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Nilchen

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Wie die Côte d'Azur zum Sehnsuchtsort wurde anhand des Mythos des Hotel Provencal

Hôtel Provençal
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Die Sonne auf der Haut und ein Drink in der Hand mit Blick auf die Yachten vor dem Strand im türkisblauen Meer. Sehen und gesehen werden – die Reichen und Schönen aalen sich gerne in den Sommermonaten ...

Die Sonne auf der Haut und ein Drink in der Hand mit Blick auf die Yachten vor dem Strand im türkisblauen Meer. Sehen und gesehen werden – die Reichen und Schönen aalen sich gerne in den Sommermonaten an der berühmten südfranzösischen Küste. Das verbinden wir heute mit der Côte d'Azur.
Lutz Hachmeister ist Filmemacher und Sachbuchautor. Er hat nun den Stoff des Hotel Provencal, dass er einst um die Jahrtausendwende für das ZDF als Dokumentarfilm in Szene gesetzt hat nun als Buch aufgearbeitet. Beides hat seinen Reiz – Film wie Buch. Lutz Hachmeisters Liebe zur Côte d'Azur merkt man dem Buch an, verliert er sich manches Mal, aber auf sehr charmante Art in seinem präferierten Sujet, wenn er beispielsweise tolle Umschreibungen findet wie "Montparnasse-sur-Mer".
Das Buch umfasst eine Kombination aus historischer Aufarbeitung wie die Côte d'Azur zu dem wurde, was es symbolisiert und zugleich die Geschichte dieses wahnsinnig spannenden Hotels Provencal in Juan-les-Pins. Fast krimiartig konnte ich mich darin versinken lassen. Einst eines DER Grand Hotels der Welt was die Menschen anzog und nun seit 44 Jahren eine verlassene Ruine ist! Es wurde bereits 1927 mit 280 Zimmern eröffnet und viele Berühmtheiten seiner Zeit residierten dort! Das Buch enthält auch einige Fotos um den Text zu unterstreichen.
Wirklich lesenswert für Fans der südfranzösischen Küste. Na dann: amusez-vous à lire!

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein Buch für Nichtleser!

Mein Bruder der Elbenritter hat nicht mehr alle Ziegel auf dem Dach
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Finn ist 10 Jahre alt und ein ganz normales Einzelkind. Aber eines kann er gar nicht und macht es zu seinem größten Geheimnis: Er kann nicht lesen! Er hat Tricks auf Lager und selbst seine Eltern und die ...

Finn ist 10 Jahre alt und ein ganz normales Einzelkind. Aber eines kann er gar nicht und macht es zu seinem größten Geheimnis: Er kann nicht lesen! Er hat Tricks auf Lager und selbst seine Eltern und die Lehrerin merken nichts!
Und dann stolpert ein zweites Problem in sein Leben: Yuki! Seine Eltern beschließen ein Pflegekind aufzunehmen, ähnlich alt wie Finn. Yuki kommt in seine Klasse, umschwärmt die Eltern mit Tanz und Charme und gibt den belesenen Jungen. Das stinkt Finn gewaltig. Als Yuri ihm dann eröffnet er sei ein Elbe, eine besondere Form eines Elfen, und er bräuchte Finns Hilfe den Schlüssel zur Märchenwelt zu finden um zu verschwinden, steigt Finn in die Geschichte ein: er will ihn ja loswerden. Und so begehen die beiden einen Raub und es endet in einer spektakulären Verfolgungsjagd. Wie sollte es anders sein, dieses Abenteuer schweißt die beiden zusammen und ändert auch Finns Blick.
Es gibt zwar einen Krankenhausaufenthalt, aber im Grunde eine nette Geschichte über zwei die sich gesucht und gefunden haben. Der eine sucht Halt im Leben und muss die Flucht aus der Märchenwelt abschütteln und der Andere suchte Halt um sich zu trauen auch Unzulänglichkeiten zu äußern mit dem guten Gefühl trotzdem geliebt zu werden.
Keine Sorge, Finn gibt zum Schluss auch zu, dass er nicht lesen kann und es wird pädagogisch gut gelöst, weil die Lehrerin sogleich einen guten Plan hat Finn zu unterstützen!
Wir fanden dieses Kinderbuch großartig! Es ist wunderbar geschrieben und eignet sich hervorragend zum Vorlesen in die Grundschulzeit. Dieses Gefühl etwas nicht zu können wird hier sehr gut thematisiert. Kindern, die schlecht lesen oder sonstigen Förderbedarf haben, wird hier Raum gegeben nicht alleine zu sein. Die Altersangabe mit ab 8 Jahren halte ich für sinnvoll, sollte den Kindern doch klar sein, dass es keine Elfen & Hexen gibt und keiner über Dächer springen kann. Daher klare Empfehlung zum Vorlesen in der Grundschulzeit.
Uns haben auch die wenigen, aber gut akzentuierten Illustrationen gefallen, die in den kurzen Kapiteln die Geschichte unterstreichen.
Ungewöhnlich an diesem Buch ist, dass es mit dem literarischen Kniff beginnt eine Szene zu erzählen die erst nach ca 70% der Geschichte passiert und dann springt es nach ein paar Seiten wieder zurück zum echten Start der Story. Es kann recht irritierend sein, aber macht natürlich Lust herauszufinden wie es dazu kam!
Elbisch gut und eine super Eltern-Kind-Vorlese-Abenteuer!!! Mädchen spielen hier so gut wie keine Rolle, aber da der Büchermarkt auch die Kehrseite genügend bedient, finde ich das mehr als ok, wenn es Jungs zum lesen bringt und/oder mehr Interesse an fiktionalen Geschichten!

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Mordmäßig unterhaltsam!

Schwund
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Totgelacht habe ich mich, obwohl es in Summe dann doch mehr als 50 Leichen gab. Bin ich abgestumpft? Oh nein, Tatjana Kruse hat gekonnt humorvoll an meiner Lachmuskulatur gearbeitet, denn sie schreibt ...

Totgelacht habe ich mich, obwohl es in Summe dann doch mehr als 50 Leichen gab. Bin ich abgestumpft? Oh nein, Tatjana Kruse hat gekonnt humorvoll an meiner Lachmuskulatur gearbeitet, denn sie schreibt einfach witzig. Es heißt ja auch zu Recht im Untertitel „Ein Thriller, aber in heiter“.
Ist es nun doch ein comediantisches Werk? Mit nichten! Es gibt wirklich mehr Leichen als einem lieb ist und diesen Fall gilt es mit aller Härte aufzuklären, aber das Figurenkabinett wird halt eher unvorteilhaft in Szene gesetzt und vieles herrlich überzeichnet. Trotzdem viel Blut zu erleben? Mmmhhhh, auf jeden Fall sind die Toten nicht so lecker beschrieben und es kommt auch zu actionreichen Szenen, aber es hält sich (zum Glück) in Grenzen. Hier steckt wirklich alles drin: Serienmörder, Clans, Drogen, Schießerei und ein spektakulärer Showdown!
Aber nun mal zu diesem kuriosen Figurenkabinett: Da sind die beiden Hübschen Ermittlerin Sisu und Ermittler Fabian, die den Fall in Berlin als Erste aufnehmen und ihr karrieregeiler Chef Kinski will die schnelle Aufklärung, aber subito! Es folgen weitere Morde im gleichen Stil in anderen Orten Deutschlands und es stoßen noch der mampfende Schröder und der Drogenspezialist Fassbinder dazu. Dazu garniert mindestens 4 Gerichtsmediziner:innen, ein rambomäßiger Einsatzheld, ein aaliger Staatsanwalt und natürlich viele Polizisten mit Lokalkolorit! Es wird mit Vorurteilen gespielt, wenn es beispielsweise um Clans geht und wie das Drogenmilleu sich gegenseitig das Leben schwer macht. Tatjana Kruse spielt gekonnt mit Sprache und entlockte mir dadurch viele viele Lacher.
Fazit: Ja, ‚Schwund‘ ist ein Thriller mit viel Klamauk, mich hat es großartig unterhalten! Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Einfach mal aufs Rad und los!

Fahrtwind – Mit dem Klapprad von Rio bis nach Kanada
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Cem Özulus, ein Ingenieur mit gut laufender Karriere, schon quer durch Deutschland gearbeitet, kommt an einem Punkt im Leben an – nein, es ist keine midlife crisis – wo er sich fragt was da noch kommt ...

Cem Özulus, ein Ingenieur mit gut laufender Karriere, schon quer durch Deutschland gearbeitet, kommt an einem Punkt im Leben an – nein, es ist keine midlife crisis – wo er sich fragt was da noch kommt und schmiedet kurzerhand – ja, innerhalb weniger Wochen - einen Wahnsinnsplan: Mit dem Klapprad von Rio bis Kanada! Die Meisten in seinem Umfeld raten ihm ab, aber er bleibt dabei. Kündigt und ist weg mit dem „Fahrtwind“!
Äußerst beeindruckend wie Cem sich auf macht um die Welt zu umarmen. Alleine die Idee des Klapprades um nahbar zu sein, nicht mit einem sportlichen Rennrad durch die Gegend zu düsen. Sondern wirklich mit dem flow der Locals. Ihm geht es nicht ums Radeln, nicht um den Rekord jeden Meter mit dem Klapprad zu fahren. Nein, er will entdecken und erfahren, sucht Austausch.
Er reflektiert wo es ihm gefällt, wie die Dynamik zwischen ihm und Einheimischen sich entwickelt und sucht fortwährend Kontakt. Besonders charmant ist dabei immer wieder, dass er einer ist „wie du und ich“. Auch Cem nimmt sich vor Portugiesisch zu lernen um vor Ort besser zu kommunizieren und es wird nix. Auch fährt er mal mit dem Bus oder fliegt ein Stück. Nix muss, alles geht – hauptsache es passt und bringt Cem Land und Leute ein wenig näher. Auch ergeben sich unerwartete Pausen, wie der Tod eines nahen Angehörigen und Jobangebote, die ihn von seiner Strecke abbringen. Er nimmt aber den Faden immer wieder auf und reist weiter bis nach Kanada. Beharrlich und konsequent zieht er es durch.
Angenehm ist, dass die Reise zwar chronologisch erzählt wird, aber auch von Kapitel zu Kapitel Sprünge vorhanden sind, so bleibt es kurzweilig. Das Buch hat keinen literarischen Tiefgang, aber ist inhaltlich überzeugend und inspiriert! Ganz nach dem Verlagsmotto: ‚Wenn nicht jetzt‘… Mich hat es beeindruckt und hallt noch nach. Definitiv lesenswert!

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Das Feuer des Sarkasmus brennt

Tagebuch einer überaus glücklichen Geschiedenen
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Schon der erste Satz des Buches überzeugt und wenn ich mal wieder einen Buchbeginn zitieren soll, dann wird es dieser hier:
„Das Leben ist viel zu kompliziert, als dass man das Alter eine Person tatsächlich ...

Schon der erste Satz des Buches überzeugt und wenn ich mal wieder einen Buchbeginn zitieren soll, dann wird es dieser hier:
„Das Leben ist viel zu kompliziert, als dass man das Alter eine Person tatsächlich aus der Anzahl der Jahre ableiten könnte, die sie bereits gelebt hat. Es kommt mir wie eine grobe Vereinfachung vor, stumpf die vergehenden Tage zusammenzuzählen.“
Ein sehr amüsantes Buch mit vielen brutal ehrlichen Momenten, die einen lockerer aufs Leben schauen lassen. Erst nach einigen Seiten wurde mir klar, dass es sich um einen Folgeband handelt, was aber völlig egal ist, weil die Story recht simple ist und man ihr trotzdem folgen kann: Es naht die 50, Mann in der Midlifecrisis hat sich eine Jüngere gesucht und nun sind sie geschieden und unsere Protagonistin Diane geht wieder mit erhobenen Hauptes durchs Leben!
„… Die Schwäche meines Wiederstands hatte mich ein wenig enttäuscht, ohne mich jedoch zu wundern.“ (S. 270)
Sie nimmt ihr Leben wieder in die Hand und fängt an einer Schule an zu arbeiten, natürlich gibt es alte und neue Männer in ihrem Leben und Freudinnen fehlen natürlich auch nicht.
Nun könnten man sagen: Langweiliger Chick-Lit-Kram, aber da muss ich enttäuschen, die frankokanadische Autorin Marie-Renée Lavoie hat einen Galgenhumor vom Feinsten, bringt Bredouillen auf den Punkt und macht aus den Frauen in ihrem Roman keine kopflosen Dummchen! Das Buch strotzt nur so vor Schlagfertigkeit!

„Große Freuden wirken sich auf die Laune aus wie ein neuer roter Pullover auf eine Maschine weiße Wäsche: Sie färben alles rosarot.“ (S. 167)

Klar, eher ein Roman für die Damenwelt, aber wirklich gute Unterhaltung mit Schmunzelfaktor. Und herrlich wie viel Alkohol hier ganz politisch unkorrekt getrunken wird. Na dann, à santé, denn auch Lesen soll gut für die Gesundheit sein! ;0)
„Mein Gehirn steckt voller Vorurteile, genau wie das aller anderen auch.“ (S. 153)

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