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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein wundervolles Debüt - für mich das liebenswerteste Buch des Jahres!

Das Fundbüro der Wünsche
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Liverpool, 1976: Seit Martha Lost denken kann, weiß sie, dass sie der Liver Bird vom Lime-Street-Bahnhof in Liverpool ist: Würde sie den Bahnhof verlassen, dann würde er sofort einstürzen. Deshalb lebt ...

Liverpool, 1976: Seit Martha Lost denken kann, weiß sie, dass sie der Liver Bird vom Lime-Street-Bahnhof in Liverpool ist: Würde sie den Bahnhof verlassen, dann würde er sofort einstürzen. Deshalb lebt und arbeitet Martha von klein auf im Fundbüro des Bahnhofs, der von der Frau betrieben wird, die Martha Mutter nennt. Der Frau, die Martha aufgenommen hat, als sie als Baby bei ihr wie ein Fundgegenstand abgegeben wurde und der sie seit sechzehn Jahren ausgeliefert ist. Martha hat sich mit ihrer kleinen Bahnhofswelt und dessen Bewohnern und Besuchern wie der Cafébesitzerin Elisabeth, dem römischen Legionär und dem Postboten Drac arrangiert. Bis ein Brief und ein unerwartetes Ereignis Martha dazu zwingen, sich der Frage zu stellen, wer sie eigentlich ist. Ist Martha bereit für die Antwort?

In „Das Fundbüro der Wünsche“ habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Das Cover signalisiert Leichtigkeit und ein Über-sich-hinauswachsen. Die Koffer spielen auf die Geschichte von Marthas Ankunft am Bahnhof an. Und das Mädchen auf dem Cover kommt meiner Vorstellung der sechzehnjährigen Martha nahe. Dass diese eine ganz und gar ungewöhnliche Protagonistin ist wird schon auf der ersten Seite der Geschichte klar, denn Martha bewegt sich am liebsten in Pirouetten fort. Auch die Tatsache, dass sie den Bahnhof noch nie verlassen hat, ließ mich neugierig darauf werden, was für ein Mensch sie unter diesen Bedingungen geworden ist.

Martha ist ein durch und durch liebenswerter Mensch. Ich hätte sie gerne umarmt und vor all dem Bösen da draußen beschützt. Ihre Adoptivmutter ist ein echtes Ungeheuer und hat so manches mit den bösen Königinnen aus den Märchen gemein. Martha hat gelernt, ihre Grausamkeiten nicht an sich heranzulassen. Dennoch haben ihre Lebensumstände sie tief geprägt und aus ihr ein zerbrechliches Wesen gemacht, das stets an das Gute im Menschen glaubt. Als Martha gezwungen wird, die ihr bekannte Routine zu durchbrechen, bangte ich mit, dass sie einen für sich passenden Weg finden wird.

Diese Geschichte lebt von ungewöhnlichen Charakteren, und so lernt Martha bald den römischen Legionär, den Mann aus den Tunneln und die flippige Cafébesitzerin besser kennen. Ich habe jeden Moment mit diesen besonderen Charakteren genossen, die andere wohl als gesellschaftliche Außenseiter bezeichnen würden, denn sie sind erfrischend anders und haben sich damit arrangiert. Sie alle geben Marta Kraft, unterstützen sie und helfen ihr dabei, selbstbewusster zu werden und sich der Welt zu stellen. Hier hat Martha einen langen Weg vor sich und ich bin diesen gern mit ihr gegangen.

Die Kapitel werden immer wieder unterbrochen von Marthas Dialog mit einem geheimnisvollen Briefeschreiber und Kolumnen beziehungsweise Briefen rund um den verschollenen Koffer eines stadtbekannten ehemaligen Roadies der Beatles. Die beiden Themen treiben die Handlung voran, schufen einen regenbogenfarbenen Spannungsbogen und sorgten dafür, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Für mich eine perfekte Geschichte, vom märchenhaften Anfang bis zum wunderschönen, rührenden Ende.

„Das Fundbüro der Wünsche“ ist eine Geschichte, bei der es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden. Die wundersame Martha und ihre Freunde muss man einfach selbst kennenlernen, um ihre Besonderheit zu begreifen und nachzuvollziehen, wie anders die Welt aus ihrer Perspektive aussieht. Gebt diesem wundervollen Debüt unbedingt eine Chance und lasst Martha auch euer Leserherz erobern. Für mich ist „Das Fundbüro der Wünsche“ das liebenswerteste Buch des Jahres!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit dem Rolling Junk gen Süden

Die Straße der Pfirsiche
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Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit ...

Connecticut, 1920: F. Scott und Zelda Fitzgerald sind seit drei Monaten verheiratet. Eines Morgens sehnt sich Zelda nach den Biscuits und Pfirsischen ihrer Heimat Alabama, weshalb Scott vorschlägt, mit dem Wagen hinzufahren und ihre Eltern zu überraschen. Zelda ist skeptisch, denn nicht ohne Grund nennen die Fitzgeralds ihren Expenso stets „Rolling Junk“. Doch sie werfen alle Zweifel über Bord und befinden sich schon kurze Zeit später auf der Straße in Richtung Süden, vor sich eine Fahrt, welche die Bezeichnung „abenteuerlich“ mehr als verdient hat…

Ich habe dieses Buch überraschend erhalten und deshalb ohne spezielle Erwartungen mit der Lektüre begonnen. Der Autor nimmt den Leser mit auf einen Roadtrip gen Süden, in dem er selbst und seine Frau Zelda die Protagonisten sind. Ich war neugierig, wie viel die Geschichte über den Autor selbst und seine Ehe verrät, habe ich mich doch bisher noch nicht allzu intensiv mit dem Leben der Fitzgeralds auseinandergesetzt.

Fitzgerald schaffte es mühelos, mich mit auf seine Reise zu nehmen und die verschiedenen Staaten, welche das Ehepaar durchquert, vor meinem Auge lebendig werden zu lassen. Tatsächlich fieberte ich von Beginn an mit, ob die beiden ihr Ziel erreichen werden, denn ihr Wagen droht schon schon zu Beginn der Reise, jederzeit gänzlich auseinanderzufallen. Der Autor erzählt von so manchem humorvollen Zwischenfall. Auf der Reise lassen die beiden kein Fettnäpfchen und keine Gefahr aus, sodass ihre einfache Autofahrt zum großen Abenteuer wird.

Einige Erlebnisse entspringen lediglich der Fantasie des Autors und haben so während der Reise der beiden, die sie tatsächlich unternommen haben, nie stattgefunden. Fitzgerald vermischt hier geschickt Realität und Fiktion, balanciert mit seinen Worten bisweilen an der Grenze der Absurdität. Das machte für mich den besonderen Reiz der Geschichte aus und ließ sie für mich zu einem kleinen aber feinen Leseerlebnis werden.

Unabhängig davon, ob bestimmte Situationen tatsächlich so stattgefunden haben oder nicht, erhielt ich beim Lesen auch einen guten Eindruck von F. Scott und Zelda Fitzgerald und ihrer Beziehung zueinander. Hier gibt auch der Anhang, der fast die Hälfte des Buches ausmacht, weitere Einblicke. Eine Kurzgeschichte Zeldas berichtet von den folgenden Reisen des Ehepaars. Hierzu hat Zelda schnappschussartig zu jedem Hotel und jeder Stadt wenige Eindrücke festgehalten. Zeldas stakkatoartige Sätze fand ich nicht sonderlich angenehm zu lesen, doch zeigten sie mir, wie unstetig das Leben der Zwei war, wenn man eine derartige Masse an Hotels in einer solchen Geschwindigkeit am Auge des Lesers vorbeiziehen lassen kann.

Ein Interview mit dem Ehepaar sowie ein Nachwort von Alexander Pechmann, in welchem ein Überblick über das Leben der Fitzgeralds gegeben wird, Fakten von Fiktion getrennt werden und die abgedruckten Geschichten interpretiert werden, runden dieses kurzweilige Buch gelungen ab. Ich kann „Die Straße der Pfirsiche“ sowohl an Leser empfehlen, die neugierig auf eine bislang in Deutschland unveröffentlichte Kurzgeschichte des Autors sind als auch an solche, die gerne mehr über die Menschen F. Scott und Zelda Fitzgerald erfahren möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tretet die Reise in ein düsteres Köln der Zukunft an!

Zone 5
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Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte ...

Etwa 45 Jahre in der Zukunft wird Europa von einem autoritär regierenden Präsidenten beherrscht. Im Hintergrund agieren fünf multinationale Konzerne die eigentlichen Strippenzieher. Europäische Städte sind in Zonen aufgeteilt. Während man in Zone 1 und 2 höchst angenehm lebt, wird Zone 4 von Slums beherrscht, wo die Bewohner nur mit dem allernötigsten versorgt werden.
David kommt für sein Anerkennungsjahr als Anwalt nach Köln. Er möchte etwas bewegen und hat sich deshalb für die wenig glanzvolle Stadt entschieden, während seine Freunde nach Paris, Singapur und São Paulo gehen. Alex hingegen lebt schon immer in der Zone 4 in Köln. Um den Menschen zu retten, den sie liebt, dringt sie verbotenerweise in die Zone 1 ein. Ein Vergehen, auf das die Todesstrafe steht. Dabei kreuzen sich die Wege der beiden. Diese Bewegung bringt bald etwas Großes ins Rollen…

Auf das Buch neugierig geworden bin ich aufgrund des Schauplatzes: Ein dystopisches Köln, das klang für mich als Rheinländerin genau richtig. Zudem faszinieren mich Dystopien aller Art, auch das auf der Buchrückseite erwähnte Buch „Der Circle“ habe ich im letzten Jahr mit Begeisterung gelesen. Mit hohen Erwartungen begann ich mit der Lektüre und wurde gleich von einem brisanten Prolog abgeholt: Der Kölner Dom stürzt ein. Warum geschieht das? Was ist passiert? Meine Neugier war endgültig geweckt. Um die Hintergründe zu erklären, springt die Geschichte im Anschluss an den Prolog neun Tage in die Vergangenheit und ich begab mich auf Spurensuche.

Der Autor hat intensiv recherchiert und sich viele Gedanken gemacht, wie das Leben um 2060 herum aussehen könnte. Aus seinen Ideen hat er ein Szenario konstruiert, das erschreckend, aber durchaus plausibel wirkt. Mit David und Alex hat er zwei Protagonisten erschaffen, die von Beginn an die Intention haben, die herrschende Ungerechtigkeit nicht hinzunehmen, sondern aktiv zu werden. Wer wie ich Köln kennt, für den sind die Beschreibungen des Autors, wie bestimmte Plätze und Straßen in seinem Zukunftsszenario aussehen könnten, besonders interessant. Doch auch wenn man Köln noch nicht kennt verliert das Buch nichts von seiner Spannung. In seinen Beschreibungen geht der Autor nur soweit wie nötig ins Detail, reißt technische, medizinische und politische Entwicklungen an und gibt dem Leser eine Idee davon, wie all das funktioniert. Doch der Fokus bleibt stets auf der thrilligen Handlung rund um David und Alex.

Die beiden Protagonisten lernt man zunächst besser kennen, bevor sich ihre Handlungsstränge mit jedem Kapitel enger verflechten. David als angehender Anwalt und Alex als taffe Frau aus der Zone 4 führen höchst unterschiedliche Leben, wodurch man zwei verschiedene Blickwinkel auf die dystopische Stadt erhält. Doch beide verbindet der Wille, etwas zu tun. Dabei wirken sie in der Verfolgung ihrer Ziele authentisch. Ich habe nachvollziehen können, warum es David ausgerechnet nach Köln zieht und Alex in die für sie verbotene Zone 1. Schnell sind die beiden mir sympathisch geworden, gerade weil sie keine schillernden Helden sind, sondern ihren Instinkten folgen und menschliche Entscheidungen treffen, die sich auch mal als falsch erweisen können. Um das große Ganze besser zu verstehen gibt es außerdem immer wieder Kapitel, die Einblicke geben zum Beispiel in das Leben des europäischen Präsidenten, des Chefs eines der großen Industriekonzerne oder der Anwaltsgehilfin Verena. Dadurch versteht man noch besser, welche Konsequenzen die Entscheidungen der Handelnden haben.

Die Geschichte hat mich in seinen Sog gezogen. Durch den Prolog wurde eine grobe Richtung angedeutet, doch bis zum letzten Moment konnte ich nur vermuten, wie der Einsturz des Kölner Doms in die Geschichte hineinpasst. Zum Ende hin wird es zunehmend dramatisch und ich fieberte mit den Protagonisten mit. Werden sie nicht nur heil aus der ganzen Sache herauskommen, sondern auch ihre Ziele erreichen? Bis zur letzten Seite wurde die Spannung erhalten, was das Buch für mich zu einer rundum gelungenen Sache macht.

„Zone 5“ bietet ein düsteres Zukunftsszenario mit einigen plausiblen Ideen, vor dessen Kulisse zwei junge Menschen sich gegen die herrschende Ungerechtigkeit auflehnen. Daraus wird bald etwas viel Größeres, als sie sich je hätten vorstellen können, und damit ein faszinierender dystopischer Thriller. Ich kann euch nur empfehlen, mit „Zone 5“ die Reise ins Köln der Zukunft anzutreten!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es wird noch spannender und emotionaler - mein bislang liebster Band der Reihe!

Obsidian 4: Origin. Schattenfunke
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Nach ihrem Eindringen in Mount Weather konnten alle entkommen – alle, nur Katy nicht. Sie befindet sich in den Fängen von Daedalus und muss nun erleben, was Beth und Dawson bislang nur angedeutet haben, ...

Nach ihrem Eindringen in Mount Weather konnten alle entkommen – alle, nur Katy nicht. Sie befindet sich in den Fängen von Daedalus und muss nun erleben, was Beth und Dawson bislang nur angedeutet haben, wenn sie über ihre Erfahrungen sprachen. Doch ist Daedalus wirklich so böse? Sergeant Dasher und Dr. Roth versuchen, Katy vom Gegenteil zu überzeugen. Doch wie viel von dem, was die beiden erzählen, ist wahr? Wird Katy ihnen glauben? Und was hat Daedalus mit ihr vor?
In der Zwischenzeit kann sich Daemon nicht damit abfinden, Katy zurückzulassen. In seiner Not schließt er ein gewagtes Bündnis und macht sich an die Umsetzung eines irrwitzigen Plans. Hat er eine Chance, Katy wiederzusehen?

Nachdem „Opal“ mit dem bislang fiesesten Cliffhanger der Reihe endete, musste ich unbedingt wissen, wie es in „Origin“ weitergeht. Die drängendste Frage, was nach ihrer Gefangenname durch Daedalus mit Katy passiert, wird zum Glück gleich beantwortet. Eine Flucht scheint für Katy unmöglich, doch die ersten Tage sind gar nicht so grauenhaft wie befürchtet. Doch die Frage, wie lange das so bleibt, hing wie eine Gewitterwolke über den Ereignissen und ich wartete und bangte mit Katy auf den Moment hin, in dem es so richtig unangenehm werden würde.

Während dieser Ruhe vor dem Sturm wird Katy immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Daedalus richtige und wichtige Ziele verfolgt und gemeinsam mit ihr geriet ich ins Schwanken. Ist tatsächlich alles schlecht, was Daedalus tut? Sehr gut fand ich, dass Katy nicht nach wenigen Seiten einbricht und alles glaubt, was ihr erzählt wird. Vielmehr hinterfragt sie trotz ihrer schwierigen Situation alles kritisch und beweist Stärke und Mut. In „Opal“ habe ich noch ihre naive Art kritisiert. Von dieser ist nun nichts mehr zu merken und Katy hat mich mit ihrem Verhalten wieder überzeugen können.

In diesem vierten Band ist der Fokus auf Katy und Daemon noch stärker als in den Vorgängerbänden. Andere Charaktere spielen in diesem Buch nur untergeordnete Rollen. Ich hoffte mit Daemon, dass er Katy bald wiedersehen kann, koste es, was es wolle. Doch während es so aussieht, als hätte Daemon eine wenn auch geringe Chance, wird die Handlung mit jedem Kapitel düsterer. Dieser Band übertrifft seine Vorgänger noch einmal in den Schilderungen von gefährlichen Ereignissen und Kämpfen. Diese actionreiche Seite der Serie gefällt mir noch besser als zahlreiche Flirtszenen, bei denen die Handlung auf der Stelle tritt. Absolut romantisch wird es trotzdem, auch hier erreicht das Buch neue Höhen und setzt damit die Kirsche auf das Sahnehäubchen der Handlung.

Auch wenn ich von Dee entgegen meiner Hoffnungen wieder wenig lesen durfte, hat mir dieser Band noch einmal besser gefallen als seine Vorgänger. Das liegt vor allem am hohen Actionanteil, bei dem die Gefühle zwischen Katy und Daemon trotzdem nicht zu kurz kommen und für so manche emotionale Szene sorgen. Die Autorin hat ein für mich gelungenes Verhältnis gefunden. Zum Ende hin geht es noch einmal richtig zur Sache und Jennifer L. Armentrout wäre nicht sie, wenn die letzte Szene nicht wieder in einem gewaltigen Cliffhanger enden würde. Nun freue ich mich riesig auf den finalen Band der Serie, „Opposition“, der im April erscheinen wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Hut, der Leben verändert

Der Hut des Präsidenten
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Paris, 1986: Daniel Mercier beschließt eines Tages, sich ein Abendessen in einer vornehmen Brasserie zu gönnen. Seine Frau und sein Sohn sind bei den Schwiegereltern zu Besuch, und so sitzt Daniel ganz ...

Paris, 1986: Daniel Mercier beschließt eines Tages, sich ein Abendessen in einer vornehmen Brasserie zu gönnen. Seine Frau und sein Sohn sind bei den Schwiegereltern zu Besuch, und so sitzt Daniel ganz allein am Tisch. Da werden drei Herren an den Nebentisch geführt, und einer von ihnen ist kein geringerer als der amtierende Staatspräsident Francois Mitterrand. Gebannt lauscht Daniel dem Tischgespräch. Als der Präsident nach dem Essen seinen Hut vergisst, nimmt Daniel ihn kurzerhand an sich. Kurz darauf gelingt es ihm dank des Hutes, seiner festgefahrenen beruflichen Laufbahn neuen Schwung zu geben. Doch bald wechselt der Hut erneut den Besitzer und bleibt auch auf den folgenden Köpfen, die er ziert, nicht ohne Wirkung.

Gleich zu Beginn des Buches lernt man Daniel Mercier kennen, der seiner Frau und seinem Sohn erklärt, warum sich der Hut des Staatspräsiden in seinem Besitz befindet. Gemeinsam mit den dreien blickt man auf den vorherigen Abend zurück und erfährt, wie der Hut zum ersten Mal seinen Besitzer gewechselt hat. Bei der Schilderung dieses Vorfalls bringt der Autor dem Leser Daniels Faszination für den Präsidenten nahe und machte es damit nachvollziehbar, warum er diesen Diebstahl begeht. In der Gegenwart entfaltet der Hut schon bald seine Wirkung und beeinflusst Daniel positiv in seinem Verhalten. Allein zu wissen, dass der Hut des Präsidenten auf seinem Kopf sitzt, gibt ihm das nötige Selbstbewusstsein, das er so lange gesucht hat.

Dem Autor ist es gelungen, mir jeden der relativ zügig wechselnden Besitzer des Hutes in kürzester Zeit sympathisch werden zu lassen. Ich erfuhr, was die Charaktere antreibt und wonach sie sich sehnen. Bei jedem von ihnen hat der Hut eine andere positive Wirkung. Mal geht es um Liebe, mal um den Beruf oder gar Politik. Sehr gut gefallen hat mir, dass man hier mehrfach Zeuge einer ungewöhnlich schnellen Verhaltensänderung wird, die in ihrer Geschwindigkeit vielleicht nicht authentisch gewirkt hätte, wäre da nicht der Hut gewesen. Zu sehen, wie dieser bei jedem eine beinahe magische und gleichzeitig doch völlig nachvollziehbare Wirkung entfaltet, machte für mich den Reiz des Buches aus.

Der Autor gibt kurze Einblicke in das Leben von fünf völlig verschiedenen Menschen. Der schwarze Filzhut bleibt der rote Faden in dieser Erzählung, doch bald entstehen auch lockere Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren. In einige Charaktere konnte ich mich noch etwas besser hineinversetzen als in andere, insgesamt hat es mir aber Spaß gemacht, jeden von ihnen zu begleiten. Charakterlich und thematisch ist sicherlich für jeden Leser etwas dabei, das ihn unterhalten kann. Die Geschichte vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit mit gelegentlichem Tiefgang, durch welches ich mich bei der Lektüre rundum wohlfühlte und die Seiten viel zu schnell verfliegen ließ. Zum Ende hin wird noch einmal ein Bogen über alle Charaktere gespannt, durch welchen die Erzählung für mich gelungen ausklang.

Habt ihr schon mal einen Hut aufgesetzt und Euch wie ein völlig neuer Mensch gefühlt? Egal, ob das der Fall ist oder nicht, ihr solltet unbedingt „Der Hut des Präsidenten“ lesen, um zu erfahren, wie es den Charakteren in genau dieser Situation ergangen ist. Antoine Laurain konnte mich bestens unterhalten, indem er mir verschiedene Personen nahe brachte, deren Leben durch einen ganz besonderen Hut eine entscheidende Wendung nimmt. Ich kann euch deshalb nur empfehlen, das Buch zu kaufen und den Hut auf seiner Reise zu begleiten!