Anweisung, wie diese zu verarbeiten sind. So blumig und ausführlich die Textteile des Buches sind, so nüchtern und knapp sind die Zubereitungsschritte. Hier treffen irgendwie tatsächlich zwei Welten aufeinander.

Insgesamt finde ich das Buch gelungen, aber eben nicht alltagstauglich. Dafür aber ein Glanzstück für die Kochbuchsammlung und Persien-Fans. Daher gebe ich vier Sterne.

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