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Veröffentlicht am 06.10.2022

Gut verständliches Kochbuch mit Basisrezepten

Japanisch kochen ganz einfach
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Saori Laurent ist Japanerin, lebt aber mit ihrem Mann in Frankreich. Ihr YouTube-Account und die Unterstützung ihrer inzwischen über 120.000 Abonnenten ermöglichten es ihr, ihr erstes Kochbuch zu veröffentlichen. ...

Saori Laurent ist Japanerin, lebt aber mit ihrem Mann in Frankreich. Ihr YouTube-Account und die Unterstützung ihrer inzwischen über 120.000 Abonnenten ermöglichten es ihr, ihr erstes Kochbuch zu veröffentlichen. Dabei hält „Japanisch kochen ganz einfach“ definitiv das, was es verspricht: Klassische japanische Rezepte, aber so aufbereitet, dass man als Anfänger nicht eine Unmenge neuer Zutaten kaufen muss.

Die Autorin liefert zunächst eine Liste mit 18 Grundzutaten. Neben essenziellen japanischen Produkten wie Dashi, Miso, Matcha, Yuzu, Nori oder Bonitoflocken sind aber auch solche darunter, die vermutlich in jeder Küche vorhanden sind, zum Beispiel Reis, Zucker, Essig und Sojasauce. Anschließend präsentiert Saori Laurent Grundrezepte für wichtige Komponenten, wie die richtige Zubereitung des Reises, verschiedene Brühen und Saucen.

In den nächsten Kapiteln folgen dann beliebte Gerichte (Sushi, Tempura, Okonomyaki, Gyoza usw.), Reis- und Nudelgerichte sowie Beilagen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine kleine Sektion mit Desserts. Alle Rezepte sind dabei sehr übersichtlich dargestellt, in verständliche Zubereitungsschritte eingeteilt und geben neben der Zutatenliste auch die Vorbereitungs- und Garzeit sowie zusätzliche Tipps und Tricks an. Der jeweilige Text wird durch die sehr ansprechenden Fotos von Isabelle Kanako ergänzt, die entweder das fertige Gericht oder – bei komplizierteren Vorgängen – Schritt für Schritt dokumentieren. Am Ende des Buches steht ein alphabetisches Rezeptverzeichnis.

Wer bereits ein Meister der japanischen Kochkunst ist und zahlreiche Kochbücher besitzt, für den ist „Japanisch kochen ganz einfach“ vermutlich nichts, da es wirklich nur die Basis der japanischen Küche bietet. Für Anfänger mit wenig Erfahrung in dem Bereich und mit begrenzten Zutaten ist dieses Buch jedoch genau das Richtige. Es gibt einen guten Einblick, ohne überfrachtet zu wirken und steht bei der Zubereitung helfend zur Seite. Ich selbst habe schon die richtigen Zutaten gekauft und werde mich endlich einmal an „Mitarashi Dango“ wagen, also Spieße mit gerösteten Klebreisbällchen. Lecker!

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten

Hexen hexen
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Ich kann eines gleich vorweg nehmen: „Hexen hexen“ war eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten und bei der Verfilmung mit Anjelica Huston als böser Oberhexe habe ich mich herrlich gegruselt. Als ich ...

Ich kann eines gleich vorweg nehmen: „Hexen hexen“ war eine meiner liebsten Kindheitsgeschichten und bei der Verfilmung mit Anjelica Huston als böser Oberhexe habe ich mich herrlich gegruselt. Als ich von der Neuausgabe der Werke Roald Dahls bei Penguin Junior hörte, musste es einfach dieses Buch sein – das ich übrigens als Erwachsene noch einmal ganz neu entdeckt habe, aber dazu später mehr. Übersetzt wurde es nun von Andreas Steinhöfel, die Illustrationen von Quentin Blake sind dieselben geblieben.

In „Hexen hexen“ erzählt Roald Dahl die Geschichte eines namenlosen Jungen, seiner Großmutter und deren Zusammentreffen mit den Hexen Englands. Das Problem an diesen? Sie sehen auf den ersten Blick aus wie ganz normale Frauen, doch woran kann man sie dann erkennen? Die Großmutter verrät es uns: Sie sind alle kahl und haben Schrunden auf dem Kopf, weil ihre Kopfhaut unter der Perücke so sehr juckt. Sie haben keine Zehen an den Füßen und Kinder riechen für sie nach Hundekacke.

Überhaupt ist die Großmutter der Fels im Leben unseres kleinen Helden. Nach dem Tod seiner Eltern hat sie ihn aufgenommen, sie beschützt und versorgt ihn. Dazu ist sie herrlich unkonventionell, denn sie raucht Zigarren und hält eher wenig davon, dass Kinder sich regelmäßig waschen sollen. Als ihr eine Luftveränderung in Bournemouth verschrieben wird, stolpern die beiden mitten in einen Hexenkongress – getarnt als einer gegen Kindesmisshandlung.

Ich war doch erstaunt, wie sehr sich die Geschichte von meinen Erinnerungen und auch von der grandiosen Verfilmung aus dem Jahr 1990 unterscheidet. Zunächst einmal war mir nicht bewusst, dass der Junge im Buch keinen Namen hat, ebenso seine Großmutter. Hier geht es wohl darum, universelle Charaktere zu erschaffen. Jedes Kind und jede Großmutter könnten die Handlung so erleben – ein interessanter Schachzug. Zudem ist der Text – im Gegensatz zum Film – sehr viel düsterer; teilweise so düster, dass ich als Erwachsene einen Kloß im Hals habe. Ist das wirklich ein Text für Kinder? Empfinden Kinder manche Stelle gar nicht so düster? Mir jedenfalls macht „Hexen hexen“ immer noch großen Spaß!

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Unverklärter Blick auf Mutterschaft

MTTR
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Ein Schwangerschaftstest auf der Bürotoilette verändert Teresas Leben, aber will sie wirklich Mutter sein? Erinnerungen an eine lieblose Kindheit und ein angespanntes Verhältnis zu den eigenen Eltern machen ...

Ein Schwangerschaftstest auf der Bürotoilette verändert Teresas Leben, aber will sie wirklich Mutter sein? Erinnerungen an eine lieblose Kindheit und ein angespanntes Verhältnis zu den eigenen Eltern machen die Entscheidung nicht einfacher. Doch als man sie in der Abtreibungsklinik zum Eingriff drängt, erwacht ihr Kampfgeist. Teresa wagt den Schritt in ein neues Leben als Mutter – wird sie ihrem Kind das geben können, was ihr selbst verwehrt blieb?

Julia Friese erzählt in „MTTR“ die Geschichte ihrer Protagonistin Teresa in der Ich-Perspektive und der Gegenwartsform. Zu Beginn ist der Stil ungewohnt kühl, wie ein Bericht, mit knappen, stakkatoartigen Sätzen und ungekennzeichneter mündlicher Rede. Teresa schildert wie in einem einzigen langen Gedankenstrom alles, was ihr widerfährt und was sie epmfindet. Dabei entspricht sie so gar nicht dem Klischee der freudigen werdenden Mutter, die schon vor der Geburt die Antworten auf alle Fragen hat.

Teresa ist eine ungemein „echte“ Figur. Die Beziehung zu ihrem Partner Erk hat Unsicherheiten, aber beide wollen gute, gleichberechtigte Eltern sein. Über ihnen schwebt das jeweilige Elternpaar, in den Nachkriegsjahren erzogen und sozialisiert. Vor allem Teresas Eltern behandeln ihre Tochter sehr abwertend und machen erst gar nicht den Versuch, deren Bedürfnisse zu befriedigen. Als Kind, das selbst mit Eltern dieser Generation aufgewachsen ist, sind mir viele der von ihnen verwendeten Sätze nicht unbekannt.

„MTTR“ steht als Abkürzung eigentlich für „Mean Time To Recover“, also die Zeit, welche ein System nach der Reparatur zur Wiederherstellung benötigt. (Sinnigerweise ist hier aber auch das Wort „Mutter“ ohne Vokale versteckt.) Wie ein defektes System, so fühlt sich Teresa – eine Frau, die an sich und ihren Qualitäten als Mutter zweifelt. Einige Schilderungen, zum Beispiel über die Tage im Krankenhaus, vor und nach der Entbindung, sind schwer zu ertragen, aber umso wichtiger. Es gibt schon genug Romane, die Schwangerschaften als einfache, romantische Angelegenheit verklären und damit Frauen unnötig unter Druck setzen. Ein bedeutsames und längst überfälliges Buch!

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Was für ein wichtiges Buch!

Nichtmuttersein
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Ein Blick in die Welt beweist, dass in den letzten Jahren antifeministische Entwicklungen stark zugenommen haben: egal ob Abtreibungsgesetze in den USA oder Polen, der Ausstieg der Türkei aus der Istanbul-Konvention ...

Ein Blick in die Welt beweist, dass in den letzten Jahren antifeministische Entwicklungen stark zugenommen haben: egal ob Abtreibungsgesetze in den USA oder Polen, der Ausstieg der Türkei aus der Istanbul-Konvention oder Gebärprämien unter dem Taliban-Regime – es sind erschreckende Zustände, die an Margaret Atwoods „Report der Magd“ erinnern. Auch in Deutschland gibt es Ansätze, Kinderlose zu „bestrafen“, indem man sie Sonderabgaben zahlen lassen oder ihnen die Rente kürzen will. Dabei zahlt ein kinderloses Paar mit gleichem Einkommen doppelt so viel ein, wie eine vierköpfige Familie.

Vor diesem Hintergrund veröffentlicht Nadine Pungs ihr Buch „Nichtmuttersein“- einen Mix aus persönlichen Einblicken in ihr Leben und Sachinformationen zu Themen wie Verhütung, Abtreibung oder Sterilisation. In der Hauptsache geht es jedoch darum, aufzuzeigen, wie die Gesellschaft mit Frauen ohne Kinderwunsch umgeht. Dabei liefert Pungs auch wissenschaftliche Erkenntnisse, zum Beispiel, dass die „biologische Uhr“, die angeblich bei Frauen ab 30 tickt, nur ein Mythos ist, da sich der Hormonspiegel nur beim Eintritt in die Pubertät, einer Schwangerschaft oder in der Menopause ändert. Auch der viel zitierte angeborene „Mutterinstinkt“ existiert nicht.

Eigentlich können Frauen es nur falsch machen. Keine Kinder? Egoistin. Kinder und Karriere? Rabenmutter. Kinder und keine Karriere? Helikoptermutter. Wo sind eigentlich die Männer in dieser Gleichung? Denn es sind Frauen, die in Teilzeit gehen, sobald Kinder da sind (nur 6% der Väter arbeiten in Teilzeit) und sie stellen 83% der Alleinerziehenden. Kinderlose Frauen müssen sich rechtfertigen, dabei sind Überbevölkerung und Klimawandel real. Bei Frauen in der Politik, wie Angela Merkel oder Claudia Roth, wird ihre Kinderlosigkeit stets thematisiert. Niemand fragt hingegen Friedrich Merz, wer sich gerade um die Kinder kümmert.

Dabei wünscht sich Nadine Pungs für alle Frauen nur eines: die Wahl zu haben. Immer wieder lässt sie uns an Stationen auf ihrem eigenen Weg zur Entscheidung für die Kinderlosigkeit (schöner ist hier das englische „childfree“) teilhaben: der Entfremdung von ihrer besten Freundin, als diese Mutter wird, einer Abtreibung oder ihrer Sterilisation. Am meisten hat mich jedoch die Antwort ihrer eigenen Mutter auf die Frage berührt, ob sie traurig sei, weil ihre Tochter keine Kinder wolle. „Ich habe dich, und das reicht mir.“ Was für ein wichtiges Buch!

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Schockierende Rechnung

Was Männer kosten
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Gewalt, Unfälle, Sucht und Rechtsextremismus – all diese Statistiken werden von Männer angeführt und es gibt viele weitere dieser Art. In seinem Buch „Was Männer kosten“ wählt Wirtschaftswissenschaftler ...

Gewalt, Unfälle, Sucht und Rechtsextremismus – all diese Statistiken werden von Männer angeführt und es gibt viele weitere dieser Art. In seinem Buch „Was Männer kosten“ wählt Wirtschaftswissenschaftler und Männerberater Boris von Heesen hierzu nun einen (zumindest für mich) ganz neuen Ansatz: er rechnet in konkreten Summen vor, welche Kosten Männer durch ihr risikobehaftetes oder gewalttätiges Verhalten verursachen. Spoiler vorweg: Wir reden hier über Beträge in Milliardenhöhe!

Was der Autor in seinem Buch beschreibt, ist sicherlich nichts Neues. Wer sich mit dem Patriarchat beschäftigt, ist sich vieler der problematischen Bereiche bereits bewusst und natürlich wurde einiges auch schon von anderen Autor-/innen behandelt. Von Heesen entscheidet sich hier jedoch für einen stark faktenbasierten Zugang zum Thema und einen Anknüpfungspunkt, der die Welt regiert, nämlich das Geld.

In Teil eins beschäftigt er sich mit den klar messbaren Kosten, zum Beispiel für die Unterbringung von Häftlingen in Gefängnissen (fast 94% Männer), deren Sinnhaftigkeit er übrigens stark anzweifelt, für Verkehrsunfälle (Männer verursachen hier mehr als doppelt so viel Kosten wie Frauen) oder für Schäden durch Hooligans bei Fußballspielen (165 Millionen pro Saison!). Im zweiten Teil widmet er sich den nicht messbaren, aber nicht weniger bedeutsamen Auswirkungen des Patriarchats wie Suizidrate, Rechtsextremismus, Frauenhass und Verhalten beim Sport.

Grundsätzlich ist Boris von Heesen dabei immer eines wichtig: Es geht eben nicht darum, Männer und Frauen gegeneinander auszuspielen. Wo es Problembereiche gibt, in denen Frauen die Statistiken anführen, verschweigt er das nicht, vielmehr betont er, dass das Patriarchat nicht nur für Frauen schlecht ist, sondern auch für eine Vielzahl von Männern, die in Rollen gezwängt werden, die sich nicht einmal ausfüllen wollen oder können. In Teil drei zeigt der Autor daher Wege aus der Krise auf und benennt, was sich in Bildung, Politik oder im Privaten explizit ändern muss. Einziges Problem an der Sache? Dass vermutlich nur diejenigen zum Buch greifen werden, die all das schon verstanden haben.

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