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Veröffentlicht am 02.09.2019

Packend, zermürbend, gut

Schmutzige Seelen
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Eine neue Thriller Reihe von Mark Franley, da war die Erwartung groß und wurde in keinster Weise enttäuscht.

Hauptkommissarin Eva wird zu einer Rettungsaktion gerufen. Als sie vor Ort ankommt bietet sich ...

Eine neue Thriller Reihe von Mark Franley, da war die Erwartung groß und wurde in keinster Weise enttäuscht.

Hauptkommissarin Eva wird zu einer Rettungsaktion gerufen. Als sie vor Ort ankommt bietet sich ihr ein bizarrer Anblick. Das Entführungsopfer, Marie die 17 jährige Tochter eines Kollegen, steht ihrem Vater mit einer Waffe gegenüber und soll ihn auf Anweisung des Entführers töten.
Ruben Hattinger befindet sich im Urlaub in der nähe des Tatortortes und wird zu einer Vernehmung eines mutmasslichen Täters hinzugezogen. Hattinger hat einen herrlich trockenen Humor und gerät direkt zwischen die Fronten. Schober, nicht gerade Evas Lieblings- Kollege ist nicht an einer Zusammenarbeit interessiert , bekommt aber von Anfang an die besondere Art Hattingers zu spüren. Sehr zum Leidweisen seiner Familie wird Hattinger in den Fall hereingezogen-Urlaub ade.
Schon verschwindet das nächste Opfer, ein 17 jähriger Junge. Warum werden sie ausgewählt, was haben sie gemeinsam? Ich kann nur sagen, der Teteil des Thrillers passt exzellent zum Inhalt. Schmutzige Seelen-welche Sünden haben die Opfer in den Augen des Täters begangen?

Mark Frankey hat einen düsteren und überaus spannenden Thriller geschrieben. Die Spannung ist von der ersten Seite an gegeben und wird immer wieder bis zum phänomenalem Ende gesteigert.
Es ist ihm gelungen gerade genug privates der Protagonisten zu berichten, jedoch steht der Fall immer im Mittelpunkt. Der Schreibtsil ist wie gewohnt bei Franley kurz und knackig, ohne viel Schickschnack jedoch sehr detailliert.

Dieser Thriller hat viel Spass gemacht, ist nicht unbedingt etwas für ganz sensible Nerven.
Ich für meine Teil freue mich auf die angekündigte Fortsetzung nächstes Jahr.

Veröffentlicht am 02.09.2019

Kurzweilige Philosophie

Wozu wir da sind
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„Wozu wir da sind“, geschrieben von Axel Hacke, erschienen im Verlag Antje Kunstmann,
beschäftigt sich mit der wohl immer wiederkehrenden Frage:
Was macht ein „gelebtes Leben“ aus?

Der Protagonist des ...

„Wozu wir da sind“, geschrieben von Axel Hacke, erschienen im Verlag Antje Kunstmann,
beschäftigt sich mit der wohl immer wiederkehrenden Frage:
Was macht ein „gelebtes Leben“ aus?

Der Protagonist des Buches Walter Wemut schreibt Nachrufe, eine ganze Seite steht ihm dafür in der Tageszeitung zur Verfügung. Als ihn eine gute Freundin darum bittet, zu ihrem achtzigsten Geburtstag, eine Rede über ihr gelebtes Leben zu schreiben stellt sich dies als große Herausforderung dar.
Seitdem stellt sich Walter Wemut die Frage;Was ist es denn, dieses gelebte und gelungene Leben? Ist es für jeden gleich, welche Kriterien sind vorgegeben. Wie sieht die Gesellschaft ein gelungenes Leben, welche Wertvorstellungen hat der Einzelne?
Bei der Suche nach einer Antwort erfahre ich als Leserin einiges über die unterschiedlichen Zeitungshändler in Wemuts Straße, seinen Frisör Agim und viele vergangene und aktuelle Wegbegleiter in seinem Leben. Sehr beeindruckend ist das Treffen mit einen alten Freund, einen ehemals radikal Linken, der nun auf der anderen Seite des Denkens angelangt ist und an eine große Weltverschwörung glaubt, rechtes Gedankengut verbreitet und zu den Reichsbürgern gehört.
Das Gespräch und die Gedanken haben mich sehr bewegt und nachdenklich gemacht. Der Umgang von Wemut mit diesem Freund war exzellent ausgearbeitet.

Ein Zitat aus dem Buch:

„Dazu ist das Leben doch da, dass man sich entwickelt, dass man lernt, dass man nicht bleibt der man ist, oder dass man der wird der man sein könnte , oder zu dem was man eigentlich ist, aber nicht sein konnte.“

Aber ist dies wirklich so? Gibt es nicht viele zufriedene und glückliche Menschen, die angekommen sind und nicht der Norm oder den Erwartungen ihrer Umgebung entsprechen? Was hat der Glaube bzw. was haben die verschiedenen Religionen mit einem gelungenen Leben zu tun?
Diese und viele andere Episoden ziehen sich durch das Buch und lassen den Leser des öfteren Innehalten um über das eigene mehr oder weniger gelungene Leben nachdenken.

Imponiert hat mir die Umsetzung der doch vielen Themen durch den Autor Hacke, es wird kein Zeigefinger gehoben, keine guten Ratschläge erteilt, wie ein Leben gelungen wird.
Vielmehr schafft es Axel Hacke durch die persönliche Ansprache an den Leser, diesem die unterschiedlichsten Blickwinkel auf das Leben und die Umstände, wesentlich näher zu bringen, als es die unzähligen Ratgeber vermögen.

Wozu wir da sind: Ein Buch zum Nachdenken, Schmunzeln, dabei kurzweilig und mit vielen aktuellen gesellschaftlichen und philosophischen Themen gespickt.
Es war eine Freude wieder so ein tolles Werk von Axel Hacke lesen zu dürfen. Dieses Buch ist ganz oben auf meiner Liste für Weihnachtsgeschenke gelandet.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Eine Ode an das Leben

Wir waren eine gute Erfindung
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Joachim Schnerfs Roman „Wir waren eine gute Erfindung“, erschienen im Verlag Antje Kunstmann, vereint alles, was ein guter Roman bieten muss.

Salomon ist Witwer. Sein gesamtes Leben hat er mit Sarah, ...

Joachim Schnerfs Roman „Wir waren eine gute Erfindung“, erschienen im Verlag Antje Kunstmann, vereint alles, was ein guter Roman bieten muss.

Salomon ist Witwer. Sein gesamtes Leben hat er mit Sarah, seiner großen Liebe, verbracht.
Sarah war der Mittelpunkt einer Familie, wie es sie hundertfach gibt und immer wieder geben wird.
Jedes Jahr trifft sich die gesamte Familie bei Sarah und Salomon zum Sederabend, jedes Jahr die gleichen Rituale, Geschichten und Unstimmigkeiten.
Doch dieses Jahr ist alles anders : Sarah fehlt, ihr Stuhl und ihr Glas bleiben leer.

Der Leser begleitet Salomon in den letzten Stunden vor dem Eintreffen seiner Familie, seiner zwei Töchter, den Schwiegersöhnen und den zwei pubertierenden Enkeln. Seine Ängste vor der Verantwortung, dieses Fest zum ersten Mal allein zu organisieren, werden genauso thematisiert wie seine unendliche Trauer um den Verlust seine Frau.

Selten haben ich ein so tiefgründiges und nachhallendes Werk auf so wenigen Seiten gelesen, und bekam das Gefühl, am Leben von Sarah, Salomon und der Familie teilgenommen zu haben. Die Protagonisten sind bis ins kleinste charakterisiert, jeder mit seinen Eigenheiten liebenswert und nachvollziehbar in ihren Handlungen.

Die Vergangenheit verwebt sich mit der Gegenwart, und der Leser erfährt viel aus dem Leben Salomons, der als Kind als einziger seiner Familie Auschwitz überlebt hat und den Rest seines Lebens diesen Umstand durch Lager-Witze zu verarbeiten versucht. Trotz oder gerade deshalb ist das ganze Buch eine Liebeserklärung an das Leben und an Sarah.

Für mich noch äußerst erwähnenswert wäre, dass ich als Leserin viel über das Passahfest und dessen Bedeutung für die einzelnen Generationen erfahren konnte.


Joachim Schnerf ist es gelungen, Poesie, Sarkasmus, schwarzen Humor und eine bildgewaltige sowie detailreiche Sprache auf höchstem Niveau zu kombinieren.

- Erstickt zwischen der Vergangenheit und dem Leben -

ist nur einer von unzähligen Sätzen , die mich innehalten ließen.

Dieses kleine Buch ist ein Juwel unter den Büchern, und ich kann es Lesern, die anspruchsvollen und zwischen den Zeilen liegenden Sarkasmus lieben, sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Fantastische Literatur

Der Sprung
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Simone Lapperts Roman " Der Sprung" erschienen bei Diogenes setzt auf einfache Art hohe Maßstäbe.

Manu steht auf dem Dach, ist außer sich und wirft mit Gegenständen um sich.
Warum steht sie ...

Simone Lapperts Roman " Der Sprung" erschienen bei Diogenes setzt auf einfache Art hohe Maßstäbe.

Manu steht auf dem Dach, ist außer sich und wirft mit Gegenständen um sich.
Warum steht sie da, die Frau, die sich so gut mit der Natur auskennt und sie liebt? Was fehlt ihr um sich dem Leben zu stellen? Was geht in den Gaffern vor, die sich unter dem Haus versammeln und quasi ein happenin daraus machen?

Die Autorin hat das Buch in 3 Teile gegliedert, der Tag davor, der Tag an dem Manu auf dem Dach steht und der Tag danach.
Als Leser lerne ich die unterschiedlichsten Menschen kennen, die alle auf irgendeine Weise mit Manu verbunden sind, die meisten ohne es auch nur zu ahnen, in wieweit Manus Handlungen und sein ihr eigenes Leben beeinflussen oder auch schon beeinflusst haben.

Der Schreibstil ist einfach und doch tiefgründig genug, so dass aus den ganz normalen "Päckchen" die der Einzelne mit sich trägt ein abgerundetes Portrait entssteht. Mindestens drei der vorgestellten Personen könnten sich gleich zu Manu stellen, da sie ihr Leben auch nicht befriedigend oder als gelungen empfinden.

Die Charaktere haben bei mir in ihrer Normalität einen bleibenden Eindruck hinerlassen und die angebrachte Gesellschaftskritik kam ohne mahnenden Zeigefinger daher, sondern zeigte mir im Spiegel so manches Mal meine manchmal recht schnel gefassten (Vor-) Urteile.

Selbst nach dem Lesen bleiben mir viele Einzelschicksale/Lebensgeschichten im Gedächnis und ich hätte gerne weiteres von den Personen erfahren. Das Buch hat ein für mich schlüssiges Ende und gehört für mich mit zu den Lese- Highlights des Jahres.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Perfide Realität

Der Preis des Lebens
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Der Debut- Krimi "Der Preis des Lebens" von Bernhard Kreutner ist der erste Fall für den Polizisten Michael Lenhart und Preis die beide strafversetzt in eine Sonderabteilung wurden. Sie sind herrlich unangepasst ...

Der Debut- Krimi "Der Preis des Lebens" von Bernhard Kreutner ist der erste Fall für den Polizisten Michael Lenhart und Preis die beide strafversetzt in eine Sonderabteilung wurden. Sie sind herrlich unangepasst und es macht Freude sie bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Schön war , dass sie bis auf ihr unangepasst sein völlig normale Personen und keine unsozialen Einzelgänger, wie man sie häufig in Krimis vorfindet, sind.

Das Thema des Thrillers ist hoch aktuell, gerade was Datenschutz und Organhandel angeht. Dr. André Keller und Dr. Eva Vekete finden lukratve Einnahmen indem sie über die Krankenkassendaten geeignte Spender für ihre (reichen und bekannten) Patienten finden. Wieviele Menschen warten auf ein Organ und erhalten es nicht, da sie auf der Liste niemals ganz oben landen, dies auch, weil sich angesehene Persönlichkeiten Organe quasi bestellen und kaufe können. Wie perfide ist dieses Konstrukt eigentlich und dadurch wird die Handlung leider nur zu realistisch. Mir hat besonders die Umsetzung des Themas gefallen und der Schauplatz Wien war äußerst passend, da diese Stadt einen tollen Flair hat.

Der Autor muss in den vielen Bereichen die thematisiert wurden sehr genau und aufwendig recherchiert haben, da die Details absolut stimmig sind. Sei es der IT Bereich oder die medizinischen Aspekte.
Der Krimi beginnt mit Spnnung und kann sie bis zum Ende halten und sich sogar noch steigern.
Durch die Wendungen der Story, wird der Leser auf verschiedene Fährten gelockt, da einige Enden möglich sind.

Der Schreibstil des Autors ist locker und dadurch leicht zu lesen, die eingebauten Aristoteles Zitate die benutzt werden geben dem Buch einen Hauch Philosophie an die Seite, wodurch die Geschichte in meinen augen an Tiefe gewinnt.

Sehr gerne vergebe ich 5 Sterne für die Verarbeitung dieses aktuellen Themenmixes und empfehle das Buch gerne weiter.