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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schöne Geschichte mit einem großen Aber!

Wolken wegschieben
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INHALT
Willow ist Ende Dreißig. Single. Keine Kinder.
Sie hat ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen, aber eigentlich stehen die Männer drauf. Seit Jahren ist sie in ihren besten Freund verknallt, der aber ...

INHALT
Willow ist Ende Dreißig. Single. Keine Kinder.
Sie hat ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen, aber eigentlich stehen die Männer drauf. Seit Jahren ist sie in ihren besten Freund verknallt, der aber nur heiße und vor allem dünne Models datet. Und dann gibt es da noch ihren Job in einer Agentur, in welcher ihre Chefin sie fast schon wie eine Sklavin hält. Irgendwie läuft seit einiger Zeit alles ziemlich schief. Als sich dann einige Umstände ergeben und überschneiden, liegt es an Willow das Beste daraus zu machen und unter Glanz und Gloria, wie ein Phönix aus der Asche, aufzuerstehen.


MEINUNG
Nachdem ich letztens erst „Einfach unvergesslich“ von Rowan Coleman gelesen habe und mich das schlicht umgehauen hat, war für mich klar, dass „Wolken wegschieben“ das nächste Buch von ihr auf meiner Leseliste wird. Gesagt, getan.

Und „Wolken wegschieben“ hat wieder eine sehr besondere und auch familiäre Geschichte im Hintergrund. Mit dem leichten Schreibstil, der doch sehr gefühlvoll den Leser in die Handlung miteinspinnt, bekommt man einen sauberen und lockeren Start ins Buch.

Man begegnet der Protagonistin Willow, die dem Durchschnittsweib in Art, Unperfektion und Konfektionsgröße eher gleicht. Das ist für die eine oder andere Leserin direkt ein Pluspunkt. Wie viele gutaussehende, aber unscheinbare Protagonistinnen, dafür rank und schlanke Ladies gibt es in der Buchwelt? Richtig. Genug. Oder man tendiert zum schlankeren Bild der Frau. Aber klar deklarierte markante, eher moppelige Charaktere sind die Seltenheit. Willow macht keinen Hehl aus ihrem wackeligen Selbstbewusstsein. Sie weiß, dass sie zu viel auf den Rippen hat und kommuniziert das so mit ihrer Umwelt. Und doch bekommt sie das „Was wäre wenn“ wunderbar von ihrer Zwillingsschwester vorgelebt, die rank und schlank ist. Trotz zweier Kinder, die sie hat. Auch wenn es Willow versteht, sich regelmäßig in Selbstzweifeln zu suhlen, hat sie einen Humor dafür entwickelt, in Situationen, im Alltag damit umzugehen. Ja, sogar damit zu spielen. Das finde ich gut. Sie nimmt sich nicht bierernst. Das erklärt den Erfolg bei der männlichen Schöpfung.

Dieser Humor von Willow trägt den Leser auch durchs Buch. Schnell entwickeln sich Zufälle und Begebenheiten für sie, die sie nötigen, aus ihrer Unsicherheit herauszutreten. Die ihr auf zauberhafte Art und Weise ein Selbstbewusstsein verleihen, von dem sie glaubte, dass es nicht möglich ist. Ich möchte an der Stelle so wenig wie möglich von der Geschichte erwähnen. Es sei aber gesagt, dass sich Willow Personen und Geistern aus der Vergangenheit stellen muss. Das erklärt den Titel und macht den Reiz der Geschichte überhaupt aus.

Mir hat ebenso immer wieder das Zusammenspiel von den Charakteren im Buch gefallen. Besonders Chloe, die Ex-Stieftochter von Willow hatte es sehr besonderes, keckes und doch sehr reifes für ihr Alter. Dazu der Humor und die Dialoge. Das sind elementare und wichtige Grundsteine in diesem Roman. Das sind die Sachen, die Rowan Coleman kann und an den richtigen Stellen einsetzt, um zum Beispiel bittersüße Szenen zu meistern. An diesen Stellen fahren die Gefühle Achterbahn und Coleman fesselt den Leser ans Buch.

Allerdings muss ich jetzt zu dem Punkt kommen, wo ich erklären möchte, warum das Buch trotz alldem nicht an meine Hoffnungen und Erwartungen herankommt.

Irgendwann im Laufe der Geschichte, dachte ich mir bei den Handlungen, den Dialogen und Persönlichkeiten im Buch, und einer gewissen Darstellung von zwei oder drei Gegenständen, dass es zu sehr Chick-Lit, typisch Frauenroman, ist. Dass es trotz des liebevollen Schreibstils und einer gewissen Tragik, zu Happy-Hippo-Yeah-Yeah-mäßig war. Und das volle Ausmaß der Tragik so gebündelt und plötzlich gegen Ende erst aufploppte. Ich fand das nicht vollkommen bescheuert, aber ich fand es schade, dass man diese weichen, sehr zerbrechlichen Momente nicht schon eher in die Geschichte einstreuen konnte. Obwohl es immer um Willow und etwas in ihrem Leben geht, wirkte es auf mich, als wären es zwei unterschiedliche Leben und Personen, die plötzlich miteinander kollidieren. Und das auf sehr unhomogene Art.


FAZIT
Insgesamt empfand ich „Wolken wegschieben“ von Rowan Coleman als amüsante, leichte Lektüre, die man Zwischendurch oder im Urlaub super nebenher lesen kann. Es hat einige wirklich gute Momente, die das Herz berühren, einem ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert und für Fans von Coleman ist das ein Must-Read! Ganz klar! Allerdings konnte das Buch nicht an meine eigenen Erwartungen in Bezug auf Emotionen und Umsetzung anschließen und ich bin deswegen etwas enttäuscht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Anders & speziell, aber auch gut

Kreuzfahrt
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Inhalt
Meret trifft in ihrem Urlaub auf Jan. Ihren Nachbarn, den sie kaum kennt. In einem winzigen Augenblick scheint sich etwas zu verändern, die Perspektive verschiebt sich, alles scheint auf einmal ...

Inhalt
Meret trifft in ihrem Urlaub auf Jan. Ihren Nachbarn, den sie kaum kennt. In einem winzigen Augenblick scheint sich etwas zu verändern, die Perspektive verschiebt sich, alles scheint auf einmal möglich. Denn die jeweiligen Ehen der beiden sind ernüchtert und die Luft ist schon gefühlte Ewigkeiten raus. Zunächst unscheinbar und dann heftig, fallen beide in eine Affäre miteinander, bis Meret einen Schritt wagt, der so einiges ändert.


Meinung
Unromantisch. Glasklar. Rational und dabei authentisch. Mit diesen Worten assoziiere ich „Kreuzfahrt“ von Mireille Zindel. Der Schreibstil ist, vorneweg, nicht für jeden etwas. Innerhalb der Leserunde bei Lovelybooks, durch die ich die Möglichkeit bekam, dieses Buch zu lesen, haben sich schnell Stimmen erhoben, die sich wenig für den Schreibstil begeistern konnten. Und es ist wahr. Die Autorin schreibt recht sachlich und nüchtern. Die Emotionen bleiben ein wenig auf der Strecke. Allerdings hat mich das nie gestört. Warum?

Das Buch braucht eine gewisse Distanz, genauso wie die Protagonistin Meret sehr distanziert auf den Leser und sich selbst wirkt. Ich war mir schnell bewusst, dass dieser Roman, in welchem Meret in der Ich-Perspektive an Jan schreibt, eine Reflektion über Vergangenes ist. Damit fährt es sich ganz gut. Außerdem bekam ich das Gefühl, dass dieses gestörte Selbstbildnis, diese emotionale Sachlichkeit Teil ihrer momentanen Lebensphase ist. Sie neigt zu einer Depression und Resignation ihrer Situation, welche die Emotion nach außen hin schluckt. Das dermaßen auf den Leser übertragen zu können, ist schon eine schriftstellerische Leistung.

Auf diese Geschichte und die Art, wie sie erzählt wird, muss man sich einlassen. Neben einer doch etwas undurchdringbaren Hauptprotagonistin, finden sich noch die anderen drei Beteiligten in dem Buch wieder. Da ist zum Beispiel Romy. Die Ehefrau von Jan, die sehr offen und weltgewandt wirkt. Andererseits wird dem Leser bald klar, dass sie nicht ganz sauber tickt. Sie hat ein ganz komplexes und launenhaftes Wesen, ist sehr stark der Esoterik verschrieben und auch sie wirkt emotional etwas kühl und sich selbst entfremdet. Umso spannender ist die Tatsache, dass sich Meret Romy nicht entziehen kann, obwohl sie Romy nicht richtig leiden mag und sie diese Schwärmerei für ihren Ehemann hegt.
Bei Dress, dem Ehemann von Meret, ist es ein ähnlich stummes Bild zur Emotion. Nur das es zu ihm passt. Er scheint mehr der Pragmatiker zu sein und hat insgesamt die Rolle des Unscheinbaren eingenommen. Die Person Dress lernt man nur oberflächlich kennen. Das liegt derweil daran, dass Meret in ihrer Erzählung an und über Jan, hauptsächlich mit sich selbst und dieser Affäre beschäftigt ist. Nachvollziehbar, wenn die Ehe bröckelt und das neue Spielzeug vor der Nase rumturnt. Jan hingegen wirkte auf mich unwesentlich präsenter. Trotz seiner Rolle. Er hatte, der Natur des Buches sei Dank, einiges mehr an Präsenz, aktiv oder passiv, allerdings habe ich mir auch kaum ein Bild von ihm machen können. Er ist introvertiert, und doch zielstrebig und erfolgreich im Beruf. Er wirkt so geerdet, dass es so verwunderlich und auch unverständlich ist, wie seine Ehe mit Romy bisher hat halten können.

Der Titel des Buches ist ein kleines Mysterium. Im Buch findet man bei Begegnungen zwischen den Paaren immer wieder eine Geschichte vor, die Romy von Meret erzählt bekommen möchte. In dieser geht es tatsächlich um eine Frau mit dem Namen Gaia und eine Kreuzfahrt. Ich selbst bin ab von dem Gedanken, dass es so simpel ist. Es passt auch nicht zur Geschichte. Ich finde, das Cover repräsentiert wesentlich mehr den Sinn und Inhalt des Titels, passend zur Geschichte. Aber da darf jeder selbst Vermutungen anstellen.


Fazit
„Kreuzfahrt“ ist unglaublich nüchtern, dafür aber ehrlich. Die Autorin schildert auf eine gradlinige Weise wie das betäubte Innere einer verzweifelten und zur Depression und Langeweile neigenden Frau, ein Stück weit Leben sucht. Und sei es in einer Affäre. Der Schreibstil scheint nicht für jeden passend zu der Geschichte zu sein, wenn man sich einige andere Stimmen aus der Leserunde bei Lovelybooks durchliest. Ich allerdings kam sehr gut damit klar und finde das Buch in seinen Aspekten und seiner auch etwas schwierig greifbaren Art gut gelungen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hochspannung garantier!

Orphan X
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INHALT
Evan ist Orphan X. Oder besser, war es mal. Das elitäre Programm, in welchem junge Menschen zu militärischen Kampfmaschinen ausgebildet werden, ist seit Jahren eingestampft. Doch noch immer verfolgt ...

INHALT
Evan ist Orphan X. Oder besser, war es mal. Das elitäre Programm, in welchem junge Menschen zu militärischen Kampfmaschinen ausgebildet werden, ist seit Jahren eingestampft. Doch noch immer verfolgt Evan das Ziel seine Dienste anzubieten. Er will helfen. Auf unkonventionelle Art. Dafür hat er klare Regeln. Doch als er gerade einen Fall abgeschlossen hat und ein neuer seine Zeit beansprucht, werden die Grenzen dieser Regeln neu definiert oder gar dem Erdboden gleich gemacht. Und am Ende ist Evan in einer ihn unbekannten Situation: In Lebensgefahr.



MEINUNG
Der Autor Gregg Hurwitz spielt in „Orphan X“ direkt zu Beginn mit dem Leser. Er erwähnt die typischen Helden wie James Bond, Jack Reacher, Jason Bourne usw. Man merkt, der Autor hat einen Narren an solche Charaktere gefressen. Und das sollte einen, wenn man das Buch ausgelesen hat, nicht mehr wundern.
Am Anfang hatte ich so meine Schwierigkeiten ins Buch zu kommen. Es mag daran liegen, dass ich schon lange keinen derartigen Thriller gelesen habe oder der Schreibstil des Autors mir etwas zu distanziert, leicht unterkühlt oder einfach auch zum Teil sehr technisiert und sperrig vorkam. Eine Mischung von beidem scheint mir die Lösung. Denn nachdem ich mich mit der Zeit immer mehr in die Geschichte von Evan, einem anfangs zwölfjährigen Jungen, hineingelesen habe, zogen mich die ersten actionreichen Szenen in den Bann. Sobald man im aktuellen Zeitgeschehen und beim erwachsenen Evan, der um die Mitte dreißig anzusiedeln ist, ankommt, geht erst recht der Thriller-/Actionspaß los.

Ich möchte eigentlich so wenig wie möglich von der Handlung und den Personen im Buch wiedergeben, weil die sich doch selbstständig entfalten sollten. Denn mir haben diese unvorhersehbaren, aber relevanten Wendungen sehr gefallen, genauso wie die unterschiedlichen und charismatischen Charaktere im Buch. Klar, das Buch ist schon ein wenig „typisch Thriller“, wenn man sich so manche Szene anschaut, da die ja mittlerweile zum Standard zu gehören scheinen. Ich rede da von diesem „übermenschlichen Willen“ oder Kampfszenen, etc. Der allgemeine Thriller-Fan braucht sich also keine Sorgen machen und kommt auf seine Kosten. DerSpannungsbogen baut sich relativ ruhig auf, weil noch sehr wenig Info und Verwirrspiel zu Beginn vorherrscht, aber sobald die ersten Hinweise fallen, weiß man kaum noch wie man von A nach B kommt. Hervorragend!

Dennoch möchte ich hervorheben, wie vielseitig und tief Hurwitz Evan als Hauptfigur gezeichnet hat. Man hat zu Beginn wirklich nur diesen stereotypen Helden vor Augen, dessen emotionale Intelligenz und Empathie einfach nicht besonders ausgeprägt scheint. Dabei ist das nur unfassbar weit und tief bei Evan verborgen. So mancher Zivilist, der in diesem Buch auftritt, weiß an diesem Kern rumzufummeln. Und auch das ist so typisch. Es wirkt aber nicht so schrecklich klischeehaft, wie es klingt.

Das Buch selbst hat so einige Längen, die aber mit Szenen unglaublicher Spannung abgelöst werden. Kleine Rückblenden in die Vergangenheit lockern das Ganze auch noch sehr gut auf, sodass man doch recht zügig durch die Geschichte gleitet.
Wer im Anschluss noch mehr Bock auf Thriller oder „Orphan X“ hat, der kann auch den Blutdruck runterschrauben. Denn der Epilogklingt ganz stark nach Fortsetzung bzw. Auftakt einer Reihe.


FAZIT
Was ein Ding! Da bleibt einem der Atem weg! Die Spannung setzt jedes Mal noch ein Schippchen drauf, dann ist da dieses rasante Erzähltempo, welches dir kaum den Atem lässt. Was mich aber von diesem Buch am Ende überzeugt hat, sind die vielen Wendungen, die sich nur bis zu einem gewissen Grad vorhersehen lassen. Charismatische Charaktere und Hochspannung garantiert! Ich habe genau das bekommen, was ich erhofft und erwartet habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Trifft den Nerv einer Generation Y

Abwesenheitsnotiz
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INHALT
Claire Flannery hat ihren Job geschmissen und macht jetzt mal eine Runde Selbstfindung und Neuorientierung. Das könnte alles so schön einfach sein, wenn der Freund nicht erfolgreich Karriere machen, ...

INHALT
Claire Flannery hat ihren Job geschmissen und macht jetzt mal eine Runde Selbstfindung und Neuorientierung. Das könnte alles so schön einfach sein, wenn der Freund nicht erfolgreich Karriere machen, die Mutter nicht unnötig stressen und generell alle anderen sich weniger einmischen würden. Da man auch nicht 24/7 Bewerbungen schreiben kann, sollte man sich ebenso Zeit mit dem Personal Trainer gönnen, auch wenn man kein Geld hat; und lieber Internetvideos bis zum Erbrechen gucken, auch wenn es niemand anderen interessiert. Und dazwischen stellt sie sich die alles entscheidende Frage: Wer will ich sein?


MEINUNG
Undurchdringlich und doch offen und so klar. „Abwesenheitsnotiz“ von Lisa Owens hat mich nicht in Begeisterungsstürme versetzt, aber mir eine stille Bestätigung geschaffen, was junge Menschen. im Berufsleben oder um ihre Lebensziele herum, denken. Das solch kontroverse Gedanken „salonfähig“ sind und nicht künstlich beschönigt werden müssen. Stattdessen kann man sie mit einem sarkastischen Augenzwinkern Richtung Gesellschaft schieben und sich fragen, ob man nicht auch mal langsam aus dem Hamsterrad aussteigen will.

Mit einem trocknen, eher britischen Humor, einer eher nüchternen und doch leichten Schreibweise hat die Debütautorin eine junge Identifikationsfigur und ein alltagstaugliches und authentisches Umfeld geschaffen. In Kapitel und Unterkapitel schlüpft man in die Rolle von Claire Flannery und erlebt fetzenartige Gedanken, Situationen und Dialoge. Und das könnte in der Umsetzung kaum besser in diesen Roman passen.

So greift die Autorin die Komplexität und auch Sprunghaftigkeit von Claire und ihrer Grundsituation auf und schildert auf glaubwürdige Art, wie schwierig es ist, sich tatsächlich selbst zu finden, wenn man die Zeit dazu hat. Durch eine impulsive Handlung heraus, kündigt Claire ihren Job und ist zu Beginn noch mit Feuereifer dabei sich auf alles Mögliche zu bewerben. Denn der nächste Job könnte ihr den Sinninhalt für ihr Leben liefern, wonach sie sich so vergeblich sehnt. Und sei das als Drehbuchautorin, Bademeisterin oder als schnöde Mitarbeiterin beim Denkmalschutz. Hauptsache nicht das, was sie vorher gemacht hat. Die Welt steht ihr offen!

Doch aus einer anfänglichen Jobkrise, wird eine Sinn- und Lebenskrise. Was sehr gut zur Geltung kommt und den „Zeitgeist“ von Generation Y und einer Quarterlife Crisis einfängt, ist, dass Claire einen Sinn in allem hinterher hechelt. Ihr Job muss geil sein. Ihr Leben muss geil sein. Ihr Fachwissen, ihre Soft Skills, ihre Person muss geil sein. Ein Leben im Superlativ. Die Messlatte liegt ja auch hoch. Ihr Partner ist Assistenzarzt und klettert stetig, während sie arbeitslos zuhause rumdümpelt und sich um Unkraut kümmern soll, die Karriereleiter hinauf. Dann ist da noch ihre Mutter, die was in den falschen Hals bekommt und dramatischerweise monatelang Claire aus dem Weg geht und nur über den Vater kommuniziert. Ihre Freunde loben sie zuerst und hinterfragen ihre Entscheidung, je länger sie sich auf Jobsuche befindet. Und dann ist da die ganze viele freie Zeit, in der man sie sich fragt, ob der Partner noch treu ist, warum man nicht doch heiraten möchte oder dass man ja auch einfach jetzt Kinder bekommen könnte. Auch wenn das nicht der Plan war. Nur ist ja jetzt reichlich Zeit dafür da.

Ich finde das Buch einfach spitze in seiner Realisierung. Die Persönlichkeit von Claire ist etwas rotzig, etwas sehr auf „mir doch egal!“ getrimmt, aber gleichzeitig konnte ich mich super mit ihr identifizieren. Sie hat erstaunlicherweise mit manchen Sätzen wunde Punkte bei mir getroffen, die mich nach dem lesen noch lange beschäftigt haben. Denn da sind genauso viele Selbstzweifel und Unsicherheiten zur Person, zum (beruflichen) Werdegang, zum Umfeld… Die Autorin beschreibt unglaublich gut, wie es ist, unter innerem und äußerem Druck, eine Rolle bzw. Funktion in der modernen Gesellschaft einnehmen zu müssen. Denn Auszeiten werden beklatscht und toleriert, aber ab einer gewissen Zeitspanne, sollte man wieder wissen, wo sein Platz im Hamsterrad ist.

Wenn ich etwas kritisieren würde, dann das Ende. Ich fand es etwas schnell auserzählt und hätte mir da mehr Indizien gewünscht, wie Claire zu diesem Punkt gekommen ist. Und diese sprunghafte Art in Szenen reinzuspringen und zu wechseln, mag auch nicht jedermanns Sache sein. Allerdings kommt man durch die Unterkapitel gut zurecht, daher revidiert sich das wieder.


FAZIT
„Abwesenheitsnotiz“ ist ein großartiges und markantes Debüt einer jungen britischen Autorin. Die Geschichte und das Gefühl, mit welchem ich hier rausging, haben mich ein wenig an Sarah Kuttner-Bücher erinnert. Die sind auch oftmals „rotzig“, aber haben immer eine Botschaft, die mich zum Nachdenken anregt und die Gesellschaft kritisch beäugen lässt. Wer sich generell mit dem Thema „Generation Y“ und dergleichen beschäftigen möchte, sollte hier nicht dran vorbei.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Charmantes Jugendbuch über Homosexualität

Love, Simon (Nur drei Worte – Love, Simon)
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INHALT
Simon ist 17 und homosexuell. Das weiß aber keiner. Außer Blue. Problem: Er kennt Blue nicht. Also nicht richtig. Denn Blue ist eine ihm unbekannte Person, mit der er nur E-Mails austauscht. Ihre ...

INHALT
Simon ist 17 und homosexuell. Das weiß aber keiner. Außer Blue. Problem: Er kennt Blue nicht. Also nicht richtig. Denn Blue ist eine ihm unbekannte Person, mit der er nur E-Mails austauscht. Ihre Gemeinsamkeit: Blue ist auch homosexuell und die beste Anlaufstelle, sich über Probleme, Eigenheiten und andere Gedanken auszutauschen. Aus einer anfänglichen E-Mail-Freundschaft entwickelt sich schnell etwas mehr. Gefühle tauchen auf. Und Simon will aufs Ganze gehen. Als dann jemand aus der Schule die Mails in die Finger bekommt und Simon damit erpresst, steht alles auf der Kippe.


MEINUNG
Becky Albertalli hat mit „Nur drei Worte“ so ein schönes, charmantes und buntes Jugendbuch geschaffen. Es schreit an allen Ecken nach Liebe, Freundschaft und vor allem Toleranz und Akzeptanz. Doch ich sollte mit dem Schreibstil anfangen. Eigentlich kann ich das kaum beschreiben, wie wichtig und richtig sich jedes Wort anfühlt, welches die Autorin einsetzt. Da haben Lektor und Autorin einfach Hand in Hand gearbeitet und ein Zuckerstück für dieses Genre geschaffen. Der Schreibstil wirkt nämlich so unverbraucht, wenig „beschnitten“ oder gar künstlich. Sowas kann man auch nicht erzwingen. Das fließt einfach. Die Kapitel sind recht knackig, ohne etwas Wichtiges auszulassen und die E-Mails zwischen Blue und Simon lockern alles nochmal schön auf.

Es fällt ja auf, dass diese Art von Geschichten langsam einen Fuß in die Tür des Buchmarkts bekommen. Gut so! Das macht die Vielfalt noch bunter. Ich finde, wer vorher noch kein Buch im m/m-Romance-Bereich gelesen hat, der hat hiermit einen super Einstieg. Auf den ersten Blick auf eine junge Zielgruppe ausgelegt (17-jähriger Junge, Highschool, Pubertät, erste Liebe etc.), spielt das bald schon keine Rolle mehr. Denn das Buch mit seinem Inhalt bietet viel mehr. Sexy Szenen werden auch nicht ausgelassen, winken aber nicht mit dem Zaunpfahl. Viel wichtiger und dominanter sind die Szenen, welche die Gefühle von Simon, einer ersten Liebe, mit dem natürlichen körperlichen Verlangen, dieser nahe zu sein, beschreiben. Oder die freundschaftlichen Veränderungen im Laufe der Zeit, wenn Personen dazukommen und gehen. Und dann gibt es auch noch diese feinen Stimmungen der Unsicherheit. Man ist jung, man versucht sich selbst zu finden, die Identität zu akzeptieren und auch vor anderen so zu leben. Das ist nicht immer leicht. Becky Albertalli ist es aber gelungen, das hervorragend wiederzugeben.

Denn die Charaktere leben. Sie sind bunt und vielfältig. Sie gehen in die Tiefe. Das erlebt man aus der Sicht von Simon, der Hauptfigur, oder aber durch Beobachtungen als Leser, die man in den Szenen oder in den Dialogen macht. Ich könnte jetzt aufzählen, was und wen ich alles total toll in dem Buch fand. Aber dann würde das hier kein Ende nehmen. Hervorheben möchte ich aber noch den unglaublichen Humor. Ich denke, ich habe ungefähr 98 % der Zeit einfach nur geschmunzelt, gegrinst, gelacht oder wie ein Honigkuchenpferd mit gezappelt und gehofft. Ich bin in der Rolle von Simon total aufgegangen und war verliebt, verunsichert und mal wütend. Die Art von ihm, zynisch, hoffnungsvoll romantisch und dann wieder sehr nachdenklich und philosophisch zu sein, macht ihn als Person unfassbar sympathisch und greifbar.

Was mich am Schluss und zwischendrin hin und wieder beschäftigt hat, war, ob das ganze Buch vielleicht etwas zu tolerant und auch irgendwie zu positiv gehalten war. Denn obwohl es ein paar „schwierige“ Situationen für Simon gibt, löst sich das alles sehr schnell wieder in Wohlgefallen auf. Manchmal wirkt es fast so, als würde das Simon nicht richtig erreichen oder beschäftigen. Wovon ich in manchen Situationen einfach ausgegangen wäre. Besonders wenn das Coming-Out noch aussteht. Weswegen das aber nicht weiter behandelt wird, liegt, denke ich, einfach daran, dass die Liebesgeschichte um Blue und Simon im Vordergrund steht und alles andere eher sekundär behandelt wird. Von daher kann ich damit getrost leben und es ändert nichts an meiner Begeisterung für das Buch.



FAZIT
Dieses Buch sprüht nur so vor Witz, Liebe, Leben und die Freundschaft. Von der ersten bis zur letzten Seite kommt man nicht aus dem Dauergrinsen heraus, fühlt so sehr mit jedem einzelnen Charakter, die in ihrer Individualität glänzen, im Buch mit. Meiner Meinung nach ist es ein so ein positives, lebensfrohes und modernes Buch. Und diese Liebesgeschichte holt den Frühling in jede Jahreszeit. Ich kann und möchte es jedem empfehlen, andrehen, dazu nötigen es zu lesen!