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Veröffentlicht am 26.03.2022

Ein in jeglicher Hinsicht extremer Roman

Tick Tack
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Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen ...

Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen zu ihr ebenso wenig durch wie Therapeuten. Ihr Hauptinteresse scheint der Steigerung ihrer Followerzahl in den sozialen Medien zu gelten. Als sie dem elf Jahre älteren Jo begegnet, verspricht ihr dieser, sie mit seiner Hilfe im Internet ganz groß rauszubringen. Für Jo ist Almette jedoch nur ein Werkzeug, um seine eigenen gefährlichen Pläne zu verwirklichen.

Almette ist ein Charakter, der krasse Gegensätze in sich vereint. Sie geht auf eine angesehene Schule, wo sie gerade eine Klasse übersprungen hat und weiterhin sehr gute Noten hat. Auf der anderen Seite spricht sie eine vulgäre, alles kommentierende, ständig abwertende Sprache voller Anglizismen. Die Gründe für ihren Selbstmordversuch bleiben lange unklar, doch schnell merkt mann, dass hinter ihrer coolen Fassade ein labiler, leicht beeinflussbarer Mensch steckt.

Likes und Aufmerksamkeit sind die Währung, die Almette braucht, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ihre Eltern sind übervorsorglich, sie geben vor es nur gut zu meinen und drängen sie dabei in die von ihnen gewünschte Richtung. Das ausspionieren von Tagebüchern und Handys scheint normal zu sein. Alle Charaktere sind extrem überzeichnet, zum Beispiel auch Almettes Vater, der seinen Beraterjob aufgegeben hat, um Feminismus-Blogger zu werden. Zu Beginn gab es einige unterhaltsame Dialoge, die mich neugierig machten, wohin dies alles führen soll.

Almette trifft bald auf Jo, der in ihr das geeignete Werkzeug für seine Pläne sieht. Jos Kapitel sind während des gesamten Romans im Greentext Format geschrieben und geben den Hass und seine verqueren Gedanken wieder, die er über anonyme Message Baords teilt. Dabei wird > vor jedem Gedanken genutzt, es ist ein sehr abgehakter Stil mit beliebiger Kommasetzung und Groß-/Kleinschreibung mit Gifs und Bildern, von denen ich nur die Titel lesen konnte. Es ist eine ungewöhnliche Art, sich mit einem Charakter auseinanderzusetzen, aber Stil und Inhalt wurden mir schnell zu viel. Ich fragte mich, was wirklich in so einem Menschen vorgeht, der solche Äußerungen von sich gibt und Menschen wie Almette mit großem Aufwand manipuliert.

Im zweiten Teil des Buches gibt es einen Zeitsprung, der eine krasse Veränderung mit sich bringt. Jo und Almette gehören plötzlich zu den Verschwörungstheoretikern, die gegen die Coronaregeln in den Kampf ziehen. Es wird gezeigt, wie jedes rationale Argument ausgehebelt wird und völlig unterscheidliche Bevölkerungsgruppen sich in Anbetracht eines gemeinsamen Feindbildes zusammentun. Erschreckend fand ich, dass nach dem überspitzten ersten Teil dieser zweite Teil allzu realistisch wirkt, da man ähnliche Geschichten aus den Nachrichten der letzten zwei Jahre kennt. Menschen wie Almette und Jo fühlen sich von immer mehr Menschen verstanden und haben endlich das Publikum, auf das sie gewartet haben. Diese Kulisse nutzt die Autorin, um ihre Geschichte auf die Spitze zu treiben. Das Ende kommt dann aber sehr abrupt und wirkte auf mich zu einfach.

Julia von Lucadou beschäftigt sich in „Tick Tack“ mit der Jagd nach Followern um jeden Preis, Hass im Netz, gefährlicher Manipulation und dem Weg in die Welt der Verschwörungstheoretiker. Die Geschichte hat einen ganz eigenen Sound und Stil, der es mir jedoch schwer machte, Zugang zu finden und den ich schnell anstrengend fand. Das Buch spricht wichtige Themen an, doch für mich wäre in der Umsetzung weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 05.02.2022

Das Zimmermädchen und der Tote im Hotelzimmer

The Maid
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Molly Gray ist fünfundzwanzig Jahre alt und glücklich mit ihrem Job als Zimmermädchen im Regency Grand Hotel. Tag für Tag versetzt sie mit ihren Fähigkeiten die Zimmer zurück in einen Zustand der Perfektion. ...

Molly Gray ist fünfundzwanzig Jahre alt und glücklich mit ihrem Job als Zimmermädchen im Regency Grand Hotel. Tag für Tag versetzt sie mit ihren Fähigkeiten die Zimmer zurück in einen Zustand der Perfektion. Einige Gäste würdigen das mit hohen Trinkgeldern, und Giselle Black, die zweite Frau des bekannten Tycoons Charles Black, ist ihr sogar eine Freundin geworden. Doch ausgerechnet Mr. Black ist es, den Molly eines Tages tot auf seinem Bett auffindet. Hatte er einen Herzinfarkt oder wurde er ermordet? Molly fallen einige Dinge auf, doch sie teilt der Polizei nur das nötigste mit. Das bringt sie bald in eine verzwickte Situation...

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt und beginnt an dem Tag, an dem Molly den toten Mr. Black in seinem Hotelzimmer findet. Das Geschehene hat sie sehr aufgewühlt, wodurch ihre Schilderungen zu Beginn etwas wirr sind und ich einige Zeit benötigte, um den Ablauf der Ereignisse zu begreifen. Währenddessen erhielt ich die Gelegenheit, Mollys Wesen besser zu verstehen. Sie mag ihren Job als Zimmermädchen wirklich gern. Am liebsten hätte sie eine Hotelfachausbildung gemacht, doch ihre Ersparnisse sind weg, seit sie einem Betrüger in die Falle gegangen ist. Seine Absichten hat sie nicht erkannt, denn sie ist zwar intelligent, hat aber große Schwierigkeiten beim Deuten sozialer Situationen.

In der Interaktion mit der Polizei, den anderen Hotelangestellten und der Witwe des Verstorbenen wird deutlich, wie schwer sich Molly in Gesprächen tut und beim Versuch, die Absichten ihres Gegenübers zu verstehen. Ich fand allerdings, dass sie trotz ihres Handicaps ein unrealistisch hohes Maß an Gutgläubigkeit und Begriffsstutzigkeit an den Tag legte. Als Leserin ahnte ich viel von dem, was vor sich geht, und sah Molly dabei zu, wie sie geradewegs ins Verderben läuft und nach gut 200 Seiten die Konsequenzen zu spüren bekommt.

Danach hat mir die Geschichte deutlich besser gefallen. Sympathische Charaktere eilen Molly zur Hilfe und sie versteht endlich, was eigentlich vor sich geht. Gemeinsam wird ein Plan ausgeheckt, wie das Schlamassel, in das Molly sich gebracht hat, behoben werden kann. Ich fieberte mit, ob die Bösewichte - beziehungsweise die „falschen Fuffziger“, wie Molly sagen würde - ihre gerechte Strafe erhalten werden.

Irreführend fand ich den Untertitel „Ein Zimmermädchen ermittelt“, denn das tut Molly nun wirklich nicht. Sie hat vielmehr einige Beobachtungen gemacht und ein großer Teil der Geschichte dreht sich darum, was davon sie wann wem erzählt oder nicht. In dem Zusammenhang erlebte auch ich ganz am Ende noch einen Twist, der in mir gemischte Gefühle hervorherufen hat. Er ließ mich Mollys Verhalten noch besser verstehen, aber der überraschende Effekt entsteht nur, weil Molly beim Erzählen von Beginn an eine sehr wichtige Information komplett verschwiegen hat.

„The Maid“ ist die Geschichte über das Zimmermädchen Molly, das eines Tages beim Putzen einen namhaften Dauergast tot im Hotelzimmer findet. Für meinen Geschmack brauchte die Geschichte zu lange, um in Fahrt zu kommen. Durchhalten lohnt sich aber, denn das letzte Drittel konnte mich sehr gut unterhalten. Ich bin schon sehr gespannt auf die Buchverfilmung mit Florence Pugh als Molly, die kürzlich angekündigt wurde!

Veröffentlicht am 11.01.2022

Drei Jahrhunderte in drei unterschiedlichen Welten

Zum Paradies
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In „Zum Paradies“ nahm Hanya Yanagihara mich mit in die Jahre 1893, 1993 und 2093 - drei gänzlich unterschiedliche Jahrhunderte, die gleichzeitig auch drei ganz unterschiedlichen Welten angehören.

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In „Zum Paradies“ nahm Hanya Yanagihara mich mit in die Jahre 1893, 1993 und 2093 - drei gänzlich unterschiedliche Jahrhunderte, die gleichzeitig auch drei ganz unterschiedlichen Welten angehören.

Im Jahr 1893 gehört New York zu den Freistaaten, in denen man im Gegensatz zu den Kolonien heiraten kann, wen man will. David Bingham entstammt einer reichen, angesehenen Familie und hat seinen Großvater, mit dem er in einem Haus am Washington Square lebt, gebeten, eine Ehe für ihn zu arrangieren. Der deutlich ältere Charles Griffith ist der erste Kandidat, der Davids Sympathien gewinnen kann. Doch dann lernt David den mittellosen Edward Bishop kennen. Eine Ehe so weit unter Stand würde sein Großvater niemals gutheißen, sodass David in ein Dilemma gerät.

Auch im Jahr 1993 lernte ich einen David Bingham kennen. Dieser führt eine Beziehung mit Charles Griffith, der in einem Haus am Washington Square lebt. In der Gegenwart von Charles’ reichen Freunden fühlt er sich oft wie ein Fremdkörper. Wie viele seiner Freunde leidet Charles außerdem unter einer nicht benannten Krankheit, bei der es sich vermutlich um AIDS oder - da wir uns in einer Welt befinden, die nicht ganz die unsere ist - etwas ganz ähnliches handelt. Charles’ Ex-Freund Peter hingegen ist an Krebs erkrankt und verbringt einen letzten Abend in der Gesellschaft seiner Freunde, bevor er in der Schweiz aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen wird. Außerdem hat David einen Brief seines Vaters bekommen, in dem dieser ihm seine Lebensgeschichte erzählt.

In der Welt des Jahres 2093 lebt Charlie mit ihrem Ehemann in einer von acht Parteien im Haus am Washington Square, in dem sie als Kind allein mit ihrem Großvater lebte. Zahlreiche Krankheiten, Katastrophen und der Klimawandel haben in den letzten Jahrzehnten gewütet und das gesellschaftliche Leben in New York hat sich stark verändert. Alles ist stark reglementiert und es herrscht Ressourcenknappheit. In Briefen, die ein Charles Griffith von 2043 bis 2088 an einen Peter schreibt, erfuhr ich einiges darüber, wie es so weit kommen konnte.

Die offensichtlichste Gemeinsamkeit aller drei Teile sind die sich wiederholenden Namen, wobei sich die gleichnamigen Charaktere in Sachen Herkunft und Persönlichkeit sehr unterscheiden. Das Haus am Washington Square spielt immer wieder eine Rolle und es gibt viele Themen und Motive, die in den verschiedenen Geschichten immer wieder auftauchen. Diese verbindenden Elemente halten die drei ansonsten völlig unterschiedlichen Geschichten zusammen.

„Zum Paradies“ nimmt familiäre Strukturen und Spannungen unter die Lupe, erwiderte und unerwiderte Liebe und Fragen der Abstammung, des Standes des eigenen Vermächtnisses. Die gesellschaftlichen Strukturen der drei unterschiedlichen Welten erschließen sich beim Lesen schrittweise und vieles wird nur angedeutet. Die Charaktere lassen häufig ihre Gedanken schweifen, reflektieren ihr Leben und ihre Lebensgeschichte.

Für mich zog sich das Buch an vielen Stellen in die Länge und es passierte nicht genug, um meine Neugier über so viele Seiten zu erhalten. Gleichzeitig fiel es mir schwer, zu den Charakteren im Zentrum der jeweiligen Geschichten eine Verbindung aufzubauen. Erst der dritte Teil, der etwa auf der Hälte des Buches beginnt, konnte mein Interesse wieder wecken. Das hier beschriebene, dystopische Szenario stimmt vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie nachdenklich im Hinblick auf die Frage, wie viele Parallelen es wohl zu unserer Welt im Jahr 2093 geben wird. Die Ideen der Autorin hinsichtlich des Aufbaus des Buches und der von ihr aufgegriffenen Themen und Motive haben mir gefallen, die Umsetzung konnte mich jedoch nur mäßig überzeugen.

Veröffentlicht am 09.10.2021

11. Band der illustrierten Lieblingsbücher, aber eigentlich die Fortsetzung der Gereon Rath Reihe

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Die Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“ von Kat Menschik erscheint seit fünf Jahren im Galiani Verlag und kann mich immer wieder mit gelungenen Illustrationen und einer ganz besodneren Aufmachung begeistern. ...

Die Reihe „Illustrierte Lieblingsbücher“ von Kat Menschik erscheint seit fünf Jahren im Galiani Verlag und kann mich immer wieder mit gelungenen Illustrationen und einer ganz besodneren Aufmachung begeistern. Inhaltlich sind die Bücher der Reihe sehr unterschiedlich und ich habe hier schon einige Texte gelesen, die ohne meine Begeisterung für die Reihe an sich wohl nie in meinen Händen gelandet wären.

Volker Kutscher ist in der Lieblingsbücher-Reihe ein alter Bekannter, denn auch der vierte Band „Moabit“ wurde von ihm geschrieben. Damals handelte es sich um die Vorgeschichte zur Reihe rund um Gereon Rath, nach der ich interessiert auch den ersten Band der Reihe las. Weiter bin ich bislang jedoch nie gekommen, und genau hier liegt das Problem.

Ich bin davon ausgegangen, dass sich dieser 11. Band der Reihe wieder ohne Vorkenntnisse lesen lässt, doch das gestaltet sich schwierig. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass das Buch kurz nach dem 8. Band der Gereon Rath Reihe spielt. Wer diese Bände alle gelesen hat, der ist vermutlich mehr als gespannt, wie es Friedrich ergeht, der hier in Form von Briefen zu Wort kommt, die er an Charly und Hannah schickt.

Für mich ergab sich beim Lesen ein ungefähres Bild der bisherigen Ereignisse, mir fehlte jedoch der Bezug zu den Charakteren. Erst auf der Hälfte kommt es zu einem dramatischen Vorfall, der für Spannung sorgte und dafür, dass ich die 120 Seiten zu Ende lesen wollte. Dieses fühlte sich jedoch nicht richtig abgeschlossen an, sondern soll wohl eher neugierig auf den 9. Band von Volker Kutscher machen.

Die Illustrationen von Kat Menschik haben mir wieder sehr gefallen. Diesmal sind sie in orange, gelb und lila gehalten und zeigen Briefe, Skizzen des Senders und der Empfängerinnen sowie Orte und Dinge, die in den Briefen erwähnt werden. Von der Aufmachung her passt es mit seinem Leineneinband und dem orangen Buchschnitt zu „Moabit“, dass dieselben Eigenschaften aufweist. Da sich die beiden weiteren Farben unterscheiden (hellblau/dunkelblau vs. gelb/lila) sehen sich die Bücher trotzdem nicht zu ähnlich und fügen sich gut in die bunte Reihe ein.

Optisch ist das Buch also wieder ein Highlight, dennoch bin ich diesmal enttäuscht, dass man die Geschichte nur in vollen Zügen genießen kann, wenn man die gesamte Reihe rund um Gereon Rath kennt. Vielleicht hätte man das Buch besser außerhalb der Reihe veröffentlicht, sowie der Verlag es schon mit einigen anderen von Kat Menschik illustrierten Texten getan hat. Ich hoffe, dass man das nächste illustrierte Lieblingsbuch wieder ohne Vorkenntnisse lesen kann.

Veröffentlicht am 11.09.2021

Begleitbuch für Grishaverse-Fans mit vielen sehr kurzen Geschichten

Die Leben der Heiligen
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Im Grishaverse von Leigh Bardugo gibt es zahlreiche Heilige, die immer wieder erwähnt werden. Sankta Lizabeta, Sankt Grigori und Sankt Juris spielen in „King of Scars“ sogar eine größere Rolle. In „Die ...

Im Grishaverse von Leigh Bardugo gibt es zahlreiche Heilige, die immer wieder erwähnt werden. Sankta Lizabeta, Sankt Grigori und Sankt Juris spielen in „King of Scars“ sogar eine größere Rolle. In „Die Leben der Heiligen“ sind die Geschichten von insgesamt 27 Männern und Frauen versammelt, welche die Bevölkerung des Grishaverse sich über ihre Heiligen erzählt.

Die Aufmachung des Buches mit seinen Rot- und Goldtönen gefällt mir richtig gut und es passt von den Maßen zum anderen Kurzgeschichtenband „Die Sprache der Dornen“. Jeder Geschiche vorangestellt ist eine ganzseitige Illustration von Daniel J. Zollinger, welche den fiktiven Heiligen in einer Situation der Geschichte zeigt. Der Stil hat mir gut gefallen und für mich sind die Illustrationen das Highlight dieses Buches.

Die Geschichten selbst sind 2 bis 6 Seiten lang und erzählen meist, was der jeweilige Heilige Wundersames getan hat und wie er danach auf grausame Art zu Tode kam. Oft wurde die Hinrichtung durch die Personen angeordnet, denen zuvor geholfen worden war, weil ihnen das Geschehene nicht geheuer war. Aufgrund der Kürze passiert oft auch nicht viel mehr, was ich schade fand. Ich hätte lieber weniger, dafür aber längere, stärker auserzählte Geschichten gelesen.

Einige Geschichten erzählen nicht vom Leben und Sterben des Heiligen selbst, sondern wie der Glaube an diese einer anderen Person geholfen hat. Diese Art des Erzählens wird unter anderem bei Juris und Alina angewandt, sodass man hier keine neuen Informationen zum Charakter selbst erhält. Auch vom letzten Kapitel des Buches, das wie man vorn im Inhaltsverzeichnis sieht vom Dunklen handelt, sollte man nicht zu viel erwarten.

Die Autorin hat sich für ihre fiktiven Heiligengeschichten an denen großer Religionen orientiert, sowohl was Sprache und Stil als auch was die Grausamkeit angeht, mit der die Heiligen zu Tode kommen. Sie lässt viele Charaktere als Märtyrer sterben und zeigt bei der Auswahl der Todesarten Einfallsreichtum. Ob man das in so komprimierter Form lesen möchte, ist definitiv Geschmackssache.

„Die Leben der Heiligen“ ist als Begleitbuch für alle Fans interessant, die noch mehr Einblicke ins Grishaverse und dessen Kulturgut erhalten wollen. Wer das Grishaverse noch nicht kennt oder sich neue Erkenntnisse zu den bekannten Charakteren erhofft, der wird vermutlich enttäuscht. Für mich ist das Buch vor allem ein optisches Highlight und ein Must Have, das meine Grishaverse-Bücher (vorerst?) komplettiert. Aufgrund der Kürze der Geschichten und dem Fokus auf besonders makabere Todesarten fand ich es allerdings schwächer als den ersten Kurzgeschichtenband.