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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2017

Nichts für schwache Nerven - Noch nie habe ich diese Floskel so ernst gemeint!

Ich bin die Nacht
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Marcus Williams zeiht in die Kleinstadt Asherton und möchte seine Vergangenheit am liebsten ganz weit hinter sich lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn schneller als ihm lieb ist holt ihn ...

Marcus Williams zeiht in die Kleinstadt Asherton und möchte seine Vergangenheit am liebsten ganz weit hinter sich lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn schneller als ihm lieb ist holt ihn seine Vergangenheit ein. Denn der berüchtigtste Mörder aller Zeiten treibt in Asherton sein Unwesen. Aber nicht nur dieser stellt eine Gefahr für das Leben des Ex-Polizisten dar...

Als ich mit lesen begann, war ich hellauf begeistert! Ich hielt hier einen Thriller in Händen, der nicht nur an die ganz Großen wie Cody McFadyen oder Kathrin Slaughter herankommt - nein, er übertrifft ihn! Er übertrifft sie an Skrupellosigkeit und Grausamkeit bei weitem, nicht nur einmal musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass es sich hierbei nicht um reale Menschen handelt, sondern lediglich um Imaginationen des Autors. Was dies betrifft war der Thriller wirklich große Klasse!!
Was mich allerdings etwas befremdet und gestört hat, war die größere Handlung. Hier schien es kaum einen roten Faden zu geben, man stolpert als Leser von Francis Ackerman jr. zu Marcus und DAS ist es, was den Pageturner ausmacht! Mir fehlt hier eine klare Handlung. Zwar löst sich am Ende alles auf, doch hätte man dies trotzem in einem etwas besseren und klareren Spannungsbogen lösen können. So fällt der Leser mitten in die Handlung und kämpft sich 300 Seiten durch die Handlung, bis so etwas wie eine übergeordnete Handlung erst einmal auftaucht.
Ich bin nun trotzdem gespannt, wie das Abenteuer in "Ich bin der Schmerz" weitergehen wird!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Trümmerliteratur, die unter die Haut geht

Wanderer, kommst du nach Spa...
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In seiner Kurzgeschichtensammlung "Wanderer, kommst du nach Spa...?" behandelt Heinrich Böll Kriegs- und Nachkriegsthemen.
Manche der Geschichten sind für uns heute nur schwer verständlich, ich denke ...

In seiner Kurzgeschichtensammlung "Wanderer, kommst du nach Spa...?" behandelt Heinrich Böll Kriegs- und Nachkriegsthemen.
Manche der Geschichten sind für uns heute nur schwer verständlich, ich denke für Vieles fehlt einfach das entsprechende Hintergrundwissen. Ich denke aber, dass es für das Publikum, für das die Geschichten einmal geschrieben waren, sehr passend war und das gerade das subtile Anspielen verschiedener Dinge ganz genau den Nerv der Menschen getroffen hat.

Andere Geschichten sind durch ihre Klarheit und Deutlichkeit dafür umso schlimmer zu lesen. Wir können uns heute denke ich keinesfalls vorstellen, wie es gewesen sein muss, in dieser Zeit zu leben! Auch wenn wir manche der Geschichten eben gerade nicht verstehen, so verstehen wir heute die anderen Geschichten umso besser. Und wenn wir noch einen Nutzen aus dieser Art von Literatur ziehen, dann den, dass wir immer wieder daran erinnert werden, was wir als Menschen fähig sind zu tun! Gerade in der heutigen politischen Lage finde ich eben das immer wieder wichtig...

Alles in allem ist das natürlich eine Anthologie, die nichts für Jedermann ist. Als reine Unterhaltungsliteratur taugt Böll nämlich nicht, man muss schon Interesse haben an der Wirklichkeit, die er uns hier beschreiben will.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein beeindruckendes Sprachexperiment

Talisman
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Yoko Tawada ist heute vor allem in der Sparte 'INterkulturelle Literatur' bekannt. "Talismann" ist ein Paradabeispiel dafür, wieso das so ist.

"Talismann" ist eine Sammlung verschiedener kleiner Episoden, ...

Yoko Tawada ist heute vor allem in der Sparte 'INterkulturelle Literatur' bekannt. "Talismann" ist ein Paradabeispiel dafür, wieso das so ist.

"Talismann" ist eine Sammlung verschiedener kleiner Episoden, in denen sich Tawada Gedanken macht über die deutsche, aber auch die japanische Sprache und Kultur. Dabei fühlt sich der Muttersprachler mit einem Schmunzeln doch ertappt und erkennt sich in ihren Beobachtungen wieder. Wahnsinn, wie diese Frau es schafft, die Welt der Sprache und Kommunikation zu beobachten und in Worte zu fassen!!

Was mir weniger gut gefallen hat, sind manche Längen in den einzelnen Geschichten. Außerdem handelt es sich hierbei nicht um unterhaltende Literatur, die man gut vor dem Schlafengehen lesen kann, vielmehr ist "Talismann" gehobenere Literatur, deren Intention es ist, die Welt der deutschen Wörter aus der Sicht einer Ausländerin darzustellen, die aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt.

Zusammenfassend ein unglaubliches und faszinierendes Spiel mit der deutschen Sprache, das leider einige Längen ausfweist und nicht für jedermann geeignet ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Lebensabschnitts-Biographie

Tumult
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Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ...

Hans Magnus Enzensberger, einer der wichtigsten und weltweit bekanntesten deutschen Intellektuellen, findet im Keller alte Dokumente und beginnt, sich mit der Vergangenheit auseinaderzusetzen. Entstanden ist dadurch eine Lebensabschnitts-Biographie der 60er und 70er-Jahre. Hier erlebt Enzensberger einiges, er ist bei Chruschtschow in Russland, erlebt live die Cuba-Revolution, lernt seine russische Frau Mascha kennen und kennt auch sonst viele wichtige Menschen...

Wer sich für Politik und Weltgeschehen der 60er- und 70er- Jahre interessiert, wird hier ganz auf seine Kosten kommen, denn Enzensberger hat alles miterlebt und reflektiert vieles davon, auch sehr selbstkritisch. Der Erzählstil ist manchmal etwas langweilig, dann wieder spannend zu lesen, Biographie eben...Gespickt ist der Text mit Gedichten, die er zur entsprechenden Zeit und zum entsprechenden Thema verfasste, hauptsächlich beruht der Text aber auf alten Tagebuchaufschrieben.

Was mich gestört hat, vielleicht auch etwas belustigt und ungläubig, ist dass Enzensberger scheinbar überll seine Finger im Spiel hatte und alle Menschen kannte. Ein bisschen hat es mich an "Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand" erinnert. Auf mich wirkte das etwas unauthentisch...

Zusammenfassend ein wichtiger Text der deutschen intellektuellen Kulturlandschaft, für Politikinteressierte und Zeitgeschehens-Interessierte sicherlich spannend und lesenswert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Leider nicht von der typischen Picoult-Qualität

Schuldig
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Trixie ist ein Papa-Kind schlechthin! Ihr Vater Daniel liebt sie abgöttisch und zeichnet Comics, durch die seine Liebe deutlich wird. Die Mutter Laura arbeitet an einer Universität. Die drei scheinen eine ...

Trixie ist ein Papa-Kind schlechthin! Ihr Vater Daniel liebt sie abgöttisch und zeichnet Comics, durch die seine Liebe deutlich wird. Die Mutter Laura arbeitet an einer Universität. Die drei scheinen eine glückliche Familie zu sein - bis Trixie von ihrem Freund missbraucht wird. Das Glück der Familie steht spätestens dann auf dem Prüfstand, als der Junge kurze Zeit darauf unter misteriösen Umständen ums Leben kommt. Trixie flieht nach Alaska und ihr Vater setzt alles daran, sie zurückzuholen. Doch er hat ein Geheimnis, das er erst einmal seiner Frau Laura beichten muss...

Ich bin ein riesiger Fan von Jodi Picoult. Ihr Schreibstil und ihre Art, Themen anzusprechen und zu thematisieren, über die die Welt sonst schweigt, sucht meiner Meinung nach ihresgleichen. Leider war ich von diesem Buch aber enttäuscht! Die Thematik fand ich recht mainstream, ganz unüblich für die Autorin.

Die Personen sind trotz allem umfassend gezeichnet, trotzdem kommen sie in der Geschichte meiner Meinung nach nicht richtig zum Tragen. Auch ihr Schreibstil wirkt hier eher nicht so fesselnd...

Was ich ganz nett finde und was ein Beweis für Picoults umfassende (Recherche-) Arbeit ist, die sie in ihre Bücher steckt, sind die Comic-Einlagen im Buch. Sie sind der Ausdruck unglaublicher Liebe Daniels für Trixie.

Zusammenfassend leider nicht Jodi Picoults gelungenstes Werk. Da der Handlung der gewisse Pfiff fehlt, können auch die restlichen Elemente das Buch nicht retten. Schade...