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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2022

Horror gepaart mit einem packenden Thriller

DAS EULENTOR
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An den Büchern von Andreas Gruber liebe ich besonders, dass sie schon zu Beginn sofort zur Sache kommen. Auch „Das Eulentor“ starte gleich mit einer großen Portion Spannung durch und ich war sofort mitten ...

An den Büchern von Andreas Gruber liebe ich besonders, dass sie schon zu Beginn sofort zur Sache kommen. Auch „Das Eulentor“ starte gleich mit einer großen Portion Spannung durch und ich war sofort mitten in der Geschichte. Als Erstes lernte ich Neele Tujunen kennen, die unbedingt nach Spitzbergen auf eine Arktisstation möchte. Das Warum blieb erst einmal in der Schwebe, was für reichlich Spekulationen und Mutmaßungen bei mir führte. Neeles Entschlossenheit beeindruckte mich, denn sie ging ein ziemlich hohes Risiko ein, um ihren Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.
Zudem gelang es Andreas Gruber auf den ersten wenigen Seiten die ersten Horrorausläufer spürbar zu machen, sodass ich schon jetzt dem Bann des mysteriösen Eulentores erlag.

„Das Eulentor“ wurde in verschiedene Teile aufgeteilt, welche jeweils wiederum in einzelne Kapitel unterteilt wurden. Diese Gliederung der Handlungen war sehr sinnvoll, da es im Buch zwei verschiedene Handlungsstränge gab. Damals und heute, so lässt sich dies wohl am besten zusammenfassen. Die Vergangenheitsebene wurde von Alexander Berger, Expeditionsleiter, persönlich erzählt, was die Ereignisse und Schockmomente viel emotionaler und schauriger transportieren konnte als der Gegenwartsstrang, welcher mithilfe des personalen Erzählers geschildert wurde. Aber genau diese Konstellation mochte ich, da es den Horror der Expeditionsgruppe intensivierte und mir gleichzeitig in der Jetztzeit die Möglichkeit gewährte, zumindest emotional ein bisschen Abstand zu bekommen. Denn eins ist gewiss, Neeles Erlebnisse waren nicht minder aufregend und auch hier kroch das Grauen unheilvoll immer näher.

Durch das übersichtliche Trennen der Handlungsstränge in verschiedene Teile ermöglichte es mir Andreas Gruber dem Geschehen perfekt folgen zu können, sodass ich mich voll und ganz in die Geschichte fallen lassen konnte. Zumal die Geschehnisse in der Vergangenheit mehrere Jahre umspannten. So vermochten die Ereignisse rund um Neele jedoch alles geschickt zusammenzufügen, denn während sie in den Tagebüchern Alexander Bergers weiterlas, erfuhr ich von ihm persönlich, wie es weiterging. Ein weiterer Pluspunkt waren die angenehm kurzen Kapitellängen, die immer wieder die Spannung anheizten und fiese Wendungen ermöglichten.

Dieser Horrorthriller entfaltete seine Wirkung nicht allmählich, sondern immer wieder blitzten Schocker und schaurige Gruselmomente hervor. Meist kamen sie so überraschend über mich, dass ich atemlos dem Geschehen folgte und „Das Eulentor“ am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte. Am meisten mochte ich jedoch, dass der Horror so verpackt wurde, dass er immer im Bereich des Möglichen lag. Zusätzlich intensivierte die unheimliche und lebensfeindliche Atmosphäre mitten im ewigen Eis die Geschehnisse so sehr, dass ich ordentliche Adrenalinschübe ausschüttete.
Durch das Zusammenspiel der beiden Handlungsstränge erschuf Andreas Gruber eine so packende Erzählung, dass ich selbst im warmen Sonnenschein das Frösteln bekam.

Generell wurde „Das Eulentor“ in einer sehr lebendigen und bildhaften Sprache verfasst, sodass der Eindruck bei mir entstand, mittendrin zu sein. Der Mix aus beschwerlichen Bedingungen einer Arktis-Expedition, dem an Besessenheit anmutenden Zwang einer Entdeckung selbst das letzte Geheimnis zu entreißen und die Verzweiflung doch nicht alles begreifen zu können, war richtig gut ausgeklügelt und spannend erzählt worden. Ich habe nicht einmal irgendetwas vorausahnen können und selbst das Ende hat mich sprachlos zurückgelassen. Es war so anders als von mir erhofft, aber gleichzeitig so überaus treffend zur Gesamtheit des Buches. Nur so ergab alles einen authentischen Sinn, ich war begeistert.

Fazit:
„Das Eulentor“ ist ein packender Thriller, der mit reichlichen Horrorelementen gewürzt wurde. Dabei war es oft das unterschwellige Grauen, welches mir die Luft zum Atmen nahm. Top Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine sehr berührende Geschichte

Noch tausend Schritte bis Jerusalem
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Viele von uns kennen die Geschichte von Jesus, seinen Jüngern und dem Verräter Judas. Doch was wäre, wenn das, was wir glauben, was geschah, in Wahrheit ganz anders gewesen ist? Diese ursprüngliche Frage ...

Viele von uns kennen die Geschichte von Jesus, seinen Jüngern und dem Verräter Judas. Doch was wäre, wenn das, was wir glauben, was geschah, in Wahrheit ganz anders gewesen ist? Diese ursprüngliche Frage fand ich spannend und ich war sehr neugierig, wie Katja A. Freese dieser Idee nachgehen würde. Denn Fakt ist, niemand weiß genau, wie sich alles damals zugetragen hatte und dass das geschriebene Wort nicht gleichbedeutend mit der Wahrheit sein muss. Dementsprechend offen fing ich an „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ zu lesen.

Katja A. Freeses unglaublich schöner Schreibstil führte mich sofort in eine lebendige Atmosphäre und die von ihr beschriebenen historischen Schauplätze waren eindrucksvoll. Ich hatte sofort das Gefühl, mittendrin zu sein, die warme Luft zu spüren, den Wind auf meiner Haut zu fühlen. Gleich beim ersten Aufeinandertreffen mit Judas spürte ich seine Verzweiflung, seine Getriebenheit und seine Sorgen. Er ließ mich direkt teilhaben an seinem Leben, an seinen Gedanken und Handlungen. Ich durfte Judas fast das ganze Buch über begleiten und er war mir sofort sympathisch. Ich lernte ihn und seine quälende Vergangenheit kennen und musste dabei aufpassen, nicht in Mitleid für Judas zu versinken. Seine Emotionen und Zwiespalte berührten mich tief.

Genauso wie Judas war auch ich fasziniert von Jeshua, als wir ihn zum ersten Mal begegneten. Mehr als nur einmal fragte ich mich, wie es wohl für die Menschen damals gewesen sein muss, diesem Mann und seinen Worten zu lauschen. Seine Sicht auf das Leben war faszinierend und in ihrer Einfachheit so logisch und nachvollziehbar. Ich wäre ihm auch zu gern im echten Leben begegnet. „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ war voller wunderschöner Aussagen und Worte, die mich ergriffen und zum Nachdenken brachten.

„Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ war anders. Kein historischer Roman, wie ich ihn kenne. Durch die teilweise sehr poetische, mit teilweise leicht philosophischen Einschlägen verfasste Sprache wurde ein spannendes Kunststück vollführt. Ich wurde zwar in die damalige Zeit versetzt, gleichzeitig fühlte es sich so zeitlos an, dass es auch im Hier und Jetzt gewesen sein könnte.
Es war, als würde goldenes Licht durch die Zeilen zu mir hindurchscheinen, mich wärmen und dafür sorgen, dass ich mich rundherum wohlfühlte. Hier tobte keine Action durchs Buch, doch das war gar nicht notwendig, um mich gebannt lesen zu lassen. Stattdessen begegnete ich zwei Menschen, die fühlende und lebendige Wesen waren und eben nicht Verräter und Heiliger. Dafür sorgte auch Katja A. Freese, die mich zwischendurch auch an den Gedanken und Gefühlen Jeshuas teilhaben ließ. Die philosophischen Ansätze waren einfach gehalten, sehr gut verständlich und boten Platz für eigene Überlegungen.

Generell war „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ so voller Emotionen, die so tief gingen, dass es mich beim Lesen manchmal körperlich schmerzte, mich aber auch häufig glücklich lächeln ließ. Hier lagen Freude und Leid, Liebe und Kummer so eng umschlungen nebeneinander, dass das Buch förmlich wie ein eigenes Wesen atmete und lebte.
Mit dem Fortschreiten der Geschichte wurde mir irgendwann bang, wir wissen ja alle, wie es endete. Doch ich vertraute darauf, dass mir Katja A. Freese nicht das Herz brechen würde und einen Schluss finden würde, der diesem bewegenden Buch würdig ist.
So kam es auch. Sie söhnte mich mit dem Unausweichlichen, aber nicht Ausgesprochenen aus. Bis zur letzten Seite war formvollendete Liebe spürbar.

Fazit:
„Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ ist wirklich allen zu empfehlen, die ihr Herz für diese ungewöhnliche und eindringlich schöne Geschichte öffnen können und auch wollen.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Packender Reihenauftakt

The Vote 1
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Auf den Manga „The Vote 1“ hatte ich mich schon vor dem Lesen riesig gefreut und konnte es kaum erwarten, bis dieser endlich bei mir einziehen konnte. Mich hatte vom ersten Augenblick alles angesprochen. ...

Auf den Manga „The Vote 1“ hatte ich mich schon vor dem Lesen riesig gefreut und konnte es kaum erwarten, bis dieser endlich bei mir einziehen konnte. Mich hatte vom ersten Augenblick alles angesprochen. Vom Cover bis hin zum Klappentext. Beides verdeutlichte sehr eindrücklich, um was es bei diesem in sieben Bänden abgeschlossenen Manga gehen würde.

Zu Beginn lernte ich Minato Imabari kennen, die gern und viel an ihrem Smartphone hängt, wie alle ihre Mitschüler. Die kurze Einführung in das Leben von Minato war gelungen, da ich so neben ihren Gewohnheiten und ihrem Alltag auch schon einige ihrer Klassenkameraden und Freunde kennenlernte. Gleich zu Beginn wurde aber eins schon ganz klar deutlich: In der Klasse 2c der Yanagisawa Privatschule gilt eine krasse Hierarchie, vom Lieblingsschüler bis hin zu den Losern. Minato gehörte eher zur untersten Schicht, fühlt sich dennoch in ihrer Clique relativ wohl.
Doch dann taucht plötzlich eine mysteriöse App auf allen Smartphones auf: The Vote.

Auch wenn im ersten Moment der Manga ruhig begann, spätestens mit dem Auftauchen von „The Vote“ stieg die Spannung sprunghaft an. Es war interessant mitzuerleben, wie diese App funktionierte, aber auch, welche Herausforderung diese an die Lernenden stellte und wie jeder für sich damit umging. Allerdings war meine Sicht auf die Mitschüler durch Minato stark eingeschränkt, da der Fokus auf ihr lag und ich sie durch den nun beginnenden Albtraum begleitete.

Die dargestellten Szenen zeigten überwiegend jene Momente, die dem Zeitraum der jeweiligen Abstimmung, der Mitteilung und der Konsequenz der Ergebnisse entsprachen. Hier fand ich es sehr gelungen, miterleben zu können, wie sich die Atmosphäre innerhalb der Klasse veränderte. Wie sie am Anfang alle noch davon ausgingen, dass es sich hierbei um einen Streich handelte, nur um dann festzustellen, dass es bitterer Ernst war. Und dass es nicht zwangsläufig bedeutete, nur den sozialen Tod zu sterben. Und was heißt das überhaupt? Den sozialen Tod sterben? Dies erfuhren Minato und ihre Mitschüler am Beispiel des ersten Opfers Kanna Iriyama.

„The Vote 1“ spielte nicht nur in der Highschool, die Figuren waren auch perfekt auf diese Altersgruppe zugeschnitten. Die Gedanken, das Verhalten und auch die Emotionen spiegelten Jugendliche wider, sodass deren Probleme und Reaktionen absolut passend zum Geschehen waren. Ein wenig schade fand ich, dass die Opfer fast ausschließlich aus denselben Gründen einen sozialen Tod erlitten. Hier hätte ich mir doch mehr Individualität und vor allem breit gefächerte Geheimnisse gewünscht.

Zeichnerisch empfand ich „The Vote 1“ ganz gut umgesetzt. Die unterschiedlichen Charaktere hatten einen hohen Wiedererkennungswert, allerdings wurden sie in besonderen Situationen überspitzt dargestellt. Dies führte dazu, dass sie nicht nur charakterlich abstoßend auf mich wirkten, sondern auch äußerlich. Es unterstrich damit jedoch perfekt ihre Art und verdeutlichte den Kern der Aussage.
Gestik und Mimik der einzelnen Figuren waren klar gezeichnet, sodass die jeweiligen Emotionen einwandfrei an mich transportiert wurden. Aufwendige Illustrationen waren zwar spärlich gesät, aber insgesamt konnten mich die schlichten Darstellungen von Kleidung, Umgebungen und der App „The Vote“ überzeugen. Im Grunde war es auch gut so, da die Zeichnungen nicht vom Kern der Geschichte ablenkten und somit das psychologisch perfide Drama spannend eingefangen wurde.

Die Reihe trägt die Altersempfehlung ab 16 Jahren zu Recht. „The Vote 1“ wartet nicht nur mit einem Thema auf, das unter die Haut geht, sondern auch mit teils sehr eindeutigen Szenen aus der Erotik Kategorie. Zudem gab es mitunter auch brutale Vorfälle, die besonders den Zwang überdeutlich hervorhoben. Die Bezeichnung „schockierender Highschool-Thriller“ fand ich absolut passend, denn der Manga war schon recht abgefahren und brachte viel Hochspannung mit sich.

Fazit:
Der Reihenauftakt „The Vote 1“ konnte mich insgesamt überzeugen. Es ist noch Luft nach oben, aber ich habe Hoffnung, dass Band 2 noch intensiver und abwechslungsreicher wird. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Gelungene Mischung aus Bildband und Sachbuch

Meister der Tarnung
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Als „Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ bei mir ankam, war ich schon komplett begeistert. Der Einband ist wunderschön, stabil und die Augen des Tigers wurden auf interessante Weise ...

Als „Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ bei mir ankam, war ich schon komplett begeistert. Der Einband ist wunderschön, stabil und die Augen des Tigers wurden auf interessante Weise eindrucksvoll hervorgehoben. Außerdem waren die Worte „Meister der Tarnung“ gestanzt, sodass das gebundene Buch haptisch und optisch ein Volltreffer für mich gewesen ist. Bevor ich jedoch mit dem Lesen anfing, konnte ich nicht widerstehen und musste einfach mal komplett durchblättern. Die verschiedenen Fotografien waren hinreißend und es hat Spaß gemacht, das ein oder andere Tier zu suchen. Besonders herausfordernd war für mich das Bild des Steinfisches. Hier habe ich wirklich lange gebraucht, bis ich den Fisch inmitten eines Korallenstockes, umgeben von Muscheln und Algen richtig entdeckt hatte.

Die unterschiedlichen Tierarten wurden sinnvoll nach jenen Kontinenten sortiert, auf denen sie leben. So fand ich besonders den Abschnitt „Europa“ sehr interessant, weil auch mein Lieblingstier der Wolf, Erwähnung fand. Ebenso superspannend war die Einteilung „Meere und Ozeane“. Neben manch recht schauerlich aussehenden Unterwasserlebewesen gab es auch die Echte Karettschildkröte und den Beluga zu bestaunen. Insgesamt mochte ich alle kontinental Unterteilungen, denn es gab wirklich viel zu entdecken und auch Tiere, von denen ich bislang noch nichts gehört oder gelesen hatte.

Besonders begeisterte mich an „Meister der Tarnung, wie Tiere sich unsichtbar machen“ die knackigen und doch so informativen Texte zu den einzeln vorgestellten Tieren. Ein kleiner Infokasten verriet mir immer die Verbreitung inklusive eines Minikartenausschnittes, um zu visualisieren, wo jenes Tier lebt. Hinzu kamen dann noch Ergänzungen wie die Trivialnamen, der wissenschaftliche Name sowie die Details zur Größe, Ernährung und ob sie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen.
Der restliche Text war immer auf den jeweiligen vorgestellten Meister der Tarnung angepasst und leichtgängig zu lesen. Auch für Kinder ist dieses Buch unheimlich interessant und wertvoll, da die Informationen präzise und die Fotografien großformatig und zum Staunen schön waren. Außerdem luden die verschiedenen Tiere immer zu einer Gesprächsrunde ein.

„Meister der Tarnung. Wie Tiere sich unsichtbar machen“ ist eine hervorragend gelungene Mischung aus Bildband und Sachbuch. Dabei kamen die Sachtexte mit einer Lockerheit daher, die das Interesse für Biologie und das Thema der verschiedensten Tarnmechanismen in der Tierwelt beleuchtete und weckte. Neben vielen „WOW“ und „Oh, das ist aber interessant“ konnte das Buch die ganze Familie begeistern. Es wimmelte nur so von kriechenden, krabbelnden, sprintenden, schwimmenden und fliegenden Tieren, die nicht nur Meister der optischen Tarnung sind, sondern sich zum Beispiel auch mit Gerüchen oder Warnfarben bestens auskennen, um das eigene Überleben zu sichern.

Fazit:
Kurzweiliges Sachbuch mit beeindruckenden Bildern und leicht verständlichen Sachtexten. Noch nie hat Biologie und das breit gefächerte Thema rund um tierische Überlebensstrategien so viel Spaß gemacht. Sehens- und lesenswert. Ein super Nachschlagewerk zum Staunen.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Völlig anders als erwartet

Vogelgrab
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Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele ...

Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele Sprünge innerhalb der Erzählung, dass ich ganz wirr im Kopf wurde. Meine größte Sorge war, dass das so weitergehen würde, aber ich merkte gar nicht, dass ich plötzlich wie festgeklebt an der Szenerie hing.

„Vogelgrab“ zog mich in seinen Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Meine Vorstellungen von den zukünftigen Ereignissen wurden relativ schnell komplett gekillt, stattdessen bekam ich eine Story serviert, die von unerwarteten Wendungen und den tiefen Emotionen einer traumatisierten ehemaligen FBI-Profilerin lebte. Denn Reni Fisher hatte eine dunkle Vergangenheit, in der sie als kleines Mädchen ihrem Vater als Lockvogel diente. Gemeinsam spielten sie ein bösartiges Spiel, in dem Reni junge Frauen anlockte, die ihr Vater anschließend ermordete und in der Wüste verscharrte. Noch immer plagen Reni Schuldgefühle, doch Stück für Stück enthüllt sich eine so tiefgreifende Tragödie, dass ich Reni am liebsten fest in die Arme geschlossen hätte.
Ihre ganzen Ängste und die tiefe Verzweiflung, eine Mitschuld an den Tod der Frauen zu haben, ging mir nahe. Reni wirkte so unglaublich zerbrechlich und war gleichzeitig so stark. Ich mochte sie sehr gern. Vor allem, weil sie unbedingt helfen wollte, die Opfer in der Mojave-Wüste zu finden.

Aber auch Protagonist Daniel Ellis, Detektiv bei der Mordkommission, bereicherte „Vogelgrab“ auf seine eigene Art und Weise. Sein unerschütterlicher Glaube an Reni fand ich besonders beeindruckend, denn auch Daniel Ellis hatte ein gut gehütetes Geheimnis. Ich hätte es verstanden, wenn er Reni aus tiefstem Herzen Misstrauen entgegengebracht hätte. Doch die beiden ergänzten sich wunderbar auf der Suche nach den vermissten Opfern des Inland-Empire-Killers.
Der Schreibstil von Anne Frasier zog mich immer tiefer in die bedrückend bedrohliche Atmosphäre von „Vogelgrab“. Mit einem unglaublich fein gesponnenen Netz unterschiedlicher Handlungsfäden sorgte die Autorin für einen wirklich packenden Spannungsanstieg. Mithilfe des personalen Erzählers konnte ich mehrere Personen begleiten und so zeichnete sich langsam ein ganz eigenes grauenhaftes Bild der Ereignisse, dessen Auswirkungen bis ins Jetzt nachhalten.
Dabei ging Anne Frasier ziemlich geschickt vor. Ziemlich häufig ließ sie mich einfach nur an den Emotionen, Erinnerungen und Handlungen ihrer lebendig ausgearbeiteten Figuren teilhaben, aber gelegentlich schickte sie mich auch wirklich in die Vergangenheit zurück.

Dieser Thriller war unglaublich geschickt konstruiert worden. Die menschliche Psyche nahm viel Raum ein, aber auf eine unglaublich interessante und sehr feinausgeklügelte Art. Manche offensichtliche Hinweise von Anne Frasier führten zu mancher richtigen Schlussfolgerung, doch mit dem Gesamtbild, welches mir am Ende präsentiert wurde, hätte ich nie gerechnet. Ich war am Ende fassungslos und erschüttert, „Vogelgrab“ wird noch lange in mir nachhallen.

„Vogelgrab“ ist der Auftakt einer neuen Reihe um Reni Fisher und ich weiß schon jetzt, dass ich unbedingt wieder auf Reni treffen möchte. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass auch Daniel Ellis wieder mit dabei ist und sich vielleicht der ein oder andere Handlungsstrang noch auflöst, der nichts mit diesem Fall zu tun hat.

Fazit:
Ein Thriller, der fantastisch und intensiv war und völlig anders gewesen ist, als ich es erwartet hatte. Lesenswert.

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