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Veröffentlicht am 06.06.2021

Die Bucht der Lupinen

Die Bucht der Lupinen
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Nach dem Tod ihrer Großmutter Lou fährt Anna mit ihren beiden Schwestern zu Lous Haus am Meer in Neufundland. Dort finden die Schwestern ein altes Foto. Darauf ist ein ihnen unbekannter Mann. Dieses Foto ...

Nach dem Tod ihrer Großmutter Lou fährt Anna mit ihren beiden Schwestern zu Lous Haus am Meer in Neufundland. Dort finden die Schwestern ein altes Foto. Darauf ist ein ihnen unbekannter Mann. Dieses Foto führt in Lous Vergangenheit in die 1930er Jahre nach Hamburg. Denn dort ist Lou aufgewachsen – als Jüdin.

Die Kapitel der Zeitachse der 1930er Jahre und der folgenden Zeit beginnt immer mit einem kurzen Tagebucheintrag von Lou, dann steigt der Leser direkt in das Geschehen ein. Dass Lou diese schreckliche Zeit überstehen wird, ist klar, jedoch nicht, was damals geschah. Ihrer Tochter und den Enkeltöchtern gegenüber war sie immer schweigsam. Nach und nach kommt Licht in diese Dunkelheit.

Autorin Johanna Laurin schreibt so gefühlvoll, dass ich die eine oder andere Träne während des Lesens im Auge hatte. Diese Geschichte hat mich auf beiden Zeitebenen emotional mitgenommen. Das Geschehen ist so gut dargestellt, dass ich manchmal das Gefühl hatte, direkt daneben zu stehen und alles zu beobachten. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, und auch die Landschaft kommt in der Beschreibung nicht zu kurz. Das Buch verliert sich dabei jedoch nicht in überflüssigen Beschreibungen.

Was ein Buch bei mir nur selten schafft, ist diesem gelungen. Ich erlebte ein intensives Kopfkino. Der Roman bietet auch alles an Gefühlen auf, welche nach meiner Meinung in eine Geschichte dieses Genres gehören. Genau so sollte es sein. „Die Bucht der Lupinen“ wird definitiv in mein Regal der Lieblingsbücher wandern.

Ich danke dem Bloggerportal und dem Goldmann-Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Hill House – Die drei Freundinnen

Hill House - Die drei Freundinnen
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Die Freundinnen Alice, Rose und Vera treffen sich seit ihren Kindertagen im Garten von Hill House. Es ist das Jahr 1912, und eine ungewisse Zukunft liegt vor den jungen Frauen. Alice möchte bei ihrem Vater ...

Die Freundinnen Alice, Rose und Vera treffen sich seit ihren Kindertagen im Garten von Hill House. Es ist das Jahr 1912, und eine ungewisse Zukunft liegt vor den jungen Frauen. Alice möchte bei ihrem Vater auf Hill House bleiben. Als ihr das Umwerben seines Assistenten zu viel wird, fährt sie zu ihrer Tante nach Italien. Dort lernt Alice den Reporter Lorenzo kennen und lieben.

Nach einem Einblick in die Kindertage der drei Freundinnen trennen sich ihre Wege. In diesem Teil der Reihe begleitet der Leser Alice durch ihr Gefühlschaos. Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, und die Charaktere haben mich emotional erreicht.

Der Freigeist Alice muss in dieser Zeit mit den noch geltenden gesellschaftlichen Regeln zurecht kommen. Dies fällt ihr jedoch schwer. Ein Auf und Ab der Gefühle und die Frage, wie sie sich am Ende entscheiden wird, sorgen für schöne Lesestunden.

Das Buch liest sich gut, und man erfährt ein wenig über das Geschehen im Leben ihrer Freundinnen, doch was wirklich dahintersteckt, werden erst die beiden anderen Teile der Reihe zeigen. Dieser Teil war wunderbar und lässt auf zwei weitere gute Geschichten hoffen.

Veröffentlicht am 23.05.2021

Die silberne Spieldose

Die silberne Spieldose
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Der jüdische Silberschmied Johann Blumenthal fertigt 1914 für seinen kleinen Sohn Paul eine Spieldose mit Widmung an. Es wird ein Abschiedsgeschenk, denn Johann meldet sich freiwillig in den Kriegsdienst. ...

Der jüdische Silberschmied Johann Blumenthal fertigt 1914 für seinen kleinen Sohn Paul eine Spieldose mit Widmung an. Es wird ein Abschiedsgeschenk, denn Johann meldet sich freiwillig in den Kriegsdienst. Nach Ende des ersten Weltkriegs müssen die Juden unter dem stetig wachsenden Hass und den damit verbundenen Repressalien leiden. Fast 50 Jahre später erhält die Londonerin Lilian Morrison die Spieldose. Was verbindet sie mit den Blumenthals?

„Die silberne Spieldose“ nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise. Gefühlvoll schildert Autorin Mina Baites die Ereignisse, und man ist emotional ganz eng bei den sehr gut ausgearbeiteten Figuren. Fragen bleiben offen, die durch Lilians Recherchen sowohl ihr als auch dem Leser die Antworten liefern.

Es ist ein spannender Roman, den ich gar nicht mehr aus der Hand legen wollte und an einem Tag verschlungen habe. „Die silberne Spieldose“ ist einer von wenigen Romanen, der es schaffte, mich mit einer Träne im Augenwinkel und einem Gefühlskarussell zurück zu lassen. Einfach wunderbar.

Veröffentlicht am 16.05.2021

Der Judas-Schrein

DER JUDAS-SCHREIN
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Alexander Körner und sein Team ermitteln in dem abgeschiedenen Dorf Grein am Gebirge. Dort wurde eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Was nach gewöhnlicher Ermittlungsarbeit klingt, wird sich schon ...

Alexander Körner und sein Team ermitteln in dem abgeschiedenen Dorf Grein am Gebirge. Dort wurde eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Was nach gewöhnlicher Ermittlungsarbeit klingt, wird sich schon bald zu einem Horrortrip entwickeln.

Diese Geschichte entwickelte sich zu „Horror“ ganz nach meinem Geschmack. Der Thriller beginnt „langsam“ mit einem brutalen Mord und steigert sich immer weiter ins Unfassbare. Dieses Buch nimmt den Leser mit in ein abgelegenes Dorf. Durch ein Unwetter muss das Ermittlerteam vor Ort bleiben, da alle Brücken weggeschwemmt wurden.

Je tiefer der Leser in den Kriminalfall eintaucht, desto seltsamer werden die Geschehnisse. Autor Andreas Gruber hat sehr starke Charaktere geschaffen. Auch kann man sich die beschriebenen Orte sehr gut vorstellen. Ich hatte fast das Gefühl, ich wäre dabei. Es geschieht vieles, und die wenigen Wendungen sind geschickt platziert.

Mehr kann ich aufgrund der Gefahr von Spoilern leider nicht schreiben, dabei gäbe es so viel. Ich bin begeistert von diesem unheimlichen Thriller und kann mich für ein wunderbares Kopfkino beim Autor bedanken.

Veröffentlicht am 25.04.2021

Die Wahrheit der Dinge

Die Wahrheit der Dinge
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Frank Petersen ist Strafrichter und glaubt an die Objektivität seiner Urteile. Nach einem umstrittenen Rechtsspruch wenden sich Frau und Sohn von ihm ab. Laut seiner Frau lasse er sich von Vorurteilen ...

Frank Petersen ist Strafrichter und glaubt an die Objektivität seiner Urteile. Nach einem umstrittenen Rechtsspruch wenden sich Frau und Sohn von ihm ab. Laut seiner Frau lasse er sich von Vorurteilen leiten. Zudem wird Corinna Maier aus dem Gefängnis entlassen. Sie wurde damals verurteilt, weil sie den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes vor Verkündung des Urteils im Gericht erschossen hat. Petersen war damals der Richter. Er holt Corinna Maier aus dem Gefängnis ab, um herauszufinden, wo damals der Fehler lag.

Dieser Roman fordert viel von seinem Leser, gibt ihm aber auch einiges zurück. Es dauert vielleicht etwas, in dieses Buch zu finden, aber sobald dieses geschehen ist, nimmt Autor Markus Thiele den Leser mit auf die Reise. Sobald man Petersen etwas näher kennt, wird nach und nach die Geschichte von Corinna Maier erzählt. Schließlich vereinigen sich beide Handlungsstränge und regen noch mehr zum Nachdenken an als jeder einzelne.

Mit „Die Wahrheit der Dinge“ liest der Leser nicht einfach nur einen Roman. Oft kommen Situationen, an denen man überlegt, wie man selbst gehandelt hätte. Die eigenen Gefühle fahren Karussell. In einem Augenblick ist Verständnis das vorherrschende Gefühl, ein paar Zeilen später fragt man sich dann selbst, wieso man dieses Verständnis hatte.

Lange bleibt unklar, wen Petersen aufgrund welcher Tat zu welcher Strafe verurteilt hat. Der Leser beginnt so mit eigenen Spekulationen. Sobald klar ist, was Petersen getan hat, bleibt es dem Leser überlassen, darüber mit dem Kopf zu schütteln oder dem Urteil zuzustimmen. Dann starten wieder die Gedanken „Wie hätte ich hier wohl entschieden? Was hätte ich getan?“.

Der Schwerpunkt in dem Teil von Corinna Maier liegt von Beginn an beim Thema Rassismus. Im Kleinen, wie auch im Großen. Ihr Teil lässt den Leser nicht kalt. Was für besondere Emotionen sorgt, dürfte die Erkenntnis sein, dass es Rassismus immer schon gab und es immer geben wird. Auch man selbst ist nicht 100 Prozent frei davon. Doch es ist die Gesellschaft, welche darüber bestimmt, wie stark und stabil sich der oft anschleichende Rassismus ausbreitet.

Ich bin von diesem Buch und all damit verbundenen Fragen begeistert. Es lädt ein zu einer Selbstreflexion. Wer bin ich? Wie sehen mich die anderen? Das eigene Verhalten wird neu überdacht. Wie bereits zu Beginn dieser Rezension geschrieben, ist „Die Wahrheit der Dinge“ ein anspruchsvolles Buch und sollte daher ganz bewusst und in Ruhe gelesen werden. Über Inhalt und Botschaft lässt es sich auch lange mit anderen Lesern diskutieren.

Ich danke Literaturtest und Benevento Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.