Gut erklärt mit verblüffenden Fakten
Von wegen Heilige Nacht!Auf dieses Buch habe ich mich wirklich gefreut. Denn das nicht alles genauso zugetragen haben konnte, wie es in der Weihnachtsgeschichte steht, war mir klar. Doch wie kam es zu dieser Erzählung? Dieser ...
Auf dieses Buch habe ich mich wirklich gefreut. Denn das nicht alles genauso zugetragen haben konnte, wie es in der Weihnachtsgeschichte steht, war mir klar. Doch wie kam es zu dieser Erzählung? Dieser Frage ging das Autorenpaar mit reichlich geschichtlichem Kontext nach.
Gut gefiel mir, dass das Buch gefühlt chronologisch aufgebaut wurde und es sich pro Kapitel mit einer Kernfrage beziehungsweise Aussage befasste. Dabei beleuchten die beiden nicht nur was die Bibel an dieser Stelle verkündete, sondern sie blickten auch auf den geschichtlichen Kontext. Wie waren die Lebensumstände in der damaligen Zeit, welche gesicherten Erkenntnisse gibt es bislang? Daraus leiten sie ab, wie sich die Erzählungen zur bis heute bekannte Geschichte weiterentwickelten und erklärten teilweise auch, warum dies so geschah.
Ich persönlich fand das unheimlich interessant und der stellenweise leicht humoristisch ironisch angehauchte Schreibstil gefiel mir dazu besonders. Sie zogen die Schilderungen nicht ins lächerliche, sondern überspitzten manche Aussagen ein bisschen, damit deutlich wurde, warum sich daraus einige Behauptungen und falsche Vorstellungen manifestierten. Beispielsweise bei dem Punkt, dass König Herodes ein Kinderschlächter gewesen sei.
Die Kapitel hatten insgesamt eine angenehme Länge. Pro Abschnitt gab es einen passenden Titel und eine Illustration. Mitunter waren sie sehr aufwendig und es gab eine Menge zu entdecken. Andere Zeichnungen waren schlicht und aufs Nötigste reduziert. Für mich war das aber völlig okay, es ging mir ja um die historischen Zusammenhänge. Esther Lanfermann gelang es, mit ihren Illustrationen das Buch optisch aufzulockern und bildlich aufzuwerten.
Sehr gut dargestellt wurde meiner Meinung nach auch die Tatsache, dass wir Menschen aus der heutigen Zeit gar nicht die eigentlichen Empfänger für die Erzählungen der Bibel waren. Sondern sie eigens für unsere Vorfahren geschrieben wurde. Denn diese hatten ganz andere Bedürfnisse und Ansprüche an eine Biografie. Bei ihnen standen eher veranschaulichten moralischen Aspekte im Vordergrund und keine wissenschaftlich korrekten Lebensdaten, wie wir das heute so machen. Folglich ist es auch für uns nicht tragisch, dass Jesus wohl eher im Frühling und mitnichten in einem Stall zur Welt kam. Weihnachten ist doch so viel mehr als Ochs und Esel im Stall.
Fazit:
Keine Angst vor dem Fakten-Check. Weihnachten bleibt auch noch nach dem Lesen das, was es für jeden Einzelnen von uns ist. Doch ein Blick über den Tellerrand hinaus ist genauso erhellend wie die Entstehung dieser faszinierenden Geschichte.