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Veröffentlicht am 17.05.2021

Ein wirklich gelungenes Experiment

Die Infantin trägt den Scheitel links
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Worum geht es in diesem Buch? Im Prinzip geht es um ein Kind, das unter widrigen Umständen zu einer jungen Frau wird. Die widrigen Umstände bestehen aus einem alkaholkranken Vater, einer psychisch angeschlagenen ...

Worum geht es in diesem Buch? Im Prinzip geht es um ein Kind, das unter widrigen Umständen zu einer jungen Frau wird. Die widrigen Umstände bestehen aus einem alkaholkranken Vater, einer psychisch angeschlagenen Mutter und zwei gemeinen älteren Zwillingsschwestern. Die ganze Familie lebt auf einem heruntergekommenen Bauernhof. Es gibt daneben noch viele andere Figuren von den Urgroßeltern bis zu Schulkameraden.
Einerseits geht es um die Geschichte dieses Mädchens, die gleich von ihr selbst erzählt wird. Andererseits geht es um Sprache, und wie man diese teilweise traumatisierenden Erlebnisse in Sätze packen kann. Interessant ist, wie die Sprache sich dem Älterwerden der Ich-Erzählerin anpasst, komplexer wird und mehr einer erwachsenen Frau als einem Kleinkind entspricht. Nicht dass jetzt der Eindruck entsteht, der Anfang des Buches sein in einer Babysprache geschrieben. Nein, es sind immer normale Sätze, teilweise vom Wortschatz her mit Lokalkolorit versehen. Zwischendurch beginnt der Text immer wieder gedanklich zu galoppieren, wenn die wiedergegeben Gedanken sprunghaft werden. Dabei werden Assoziationen basierend auf Wörtern oder angedeuteten Gedanken aneinandergereiht, aber immer in vollständigen und grammatikalisch korrekten Sätzen.
Ob mir das Buch gefallen hat? Ja, es hat etwas. Ich finde es interessant, wie die Autorin sprachlich und inhaltlich die Erzählerin ihr zerrüttetes Leben wiedergeben lässt. Das Buch ist sprachlich ein Experiment, das sehr gut gelungen ist, da die verwendete Sprache selbst das traumatisierende Leben der Protagonistin reflektiert ohne dabei in völlig unverständliches Kauderwelsch abzugleiten.

Fazit: Sehr lesenswert, falls man sich sprachlich auf ein Abenteuer einlassen will.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Ein sehr lesenswertes Buch

Ein Sonntagskind
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Kurz umrissen geht es um eine Teenager aus Pommern, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs noch eingezogen wird. Der bereits ziemlich verkorkste Junge, der zwischen den unschuldigen Träumen der Jugend und ...

Kurz umrissen geht es um eine Teenager aus Pommern, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs noch eingezogen wird. Der bereits ziemlich verkorkste Junge, der zwischen den unschuldigen Träumen der Jugend und der Nazigehirnwäsche oszilliert, begeht Taten, die ihn sein ganzes Leben lang in verschiedener Ausprägung verfolgen werden. Im Buch werden verschiedene Stationen und Entwicklungen seines Lebens erzählt, z. B. der soziale Aufstieg, die Kindheit, das Eheleben, die Arbeit als Professor für Philosophie in den wilden 60er Jahren, Freundschaften etc.

Das Buch ist gewaltig, nicht nur im Umfang, sondern auch vom Inhalt her. Es zeigt am Beispiel dieses männlichen Menschen auf, was der Krieg und die Gehirnwäsche mit ihm und seinem Umfeld angestellt haben. Und wie alle auf ihre Art mit ihrer eigenen und der gemeinsamen Vergangenheit über Generationen verbunden sind. Ich finde das Buch sehr lesenswert, auch wenn es für meinen Geschmack manchmal etwas zu geschwätzig daherkommt, was aber am Ende egal ist, da der Inhalt wirklich sehr stark ist. Wenn man etwas Zeit, empfehle ich das Buch, auch wenn es eine sehr männliche Perspektive auf die Welt einnimmt.

Fazit: Klare Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 15.04.2021

Gute Geschichte und sehr einnehmend geschrieben

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Dies ist der zweite Teil vom Corinna Bomann dreiteiliger Serie „Die Farben der Schönheit“. Von der Story gebe ich nichts preis, die muss man schon selber lesen. Nur vielleicht soviel: Die Geschichte spielt ...

Dies ist der zweite Teil vom Corinna Bomann dreiteiliger Serie „Die Farben der Schönheit“. Von der Story gebe ich nichts preis, die muss man schon selber lesen. Nur vielleicht soviel: Die Geschichte spielt hauptsächlich in New York und Umland mit einem Abstecher nach Berlin in den 1930er Jahre. Wie schon im ersten Band arbeitet sich Sophia weiter in der Kosmetikbranche hoch, um zwischendurch immer wieder auf Grund verschiedentlich gearteten Schicksalsschlägen in tiefe Krisen zu stürzen.
Das mag jetzt alles sehr unspektakulär klingen, aber das Buch hat mir sehr gefallen, da es mich auf eine Reise in eine mir mehr oder weniger unbekannte Welt in einer fernen Zeit mitnahm. Die angenehme Art, wie Frau Bomann diese Geschichte erzählt, riss mich nach den ersten Seiten aus dem Alltag heraus, und ich musste das Buch in drei Tagen (inklusive einer meiner längeren Lesenachtschichten) regelrecht verschlingen. Mit anderen Worten, ich fand das Buch wirklich super. Es gibt viel Herzschmerz, interessante Machtkämpfe, viele Gefühle und auch Spannung. Ein Mix, der mir in diesem Fall sehr gut gefiel. Ich freue mich schon auf den dritten Teil, der irgendwo auf dem SuB liegt.

Fazit: Gute Unterhaltung und viele Gefühle. Eine klare Leseempfehlung für alle, die mit solchen Geschichten etwas anfangen können.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Ein wunderbarer Liebesroman

Das Café unter den Linden
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Fritzi entflieht der Süddeutschen Provinz in das Berlin der 1920-Jahren, um die Ödnis der Provinz und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie ist jung, ziemlich selbstsicher und aufgeweckt. Genau die ...

Fritzi entflieht der Süddeutschen Provinz in das Berlin der 1920-Jahren, um die Ödnis der Provinz und ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie ist jung, ziemlich selbstsicher und aufgeweckt. Genau die richtige Mischung um im quirligen, aber auch sehr rauen Berlin dieser Zeit ihr Glück zu finden und ihr eigenes Leben zu gestalten. Die junge Frau kommt im umgebauten Gartenhäuschen, das zu einer alten und ziemlich verlotterten Villa eines Kriegsveteranen, den ihr verstorbener Vater kannte, unter. Dort lebt sie mit einem schwulen Pärchen zusammen, die Künstler sind. Ja, die ganze Villa ist eine freie Künstlerkolonie, die ein Sammelsurium von interessanten Figuren beherbergt, inklusive des der wahren Kunst verfallenen Hausherrn, eben des ehemaligen Freundes ihres Vaters. Und die Geschichte kann losgehen!

Ich habe das sehr unterhaltsam geschriebene Buch gern gelesen, da es die bunte Welt der Weimarer Republik mit all ihren Abgründen ziemlich pointiert beschreibt. Klar, es ist auch ein Liebesroman, in den aber viel eingepackt wurde, wie zum Beispiel die chauvinistischen mächtigen Männer, die die Träume junger Frauen schamlos für ihre sexuellen Eskapaden ausnutzen sowie die Macht des Geldes ganz allgemein. Das Buch hat trotzdem eine angenehme Leichtigkeit, so dass ich in die damalige Zeit eintauchen konnte, ohne danach Alpträume zu haben. Und man merkt, dass die Autorin eine ausgewiesene Kennerin der Verhältnisse der Weimarer Republik ist, was dem Buch sehr zugute kommt. Joan Weng promoviert aktuell über die Literatur jener Zeit.
Kurz gesagt: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich werde wieder einmal etwas von ihr lesen.

Fazit: Gut gemachtes Buch über eine interessante Frau in einer interessanten Zeit- klare Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein gemeines Buch

Unsichtbare Tinte
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Das Büchlein fängt so unverbindlich an, und auf einmal kann man es nicht mehr weglegen. Und weil es so dünn ist, liest man es gleich zu Ende.
Ein Ich-Erzähler, der eventuell einen Roman schreibt, versucht ...

Das Büchlein fängt so unverbindlich an, und auf einmal kann man es nicht mehr weglegen. Und weil es so dünn ist, liest man es gleich zu Ende.
Ein Ich-Erzähler, der eventuell einen Roman schreibt, versucht das Verschwinden einer gewissen Noëlle Lefebvre zu ergründen. Auf den Fall aufmerksam wird er, als er bei einer Agentur- vermutlich eine Privatdedektei - den entsprechenden Auftrag erhält. Die Informationen sind spärlich, ein paar Namen, einen Ausweis der vermissten Frau um postlagernde Briefe abzuholen und eine Adresse. Der sehr schüchterne Dedektivnovize macht sich wenig erfolgreich an die Arbeit, die ihm keinen Spaß macht. Heute - aber wann ist heute- blickt er auf diese Episode seines Lebens zurück. Zeitweise liegen dreißig Jahre dazwischen. Und in all den Jahren hat er sich immer wieder mit dieser Geschichte auseinandergesetzt.

Ja, das mag alles sehr verwirrend klingen, ist aber auf den 130 Seiten absolut plausibel, klar verständlich und auch spannend dargelegt. Mit anderen Worten: Ein unglaublicher Text. Ein Wunder, dass man so etwas auf Papier bringen kann. Aber es es ist ja mit Patrick Modiano auch ein absoluter Könner am Werk.
Um was geht es in diesem Buch neben der eigentlichen Geschichte? Meines Erachtens um die Unschärfe des Erinnerns, der Auflösung von Zeit und Raum im Akt der Erinnerns, der Rekonstruktion des eigenen Erinnerns, des eigenen Erlebten und der Erinnerung von anderen an die fraglichen Ereignisse. Traum und reale Begebenheiten vermischen sich zu individuellen Erinnerungen, über die man sich austauschen kann oder eben auch nicht. Erinnerungen werden angestoßen durch irgendwelche aktuelle Vorkommnisse und machen sich selbstständig, können Besitz von einem ergreifen. Manches vergisst man einfach so, anderes will man vergessen und schafft es trotzdem nicht. Ja, irgendwie geht es um diese Themenkreise in diesem Buch. Jedenfalls hat mir das Buch sehr gefallen.


Warum das Buch Buch gemein ist, verrate ich hier natürlich nicht.

Fazit: Einfach purer, anregender Lesegenuss!

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