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Veröffentlicht am 04.01.2017

Langweilig

Montgomery
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Der Filmproduzent Montgomery Cassini-Stahl stirbt unvorhergesehen und sein alter Schulfreund beginnt, die Leute in seinem Umfeld über ihn zu befragen, um sein Leben und besonders seine letzten Tage zu ...

Der Filmproduzent Montgomery Cassini-Stahl stirbt unvorhergesehen und sein alter Schulfreund beginnt, die Leute in seinem Umfeld über ihn zu befragen, um sein Leben und besonders seine letzten Tage zu rekapitulieren.

Zugegeben: In meinem Seminar zu Intermedialität ist dieses Buch ein Paradabeispiel für filmisches Schreiben. Ansonsten ist es absolut langweilig! Montgomery ist einer der exzentrischsten Figuren der Literaturgeschichte (was, ebenfalls zugegeben, wunderbar zum Werk der Autorin Sibylle Lewitscharoff passt). Diese Exzentrik könnte durchaus spannend sein, hier ist sie einfach nur langweilig. Montgomery ist eine Figur, die nicht fähig ist zu normalen Beziehungen, kränklich und schwächlich, gefangen in Strukturen und Lebensmustern. Am Ende hilft ihm schließlich die Liebe, auszubrechen aus diesem Leben, doch in diesem Moment des Ausbruchs stirbt Montgomery - das vielleicht spannendste an seinem Leben.
Literarisch ist hier sicher einiges "herauszuholen", denn das letzte Projekt des Filmproduzenten ist die Verfilmung des Romans "Jud Süß", in dessen Rolle er selbst schlüpfen muss, als sein Hauptdarsteller in den Tiefen des römischen Nachtlebens verschwindet. Auch an religiösen und biblischen Motiven fehlt es hier nicht. Der Roman hat auch viele renomierte Preise erhalten. Leider kann dies alles nicht dazu beitragen, den Roman spannender zu machen...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Und wieder einmal ein "Klassiker", bei dem man sich fragt: Warum!?

Die Rättin
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Eine Ratte erzählt dem Erzähler im Traum, wie das Ende der Menschen aussehen wird und wie es danach weiter gehen wird. Gleichzeitig schildert der Erzähler vier Geschichten, die mit dem Untergang der Menschen ...

Eine Ratte erzählt dem Erzähler im Traum, wie das Ende der Menschen aussehen wird und wie es danach weiter gehen wird. Gleichzeitig schildert der Erzähler vier Geschichten, die mit dem Untergang der Menschen verknüpft sind: Da sind fünf Frauen, die Quallenbestände in der Ostsee messen sollen...Da ist Oskar Matzerat, seine Erlebnisse seit "Die Blechtrommel" und der 107. Geburtstag seiner Großmutter...Da ist der Künstler Malskat, der den Wiederaufbau der 50er Jahre als Farce enttarnt... Und da sind Grimm'sche Märchenfiguren, die versuchen, den Wald zu retten...

Selten habe ich mich so durch ein Buch durchquälen müssen wie durch "Die Rättin". Anfangs ist man noch betroffen von der schonungslosen Ehrlichkeit der Ratte und dem Bewusstsein, dass der Mensch nicht gut umgeht mit seinem Planten. Doch nach 450 Seiten hat man davon wirklich genug! Da sind die kleinen Zwischenhandlungen wirklich spannend geraten! Mir persönlich hat die mit den Märchenfiguren am besten gefallen. Wenn man "Die Blechtrommel" gelesen hat, ist auch der Teil mit Oskar recht interessant.

Der Schreibstil ist sehr zäh, und durch das ewige Moralaposteln der Ratte sehr langweilig. Die Fantasien des träumenden Erzählers sind teilweise sehr befremdlich.
Was gefällt ist der schonungslose Sarkasmus von Günter Grass. An nichts lässt er ein gutes Haar, alles wird karrikiert und völlig überspitzt dargestellt. Ein Blatt nimmt er nicht vor den Mund und so mancher wird sich vielleicht auch an seiner herben Sprache stören, die hier und da zu finden ist. Doch macht dies das Buch wahrscheinlich zum Bestseller: Das schonungslose Aussprechen dessen, was andere unter den Tisch kehren wollen. Das Anprangern von Missständen. Die Farce der glorreichen 50er-Jahre. Selbst das Sterben zieht er in den Dreck. Wer auf ein Happy End hofft, kann hier lange warten...

Alles in allem ein sehr langweiliger Roman, allerdings mit auflockernden Stellen. An Gesellschaftskritik fehlt es hier keinesfalls, diese ist direkt und gut geraten! Doch hilft diese nur in den wenigsten Stellen darüber hinweg, dass sich die Handlung zieht und man nach dem 10. Mal nicht mehr hören will, dass der Mensch schlecht mti der Erde umgeht...