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Veröffentlicht am 04.04.2021

Wut als Parasit

Die Harpyie
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Inhalt:
„Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie betrügt, soll eine verhängnisvolle Abmachung die Ehe retten: Drei Mal darf Lucy Jake bestrafen. Wann und auf welche Weise, entscheidet sie. Ein gefährliches ...

Inhalt:
„Als Lucy erfährt, dass ihr Ehemann Jake sie betrügt, soll eine verhängnisvolle Abmachung die Ehe retten: Drei Mal darf Lucy Jake bestrafen. Wann und auf welche Weise, entscheidet sie. Ein gefährliches Spiel zwischen Rache und Vergebung entbrennt – und schließlich erwacht eine Seite in Lucy, die schon immer tief in ihr geschlummert hat. Bildreich und sprachmächtig erzählt Megan Hunter ein atemberaubendes, dunkles Märchen über eine Verwandlung, aus der es kein Zurück mehr gibt.

Lucy und Jake Stevenson leben mit ihren beiden Söhnen am Rande einer wohlhabenden Kleinstadt in England. Während Jake täglich zur Universität pendelt, arbeitet Lucy von zu Hause aus und kümmert sich um die Kinder. Doch eines Nachmittags zerstört ein Anruf die Familienidylle: Jemand möchte Lucy wissen lassen, dass Jake eine Affäre mit einer Arbeitskollegin hat. Das Paar beschließt zusammenzubleiben, trifft aber eine Vereinbarung als Ausgleich für den Verrat: Lucy wird sich drei Mal an Jake rächen – und er weiß nicht, wann und auf welche Weise. Während die beiden sich auf ein subtiles Spiel um Verbrechen und Strafe einlassen, beginnen sich Lucys Körper und Geist allmählich zu verändern, die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen – eine Verwandlung, die sich nicht mehr aufhalten lässt …“


Schreibstil/Art:
Eine düstere, dichte und wuchtige Sprache macht diese besondere Story aus. Die kurzen, abgehakten Sätze lassen sich zwar schnell lesen, wobei das Tempo der Geschichte trotzdem schleppend vorankommt.

Viele Momente und Gedanken sind ziemlich detailliert beschrieben. Die kursiven Einschübe erläutern die Beziehung und Faszination zur Harpyie. Das unterbricht den Lesefluss und holt den Leser kurz aus der Geschichte raus. Diese Methode hat mich keineswegs gestört, eher fasziniert.



Lucys Leben und die Beziehung zu ihrem Mann sowie auch zu den Kindern wirkt anfangs sehr distanziert und gefühllos. Dass man sie als Mensch nicht greifen kann, wurde meines Erachtens bewusst von der Autorin so gewählt.


Fazit:
Themen wie die Unterdrückung und die Rolle einer Frau in der Gesellschaft, Erwartungshaltungen, Ehefrau und Muttersein sind hier quasi die Grundsteine. Lucys Gedanken kann man nicht auf Anhieb verstehen und muss sich deshalb einiges zusammenreimen. Das „Zwischen-den-Zeilen-lesen“ hat mir sehr gefallen da es sich völlig von der Norm abhebt und die Sprache somit total in den Vordergrund stellt.

Die Einengung und die ständige Perfektion machen Lucy verrückt und lassen sie daran zerbrechen. Zum Ende hin kann man die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit kaum auseinanderhalten und lassen viel Spielraum für Interpretationen. Die Kernaussage kann man nur mutmaßen und ist schwer zu verstehen, dafür gibt es von mir leider einen Minuspunkt.

Eine anspruchsvolle und kurzweilige Lyrik mit einem düsteren Touch.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Guter Zusammenfluss der einzelnen Zeitebenen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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Inhalt:
„Berlin, 2017. Die 27-jährige Hannah Borowski bekommt einen Brief, der sie als mögliche Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausweist. Warum weiß sie nichts von ihrer jüdischen Familie? ...

Inhalt:
„Berlin, 2017. Die 27-jährige Hannah Borowski bekommt einen Brief, der sie als mögliche Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausweist. Warum weiß sie nichts von ihrer jüdischen Familie? Warum will ihre Großmutter Evelyn — ihre einzige lebende Verwandte — nicht darüber sprechen?

Rostock, 1924. Senta Köhler, 18 Jahre alt, ist ungewollt schwanger. Der Vater des Kindes, ein hochdekorierter Fliegerheld aus dem Ersten Weltkrieg, verspricht, sie zu heiraten. Den Plan, mit ihrer besten Freundin Lotte nach Berlin zu gehen, muss sie begraben. Als die Ehe nach zwei Jahren zerbricht, stellt Sentas Mann sie vor eine Entscheidung: Er willigt nur in die Scheidung ein, wenn Evelyn, die gemeinsame Tochter, bei ihm bleibt. Senta geht ohne ihr Kind nach Berlin.

Berlin, 1927. Senta findet Arbeit beim Berliner Tageblatt und steigt von der Schreibkraft zur Journalistin auf. Sie heiratet einen jüdischen Kollegen, Julius Goldmann, dessen Vater Itzig ein angesehener Kunsthändler ist. Sie und ihr Mann werden Teil der Berliner Kunst- und Kulturszene. Schließlich fliehen beide vor den immer stärker werdenden Repressalien der Nationalsozialisten.

Erst fast hundert Jahre später schließt sich der Kreis.


Schreibstil/Art:
Alena Schröder ist es gelungen die verschiedenen Zeitebenen sowie die abwechselnden Erzählsichtweisen von einander zu trennen, ineinander fließen zu lassen und einen modernen und fluffigen Touch zu verleihen. Das Cover wirkt ein wenig bieder, doch die Autorin hat dank Hannah das Ganze etwas aufgelockert. Die Rückblicke in die Vergangenheit sind sehr aufschlussreich und die einzelnen Charaktere authentisch und realistisch. Eine tiefere und ausführlichere Beschreibung zu einzelnen Momenten hätte ich mir dennoch gewünscht. Manches muss man sich selbst zusammenreimen. Manche Szenen werden nur oberflächlich beschrieben.


Fazit:
Ein Roman, der viele wichtige Aspekte in unserem aber auch in dem, der Protagonisten zutiefst bewegt und aufrüttelt. Hier gibt es keine Heldinnen, jede Frau ist auf ihre eigene Art und Weise wichtig und trägt viel zur Geschichte bei. Der ein oder andere Charakter kam mir ein wenig zu blass rüber, manche Momente hätten deutlich mehr Seiten in Anspruch nehmen können.

Im Großen und Ganzen ist es eine starke Geschichte. Hannahs Reise und Suche nach dem Erbe und der ihr unbekannten Familiengeschichte hab ich gerne mitverfolgt.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Wahn eines schizophrenen Serienkillers

Der Bewohner
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Inhalt:
„Du weißt: Ein brutaler Serienkiller ist ausgebrochen. Was du nicht weißt: Er versteckt sich in deinem Haus.

Thomas Brogan ist Serienkiller. Auf der Flucht vor der Polizei findet er Unterschlupf ...

Inhalt:
Du weißt: Ein brutaler Serienkiller ist ausgebrochen. Was du nicht weißt: Er versteckt sich in deinem Haus.

Thomas Brogan ist Serienkiller. Auf der Flucht vor der Polizei findet er Unterschlupf in einem unbewohnten Reihenhaus. Und ungeahnte Möglichkeiten eröffnen sich ihm: Denn die Dachböden der Häuserzeile sind miteinander verbunden. Brogan «besucht» die anderen Häuser, klaut Essen und erfährt intimste Geheimnisse. Die schöne Colette hat es ihm besonders angetan: Er will alles über sie herausfinden, er muss sie besitzen, sie seinem Willen unterwerfen – und sie töten. Doch nicht nur, dass in Brogans Kopf zwei Seelen streiten - auch will Colette lieber am Leben bleiben.

Ein atemloser Thriller mit besonderem Bedrohungsszenario: Jackson erzählt aus der Perspektive eines Serienkillers. Abgründig, packend, originell.


Schreibstil/Art:
David Jackson hat einen geschickten Schreibstil gewählt. Seine Art den Leser aus Sicht eines Serienmörders zu fesseln, ist anders, eigen aber gut. Die Erzählperspektive ist konzentriert, strukturiert und spannend. Sowohl Thomas Brogan als auch die Bewohner sind unheimlich gut beschrieben. Man ist als Leser nicht nur hautnah dabei, man blickt auch ziemlich tief in die Psyche der Menschen.

Um Brogan noch besser zu verstehen ist seine zweite Stimme Kopf in kursiver Schrift wiedergegeben. Die Schizophrenie und somit seine ständige Auseinandersetzung mit sich selbst, treibt die Geschichte ganz schön voran.
Die kurzen Kapitel, die oft in fesselnden Momenten aufhören, sorgen für ein rasantes Tempo. Die betitelte Überschrift mit Angabe von Datum und Uhrzeit vereinfacht die Orientierung. So ist jeder Tag in mehrere Sequenzen zerlegt.


Fazit:
Die ungewöhnliche Beobachterrolle treibt die Geschichte mehr oder weniger von selbst voran. Ein paar schwache Szenen werden daher schnell überlesen. Interessant und abwechslungsreich ist daher die Ansicht. Die Psychospielchen sind perfide und faszinierend zugleich. Die Spannung wird leider trotzdem nicht durchgehend gehalten und auch das Ende scheint für mich eher ein wenig abgefertigt zu sein und weniger authentisch. Bei dem Handlungsverlauf hätte für mich der Ausgang spektakulärer und abgebrühter sein können.

Der Sog der Ereignisse hat mich dennoch nicht losgelassen, so dass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe.
Das eigene sichere Zuhause, geteilt mit einem Mörder - ungewöhnlich und originell. Trotz des nicht immer genutzten Potenzials, empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Öffne nicht jede Tür!

Hinter diesen Türen
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Inhalt:
„Ein Haus in den Highlands – das zum Albtraum wird

Es schien der ideale Job zu sein: Rowan Caine ist überglücklich, als sie die Stelle als Kindermädchen in einem einsam gelegenen Haus in Schottland ...

Inhalt:
Ein Haus in den Highlands – das zum Albtraum wird

Es schien der ideale Job zu sein: Rowan Caine ist überglücklich, als sie die Stelle als Kindermädchen in einem einsam gelegenen Haus in Schottland bekommt – bei einer perfekten Familie mit vier Töchtern. Doch in kürzester Zeit wird der vermeintliche Traumjob zum absoluten Albtraum. In dem Haus, das eine denkmalgeschützte Fassade hat und – im krassen Gegensatz dazu – innen mit einer High-Tech-Ausstattung aufwartet, geschehen beängstigende, unerklärliche Dinge. Rowan fühlt sich ständig beobachtet, nicht nur von den Überwachungskameras, die in jedem Zimmer hängen. Auch das Verhalten der Kinder wird immer seltsamer. Bis es einen schrecklichen Todesfall gibt – und Rowan unter Mordverdacht gerät."


Schreibstil/Art:
Rowan Caine, die Protagonistin in diesem Thriller, erzählt uns bzw. einem Rechtsanwalt ihre Geschichte. Die Sprache ist gefällig und verständlich, ihr Auftreten stellenweise eigen aber oftmals naheliegend. Kleine Absätze lassen den Leser zwischendurch mal verschnaufen ansonsten ist die Erzählung in einem Fließtext wiedergegeben.

Die Beschreibungen rundum die Charaktere, der Umgebung und die, der modernen High-Tech-Ausstattung, ist der Autorin durchaus gelungen. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen und habe mich nicht nur einmal gegruselt.


Fazit:
Als Kritikpunkt muss ich anmerken, dass ich die Gruselmomente als Enttäuschend empfunden habe, da sich diese immer nur nachts abspielten und ich quasi immer vorab wusste, dass wieder mal etwas Komisches passieren wird. Meine Spannung hat es zwar nicht wirklich beeinträchtigt, die Stellen wirkten ab und an einfach etwas zäh. All meine offenen Fragen wurden dennoch beantwortet. Der Plot Twist und einige überraschende Wendungen zum Schluss, haben mich sprach- und fassungslos zurückgelassen.

Den kompletten Aufbau auf den Kopf zu stellen kann Ruth Ware und dieser Fakt macht auch diesen Thriller aus.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Wer gräbt alles wieder aus?

Das Gift deiner Lügen
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Inhalt:
„Im englischen Villenviertel Severn Oaks fühlen sich die Menschen sicher. Wäre da nicht der rätselhafte Tod von Erica Spencer, einer allseits geschätzten Nachbarin, die letzten Herbst bei einer ...

Inhalt:
„Im englischen Villenviertel Severn Oaks fühlen sich die Menschen sicher. Wäre da nicht der rätselhafte Tod von Erica Spencer, einer allseits geschätzten Nachbarin, die letzten Herbst bei einer Halloweenparty ums Leben kam. Ein Jahr später ist der Fall längst als tragischer Unfall zu den Akten gelegt, als ein rätselhafter Podcast die Runde macht: Der Mord an Erica Spencer. Wöchentlich postet ein anonymer Absender neue Folgen seiner makabren Sendung, in der er hinter die scheinbar makellosen Fassaden des Ortes blickt und so manches dunkle Geheimnis seiner Bewohner enthüllt. Seine Absicht: Er will den Mörder von Erica entlarven - und ruft ihn damit erneut auf den Plan …"


Schreibstil/Art:
Der zum Teil komplexe Aufbau ist aufgrund der Vielzahl an Protagonisten etwas verwirrend. Einen klaren Überblick erhält man dadurch leider nicht direkt. Die variierenden Sichtweisen sorgen aber dennoch für Abwechslung und einige fiese Cliffhanger für mehr Spannung. Die Sprache ist zeitgemäß und gefällig. Der Einbau des Podcasts sorgt an den richtigen Stellen für den nötigen Nervenkitzel - die Idee ist auf dem neusten Stand und gut umgesetzt.

Die Charakterisierung ist Jenny Blackhurst zwar gut gelungen, bei dem ein oder anderen Charakter hätte ich mir etwas besonderes gewünscht um die Figuren besser auseinanderhalten zu können, bspw. ein ausgefallener Name, außergewöhnlicher Charakterzug oder einfach ein individuelles Merkmal.


Fazit:
Zitat: „So wie es vorher war, war es nichts als Schein und Lügen.“
Dieser Aussage schließe ich mich an! Fast alle verstecken sich hinter ihrer Fassade, verstricken sich in Lügen, verheimlichen die Wahrheit und schützen lieber sich selbst als jemand anderen zu helfen.
Der noble Villenviertel, die gehobene Highsociety, die hinterhältigen „Freunde“ - tja sobald man anfängt zu graben, ist keiner mehr sicher.
Die Story hat mir gut gefallen, leider brachten mich die vielen Sichtweisen etwas durcheinander. Nichtsdestotrotz hat es die Autorin geschafft, mich in den richtigen Momenten zu fesseln und mit unerwarteten Wendungen zu überraschen.

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