Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2018

Eine abenteuerliche Expedition ins unerforschte Alaska

Das Leuchten am Rand der Welt
0

Im Jahr 1885 bricht Lieutenant Colonel Allen Forrester zu einer abenteuerlichen Mission auf. Gemeinsam mit zwei weiteren Militärs und vor Ort angeworbener Einheimischer soll er entlang des Wolverine Rivers ...

Im Jahr 1885 bricht Lieutenant Colonel Allen Forrester zu einer abenteuerlichen Mission auf. Gemeinsam mit zwei weiteren Militärs und vor Ort angeworbener Einheimischer soll er entlang des Wolverine Rivers ins Landesinnere Alaskas vorstoßen, um es zu kartieren und eine Einschätzung zu den einheimischen Völkern abzugeben. Auf der beschwerlichen Reise muss die Expedition mit Hunger, Wetterumschwüngen und Zwischenfällen mythischer Art zurechtkommen. Unterdessen wartet Allens Frau Sophie in der Garnison Vancoucer auf seine Rückkehr. Sie ist schwanger und ihr wurde strikte Ruhe verordnet, sodass sie ihn entgegen des ursprünglichen Plans nicht mal ein Stück begleiten darf. Eine bittere Nachricht sorgt dafür, dass sie sich zurückzieht und ihre Begeisterung für die Naturfotografie entdeckt.

Nachdem mich vor inzwischen schon vier Jahren „Das Schneemädchen“ begeistern konnte, habe ich mich sehr über die Nachricht gefreut, dass die Autorin ein zweites Buch geschrieben hat, das den Leser mit in ein historisches Alaska nimmt. Das Buch beginnt mit einem Brief, der Josh, einen Museumskurator in Alpine, Alaska erreicht. In diesem erklärt Walter Forrester, dass er ihm die Aufzeichnungen seines Vorfahren Allen rund um dessen Alaska-Expedition und auch die von dessen Frau überlässt in der Hoffnung, er könne dafür Verwendung finden. Gemeinsam mit Josh taucht man in die historischen Dokumente ein, die einen sogleich in die Vergangenheit und Kälte schicken.

Der größte Teil des Buches ist in Tagebuchform verfasst. Abwechselnd erfährt man, wie es Allen in Alaska und Sophie in Vancouver ergeht. Die Einträge umfassen mal nur wenige Sätze, mal einige Seiten, und nur wenige Tage werden ausgelassen. Die Beschreibung der Erlebnisse in der Retrospektive wird damit auf das Wichtigste beschränkt, womit die monatelange Expeditionsreise einen für ein Buch überschaubaren Rahmen erhält.

Allen hat vor seiner Aufgabe einen gesunden Respekt und ist gleichzeitig ambitioniert, die Expedition erfolgreich abzuschließen. Dem zu erkundenden Gebiet eilen grausame Geschichten von im Schlaf von Einheimischen ermordeten Russen voraus. Wie gefährlich sind die Indianer wirklich? Das Wetter und ein Mangel an Nahrung zehren an den Kräften der Gruppe. Neugierig, wie gut Allen vorankommen wird, las ich mich durch seine Einträge. Auch wenn zu jedem Tag nur kurz etwas erzählt wird, erhält man einen guten Einblick, wie er und seine Begleiter sich fühlen. Meist ist nicht vorhersehbar, was der nächste Tag bringen wird, sodass im einen Moment Hoffnung und im anderen wieder Verzweiflung überwiegen können.

Interessant fand ich die mythischen Erlebnisse, die Allen auf seiner Reise macht. Zum einen trifft er immer wieder auf einen alten Indianer. Dieser kann scheinbar mühelos große Distanzen überwinden und ist ihnen mal gewogen ist, mal sorgt er für Rückschläge. Auch den Einheimischen ist dieses Wesen bekannt, warum es so handelt vermag niemand zu sagen. Zum anderen hört und sieht Allen Wunderliches: Eine Geliebte, die Nebel bringt, ein Baum der einen Säugling gebärt… sind das Wahnvorstellungen ausgelöst durch Hunger und Erschöpfung oder ist die Magie des Landes am Werk?

Auf seiner Reise muss Allen nicht kämpfen. Wer blutige Action a la „The Revenant“ erwartet ist bei diesem Buch falsch. Stattdessen lernt er die raue Natur kennen, macht interessante Begegnungen und findet schöne Augenblicke, wo man sie wenigsten erwartet. Einige andere Dokumente, zum Beispiel Zeitungsartikel, Briefe und poetische Textschnipsel eines Begleiters ergänzen den gewonnenen Eindruck. Sophies Tagebucheinträge zeugen hingegen von der Qual des Wartens auf Allens Heimkehr. Ihre Sicht war mir teils etwas zu langatmig, es ereignet sich nicht allzu viel. Doch als sie sich mit wachsender Begeisterung der Fotografie zuwendet fand ich ihre Einträge zunehmend besser. Bis zum Schluss bildet die Korrespondenz zwischen Josh und Walt in der Gegenwart einen gelungenen Rahmen für die eigene Reflektion des Gelesenen.

„Das Leuchten am Rand der Welt“ erzählt mit atmosphärischer Dichte von einer Expedition in bislang unerforschtes Territorium in Alaska. Während Allen eine Reise voller Entbehrungen und Rückschlägen, aber auch hoffnungsvollen Momenten erlebt, wartet seine Frau Sophie auf seine Rückkehr und entdeckt in dieser Zeit die Fotografie für sich. Wer Abenteuer mag und dabei auf Kämpfe verzichten kann, dem kann ich dieses Buch klar empfehlen!

Veröffentlicht am 06.08.2017

Einen berühmten Maler verschlägt es ins toskanische Städtchen Cetona...

Der Sommer in deinen Augen
0

In der Toskana im beschaulichen Städtchen Cetona hat sich bei Familie Ferretti ungewöhnlicher Besuch angekündigt. Der berühmte Maler Tyron Lane will einige Zeit in der freistehenden Wohnung des Hauses ...

In der Toskana im beschaulichen Städtchen Cetona hat sich bei Familie Ferretti ungewöhnlicher Besuch angekündigt. Der berühmte Maler Tyron Lane will einige Zeit in der freistehenden Wohnung des Hauses leben und die Landschaft für eine Kundin aus New York auf Leinwände bannen. Doch Stolz und Aufregung der Familie schlagen bald in Enttäuschung um, denn der Maler wünscht keinen engeren Kontakt. Durch einen Zufall soll einige Zeit später Sofia, Tochter der Familie und Lehrerin, Tyron das Umland zeigen. Was während des Tages passiert, hätte wohl keiner der beiden gedacht. Doch wie kann es nun weitergehen?

Der Titel und Klappentext des Buches deuten wie auch die gedeckten Farben des Covers auf eine sommerlich-melancholische Liebesgeschichte hin. Das Buch beginnt mit Tyrons Ankunft in Cetona. Er will möglichst geheim halten, dass er überhaupt da ist, doch die Familie Ferretti hat es zu seiner Missbilligung schon im ganzen Städtchen erzählt. Kein guter Start für das Zusammenleben unter einem Dach. Der Maler geht gleich weiter auf Distanz und macht deutlich klar, dass er keinen Anschluss sucht.

Vor allem Sofia, die Tochter der Ferrettis, ärgert sich über Tyrons schroffes Verhalten, was ich gut nachvollziehen konnte. Kapitel aus seiner Perspektive zeigen gleichzeitig, dass ihn etwas aus der Vergangenheit zu quälen scheint. Warum hörte er vor einigen Jahren auf, Portraits zu malen und begann damit, so regelmäßig von einem Land ins nächste zu reisen, dass er „The Homeless Painter“ genannt wird? Und wer ist die Frau, die auf jedem seiner Bilder als Signatur in die Landschaft blickt? Sobald die Sprache auf eins dieser Themen kam wurde er noch verschlossener, sodass meine Neugier geweckt war, welche scheinbar tragische Geschichte dahinter steckt.

Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Schon bald kommt es durch einen Zufall dazu, dass Sofia und Tyron einen Tag zusammen verbringen. Danach ist alles anders. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen, doch Sofia wurde schon einmal enttäuscht, und Tyron will sich weiterhin nicht öffnen. Dennoch verbringen die beiden immer wieder schöne, heimliche Momente miteinander, die kostbar und zugleich zerbrechlich sind. Man hat stets das Gefühl, dass das vorsichtige Vertrauen der beiden zueinander jederzeit verloren gehen kann.

Freude und Leid liegen in dieser Geschichte eng beieinander. Schließlich kommt es zu überraschenden Entwicklungen, einem schockierenden Ereignis und einer traurigen Enthüllung. Doch was heißt all das für Sofia und Tyron? Als Leserin schwebte ich zwischen Hoffen und Bangen. Den Abschluss passte für mich gut zum Geschehenen.

„Der Sommer in deinen Augen“ bietet eine zarte und zerbrechliche Liebesgeschichte zwischen dem berühmten Maler Tyron Lange, der von einem Land ins nächste zieht und keinen Wert auf neue Bekanntschaften legt, und Sofia, die sich über sein Verhalten ärgert, bis sie einen Tag mit ihm verbringt. Melancholisch und doch hoffnungsvoll ist dies eine gelungene Geschichte für Zwischendurch, die den Leser in die schöne Toskana entführt.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Berührende Geschichte mit zwei besonderen Charakteren

Stell dir vor, dass ich dich liebe
0

Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich ...

Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich wieder bereit für die Welt. Jack hingegen gilt als cool, hat viele Freunde und führt eine On-Off-Beziehung mit der beliebten Caroline. Doch er hat ein Geheimnis: Er leidet unter Prosopagnosie, das heißt, er kann ihm bekannte Menschen nicht anhand ihrer Gesichter erkennen. Als er sich von seinen Freunden zu einer demütigenden Aktion gegen Libby anstiften lässt, verrät er ihr im Gegenzug sein Geheimnis. Er fühlt sich von ihr verstanden und beginnt, Zeit mit ihr zu verbringen – zum Missfallen von seinen Freunden und vor allem Caroline…

Schon vor der Lektüre war mir die Krankheit Prosopagnosie bzw. Gesichtsbildheit bekannt, allerdings nur in Form von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deshalb war meine Neugier gleich geweckt als ich hörte, dass der Protagonist des Romans darunter leidet. Schnell ist klar, dass zwischen den pinken Buchdeckeln zwar die Liebe eine Rolle spielt, aber auch mal ernstere Töne angeschlagen werden, durch welche die Geschichte alles andere als eine typisch kitschige Love Story ist.

Zu Beginn des Buches lernt der Leser Libby an ihrem ersten Schultag seit der fünften Klasse kennen. Sie ist in vielerlei Hinsicht aufgeregt. Zum einen freut sie sich auf viele neue, nette Bekanntschaften. Zum anderen ist sie sich ihres Übergewichts absolut bewusst und ahnt, dass sie auch abfällige Kommentare hören wird. Beides bewahrheitet sich – sie findet erste Freunde, wird aber auch Opfer verschiedener Gemeinheiten. War sie zu Beginn noch unsicher, so wird sie mit der Zeit immer selbstbewusster, worüber ich mich sehr für sie gefreut habe.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack erzählt. Jack ist seit Jahren darum bemüht, seine Prosopagnosie geheim zu halten, was schon häufiger zu peinlichen Situationen geführt hat. Zuletzt hat er aus Versehen die Cousine von Caroline geküsst, weil er die beiden verwechselt hat. Ich fand die Einblicke in seine Wahrnehmung und seine Strategien sehr authentisch und interessant. Durch seine Freunde wird Jack schließlich auf Libby aufmerksam. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung, durch welche die Dinge ins Rollen kommen. Obwohl er seine Wahl ausführlich begründet konnte ich diese und auch die Art und Weise, wie er Libby sein Geheimnis verrät, nicht hundertprozentig nachvollziehen.

Ich bin schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Sie ist temporeich erzählt und gibt gleichzeitig breite Einblicke in die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten, die mich mit ihnen fühlen ließen. Die beiden müssen sich auf ihre Art und Weise so manchen Herausforderungen stellen. Dabei gibt es schöne, aber auch bedrückende Momente in einem gelungenen Verhältnis. Besonders gefallen haben mir die Dialoge zwischen Libby und Jack, die mit der Zeit vertrauter werden. Beide können sich nicht ganz von den Dingen frei machen, die sie belasten, und beginnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Doch Jack steht unter sozialem Druck von seinen Freunden. Ich schwankte deshalb immer zwischen Hoffnung und Sorge, wie es weitergehen wird. Für mich hat die Autorin hier genau die richtigen Worte gefunden und konnte mich berühren. Das Ende hat mir gefallen, es fühlte sich nach den Herausforderungen auf dem Weg dorthin aber schon fast zu einfach an.

„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ erzählt die Geschichte von Libby und Jack, die auf ihre Art und Weise aus der Menge herausstechen: Libby ist stark übergewichtig und Jack versucht zu verbergen, dass er aufgrund einer Krankheit bekannte Gesichter nicht wiedererkennen kann. Schwungvoll und berührend zugleich erzählt die Autorin von den Hoffnungen und Ängsten der beiden und wie sie sich zunächst eher unfreiwillig besser kennenlernen. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter, das tiefgründiger ist, als das pinke Feelgood-Cover vermuten lässt.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Gelungene Mischung aus Wissenschaft, Geschichte und spannender Unterhaltung

Die letzten Tage der Nacht
0

New York, 1888. Paul Cravath ist ein junger und aufstrebender Anwalt, dessen erster eigener Mandant gleich ein echtes Schwergewicht ist: George Westinghouse wird von Thomas Edison auf unglaubliche eine ...

New York, 1888. Paul Cravath ist ein junger und aufstrebender Anwalt, dessen erster eigener Mandant gleich ein echtes Schwergewicht ist: George Westinghouse wird von Thomas Edison auf unglaubliche eine Milliarde Dollar verklagt, weil er angeblich dessen Patent an der Glühfadenlampe verletzt hat. Doch Westinghouse ist der Meinung, er habe die Glühlampe erheblich weiterentwickelt, da Edisons Version nicht richtig funktioniert hat. Paul beginnt damit, Schlupflöcher zu suchen und die Gerichtsurteile hinauszuzögern. Unterdessen scheint Edison jedes Mittel recht zu sein, um aus der Angelegenheit als Sieger hervorzugehen: Einschüchterungen, Rufmord und Intrigen folgen Schlag auf Schlag. Kann Paul trotzdem einen Weg finden, um Westinghouse zu helfen? Und wie weit ist er selbst bereit, dafür zu gehen?

Das Thema des Buches hat mich sofort neugierig gemacht. Der Klappentext versprach eine interessante Geschichts- und Physikstunde zugleich zu werden. Mit dem Stromkrieg hatte ich mich bislang noch nicht beschäftigt, und so startete ich ohne Vorwissen in den Roman, der als auf wahren Ereignissen beruhend angepriesen wurde.

Das Buch wirft den Leser gleich mitten hinein in den tobenden Stromkrieg. Auf den ersten Seiten erlebt der Protagonist Paul mit, wie ein Techniker bei Reparaturen an Stromkabeln durch einen falschen Handgriff bei lebendigem Leib verbrennt. Ein erschütterndes Erlebnis für Paul. Kurz darauf erhält er auch noch eine Einladung von Thomas Edison, der ihm klarmachen möchte, wie aussichtlos Pauls Mandat ist. Erst danach wird erläutert, wie Paul überhaupt Anwalt von Westinghouse wurde. Dank dieses schwungvollen und abwechslungsreichen Einstiegs war ich im Nu gefesselt.

Dem Buch gelingt es, Wissen zu vermitteln, zum Beispiel über die Glühbirne, Gleich- und Wechselstrom sowie Patentrecht Indem der Autor die Perspektive des Anwalts Paul gewählt hat, wird es nicht zu technisch, sondern ich konnte den Erklärungen mühelos folgen. Der Autor hat sich dabei an die wichtigsten Fakten gehalten und beschreibt im Nachwort die wichtigsten Quellen und größten Abweichungen zugunsten der Dramaturgie.

Bei der Ausschmückung der Fakten ist eine unterhaltsame und spannende Geschichte entstanden. Den historischen Personen wurde Leben eingehaucht und in der Folge erlebt der Leser Charaktere, die für ihre Ziele brennen und entscheiden müssen, wie weit zu gehen sie bereit sind. Ihre Persönlichkeiten sind vielschichtig und nicht so leicht zu durchschauen. Nebencharaktere wie der verschrobene Erfinder Tesla brachten weitere Abwechslung in die Geschichte. Höchst dramatische Momente ließen mich begierig weiterlesen und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Paul als Protagonist ist schließlich sehr reflektiert, und so gibt es auch nachdenkliche Abschnitte voller markierungswürdiger Sätze, in der Moral, Ziele und Ambition eine Rolle spielen.

Immer wieder gibt es Cliffhanger am Kapitelende und Spannungsspitzen, die das Tempo hoch hielten. Paul als aufstrebender Anwalt, der Fallstricken ausweichen muss und sich beweisen will, ohne sich selbst untreu zu werden, hat mir sehr gefallen. Graham Moore ist hier eine tolle Mischung aus Wissenschaft, Geschichte und spannender Unterhaltung gelungen, die das Buch für mich zu einem Highlight macht.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Spannende Suche nach dem Easter Egg in einer virtuellen Welt

Ready Player One
0

Im Jahr 2044 lebt der achtzehnjährige Wade Watts in den Stacks von Oaklahoma City, einem riesigen, in die Höhe gebauten Trailerpark. Weltweite Kriege, Energiekrisen und Hungersnöte haben die Erde in einen ...

Im Jahr 2044 lebt der achtzehnjährige Wade Watts in den Stacks von Oaklahoma City, einem riesigen, in die Höhe gebauten Trailerpark. Weltweite Kriege, Energiekrisen und Hungersnöte haben die Erde in einen Ort verwandelt, dem man am liebsten entfliehen möchte. Dazu nutzen die meisten Menschen wie auch Wade die OASIS, eine riesige virtuelle Welt, in der er sogar zur Schule geht. Doch in jeder freien Minute wird er zum Jäger: Er sucht das legendäre Easter Egg, das der Erfinder der OASIS vor seinem Tod versteckt hat. Wer es findet, der wird dessen riesiges Vermögen erben. Fünf Jahre dauert die Suche schon an – vergeblich. Doch dann findet ausgerechnet Wade die erste Spur…

Zu Beginn des Buches lernt man den Protagonisten und Ich-Erzähler Wade kennen, der dem Leser die Ursprünge der Suche nach dem Easter Egg in der OASIS erklärt. Zu dieser hat der OASIS-Erfinder James Halliday gleich nach seinem Tod mit einer vorab aufgenommenen Videobotschaft aufgerufen. Zum Abschluss des Prologs offenbart Wade, dass er bei der Suche als allererster überhaupt Punkte erzielt hat, was meine Neugier endgültig weckte.

Wade widmet jede freie Minute seiner Zeit der Suche. Er hat kein Geld, selbst seine Essensgutscheine nimmt seine Tante, bei der er als Waise wohnt, ihm ab. Mühsam schlägt er mithilfe seiner Technikkenntnisse durch und hat sich in einem kaputten Lieferwagen einen Zufluchtsort eingerichtet, in der er seine Ausrüstung versteckt. Ohne Geld kann er sich in der OASIS aber weder Gegenstände zum Kämpfen noch Reisen weg vom Schul-Planeten leisten. Trotzdem ist er ein echter Experte und weiß fast alles über Halliday. In seinem besten Freund Aech hat Wade einen Gleichgesinnten gefunden. Dieser verdient sein Geld mit virtuellen Kämpfen und kann sich einen privaten Chatroom eisten, in dem die beiden oft zusammen abhängen, Filme schauen und zocken. Außerdem gibt es noch Art3mis, eine bekannte Bloggerin und Jägerin, für die Wade schon lange schwärme ohne je mit ihr gesprochen zu haben. Ich fand die nerdigen Charaktere mit ihren kleinen Eigenheiten sympathisch und fieberte mit ihnen mit.

Früh wird klar, dass die 80er Jahre in dieser futuristischen Geschichte eine wichtige Rolle spielen. Halliday, der die 80er als Jugendlicher erlebt hat, war ein großer Fan dieser Zeit und hat in seiner Biographie all seine Favoriten aufgelistet: Computer- und Automatenspiele, Pen-and-Paper Rollenspiele, Filme, Serien und Musik. Diese spielen, schauen und hören die Eijäger allesamt wieder und wieder auf der Suche nach Hinweisen. Das Buch ist eine Hommage an die Zeit mit unzähligen Verweisen. Als Kind der 80er wird man viel Bekanntes entdecken. Doch auch mir, die ihre Kindheit in den 90er erlebt hat, machte der in der Zukunft ausgebrochene 80er Jahre Kult Spaß.

Mit dem Fund des ersten von drei Schlüsseln zum Ei kommen die Dinge ins Rollen. Andere Jäger intensivieren ihre Suche und auch IOI, ein mächtiges Internetunternehmen, ist Wade mit seinen eigenen Suchern auf den Fersen. Mit dem Gewinn will IOI die OASIS vom Open Source Angebot in eine exklusive Welt mit monatlicher Zugangsgebühr umwandeln. Um dieses Ziel zu erreichen handeln sie absolut skrupellos. Ihre Schritte schockierten mich und ich hoffte sehr, dass Wade und die anderen Jäger ihnen einen Schritt voraus bleiben. Doch die Einzelgänger müssen zusammenhalten, um eine Chance zu haben. Werden sie miteinander kooperieren oder siegt der Ehrgeiz, die Rätsel ganz allein zu lösen?

Die Suche nach dem Ei übte eine Sogwirkung auf mich aus. Die einzelnen Aufgaben waren interessant und spannend. Um sie zu finden muss immer ein Rätsel gelöst werden. Diese sind sehr speziell, sodass ein Miträtseln leider nicht möglich war. Gleichzeitig passte der gefühlte Schwierigkeitsgrad nicht immer zur Dauer, die Lösung benötigt wird – ich fand ihn oft viel zu lang oder zu kurz. Wade macht in der Zeit der Suche eine große Entwicklung durch und versinkt immer tiefer in der virtuellen Welt. Und auch die Beziehungen der Charaktere zueinander entwickeln sich weiter, was die Lage nicht immer vereinfacht. Die Spannung steigt immer weiter an und die Situation wird zunehmend brenzlig, da die Zeit drängt. Die Charaktere entschließen sich zu drastischen Schritten, die mich hoffen und bangen ließen. Schließlich kommt es zu einem spektakulären Showdown mit unerwarteten Wendungen. Das Ende beantwortet die wichtigsten Fragen und hat mir sehr gut gefallen.

„Ready Player One“ erzählt die Geschichte von Wade, der seit fünf Jahren in der virtuellen Welt OASIS nach einem Easter Egg sucht, mit dessen Fund man das gesamte Vermögen des verstorbenen Erfinders erbt. Als er den ersten Hinweis findet, beginnt eine hochspannende Jagd mit gefährlichen Gegnern. Oft passte der empfundene Schwierigkeitsgrad nicht zur Dauer, die die Experten zur Lösung des jeweiligen Rätsels brauchten. Doch insgesamt konnte mich das Buch sehr gut unterhalten. Alle Sci-Fi und 80er-Fans sollten sich das Buch nicht entgehen lassen!