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Veröffentlicht am 28.08.2022

Beziehungsroman, Dystopie und Gesellschaftskritik

Auf See
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Die siebzehnjährige Yada lebt auf der Seestatt, einer schwimmenden Insel in der Ostsee. Ihr Vater ist der Gründer dieses Projekts, das eine sichere Zuflucht bietet, nachdem sämtliche Strukturen auf dem ...

Die siebzehnjährige Yada lebt auf der Seestatt, einer schwimmenden Insel in der Ostsee. Ihr Vater ist der Gründer dieses Projekts, das eine sichere Zuflucht bietet, nachdem sämtliche Strukturen auf dem Festland zusammengebrochen sind. Er hat für Yada nicht nur einen festen Tagesablauf entworfen, sondern kontrolliert auch, mit wem sie sprechen und welche Informationen sie erhalten darf. Als Yada mit rätselhaften Verletzungen aufwacht, sorgt sie sich, dass sie wie ihre verstorbene Mutter unter einer schweren psychischen Krankheit leidet. Schließlich macht sie eine Entdeckung, die ihr ganzes Leben in Frage stellt.

In einem zweiten Handlungsstrang lernte ich die Künstlerin Helene kennen, die in Berlin lebt. Nachdem sie aus einer Laune heraus mehrere Vorhersagen getroffen hat, von denen sich die meisten zufällig als richtig erwiesen, wird sie von Anhängern als Orakel verehrt. Sie lässt sich ohne Konto und Internet durch den Tag und die Wohnungen ihrer Freund:innen treiben. Ihre Anhängerschaft hat sich über die Zeit zu einer Art Sekte entwickelt und sie selbst hat kein großes Interesse mehr daran, ihnen die Richtung zu weisen. Einem Konkurrenten das Feld zu überlassen, der mit falschen Versprechungen lockt, erscheint ihr aber auch nicht richtig.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Yada und Helena erzählt. Der Fokus bleibt zunächst stark auf den beiden Protagonistinnen. Über die Welt, in der sie leben, erfuhr ich nur das, was sie aus ihrer subjektiven Perspektive bewusst wahrnehmen. Schnell wird klar, dass Yadas Bild von der zusammengebrochenen Gesellschaft auf dem Festland nicht zu Helenes Erlebnissen in Berlin passt und auf der Seestatt einiges im Argen ist.

Die Zukunft, welche hier von der Autorin geschildert wird, fühlt sich nicht allzu unmöglich an. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder idealistische Ideen einer Gesellschaft, die in Archivschnipseln eingestreut werden. Es handelt sich um gut recherchierte kurze Passagen beispielsweise über das fiktive Königreich Polyrais, das Schicksal der Republik Nauru oder die Anfänge von Scientology. Ich fand diese Einschübe interessant, sie gaben neue Denkanstöße für die fiktive Geschichte und untermauern die Plausibilität des Geschehens.

Ich tauchte beim Lesen tief in die Psyche der beiden Protagonistinnen ein und erhielt einen umfassenden Einblick, was das Erlebte mit ihnen macht. Auch die komplizierten Beziehungen der beiden zu Familie und Freunden werden intensiv beleuchtet. Eine ganze Weile war ich ahnungslos, wohin die Geschichte mich führen wird, bis sich eine Ahnung entwickelt, die schließlich zur Gewissheit wird. Die Antworten auf die meisten meiner Fragen meinte ich im Laufe der Geschichte gefunden zu haben, was durch längere Erklärungen zum Ende hin bestätigt und um weitere Hintergrundinformationen erweitert wurde.

Die Neugier trieb mich durch die Seiten, auch wenn der Erzählton unaufgeregt ist und die Geschichte mit wenigen Spannungsmomenten auskommt. "Auf See" ist gleichzeitig Beziehungsroman, Dystopie und Gesellschaftskritik, die sich mit den Schattenseiten libertärer Ideen auseinandersetzt. Eine kurzweilige, zum nachdenken anregende Lektüre, die ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 23.07.2022

Wer hat den Zirkusdirektor Helios ermordet?

Das Strahlen des Herrn Helios
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Skarabäus Lampe ist ein Hase, der sich in Überstadt als Meisterdetektiv einen Namen gemacht hat. In der Frühausgabe der Zeitung liest er, dass der Direktor des Wanderzirkus, der aktuell vor den Toren der ...

Skarabäus Lampe ist ein Hase, der sich in Überstadt als Meisterdetektiv einen Namen gemacht hat. In der Frühausgabe der Zeitung liest er, dass der Direktor des Wanderzirkus, der aktuell vor den Toren der Stadt gastiert, ermordet wurde. Der Mörder gilt bereits als gefasst, weshalb Lampe das Büro des Anwalts von Oben, einem Fisch, aufsucht, der mit der Verteidigung betraut wurde. Dieser nimmt Lampes Hilfe gerne an, denn der Hase ist sich sicher, dass die Polizei den falschen erwischt hat. Gemeinsam mit seinem Partner, dem Kater Zarachrias Bärlein, sowie Inspektor Sutton, der wie fast alle Polizisten ein Hund ist, rollt Lampe die Ermittlungen im Zirkusumfeld neu auf.

Das Cover des Buches hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Hier ist Skarabäus Lampe mit seiner Narbe im Gesicht zu sehen sowie der Gorilla Dante, der im Mordfall von der Polizei als Täter identifiziert wurde. In der unteren Ecke sieht man außerdem den Kater Zacharias Bärlein. Er ist mit seinen sieben Jahren noch ein Kind, aber von besonders hellem Verstand, weshalb er von Lampe ausgebildet wird und quasi zur Familie gehört.

Dieser fantastische Krimi hat mir von der ersten Seite an großen Lesespaß bereitet. Die Autorin hat Charaktere erschaffen, die ich gleich ins Herz geschlossen habe. Erklärungen zum geschichtlichen Ursprung bleiben Randbemerkungen, sodass ich die von zivilisierten Tieren bevölkerte Welt schnell als gegeben hinnahm. In dieser gibt es allerhand zu entdecken, und ich merkte beim Lesen die Freude, mit der die studierte Biologin am Werk war. Ich erfuhr beispielsweise, wie Fische an Land überleben und sich in die Gesellschaft integrieren konnten, warum bei der Polizei fast nur Hunde arbeiten und warum Dreischnecks auf den Straßen beständig für Ärger bei anderen Verkehrsteilnehmern sorgen und trotzdem genutzt werden.

Die Ermittlungen führen den Meisterdetektiv zum Wanderzirkus, dessen Mitglieder auch die tierische Bevölkerung von Überstadt zum Staunen bringen. Ein Pfau, der als Fakir auftritt, ein bärtiges Walross, eine geheimnisvolle Eidechse, die kein Ziel verfehlt... Was wissen sie über die Ermordung des Löwen Helios, ihres Zirkusdirektors? Lampe entdeckt schnell neue Hinweise, die zu weiteren Fragen führen. Im Gespräch mit den Zirkusmitgliedern kommen Dinge ans Licht, die mit dem Mordmotiv zusammenhängen könnten - oder doch nicht? 

Die Spannung steigt, als es zu einem weiteren Vorfall kommt, der Lampe persönlich betroffen und die Auflösung des Falls noch dringlicher macht. Die Beschreibungen der Ermittlungen fand ich unterhaltsam, auch wenn der Fall an sich viele klassische Elemente nutzt und ich die Lösung schon vor dem Finale kannte. Die Welt und ihre Charaktere haben mich aber so begeistern können, dass ich diese Geschichte wärmstens an alle weiterempfehle, die Lust auf einen fantastischen Cosy Crime haben!

Veröffentlicht am 09.07.2022

Eintauchen ins eindrucksvolle Kanada

KUNTH Unterwegs in Kanada
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Schon 2019 hatte ich geplant, im Folgejahr zum ersten Mal nach Kanada zu fahren. Dieses Jahr soll es nun endlich so weit sein. Auf der Suche nach einem Reisebuch, mit dem ich mich auf den anstehenden Urlaub ...

Schon 2019 hatte ich geplant, im Folgejahr zum ersten Mal nach Kanada zu fahren. Dieses Jahr soll es nun endlich so weit sein. Auf der Suche nach einem Reisebuch, mit dem ich mich auf den anstehenden Urlaub einstimmen kann, bin ich auf diesen Titel gestoßen.

Auf rund 400 Seiten hat ein sechsköpfiges Team des Kunth Verlags Informationen und Bilder aus allen Ecken Kanadas zusammengetragen. Jedes Kapitel widmet sich einem der insgesamt drei Territorien und zehn Provinzen Kanadas, beginnend mit den nördlich gelegenen Territorien von Ost nach West und anschließend den südlicher gelegenen Provinzen ebenfalls im Osten beginnend. Beim chronologischen Lesen beginnt man also bei der besonders rauen, wilden und kalten Natur des Landes, bevor man zu bevölkerungsreicheren Gegenden wie British Columbia und Ontario vorstößt, die auf vergleichsweise vielen Seiten dargestellt werden.

Jedes Kapitel beginnt mit einem doppelseitigen Foto und einer anschließenden Informationsseite mit den wichtigsten Daten und einigen allgemeinen Informationen. Danach folgen Seiten mit Informationen zu einzelnen Orten oder Sehenswürdigkeiten. Nationalparks sind oft auf einer Doppelseite dargestellt, welche immer die Abschnitte Highlights, Tipps und Praktische Informationen umfassen. Dazwischen gibt es Infoboxen von klein bis doppelseitig, die sich bestimmten Tierarten widmen oder Themen wie der Norwestpassage und Polarlichtern. 

Schon beim ersten Blättern fallen die vielen großen Fotografien ins Auge, mit denen die einzelnen Orte und Themen verbildlicht werden. Ein Blick ins Bildverzeichnis zeigt, dass diese von zahlreichen unterschiedlichen Fotografen stammen und vorwiegend über Shutterstock bezogen wurden. Meiner Meinung nach ist dem Team eine sehr stimmungsvolle und abwechslungsreiche Auswahl gelungen, welche den Facettenreichtum dieses großen Landes zeigt. Auf vielen Seiten ziehen ganzseitige oder sogar doppelseitige Fotografien die Blicke auf sich. Sie werden immer von einer Bildunterschrift oder einem kurzen Text begleitet.

Im vorletzten Teil des Buches sind unter dem Motto "Die schönsten Reiserouten" sechs höchst unterschiedliche Routen beschrieben. Ein wenig musste ich schmunzeln, dass die erste Route die Nordwestpassage ist, die gleich mit dem Hinweis versehen ist, dass die komplette Route kaum angeboten wird und sehr teuer ist. Hier lag der Fokus der Auswahl tatsächlich mehr auf der Schönheit der Roten als deren touristischer Umsetzbarkeit. Auf den letzten Seiten rundet ein Reiseatlas das Buch ab.

"Unterwegs in Kanada: Das große Reisebuch" eignet sich Bestens, um sich einen Überblick über das gesamte Land zu verschaffen. Wer einen Kanadaurlaub plant kann dieses Buch gut für die Entscheidung nutzen, in welche Ecken des Landes die Reise führen soll. Für eine detaillierte Planung einzelner Abschnitte reicht das Buch jedoch nicht aus, da zum Beispiel keine Öffnungszeiten enthalten sind. Auch wenn alle Städte im Buch vertreten sind, liegt der Fokus stärker darauf, für die eindrucksvolle Natur und insbesondere die Nationalparks zu begeistern. Meine Vorfreude auf Kanada hat das Buch steigern können, gerne empfehle ich es weiter!

Veröffentlicht am 15.06.2022

Schöne Liebesgeschichte vor der tollen Kulisse Irlands

Das kleine Cottage in Irland
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Hannah hat sich sechs Wochen frei genommen, um ihr Leben als Anwältin in Manchester gegen einen Platz in einem Kochkurs im County Kerry zu tauschen. Sie ist es gewohnt, in allem die Beste zu sein, doch ...

Hannah hat sich sechs Wochen frei genommen, um ihr Leben als Anwältin in Manchester gegen einen Platz in einem Kochkurs im County Kerry zu tauschen. Sie ist es gewohnt, in allem die Beste zu sein, doch Kochen kann sie nicht sehr gut. Das soll sich durch den Kurs bei der renommierten Adrienne Byrne in Killorgally ändern. Bei ihrer Anreise bleibt sie für eine Nacht in Dublin und lernt im Hotel den charmanten Conor kennen. Völlig untypisch für sie lässt sie sich auf das Abenteuer mit ihm ein und die beiden verbringen nicht nur den Abend, sondern auch die Nacht miteinander. Am nächsten Morgen macht sie sich gleich auf den Weg nach Killorgally. Dort muss sie feststellen, dass sie mit ihrer Annahme „Was in Dublin passiert, bleibt in Dublin“ falsch lag...

Ich bin inzwischen ein großer Fan der Romantic Escapes Reihe von Julie Caplin. Dieser Band war ein ganz besonderes Must Read für mich, da ich im Sommer 2019 selbst Urlaub in Dublin und im County Kerry gemacht habe. Das Buch beginnt mit Hannahs Ankunft in Dublin, wo in einer skurrilen Szene in der Hotelbar Conor kennenlernt. Zwischen den beiden knistert es sofort und ich konnte gut nachvollziehen, was Hannah an Conor so faszinierend findet.

Am nächsten Morgen gibt es gleich einen Ortswechsel, denn Hannah fährt mit ihrem Mietwagen ins County Kerry im Südwesten Irlands. Dort erwartet sie eine bunt gemischte Kochtruppe und ein herausfordernder Kurs bei der renommierten Adrienne Byrne. Während sie noch dabei ist, die ganzen neuen Eindrücke und Informationen zu verdauen, kommt es zu einer großen Überraschung, bei der ich mich herrlich amüsiert habe und mit der ein Gefühlschaos vorprogrammiert ist.

Ich konnte mich wunderbar in die Geschichte hineinfallen lassen und habe Hannah sehr gern begleitet. Hannah absolviert den Kochkurs mit fünf weiteren Teilnehmer:innen, die alle höchst verschieden sind. Die Szenen im Kochkurs konnten mich gut unterhalten und machten mir große Lust, mich selbst an anspruchsvolleren Gerichten zu versuchen. Ihre Freizeit verbringt Hannah mit ihren neuen Bekanntschaften nicht nur im Pub, sondern macht auch Ausflüge in die Umgebung, wodurch ich einige meiner damaligen Reiseziele literarisch erneut besuchen konnte.

Die Liebesgeschichte fügt sich gelungen in die Handlung rund um den Kochkurs ein. Nach der ersten großen Überraschung gibt es weitere unerwartete Entwicklungen, sodass ich nicht zu viel verraten möchte. Ich fieberte mit, ob die Charaktere sich ihre Gefühle zueinander eingestehen werden und erlebte viele schöne und romantische Szenen. Natürlich bleiben auch Probleme und Missverständnisse nicht aus, welche es spannend machten, ohne dass es zu dramatisch wurde. Dieser Liebesroman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert, sodass ich ihn allen Leser:innen romantischer Geschichten ans Herz legen möchte!

Veröffentlicht am 29.05.2022

Gelungene Zusammenstellung von Salatideen als Hauptspeise

Salate zum Sattessen
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„Salate zum Sattessen“ von Tanja Dusy (als Autorin) und Julia Hoersch (als Fotografin) ist einer der sechs ersten Titel aus der neuen Kochbuchreihe „Magic Cooking“ von GU. Schon das Cover macht große Lust ...

„Salate zum Sattessen“ von Tanja Dusy (als Autorin) und Julia Hoersch (als Fotografin) ist einer der sechs ersten Titel aus der neuen Kochbuchreihe „Magic Cooking“ von GU. Schon das Cover macht große Lust darauf, die Vielfalt der Rezepte zu erkunden. Den Rezepten vorangestellt ist eine kurze Einführung von Tanja Dusy mit einigen Informationen, was für sie einen perfekten Salat ausmacht und woher sie ihre Inspirationen nimmt.

Die insgesamt 21 Rezepte sind in drei Kategorien unterteilt: „Ganz Pur“, „Ganz Klassich“ und „Ganz Kreativ“. Jedes Rezept hat eine Doppelseite erhalten, auf der es mit einem Foto von Julia Hoersch schmackhaft dargestellt und von Tanja Dusy mit einer Zutatenliste ohne allzu exotische Positionen und einer verständlichen Schritt-für-Schritt Anleitung erklärt wird. Weitere kleine Textpassagen mit den Überschriften „Meine Prise Magie“, „Meine fantastische Idee“ oder „It’s magic“ geben weitere Tipps für die Zubereitung und stellen die Verbindung zum Magie-Motto der Kochbuchreihe her. Auf drei Doppelseiten zwischen den Rezepten werden Tipps und Tricks zu Zutaten, Dressing und Toppings geteilt.

Mir gefällt die Zusammenstellung der Rezepte sehr gut. Wie die Kategorien schon verraten sind sowohl klassische als auch ungewöhnlichere Vorschläge enthalten. Ob mit Kartoffeln, Nudeln, Reis, Bulgur, Quinoa oder Couscous, ob vegetarisch, mit Hähnchen, Rind oder Fisch - für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Die Fotos laden zum Ausprobieren und Sattwerden ein. Sehr gerne empfehle ich dieses Kochbuch weiter!