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Nilchen

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Wie „chicken soup for the soul“ auf japanische Art

Kleine Wunder um Mitternacht
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Immer wieder zieht mich die leise und feine Erzählkunst der Japaner:innen an und ich freue mich auch dieses Mal wieder eine wunderbare Entdeckung gemacht zu haben mit Keigo Higashino. Der Autor, der wohl ...

Immer wieder zieht mich die leise und feine Erzählkunst der Japaner:innen an und ich freue mich auch dieses Mal wieder eine wunderbare Entdeckung gemacht zu haben mit Keigo Higashino. Der Autor, der wohl für seine Krimis vielfach ausgezeichnet und weltweit bekannt geworden ist, legt mit „Kleine Wunder um Mitternacht“ eher eine märchenhafte schöne Erzählung vor als ein spannungsgeladenes Buch! Aber es lohnt sich, ist man gewillt in diese Geschichte einzutauchen.
Da sind sie nun die drei Gauner, die nach ihrem gedrehten Ding in dem verlassenen Gemischtwarenladen sitzen und eigentlich nur darauf warten wieder aus der Versenkung auftauchen zu dürfen. Aber was ist das? Plötzlich flattert ein Brief durch den Schlitz, den die 3 öffnen um dann ein handfestes Problem zu lösen, denn ignorieren lässt es sich nicht – so düster sind die Kleinkriminellen nun auch wieder nicht. Eine Frau sucht eigentlich Rat bei dem verstorbenen Besitzer des Ladens. Die Geschichte kommt ins Rollen.
Durch Zeitsprünge, durch perspektivische Wechsel und allerlei anderer Kniffe erfahren wir auch was es mit dem Laden auf sich hatte, um was es der Frau genau geht und wie die drei Halunken damit umgehen.
Eine in der Tat märchenhafte, leise nette Geschichte, die ans Herz geht. Und sehr ruhig und mit viel Bedacht erzählt wird. Mich hat sie überzeugt und ich erhoffe dem Buch noch so einige Leser:innen.

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Oh je! Die eigenen Eltern entführt!?!

Joscha & Marie und die Frage, wie man seine Eltern rettet, ohne einen Urknall auszulösen
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Oh je! Die eigenen Eltern entführt!?! Was macht man da bloß? Genau, man heuert eine:n Detektiv:in an! In unserem Fall ist Joscha in der blöden Situation, dass seine Eltern von Gangstern entführt wurden ...

Oh je! Die eigenen Eltern entführt!?! Was macht man da bloß? Genau, man heuert eine:n Detektiv:in an! In unserem Fall ist Joscha in der blöden Situation, dass seine Eltern von Gangstern entführt wurden und sie eine Formel von ihm erpressen wollen, die seine Mutter erfunden hat. Polizei soll es keine geben, also sucht er eine:n Detektiv:in und so kommt Marie ins Spiel. Ein Mädchen, dass herrlich erfrischend ist, noch dazu Erfinderin mit Sozialphobie, die aber schier furchtlos erscheint. Eine gelungene Protagonistenkombination. Mal was anderes, nicht nur die ungewöhnliche Idee vom Autor Jens Baumeister der entführten Eltern sondern auch das Ermittlerduo ist gut gewählt und fern ab jeglicher Klischees.
Ein rasantes Kinderbuch, dass man ab der 3./4. Klasse gut lesen kann. Was irritieren könnte, sind Einschübe die in Form einer dritten Stimme in Kästen zwischen den Text gestellt sind. Mich hat es nicht gestört, könnten aber für schlechtere Leser in der Tat ein Thema sein um der Geschichte folgen zu können. Wenn man es mag, ist es gar unterhalsam.
Alles in allem ist „Joscha & Marie und die Frage, wie man seine Eltern rettet, ohne einen Urknall auszulösen“ aus meiner Sicht sehr gelungenes witziges Kinderbuch!

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Veröffentlicht am 28.06.2021

Hier werden Kinder zu Detektivgeschichten-Liebhaber

Dachs im Dickicht – Hasenhunger
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Selten kommen mir Kinderbücher aus dem russischen übersetzt in die Hände und dann noch von einer Autorin die als russische Antwort auf Stephan King gehandelt wird! Das macht neugierig oder? Die Autorin ...

Selten kommen mir Kinderbücher aus dem russischen übersetzt in die Hände und dann noch von einer Autorin die als russische Antwort auf Stephan King gehandelt wird! Das macht neugierig oder? Die Autorin Anna Starobinets hat eine neue Kinderbuchserie erfunden die sich „Dachs im Dickicht“ nennt und der Auftaktwaldkrimi heißt: Hasenhunger. Sehr treffend, denn es geht in der Tat um einen gefressenen Hasen und wer es wohl war. Der weise Dachs-Kommissar untersucht alle Spuren und Indizien genau und lässt sich nicht von populistisch schnellen Anschuldigungen in die Irre führen.
Ein sehr gelungener Mitratekrimi für Kinder in denen ausschließlich Tiere vorkommen, die aber das menschliche Leben amüsierend abbilden. Bilder gibt es nur wenige und der Text ist auch recht umfangreich und anspruchsvoll, denn hier wird in der Tat a la Sherlock Holmes ermittelt. Sprich, nicht nur sollte man einigermaßen lesen könne, sondern muss auch die verschiedenen Indizien und Aspekte des Falls im Hinterkopf behalten. Der dünn wirkende Band hat 150 Seiten und ist aus meiner Sicht ab der 3./4. Klasse zum Selbstlesen geeignet. Davor eher was zum gemeinsamen Vorlesen in Klasse 1 & 2. Band 2 wird voraussichtlich im Herbst 2021 erscheinen mit dem Titel „Das letzte Huhn“.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Eine dystopische Utopie

Die Kandidatin
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Dieses Buch nimmt einem die Illusion an dem Guten in der Politik. Irgendwie schlummert tief in mir noch immer die naive Hoffnung, dass unsere Politiker uns in Würde vertreten und nur das Beste für uns, ...

Dieses Buch nimmt einem die Illusion an dem Guten in der Politik. Irgendwie schlummert tief in mir noch immer die naive Hoffnung, dass unsere Politiker uns in Würde vertreten und nur das Beste für uns, die gesamte Gesellschaft, im Auge behalten. Natürlich mit Abwägen, mit gewissen Konflikten, aber in der Summe vom Diskurs zu einem Zielzustand der viele Interessen im Blick hat.
Und dann kam dieser Roman „Die Kandidatin“ vom neusten Tagesschausprecher und Experte über den Nahen Osten Constantin Schreiber. Der Roman spielt in der zukünftigen politischen Landschaft in 30 Jahren, also ca. 2050. Deutschland ist den Weg des Wandels angetreten und nun steht eine muslimische Frau kurz vor der Kanzlerschaft. Der Roman ist reine Fiktion, aber so treffend und gut ausdekliniert, dass man es für bare Münze halten könnte. Mit voller Absicht enthält er einen Dynamit-Cocktail an Annahmen der Veränderung, den viele heute sicher absurd und zum Teil beängstigend fänden. Muslimische Quoten in Gesetzen verankert, die Rechten wieder auf dem Vormarsch. Dieser Roman ist eine Fortführung der Spaltung der Gesellschaft, eine Entwicklung die wir heute schon beobachten können. Es führt zur Radikalisierung auf allen Ebenen, zu intoleranten Toleranten und wenig offene Begegnungen. Und inmitten von diesem Szenario begleiten wir die Protagonistin Sabah Hussein, die sich als Feministin sogleich als Muslima und Karrieristin präsentiert. Gänzlich unsympathisch aus meiner Sicht, aber rund ausgestaltet und faszinierend angetrieben von ihrem Ziel den mächtigsten Posten des Landes zu erreichen: Sie will Bundeskanzlerin werden.
Das gelungene an dem Roman ist das augenöffnende Element wie schon heute nur um die Gunst der Wähler gebuhlt wird um selbst den Machtanspruch zu sichern, nur das es nicht mehr um die kleinen Themen geht wie Steuern rauf oder runter sondern um wesentliche Elemente der Demokratie wie Trennung von Religion und Staat. Politiker getrieben von Machtgelüsten egal welcher Colour, aber definitiv nicht mehr der Sache verschrieben, sondern einzig sich selbst.
Das Erscheinungs-Timing ist natürlich grandios gewählt, so kurz vor der Bundestagswahl 2021. Und mit knapp 200 Seiten eine gute Ergänzung zum tagespolitischen Geschehen.
Fazit: Mich hat der Roman fasziniert und vor allem schwirrt er mit weiterhin im Kopf herum, auch wenn die Lektüre bereits einige Tage zurückliegt. Er regt zur Diskussion und zur Auseinandersetzung außerhalb der eigenen Bubble ein. Lesen, diskutieren, einbringen!

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Wie ‚Mord mit Aussicht‘ bloß im Schwabeländle

Schwarzwälder Morde
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Willkommen im Schwarzwald, im beschaulichen Bad Wildbad! Hier wo die Welt noch in Ordnung ist passiert eigentlich nichts, außer dass sich mal der ein oder andere Rentner verirrt. Hierhin hat es Justin ...

Willkommen im Schwarzwald, im beschaulichen Bad Wildbad! Hier wo die Welt noch in Ordnung ist passiert eigentlich nichts, außer dass sich mal der ein oder andere Rentner verirrt. Hierhin hat es Justin Schmäzle verschlagen als Kommissar aus der Großstadt und nun hockt er mit seinem Postenchef Scholz in seiner Wache. Langeweile stellt sich ein, aber dann geschieht doch etwas! Es wird eine Moorleiche gefunden und eine alte Fehde kocht hoch im Ort! Schnaps ist auch involviert, den die örtliche berühmte Schnapsbrennerei wird auch unter die Lupe genommen.
Linda Graze hat mit dem zweiten Fall des Kommissars Justin Schmäzle einen herrlich amüsanten Mitrate-Krimi geschrieben. Wenig Blut und viel zu lachen ohne dass es zu arg Komödie wird. Mir haben die Passagen der hochschwäbischen wörtlichen Rede sehr gut gefallen. Gut getroffen, amüsant, auch wenn es natürlich klischeehaft ist. Meine schwäbische Verwandtschaft möge es mir nachsehen, dass ich hier doch die ein oder andere Parallele gesehen und vor allem gehört habe!
Es war bereits der 2. Fall und ich kannte den ersten nicht. Kam aber auch so gut in den Fall und in das Leben des Kommissars und des Dorfes, pardon, des Ortes hinein. Was bemerkenswert gut ist um die Diversität der deutschen Kommissarenlandschaft zu erweitern: Der Kommissar is POC (Person of Color) und somit, soweit ich mich erinnere, der einzige farbige Kommissar! Großartig aus meiner Sicht, dass es nicht wieder ein mittelalter, mittelweißer und problembeladener Mann ist. Hier ein sportlicher Schwarzer mit schlagfertiger Ärztin als Frau. Weiter so! Ich würde ich auch mal eine POC KomissarIN wünschen, aber gemach gemach, oins nach ‘em andere!
Der Fall an sich ist auch knifflig genug, natürlich hatte ich so meine Vermutungen, aber so recht kam ich bis zum Schluss nicht auf die Lösung.
Fazit: Des kann man fei scho lese! A bissl arg viel Schwobe, aber es muss ma mäge.

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