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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unbedingt lesen, wenn ihr euch auch fragt, wie es für Lou weitergegangen ist

Ein ganz neues Leben
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Achtzehn Monate sind vergangen, seit Will sich dazu entschieden hat, nicht mehr weiterleben zu wollen. Achtzehn Monate, in denen Lou eigentlich seinem Rat gefolgt sein und ihr Leben in vollen Zügen genossen ...

Achtzehn Monate sind vergangen, seit Will sich dazu entschieden hat, nicht mehr weiterleben zu wollen. Achtzehn Monate, in denen Lou eigentlich seinem Rat gefolgt sein und ihr Leben in vollen Zügen genossen haben sollte. Doch stattdessen hat sie einen Job in einer Flughafenkneipe, den sie nicht mag, und eine eigene Wohnung, in der sie sich einsam fühlt. Dann aber trifft sie auf Lily. Sie hat Will nie kennengelernt hat und trotzdem eine besondere Verbindung zu ihm. Wie wird Lou auf diese Bekanntschaft reagieren? Und wird sie ihren Weg in ein ganz neues Leben finden?

Als ich vor einiger Zeit „Ein ganzes halbes Jahr“ gelesen habe, konnte und wollte ich das Ende nicht so hinnehmen. Ich war so fest von einem versöhnlichen Ende ausgegangen, dass ich bis zur letzten Sekunde auf eine überraschende Wendung wartete und umso schockierter war, als Will tatsächlich sein Leben beendet und Lou allein zurückbleibt. Als ich nun hörte, dass es eine Fortsetzung zu „Ein ganzes halbes Jahr“ gibt, habe ich zunächst gezögert. Will ich wirklich noch einmal zurück in diese Geschichte, an deren Ende ich auch nach mehr als zwei Jahren noch zu knabbern habe? Doch schnell siegte meine Neugier, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es Lou ergangen ist. Lebt sie tatsächlich so, wie Will es ihr aufgetragen hat?

Lou begegnet man achtzehn Monate nach Wills verhängnisvoller Entscheidung. Ich fühlte mich ihr gleich wieder vertraut. Ihre Gefühle in Bezug auf Wills Entscheidung gleichen meinen, nur um ein Vielfaches verstärkt, denn während ich das Geschehen als Leserin beobachte muss Lou mit den Konsequenzen tatsächlich leben. Ich fand es absolut nachvollziehbar, wie die letzten Monate für sie verlaufen sind und konnte mich in sie einfühlen. Doch der Titel verspricht mehr, weshalb ich gespannt war, was sie aus ihrem Lebenstief herausholen wird.

Schon bald werfen Ereignisse und Entscheidungen Lou aus ihrem trüben Alltagstrott, den sie entwickelt hat. Hier hat die Autorin zugegebenermaßen etwas dick aufgetragen, damit die Konsequenzen so weitreichend sind, dass sie das ganze Buch füllen. Doch ich konnte mich darauf einlassen und habe es genossen, Lou zu beobachten, wie sie sich ganz neuen Herausforderungen stellt. Dabei steckt sie so manchen Rückschlag ein, doch wächst auch an ihren neuen Erfahrungen.

Neben Lou gibt es auch ein Wiedersehen mit fast allen Charakteren aus „Ein ganzes halbes Jahr“, und man erfährt, wie unterschiedlich die verschiedenen Personen mit dem Verlust umgegangen sind. Will ist während des ganzen Buches präsent, denn immer wieder kehren die Gedanken und Gespräche der Charaktere zu ihm zurück. Schnell merkt man, dass Lou nicht die einzige ist, die noch immer nicht so recht nach vorn schauen kann. Behutsam schildert das Buch den keineswegs geraden Weg, den Lou nimmt, um den Verlust zu akzeptieren und ihr Leben so zu gestalten, dass sie sich darin wohl fühlt.

Natürlich ist das Buch sehr emotional, was bei dieser Thematik sicherlich nicht verwundert. Doch die Autorin hat immer wieder humorvolle Szenen eingebaut, welche die bedrückte Atmosphäre auflockern. Skurrile Begegnungen auf der Arbeit, sarkastische Auseinandersetzungen und hitzige Wortgefechte haben mich unterhalten können. Zum Ende hin gibt es ein Ereignis, was für mich im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der Geschichte doch etwas too much war. Das änderte für mich aber nichts daran, dass ich Lou sehr gerne bei ihrem Weg in ein ganz neues Leben begleitet habe.

„Ein ganz neues Leben“ ist die Geschichte für all jene, die wie mich das Ende von „Ein ganzes halbes Jahr“ nie ein richtiges Ende war. Die Autorin hat diese Fortsetzung erst geschrieben, als sie einer ihrer Meinung nach gute Idee für diese hatte. Das kann ich nur bestätigen, denn die Ereignisse, die bei Lou die Verarbeitung des Geschehenen in Gang setzen, kommen unerwartet und haben mir gefallen. Wenn ihr euch also auch schon immer gefragt habt, wie es für Lou weitergegangen ist, dann solltet ihr unbedingt zu diesem Buch greifen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein amerikanisches Reiseabenteuer voller Humor

Sonntags im Maskierten Waschbär
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Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben ...

Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben sich in New Orleans niedergelassen und verbringen ihre Sonntage nun im „Maskierten Waschbär“, einem Waschsalon mit integrierter Bar. Dessen Besitzer überlässt ihnen eines Tages uralte Tagebücher, die er beim Entrümpeln auf seinem Speicher gefunden hat. Wipperfürth und Schatten machen sich gleich an die Lektüre. Bevor sie sich versehen, jagen die Freunde der Mumie des letzten wahren Inkaherrschers Atahualpa hinterher und erleben dabei wieder so manches Abenteuer…

Das inzwischen dritte Buch rund Siebeneisen beginnt in New York. Bevor der Leser erfährt, wie es Siebeneisen in der Zwischenzeit ergangen ist, lernt er Zach kennen, der seit Jahren für einen einflussreichen Mafioso arbeitet. Doch ausgerechnet vor dessen großer Restaunrant-Eröffnungsfeier lösen sich die Mosaike aus dem Fußboden, für den Zach zuständig ist. Was hat die Geschichte rund um Zach mit Siebeneisen zu tun? Meine Neugier war geweckt.

Zuerst einmal ging es für mich nach New Orleans, wo ich Siebeneisen wiedertraf. Etwa fünf Jahre sind seit den Ereignissen in Indien vergangen und Siebeneisen hat sich in New Orleans niedergelassen. Doch auch Wipperfürth und Schatten sind nicht weit, und so verbringen die Freunde ihre Sonntage nun im maskierten Waschbär. Diese Waschsalon-Bar ist ein wirklich ganz spezieller Ort, in dem ich mich gleich wohlfühlte. Bei diesem kreativen Namen fehlt eigentlich nur noch ein waschechter Waschbär. Doch keine Sorge, hier hat der Autor ein ganz süßes, lustiges Exemplar in petto…

Nachdem der Einstieg meine Lachmuskeln aufgewärmt hatte, erwachte in mir auch allmählich wieder die Lese-Reiselust. Ich fand es sehr unterhaltsam, dass Siebeneisen deutlich standhafter geworden ist und ganz nüchtern vorschlägt, dass Wipperfürth und Schatten doch einfach selber nach ihrem Schatz suchen sollen. Ob das gut geht? So viel sei verraten: Diesmal müssen alle drei aktiver werden, als sie es geplant hatten!

Im Gegensatz zu den Reisen der Vorbände jagen die Freunde diesmal einem einzigen Gegenstand und nicht vielen hinterher. Statt mit Siebeneinsen rund um die Welt zu jetten lernt man zahlreiche Orte in und um Südamerika kennen. Ich fand es klasse, dass der Autor das Konzept leicht verändert hat und er damit frischen Wind und ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit in die Geschichte bringt. Gleichzeitig wird wieder auf Bewährtes gesetzt: Eine authentische Beschreibung exotischer Reiseziele, gewürzt mit ganz viel Situationskomik dank unverwechselbarer Charaktere. Diese Mischung aus Altem und Neuen funktioniert ganz hervorragend und hat mich bestens unterhalten können.

In „Sonntags im maskierten Waschbär“ begeben sich die drei Freunde Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten zum inzwischen dritten Mal auf ein Reiseabenteuer. Mehr oder weniger selbstverschuldet geraten sie in die verrücktesten, unmöglichsten und komischsten Situationen. Auch wenn man das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen kann, macht es noch mehr Spaß, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Siebeneisens unterhaltsame Abenteuer solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Traut ihr euch zwischen die Mauern von Hak Nam?

Walled City
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Jin Ling lebt in Hak Nam, einer ummauerten Stadt in Hongkong. Auf zweieinhalb Hektar Land leben hier Tausende Menschen in Wohnblöcken, die so hoch und dicht beieinander stehen, dass sie die Sonne aussperren. ...

Jin Ling lebt in Hak Nam, einer ummauerten Stadt in Hongkong. Auf zweieinhalb Hektar Land leben hier Tausende Menschen in Wohnblöcken, die so hoch und dicht beieinander stehen, dass sie die Sonne aussperren. Ungezählte Verbrecher treiben sich herum, denn Polizisten setzen aufgrund des rechtlichen Sonderstatus von Hak Nam keinen Fuß hinein. Als Junge verkleidet ist Jin Ling auf der Suche nach ihrer Schwester, die von ihrem Vater verkauft und in eins der ungezählten Bordelle gebracht wurde. Inzwischen hat sie überall nach ihr gesucht, außer im Bordell von Longwai, dem skrupellosen Anführer der mächtigen Bruderschaft. Diese Chance bietet sich ihr, als der geheimnisvolle Dai ihr einen Job als Läuferin für Longwai anbietet. Doch damit verfolgt Dai auch sein eigenes Ziel. Doch um dieses zu erreichen bleiben ihm nur noch wenige Tage.

Von Beginn an hat mich der Schauplatz des Buches fasziniert. Eine Stadt in der Stadt, unendlich hohe, heruntergekommene Wohnblöcke, dominiert von Armut und Gesetzlosigkeit. Besonders interessant fand ich, dass es diese ummauerte Stadt tatsächlich gegeben hat – das zeigen die Fotos auf den letzten drei Buchseiten, die man sich spoilerfrei auch schon während der Lektüre anschauen kann. Diesen absolut realen, wenn auch historischen Schauplatz hat die Autorin ausgewählt, um die fiktive Geschichte dreier Teenager zu erzählen, die es alle aus einem anderen Grund in diesen Sumpf der Menschheit verschlagen hat.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Jin Ling, Mei Yee und Dai geschrieben. Die Zusammenhänge zwischen den dreien wurden schnell verständlich gemacht. Ihre Leben sind völlig unterschiedlich und doch begreifen sie allmählich, dass ihre Ziele sich ergänzen und eine Zusammenarbeit von Vorteil ist. Besonders gut ist es der Autorin gelungen, mir die Motivation der drei Protagonisten zu vermitteln. Auch wenn man Hak Nam durchaus verlassen kann, waren all ihre Handlungen und die Entscheidung, für den Moment dort zu bleiben, für mich nachvollziehbar.

Ich hoffte sehr, dass die Drei ihre Ziele erreichen. Dazu müssen sie jedoch so manches Wagnis eingehen. Nicht immer gelingt das, was sie sich vorgenommen haben. Pläne müssen verändert oder gleich ganz neu geschmiedet werden, denn immer wieder kommt es zu unerwarteten Zwischenfällen. Dies macht die Geschichte unvorhersehbar und ließ mich um die Drei, die sich schon bald meine Sympathien gesichert hatten, bangen. Das Tempo des Buches ist meist ruhig und lässt den Charakteren die Zeit, über ihre nächsten Schritte nachzudenken und sich weiterzuentwickeln. Dann folgen aber auch wieder Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen.

Die Geschichte bietet alles, was ich mir von einem spannenden Buch wünsche. Starke Charaktere, die aber nicht unfehlbar sind. Einen plausiblen Handlungsverlauf mit so mancher Überraschung. Und eine ausgewogene Mischung aus lauter Action, stiller Spionage, geflüsterten Geheimnissen und aufwühlenden Gefühlen. Begeistert las ich mich durch die Seiten, verfolgte den Countdown und konnte bis zum Schluss nicht genug von dieser gelungenen Geschichte bekommen, die ein Einzelband bleiben wird.

„Walled City“ bietet einen höchst interessanten Schauplatz und drei ganz unterschiedliche Charaktere, von denen jeder auf seine Weise Stärke beweisen muss. Können sie ihre Ziele erreichen, bevor die Zeit abgelaufen ist? Mich hat das Buch voll überzeugen können. Deshalb kann ich jedem, der in diesem Leseherbst nach einer spannenden Geschichte sucht, „Walled City“ nur ans Herz legen! Traut ihr euch zwischen die Mauern von Hak Nam?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Starke Fortsetzung der Saga

Das Vermächtnis des Vaters
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New York, 1939: Harry Clifton hat auf hoher See die Identität eines verstorbenen Kameraden angenommen. Er denkt, dass er nur so seine große Liebe freigeben und die Probleme ihrer Familie lösen kann. Doch ...

New York, 1939: Harry Clifton hat auf hoher See die Identität eines verstorbenen Kameraden angenommen. Er denkt, dass er nur so seine große Liebe freigeben und die Probleme ihrer Familie lösen kann. Doch in New York erwartet ihn eine böse Überraschung. Er wird festgenommen, weil der Mann, in dessen Identität er geschlüpft ist, wegen Mordes gesucht wird. Welches Schicksal erwartet ihn nun?
In England kann Emma unterdessen nicht glauben, dass Harry wirklich tot ist. Mit nur wenigen Anhaltspunkten macht sie sich auf die Suche nach ihm. Ihr Bruder und Harrys bester Freund Giles will unterdessen der Armee beitreten. Doch hat er mit seiner Farbenblindheit überhaupt eine Chance? Und auch Hugo, der Vater der beiden, schmiedet nach der Offenbarung seines Fehltritts wieder neue Pläne.

Dieses Buch ist der zweite Band der Clifton-Saga. Der Auftakt der Reihe, „Spiel der Zeit“, konnte mich begeistern, weshalb ich die Fortsetzung so schnell wie möglich lesen musste. Nachdem der erste Band mit einem Cliffhanger endete, steigt die Fortsetzung zum Glück sofort mit der Perspektive von Harry ein und der Leser erfährt, was nach seiner Ankunft in New York geschehen ist. Von Beginn an war ich wieder mittendrin und hoffte gemeinsam mit den Protagonisten, dass sie ihre Ziele erreichen werden und sich selbst und einander im Krieg nicht verlieren.

Auch in diesem Buch wird die Geschichte wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Diesmal begleitet der Leser Harry, Emma, Giles, Hugo und Maisie. Im ersten Band durchlebte man mehrfach dieselbe Zeitspanne und zum Teil auch dieselben Szenen, wodurch man nach und nach besser verstand, wie es zu bestimmten entscheidenden Ereignissen kam. Nun sind die Personen räumlich so weit voneinander entfernt, dass zum Teil wieder dieselbe Zeitspanne beschrieben wird, es aber nicht mehr zu Dopplungen von Szenen kommt. Das machte die Geschichte für mich sogar noch spannender: Die Perspektive wechselt immer in entscheidenden Momenten. Leider wissen auch die anderen Charaktere nicht, wie es der Person ergangen ist. Deshalb brannte ich immer darauf, so lange weiterzulesen, bis die Perspektive wieder zur entsprechenden Person wechselt und ich ihr Schicksal es aus erster Hand erfuhr.

Mit hohem Tempo steuert der Autor seine Leser durch die Seiten und damit durch den zweiten Weltkrieg. Meine Befürchtungen, dass dieses Buch zu kriegslastig wird, haben sich zum Glück nicht bestätigt. Zwar hat der Autor einige Kriegsszenen eingebaut, bietet dem Leser durch Kapitel in New York und England aber auch immer wieder Handlungsszenen, in denen der Krieg zwar spürbar ist, aber nicht im Vordergrund steht. Am Besten gefallen haben mir diesmal Emmas Kapitel, denn gut konnte ich ihr hoffen und bangen bezüglich der Frage nachvollziehen, ob ihr Liebster noch lebt oder nicht. Gleichzeitig zeigt sie, dass sie im entscheidenden Moment ziemlich taff sein kann und sich nicht so leicht unterkriegen lässt.

Diese Serie hat ganz eindeutig eine Sogwirkung. Erneut durchleben alle Charaktere Höhen und Tiefen und das Blatt wendet sich oft im Laufe nur weniger Seiten. Trotz Rückschlägen und auch Todesfällen wurde die Handlung wurde nie so dramatisch, dass beim Lesen die Stimmung gänzlich kippte. So blieb bei mir trotz der dunklen Jahre, in denen die Handlung angesiedelt ist, das Gefühl erhalten, einen Roman zu lesen, dessen Ziel Unterhaltung ist. Im letzten Buchabschnitt kommen die Handlungsstränge des Buchs zu einem Abschluss, der mir sehr gut gefallen hat. Er geht fließend über in den Start einer neuen Thematik, die einen Cliffhanger enthält und sicherlich auch den Auftakt des dritten Bandes, „Erbe und Schicksal“ bestimmen wird.

„Das Vermächtnis des Vaters“ ist der unterhaltsame zweite Teil der Clifton-Saga. Harry, Giles und Emma sind inzwischen erwachsen und müssen die wichtige Entscheidung treffen, welchen Weg sie einschlagen wollen. Doch nicht immer liegt diese Entscheidung allein in ihrer Hand. Der tobende Krieg, alte Feindschaften und neue Freunde beeinflussen das Leben der Protagonisten und ließen mich mit ihnen hoffen und bangen. Wer gerne Familiengeschichten liest, für den ist die Clifton-Saga ein Muss!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer ist der Fremde in deinem Haus?

Fremd
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Joanna lebt allein in ihrem Haus. Doch eines Abends kommt ein Fremder herein und behauptet, ihr Verlobter zu sein. Joanna ist gleich überzeugt davon, es mit einem psychopathischen Einbrecher zu tun zu ...

Joanna lebt allein in ihrem Haus. Doch eines Abends kommt ein Fremder herein und behauptet, ihr Verlobter zu sein. Joanna ist gleich überzeugt davon, es mit einem psychopathischen Einbrecher zu tun zu haben, gegen den sie sich verteidigen muss. Doch trotz ihrer Versuche, den Eindringling vor die Tür zu setzen, bleibt dieser beharrlich und behauptet, gemeinsam mit ihr im Haus zu wohnen. Doch wie kann das sein, wenn es nicht das geringste Anzeichen von seinen Sachen im Haus gibt?

Erik ist unterdessen schockiert darüber, dass seine Verlobte ihn nicht wiedererkennt. Was ist passiert, ist sie verrückt geworden? Verzweifelt unternimmt er Versuche, ihre Erinnerung zurückzubringen. Können die beiden herausfinden, was passiert ist und warum?

Als ich das erste Mal hörte, dass Ursula Poznanski und Arno Strobel ein Buch zusammen schreiben, war ich gleich begeistert. Beide gehörten zu meinen Lieblingsautoren und ich war neugierig, wie das Ergebnis dieser Zusammenarbeit aussehen wird. Das Buch konnte mich von der ersten Seite an fesseln, denn die Situation ist wirklich vertrackt: Joanna erinnert sich nicht an Erik und kann auch keinen Beweis dafür finden, dass er bei ihr lebt. Erik hingegen versteht überhaupt nicht, wie Joanna ihn innerhalb eines einzigen Tages vergessen konnte. Meine Neugier war geweckt und ich wollte unbedingt wissen, was dahinter steckt.

Die Idee der beiden Autoren hat sich als erfolgreich erwiesen. Die beiden haben die Kapitel immer abwechselnd geschrieben, Ursula Poznanski aus der Sicht von Joanne, Arno Stobel aus der Sicht von Erik. Diese ständigen Perspektivenwechsel haben für mich den Reiz an der Geschichte ausgemacht, denn ich konnte die Gefühle beider Protagonisten nachvollziehen und stellte mir die drängende Frage, wer von beiden denn nun lügt oder zumindest Teile der Wahrheit verdrängt. Immer neue Wendungen halten die Spannung aufrecht. Wie reagiert Joanne zum Beispiel auf eine Freundin der beiden? Warum verhält sich Eriks Arbeitskollege so komisch? Dahinter muss doch mehr stecken!

Die Vertrauensfrage im Mittelpunkt dieser Geschichte. Immer wieder zweifeln die Protagonisten an ihrem Gegenüber und an sich selbst. Doch die zunehmende Bedrohung von außen zwingt sie zu einer Entscheidung: Werden sie zusammenarbeiten, um das Rätsel zu lüften, oder getrennte Wege gehen? Beide Autoren haben hier bewiesen, dass sie Meister ihres Fachs sind und es verstehen, einen gelungenen Spannungsbogen zu erschaffen. Bei Psychothrillern ist für mich die Auflösung der größte Knackpunkt, der bei mir entscheidend dafür ist, ob ich das Buch zufrieden oder enttäuscht beende. Hier bekommt der Leser einiges an Action geboten und eine Erklärung, die vielleicht nicht hundertprozentig realistisch, aber doch plausibel ist und mir deshalb gefallen hat.

„Fremd“ bietet alles, was das Herz eines Psychothriller-Fans begehrt! Durchgängige Spannung, eine düstere Atmosphäre, Zweifel am eigenen und fremden Verstand sowie ein steigendes, gut dosiertes Maß an Action und Gewalt. Wenn ihr Ursula Poznanski und/oder Arno Strobel mögt, dann dürft ihr dieses Buch nicht verpassen. Und auch wenn ihr von beiden Autoren noch nichts gelesen habt und auf der Suche nach Nervenkitzel seid, solltet ihr zu „Fremd“ greifen!