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Veröffentlicht am 20.12.2017

Super als Geschenk geeignet!

Pinguine sind kitzlig, Bienen schlafen nie, und keiner schwimmt so langsam wie das Seepferdchen
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Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, ...

Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, aber auch die „Fun Facts“ über ausgewählte Tiere fand ich spannend. Die Zeichnungen der schwedischen Künstlerin sind sehr schlicht und „nur“ schwarz-weiß, aber in ihrer Einfachheit sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Ich mag Zeichnungen, denen man noch ansieht, dass sie von Hand gezeichnet sind, die nicht makellos sind, sehr gern. Deshalb gefallen mir die vielen kleinen und teilweise auch ganze Doppelseiten einnehmenden Illustrationen sehr.
Schön und gleichzeitig sehr schade finde ich, dass die Illustrationen so viel Raum einnehmen, und zu den Illustrationen gehört auch der Leerraum dazwischen. Das klingt jetzt etwas paradox, da es mir doch eigentlich um die Zeichnungen geht. Allerdings sind 120 Seiten in dem kleinen Format nicht viel und die einzelnen Seiten beinhalten nicht allzu viel Text. Dadurch hatte ich Pinguine sind kitzlig nach weniger als einer Stunde beendet. Der Vorteil an bebilderten Büchern ist aber, dass man einfach wieder von vorn beginnen kann und mit etwas Glück ein paar Details entdeckt, die einem vorher nicht aufgefallen waren.

Die als verblüffend angepriesenen Fakten über die abgebildeten Tiere waren mir nicht alle unbekannt, aber es gab genügend, die mich überraschten oder zum Schmunzeln brachten. Dass Grashüpfer fünf Augen haben war mir zum Beispiel fremd – aber es erklärt, warum die Biester immer so schnell weggehüpft sind, als ich sie als Kind im Sommer fangen wollte … Wieder etwas gelernt! Dieses Buch ist also in meinen Augen (auch) für Erwachsene geeignet. Was mir nicht ganz klar wurde, war, wie die Autorin/Illustratorin die abgebildeten Tiere ausgesucht hat. Vorn im Inhaltsverzeichnis ist auch eine Ente dargestellt, die genau diese Frage stellt – die aber nicht wirklich beantwortet wird. Es ist jetzt nicht so, dass ich die schönen Zeichnungen und die teilweise echt interessanten Fakten dazu nicht genießen könnte, nur, weil ich nicht weiß, warum Giraffen, aber keine Gnus ausgesucht wurden. Das ist einfach eine Frage, die sich mir beim Lesen gestellt hat.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt (und mich inzwischen dafür entschieden), es meinem bald fünfjährigen Neffen zu Weihnachten zu schenken. Man wird ihm noch ein paar der Details erklären müssen – zum Beispiel die großen Zahlen mit viel zu vielen Nullen dahinter, deren Ausmaße man sich als Kind ja gar nicht vorstellen kann -, aber ich bin sicher, dass ihm das Buch gefallen wird. (Und wenn es ihm irgendwann langweilig werden sollte, freut sich die Mama.)

Apropos „freut sich die Mama“: Pinguine sind kitzlig eignet sich hervorragend als Geschenk, weil es jedem Leser/Betrachter garantiert² ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird und auch nach mehrerem „Lesen“ nicht an Charme verliert. Das handliche Format passt auch gut in eine normale Handtasche oder einen Rucksack, sodass es gut für unterwegs geeignet ist. Ich finde, damit erfüllt es die notwendigen Kriterien für einen Geschenktipp. Was meint ihr?

² Ich übernehme keine Haftung, falls das doch nicht der Fall ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich jeder über ein Geschenk freut, besonders, wenn es so schön ist wie dieses Buch!

Fazit
Dieses niedliche Büchlein legt den Fokus auf die einfachen, aber schönen Illustrationen. Wer also die interessanten Infotexte eher nebensächlich findet, der wird hier gut bedient.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Großartig: Für jeden - nicht nur Comicnarren - ist etwas dabei!

Love is Love: Eine Comic-Anthologie für Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung
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Liebe ist ein Thema, das nie aufhört, wichtig zu sein. Gerade in den letzten Jahren ist endlich auch die gleichgeschlechtliche Liebe und überhaupt alles, was nicht hetero ist, an die Oberfläche der gesellschaftlichen ...

Liebe ist ein Thema, das nie aufhört, wichtig zu sein. Gerade in den letzten Jahren ist endlich auch die gleichgeschlechtliche Liebe und überhaupt alles, was nicht hetero ist, an die Oberfläche der gesellschaftlichen Wahrnehmung gestoßen. Noch nie habe ich Toleranz, Gleichberechtigung und Akzeptanz als öffentlich diskutierte Themen so omnipräsent wie in den letzten paar Jahren wahrgenommen.

Leider sind die Gründe dafür nicht immer so schön (im Gegensatz zum Voting-Ergebnis in Australien vor kurzem) – wie zum Beispiel der Anschlag auf den Schwulen-Nachtclub „Pulse“ in Orlando am 12. Juni 2016, bei dem 49 Menschen ermordet wurden. Aus dem darauf folgenden verzweifelten Wunsch, irgendetwas zu tun, und einer spontanen Idee entstand durch Mithilfe vieler Künstler diese Anthologie, in der unzählige sehr viele kurze Comics und teilweise wunderschöne Artworks zusammengefasst sind. Wer nun aber ausschließlich Regenbögen und strahlende Gesichter erwartet, weil das Cover so farbenfroh ist, wird enttäuscht. Stattdessen finden sich hier die verschiedensten Stile, die unterschiedlichsten Ansätze zur Bewältigung des Anschlags, diverse Gedanken und Gefühle. Kurz gesagt: Es ist für jeden etwas dabei.

Gefühlschaos


Während des Lesens ging es mir nicht immer gut. Die eine oder andere Träne konnte ich nicht unterdrücken und auch wütend bin ich zwischendurch geworden. An wieder anderen Stellen habe ich mir das Lächeln nicht verkneifen können und die Hoffnung schwappte nur so aus den Seiten. Und zwischendurch habe ich die Artworks bewundert und die Ideen, auf die die Künstler – Texter wie Zeichner – gekommen sind. Weil diese Anthologie absolut keine seichte und leichte Unterhaltung für Zwischendurch ist, habe ich sie immer mal wieder beiseite gelegt. Ich konnte sie nicht in einem Rutsch lesen, weil ich emotional einfach ausgelaugt war. Das ist bei mir keine Seltenheit; Bücher nehmen mich häufig so richtig mit – das ist einer der Gründe, warum ich so gern lese. Das heftige hieran war einfach, dass die Grundlage für jedes Szenario, das sich in dieser Sammlung wiederfindet, der Anschlag in Orlando war. Es mussten 49 Menschen sterben. Dieser Gedanke ließ mich nicht los, keinen Augenblick, als ich die Comics gelesen habe. Sehr gut gefällt mir daher, dass am Anfang des Bandes eine Liste der Toten abgedruckt ist, die die vollständigen Namen und Altersangaben umfasst. Diese 49 Toten bleiben hier nicht namenlos und werden teilweise auch explizit in den Werken genannt.

Für jeden etwas dabei


Ich lese wenige Comics. Früher habe ich die Lustigen Taschenbücher und die Abenteuer von Lucky Luke und Asterix & Obelix verfolgt, heute greife ich hauptsächlich – wenn überhaupt – nach Mangas. Deshalb kenne ich mich nicht besonders gut mit Comics aus, dadurch habe ich aber auch keine großen Ansprüche. Besonders gut gefällt mir an Love is Love, dass wirklich sehr viele verschiedene Stile zu finden sind. Es geht von Superhelden mit harten Linien, vielen Details und dunklen Farben über Federzeichnung und Aquarellmalerei bis hin zu stilisierten Bildern, die beinahe wie Strichmännchen aussehen. Mal umfasst ein Comic eine einzelne, mal eine Doppelseite. Manchmal ist es einfach ein riesiges Panel mit wenig, aber gut platziertem Text. Mal ist es mehr Text als Bild. Manchmal ist es eine einfache, kurze Geschichte, die Hoffnung schöpfen lässt; bei manchen Comics habe ich auch jetzt rückblickend noch keine Ahnung, was genau mir der Autor damit sagen möchte – doch das bedrückende Gefühl, ausgedrückt durch Farbe und Formen, kam auch bei mir an. In einigen Comics tauchen bekannte Helden wie Superman oder Batman auf, ein Artwort – das mir so gut gefällt, das ich es hier abbilden werde (s. Blog) – zeigt Charaktere aus Harry Potter. Es sind total verschiedene Gedanken und Momente, die die Künstler hier zusammengestellt haben, die nur unterstreichen, dass die Unterschiede vollkommen egal sind, solange man sich liebt. Liebe ist eben Liebe. Love is Love.

Beispiele


Es gibt einen Comic, der thematisiert, dass nicht nur Homosexuelle von diesem Anschlag betroffen sind, und der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Über heterosexuelle Männer und Frauen, die in Clubs wie das „Pulse“ gehen, um nicht in „normalen“ Bars ständig angemacht zu werden und einfach Spaß zu haben. Diesen Menschen habe man durch diesen Anschlag ebenso den sicheren Hafen genommen wie den homosexuellen Menschen, die dort ein- und ausgehen.

Ein anderer Comic kommt fast ganz ohne Text aus und zeigt eine junge Frau, die jede Menge Spaß beim Feiern hat. Nach dem Tanzen kommt sie heim und geht schlafen. Am nächsten Morgen steht sie auf, entfernt die Reste der Schminke vom Vorabend und zieht ihre Arbeitskleidung an. Plötzlich sieht man, dass SIE eigentlich ein Mann ist. Rein theoretisch sieht es so aus, als ob ER fürs Feiern in eine andere Rolle schlüpft, doch ich habe das Gefühl, dass es genau umgekehrt ist: Für die Gesellschaftsnormen und die Arbeit trägt SIE eine Verkleidung und abends, wenn es in den Club geht, kann sie endlich sie selbst sein.

Ein anderer kurzer Comic zeigt, wie der Hass weitergetragen werden kann – und die Akzeptanz. Es wird die Vorbildfunktion der Eltern thematisiert.

Ein Comic zeigt eine Situation direkt nach Bekanntwerden der Nachrichten aus Orlando – und obwohl die genutzten Farben den Regenbogen symbolisieren, sind die Emotionen, die ich mitnehme, Verzweiflung und Angst, Panik. Denn die einzigen Farbkleckse sind die zahllosen SMS, die die Menschen an ihre Freunde und Verwandten schicken mit Fragen wie „Geht es dir gut? Ist dein Bruder in Sicherheit? Hast du von Erica gehört?“.

Ein weiterer Comic besteht aus einem einzigen Panel. Man sieht eine geschlossene Tür und Text, der vermuten lässt, was hinter dieser Tür passiert. Dann gibt es noch den eigentlichen Text, der verdeutlicht, dass man als Leser keine Ahnung hat, was hinter der Tür passiert und dass man sich einfach keine Gedanken darum machen und seine Nase aus anderer Leute Angelegenheiten heraushalten soll. Ich zitiere:

"Nimm einfach folgendes an: Es handelt sich um erwachsene Menschen, die tun, was immer sie wollen, im gegenseitigen Einverständnis. So einfach ist das. Also bitte: Nicht stören!"

Ich könnte noch so viele Comics erwähnen und am liebsten würde ich auch viel mehr Bilder zeigen (s. Blog), aber ich fürchte, das würde zu umfassend und ginge an die Grenzen des Urheberrechts. Deshalb:

Fazit


Ich kann jedem, der sich mit der Thematik, die ich einfach mal weit umfassend und treffend mit Love is Love umschreiben möchte, befassen will, diese Comic-Anthologie nur empfehlen. Man muss kein Comicnarr sein, um die Botschaften zu verstehen, und man muss nicht selbst zur LGBTQ+-Community gehören, um das Recht zu haben, Interesse zu zeigen. Ganz im Gegenteil, es werden so viele verschiedene Ansätze und Gedanken mit so vielen unterschiedlichen Stilen und Techniken kombiniert, dass jeder etwas finden wird, das ihm gefällt, dass seinen Ansichten entspricht oder mit dem er sich identifizieren kann. (Ich wollte eigentlich schreiben „dass jeder seine Freude damit haben kann“, aber da es eben nicht nur Freude ist, die hier zum Ausdruck gebracht wird, wäre das blöd formuliert.)

Veröffentlicht am 25.05.2017

Selten hat mich ein Buch so schnell und so sehr begeistert

Der letzte erste Blick
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Zuerst war da natürlich das Cover, was sonst. Ich bin nun mal jemand, der sich zumindest bei Büchern gern auch mal vom Äußeren täuschen lässt. Hier gefiel mir, dass es schwarz-weiß gestaltet war und nur ...

Zuerst war da natürlich das Cover, was sonst. Ich bin nun mal jemand, der sich zumindest bei Büchern gern auch mal vom Äußeren täuschen lässt. Hier gefiel mir, dass es schwarz-weiß gestaltet war und nur durch kleine, dezente Farbtupfer lebendig wurde. Es wirkt ruhig, gelassen, aber nicht bleich. Gleichzeitig ist eine innige Umarmung abgebildet (in der sich der Kerl hinunterbeugt und sich das Mädel nicht hochrecken muss, diese Emanipation ist selten auf Buchcovern!), wodurch eine Art Wärme transportiert wird. Ich kann es schwer beschreiben, meinen Gefallen hat es jedenfalls gefunden. Die Leseprobe hat mir den Rest gegeben, sodass ich das Buch einfach lesen MUSSTE. Ich liebe das Sprichwort „Was sich liebt, das neckt sich“ und schon von Anfang an war klar, dass das quasi das Motto von Der letzte erste Blick sein würde. Übrigens bekommt der Titel im letzten Drittel seine Bedeutung, es geht also nicht nur darum, die Leser mit einem möglichst mysteriösen Satz einzufangen. ?

Protagonisten
Emery ist ein Mädchen, das ich mir nicht besser hätte ausdenken können. Genau genommen hätte ich nichts dagegen, sie als beste Freundin zu haben. Sie hatte es beileibe nicht leicht im Leben, hat aber einen Weg gefunden, damit zurecht zu kommen und weiter zu machen. Sie umgibt sich mit den richtigen Leuten und findet in Dylan jemanden, der wie für sie gemacht ist. Gleichzeitig weiß sie sich zur Wehr zu setzen und sorgt mit einem Schlag auf die jetzt blutige Nase ihres nagelneuen Mitbewohners dafür, dass ich sie seit den ersten Sätzen dieses Buches liebe. Ich kann einfach nicht anders. Bei Dylan ging es mir genau so: Kaum taucht er auf der Bildfläche auf, ist es um mich geschehen. Das ist etwas ganz Besonderes und ich verehre Bianca Iosivoni beinahe dafür, dass sie mir diese beiden Charaktere vorgestellt hat. Natürlich ist von Anfang an klar, dass die beiden miteinander glücklich werden – schließlich ist das der Sinn dieses ganzen Romans. Die Entwicklung ihrer Beziehung ist allerdings ebenso besonders wie die Protagonisten selbst.

Handlung
Wir beginnen mit einem wortwörtlichen Schlagabtausch, den sich unsere Protagonistin liefert, setzen die Geschichte mit vielen einfallsreichen Streichen fort und enden irgendwie in einer tollen, authentischen Liebesgeschichte. Das ist genau der Stoff, den ich mir von Romanen wie diesem erhoffe und viel zu selten bekomme. Ich selbst neige dazu, dieses Heck-Meck mit meinen Mitmenschen zu treiben, das auch Emery und Dylan verbindet, wobei es bei mir nie in Klamotten-Klau oder Manipulation der Fernbedienung (ich wünschte, das wäre mir in einer bestimmten Situation eingefallen!) endet. Deshalb gefällt mir dieser rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, sehr gut: ich kann es nachvollziehen. Sie zeigen gegenseitiges Interesse und auch eine gewisse Nähe. Um diese Streiche zu spielen, müssen sie sich schon recht gut kennen und auch vertraut miteinander sein. Das gefällt mir besonders gut: Diese Nähe zwischen Emery und Dylan wird unter anderem durch diese Streiche sehr deutlich, sodass ständige Sexszenen – die übrigens auch überhaupt nicht zum Rest der Geschichte gepasst hätten – überflüssig werden. Sex ist nur dann eingesetzt, wenn er passt und absolut in eine Szene gehört. Allein das hebt Den letzten ersten Blick schon von anderen Romanen dieses Genres ab, die leider viel zu häufig in die Erotik-Schublade greifen, um Nähe oder Liebe auszudrücken. Ja, natürlich spielt Sex auch hier eine Rolle, die Charaktere sind schließlich in den ersten Collegejahren. Aber das ist eher unterschwellig und sehr dezent, nicht „in your face“. Mir fällt einfach keine bessere Beschreibung ein, aber ich bin begeistert. Die Beziehung zwischen Emery und Dylan entwickelt sich so natürlich, dass ich im Grunde gar nicht mitbekommen habe, dass sie plötzlich ein Paar wurden. Und auch das ist ein riesiger Pluspunkt, denn mal ehrlich: Stellt sich nicht jeder an einem gewissen Punkt einer Beziehung die Frage nach dem Etikett? „Was sind wir eigentlich? Freunde, gute Freunde, Freunde mit gewissen Vorzügen, ein Paar, ein nicht ganz so monogames Paar?“ Es gibt so viele Varianten und selten ist klar, wo man gerade steht. Es spielen ja immer zwei mit und die haben nicht immer dieselbe Ansicht. Dieser Aspekt ist nicht durch ständige Selbstzweifel oder so in die Geschichte eingebaut worden, sondern die Übergänge zwischen „Wir kennen uns gerade mal fünf Minuten“ über „Ich glaub, ich kann dich ganz gut leiden“ bis zu „Mensch, ich hab dich verflixt gern“ verlaufen so fließend, dass man sie beim Lesen kaum mitbekommt. Das liegt nicht zuletzt am Stil der Autorin, aber dazu später mehr. Emery und Dylan haben natürlich – wie sollte es anders sein, schließlich müssen ein paar Klischees des Genres ja doch erfüllt werden – jeweils ein Päckchen zu tragen. Bei Emery ist es ein Ereignis aus der Vergangenheit, das sie gewissermaßen sogar wortwörtlich verfolgt, Dylan trägt ein Geheimnis und eine Aufgabe mit sich herum. Und ja, es ist ein Klischee. Klischees müssen aber nicht immer schlecht sein. In diesem Fall finde ich die Hintergrundgeschichte nicht nur angemessen, sondern notwendig, um ein paar Wendungen einzubauen. Und was das für Wendungen sind! Manche Dinge habe ich kommen sehen, andere haben mich total von den Socken gehauen. Fest steht, dass ich mir so manche Träne nicht verdrücken konnte, während ich an anderen Stellen wegen meiner Lachanfälle von Mitreisenden in der Bahn schief angeschaut wurde. Mehr verlange ich nicht von einem Buch!

Schreibstil
Durch ihre Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen und dabei das Drumherum auch noch so gut zu beschreiben, dass ganz leicht Bilder in meinem Kopf entstehen, hat mich die Autorin um ihren kleinen Finger gewickelt. Das ging ratzfatz. Mal ganz abgesehen von der Storyline, die ich, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, liebe, bildet sie durch ihre Worte und die Art, damit umzugehen, der Geschichte einen so tollen Rahmen, dass ich einfach nicht anders kann, als diesen Kettensatz zu formulieren, weil ich gar nicht weiß, wie ich meine Begeisterung sonst ausdrücken soll!

Ich bin fast ein bisschen traurig, Emery und Dylan verlassen zu müssen. Gerade die letzte Szene hat mir noch ein abschließendes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Wenigstens wird es zumindest einen weiteren Band um die Clique geben und die Chancen, dass diese beiden uns als Nebenfiguren erhalten bleiben, stehen gut. Ich bin also gespannt und werde den Wartezeitraum zum nächsten Band Der letzte erste Kuss vermutlich mit weiteren Geschichten aus Bianca Iosivonis Feder überbrücken.

Fazit
Selten hat mich ein Buch so schnell und so sehr begeistert, obwohl ich mit recht niedrigen Erwartungen an es herangetreten bin. In diesem Genre ist es eben schwer, hervorzustechen. Bianca Iosivoni hat es geschafft und ich bin sehr gespannt auf Band zwei!

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Cover
Veröffentlicht am 06.03.2017

Ich liebe sie. Die Reihe, Adam und allen voran Mercy.

Gefährtin der Dunkelheit
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Ach ja, Mercy.

Seit ich den siebten Band der Reihe gelesen habe, ist schon ein bisschen Zeit vergangen. Tatsächlich ist das schon eineinhalb Jahre her! Wow. Ich habe die Wölfe, die kleine Kojotin und ...

Ach ja, Mercy.

Seit ich den siebten Band der Reihe gelesen habe, ist schon ein bisschen Zeit vergangen. Tatsächlich ist das schon eineinhalb Jahre her! Wow. Ich habe die Wölfe, die kleine Kojotin und all die anderen Bewohner der Tri-Cities vermisst, so viel ist klar. Die ersten sieben Bände habe ich als eBooks gelesen, diesen achten Band jetzt als Taschenbuch. Und ich stelle wieder einmal fest, dass ich Printexemplare lieber mag als die digitalen Bücher. Das Lesen ist einfach ein anderes Erlebnis, denn ich bin aufmerksamer. Aber am besten erzähle ich euch jetzt etwas zum eigentlichen Buch, sonst liest diese Rezension am Ende niemand weiter…

Diesmal wird es so richtig persönlich, wie der Klappentext schon sagt. Bisher wurden natürlich auch Dinge thematisiert, die Mercy und ihren Kumpanen nahe gehen, insbesondere Mercys Abstammung von Kojote, was ja an sich schon größere Probleme mit sich bringt. Hier gerät aber die familiäre Situation in Gefahr, und das hat erstmals nichts mit etwas Übernatürlichem zu tun, jedenfalls nicht vorrangig. Christy ist eine Frau, die ich schon vorher nicht leiden konnte, als sie abwesend war und nur über sie gesprochen wurde. Ihre Abwesenheit war mit der Grund, warum sie nicht zu meinen Lieblingsfiguren gehörte. Jetzt, als sie plötzlich wieder auf der Matte steht, wird meine Abneigung nur stärker und im Gegensatz zu Mercy wäre ich wesentlich früher ausgerastet, soviel ist klar. Adam und Jesse leiden, Mercy leidet und das ganze Rudel ist auch nicht besser dran. Das zur Ausgangssituation. Dann taucht das nächste große Böse auf, das alle bisherigen Gegner meiner Ansicht nach in den Schatten stellt, die Bürokraten wollen mitmischen und am liebsten alle verhaften, der berühmt-berüchtigte Wanderstab von Lugh hat mal wieder ein paar wichtige Auftritte und generell beinhaltet dieser achte Band viele Puzzleteilchen, die dazu führen, dass er in meinem Ranking innerhalb dieser Reihe recht weit nach oben gewandert ist.

Super fand ich, dass Kojote wieder eine wichtigere Rolle spielte, dass die Protagonisten auf Gary stießen – ich bin gespannt, was in den Fortsetzungen aus ihm wird – und dass wieder eine neue lokale Legende, die im Ursprung nicht einmal in den USA angesiedelt ist, im Fokus lag. Das ist ein Aspekt, warum ich diese Reihe so liebe: Nicht nur Märchen und Sagen aus einem Teil der Erde, sondern von überall finden ihren Weg in diese Geschichte. Und es ergibt Sinn! Ach, ich könnte noch ewig weiter schwärmen, aber das will vermutlich gerade niemand lesen. Jedenfalls kommt das große Übel diesmal von den Kanaren und Hunde spielen einen wichtigen Part. Ich liebe es.

Auf Seite 15, also der siebten Seite der Geschichte, habe ich erstmals innegehalten und meiner Mutter einen Satz vorgelesen, der für mich perfekt den Humor der ganzen Reihe einfängt:

"Adam gehörte mir. Sie hatte ihn weggeworfen, hatte Jesse weggeworfen – und ich hatte sie mir geschnappt. Wer’s findet, darf’s behalten."
[Innerer Monolog Mercys über Christy.] Gefährtin der Dunkelheit (Patricia Briggs), S. 15

Ich meine, ernsthaft? „Wer’s findet, darf’s behalten“? Das ist soo genial! Dieser Schreibstil sorgt dafür, dass ich Mercy Thompson eigentlich immer in ungefähr einer Nacht verschlinge. Das war auch diesmal wieder der Fall. Patricia Briggs ist eine tolle Frau mit einem tollen Stil und dem großen Talent, ihre Figuren echt wirken zu lassen. Ich liebe sie und ihre Reihe. Hoffentlich kommen da noch viele, viele Bände mehr.

Fazit
Ich liebe Mercy, Ich liebe diese Reihe und ich kann die Fortsetzung, die im Juni erscheint, kaum erwarten! Diesmal fand ich den Gegner fast noch besser als alle zuvor.

Ich habe auf meinem Blog übrigens einen Reihentipp zu Mercy Thompson geschrieben. Wer interessiert ist, sei eingeladen, vorbeizuschauen und ein "ich war hier" oder so zu hinterlassen. :)
https://watchedstuff.wordpress.com/2017/02/25/reihentipp-mercy-thompson-von-patricia-briggs/

Veröffentlicht am 05.02.2017

Eine tolle und vor allem winterliche Geschichte

Frigid
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Ich bin ja nicht so der Winter-Fan. Schließlich ist es ständig kalt, nass, das Tageslicht ist kaum der Rede wert – all sowas eben. Auch Weihnachten und die Zeit mit der Familie helfen da nicht wirklich. ...

Ich bin ja nicht so der Winter-Fan. Schließlich ist es ständig kalt, nass, das Tageslicht ist kaum der Rede wert – all sowas eben. Auch Weihnachten und die Zeit mit der Familie helfen da nicht wirklich. Aber mit diesem Buch habe ich dem Winter eine Chance gegeben. Ich höre oft, dass Leute jahreszeitenabhängig ihre Lektüre auswählen. Das habe ich noch nie gemacht, jetzt also das erste Mal ausprobiert.

Unabhängig davon, dass ich die Autorin und ihren Stil kennen- und lieben gelernt habe, mag ich dieses Buch sehr. Es ist eines meiner Highlights in diesem Jahr. Und das, obwohl es im Winter spielt…

Sydney und Kyler sind Charaktere, die man als Leser sofort durchschaut – das ist wohl auch beabsichtigt, schließlich wird aus beiden Perspektiven geschrieben -, aber die man auch sofort ins Herz schließt. Beide spielen sich gegenseitig eine andere Version ihrer selbst vor, können aber nicht genug voneinander bekommen. Das sieht jeder – nur die zwei nicht. Soviel also zum Klischee-Anteil der Geschichte: Er umgibt sich mit willigen Frauen, sie zieht sich so gut es geht zurück und öffnet sich hauptsächlich in seiner Gegenwart.
Der Faktor, der diese Geschichte aber einzigartig macht und wesentlich spannender, als die meisten anderen Bücher dieses Genres, die sich momentan auf dem Markt tummeln (und die ich bisher gelesen habe; ich kann ja nur von den Dingen sprechen, die ich kenne), ist die Gefahr.

Die beiden fahren in eine Skihütte, ihre Freunde bleiben wegen eines Sturms hängen und derselbe Sturm verhindert, dass Kyler und Sydney heimfahren können. Jetzt könnte es alles kuschlig und gefühlvoll werden. Doch offensichtlich hat da noch jemand – nennen wir es Klärungsbedarf. Und so geht das schöne Wochenende langsam, aber sicher den Bach runter. Und zwar gefährlich tief runter. Okay, genug der Metaphern: Es wird übel.
Und das finde ich einfach klasse! Dieses Buch habe ich in einer Nacht verschlungen. Ich habe gelacht, habe geweint (ich glaube, einmal habe ich auch laut geflucht, bin mir aber nicht mehr ganz sicher).

Der einzige Minuspunkt, den ich diesem Buch geben würde, ist die Tatsache, dass einige Fehler nicht bemerkt wurden. Ich kann so etwas einfach nicht übersehen, ich habe schon immer ein Auge dafür gehabt. Besonders, wenn einer dieser Rechtschreib- und Grammatikfehler im ersten Satz auf der ersten Seite steckt. Ich habe Verständnis dafür, dass, wenn man sich zu lange mit ein- und demselben Text beschäftigt, irgendwann solche Kleinigkeiten übersehen werden können. Aber ein so offensichtlicher Fehler und dann noch direkt am Anfang – das sollte doch vermieden werden können, oder? Es ist jedenfalls ein Signal dafür, dass mir das Buch wirklich gut gefallen hat, wenn ich über diese Fehler hinwegsehen kann… (Insgesamt sind mir drei oder vier solcher wirklich üblen Fehler aufgefallen. Das muss echt nicht sein!)

Fazit

Eine tolle neue und vor allem winterliche Geschichte von J. L. Armentrout. Großartig!