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Mo_und_die_Macht_der_Buchstaben

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Wertungsfreie und gut beschriebene Gefahr der Co-Abhängigkeit

Rauschliebe
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Anfänglich hatte ich so meine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Die Art des Schreibens war unerwartet und eher wie ein innerer Monolog aufgebaut. Stella, die Hauptfigur in diesem sehr aufwühlenden ...

Anfänglich hatte ich so meine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Die Art des Schreibens war unerwartet und eher wie ein innerer Monolog aufgebaut. Stella, die Hauptfigur in diesem sehr aufwühlenden und packenden Suchtdrama erzählte mir ihren Leidensweg mit der Liebe ihres Lebens, Pavlos. Dabei gab es so gut wie nie wörtliche Rede und auch keinerlei Kapitel. Es fühlte sich so an, als würde ich neben Stella auf dem Sofa mit einem Glas Wasser in der Hand sitzen und mir ihre Geschichte anhören. Als passive Zuhörerin.
So dauerte es eine Weile bis ich angekommen war, ihren Erzählungen und auch bis ich für mich herausfand, wann es sinnvoll war, eine Lesepause einzulegen. Denn die brauchte ich öfters, weil mich diese Schilderungen sehr mitnahmen.

Zu Beginn führte mich Stella weit in ihre Kindheit und Jugend zurück und beschrieb ihr Leben als Tochter einer kroatischen Familie in Deutschland. Als „zweite Generation“ von Gastarbeitern also und verwob neben politischen Ereignissen auch gleich noch das Lokalkolorit jener Tage mit in die Erzählungen. So bekam ich ein gutes Bild von ihr und Stella war eine Figur, der ich Sympathien entgegenbrachte und deren Gefühle durchweg spürbar, greifbar und unglaublich berührend gewesen waren.

Stück für Stück entblätterte Stella wie grauenvoll eine Co-Abhängigkeit ist. Wie sie unbewusst Pavlos Alkoholsucht durch ihr Handeln zusätzlich aufputschte und selber unten den Auswirkungen dieser fatalen Krankheit anfing massiv seelisch und körperlich darunter zu leiden. Und beim Lesen wurde ganz klar, auch Stellas Verhalten enthielt Sucht-Aspekte. Denn sie konnte und wollte Pavlos nicht aufgeben. Ständig rechtfertigte sie sein Benehmen, das in einer Abwärtsspirale immer drastischer, brutaler und würdeloser wurde. Gleichzeitig ging es ihr immer schlechter und ich war fassungslos. Klar gab es die Momente, in denen ich einfach nur den Kopf schütteln musste, wenn sie wieder ganz verbissen darauf beharrte die Liebe ihres Lebens nicht im Stich zu lassen. Gleichzeitig war aber auch spürbar, dass wir Außenstehenden leicht reden haben. Wir können uns nicht einmal annähernd vorstellen, wie grausam diese Situation für die Betroffenen ist. Und warum sie immer tiefer und tiefer in diesen Strudel der Abhängigkeit hineingesogen werden.

Beeindruckend war für mich die Umsetzung des Themas. Nie hatte ich den Eindruck eine sachliche Abhandlung zu lesen oder mit wissenschaftlichen Erläuterungen gefüttert zu werden. Sondern ich nahm die Geschichte eher wie einen Tatsachenbericht wahr und ja, hier wurde nicht einfach was fiktional zusammengeschustert, sondern hier war echte Not und Leid enthalten. Stella selbst wurde nie anklagend, sondern zeigte ohne anklagende Wertung auf, dass Alkoholmissbrauch und Co-Abhängigkeit jeden treffen kann. Ob Akademiker, Mittelschicht oder die ganz armen Menschen, die Krankheit und seine hässlichen Konsequenzen scheren sich nicht um irgendwelche Titel oder Namen.

Mich hatte diese Geschichte nachdenklich und auch traurig gestimmt. Es war berührend zu lesen und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass Betroffene sich hier wiedererkennen und sogar für sich Erkenntnisse daraus gewinnen könnten.

Fazit:
Alkoholismus und die damit zusammenhängende Co-Abhängigkeit wird leider viel zu wenig thematisiert. Hier in diesem Buch wurde sie in Romanform lebendig aufgefächert, erklärt und vorurteilsfrei mit ganz vielen Emotionen an mich transportiert. Mitreißend, erschreckend und doch so wichtig es zu lesen.

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Veröffentlicht am 17.07.2020

Traumhaftes Setting in Seoul und eine berührende Liebesgeschichte

Your Smile - Wie ein Strahlen in der Dunkelheit
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Gleich zu Beginn erwartete mich ein Glossar. Dies versetzte mich sogleich in Hochstimmung, denn obwohl ich eher ein Japan-Fan bin, fand ich die südkoreanischen Begriffe sehr faszinierend. Auch die nachfolgende ...

Gleich zu Beginn erwartete mich ein Glossar. Dies versetzte mich sogleich in Hochstimmung, denn obwohl ich eher ein Japan-Fan bin, fand ich die südkoreanischen Begriffe sehr faszinierend. Auch die nachfolgende Playlist weckte mein Interesse. Normalerweise höre ich Songs nicht nach, in diesem Fall aber wollte ich die Musik kennenlernen.

Der Start in die Geschichte war flüssig und ging reibungslos vonstatten. Ich lernte Riley als Erstes kennen, die mir ihre Sicht auf die kommenden Ereignisse schilderte. Ich bewunderte sie für ihre Geduld, die ich nie aufgebracht hätte. Stundenlang ausharren, bis mein Freund nach Hause kommt, um mich in die Wohnung zu lassen, obwohl er weiß, dass ich an diesem Tag ankomme, wäre mir wahrscheinlich nicht passiert. Aber hier zeigte sich schon Rileys gutmütiger Charakter. Sie war mir auf Anhieb sympathisch und ich fand es bemerkenswert, wie sie ihre eigenen Interessen der Liebe wegen hinten anstellte. Dabei blieb sie sich doch auch noch weitestgehend selber treu und unterschied sie von jenen Frauen, die einfach blind alles für ihren Partner machen.

So weit Seoul auch von uns weg ist, so unterschiedlich ist auch die Kultur dort. Dies griff Cheryl Kingston gekonnt und fachmännisch auf. Dabei flossen ihre Beschreibungen zu den gesellschaftlichen Gepflogenheiten gekonnt in die Handlungen ein. So ergab alles ein stimmiges Gesamtbild, das auf der einen Seite mein Wissen erweiterte, auf der anderen Seite mir großen Unterhaltungswert schenkte.
An dieser Stelle muss ich ein ganz großes Lob an Cheryl Kingston aussprechen. Sie sorgte mit dem Einflechten koreanischer Begrifflichkeiten für eine authentische Atmosphäre, gleichzeitig gelang es ihr aber auch, mir die Ausdrücke sofort danach mit zu erklären, ohne dabei die Handlungen aufzublähen oder es künstlich wirken zu lassen.

Das Setting fand ich traumhaft und es war wie eine kleine Reise in ein fernes und gleichzeitig doch faszinierendes Land. Cheryl Kingstons Beschreibungen waren derart lebendig, dass ich mir alles perfekt vorstellen konnte. Auch ging sie auf das koreanische Business ein, welches ich als authentisch wahrnahm.

Die Atmosphäre des Buches war beeindruckend und ich wurde oft von den Emotionen der Protagonisten eingefangen. Manchmal so sehr, dass ich entweder vor Glück mit lachen oder vor lauter Schmerz die Tränen hinunterschlucken musste.
Was mir übrigens besonders gut gefiel, war dass Cheryl Kingston völlig ungeschönt darzustellen wusste, wie es ist eine Liebe so verheimlichen zu müssen. Das ging mir besonders nah und ich konnte das alles so sehr nachvollziehen, dass mir manchmal die Brust dabei enger wurde.

Beide Protagonisten waren mir im Verlauf sehr ans Herz gewachsen, auch wenn mir Park Jae-Joon manchmal zu perfekt war. Für mich hatte er sogar keine Ecken und Kanten, was ich ein bisschen schade fand. Fast alle seine Handlungen waren so süß und liebevoll, dass er mir manchmal übermenschlich höflich erschien. Nur einmal, ganz kurz, konnte ich einen tieferen Blick auf einen eifersüchtigen und aufgebrachten Jae-Joon erhaschen, der ihn mir noch näherbrachte.

Der Aufbau der Geschichte war toll durchdacht und es gab so einige überraschende Wendungen, die Spannung und Bewegung in die Szenen brachte. Manchmal gab es auch ein paar Längen, die mich zwar nicht groß störten, aber meinen Lesefluss verlangsamten.
Die Zeitsprünge innerhalb der Geschichte waren klar strukturiert und erkennbar, sodass mir hier nie etwas fehlte. Kleine Rückblicke sorgten dafür, dass ich auch erfuhr, was sich zwischenzeitlich abgespielt hatte.

Cheryl Kingstons Schreibstil war schön bildlich, fließend und angenehm zu lesen. Auch die erotischen Szenen beschrieb sie sehr niveauvoll und mit viel Gefühl. Für alle, die so was nicht gern lesen, sei verraten, dass es nur zwei größere Schilderungen gab. Zur Not könnten sie auch überblättert werden. Aber dann entgeht euch der Zauber, der die beiden Figuren umgab.

Fazit:
Eine rührende Geschichte, die größtenteils in Seoul spielte und damit ein unglaublich schönes, einladendes und glaubwürdiges Setting erschuf. Auf keinen Fall nur für K-Dramen Fans geeignet, sondern für alle, die Lust auf südkoreanischen Flair haben.

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Ein vielversprechender Start in Reihe

Astra Lost in Space 01
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Normalerweise schreckt mich das Weltraumthema ja eher ab, doch das Cover von „Astra Lost in Space“ gefiel mir auf Anhieb. Hier ließ sich schon den Zeichenstil von Kenta Shinohara erahnen. Die Rückseite ...

Normalerweise schreckt mich das Weltraumthema ja eher ab, doch das Cover von „Astra Lost in Space“ gefiel mir auf Anhieb. Hier ließ sich schon den Zeichenstil von Kenta Shinohara erahnen. Die Rückseite gewährte neben dem Klappentext noch weitere zeichnerische Einblicke. Das sprach mich schon mal an, sodass ich gespannt auf die eigentliche Geschichte gewesen bin.

Beim Öffnen des Mangas wurde ich von einer gefalteten Seite überrascht. Beim Aufklappen ergab sich eine Doppelseite mit einem kolorierten Bild der Schüler-Gruppe, die in diesem Manga die Hauptrolle innehatte. Dieses war gleich zu Anfang ein Highlight, denn es vermittelte mir schon mal den ersten Eindruck zu den Figuren. Auch wurde gleich deutlich, dass Kenta Shinohara Wert auf unterschiedliches Aussehen gelegt hatte. Mir ist das persönlich immer sehr wichtig, denn wenn mehrere Personen eine Rolle spielen, ist es unablässig sie auch im Geschehen zweifelsfrei erkennen zu können.

Der Start in die Geschichte war spannend und informativ. Zwei Charaktere lernte ich gleich zu Beginn besser kennen, Aries Spring und Kanata Hoshijima. Ich mochte beide auf ihre eigene Art sofort und ich hatte Lust mit ihnen auf das Abenteuer Planetencamp zugehen.

Besonders gut gefiel mir, dass alle Charaktere unterschiedlich aufgebaut und verschiedene Fähigkeiten hatten. Das machte die Truppe zwar zu einem bunten Haufen, aber gleichzeitig auch interessant und spannend.
Ihre Vielschichtigkeit wurde erst nach und nach preisgegeben, drei der insgesamt neun Hauptfiguren blieben in diesem Band noch ziemlich blass für mich. Ich konnte sie noch nicht richtig einschätzen, denn sie gaben von sich aus noch nicht so viel preis. Andererseits hätte dies auch den Rahmen des ersten Bandes gesprengt und für mich war das okay. Immerhin kannten sich die Schüler untereinander kaum, so muss das zusammengewürfelte Team sich erst noch finden, um eine Einheit werden zu können.
Bei zwei Figuren war schon jetzt eine Entwicklung spürbar und das gefiel mir sehr. Insgesamt hatte sich schon jetzt die Gruppendynamik ein wenig verändert und das war faszinierend mitzuerleben.

Die Geschichte spielt im Jahr 2063 und Kenta Shinohara gab wichtige Informationen rund um diese Zeit an. Das empfand ich als nützlich und sorgte dafür, dass ich gut im Handlungsgerüst ankam. Zwischendrin gab es Sonderseiten, die sogenannte Materialsammlung, in der mich der Zeichner beispielsweise mit technischen Details zu Raumanzügen versorgte. Dies verlieh der Story noch mehr Tiefe und blähte vor allem nicht die Interaktion zwischen den Protagonisten auf.

Ich wußte es zu schätzen, dass Kenta Shinohara sich keinerlei Weltraum Klischees bediente, sondern sogar noch einige wissenswerte und wissenschaftlich korrekte Punkte, wie Gravitation und Vakuum, einfließen ließ. Diese verknüpfte er gekonnt mit der Geschichte und rundete den positiven Gesamteindruck ab.

Der Zeichenstil gefiel mir ausgesprochen gut. Er war detailliert, sauber umgesetzt und ausdrucksstark. Vor allem die unterschiedlichen Schauplätze waren faszinierend. Sie strotzten nur so vor Kreativität und Einfallsreichtum. Dabei wurden sie realistisch dargestellt, selbst der fremde Planet mit seiner eigenen Flora und Fauna.
Auch die dargestellten Emotionen kamen bei mir an und verliehen den Charakteren Lebendig- und Glaubwürdigkeit.

Obwohl dies eine Science-Fiction Reihe ist, glänzte der erste Band mit reichlich Action. Das erzeugte eine durchweg spannende Grundstimmung, die oft in gefährlichen und packenden Situationen gipfelte. Der Unterhaltungswert war hier extrem hoch und ich bedauere es jetzt schon so lange auf Band 2 warten zu müssen, denn das Ende hatte einen gemeinen Cliffhanger in petto.

Fazit:
Ein vielversprechender Start in Reihe von „Astra Lost in Space“. Großartige Handlungen, ausdrucksstarke Figuren und eine tolle Umsetzung.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Klassische Ermittlungsarbeit mit Köpfchen und einem spannenden Hintergrundthema

Inepu
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Vom Cover mit seiner ägyptischen Symbolik angelockt, ging ich natürlich nicht ganz ohne Erwartungen an dieses Buch heran. Die altägyptische Kultur fasziniert mich sehr und so hoffte ich, dass die Autorin ...

Vom Cover mit seiner ägyptischen Symbolik angelockt, ging ich natürlich nicht ganz ohne Erwartungen an dieses Buch heran. Die altägyptische Kultur fasziniert mich sehr und so hoffte ich, dass die Autorin mir unbekannte Fakten mit einer fiktiven Geschichte verknüpfen würde. Meine Hoffnung war auch nicht ganz unbegründet, da Roxane Bicker unter anderem Ägyptologie studiert hatte.
Schon der Anfang des Buches begeisterte mich. Zum einen fand sich eine Karte von München um 1889 darin, die mir beim Lesen immer eine gute Übersicht über die aktuellen Handlungsorte gewährte. Zum anderen startete diese Geschichte mit einem Gedicht von Joachim Ringelnatz, welches wirklich sehr passend ausgewählt worden ist.

Packend ging es weiter mit dem Prolog und schon hier baute sich eine schöne Spannung auf.
In den nun folgenden fünfundvierzig Kapiteln durfte ich abwechselnd mehreren Figuren über die Schulter schauen. Zu Beginn eines jeden Kapitels wurde mir mitgeteilt, welchem Charakter ich an welchem Ort zu den nun folgenden Handlungen folgen würde. Das gefiel mir gut, denn dadurch konnte ich den Überblick behalten. Gleichzeitig kam ich den einzelnen Charakteren näher und konnte einiges über sie erfahren. Jedoch nie so viel, dass ich von der eigentlichen Ermittlungsarbeit abgelenkt wurde. Das war manchmal etwas schade, denn manche Details, die im Dunklen gelassen wurden, brannten mir unter den Nägeln und ich wollte so gern mehr erfahren.

Im Fokus dieser Geschichte standen die beiden Privatermittlerinnen Rosa von Arnhem und Daisy Grace, nicht unterschiedlicher hätten sein können. Sowohl optisch, als auch charakterlich grenzten sie sich voneinander ab.
Rosa, die lieber kurze Haare und Kleidung wie die Männer trägt, sich aber nicht darum scherte, was andere von ihrem optischen Auftritt hielten, hatte sogar Dienst in der Fremdenlegion getan. Auf der anderen Seite die liebreizende Daisy mit ihren hübschen Kleidern und ihren schönen langen Haaren.
Doch die beiden harmonieren als Team perfekt und ergänzen sich in vielerlei Bereichen. Ich könnte gar nicht sagen, welche der beiden Damen ich sympathischer fand. Ein bisschen schade fand ich, dass ich erst sehr spät und dann auch nur leicht angeschnitten erfuhr, wie die beiden dazu kamen, gemeinschaftlich Detektivarbeit zu leisten. Hier hätte ich mir gern mehr Details gewünscht, da ich stellenweise das Gefühl hatte, dass mir etwas an Wissen fehlte.
Gut, relevant wäre das zwar für den eigentlichen Fall nicht gewesen, aber es hätte meine Neugier gestillt. So bleiben manche Details für mich ein Rätsel und ließen mich mit offenen Fragen zurück.

Die anderen Figuren, durchweg Herren, die der personale Erzähler beleuchtete und die ich mit begleiten durfte, waren mir auch allesamt sehr sympathisch. Auch hier könnte ich mich zwischen keinen von ihnen entscheiden, ich fand sie alle auf ihre eigene Art und Weise unheimlich schnuckelig und ansprechend.

Sehr gut gefiel mir die Darstellung der damaligen Zeit. Egal ob Konventionen oder Konversationen, ich hatte den Eindruck, dass hier viel Wert auf Authentizität gelegt worden ist. Unterstrichen wurde der Anschein durch eine lebhafte Beschreibung Münchens zum Ende des 19. Jahrhunderts. So konnte ich förmlich in die alte Zeit abtauchen und gleichzeitig einen aufkeimenden Umschwung spüren.
Dies begann schon alleine mit dem ungewöhnlichen Ermittlerduo bis hin zu zwei Herren, die sich gegenseitig sehr anziehend fanden. Was das für Probleme in der damaligen Zeit mit sich führen konnte, beleuchtet Roxane Bicker am Rande sehr eindrucksvoll. Dabei blieb sie stets sachlich und gewährte ebenfalls einen ungeschönten Blick auf die damalige Gesetzeslage. Im Übrigen mochte ich die leicht eingestreuten, romantisch angehauchten Szenen sehr. Sie waren überhaupt nicht aufdringlich und rundeten das Leseerlebnis ab.

Den kriminalistischen Fall fand ich sehr spannend und klasse durchdacht. Dass es bisweilen etwas mystisch zuging, störte mich kein bisschen. Es passte sogar zum Thema und machte die Geschichte noch reizvoller. Auch faszinierte es mich sehr, wie die beiden Damen an Informationen kamen und wie sie ihre Ermittlungen voranbrachten. Ein bisschen schade fand ich das Ende. Ich hatte noch so viele Fragen im Kopf, die aber keine Aufklärung fanden. Aber ich hoffe einfach auf einen zweiten Fall mit den beiden toughen Ladys und das dort meine Fragen wieder aufgegriffen und beantwortet werden.

Fazit:
Ein Krimi, der mir durch und durch Gefallen hatte. Er glänzte durch klassische Ermittlungsarbeit mit Köpfchen und einem Blick in die vergangene Zeit Münchens des neunzehnten Jahrhunderts. Spannend, weites gehend unblutig und mit sehr sympathischen Figuren.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Mystery-Thriller-Horror-Roman - Absolute Leseempfehlung

Der Ether-Song
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Neben dem sehr auffälligen Cover fiel mir auch der etwas ungewöhnliche Schriftstil des Buchtitels auf. Diesem blieb die Autorin bei den Kapitelüberschriften treu, sodass alles insgesamt optisch schon mal ...

Neben dem sehr auffälligen Cover fiel mir auch der etwas ungewöhnliche Schriftstil des Buchtitels auf. Diesem blieb die Autorin bei den Kapitelüberschriften treu, sodass alles insgesamt optisch schon mal stimmig gewesen ist.

Zu Beginn lernte ich Lauren Peterson durch den personalen Erzähler kennen, die gerade von einem Trip herunterkam. Auf den ersten Blick sicherlich ein ziemlich ungewöhnlicher Anfang, aber er zeigte sofort eindrucksvoll Laurens aktuelle Lebensumstände. Ich wurde gleich mit ihr konfrontiert und ihre punkig-rockige Art machte sie für mich von Anfang an sympathisch.

Generell waren die Figuren von Samara Summer unglaublich realistisch dargestellt. Nicht nur durch das Verhalten der einzelnen Figuren, sondern auch durch ihre Gespräche. Sie wirkten natürlich und vollkommen ungezwungen. So als würden sie alle tatsächlich leben und ich ihnen, wie bei einer Telenovela, dabei zusehen.
Besonders mochte ich, dass Samara Summer mit Klischees spielte, sie aber im selben Atemzug widerlegte. Dafür verwendete sie eindrucksvoll ihre Figuren.
Da wäre zum Beispiel Laurens Schwester Abigail. Eine straighte Frau, der Erfolg im elterlichen Unternehmen sehr wichtig ist. Ihre Ehe steht vor dem Aus und obwohl Abigail ihre Schwester Lauren oft für ihren selbst gewählten Lebensstil kritisiert, steht sie ihr immer bei. An Laurens Freund Adam findet Abigail kein gutes Haar, ist er doch bloß ein kiffender Straßenmusiker, der ihre Schwester vom rechten Pfad abgebracht hat. Ich konnte Abigail gut verstehen und ich mochte sie, auch wenn sie manchmal kleingeistig wirkte.
Während Abigail voller Vorurteile steckte, war Adam ein richtiger Freigeist. Mit seinem offenen Charakter war er mir sehr sympathisch, vor allem aber auch mit seiner klaren Meinung zum Leben und seiner Ehrlichkeit. Mit seinem wachen und scharfsinnigen Verstand versetzt er seine Umgebung oft ins Erstaunen und regte selbst mich oft zum Nachdenken an.
Spannend umgesetzt fand ich, wie die beiden sich aufeinander zu bewegten, um mit vereinten Kräften nach Lauren zu suchen. Ihre Liebe zu Lauren war das Einzige, was Adam und Abigail zu Beginn miteinander verband. Es war schön, zu erleben, wie sie beide immer wieder ihre Komfortzonen verlassen mussten, um ihrem Ziel gemeinsam näher zu kommen.

Den Aufbau der Geschichte fand ich superinteressant. Nur zu Beginn, als Lauren zu ihrem neuen Job aufbrach, begleitete ich sie mithilfe des personalen Erzählers. Danach erfuhr ich durch ihre Tagebucheinträge, was sie erlebte. Das veränderte das Erleben dieser Geschichte. Machte sie eindrücklicher, beängstigender, spannender und mysteriöser.
Im Kontrast standen da jene Momente, in denen ich Abigail und Adam folgte. Hier brachte der personale Erzähler den nötigen Abstand und erzählte die Welt, wie wir sie kennen.

Laurens Erlebnisse waren total abgedreht, aber im positiven Sinne. Ihre fantastischen Träume wurden so plastisch geschildert, dass sie sich auch für mich real anfühlten. Oft geriet Lauren in Lebensgefahr und ich verfolgte immer sehr gebannt mit, auf wie viele unterschiedliche Weisen sie ihnen entkam.
Der Schreibstil war unfassbar flüssig und erschuf solch eine Bildgewalt, dass die Szenen wie echt vor meinem inneren Auge zum Leben erwachten. Die Handlungsorte waren eindrücklich beschrieben worden und voller Details. Dabei wirkten die einzelnen Szenen niemals überladen, sondern hatten immer genau die richtige Menge an Informationen, um eine durch und durch fesselnde Geschichte entstehen zu lassen.

Alle Figuren in diesem Buch entwickelten sich im Verlauf der Geschichte glaubhaft weiter. Dadurch hatte diese Erzählung eine packende Eigendynamik entwickelt.
Das Ende hat mich sprachlos zurückgelassen. Es passte zur Geschichte, doch es ließ mich wehmütig werden. Alles wurde nicht aufgeklärt, auch wenn das auf Grund der Logik, der diese Geschichte folgte auch nicht ging. Ich musste es akzeptieren und meine eigene Fantasie benutzen, um mir den Rest zu erklären. Dadurch wird diese Geschichte definitiv noch länger in mir nachhallen.

Fazit:
Unbedingte Leseempfehlung. So eine Geschichte habe ich noch nie gelesen und muss sagen, hier passt der Klappentext wie die Faust aufs Auge. Ein Mystery-Thriller-Horror-Roman ganz nach meinem Geschmack. Vielschichtig und sehr spannend.

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