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Veröffentlicht am 10.11.2020

Eine vorweihnachtliche Geschichte, in der es um wichtige Themen geht

Himmeldonnerglöckchen
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Gleich der Start in das Buch war emotional, jedoch eher trauriger Natur. Wir lernten Hopsi kennen, die eigentlich ein Osterhäschen werden sollte. Doch die Eigenschaften, die dazu vonnöten sind, besitzt ...

Gleich der Start in das Buch war emotional, jedoch eher trauriger Natur. Wir lernten Hopsi kennen, die eigentlich ein Osterhäschen werden sollte. Doch die Eigenschaften, die dazu vonnöten sind, besitzt die kleine Häsin nicht. Statt ruhig und geduldig zu sein, war sie zappelig und musste bei Aufregung immer ganz doll schmatzen. Hui, das gefiel den anderen Hasen nicht und diesen Unmut ließen sie ziemlich unfreundlich an ihr aus. Dabei meinte es Hopsi jedoch nie böse, sie hatte einfach nur andere Fähigkeiten.

Damit ging Jasmin Zipperling auf ein ziemlich wichtiges Thema ein und verarbeitete dieses äußerst kindgerecht. Mithilfe liebevoll gestalteter Szenenbilder transportierte die Autorin nicht nur wichtige Werte wie Höflichkeit, Freundlichkeit und Gleichberechtigung, sondern zeigte auch auf, wie sich Andere fühlen, wenn sie ablehnend behandelt werden. Dabei begab sie sich auf Augenhöhe mit ihren Leser*innen und bot im Anschluss eine schöne Alternative in Form der fröhlichen Weihnachtswerkstatt an. Denn da ist alles ganz anders als bei den Osterhasenschülern.
Diesen Kontrast fand ich ganz wunderbar, denn es lockerte die bedrückte Stimmung am Anfang ganz schnell wieder auf und zeigte, wie schön es sein kann, wenn jeder das machen kann, was seinen Fähigkeiten entspricht.

Generell arbeitete Jasmin Zipperling mit allerlei Gegensätzen. So waren auch die beiden Protagonisten charakterlich sehr unterschiedlich und ergänzten sich dennoch perfekt.
Hopsi als leicht schusselige, aber sehr aufgeweckte und empathische Häsin eroberte schon mit ihrem ersten Purzelbaum unsere Sympathien.
Michi, der ewig fluchende Weihnachtswichtel, hatte das Herz am rechten Fleck, nahm aber auch nie ein Blatt vor den Mund. Aber auch ihn mochten wir gern, denn er fasste direkt und manchmal auch mit altklugen Zügen die Dinge so zusammen, wie sie nun mal waren.
Seine Flüche waren kreative und kindgerechte Wortschöpfungen, die uns jedoch spalteten. Während der Lesejunior die Sprüche wie „motziges Marzipan“ oder „Himmeldonnerglöckchen“ superamüsant empfand, war es uns Erwachsenen hier und da ein bisschen zu viel.

Der Aufbau der Geschichte war klug, durchdacht und vor allem für die jüngeren Leser richtig klasse. Die 16 Kapitel hatten eine schöne, übersichtliche Länge, weshalb ich das Buch gerade zum Vorlesen ideal fand. Ein Kapitel bestand immer aus einer schönen illustrierten Seite und dann aus einer kleinen, dreiseitigen Geschichte. Jeder Teil baute ineinander auf und dennoch war das Ende einer jeden Partie ideal, um im Anschluss eine kleine oder auch eine längere Pause zu machen. Die betitelten Kapitel gaben zudem einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns erwarten würde.

Der Schreibstil war einfach und schön verständlich gehalten. Die Sätze hatten eine angenehme Kürze, sodass auch unser Selbstleser keinerlei Schwierigkeiten mit dem Text hatte. Zudem brachte Jasmin Zipperling alles schön knackig auf den Punkt, sodass Beschreibungen nie ausarteten, sondern direkt alles vermittelten, was wir für unsere Fantasie benötigten.

Besonders möchte ich hier noch hervorheben, dass ich die Vielfältigkeit in der Weihnachtswerkstatt zu schätzen wusste. Damit meine ich nicht nur die unterschiedlichen Arbeiten, die erledigt werden mussten, sondern auch die Charaktere selbst. Neben Hopsi und Michi kamen noch jede Menge andere Figuren vor. Und genau an dieser Stelle brach gekonnt die Autorin mit klischeebehafteten Merkmalen. Blondgelockte Engel? Gab es auch, aber nicht nur. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle Angelina, eine schwarzhaarige Engelfrau, die nicht weiß, wie heller Teig war und dennoch die leckersten Plätzchen und Kuchen backen konnte, dass mir das Wasser beim Lesen im Mund zusammenlief. Zum Glück gab es am Ende noch ein toll geschriebenes Keksrezept. Ideal also, um anschließend mit den Kids die Geschichte in die reale Welt zu holen und die Stimmung innerhalb der Weihnachtsbackstube mit allen guten Emotionen in echt nachzuempfinden.
Das Miteinander in der Weihnachtswerkstatt, völlig losgelöst von eingefahrenen Mustern, war einfach wunderschön und ließ die beschriebene weihnachtliche Stimmung aus dem Buch herausschwappen. Es machte einfach nur großen Spaß, das Buch zu lesen und die einzelnen Bereiche der Weihnachtswerkstatt zu bestaunen.

Ein ganz toller Blickfang waren für uns die Illustrationen von Esther Wagner. Ihr Zeichenstil ließ die Figuren, die sie zeichnete zum Leben erwachen. Vor allem Hopsi sah so unglaublich flauschig aus, dass wir sie am liebsten geknuddelt hätten. Besonders schön eingefangen hatte die Zeichnerin die Emotionen der Charaktere. Gleich auf den ersten Blick war ersichtlich, wie sie sich fühlten, und das erschuf eine beeindruckende Nähe. Esther Wagner griff sich bei jeder Illustration eine passende Sequenz aus dem dazu passenden Kapitel heraus, was das gelesene intensivierte und auch das Ambiente hervorhob.
Ganz klar beliebt war bei dem Lesejunior, dass es so viel auf den Zeichnungen zu entdecken gab. Es war spürbar, mit wie viel Hingabe und detailliebe Esther Wagner das Werk mit ihren Illustrationen perfekt abgerundet hatte.

Fazit:
„Himmeldonnerglöckchen“ wusste uns mit seinen liebevoll ausgearbeiteten Figuren und den total süßen Zeichnungen zu begeistern. Der Ausflug in die Weihnachtswerkstatt hatte unsere Vorfreude auf Weihnachten geschürt und uns etwas ganz Wichtiges mit auf den Weg gegeben.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Raffinierte und kniffelige Rätsel

Pocket Escape Book (Escape Room, Escape Game)
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Archäologin wäre ich auch sehr gerne mal geworden. Daher war es perfekt, dass ich in diesem Buch einfach mal eine sein durfte. Auf der Suche nach einem Diamanten wurde ich in einem Tempel eingeschlossen.

Dieses ...

Archäologin wäre ich auch sehr gerne mal geworden. Daher war es perfekt, dass ich in diesem Buch einfach mal eine sein durfte. Auf der Suche nach einem Diamanten wurde ich in einem Tempel eingeschlossen.

Dieses Mal fühlte ich mich besser vorbereitet auf dieses Abenteuer und auch hier verwendete ich als zusätzliche Hilfe mein Smartphone. Der Decoder auf der Website war wirklich um einiges schneller, als wenn ich es mühselig selber im Buch nachschlagen müsste. Die Zeitersparnis war daher enorm.
Ein weiterer Vorteil war, dass ich nach dem Decodieren auch gleich die passende Bedeutung dazu erhielt. Auch diese musste ich somit nicht mühselig im Buch nachschlagen. Außerdem kam mir dabei zugute, dass ich mich nicht versehentlich durch die anderen Entschlüsselungen spoilern konnte. Denn ich neige immer dazu, alles andere auch gleich lesen zu wollen. So kam ich gar nicht erst in Versuchung. Einzig bei bestimmten Illustrationen griff ich auf das Buch zurück, weil es da größer abgebildet war und ich auch immer wieder zum Anschauen ohne große Umwege dorthin hinblättern konnte. So musste ich mir nicht noch den entsprechenden Code merken, um es auf meinem Smartphone aufrufen zu können.

Durch die Rätsel kam ich dieses Mal wirklich gut durch. Es fiel mir dieses Mal auch viel leichter, die entsprechenden Kombinationen zu bilden, um anschließend den Hinweistext zu erhalten. Jedoch muss ich Faires halber sagen, dass ich das Buch nicht an einem Stück durch gespielt habe, sondern ich tatsächlich zwischenzeitlich eine Pause machen musste. Dies war aber mithilfe der Website gar kein Problem. Die Zeit konnte ich problemlos stoppen und auch am nächsten Tag ganz entspannt weiterspielen.

Tatsächlich gelang es mir fast alle Rätsel, die teilweise ziemlich knifflig gewesen sind, selbstständig zu lösen. Einzig das Rätsel mit den Steinfliesen konnte ich beim besten Willen nicht enträtseln. Obwohl ich das Buch ganz alleine schaffen wollte, bat ich sowohl meinen Mann als auch meinen Vater um Mithilfe. Keiner von ihnen konnte das Rätsel anhand der Beschreibung lösen. So blieb mir leider nichts anderes übrig, als in die Lösungen zu gucken. Aber auch der korrekte Weg aus dem Lösungsteil half mir nicht das Rätsel wirklich zu verstehen. Entweder wurde da etwas nicht richtig erklärt oder ich war schlicht und ergreifend zu dämlich dafür. Egal, was es gewesen ist, an diesem Rätsel bin ich jedenfalls grandios gescheitert.

Die unterschiedlichen Schweregrade der Rätsel waren toll. Bei manchen bekam ich sogar glänzende Augen, weil sie so raffiniert waren. Ein anderes Rätsel war tatsächlich so kniffelig, dass ich mir die entsprechenden Sachen nachzeichnen und ausschneiden musste, weil ich nicht in der Lage war, mir das im Kopf richtig vorzustellen. Das kostete mich zwar viel Zeit, machte mir aber unheimlich viel Spaß. Lustiger weise gesellte sich auch meine Familie dazu, die auch versuchte, das Rätsel entsprechend zu lösen.

Was mich ein bisschen gestört hatte, war die Inventarliste auf der Website. Dort war es mir nicht möglich, erledigte Gegenstände wieder davon zu entfernen. Das war nicht so schön. Dafür gab es im Buch bei jedem neuen Raum eine Übersicht der Objekte, die noch aktuell sind. Dies entschädigte mich sozusagen dafür, dass ich es nicht direkt auf der Website ändern konnte. Dies könnte vielleicht noch nachjustiert werden.

Den Aufbau der Geschichte fand ich sehr gelungen und mithilfe der Zeichnungen der jeweiligen Räume kam ich auf supergut mit den Beschreibungen der Umgebung klar. Sie dienten mir optisch als Anlaufpunkt und ich konnte beim Betrachten daraus manchmal sogar neue Ideen gewinnen.

Trotz meiner Euphorie war es mir nicht gelungen, alle Rätsel innerhalb von 60 Minuten zu knacken und mich zu befreien. Stattdessen habe ich fast zwei Stunden benötigt. Aber ich habe es trotzdem bis zum Ende geschafft, auch wenn ich den Lösungsteil einmal bemühen musste. Daher war mein Endergebnis auch nur glorreiche zweieinhalb Sterne wert.

Fazit:
Dieses Escape Book hatte mich sehr begeistert. Die Rätsel waren unterschiedlich schwer und toll ausgedacht. Bis auf das eine, was sich aus irgendwelchen Gründen nicht vernünftig lösen ließ. Trotz anschließender Lösungshilfe blieb mir die Enträtselung schleierhaft. Egal. Spaß hat es trotzdem gemacht. Mein nächstes Ziel ist es, ein Escape Book unter anderthalb Stunden zu schaffen.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Auch wunderbar für nicht Science-Fiction Fans geeignet

Astra Lost in Space 02
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Gleich zu Beginn gab es eine kolorierte Seite. Sie machte mich neugierig, denn es ging nicht klar hervor, was genau dort gerade geschehen war. Erst später kam dieser kleine Ausschnitt in einer Szene vor ...

Gleich zu Beginn gab es eine kolorierte Seite. Sie machte mich neugierig, denn es ging nicht klar hervor, was genau dort gerade geschehen war. Erst später kam dieser kleine Ausschnitt in einer Szene vor und ich verstand die Zusammenhänge. Daher gefiel mir im Nachhinein die kolorierte Seite sehr gut.

Noch bevor ich mit dem Manga starten konnte, gab es eine kleine Charakter- und Story-Übersicht. So konnte ich mein Wissen zum Vorgängerband noch einmal auffrischen, was ich sehr nützlich fand.

Der zweite Band knüpfte nicht nahtlos an die vorherigen Handlungen an, sondern ich startete im Alltag der Jugendlichen auf der Astra. Das war für mich aber auch vollkommen in Ordnung, auch wenn der Cliffhanger am Ende mich ziemlich neugierig auf die Fortsetzung gemacht hatte.

Zu keinem Zeitpunkt war für mich ersichtlich, wie sich die Geschichte weiter entwickeln würde. Das hatte natürlich einen unglaublichen Reiz für mich und es war unheimlich packend die Ereignisse zu betrachten und zu lesen.
Sehr gut hatte mir gefallen, dass das Team näher aneinander gerückt ist, sich dadurch aber auch wieder neue Probleme ergeben haben. Das ganze gestaltete sich ziemlich natürlich und glaubwürdig.

Noch immer bin ich sehr begeistert davon, wie scheinbar mühelos es Kenta Shinohara gelang, dieses Weltraumthema so realistisch zu gestalten. Auch hier hatte ich nicht das Gefühl, dass er sich irgendwelcher Klischees bediente, sondern sich an tatsächliche Naturgesetze und Erkenntnisse hielt.

Nach jedem Kapitelende gab es eine kleine Übersicht zu Kostümen, Materialien oder Charakteren der einzelnen Figuren. Ich fand das sehr interessant, denn es erweiterte meinen Horizont, ohne die laufenden Geschehnisse mit zusätzlichen Details zu belasten und aufzublähen.

Sehr begeistert war ich von dem neuen Planeten, den die Crew der Astra ansteuern musste. Von der Flora und Fauna her war alles total anders, als es beim vorherigen Planeten gewesen ist und was wir so kennen. Die Überlegungen zum Aufbau dieser Welt waren klug überlegt und detailliert durchdacht. Ich ertappte mich selbst dabei, wie ich mir Gedanken zu den jeweiligen Umständen machte. Manches deckte sich mit dem, was sich der Mangaka ausgedacht hatte. Manches war anders, was für mich völlig in Ordnung war, denn das machte den Reiz der Geschichte aus.

Das Zusammenspiel aus Ereignissen und persönlichen Empfindungen gefiel mir sehr gut und brachte auch die einzelnen Charaktere der Crew hervor. Das beleuchtete, wie unterschiedlich sie alle waren und das sie eigentlich nur gemeinsam als Team bestehen können. Auch wenn noch immer die Frage im Raum schwebte, wer der Verräter ist.

Die Geschichte entwickelte sich glaubwürdig weiter und es ist noch kein Ende in Sicht. Schon jetzt bin ich sehr neugierig auf Band 3, denn dort wird mich mit Sicherheit auch wieder etwas völlig Neues erwarten.

Der Zeichenstil begeisterte mich noch immer sehr. Er war auch hier wieder sehr detailliert, wirklich ausdrucksstark und sauber gezeichnet. Insgesamt zeugten die Illustrationen von wahnsinnig viel Kreativität gepaart mit realistischen Darstellungen. Natürlich war auch sehr viel Fantasie und Science-Fiction enthalten, aber dies war natürlich auch absolut passend und richtig.
Meiner Meinung nach gelang es Kenta Shinohara perfekt die Figuren und auch alles drum herum glaubwürdig zum Leben zu erwecken und mich mit auf ein faszinierendes intergalaktisches Abenteuer zu nehmen.

Fazit:
Dieser Manga hat großes Potenzial, zu meiner Lieblingsreihe zu werden. Ich liebe die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse und Handlungen sowie die Authentizität der gesamten Geschichte. Dieser Manga ist meiner Meinung nach auch wunderbar für nicht Science-Fiction Fans geeignet.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein Thriller, der alles hatte, was ein spannungsgeladenes Buch benötigt

Die Republik
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Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass der Start in die Geschichte eher schwerfällig sein würde. Immerhin musste der Autor das Machtgefüge, welches er erschaffen hatte, erst einmal mir näher bringen ...

Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass der Start in die Geschichte eher schwerfällig sein würde. Immerhin musste der Autor das Machtgefüge, welches er erschaffen hatte, erst einmal mir näher bringen und entsprechend aufbauen, damit ich im Gedankenspiel zurechtkommen konnte.
Zum Teil hatte sich meine Annahme bewahrheitet, jedoch muss ich sagen, dass Maxim Voland das Ganze klug gelöst hatte.

Zu Beginn erklärte er in seinem Vorwort, wie er auf die Idee zu diesem Buch kam. Anschließend umriss er das Szenario, welches er entworfen hatte, indem er einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit Deutschlands machte. Hiernach ging er kurz und knackig auf die aktuelle Gegenwart ein, in der die DDR ein erfolgreicher Global Player ist. Mit diesen Hintergrundinformationen ließ sich das Eintauchen in die Geschichte tatsächlich einfacher bewerkstelligen, als ich es vermutet hatte. Allerdings hatte ich auch den Vorteil, dass ich viele typisch gebräuchliche DDR Begriffe noch von früher her kannte. Wer sie nicht kennt, muss aber keine Sorge haben, den Inhalt nicht zu verstehen. Das Glossar am Ende des Buches ist sehr umfangreich und erklärt jene Begriffe auch für Unkundige kurz und sehr gut. Manches ergibt auch beim weiteren Lesen Sinn, sodass ein häufiges Blättern zum Wörterverzeichnis nicht notwendig ist.

Unterteilt wurde das Buch in drei Handlungsstränge, in denen unterschiedliche Protagonisten vorkamen, die ein völlig anderes Verhältnis zur DDR hatten.
Da war zum einen der desillusionierte Stasi-Oberst Gustav Kuhn, der lieber aus der DDR flüchten würde, als noch länger ein Teil davon zu sein. Doch vorher will er seine Rache haben und nutzt die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen. Seine Geschichte war für mich von Anfang an sehr interessant und er war mir auch sofort sympathisch. Am meisten begeisterten mich seine Einstellung und sein ungeschönter Blick auf einen sozialistischen Staat, indem eben nicht alle Menschen gleich sind.
Dann durfte ich der britischen Geheimdienstagentin Harper Parker-Moreau über die Schultern sehen, die versuchte herauszufinden, was es mit der Giftgaswolke innerhalb der DDR auf sich hatte. Sie mochte ich von allen Protagonisten am wenigsten. Sie kam mir oft sehr zwielichtig vor und ich konnte Harper einfach nicht richtig einschätzen. Sie führte immer etwas im Schilde, was ich nicht durchschauen vermochte. Harper bekam nicht so viel Raum in der Geschichte, darüber war ich wirklich dankbar. Die britische Geheimdienstagentin zu begleiten war hingegen sehr spannend und hatte wirklich etwas von einem Spionagethriller á la James Bond, ohne dabei abgedroschen oder unglaubwürdig zu sein.
Der letzte Handlungsstrang wurde vom französischen Dolmetscher Christopher Mueller besetzt, der zum ersten Mal in die DDR einreiste. Seinen Blick als Außenstehender auf dieses Regime fand ich sehr gut gemacht. Es beleuchtete, wie die westlichen Staaten versuchten Mithilfe von Gerüchten ein verfremdetes Bild von der DDR zu zeichnen. Spannend war hier auch der Umstand, dass seine Cousine Alicia als DDR-Bürgerin eine sehr kritische Meinung zum Regime hatte. Sie zeigte Christopher auf, wo die DDR gut und worin sie schlecht war. Das mochte ich sehr, weil hier Maxim Voland somit mehrere Ebenen dieser Republik beleuchtet.
Anfänglich empfand ich Christophers Familienbesuch ein wenig langweilig, doch das wandelte sich recht schnell in wirklich atemraubende Szenen. Hier hatte ich wohl das meiste Adrenalin vergossen. Beide Figuren waren liebenswert und sie zu begleiten bereitete mir Freude.

Sehr gut gelöst war in meinen Augen, wie Maxim Voland die Handlungsstränge Stück für Stück ziemlich raffiniert zusammenführte. Durch die unterschiedlichen beleuchteten Sichtweisen innerhalb eines Kapitels schuf er echte Pageturner, die nicht nur die Spannung immer wieder hochpeitschten, sondern auch dafür sorgten, dass ich den Verlauf nie vorhersehen konnte. Die Wendungen kamen oft sehr überraschend und meisten schon dann, wenn ich gerade erst dabei war, eine Vermutung aufzustellen.

Was mich jedoch zunehmen gestört hatte, war, dass es keine eindeutigen Zeitangaben gab. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der eine Handlungsstrang schon weiter fortgeschritten war als ein anderer. Dies verwirrte mich so ein bisschen und ich hätte mir hier tatsächlich mehr Klarheit gewünscht. Im Nachhinein konnte ich nicht mal sagen, ob manche Handlungen parallel stattgefunden haben oder zeitverzögert. Positiv war jedoch, dass ich immer wusste, wem ich gerade folgen durfte, weil zu mindestens immer angegeben wurde, an welchem Ort innerhalb oder außerhalb der DDR ich mich gerade befand und dies gleich Rückschlüsse auf die aktuelle zu begleitende Figur zuließ.

Richtig gut gefiel mir, dass es vor jedem Kapitelende mal einen Volkswitz, ein altes Lied oder einen Auszug aus einer realen, manchmal auch fiktiven Rede gab. Das verlieh dem Ganzen noch mehr Tiefe und griff somit die authentische Vergangenheit mit auf. Meiner Meinung nach bekam die Geschichte dadurch einen glaubwürdigen und erschreckend wirklichkeitsnahen Anstrich.

Meine Sorge, hier einen rein Politthriller lesen zu müssen, hatte sich zum Glück schnell verflüchtigt. Natürlich war Politik schon ein Kernthema, aber es wurde nicht so aufgebaut, dass ich gähnende Langeweile empfunden hätte oder gedanklich ausgestiegen wäre. Stattdessen wurden die richtigen Elemente verwendet, um das Buch zu einem spannungsgeladenen Thriller werden zu lassen.

Der Schreibstil war unfassbar eindrücklich und richtig gut zu lesen. Egal ob Beschreibungen von Umgebungen, Menschen oder Handlungen, alles war so stimmig und flüssig, dass es ein homogenes Gesamtbild ergab. Außerdem war das Handlungsgerüst realistisch aufgebaut worden, sodass ich nie das Gefühl hatte, eine Geschichte aufgetischt zu bekommen, die ins Reich der Märchen gehörte.
Auch emotional verstand es Maxim Voland mich abzuholen. Am intensivsten gelang ihm das bei der Familie Müller. Hier war ich näher an den Figuren dran und konnte mehr mit ihnen Mitfühlen.
Bei Harper war ich stets der neutrale Beobachter und auch die dramatischen Szenen berührten mich kaum. Gustavs Erlebnisse waren für mich durchwachsen, auch er hielt mich emotional auf einen gewissen Abstand, war aber nicht unnahbar.

Insgesamt hatte mich dieser Thriller total begeistert. Die Auflösung war unerwartet, packend und eine echte Überraschung für mich. Auch das gewählte Setting war glaubhaft konzipiert worden, ohne Klischees zu bedienen oder zu werten. Als Leser konnte ich mir über viele Teilbereiche meine eigene Meinung bilden und ich war förmlich durch die Seiten geflogen.

Fazit:
Ein Thriller, der alles hatte, was ein spannungsgeladenes Buch benötigt. Authentische Figuren und Handlungen sowie überzeugende Schauplätze, auf der sich dramatisch undurchsichtige, nervenaufreibende Szenen abspielten.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Keine ausschließliche Weihnachtsgeschichte

Ach, du dicker Weihnachtsmann
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Zu Beginn der Geschichte trafen wir auf einen müden und kaputten Weihnachtsmann. Endlich hatte er alle Geschenke ausgeliefert und freute sich auf seinen wohlverdienten Urlaub. Mit viel Witz und Charme, ...

Zu Beginn der Geschichte trafen wir auf einen müden und kaputten Weihnachtsmann. Endlich hatte er alle Geschenke ausgeliefert und freute sich auf seinen wohlverdienten Urlaub. Mit viel Witz und Charme, so wie einer großen Portion Übertreibung schickte Ursel Scheffler den guten Mann in seine verdiente Erholung. Diese kam erst einmal mit einem langen Schlaf daher und anschließend mit einem ausgiebigen Frühstück. Das sorgte gleich für Erheiterung und großes Erstaunen bei uns. Denn der Weihnachtsmann kann ganz schön viel essen.
Doch dann, oh Schreck, wurde der Weihnachtsmann in der Zeitung kritisiert. Das entsetzte nicht nur den Weihnachtsmann, sondern auch uns. Es sorgte sofort für reichlich Gesprächsbedarf.

Mir persönlich gefiel gut, wie der Weihnachtsmann mit dieser Kritik umgegangen ist. Er selbst hatte daraus eine Konsequenz für sich gezogen. Mit viel Engagement und Enthusiasmus stellte er sich den Beanstandungen und krempelte dabei sein Leben um.
Fasziniert beobachteten wir den Weihnachtsmann bei seiner Verwandlung. Aber auch welche Konsequenzen daraus entstanden und wie das Umfeld darauf letztendlich reagierte.
Kindgerecht wurde hier ein ganz besonderes Thema aufgegriffen und verarbeitet. Nämlich, dass Kritik sehr wohl angenommen werden und mitunter auch sinnvoll sein kann. Jedoch sollten wir dabei nie uns selbst aus den Augen verlieren. Nicht jede Bemängelung unserer Selbst ist auch richtig und gut. Hier selbst ein Mittelmaß zu finden ist natürlich sehr schwierig. Mir gefiel die Umsetzung sehr gut, auch welches Fazit der Weihnachtsmann für sich selber daraus zog. Es war nachvollziehbar dargestellt und auch für die Kinder logisch erklärt worden.

Aber es ging hier auch um aktuelle Werte wie Gesundheit und der Umgang mit dem Einfluss weihnachtlicher Geschenke und dessen Brauchbarkeit. So ist dies nicht nur eine reine Weihnachtsgeschichte, sondern eine sehr zeitlose Erzählung.

Viel wichtiger war für mich jedoch, dass diese Geschichte so viel Leichtigkeit ausstrahlte. Die Themen wurden behutsam aufgegriffen und mit Spaß vermittelt. Unser Lesejunior hatte viel Freude an dem Buch und erfasste erst nach längerem Nachdenken den Kern der Geschichte. Was ich persönlich definitiv gutheiße, denn eine Kindergeschichte sollte in erster Linie unterhalten und seine Moral erst später preisgeben.

Der Schreibstil von Ursel Scheffler war leicht verständlich und auf den Punkt gebracht. Sie trieb die Geschichte knackig voran, ohne sie mit zu viel Details aufzublähen. So blieb die Lesefreude erhalten und die Neugier auf die kommenden Handlungen wuchs stetig.
Abgerundet wurde diese schöne Geschichte durch die Zeichnungen von Jutta Timm.
Mit viel Liebe fürs Detail griff sie die zuvor geschilderten Ereignisse bildlich auf. Dabei ergänzte sie diese aber auch mit eigenen Kreationen, sodass die Bilder die Erzählungen erweiterten und dafür sorgten, dass wir eine Menge zusätzlich sehen konnten.
Der Zeichenstil gefiel mir sehr gut, denn er war sehr weich und vermittelte auch die Emotionen gekonnt.
Teilweise gab es ganze Seiten, die illustriert worden sind, manchmal aber auch nur kleine Ausschnitte. Jede Seite war aber bebildert, und genau das kam super an. So war das Verhältnis zwischen Text und Zeichnungen sehr ausgewogen. Diese Geschichte können daher nicht nur Leseanfänger, sondern auch die jüngeren Kinder entdecken.
Ein Buch also, welches sich prima zum Vorlesen, aber auch zum Selberlesen eignet.

Fazit:
Auch wenn der Weihnachtsmann die Hauptrolle innehatte, war dies keine ausschließliche Weihnachtsgeschichte. Hier ging es um so viel mehr und genau das macht dieses Buch zu etwas Besonderem und zu einer Geschichte, die unserer Meinung nach das ganze Jahr gelesen werden kann.

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