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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2017

Mit dem richtigen Gespür für Menschen

Der weiteste Weg
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Bruno Blum hat sich zusammen mit seiner Lebenspartnerin auf den Weg gemacht. Mit dem Campingbus von der Schweiz bis nach Australien und wieder zurück. Sie haben unterwegs Länder wie Russland, Kasachstan, ...

Bruno Blum hat sich zusammen mit seiner Lebenspartnerin auf den Weg gemacht. Mit dem Campingbus von der Schweiz bis nach Australien und wieder zurück. Sie haben unterwegs Länder wie Russland, Kasachstan, den Iran, Pakistan, Indien, Malaysia, Japan und die Mongolei bereist.

Dieser Reisebericht hat mir unheimlich gut gefallen. Man spürt, dass der Autor erfahren und schon viel in der Welt herumgekommen ist. Besonders begeistert hat mich sein Gespür für die Verschiedenartigkeit der Menschen und sein echtes Interesse an ihnen. Er wirkt offen, wertungsfrei und kann sich völlig auf die unterschiedlichen Kulturen einlassen. So schildert er neben den Ländern und mancher Eigenheit vor allem die Begegnungen mit den Menschen. Dadurch wird das Buch stellenweise tiefgründiger als ein reiner Reisebericht und Bruno Blum ermöglicht einen tieferen Einblick in das Leben der Menschen, aber auch in sein eigenes Leben. Die tollen Bilder veranschaulichen und unterstützen die Schilderungen wunderbar.

Einen kleinen Abstrich muss man machen, da es auch Bruno Blum nicht gelingen kann, 2 ½ ereignisreiche Jahre komplett in 220 Seiten zu packen. An der einen oder anderen Stelle hätte ich gerne noch länger im jeweiligen Land verweilt, aber vielleicht ist das auch ein Anreiz, sich selbst auf den Weg zu machen.

Allen, die sich für diesen Teil der Erde, die Menschen und das Reisen allgemein interessieren, kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Furchtbar wichtig

Der letzte Überlebende
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Wie kann man die Geschichte eines Mannes bewerten, der so schreckliche Dinge erlebt hat? Aus meiner Sicht gar nicht. Und trotzdem möchte ich meine Eindrücke zu diesem Buch schildern.

Den Hauptteil des ...

Wie kann man die Geschichte eines Mannes bewerten, der so schreckliche Dinge erlebt hat? Aus meiner Sicht gar nicht. Und trotzdem möchte ich meine Eindrücke zu diesem Buch schildern.

Den Hauptteil des Buches bildet die Zeit, als Sam im Alter zwischen dreizehn und zweiundzwanzig war. Vom Einmarsch der Nazis in Polen bis zur Befreiung. Am eindrücklichsten war für mich die Beschreibung der Zeit und Erlebnisse in Auschwitz. An vielen Stellen ist diese einfach nur furchtbar und kaum erträglich. Wie kann ein Mensch das alles aushalten? Vieles hatte ich direkt vor meinem inneren Auge und an manch eine beschriebene Situation erinnere ich mich immer wieder. Manchmal blitzt dann auch in dieser Hölle etwas Menschlichkeit durch. Auch das Kapitel „Gerechtigkeit und Frieden?“ ist für mich sehr wichtig. Es ist erschreckend, wie das Geschehene vertuscht wurde und manche Täter ihrer Strafe entkamen.

Bewundernswert finde ich den Ton, den Sam Pivnik bei all seinen Erzählungen trifft. Er könnte verbittert oder hasserfüllt sein, stattdessen schildert er die Ereignisse möglichst objektiv, wobei seine Gefühle und das Entsetzen trotzdem spürbar bleiben.

Ich habe durch dieses Buch sehr viel Neues erfahren, konnte mich in den Autor hineinversetzen, habe einiges besser verstanden und bleibe auch betroffen zurück. Ich bin unheimlich froh, dass Sam Pivnik dieses Buch geschrieben hat. Die Überlebenden des Holocaust werden immer weniger und es ist aus meiner Sicht extrem wichtig, ihre Geschichten festzuhalten. Ich wünsche diesem Buch so viele Leser wie möglich. Gerade in Anbetracht der heutigen politischen Situation und Strömungen ist es umso wichtiger, die damaligen Ereignisse nicht zu vergessen, damit so etwas nie wieder passiert. Dieses Buch kann einen Teil dazu beitragen.

Veröffentlicht am 02.03.2017

Sternenkind

Die kleinen Sterne leuchten immer - Briefe einer Sternenkindmutter
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Im Zentrum dieses Buches steht eine furchtbare pränatale Diagnose mit all ihren Folgen.

Maya verarbeitet all ihre Probleme, Sorgen und Erlebnisse in Briefen, die sie an ihre tote Mutter schreibt. Aus ...

Im Zentrum dieses Buches steht eine furchtbare pränatale Diagnose mit all ihren Folgen.

Maya verarbeitet all ihre Probleme, Sorgen und Erlebnisse in Briefen, die sie an ihre tote Mutter schreibt. Aus diesen Briefen besteht das gesamte Buch, wodurch eine tagebuchähnliche Erzählform entsteht. Als Leser erlebt man alles aus Mayas Sicht, die Seite des Mannes oder anderer Außenstehender erfährt man nur indirekt durch Mayas Erzählungen.

Die Situation an sich ist einfach unvorstellbar. Das eigene Kind entweder sofort abzutreiben oder zu wissen, dass es höchstens einige Stunden oder Tage überleben wird. Die Geburtsvorbereitung als Abschied. Wie können Eltern so etwas überleben? Für mich als Mutter ist das Buch deshalb sehr eindringlich, ergreifend, manchmal verstörend und der Moment, in dem Mariella stirbt, einfach nur furchtbar. Ich habe noch nie beim Lesen eines Buches so geheult. Die Gedanken, Gefühle und der innere Zwiespalt sind aus meiner Einschätzung sehr realistisch wiedergegeben. Interessant fand ich auch, wie die Außenwelt auf so eine Situation reagiert und dass man unweigerlich mit diesen Reaktionen konfrontiert wird bzw. sich Gedanken machen muss, was man Nachbarn und Freunden sagt. Aus meiner ganz persönlichen Sicht fand ich es gut, dass sich die Eltern für das Weitertragen entscheiden. Zudem ist es sehr positiv, dass auch eine Folgeschwangerschaft mit all ihren Ängsten und Emotionen thematisiert wird.

Insgesamt ist dies für mich ein sehr wichtiges Buch, das wertungsfrei zeigt, wie es sein kann, wenn man sich für das Weitertragen entscheidet. Allen, die nicht selbst betroffen sind, zeigt es, wie wichtig es ist, jeden Moment zu genießen und wie glücklich man sein kann, ein lebendiges, weitestgehend gesundes Kind zu haben und wie unwichtig manches plötzlich wird.

Veröffentlicht am 15.01.2017

Lebe Deine Träume

Unsere Hälfte des Himmels
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Lieselotte ist in den 70er Jahren in einer sehr kalten und traditionellen Ehe gefangen. Als sie den Anruf erhält, dass ihre Mutter nach einem Unfall im Koma liegt, reist sie zu ihr. Im Zuge einiger Nachforschungen ...

Lieselotte ist in den 70er Jahren in einer sehr kalten und traditionellen Ehe gefangen. Als sie den Anruf erhält, dass ihre Mutter nach einem Unfall im Koma liegt, reist sie zu ihr. Im Zuge einiger Nachforschungen erfährt sie viel mehr über das Leben ihrer Mutter Amelie, als diese bisher offenbart hat, und versteht langsam die Hintergründe ihres oft sehr kühlen Verhaltens. Amelie und ihre Freundin Johanna hatten in den 30er Jahren nur einen großen Traum – zu fliegen. Doch die äußeren Umstände und weitere unvorhergesehene Ereignisse stehen diesem Wunsch entgegen.

Obwohl die Geschichte zu einer völlig anderen Zeit spielt, als der, in der wir heute leben, ist die Situation der Frauen für mich gut nachvollziehbar. Man spürt die Sehnsucht, Fliegen zu dürfen, und die Leidenschaft der Frauen dafür. Gleichzeitig wird klar, wie beschwerlich das Fliegen zu dieser Zeit war. Die Geschichte von Amelie und ihrer Freundin Hanni im Jahr 1935 sowie der Unfall und seine Folgen 1971 werden parallel erzählt. Fliegende Frauen sind sicherlich ein eher ungewöhnliches Thema. Das Leben zu beiden Zeiten und die Geschichte sind in jedem Fall sehr gut recherchiert. Der Nationalsozialismus gewinnt in Deutschland 1935 an Bedeutung, spielt im Roman aber nur eine Nebenrolle. Freundschaft, Liebe, Eifersucht, das Verhältnis zur Mutter und das traditionelle Rollenbild der Frau sind weitere wichtige Themen, die angesprochen werden. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches kann evtl. abschreckend wirken, ist für das Verständnis des Buches aber nicht notwendig, da die Personenzahl überschaubar ist.

Ich konnte in diesem Buch richtig versinken. Clarissa Linden versteht es sehr gut, das Innere ihrer Figuren, ihre Gefühle, Gedanken, Träume und Zweifel deutlich und spürbar zu machen. Ein Buch mit geschichtlichem Hintergrund, das einfach Spaß macht zu lesen.

Veröffentlicht am 05.01.2017

Starke Frauen im Oman

Das Versprechen der Wüste
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Joan Seabrook reist mit ihrem Verlobten in den Oman. Zu einer Zeit, zu der das noch nicht einfach und selbstverständlich, sondern ein Abenteuer ist. Nach und nach entdeckt sie die Geheimnisse und die Faszination ...

Joan Seabrook reist mit ihrem Verlobten in den Oman. Zu einer Zeit, zu der das noch nicht einfach und selbstverständlich, sondern ein Abenteuer ist. Nach und nach entdeckt sie die Geheimnisse und die Faszination dieses Landes.

Dieses Buch hat meine hohen Erwartungen absolut erfüllt. Zwei starke Frauen mit Visionen in einem fremden Land. Das Buch ist gut recherchiert und man erfährt etwas über die Europäer im Oman und das Land sowie das Leben von Frauen zu jener Zeit, wodurch das Interesse für das Land und die Geschichte geweckt wird. Zudem fließt die Familiengeschichte der Frauen mit ein. Der Anfang ist vielleicht etwas ausführlich und mit vielen Erklärungen durchzogen. Für mich als Schnellleser war das aber kein Problem. Ich habe das Buch in 2 Tagen verschlungen. Vor allem deshalb, weil es im Verlauf zunehmend spannend wird und sehr fesselnd geschrieben ist.

Ich kann das Buch all denjenigen empfehlen, die sich für dieses Genre und zum Beispiel Bücher von Lucinda Riley begeistern können.