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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2022

Kein Mitleid – nur die ungeschminkte Wahrheit

Jans Weg
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Dorota Danielewicz ist eine bekannte Journalistin des RBB, viele Jahre war sie dort als Rundfunkjournalistin tätig. Jans Weg ist nicht ihr erstes Buch, aber sicherlich das persönlichste. Die Autorin gibt ...

Dorota Danielewicz ist eine bekannte Journalistin des RBB, viele Jahre war sie dort als Rundfunkjournalistin tätig. Jans Weg ist nicht ihr erstes Buch, aber sicherlich das persönlichste. Die Autorin gibt uns einen sehr intimen Einblick in ihr Privatleben, was es heißt Mutter eines behinderten Kindes zu sein. Es immer zu bleiben. Denn Jan, ihr Sohn, der 1993 geboren wurde, leidet an einer seltenen Stoffwechselkrankheit, der Galaktosialidose (auch Goldberg-Syndrom genannt). Eine Krankheit, die das Nervensystem angreift und somit stark in die Motorik eingreift und vieles mehr. Jan spricht nicht mehr und ist so gut wie Bewegungsunfähig.
Das Buch ist intensiv, aber verdaubar. Doroa Danielewicz verabreicht uns ihren Alltag, ihre Lasten und Themen Häppchenweise in sehr kurzen Kapiteln auf knapp 200 Seiten. Sie zieht den Vorhang der zur Seite und lässt uns hinein um zu beobachten, um zu verstehen und zu reflektieren. Sie ist nicht auf Mitleid aus, ganz und gar nicht, aber sie möchte Transparenz schaffen was es heißt Elternteil eines Kindes zu sein, dass nie selbstständig sein wird, dass immer auf Hilfe angewiesen ist und um das sich all die Sorgen drehen. Sie transportiert all die Emotionen, die mit dem Leben einhergehen, die Herausforderungen, die sie an ihre Grenzen bringt.
Die Lektüre ist keine leichte und sie hallt nach. Ein wichtiger Text der uns demütig stimmen sollte, wie gut es einem geht, wenn der eigene Körper und der unsere Liebsten gesund ist. Ein gut geschriebener Text, der uns abholt, einlädt und mitnimmt. Ein Text, der würdigt wie viel Mut und Kraft es braucht sich so aufopfernd zum einen Menschen zu kümmern.
Fazit: Ein Buch das die eigenen Prioritäten in Frage stellt.

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Wohlfühl-Krimi rund um Chania

Kretische Feindschaft
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Auf einer herrlichen Insel braucht es auch passende Lektüre. Daher habe ich für unseren Kurztrip nach Kreta ‚Kretische Feindschaft: Ein Fall für Michalis Charisteas‘ mitgenommen. Es ist der Auftaktband ...

Auf einer herrlichen Insel braucht es auch passende Lektüre. Daher habe ich für unseren Kurztrip nach Kreta ‚Kretische Feindschaft: Ein Fall für Michalis Charisteas‘ mitgenommen. Es ist der Auftaktband der Michalis Charisteas Serie.
Ein klassischer Wohlfühl-Krimi für den Urlaub. Ich hatte großen Spaß ihn zu lesen, denn wir waren genau in der Gegend wo Michalis Charisteas und seine Familie lebt: Chania. Traumhaftes Städtchen und das wird auch genauso im Krimi transportiert. Klar, ein Krimi und es gibt einen Toten mit einer rasanten Suche nach dem Mörder, aber das Privatleben ist genauso wichtig wie die Ermittlung.
Michalis Charisteas ist Kommissar in Chania und untersucht mit seinem Partner den Tod des Bürgermeisters eines Ortes westlich von Chania. Er ist mit dem Auto die Klippen hinabgestürzt. Mord oder Unfall? Viele sind involviert und das man auf einer Insel anders ermitteln muss als in einer Großstadt wird auch schnell deutlich.
Michalis Familie besitzen ein Restaurant in Chania, wo er immer noch wohnt nachdem er seinen Dienst in Athen quittiert hatte. Er hat eine deutsche Freundin Hannah, die anreist und einige Wochen in Chania sein wird. Sehr gut ausgearbeitet sind die traditionellen Ansichten der kretischen Familie, aber auf liebevolle Weise.
Nikos Milonás ist ein Pseydonym eines Deutschen, Frank D. Müller. Er liebt Kreta heiß und innig und begann diese Reihe um Michalis Charisteas zu schreiben. Spannend geschrieben, Personen sind gelungen und die Landschaft und Orte sind sehr genau getroffen.
Fazit: Wer nach Kreta fliegt sollte diesen Krimi im Gepäck haben, erhöht die Entspannung ungemein!

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Die Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht
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Wenn der Alltag vorbei rauscht und wenig Zeit bleibt um sich zu zentrieren, dann hilft auch schon mal der Griff zu Texten, die einen ruhen lassen, zur Ruhe kommen lassen und in denen man neue Kraft schöpft. ...

Wenn der Alltag vorbei rauscht und wenig Zeit bleibt um sich zu zentrieren, dann hilft auch schon mal der Griff zu Texten, die einen ruhen lassen, zur Ruhe kommen lassen und in denen man neue Kraft schöpft. Genau dafür konnte ich mit das schmale Bändchen ‚Du bist ein Gott, der mich sieht‘ aus dem edition chrismon Verlag nutzen. Es ist die Jahreslosung 2023, die drei sehr unterschiedliche Auto:innen in verschiedensten Texten erörtert und erspürt haben. Nicht ohne Grund steht als zweite Überschrift: Worte und Gedanken für ein ganzes Jahr.
Zum Auftakt ist die Bibelpassage von Hagar und Ismael (Genesis 16) abgedruckt in dem die Jahreslosung enthalten ist. Dann folgen kurze Texte, wie Briefe, Gedichte, Anekdoten, Gedanken und vieles andere von den drei Autor:innen: Ulrike Greim, Tobias Petzoldt und Andrea Schneider. Wirklich sehr kurzweilig und immer wieder zur Hand nehmbar, kein Band den man von Anfang bis Ende liest, das geht kreuz und quer, oft oder selten. Alles geht, nichts muss. Die Themenfelder erstrecken sich über eine bunte Auswahl die mit der Jahreslosung verbunden sind, wie „Sehnsüchte spüren“, das Herz öffnen, Nicht aufgeben, Unmögliches wagen, Du bist wertvoll, Auswege finden und verschiedene mehr.
Mich spricht dieses Buch auch noch an, weil es so wunderbar gut gestaltet und illustriert ist von Franziska Marielle Schatz. Wirklich eine wahre Freude hier in den Bildern zu versinken.
Fazit: Traut euch hier mal einen Blick hineinzuwerfen – es lohnt.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Fremdherrschaft über Ostafrika

Nachleben
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Was für ein sympathischer Mann der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist! Ich habe ihn in diesem Jahr auf der Buchmesse (2022) zweimal erleben dürfen und er hat mich tief beeindruckt. Der dritte ...


Was für ein sympathischer Mann der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist! Ich habe ihn in diesem Jahr auf der Buchmesse (2022) zweimal erleben dürfen und er hat mich tief beeindruckt. Der dritte Roman ist nun auch auf Deutsch erschienen: Nachleben. Eva Bonné hat ihn vortrefflich übersetzt und alle Feinheiten gemeistert!
Erzählt in klassischer Manier nimmt uns Gurnah mit auf eine Reise in die Vergangenheit und arbeitet die koloniale Besetzung Ostafrikas auf, besonders eine Gegend die sich heute in Tansania befindet. Eine Region aus der Gurnah selbst stammt. ‚ Nachleben‘ legt sein Augenmerkt auf die deutsche koloniale Besetzung von 1885 bis 1918 mit dem Umbruch während des 1. Weltkrieges und die folgende britische Verwaltung.
Gurnah entwirft ein Panorama an Geschichten, die erst lose wirken, aber alle ineinandergreifen. Vom jungen Mann Iilyas, der sich den Askari anschließt und mit den Deutschen kämpft. Er verschwindet und wird Jahre später in Deutschland aufgespürt. Er lässt eine Schwester zurück, die bei Khalifa unterkommt, einem indischstämmigen Banker. Und dann ist da noch eine wichtige Figur: Hamza, ein bildhübscher Junge, den sich ein deutscher Offizier als Assistent krallt.
Gurnah beschreibt und bildet ab, er urteilt nicht und gibt keine Meinungen wieder. Eine sanfte Art der Erzählung die eine vielschichte Art der Betrachtung zulässt. Der Blickwinkel der lokalen Unterjochten, es ist aus der Sicht der Afrikaner geschrieben. Es wird die ambivalente Grundeinstellung der kolonialen Mächte deutlich. Einerseits bringen sie Bildung, andererseits verheizen sie das Volk in ihren Kriegen.
Mich hat der Roman stark bereichert, war mir die Kolonialherrschaft der Deutschen in Ostafrika nicht so präsent und vor allem die Askari kein Begriff. Hervorragend erzählt und anregend sich mit den historischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Herzerwärmend

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Nach einer Empfehlung auf der Buchmesse in diesem Jahr griff ich also zu dem ersten Band von Heartstopper und ahnte nicht wie sehr ich es ins Herz schließen würde! Was ein nettes Comic und das meine ich ...

Nach einer Empfehlung auf der Buchmesse in diesem Jahr griff ich also zu dem ersten Band von Heartstopper und ahnte nicht wie sehr ich es ins Herz schließen würde! Was ein nettes Comic und das meine ich so wie es da steht: ein Comic, dass einen wohlig zumute werden lässt.
Großartig wie Alice Oseman die beiden Jungs in ihrer erwachenden Liebe zeigt! Ein herzerwärmender Comic, egal ob man hetero, homo, bi oder sonst was ist. Das finden alle gut, denn es zeigt wie echte Nähe geht. Wirklich liebevoll mit Herz gemacht.
Daher kann ich den großen Hype der Jugendlichen verstehen, wenn sie die Reihe lieben. Ich habe den ersten Band auf Deutsch gelesen, aber da dieser Comic mehr von den Bildern als von den Wörtern lebt, würde ich euch sehr ans Herz legen euch diese Reihe auf Englisch zuzulegen!
Bei einer kleinen Recherche habe ich sogar passendes Begleitmaterial für den Unterricht für den Comic gefunden. Toll!
Nun ärgert es mich (fast), dass ich Band 2 nicht gleich zur Hand habe…

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