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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2018

Ein leichter, aber nicht minder spannender Thriller

Escape Room - Nur drei Stunden
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Sechs Menschen, die sich nicht kennen. Eingeschlossen in einem Hotelzimmer. Ein Toter. Ein Mörder. Nur drei Stunden Zeit den Mörder zu entlarven.
Der Drogen- und alkoholabhängige TV Moderator Morgan Sheppard ...

Sechs Menschen, die sich nicht kennen. Eingeschlossen in einem Hotelzimmer. Ein Toter. Ein Mörder. Nur drei Stunden Zeit den Mörder zu entlarven.
Der Drogen- und alkoholabhängige TV Moderator Morgan Sheppard kann es nicht fassen. Gerade er soll herausfinden, wer der Mörder unten den fünf weiteren unfreiwilligen Gästen ist.
Wenn er es nicht herausfindet, sterben sie alle.
Wenn sie versuchen zu fliehen, sterben sie alle.
Wenn er die falsche Person als Mörder nennt, sterben sie alle.
Das Spiel hat längst begonnen und die Zeit tickt unaufhörlich dem Ende entgegen.

Zu Beginn wurden mir alle Mitspieler kurz vorgestellt. Das war sehr interessant, denn ich hatte zu mindestens einen kleinen Wissensvorsprung vor Morgan Sheppard. Obwohl die Geschichte, mit Ausnahme des Anfanges, ausschließlich vom personalen Erzähler geschildert wurde, lag dessen Blickwinkel fast ausschließlich auf Morgan.
Mich hat es zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, man sollte jedoch offen für den Protagonisten sein. Denn diese Geschichte ist eng mit seinem Charakter verwoben worden, sodass sich dies auch im Erzählstil widerspiegelte. Den Einstieg empfand ich persönlich als sehr verwirrend, aber es zeigte sich hier schon die Verbindung zum Protagonisten. Denn dieser erwacht aus einer Bewusstlosigkeit und ist mit der neuen Situation erst einmal vollkommen überfordert. Mein Fokus war also nur vom Autor auf die Hauptfigur ausgerichtet worden. Seine Verwirrung war also plastisch für mich greifbar, dass ich ebenfalls nur Stirnrunzelnd durch die ersten Kapitel gezogen war.
Hin und wieder ließ der personale Erzähler einen Blick auf Ereignisse vor der Situation im Hotelzimmer zu. Diese bekamen dann ein eigenes Kapitel und waren mal in der jüngeren und mal in der älteren Vergangenheit angesiedelt. Bezeichnet wurden diese besonderen Kapitel immer mit „Vorher…“ und auch hier lag der Fokus ausschließlich auf Morgan Sheppard.
Durch die intensive Beleuchtung des Protagonisten wurden mir viele seiner Ecken und Kanten aufgezeigt. Mir war Morgen nicht durchweg sympathisch. Aber sein Charakter wurde glaubwürdig ausgearbeitet und machten ihn zu einer vielschichtigen Figur. Sehr oft hätte ich Morgan gerne mal geschüttelt und ihm gesagt was er mal machen soll. Seine Planlosigkeit ging mir manchmal ganz schön auf die Nerven, aber es beschrieb eindrucksvoll wie kaputt Morgan im Grunde genommen ist. Daher überraschten mich seine Überlegungen und Handlungen jedes Mal wieder. Was wiederum dazu führte, dass die Spannung immer da war und ich selber, anhand der Informationen, die ich mir mit der Hauptfigur teilte, rätselte wer der Mörder gewesen sein könnte. Dabei habe ich mich aber auch immer wieder von den Überlegungen Sheppards einwickeln lassen, was das Lesevergnügen nur gesteigert hat.
Die fünf weiteren Personen blieben etwas im Schatten und waren für meinen Geschmack recht farblos. Zwar hatte jeder eine andere Charakterfärbung und schon allein durch ihr Verhalten konnte ich sie mit Leichtigkeit auseinanderhalten. Aber dennoch konnte ich kaum eine Verbindung zu ihnen herstellen.
Der Schreibstil war durchweg flüssig und verständlich. Manchmal flossen in den Erzählstil Gedankenfragmente hinein, was mir sehr gut gefiel und auch wieder den Protagonisten stärker ins Licht rückte.
Den Aufbau der Geschichte empfand ich unterhaltsam und sorgsam durchdacht. Peu à peu wurden die Puzzlestücke enthüllt. Mir hat das gefallen, denn so blieb die ganze Sachlage lange im Dunkeln. Meistens kam ich fast zeitgleich, manchmal auch ein bisschen eher als Morgan, auf die Lösung einzelner Fragmente.

Fazit: Ein leichter, aber nicht minder spannender Thriller. Er kommt ohne großen Blutverlust und Gewalt aus. Hier geht es um die Taten hinter den Taten.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Ein gelungener Start in eine neue Reihe

Namaiki Zakari - Frech verliebt 01
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Yuki Machida ist eine siebzehn jährige Oberschülerin und seit etwa einem Jahr heimlich in Mannschaftskapitän Kido verliebt. Um in seiner Nähe sein zu können, ist sie Teammanagerin geworden. Dort trainiert ...

Yuki Machida ist eine siebzehn jährige Oberschülerin und seit etwa einem Jahr heimlich in Mannschaftskapitän Kido verliebt. Um in seiner Nähe sein zu können, ist sie Teammanagerin geworden. Dort trainiert sie die Jungs mit viel Eifer, was ihr Respekt, aber auch die Furcht der Spieler einbringt. Doch dann kommt Sho Naruse ins Team. Der dreiste Kerl kommt schnell hinter Yukis Geheimnis und geht ihr von da an auf die Nerven. Doch warum macht er das?

Als Leser folgt man Yuki durch ihren Alltag als Managerin des Basketballteams. Die Story ist süß durchdacht. Auf der einen Seite Yuki, die sich selbst beweisen will, dass sie diesen Job nicht nur wegen Kido macht und keinerlei Unterstützung benötigt. Auf der anderen Seite Sho, der Yuki durchschaut und ihr Freund sein möchte.
Der Zeichenstil ist klar und die unterschiedlichen Figuren deutlich ausgearbeitet. So war mir immer klar, wer gerade im Panel zu sehen ist.
Aufwendige Hintergrundbilder sind recht spärlich, da es aber um eine romantische Story und eine sehr grüblerische Yuki geht, ist dies nicht weiter schlimm. Im Gegenteil. Es hebt hervor, wie sehr Yuki sich in Gedanken mit der Thematik "Sho" auseinandersetzt.
Mir hat es sehr gut gefallen Yukis Bedenken wegen Sho zu verfolgen und fand seine Bemühungen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, sehr süß und witzig. Er geht sehr geschickt und durchdacht vor.
Der erste Band umfasst mehrere Wochen, sodass sich die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander glaubwürdig entwickeln kann.
Der immer wieder hervorblitzende Humor rundet den Manga toll ab.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Eine schöne Geschichte mit vielen guten wie schlechten Wendungen

Darkest Glory: Ich will nur dich
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Das Schicksal schlägt hart bei der jungen Olivia Shepard zu und so ist sie gezwungen einen Weg zu gehen, den sie sich so niemals ausgesucht hätte. Als sie nur knapp einen Mordanschlag überlebt, ändert ...

Das Schicksal schlägt hart bei der jungen Olivia Shepard zu und so ist sie gezwungen einen Weg zu gehen, den sie sich so niemals ausgesucht hätte. Als sie nur knapp einen Mordanschlag überlebt, ändert Olivia ihr Leben von Grund auf.
Kane Tribe ist Milliardär, besonders gutaussehend und ein Autonarr. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht. Durch einen rasanten Zufall lernt er eine äußert attraktive, aber genauso kalte Frau kennen. Ihre wichtigste Regel lautet: "Keine Dates". Doch Kane Tribe wäre niemals erfolgreich geworden, wenn er für seine Ziele nicht kämpfen würde. Und genau das macht er.
Olivia taut langsam auf, doch wer nicht zu sich selber stehen und ehrlich sein kann, der kann alles verlieren, was ihm lieb und teuer ist.

Erzählt wird diese berührende Geschichte im Wechsel von den beiden Protagonisten, aus der ich-Perspektive. Dadurch wird die ganze Dramatik, Leidenschaft und Spannung noch intensiver transportiert.
Zu Beginn erfährt der Leser ausschließlich etwas aus Olivias Leben. Es ist wahnsinnig emotional und von Cheryl Kingston überzeugend und gefühlvoll ausgearbeitet. Vor allem Menschen mit ähnlichen Schicksalsschlägen können sich hier wiederfinden und ich konnte Olivias Handlungen bis zu einem gewissen Grad sehr gut nachvollziehen.
Dann macht die Geschichte einen zeitlichen Sprung von circa vier Jahren. Jetzt kommt auch Kanes Sicht zu der Story hinzu. Wer gerade den Leser über seine Schulter blicken lässt, wird durch den Namen der entsprechenden Figur gekennzeichnet. So ist es leicht den Handlungssträngen, die logisch sowie chronologisch aufgebaut sind, zu folgen.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Cheryl Kingston versteht es Emotionen sehr gut zu transportieren, sodass auch ich oft in einem Wechselbad der Gefühle gesteckt habe. Dennoch bricht gegen Mitte des Buches die Spannung ein. Plötzlich störte mich hin und wieder Olivias Verhalten, wegen Kleinigkeiten reagierte sie komplett über. Andererseits konnte ich ein bisschen Verständnis, aufgrund ihrer Vorgeschichte, aufbringen. Einige Passagen kamen mir ein bisschen in die Länge gezogen vor und das fand ich schade. Die erotischen Szenen, die jedoch nicht die Geschichte dominieren, sondern schön in den ganzen Kontext eingebettet sind, waren dann richtige Lichtpunkte. Sie wurden wirklich ansprechend beschrieben und rundeten das Leseerlebnis ab.
Als sich eine vorhersehbare Handlung abgezeichnet hat, war ich etwas in Sorge. Hatte mich das Buch zu Beginn noch total mitgerissen, schien es mich jetzt gar nicht mehr packen zu können. Doch ganz gekonnt riss Cheryl Kingston das Ruder wieder rum, sodass sie mich auf eine emotionale Achterbahn mitgenommen hat. Plötzlich konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen und die Handlungen nahmen Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Sie sind nicht nur voller Spannung und Dramatik, nein, sie sind so authentisch beschrieben, dass mir die Tränen nur so die Wangen hinabgeflossen sind. Was musste ich mit den Beiden mitleiden und habe doch im Stillen gehofft, dass dies ein gutes Ende nimmt.
Mir hat sehr gut gefallen, dass die Autorin mit Vorurteilen aufräumt und einen Blick hinter die Fassade gestattet hat. Wir Menschen urteilen zu oft über die Entscheidung anderer, ohne uns vorher darüber Gedanken zu machen, wie es dazu hat überhaupt kommen können. Cheryl Kingston öffnet dem Leser hier glaubhaft die Augen und zeigt eindrucksvoll, nichts ist so, wie es am Anfang den Anschein hat. Jede einzelne Figur ist authentisch und liebevoll ausgearbeitet worden. Sie alle haben unterschiedliche Charakterzüge und könnten durchaus reale Menschen sein.

Fazit: Ein tolles Debüt. Vereinzelte Schwachstellen kann die Autorin mit der Komplexität der gesamten Story ausgleichen, sodass ich das Buch wärmstens weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 07.04.2024

Eine lockere Unterhaltungslektüre

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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„Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ ist der erste Band der Tetralogie um die vier Season Schwestern. In jedem Band wird eine andere Schwester die Hauptrolle spielen, in diesem ist es Spring. Auf Spring ...

„Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ ist der erste Band der Tetralogie um die vier Season Schwestern. In jedem Band wird eine andere Schwester die Hauptrolle spielen, in diesem ist es Spring. Auf Spring bin ich echt neugierig, aber „Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ beginnt ganz anders, als ich es vom Klappentext her vermutet hätte.

Im Prolog reise ich nach Nordwales des Jahres 1876 und finde es sofort spannend. Der Einstieg ist atmosphärisch, das Setting düster. Im ersten Moment bin ich traurig, dass ich im ersten Kapitel schon in die Gegenwart geholt werde. Viel lieber hätte ich erfahren, wie es weitergeht.
Doch ich lerne nun Spring Season kennen. Sie ist Protagonistin, und obwohl sie wegen Drogenmissbrauch sowie Diebstahl zu Sozialstunden verdonnert wurde, ist sie mir auf Anhieb sympathisch. Äußerlich wirkt Spring ziemlich rebellisch, doch davonlassen weder ich mich, noch Sophia Fowler abschrecken. Bei der alten Lady muss Spring ihre Sozialstunden ableisten. Die Kombination der Charaktere finde ich gut gewählt. Ich mag es, dass zwischen den beiden schnell eine besondere Harmonie herrscht. Spring und Sophia bei ihrem gemeinsamen Alltag zu begleiten finde schön.

Während ich mich noch frage, wie der Prolog aus der Vergangenheit zur Gegenwart passen wird, freue ich mich, dass ich schon im nächsten Kapitel wieder zurückreisen darf. Hier ist das Bauernmädchen Daphne Marcy die Protagonistin. Bei diesem Handlungsstrang gibt es kleinere und größere Zeitsprünge. Sie werden so flüssig gesetzt, dass ich nie den Eindruck erhalte, dass Detail unterwegs verloren gegangen sind.

Der personale Erzähler führt durch beide Handlungsstränge und macht dies auf eine lockere Art. Der Schreibstil ist flüssig und an den richtigen Stellen mit Emotionen und Bildlichkeiten aufgeladen, sodass er mich durch die unterschiedlichen Lebensgeschichten trägt.
Das historische Setting ist reizvoller für mich. Die englische Atmosphäre mit seinen damaligen Lebensverhältnissen und gesellschaftlichen Regeln ist interessant sowie verständlich aufbereitet. Daphnes Lebensweg berührt mich mehr als der von Spring. Auch leide und fiebere ich mehr mit Daphne mit.

Anna Helford erschafft in „Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ zwei unterschiedliche Liebesgeschichten. Beide sind in ihrer Art nicht neu, aber süß. Nur bei Spring und ihrer Jugendliebe ist mir das Ganze ein bisschen zu glattgebügelt. Daphne hingegen hat viel mehr um ihre Liebe zu kämpfen, was zwar oft vorhersehbare Züge trägt, aber mich insgesamt stärker mitreißt.
Dafür bringen die Geheimnisse Spannung in die Geschichten. Es ist teilweise schon wie ein kleiner Krimi und so gelingt es Anna Helford immer wieder überraschende Wendungen einzuflechten, die nie in die Richtung einschlagen, die ich vermute.
Im weiteren Handlungsverlauf werden die Geheimnisse drängender. Die Spannungskurve steigt dabei gut an, sodass sich auch die enthaltene Dramatik perfekt entfalten kann.

„Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ ist ein Buch voller Liebe, Lügen, Verrat und Freundschaft. Die Mixtur gefällt mir insgesamt. Die Liebesgeschichten berühren mich, die Tragik darin führt mir vor Augen, dass nicht jedes Glück ohne einen entsprechenden Preis zu haben ist.
Beide Handlungsstränge steuern auf ihren Showdown zu und besonders beim Vergangenheitsstrang bin ich regelrecht am Mitfiebern. Auch wenn nicht alles davon unvorhergesehen kommt, so kann er mich insgesamt und vor allem mit dem Ende wirklich überzeugen.
Anders sieht es leider mit dem Finale in der Gegenwart aus. Das kann mich nicht richtig überzeugen. Insgesamt ist mir das Ende zu glatt, zu glücklich, zu viel gewollt voller Liebe. Das passt für meinen Geschmack nicht zur Vergangenheit der Season Schwestern und macht dadurch diesen Abschluss unglaubwürdig. Aber vielleicht wird das noch durch die anderen Bände aufgefangen, denn der Gegenwartsstrang wird noch weitergeführt werden.

Fazit:
Der Titel ist Programm und es gibt für die Season Sisters so einige Geheimnisse zu lösen. Die stimmungsvollen Liebesgeschichten kommen mit leichten Krimielementen daher und bieten eine lockere Unterhaltungslektüre.

(Zur Sterne-Bewertung: Der Gegenwartsstrang erhält von mir 3 von 5 Sternen, die Vergangenheit 4,5 von 5 Sternen. Macht also insgesamt gute 4 Sterne)

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Veröffentlicht am 25.10.2023

Sehr stimmungsvoller und ruhiger Thriller

Schere, Stein, Papier
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Von Alice Feeney habe ich bisher nur ein Buch gelesen. „Glaube mir“ war mein Lesehighlight 2021 und dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich nun an „Schere, Stein, Papier“.

Der Einstieg in die Geschichte ...

Von Alice Feeney habe ich bisher nur ein Buch gelesen. „Glaube mir“ war mein Lesehighlight 2021 und dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich nun an „Schere, Stein, Papier“.

Der Einstieg in die Geschichte fällt mir nicht leicht. Ich lerne Amelia in dem Moment kennen, als sie mit ihrem Mann Adam auf dem Weg nach Schottland zu einem Wochenendtrip ist. Ziel soll eine Kapelle sein, welche zu einem Ferienhaus umgebaut wurde. Schnell ist spürbar, dass die Ehe von Adam und Amelia am seidenen Faden hängt und dieses Wochenende den endgültigen Bruch vermeiden soll. Amelias Ausführungen zu folgen ist nicht so einfach, ihre Gedanken springen fröhlich durch aktuelle und vergangene Geschehnisse.
Dann lerne ich Adam kennen, der einen Hang dazu hat, mir lange und unbekannte Wörter zu präsentieren. Jedes Mal muss ich sie nachschlagen, weil ich die Bedeutung nicht kenne. Dies nimmt aber zum Glück recht schnell ab, sodass ich dann nicht ständig aus dem Lesefluss gerissen werde. Die Begeisterung für Wörter liegt ihm im Blut, da er beruflich Drehbuchautor ist.

Beide Charaktere lassen sich nicht richtig greifen und zu Beginn des Buches ist mir Amelia deutlich sympathischer als Adam. Sein neurologischer Defekt Prosopagnosie, besser bekannt als Gesichtsblindheit, finde ich hingegen sehr interessant. Es eröffnet viele Möglichkeiten in welche Richtung sich der Thriller entwickeln könnte.

Unterbrochen von den Ich-Perspektivwechseln von Amelia und Adam wird „Schere, Stein, Papier“ von Briefen aus der Vergangenheit von Adams Ehefrau an ihn unterbrochen. Sie sind chronologisch und jeder Brief steht für ein vergangenes Ehejahr. Dadurch erfahre ich viel, wie sich die Ehe verändert hat, welche Höhen und Tiefen das Paar zu meistern hatte. Zwar mag ich die Idee dahinter, aber der Bruch, welcher erzeugt wird, wenn von der Gegenwart in Vergangenes gewechselt wird, beginnt mich im Verlauf zu stören. Meist kommt dieser Schnitt immer dann, wenn es besonders spannungsvoll wird, sodass die abrupte Ausbremsung meine Lesefreude dämpft.

Das verschneite und leicht gruselig angehauchte Kapellen-Setting schafft eine bedrohliche Atmosphäre, welche die Startschwierigkeiten zu Beginn schnell vergessen lässt. Alice Feeney gelingt es durch leise Untertöne und viele sarkastisch-ironischer Bemerkungen ein verzwicktes Verwirrspiel über die beteiligten Personen und deren Motive hinter den Handlungen aufzubauen.
Der Thriller ist ruhig erzählt und kommt prima ohne große Effekthascherei aus.

Der Schreibstil von Alice Feeney ist unglaublich flüssig und so meisterlich, dass ich einen Plot Twist alleine durch ihre Art zu schreiben noch vor dem entscheidenden Moment durchschaut habe. Eine weitere Wendung erahne ich ebenfalls vor der großen Enthüllung, sodass der Überraschungseffekt leider an mir abperlt.
Zudem gibt es immer mal wieder klitzekleine Unstimmigkeiten in der Geschichte, die zwar oft an mir vorbeirauschen, aber eben auch dafür sorgen, dass es keinen runden Gesamteindruck gibt.

„Schere, Stein, Papier“ ist außerdem eine interessante Hommage an die Schriftsteller und ihre einsame Arbeit. Zudem ist es ein spannender Blick hinter die Kulissen, auch was die Arbeit eines Drehbuchautors und dessen Adaption zu einem Film anbelangt. Zudem geht es um die Entscheidungen, die wir im Leben unweigerlich treffen und wie sie unsere Zukunft beeinflussen. Sowohl die guten als auch die schlechten Entscheidungen.
Das Finale ist packend, wenn auch nicht gänzlich überraschend und ein wenig flott abgehandelt. Ein, zwei offene Fragen bleiben, dafür söhnt mich Alice Feeney mit ihrem Epilog aus.

Fazit:
Insgesamt ein sehr stimmungsvoller und ruhiger Thriller, der sich überwiegend gut lesen lässt und sich prima zum Mitraten eignet.

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