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Veröffentlicht am 07.03.2017

Deutsch-Vietnamesische Familiengeschichte

Die Töchter des Roten Flusses
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Tuyet, eine junge Anwältin in einer Wirtschaftskanzlei, besucht ihre im Sterben liegende Stiefmutter Marina. Diese vertraut ihr einen Schlüssel für eine Schatulle an. Sie ringt Tuyet ein Versprechen ab, ...

Tuyet, eine junge Anwältin in einer Wirtschaftskanzlei, besucht ihre im Sterben liegende Stiefmutter Marina. Diese vertraut ihr einen Schlüssel für eine Schatulle an. Sie ringt Tuyet ein Versprechen ab, ihren Vater Phong nicht unnötig zu erschüttern, da sein Herz nicht das stärkste ist. Nach Marinas Tod findet Tuyet in der Schatulle alte ungeöffnete Briefe ihrer leiblichen, aber unbekannten Mutter Hanh aus Vietnam. Bisher war Tuyet in dem Glauben aufgewachsen, dass ihre leibliche Mutter sie verlassen hatte. Sollte ihre geliebte Stiefmutter Marina Schuld daran gehabt haben, dass die Familie auseinander gerissen wurde?

Allein mit dem Wissen der Briefe, der Wut auf ihre Stiefmutter und den anspruchsvollen Job fühlt sich Tuyet überfordert. Nach einem Unfall reist sie mit ihrem Freund Alexander nach Vietnam. Doch der Urlaub entwickelt sich nicht wie geplant. Ihre Beziehung ist an einem Wendepunkt gekommen. Alexander fliegt nach Deutschland und Tuyet begibt sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.

Beate Rösler hat mich mit ihrem neuen Roman sogleich in diese Deutsch-Vietnamesische Familiengeschichte hineingezogen.

Geschickt wird der Leser mit Rückblicken nach Hanoi in das Leben von Hanh und Phong geführt, beginnend 1970 zur Zeit des amerikanischen Krieges. Als Kinder lernten sich die beiden in einem Dorf kennen, wohin sie evakuiert wurden, um den Bombenhagel zu entgehen. Nach Kriegsende hatten Phong und Hanh die Chance in die DDR zu gehen, um Vietnam beim Aufbau zu helfen. Hier habe ich eine andere Sicht auf die DDR erhalten. Der Staat war Aufenthaltsort von ausländischen Studenten und Vertragsarbeitern aus kommunistischen Bruderländern.

Auch bin ich mit Tuyet auf eine interessante Reise nach Vietnam gegangen. Ich habe etwas über die Geschichte dieses Landes erfahren und die wunderschöne Landschaft, das emsige Treiben in den Städten sowie die bunte quirlige Seite Vietnams kennengelernt. Aber auch die andere Seite zu kritischen Themen blieb nicht unerwähnt.

Das Buch ist nicht nur eine Familiengeschichte, sondern Beate Rösler hat es gekonnt geschafft Reisebeschreibung, geschichtliches und unterschiedliche Kulturen miteinander zu verweben.

Eine wundervoll erzählte Geschichte für alle, die bei der Lektüre gedanklich gern an exotische Orte reisen.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Beschaulich, aber trotzdem schön

Das Lied der Störche
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1920 zieht die elfjährige Fredericke mit ihrer Mutter Stefanie und ihren beiden Stiefgeschwistern Gerta und Fritz von Potsdam nach Ostpreußen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und nun wird das Gut von ...

1920 zieht die elfjährige Fredericke mit ihrer Mutter Stefanie und ihren beiden Stiefgeschwistern Gerta und Fritz von Potsdam nach Ostpreußen. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und nun wird das Gut von Eric von Fennhusen ihre neue Heimat sein. Das Leben auf dem Gut ist geprägt durch die Jahreszeiten, die die Landwirtschaft und die Pferdezucht vorgeben. Obwohl sie mithelfen müssen, da ihr Stiefvater die Ansicht vertritt, dass sie die Arbeiten auf einem Gutshof von der Pike auf erlernen, bleibt ihnen noch genügend Zeit, um eine glückliche Kindheit zu bringen. Eines Tages erfährt Fredericke, dass ihre Zukunft ungewiss ist, da sie keine Mitgift bekommen wird. Sie wird auf ein Internat für höhere Töchter geschickt, um später einmal die Leitung eines Gutshofes zu übernehmen.

1928 kehrt sie auf das Gut ihres Stiefvaters zurück. Mittlerweile hat sich die Familie um vier neue Geschwister vergrößert. Doch Fredericke quälen immer mehr die Sorgen um ihre Zukunft. Ihre Mutter setzt alles daran sie standesgemäß zu verheiraten, doch Fredericke fühlt sich noch nicht bereit dazu.

Ulrike Renk erzählt die Geschichte, die sich zwischen den Jahren 1920 bis 1928 abspielt, auf eine sehr anschauliche und bildhafte Weise, dass es mir schwer fiel das Buch aus der Hand zu legen. Es ist eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion. Sie beschränkt sich dabei aber nicht nur auf das Leben von Frederike, sondern man erfährt als Leserin auch viel über die damalige Zeit in Ostpreußen, das Leben auf einen Gutshof und die täglichen Abläufe. Auch die gesellschaftlichen Hintergründe sind klar herausgearbeitet. Den Gutshof, die Gutsbewohner und die Bediensteten hat die Autorin so gut beschrieben, dass ich mir alles lebhaft vorstellen konnte.

Obwohl es in dem Buch keine Spannungsbögen gibt, sondern alles mehr beschaulich und ruhig abläuft, hat mir das Buch sehr gefallen und ich habe mich beim Lesen wohlgefühlt, so dass ich gespannt auf die Fortsetzung bin.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Ein Buch mit überraschenden Wendungen

Das Geheimnis jener Tage
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Der Roman „Das Geheimnis jener Tage“ von Zoe Miller hat mich überrascht, denn er gehört nicht zu den seichten Romanen mit einem Familiengeheimnis, den ich zu Anfang erwartet hatte.

1980 – Sylvie sitzt ...

Der Roman „Das Geheimnis jener Tage“ von Zoe Miller hat mich überrascht, denn er gehört nicht zu den seichten Romanen mit einem Familiengeheimnis, den ich zu Anfang erwartet hatte.

1980 – Sylvie sitzt am Abend gern in den Dünen, um über die Probleme ihres Lebens nachzudenken und hört dabei oft entfernte Klavierklänge, die sie beruhigen und verzaubern. Eines Abends beobachtet sie einen jungen Mann, der ins Meer läuft und seinem Leben ein Ende machen will. Mit einem Trick zwingt sie ihn zur Umkehr und stellt fest, dass er blind ist. Vierzehn Tage haben beide eine intensive Beziehung, aus der sie Kraft für die Zukunft schöpfen.

Heute – Carrie trauert um den Tod ihrer Eltern, die vor längerer Zeit bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Carrie fühlt sich schuldig am Tod ihrer Eltern, da sie die beiden zu dieser Reise überredet hat. Kurz vor der Hochzeit löst sie ihre Verlobung, weil sie der Meinung ist, kein Recht auf Glück zu haben. Dann erreicht sie der Anruf einer unbekannten Frau, die sie mit einem Detail aus der Vergangenheit ihrer Mutter konfrontiert und das Leben von Carrie nimmt einen unerwarteten Verlauf.

Geschickt hat die Autorin Vergangenheit und Gegenwart verflochten und mich mit unerwarteten Wendungen überrascht. Der Erzählstil ist angenehm, aber nicht seicht. Einige Sätze musste ich mehrmals lesen, da sie mich sehr berührt haben. Die Protagonisten waren fast alle sympathisch und authentisch beschrieben. Ich konnte die Trauer von Carrie um ihre Eltern mitfühlen, war wütend und aufgewühlt über das, was sich im häuslichen Bereich abspielen konnte und habe mit gefiebert wie sich langsam die einzelnen Puzzleteilchen zusammengefügt haben.

Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Einige Bücher auf denen Thriller steht, sind nicht halb so spannend wie dieser Roman. Hier kann ich nur eine klare Leseempfehlung geben.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Über den Dächern von Manhattan

Schlaflos in Manhattan
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Paige ist sehr behütet aufgewachsen, da sie Herzkrank war. Paige durfte nur mit Erlaubnis ihrer Eltern nach New York, da ihr Bruder Matt dort als Landschaftsgärtner tätig war. Er würde ein Auge auf Paige ...

Paige ist sehr behütet aufgewachsen, da sie Herzkrank war. Paige durfte nur mit Erlaubnis ihrer Eltern nach New York, da ihr Bruder Matt dort als Landschaftsgärtner tätig war. Er würde ein Auge auf Paige und ihren Freundinnen Frankie und Eva haben, da sie gemeinsam in seinem Haus wohnen konnten. Die drei Freundinnen arbeiteten in einer Event-Agentur. Die Erwartung auf eine Beförderung erwies sich jedoch als Irrtum und allen dreien wurde gekündigt. Die Mädchen waren am Boden zerstört, doch Jake, der beste Freund von Matt, schlug ihnen vor eine eigene Agentur zu gründen. Je mehr Paige darüber nachdachte, desto mehr konnte sie sich für den Vorschlag begeistern. Doch die Aufträge ließen auf sich warten und Paige wollte den Unternehmer Jake nicht um Hilfe bitten, denn seit ihrer Teenagerzeit war sie in Jake verliebt und kommt mit seiner Nähe nicht zurecht. Doch nun ist sie auch für ihre Freundinnen verantwortlich und bittet Jake um Hilfe. Wird er dem jungen Unternehmen helfen und wie wirkt sich das auf ihre bisherige Freundschaft aus?

Sarah Morgan hat einen sehr bildhaften und emotionalen Schreibstil, der den Leser dazu bringt, sich in diesem Freundeskreis wohl zu fühlen. Zu Beginn bekommt man hauptsächlich einen Einblick in das Leben von Matt, Paige und Jake. Die Liebesgeschichte nimmt am Anfang wenig Raum ein, sondern der Fokus liegt mehr auf die Arbeitslosigkeit und den Willen von Paige ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen ohne schützende Hände von Familie und Freunden. Nach und nach ändert sich dieses. Die Liebesgeschichte tritt in den Vordergrund. Obwohl das Geschehen vorhersehbar ist und nach einigen Konflikten die Liebe siegt, habe ich das Buch zufrieden aus der Hand gelegt.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Die Goldenen Zwanziger

Noble Gesellschaft
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Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ...

Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ist Max von Volkmann tot. Der Presse wird mitgeteilt, dass eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner Pistole passiert ist. Carl von Bäumer ist fest davon überzeugt, dass es sich nicht um Selbstmord handelt, sondern hier ein Mord geschehen ist. Carls Lebensgefährte, der Kommissar Paul Genzer, übernimmt die Ermittlungen. Sie führen ihn in die noble Berliner Gesellschaft der Goldenen Zwanziger Jahre.

Dieses ist bereits der zweite Band einer Reihe um Carl von Bäumer und Paul Genzer. Da ich den ersten Band nicht gelesen habe, war zu Beginn das umfangreiche Personenregister sehr hilfreich für mich.

Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, passt aber zur damaligen Sprache und ist mit feinem Humor gewürzt. Die Autorin hat sich mit den 20er Jahren sehr ausführlich beschäftigt, so dass sie den damaligen Zeitgeist sehr gut eingefangen hat und man als Leser ein sehr gutes Bild erhält. Interessant fand ich das Ermittlerduo. Joan Weng hat ein homosexuelles Paar als Hauptprotagonisten gewählt zu einer Zeit als es den Unzuchtsparagraphen noch gab und schwere Strafe darauf stand.

Wer einen Kriminalroman mit typischer Polizeiermittlung erwartet, liegt bei diesem Roman falsch. Durch verschiedene Perspektivwechsel wird die Handlung vorangetrieben und Stück für Stück kommt man der Lösung des Falles näher bis am Ende alles schlüssig aufgeklärt wurde.

Mich hat dieser historische Kriminalroman durch den besonderen Erzählstil und den ungewöhnlichen Ermittlern angenehm unterhalten.