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Veröffentlicht am 22.08.2019

Gefühlvoller Roadtrip

Sommerträume am Gardasee
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Inhalt:

Nele hat das Gefühl in ihrem Leben festzustecken. Anstatt als Sportreporterin ihr Wissen weiterzugeben, zwingt ihr Chef sie dazu langweilige Horoskope zu verfassen. Und auch ihr Langzeitfreund ...

Inhalt:

Nele hat das Gefühl in ihrem Leben festzustecken. Anstatt als Sportreporterin ihr Wissen weiterzugeben, zwingt ihr Chef sie dazu langweilige Horoskope zu verfassen. Und auch ihr Langzeitfreund lässt ihr wenig Spielraum für eigene Entfaltung.

Ihre beste Freundin rät ihr deshalb einmal etwas Verrücktes zu tun. Genau das macht sie auch, als sie nach einem Streit mit ihrem Partner von einem Rocker das Angebot bekommt, sie auf seiner Harley mitzunehmen. Kurzerhand steigt sie auf und macht sich gemeinsam mit ihm auf den Weg zum Gardasee.

Doch die Reise führt sie nicht nur an schöne Plätze, sondern auch zu sich selbst und macht sie wieder offen für neue Abenteuer. Eines davon könnte ihr Reisepartner Ron sein. Während sich Nele jedoch immer weiter öffnet, muss sie erkennen, dass auch Ron eine Last mit sich herumträgt, die ihn daran hindert das Leben in vollen Zügen zu genießen. Eine Last, die am Ende die zarten Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln begraben könnte … .

Meine Meinung:

Da ich bis jetzt alle Liebesromane von Julia K. Rodeit gelesen habe und mir jeder richtig gut gefallen hat, musste ich natürlich auch ihr neuestes Buch lesen.

Nele trifft sich zu Beginn mit ihrer besten Freundin und schnell kann man als Leser heraushören, dass sie mit ihrem Leben ziemlich unglücklich ist, doch auch nicht so recht den Mut hat, etwas zu ändern. Erst als die Situation mit ihrem Freund eskaliert, springt sie über ihren Schatten und macht etwas ganz Verrücktes: Sie steigt zu einem ihr völlig unbekannten Mann auf die Harley. Einerseits konnte ich die junge Frau sehr gut verstehen: Es kann einem wirklich die Luft abschnüren, wenn man in einer Sackgasse steckt und das Leben scheinbar nicht weitergeht, sondern auf der Stelle tritt. Andererseits würde ich nie, niemals, nie zu einem Fremden auf das Motorrad steigen. Doch das ist natürlich für den Fortlauf der Geschichte wichtig und ich fand es auch toll, dass Nele mal aus ihrem Alltagstrott ausbrach.

Für mich macht die Protagonistin eine wirklich tolle Entwicklung durch. Anfangs ist sie eher die graue Maus, die versucht, alle an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen, ohne dabei auf sich selbst zu achten. Natürlich macht sie das auf Dauer unglücklich und da ist der Rat von ihrer besten Freundin gar nicht so schlecht: Einmal aus dem Alltag auszubrechen und etwas Verrücktes zu machen. Als Nele das schließlich in die Tat umsetzt, lernt sie auch, dass sie sich über all die Jahre selbst verloren hat und entdeckt neu, was sie mag und was nicht. Dabei zeigt sich auch schnell, dass sie eigentlich ganz anders ist: Eine starke, unabhängige Frau, die durchaus für sich einstehen kann. Genau das fand ich toll. Dass hinter der Fassade von Nele etwas ganz anderes steckt.

Auch Ron gefiel mir richtig gut. Zwar stehe ich nicht so auf die tätowierten Rocker, aber der Protagonist zeigt uns, dass es DEN Rocker nicht gibt und dass wir nicht immer in Schubladen denken sollten. Eine nette, kleine Botschaft innerhalb dieser süßen Liebesgeschichte. Ron hat sein ganz eigenes Päckchen zu tragen und daran trägt er wirklich schwer. Sein Schicksal ist nicht einfach und ich freute mich sehr, dass er durch Nele erfuhr, dass er eine zweite Chance auf sein Glück verdient hat.

Ein bisschen traurig war ich darüber, dass es sich hier um einen Roadtrip-Roman handelte. Dadurch verbringen wir viel Zeit mit den Protagonisten auf der Straße und obwohl ich es gut nachvollziehen konnte, dass den beiden das Gefühl von Freiheit wirklich gut tat, fehlten mir doch ein bisschen die schönen Landschaftsbeschreibungen, die mich sonst in den Büchern von Julia K. Rodeit immer in Urlaubsstimmung versetzt haben. Ich bin eben so gar kein Typ für eine romantische Nacht draußen unter dem leuchtenden Sternenzelt. Für mich stellen sich da eher die Haare auf, als dass sich romantische Stimmung einstellen würde. Doch das ist mein ganz eigener Geschmack. Trotz allem konnte ich die Liebesgeschichte der beiden wirklich genießen. Sie sind einfach so ein süßes Paar und haben es wirklich verdient glücklich zu sein. Mich hat die Autorin jedenfalls mit den Gefühlen der beiden von Anfang an abgeholt. Ich wollte die beiden unbedingt weiter begleiten und sehen, was sie noch so erleben, wie sie sich immer mehr zueinander hingezogen fühlen und sich schließlich eingestehen müssen, dass sie mehr sind, als nur Reisegefährten. Hach, das war so schön, dass ich richtig aufseufzen musste.

Fazit:

Julia K. Rodeits Liebesgeschichten sind für mich immer wie Urlaub. Sie schickt uns in ihren Büchern in neue Gegenden und lässt die wundervollen Orte lebendig werden, so dass man das Gefühl hat, selbst dort zu sein. Die Liebesgeschichten sind dabei so voller Emotionen und die Protagonisten so liebevoll, dass man die Bücher einfach nur genießen kann.

Wer einmal eine Auszeit vom Alltag braucht, dem seien die Bücher von Julia K. Rodeit wärmstens ans Herz gelegt, denn sie sind wirklich Urlaub für Geist und Seele.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Was für ein geniales Buch

Becoming Elektra
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Inhalt:

Isabel ist der jungen und schönen Elektra Hamilton wie aus dem Gesicht geschnitten. Das ist aber kein Zufall, sondern von Elektras Eltern so gewollt, denn sie haben für den Fall, dass ihrer Tochter ...

Inhalt:

Isabel ist der jungen und schönen Elektra Hamilton wie aus dem Gesicht geschnitten. Das ist aber kein Zufall, sondern von Elektras Eltern so gewollt, denn sie haben für den Fall, dass ihrer Tochter etwas passiert vorgesorgt.

Jetzt ist genau dieser Fall eingetreten, denn Elektra kam bei einem Reitunfall ums Leben. Da das weitreichende Folgen für die Verlobung mit Phillip von Halmen und damit für die Firmen von Elektras Vater mit sich bringen könnte, machen sie Isabel ein unmoralisches Angebot: Sie soll den Platz der jungen Erbin einnehmen und sich als sie ausgeben.

Was anfangs wie ein Traum aus Gold und Seide klingt, wird schnell zu einem Überlebenskampf für Isabel, denn Elektras Tod war kein Unfall. Ein Mörder treibt sein Unwesen und hat schon sein nächstes Opfer im Visier … .

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich sowohl vom Cover, als auch vom Klappentext sofort angesprochen.

Im Prolog erfährt man, dass ein Mörder sein Unwesen treibt, niemand weiß jedoch, wer es ist. Das bringt gleich jede Menge Spannung in die Geschichte.

Dann springt man erst einmal zu Isabella, die in einem Institut aufgewachsen ist. Trotz Klappentext hatte ich keine Ahnung, was es mit dieser Einrichtung wirklich auf sich hat und war ehrlich geschockt. Christian Handel hat hier eine erschreckende und doch auch faszinierende Zukunftsvision gemalt. Als Mutter musste ich sofort überlegen, ob ich selbst auch soweit gehen würde, um mein Kind, das ich über alles liebe zu retten. Also stellenweise konnte ich das Handeln der Eltern verstehen, aber es ist einfach unethisch und falsch. Aber natürlich ist es der perfekte Stoff für diese Geschichte.

Mich hat der Autor jedenfalls ab der ersten Seite eingefangen. Als Isabel schließlich den Platz von Elektra einnimmt, kommt zusätzlich Spannung auf, denn schnell wird klar, dass Elektra keinen Unfall hatte, sondern ermordet wurde. Jetzt fangen die wilden Spekulationen an, denn alle sind verdächtig und auch das Motiv ist völlig unklar und regt dazu an, sich die wildesten Geschichten auszudenken. Christian Handel spielt dabei sehr geschickt mit seinen Lesern, denn er präsentiert uns häppchenweise wichtige Informationen, die dazu führen, dass immer neue Verdächtige ins Visier rücken. Ich muss gestehen, ich hatte bis zum Schluss wirklich keine Ahnung, weder was den Mörder, noch was das Motiv betrifft. Aber genau das fand ich richtig klasse. Ich liebe es einfach, wenn Bücher nicht vorhersehbar sind und man sich in wilden Spekulationen verlieren kann.

Dabei spielt es sicher auch eine Rolle, dass man die Charaktere nicht wirklich durchschauen kann. Isabel ist die Einzige, bei der ich mir sicher war, was ihre Gedanken und Gefühle betrifft. Sie trägt ihr Herz quasi auf der Zunge und ich fand sie wirklich toll. Obwohl sie ihr ganzes Leben im Institut verbracht hat, hat sie trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ein Gewissen entwickelt und kann gut einordnen, was richtig und was falsch ist. Mir war sie von Anfang an sympathisch und ich habe mit ihr dermaßen mitgefiebert, dass ich teilweise echt die Luft angehalten habe. Doch obwohl Isabel natürlich den Hauptteil der Geschichte einnimmt, fand ich auch die anderen Charaktere sehr spannend. Vor allem die Eltern von Elektra haben es mir da sehr angetan. Ich fragte mich, was in ihnen vorgeht, wie sie ihr Kind einfach so austauschen können. Es war sehr spannend und interessant, sie besser kennenzulernen, hinter ihre Fassade zu sehen und zu erkennen, was wirklich in ihnen steckt. Auch Elektras Bruder Hektor und ihr Verlobter Phillip sind einen Blick wert und haben mich richtig begeistert. Man muss die Protagonisten wirklich erst einmal kennenlernen, um sie richtig einschätzen zu können, doch genau das führt dazu, dass dieses Buch wirklich auf keiner Seite langweilig ist. Selbst, wenn man gerade nicht auf der Suche nach dem Mörder ist, gibt es genug Dinge, über die man sich Gedanken machen kann und genau deswegen rast man geradezu durch die Seiten und kann das Buch überhaupt nicht mehr weglegen.

Und obwohl vielleicht mancher Leser mit dem Ende nicht zufrieden ist, fand ich es doch grandios. Natürlich hätte man es auch nach dem ersten Epilog dabei belassen können und viele hätten dann das Buch zufrieden zugeschlagen, doch ich fand den zweiten Epilog einfach nur genial. Er lässt Raum für eine Fortsetzung, aber man kann ihn auch so stehenlassen und dann das Buch schockiert beenden. Ich mag ungewöhnliche Enden und für mich machte es diese Geschichte perfekt.

Fazit:

Was ist das bitte für ein geniales Buch? Allein die Zukunftsvision, die dieser Geschichte zugrunde liegt ist absolut schockierend, aber auch faszinierend und regt zum Nachdenken an. Die Charaktere sind interessant und vielschichtig und man muss sie erst richtig kennenlernen, um zu erkennen, was hinter ihnen steckt. Das allein bringt schon Spannung in das Buch, aber dann kommt noch die Suche nach dem Mörder hinzu, bei der uns Christian Handel an der Nase herumgeführt hat. Ich würde in Isabells Welt hineingerissen und konnte wirklich tief darin abtauchen, so dass ich erst am Ende wieder richtig losgelassen wurde. Der zweite Epilog ist ungewöhnlich und lässt Raum für eine Fortsetzung, aber kann auch so stehen bleiben. Ich fand, er rundet das Buch perfekt ab und hat für mich das Buch zu einem einmaligen Erlebnis gemacht.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Ein wirklich wichtiges Buch

Die Farbe von Schmerz
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Inhalt:

Romy sehnt ihren 18. Geburtstag herbei, aber nicht deswegen, weil sie dann die Clubs unsicher machen und Alkohol trinken kann, sondern, weil sie dann endlich ausziehen und von ihrem Stiefvater ...

Inhalt:

Romy sehnt ihren 18. Geburtstag herbei, aber nicht deswegen, weil sie dann die Clubs unsicher machen und Alkohol trinken kann, sondern, weil sie dann endlich ausziehen und von ihrem Stiefvater wegkommen kann.

Dieser hat nämlich seine ganz eigenen Vorstellungen davon, wie Romy zu sein und was sie zu tun hat und jede Missachtung wird von ihm mit Schlägen und Tritten beantwortet.

Ein richtiges Zuhause, in dem sie sich wohlfühlen kann, hat Romy also schon lange nicht mehr. Doch als die Situation eskaliert gibt es für das Mädchen nur noch einen Ausweg: Sie muss weg. Nur wo kann sie sich verstecken, ohne, dass Richard sie findet? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt … .

Meine Meinung:

Von A.L. Kahnau hatte ich schon „Juli im Winter“ gelesen, das mich mit seinem ernsten Thema wirklich berührt hat. Ich finde es wichtig, dass es auch Bücher gibt, die die Realität widerspiegeln und das mit all ihren grausamen Facetten. Deshalb war ich sofort von dem Thema ihres neuen Buches angetan und wollte es unbedingt lesen.

Die Geschichte beginnt mit dem Ausschnitt, den man bereits im Klappentext findet. Ohne Umschweife wirft A.L. Kahnau ihre Leser in die Geschichte und zeigt auf fast schon poetische Art das Martyrium von ihrer Protagonistin Romy. Und obwohl sie tatsächlich einen bildlich sehr schönen Vergleich verwendet, ändert dieser doch nichts an dem Schrecken, der hinter den Worten steckt. Denn das, was Romy da mitmachen muss, ist ohne es zu beschönigen einfach nur Horror. Sie verkriecht und verbarrikadiert sich in ihrem Zimmer und lebt in ständiger Angst, etwas falsch gemacht zu haben. Da gerade Ferien sind, verbringt sie sehr viel Zeit zuhause und hat noch weniger Möglichkeiten zur Flucht. Sie ist ihrem unberechenbaren Stiefvater hilflos ausgeliefert und obwohl das sehr realistisch und authentisch und oft leider das Bild in solchen Familien ist, hätte ich am liebsten die Mutter durchgeschüttelt. Wieso hilft sie Romy nicht? Wieso steht sie nicht für ihre Tochter ein und beschützt sie? Mein Mutterinstinkt hat hier wirklich laut aufgeschrien. Ich werde wohl nie verstehen können, wieso manche Frau sich das selbst und ihren Kindern antut.

Überhaupt ist hier die Welt wirklich verdreht, denn Romy ist es, die hier ihre Mutter schützt. Aus Angst, das Glück ihrer Mutter zu zerstören schweigt sie nämlich. Auch das ist wirklich völlig glaubwürdig und hört man immer wieder, wenn man von solchen Geschichten erfährt. Mir tat Romy nicht nur leid, ich habe richtig mit ihr mitgelitten. Was muss diese junge Frau nur alles aushalten? Wie verzweifelt muss sie sein? Meine Nerven waren so angespannt und ich war wirklich fassungslos. Da sieht man mal, wie es A.L. Kahnau geschafft hat, mich mit ihrer Geschichte zu berühren. Romy ist eine Protagonistin, die man einfach gern haben muss. Obwohl sie so ein Martyrium erlebt, war sie für mich wirklich eine starke Persönlichkeit. Anstatt in Selbstmitleid zu zerfließen, wird sie aktiv und sucht einen Ausweg aus ihrer Situation und in meinen Augen einen sehr „erwachsenen“ Ausweg. Ich habe sie wirklich bewundert. Was für eine tolle, junge Frau.

Dadurch, dass Romy so stark ist, macht A.L. Kahnau meiner Meinung nach, Betroffenen, die dieses Buch lesen, auch Mut. Natürlich kann nicht jeder so sein, wie die Protagonistin. Manchmal ist man vielleicht einfach nur verzweifelt und sieht keinen Ausweg, aber trotzdem zeigt diese Geschichte, dass man nicht so leben muss, dass jeder ein gewaltfreies Leben verdient hat. Jeder Mensch ist wertvoll und manchmal muss man einfach für sich selbst einstehen, wenn es andere nicht tun (können). Für mich hatte dieses Buch jedenfalls diese wichtige Botschaft, die mir direkt ins Herz ging.

Was mich jedoch am meisten aufgewühlt hat, war die Tatsache, dass Romy so auf sich allein gestellt war. Zwar hatte sie sich am Anfang ihrer Freundin anvertraut, doch anstatt wirklich Hilfe zu bekommen, ging alles schief und hat die junge Frau nur noch mehr in die Isolation getrieben. Menschen, die so etwas Schlimmes erleben, sind oft perfekt im „vertuschen“. Sie haben sich über Jahre hinweg Strategien aufgebaut, die es ihnen ermöglichen die Fassade aufrechtzuerhalten. Und für Außenstehende ist es oft besonders schwierig hinter diese Mauer an Lügen blicken zu können, gerade deswegen kann man nicht sensibel genug sein. Deshalb sollte man die Aussagen und Ängste von Kindern immer ernstnehmen und schauen, was dahintersteckt. Gerade als Erzieherin und Mutter hat es mir fast das Herz zerrissen, dass Romy von niemandem wirklich Hilfe erhält. Dieses Buch ist also für mich doppelt wichtig. Es soll nicht nur Betroffenen Mut machen, sondern vor allem auch alle sensibilisieren, nicht wegzusehen oder die Augen zu verschließen. Schaut hin, seid aufmerksam und steht anderen bei.



Fazit:

„Die Farbe von Schmerz“ von A.L. Kahnau ist in meinen Augen ein sehr wertvolles Buch. Es zeigt das Martyrium von Romy auf, wobei die Autorin sehr sensibel mit diesem Thema umgeht. Trotzdem macht sie in meinen Augen mit ihrer starken Protagonistin Betroffenen Mut, zeigt aber auch auf, dass die Opfer häufig alleingelassen werden und kaum Hilfe bekommen. Deshalb hat das Buch für mich eine ganz besonders wichtige Botschaft: Nehmt Aussagen und Ängste von Kindern ernst, schaut hin und seid aufmerksam!

Liebe A.L. Kahnau, vielen lieben Dank für dieses emotionale und so wertvolle Buch!

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Emotional, tiefgründig, komplex, spannend, mitreißend.

Pfauensommer
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Inhalt:

Niemand hat je geahnt, was einst, vor sechzig Jahren hinter den Türen von Cloudesley Manor wirklich passiert ist. Seit diesem einen verhängnisvollen Tag ist das Zimmer im Westflügel verschlossen ...

Inhalt:

Niemand hat je geahnt, was einst, vor sechzig Jahren hinter den Türen von Cloudesley Manor wirklich passiert ist. Seit diesem einen verhängnisvollen Tag ist das Zimmer im Westflügel verschlossen und die Beteiligten hüllen sich in Schweigen.

Doch die Schatten der Vergangenheit drängen an die Oberfläche und als Maggie zurückkehrt ist es fast so, als wollte dieses alte Gemäuer endlich seine Geschichte erzählen. Auf der Suche nach Antworten stößt die junge Frau jedoch auf ein dunkles Geheimnis, das tiefe Wunden hinterlassen hat… .

Meine Meinung:

Bei Familiengeschichten und dunklen Geheimnissen kann ich ja nie widerstehen, deswegen hat mich „Pfauensommer“ so sehr gereizt. Von Hannah Richell hatte ich auch noch nie etwas gelesen, was ich jetzt jedoch gerne ändern wollte.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Szene aus Lillians Leben. Sie war die Hausherrin auf Cloudesley Manor als dieser schreckliche Vorfall geschah, von dem man nicht weiß, was es wirklich ist. Damit wurde ich wirklich mehr als neugierig auf die Geschehnisse gemacht und wollte unbedingt Antworten auf all die Fragen, die sich mir sofort stellten.

Danach springt man zu Maggie, die gerade in Australien weilt. Auch sie ist vor etwas davongelaufen und hat damit ein Geheimnis von dem der Leser noch nichts ahnt. Doch als sie den Anruf erhält, dass Lillian sich im Krankenhaus befindet, macht sie sich sofort auf den Weg zurück, um ihrer Großmutter beizustehen. Diese hat jedoch nicht nur eine Nierenbeckenentzündung, sondern scheint zunehmend verwirrter zu sein. Jedenfalls spricht sie in Rätseln. Fortan verbringen die beiden Frauen viel Zeit zusammen auf dem herrschaftlichen Anwesen und stellen sich den Schatten ihrer Vergangenheit. Das heißt, als Leser erhält man immer wieder Rückblicke in verschiedene Zeiten und Erinnerungen innerhalb von Erinnerungen. Anfangs fiel es mir etwas schwer, den Zeitsprüngen zu folgen, da nie ersichtlich war, in welcher Zeit man sich gerade befand. Das erfuhr man immer erst, während man ein Kapitel las. Und häufig kommt es auch vor, dass sich die Protagonisten während einer solchen Reise in die Vergangenheit noch einmal an etwas erinnern. Also quasi eine Erinnerung innerhalb der Erinnerung. Da muss man wirklich am Ball bleiben, um alle Zusammenhänge zu verstehen und den roten Faden nicht zu verlieren. Als ich jedoch erst einmal in der Geschichte drin war und mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, fiel mir das nicht mehr schwer und ich konnte den Geschehnissen gut folgen. Trotzdem hätte ich mir so manches Mal eine Jahreszahl am Anfang eines Kapitels gewünscht, um mich besser orientieren und die Zeitsprünge einordnen zu können.

Sehr gut gefiel mir, dass beide Protagonisten ihre eigene Geschichte bekommen. Maggie ist also nicht nur die Enkelin, die der Familiengeschichte nachspürt und sich auf die Suche nach Antworten macht, nein, sie muss sich auch ihrer eigenen Vergangenheit und ihren Dämonen stellen. So bekam auch die jüngere Protagonistin ordentlich Tiefgang und gefiel mir damit sehr gut. Überhaupt haben beide Frauen kein leichtes Schicksal, doch während ich so spekulierte, was hinter Lillians Geschichte wohl stecken könnte, hätte ich doch nie mit dieser komplexen Handlung gerechnet. Hannah Richell hat wirklich ein großartiges Gerüst rund um die ältere Protagonistin gesponnen, dessen Ausmaß ich nie erahnt hätte. Umso mehr war ich begeistert von der ganzen Dramatik der Geschichte. Ich liebe es einfach, wenn es komplex und tiefgründig wird und nicht immer alles so einfach ist und so, wie es anfangs scheint. Im Nachhinein kann ich Lillian nur bewundern. Was ist das bitte für eine starke, selbstlose Frau? Aber gleichzeitig frage ich mich auch, was ein einzelner Mensch alles ertragen kann.

Ich war jedenfalls sehr begeistert von diesen beiden Frauen, die schwere Entscheidungen treffen mussten und jetzt versuchen mit den Konsequenzen derer zu leben. Mehrere Male fragte ich mich beim Lesen, wie ich mich entschieden hätte und habe mich immer wieder in die beiden hineingedacht. Hier hat die Autorin wirklich zwei sehr ungewöhnliche, einzigartige Protagonistinnen erschaffen, die mir so schnell nicht aus dem Kopf gingen. Doch auch die Nebencharaktere blieben dabei nicht flach. Charles, Lillians Ehemann fand ich z.B. auch wirklich spannend oder Jack, den Künstler. Auch Albie oder Bentham haben in meinen Augen einen starken Auftritt und ich fand es großartig, die Charaktere zu begleiten und zu versuchen, ihre Handlungen nachzuvollziehen. So war das Buch, nicht nur aufgrund der Tatsache, dass man versucht die Geheimnisse zu lösen, wirklich von Anfang bis Ende spannend und mitreißend. Nicht eine Sekunde lang fand ich die Story langatmig oder eine Szene unnötig und unwichtig. Jede noch so kleine Information ist am Ende für das Gesamtgeschehen notwendig, deren Ganzheit und Komplexität man erst ganz zum Schluss wirklich begreift.

Und auch, wenn ich mir für den einen oder anderen Protagonisten ein anderes Ende gewünscht habe, passte es doch so perfekt zur Geschichte und zur Tragik der Ereignisse, dass ich einfach nur begeistert davon war. Was für ein ungewöhnliches und doch wundervolles Ende für ein so mitreißendes Buch.

Fazit:

Ich muss gestehen, ich komme gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus. Lange schon habe ich keine so komplexe, spannende und mitreißende Familiengeschichte mehr gelesen. Die beiden Protagonistinnen besitzen sehr viel Tiefgang und ich konnte gar nicht genug davon bekommen, sie auf ihrer Reise in die Vergangenheit zu begleiten.

Emotional, tiefgründig, komplex, spannend, mitreißend.

Das war vielleicht mein erstes Buch von Hannah Richell, aber sicher nicht mein letztes.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Eine witzige, spannende und originelle Version von Cinderella

Aschenglitzer: Kein Herzenswunsch ohne Feerich
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Inhalt:

Alessandra ist nicht die typische Prinzessin, die darauf wartet, dass ein Prinz kommt und sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Auch als ihr Vater schwer erkrankt wartet sie nicht auf ...

Inhalt:

Alessandra ist nicht die typische Prinzessin, die darauf wartet, dass ein Prinz kommt und sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Auch als ihr Vater schwer erkrankt wartet sie nicht auf die Rettung durch den edlen Ritter, sondern nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.

Dabei stehen ihr ein Drache, ein Stallburschen und deren Wunschfeerich zur Seite. Doch gerade diese turbulente Mischung wirbelt das Leben der Prinzessin ordentlich durcheinander und irgendwann muss sie doch akzeptieren, dass es so etwas wie Magie in ihrem Leben gibt.

Jetzt fehlt nur noch das „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebens Ende“ oder ist Alessandras Leben doch kein Märchen?

Meine Meinung:

Von B.E. Pfeiffer hatte ich schon mehrere Bücher gelesen und wusste, dass sie schreiben kann, aber dieses Buch klang wirklich zu ungewöhnlich, um es nicht zu lesen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Märchen und wenn im Klappentext schon Prinzessinnen, Drachen und Feen (oder Feeriche) vorkommen, dann ist es um mich sowieso schon geschehen.

Schon im Prolog wird klar, dass Alessandra alles andere als eine süße kleine Prinzessin ist, die gerne ausladende rosarote Kleider und Krönchen trägt und stundenlang mit ihren Prinzen auf Bällen tanzen möchte. Nein, die Protagonistin ist wirklich eine starke, selbstbewusste junge Frau, die nicht darauf wartet, von einem Prinzen gerettet zu werden. Sie sucht sich ihren Weg, vor allem, um den ganzen Regeln und dem Druck, der auf einer Prinzessin in Soleil lastet zu entkommen. Dabei stoßt sie schnell auf den Stallburschen Nathaniel und es ist natürlich (wie sollte es in einem Märchen anders sein) Liebe auf den ersten Blick. Obwohl ich dieses „Liebe auf den ersten Blick“ in Büchern immer verurteile und mich solche Geschichten nie packen können, war es hier absolut stimmig, da B.E. Pfeiffer es sogar thematisiert hat und daraus eine eigene Magie gewoben hat. Das ist richtig originell und deshalb konnte ich das auch akzeptieren und fand es sogar gut.

Doch nicht nur mit der Liebe hat sich die Autorin etwas Neues einfallen lassen, nein, sie stellt das ganze Märchen „Cinderella“ auf den Kopf, schmeißt die Rollenbilder über den Haufen und fügt ein paar neue Elemente hinzu, die mich richtig begeistert haben. Eine männliche Fee im rosa Glitzerkleid mit pinken Haaren aber Bartschatten? Das klingt wahrlich ungewöhnlich, fast schon skurril, aber genau deshalb, weil es so verrückt ist, ist es auch einfach großartig. Überhaupt liebe ich den Humor in diesem Märchen und musste so oft schmunzeln, dass mir dieses Buch einfach gute Laune bereitet hat.

Doch obwohl die Autorin das Märchen komplett auf den Kopf stellt, sind doch die wichtigsten Elemente noch enthalten, so dass man es jederzeit widererkennen kann.

Neben all dem Humor und der neuen Rollenverteilung gibt es aber auch einen spannenden Teil. Die Helden müssen sich auf eine gefährliche Reise begeben, auf der sie viele Aufgaben und auch Magie erwarten. Das gibt dem Buch im letzten Drittel noch einmal eine andere Richtung, was mir sehr gut gefallen hat, weil das Buch so nie langweilig wird.

Am Ende hat die Autorin sich dann auch nochmal etwas Besonderes ausgedacht, denn da wird es noch einmal richtig emotional: Ich musste ein paar Tränchen verdrücken, war geschockt und erstaunt, gerührt und verzweifelt und dann doch wieder glücklich. Eine richtige Achterbahn der Gefühle, was ich bei dieser Geschichte eigentlich nicht erwartet hatte. Umso positiver war ich dann überrascht und konnte das Buch schließlich glücklich und zufrieden zuschlagen.

Fazit:

Dieses Buch war eine echte Überraschung für mich. B.E. Pfeiffer stellt das Märchen von Cinderella komplett auf den Kopf und setzt es neu und originell zusammen. Sie bricht die Rollenbilder auf, fügt ein paar spannende, magische und humorvolle Effekte hinzu und schickt ihre Leser auf eine Achterbahn der Gefühle.

Für mich ist das das beste Buch von B.E. Pfeiffer bisher und ich hoffe, dass wir noch viel mehr davon bekommen.

Von mir bekommt das Buch 5 Punkte von 5.