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Veröffentlicht am 22.10.2016

Todesmärchen

Todesmärchen
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Es ist der dritte und persönlichste Fall mit Maarten S. Sneijder, Profiler beim BKA. Auch, wenn ich die ersten Teile nicht kenne, was ich unbedingt noch ändern muss, tat dies keinen Abbruch. Man kann Todesmärchen ...

Es ist der dritte und persönlichste Fall mit Maarten S. Sneijder, Profiler beim BKA. Auch, wenn ich die ersten Teile nicht kenne, was ich unbedingt noch ändern muss, tat dies keinen Abbruch. Man kann Todesmärchen ohne Vorwissen gut lesen und ich bin immernoch ziemlich geplättet von dem Buch.

Während der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder und die BKA-Kommissarin Sabine Nemez eine blutige Schnitzeljagd mit einem Serienmörder spielen, der ihnen immer einen Schritt voraus scheint, kommt die junge Psychologin Hannah in einem Gefängnis für geistig abnorme Rechtsbrecher an. Sie soll die Stelle der verstorbenen Pschologin antreten und trifft dort auf Piet van Loon. Dieser wurde vor fünf Jahren von Sneijder hinter Gitter gebracht und scheint mit den neuen Fällen in Verbindung zu stehen.

Von der ersten Seite an hat mich dieser Thriller gepackt und ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Eigentlich konnte und wollte ich ihn nicht aus der Hand legen, denn zu spannend ist die Story, die zwischen den Buchdeckeln steckt.

Es gibt zwei Handlungsstränge die um einige Tage versetzt spielen. Auf der einen Seite steht die junge Psychologin Hannah, die gerade ihren Dienst antritt und die ein unheimlich großes Interesse an einem Häftling zu haben scheint. Auf der anderen Seite sind die Ermittlungen von Sneijder und Nemez in vollen Gange. Denn die Zeit rennt ihnen davon.

Maarten S. Sneijder ist ein genialer Charakter. Er ist sehr eigen, er ist von sich sehr überzeugt und nein, eigentlich möchte ich nicht mit ihm zusammenarbeiten, aber von ihm zu lesen, fand ich genial. Seine Devise ist es, den Täter innerhalb von 48 Stunden festzusetzen und damit das gelingt, dehnt er die Regeln ab und zu ein wenig. Manchmal dehnt er sie auch etwas mehr. Seine verschrobene Art und das geheimnisvolle an ihm mochte ich sehr. Ihm zur Seite steht die sympathische Sabine Nemez, die vor kurzem ihre Ausbildung bei Sneijder beendet hat. Eine ziemlich starke Frau, die aber einen guten Weg gefunden hat, mit Sneijder klar zu kommen. Das schöne an der Person ist es, dass sie sich während der Story weiterentwickelt und durchaus dem "großen" Profiler Sneijder die Stirn bietet.

Das Buch ist schon von der ersten Seite an spannend. Nachdem ich mich nach kurzer Zeit auch an die zeitlichen Sprünge gewöhnt hatte, lässt es sich einfach nur so weglesen. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, man tappt als Leser lange Zeit im Dunklen, was auch an Sneijder liegt, der seine Gedanken oftmals für sich behält. Aber am Ende fügt sich alles perfekt zusammen und dann ist erst einmal Luft anhalten angesagt.

Andreas Gruber hat hier eine geniale Schnitzeljagd ausgetüftelt, überrascht seine Leser und baut ein hohes Maß an Spannung auf. Ich habe mich stellenweise schön gegruselt. Die Taten und auch die Leichenfunde sind schon mit sehr vielen Details gespickt und für schwächere Nerven ist dies sicherlich nichts.

"Todesmärchen" von Andreas Gruber ist der dritte Fall von Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez. Ein sehr empfehlenswerter Thriller, genau richtig für die dunkle Jahreszeit. Spannung muss man hier auf jeden Fall nicht suchen.

Veröffentlicht am 08.11.2016

Letzte Begegnungen unter dem Galgen

Letzte Begegnungen unter dem Galgen
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>"Vergebt denen, die euch Böses tun." Aber was ist, wenn das Böse millionenfacher Mord ist?
Nürnberg 1946. Die Hauptkriegsverbrecher werden angeklagt und erwarten ihren Tod. Der Militärseelsorger Henry ...


>"Vergebt denen, die euch Böses tun." Aber was ist, wenn das Böse millionenfacher Mord ist?
Nürnberg 1946. Die Hauptkriegsverbrecher werden angeklagt und erwarten ihren Tod. Der Militärseelsorger Henry Gerecke führt mit vielen von ihnen Gespräche, darunter Hermann Göring, Albert Speer, Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und Rudolf Hess. Manche der Angeklagten reagieren mit Ablehnung auf die christliche Botschaft, andere gleichgültig, doch manche scheinen echte Reue zu zeigen. Das bringt Gerecke in ein Dilemma: Gilt Gottes Gnade auch den Menschen, die sich schwerster Verbrechen schuldig gemacht haben? Oder verharmlost Vergebung ihre Sünden?<
(Artikelbeschreibung zum Buch "Letzte Begegnungen unter dem Galgen" von Tim Townsend, SCM Verlag )

Es ist schon einige Tage her, dass ich dieses Buch beendet habe. Ein Buch über den amerikanischen Militärseelsorger und Pastor Henry Gerecke, der 1946 bei den Nürnberger Prozessen dabei war und für die Gefangenen ein offenes Ohr hatte.
Doch was bewegte ihn dazu, sich dieser Aufgabe zu widmen?

"Die Vergebung durch Christus, sie bewegte Gerecke tief, als er dort auf der Parkbank saß und Gott um Weisung bat. [...] Wann sollte er je die Sünde hassen, aber den Sünder lieben wie nie zuvor, wenn nicht jetzt? Er ging zurück in Sullivans Büro und sagte: >>Ich mach´s.<<" (Seite 113, Letzte Begegnungen unter dem Galgen)

Gerecke war sich seiner Aufgabe bewusst und er war sich der Gräueltaten der Menschen bewusst, die er zu betreuen hatte. Einige Tage zuvor hat er das KZ Dachau besucht und es nahm ihm schier den Atem, zu was ein Mensch fähig war. Doch er war auch ehrgeizig und wollte, dass die Nazi-Größen sich ihrem Glauben wieder zu wendeten, den Glauben, den sie für die Ideologie aufgegeben hatten.

Durch Tim Townsend Buch wird eine andere Sichtweise auf die Nürnberger Prozesse gezeigt, die sich von den anderen Büchern weit abhebt. Durch seine sehr gute Recherchearbeit gelang es dem Autor ein Buch zu schreiben, dass den Leser an Gereckes Seite stellt und mit Gerecke zusammen, die Nürnberger Prozesse verfolgt.

Gerecke leistete dabei nicht nur die seelsorgerische Arbeit im Gefängnis, sondern besuchte jeden Prozesstag, weil er beide Seiten der Geschichte hören wollte. Und er kümmerte sich auch um die Frauen und Kinder der Männer, die ihm nach und nach Vertrauen schenkten.

Es ist schwer die richtigen Worte zu finden, weil mich beim Lesen dieses Buches so viel durch den Kopf ging. Auf einmal sieht man nicht mehr nur die Taten, die diese Monster in der Schreckensherrschaft von Hitler begangen haben, sondern aus den Monstern werden Menschen.

"Obwohl die Nazi-Kriegsverbrecher andere Taten begangen hatten als >>normale<< Sünder, kann Gerecke sie nicht als Kinder der Finsternis gesehen haben, und erst recht sah er ihre Frauen und Kinder nicht so." (Seite 317, Letzte Begegnungen unter dem Galgen)

Tim Townsend hat ein hervorragendes Buch über Henry Gerecke geschrieben, über seine Zeit in Nürnberg, aber auch über sein Leben davor und nach den Prozessen. Er beleuchtet aber nicht nur das Leben von Gerecke, auch O Connor, der für die katholischen Häftlinge als Seelsorger in Nürnberg gearbeitet hat, bekommt Raum in diesem Buch. Während Gerecke nach seiner Zeit in Nürnberg über seine Arbeit gesprochen hat, hat O Connor nie ein Wort über diese Zeit verloren.

Den einzigen Kritikpunkt den ich an diesem Buch habe, ist die, besonders im ersten drittel, Sprunghaftigkeit des Autors. Als er Gereckes Werdegang, der an manchen Stellen sehr interessant war, wiedergibt, wird er zum Teil sehr ausschweifend und auch im Zeitgeschehen springt er oft vor und zurück und es war für mich keine klare Linie zu erkennen.

Henry Gerecke hat nach seiner Zeit in Nürnberg weiterhin als Gefängnisseelsorger und Pastor einer Gemeinde gearbeitet. Bis er 1961 mit 68 Jahren verstarb. Aber sein Wirken, sowohl bei den Nürnberger Prozessen als auch danach, als Pastor und Seelsorger haben deutliche Spuren hinterlassen. Sie tragen dazu bei, dass Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.

Veröffentlicht am 31.10.2016

Grausame Nacht

Grausame Nacht
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Es ist mittlerweile der siebte Band rund um die Ermittlerin Kate Burkholder und ich frage mich, warum ich nicht schon früher mal ein Buch von Linda Castillo gelesen habe. Es war fast alles stimmig und ...

Es ist mittlerweile der siebte Band rund um die Ermittlerin Kate Burkholder und ich frage mich, warum ich nicht schon früher mal ein Buch von Linda Castillo gelesen habe. Es war fast alles stimmig und ich hatte ein paar schöne Lesestunden gehabt.

Nachdem ein Tornado über die Ortschaft Painters Mill hinweggefegt ist und vieles zerstört hat, finden ein paar Pfadfinder Jungs, bei Aufräumarbeiten, menschliche Überreste. Doch wer ist der Tote? Kate Burkholder fängt an zu ermitteln und reist dafür weit in die Vergangenheit zurück. Ein Fall, der vor 30 Jahren die Amisch-Gemeinde von Painters Mill beschäftigte, rückt ins Visier der Ermittlerin.

Der vielversprechende Plot und das tolle Cover haben mich zu dem Buch geführt und mich so neugierig gemacht, dass ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Schon auf den ersten Seiten ist man als Leser ein Teil der Geschichte und bekommt den Tornado und eine, eher gruselige, Sequenz aus der Vergangenheit hautnah mit.

Linda Castillo verbindet in ihrem Buch die Vergangenheit, die Gegenwart und das Leben in einer Amisch-Gemeinde perfekt und schafft es ganz gut, den Fall dabei nicht in den Hintergrund treten zu lassen.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen, auch wenn ich mir an manchen Stellen viel mehr Spannung erwünscht hätte. Es gibt zwar immer mal wieder sehr spannende Szenen, aber sie sind halt mit langen Pausen zwischendurch gestreut.

Besonders gut gefallen haben mir die Einblicke in die Amisch-Gemeinde. Ihre Strukturen und Leben wird sehr gut wiedergegeben und auch das Pennsylvania Deutsch durfte hier nicht fehlen. Die Sätze werden zwar immer übersetzt, allerdings fand ich es jetzt nicht so nötig, da man sich den Sinn eigentlich sehr gut erfassen konnte. Es sind auch nur einige Floskeln gewesen.

Gegen Ende des Buches steigt auch die Spannung wieder sehr an. Alle Fäden werden logisch miteinander verbunden und auch die ein oder andere Überraschung ist noch vorhanden.

"Grausame Nacht" von Linda Castillo ist zwar ein eher seichterer Thriller, aber er war sehr gut zu lesen und hat mir ein paar schöne Lesestunden bereitet. Man rutscht so durch das Buch, darf an der Ermittlung teilnehmen und sich selbst auch seine Gedanken zum Fall machen

Veröffentlicht am 25.10.2016

Mirror

Mirror
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"Dein Mirror kennt dich besser als du selbst. Er tut alles, um die glücklich zu machen. Ob du willst oder nicht." (Aufbau Taschenbuch)

Der Mirror ist das neuste Gerät auf dem Markt. Er soll der perfekte ...



"Dein Mirror kennt dich besser als du selbst. Er tut alles, um die glücklich zu machen. Ob du willst oder nicht." (Aufbau Taschenbuch)

Der Mirror ist das neuste Gerät auf dem Markt. Er soll der perfekte Begleiter für die Menschen sein. Er weiß genau, was der Träger möchte, wie er sich fühlt und was er zum glücklich sein braucht. Der Träger wird ferngesteuert von dem Gerät, traut den Aussagen seines Mirrors. Denn der Mirror ist sein bester Freund. Und beste Freunde wissen, was gut für einen ist.

Aber was ist, wenn man an den Ratschlägen des Gerätes zweifelt? Was ist, wenn es scheint, dass dieses Gerät ein Eigenleben entwickelt? Die Journalistin Freya merkt auf einmal, dass ihr Mirror sich merkwürdig verhält. Als sie den Autisten Andy kennenlernt, entdeckt sie das Unvorstellbare.

Karl Olsberg hat mich mit seinem Buch "Mirror" fasziniert. Nachdem ich auf den ersten Seiten viel über die Protagonisten und den Mirror erfahren habe, stieg die Spannung und ich flog nur so durch die Seiten. Die Idee, eine Maschine könnte sich Eigenständig machen, ein Computerprogramm, was lernbereit ist und sich weiter entwickelt, hat mir schon einen Schauer über den Rücken gejagt. Vor allem, weil die Idee nicht so abwegig ist. Die Menschheit strebt nach immer mehr und was passiert, wenn dieses "Mehr" manche so beeinflusst, dass sie zum eigenständigen Denken nicht mehr in der Lage sind? Das kann Angst machen und sollte es auch, wie ich finde. Und hier hat mich Karl Olsberg gepackt, denn die ferngesteuerten Menschen, die nur noch auf ihren Mirror hören, haben mir Angst gemacht.

Es ist ein Thriller der anderen Art. Hier geht es nicht um den bestialischen Serienkiller, sondern eine Zukunftsvision, die aus den Fugen gerät. Es geht um eine Sache, was eine große Macht auf die Menschheit hat und wehe dem, der sich dagegen stellt.

Die Protagonisten sind alle hervorragend beschrieben und ich konnte sie mir sehr gut vorstellen. Karl Olsberg hatte ein Händchen dafür, unterschiedliche Charaktere zu gestalten und diese dann in ihrem Handlungsraum bewegen zu lassen. Sie waren durchdacht und natürlich.

Besonders zum Schluss wird die Spannung bis in große Höhen getrieben. Zwar gingen mir einige Dinge zu glatt vonstatten und dadurch war es ein wenig vorhersehbar, aber es war spannend und ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Der Schreibstil ist genial gewesen. Selbst die wissenschaftlichen und technischen Details, die zwischenzeitlich viel Raum im Buch hatten, ließen sich gut lesen und waren interessant. Es war eine gelungene Mischung aus Technik und Action.

"Mirror" von Karl Olsberg hat eine beeindruckende Vision der Zukunft hervorgerufen, die nicht allzu weit hergeholt wird. Ein spannendes Buch!

Veröffentlicht am 22.10.2016

Falsche Schwestern

Falsche Schwestern
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Die 16- jährige Faith ist immer auf der Hut nicht das Falsche zu machen oder zu sagen. Seit 13 Jahren gleicht ihr Leben einem Drehbuch, was blos nicht verändert werden darf. Vor 13 Jahren ist ihre Schwester ...


Die 16- jährige Faith ist immer auf der Hut nicht das Falsche zu machen oder zu sagen. Seit 13 Jahren gleicht ihr Leben einem Drehbuch, was blos nicht verändert werden darf. Vor 13 Jahren ist ihre Schwester spurlos verschwunden und trotzdem ist sie immer präsent. Die Familie ist auseinander gebrochen, jede Schlagzeile setzt besonders Faith Mutter zu. Und dann kommt der Tag, den jeder herbeigesehnt hat. Laurel ist wieder aufgetaucht. Nach 13 Jahren kehrt die verlorene Tochter zurück. All der Kummer und der Schmerz scheinen vergessen zu sein. Laurel ist zurück. Doch bei Faith nagt etwas Unbestimmtes...

Auf "Falsche Schwestern" war ich ja sehr gespannt, als ich es im Herbstprogramm vom FJB gesehen habe. Ich mag solche Romane sehr gerne, die über Schicksalsschläge berichten und ein Thema aufgreifen, welches nicht ganz einfach ist. Ich war gespannt darauf, wie Cat Clarke die Umsetzung gelungen ist.

Faith war gerade mal drei Jahre alt, als ihre Schwester aus dem Garten verschwunden ist. Sie hat keine Erinnerungen mehr an sie, kennt sie nur von Fotos. Aber sie weiß, dass dieses Loch, welches ihre Schwester hinterlassen hat, nie kleiner geworden ist. Für die Eltern ein Alptraum, aber auch Faith hat dadurch eine Kindheit erlebt, die nicht unbekümmert war.

Cat Clarke hat den Fokus auf Faith gelegt und besonders ihre Gefühle hervorgehoben. Wie fühlt man sich, wenn die eigene Schwester verschwunden ist und wie fühlt man sich, wenn jemand auftaucht und behauptet, er sei die vermisste Laurel. Dieses Gefühlschaos, was ist richtig und was ist falsch, hat Cat Clarke richtig gut vermittelt.

Das Buch ist Gänsehaut pur und fesselt einen von der ersten Seite an. Mit viel Gefühl und noch mehr Fingerspitzengefühl erzählt Cat Clarke ihre Geschichte aus Sicht von Faith. Somit bekommt man noch mehr Bezug auf Faith Gefühle und ihre Zerrissenheit. Ihre Freude und ihr Unwohlsein, weil noch etwas Unbestimmtes an ihr nagt.

Für mich ist "Falsche Schwestern" ein Highlight in diesem Lesejahr und ich bin so froh, dass ich es gelesen habe.