Ein sauber recherchiertes True Crime Buch
Verbrechen von nebenanDas Cover mit seinem gelben Kreis und dem darin abgedruckten Text „Mit 10 neuen Fällen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“ ist etwas verwirrend. Tatsächlich wurden in „Verbrechen von nebenan“ ...
Das Cover mit seinem gelben Kreis und dem darin abgedruckten Text „Mit 10 neuen Fällen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“ ist etwas verwirrend. Tatsächlich wurden in „Verbrechen von nebenan“ True Crime Fälle besprochen, die alles andere als neu und durchaus auch medial sehr bekannt sind. Nehmen wir zum Beispiel „Dagobert“. Jeder kennt die Geschichte des Mannes, der als Kaufhauserpresser durchaus erfolgreich gewesen ist. Manche Fälle reichen bis in die 1980er-Jahre zurück. Für heißblütige True Crime Fans sollten demnach einige der hier vorgestellten Verbrechen bekannt ein. Daher hätte ich es persönlich schöner gefunden, auf diesen gelben Punkt und dessen Inhalt zu verzichten.
Im Vorwort machte Philipp Fleiter allerdings auch keinen Hehl daraus, dass die meisten dieser gründlich von ihm recherchierten Fälle bereits in einer seiner Podcastsendung thematisiert worden sind. Da ich aber weder seinen Podcast kenne und ich mir auch nicht jedes True Crime Magazin reinziehe, war dies für mich kein Problem und meine Neugierde auf „Verbrechen von nebenan“ ungebrochen.
Das Buch war interessant aufgebaut worden und ich muss sagen, dass ich den Erzählstil von Philipp Fleiter sehr mochte. Er war sehr leichtgängig, hatte etwas von einer guten Kriminalerzählung und verband dennoch die sachlichen und mitunter sehr erschütternden Details der Verbrechen geschickt zu einer Berichterstattung, die mir manchmal die Luft zum Atmen nahm. Ich konnte mir die 15 Fälle nicht in einem Rutsch durch Lesen, ich brauchte für mich Pausen. Besonders wenn es um Tötungsdelikte an Kindern ging, musste ich dringend abschalten.
Während Philipp Fleiter die Fälle interessant aufbereitet hatte und im Anschluss auch immer sein eigenes Fazit mitteilte, gab es nach einigen Verbrechen auch dazu passende Experteninterviews. Hier hatte der Autor vielfältige Fragen für seine unterschiedlichen Interviewpartner im Gepäck und deren Antworten fand ich sehr faszinierend.
Zudem gab es manchmal innerhalb der einzelnen Interviews Querverweise zu anderen Verbrechen, die ebenfalls meine Neugierde weckten und mich zu weiteren Recherchen verlockten.
Zu Beginn eines jeden Falles gab es eine Karte, die aufzeigte, wo das jeweilige Verbrechen stattfand sowie die Nennung des Fallnamens, des Zeitpunktes und des Tatbestandes. Das gab schon mal eine grobe Orientierung. Da ich, wie oben schon erwähnt, mich nicht allzu intensiv mit True Crime beschäftigt habe, waren die meisten Fälle für mich tatsächlich unbekannt und daher hochinteressant.
Sehr betroffen machte mich ein Verbrechen, wo der mutmaßliche Täter trotz erheblicher Mängel an der Beweislast seiner Schuld für Jahrzehnte verurteilt worden ist. Dies führte mir vor Augen, dass unser Rechtsstaat doch nicht so makellos ist, wie ich gedacht hätte. Es hat mich schon sehr erschrocken und da bleibt wirklich nur zu hoffen, niemals selbst in die Tretmühlen der Justiz zu gelangen.
Fazit:
Ein sauber recherchiertes True Crime Buch, welches 15 interessante Fälle und ein paar spannende Interviews bereithält. Wahre True Crime Fans könnten hier aber nicht viel neues entdecken.