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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2018

Frena, Shug, Sheikh Mahshi und Maklouba – schon mal gehört?

Ofirs Küche
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Frena, Shug, Sheikh Mahshi und Maklouba – schon mal gehört? Nee? Eine Idee was das sein soll? Orte? Bauten? Berühmtheiten? Nein! Es sind leckere Gericht aus der israelisch-palästinesischen Küche. Vor Ofirs ...

Frena, Shug, Sheikh Mahshi und Maklouba – schon mal gehört? Nee? Eine Idee was das sein soll? Orte? Bauten? Berühmtheiten? Nein! Es sind leckere Gericht aus der israelisch-palästinesischen Küche. Vor Ofirs Küche kann ich diese Gerichte auch nicht! Und mittlerweile frag ich mich warum – so ignorant kann man doch gar nicht sein.
Jedenfalls hat Ofir Raul Graizer, der eigentlich nicht nur Koch sondern auch Filmregisseur ist, hier ein Kochbuch mit 80 Gerichten zusammengestellt.
Bisher haben wir das leckere Shashuka nachgekocht und einige andere und waren beglückt vom leckeren Essen. Ich bin insgesamt von dem atmosphärisch tollen Buch begeistert Die Fotos passen klasse, die Texte sind wunderbar und bringen Leben in die Gerichte. Die Einführung und die Texte zwischen den Rezepten machen es sehr persönlich und fast zu einem netten Lesebuch.
Aber bei den Gerichten tat ich mich zunächst trotz Glossar am Ende wo das ‚Kochen mit Gewürzen‘ und ‚Kochen mit Kräutern‘ erklärt wird schwer. Warum brauch der Zitrusfrüchtekuchen Canola-Öl? Ja, es ghet auch Sonnenblumenöl! Und wo bekomme ich Matzenmehl her? Alles lösbar und kein großes Problem, aber man sollte sich Bewusst sein, dass man nicht mal kurz liest und im Supermarkt um die Ecke alle Zutaten einsammelt. Und Zeit zum Kochen sollte man auch haben, einige Gerichte haben es zeitlich in sich. Aber wenn man sich „eingearbeitet hat“, wird man reich beschenkt mit neuen Geschmackserlebnissen. Dieses Dressing mit Datelsirup – to die for! Allerdings teilt meine Tochter seine Liebe zur Aubergine nicht….;0)
Alles in allem eine schöne Abwechslung in der Küche und wirklich mal was Neues dabei!

Veröffentlicht am 19.11.2018

Kabul, Stockholm - spannend bis zur letzten Seite!

Vier Tage in Kabul
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Der Thriller „Vier Tage in Kabul“ von Anna Tell ist ein sehr spannendes Debüt geworden. Was für diesen Thriller spricht ist das fundierte Wissen und die Erfahrung auf die die Autorin zurückgreifen kann. ...

Der Thriller „Vier Tage in Kabul“ von Anna Tell ist ein sehr spannendes Debüt geworden. Was für diesen Thriller spricht ist das fundierte Wissen und die Erfahrung auf die die Autorin zurückgreifen kann. Die Autorin ist selbst Kriminalkommissarin und hat viele Einsätze im In-und Ausland absolviert für Schweden, auch als Unterhändlerin ist sie tätig geworden. Also, hier schreibt jemand der weiß wie es in der Realität ist und das merkt man dem Text.
Die Protagonistin, Amanda Lund, Kriminalkommissarin aus Stockholm, ist plausible beschrieben und auch ihre inneren Auseinandersetzungen konnte ich gut nachvollziehen. Das gilt natürlich auch für alle anderen Figuren, die hier auftauche.
Was die „Vier Tage in Kabul“ auch so unterhaltsam macht, sind die kurzen Kapitel und die ständigen Szenenwechsel. Kurz und knapp, gehetzt wie es ist, wenn man 2 vermisste Botschaftsmitarbeiter sucht und noch andere Stränge zunächst Rätselhaft eingeflochten werden. Aber das sei genug gesagt zum Inhalt.
Spannend fand ich persönlich auch, dass trotz Schwerpunkt in Kabul das Schwedische immerzu präsent ist.
Fazit: Unterhaltsamer Reihenauftakt um die Kriminalkommissarin Amanda Lund. Ich werde sicherlich den zweiten Band auch lesen!

Veröffentlicht am 09.11.2018

Spannendes Tierabenteuer für alle kleinen Helden!

Die Eichhörnchenpiraten
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Eichhörnchen vergraben ihre Nüssen überall im Wald, genauso wie diese hier im Buchtenwald. Aber diese Gruppe ist nicht die Schlauste, denn sie erinnern sich an gar kein Versteck und haben nun Sorge den ...

Eichhörnchen vergraben ihre Nüssen überall im Wald, genauso wie diese hier im Buchtenwald. Aber diese Gruppe ist nicht die Schlauste, denn sie erinnern sich an gar kein Versteck und haben nun Sorge den Winter nicht zu überstehen. Gut, dass die Möwe Einauge vorbeischneit und die Idee hat in See zu stechen um auf einer Insel riesige Nüsse zu holen: Kokosnüsse! Und das Abenteuer beginnt…
Die Geschichte ist super spannend geschrieben und die Kapitel sind schön kurz gehalten. Praktisch für Leseanfänger damit es nicht zu lang wird und genauso beim Vorlesen…ein Kapitel mehr geht immer! Vor allem hat jedes Kapitel einen Cliffhanger! Wirklich unglaublich diese Spannungsbögen. Und das Ende hat auch einen ganz gewaltigen Cliffhanger, da MUSS einfach noch ein weitere Band kommen, sonst wäre das zu schade.
In Teilen erinnert das ganzen im positiven Sinne an Jim Knopf und die Wilden 13, wenn sie alle auf einer Insel landen, die Piraten sich mit Rumrosinen voll stopfen und dann die Gefangenen flüchten.
Die Bilder von Derek Roczen sind reichhaltig und ergänzen den Text der Autorin Sibylle Rieckhoff fabelhaft.
Sprachlich in weiten Teilen auch gut getroffen, mir waren die Piraten, auch wenn es natürlich einen rauen und harten Umgang reflektieren soll zu viele negative Wörter enthalten…da ist die „miese Bande“ und „Verdammt, euch gibt es ja auch noch“, dann ist da wieder was „Bäh! Ekelhaft!“ Eine Beobachtung, die uns natürlich nicht vom guten Lesestoff abhält. Sicherlich beim Vorlesen bei 5jährigen auch auffälliger als beim 8jährigen Kind, das selbst liest. Da ist die Prägung schon eine andere. Positiv am Text war die Wortvielfalt, ideal um den kindlichen Wortschatz zu erweitern.
Das Lesealter ist mit 6 bis 8 Jahre angegeben und trifft es für dieses Buch recht gut, ich würde die Untergrenze auf 5 Jahre zum Vorlesen absenken, da reichlich Bilder auch zum Mit-Hineinschauen anregen und die Vorstellungskraft noch stark unterstützt wird.
Fazit: Meine beiden 5jährigen waren begeistert und am liebsten hätten sie immer weiterlesen wollen (also ich vorlesend), da es soooooo spannend war!

Veröffentlicht am 12.10.2018

Brandaktuell, ein erschreckender Einblick in eine unschöne Parallelwelt!

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Deutschland hat so einige Probleme und eines davon ist die aufkeimende und sich bereitmachender Rechtsradikalität. Die aggressive Feindlichkeit macht mich sprachlos die Menschen entgegengebracht wird, ...

Deutschland hat so einige Probleme und eines davon ist die aufkeimende und sich bereitmachender Rechtsradikalität. Die aggressive Feindlichkeit macht mich sprachlos die Menschen entgegengebracht wird, die im Grunde ihre Heimat und ihr Leben verloren haben und wieder von neuem beginnen müssen. Ich wollte versuchen zu verstehen wie es dazu kam und Ursachenforschung zu betreiben mit der Lektüre des Romans „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietzschel.
Der Roman beleuchtet die Kindheit und Jugend zweiter Brüder, die in Ost-Sachsen auf dem Land aufwachsen. Mit dem Roman begleiten wir die beiden, werden episodenweise mitgenommen und lernen sie über aneinander gereihte Szenen kennen.
Lukas Rietzschel trifft den Ton der Trostlosigkeit und des Verfalls gnadenlos. Perspektivlos und desillusioniert wird hier die Lage der Erwachsenen portraitiert. Und mittendrin die nächste Generation, die Unterstützung und Bestärkung bräuchte um ihren Weg zu gehen stattdessen werden sie täglich mit den Verlierern der Gesellschaft konfrontiert und glauben, dass dies die einzige mögliche Realität sei. Alleine gelassen werden die Kinder mit einem verwirrenden Schweigen der Erwachsenen anstatt aufgeklärt und gebildet zu werden!
Das Buch stimmt mich traurig, zu wissen, dass Kinder und Jugendliche in dieser Trostlosigkeit heranwachsen und dann den ersehnten Halt bei Rechtsradikalen finden, die ihnen eine Gemeinschaft und eine vermeintliche Zukunftsperspektive bieten. Fatal.
Der Roman liefert keine Antworten, analysiert nicht, es gibt keine Metaebene. Was er macht ist Einblick gewähren in eine Welt, die Vielen unbekannt ist. Eine Momentaufnahme, wie ein großes Bild aus dem der Leser sich mit dem eigenen Wissensdepot eine Idee vom der Lebenswirklichkeit machen kann. Mehr (leider) auch nicht. Ich fand das Buch der aktuellen Situation geschuldet, passend und wichtig.
Auch ist die (bisher kurze) Lebensgeschichte des Autors beeindruckend, der genau weiß wovon er schreibt, da er in Ost-Sachen groß geworden ist und dem Sumpf entkam. Auch ist die Medienresonanz dieses Romans beeindruckend.
Trotz allem wurde ich über die 300 Seiten nicht mit dem Schreibstil des Autors warm. Mir hat es streckenweise nicht gefallen wie die Sprache recht hochgestochen war und zugleich abgehackt.

Fazit: Brandaktuell, ein erschreckender Einblick in eine unschöne Parallelwelt!

Veröffentlicht am 01.09.2018

Capus ist ein sprachliches Genie!

Königskinder
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Als ich zu lesen begann, da dachte ich: “Ach, so ein schmales Bändchen, das liest sich doch (leider) schnell weg!“ Und dann hatte ich das Gefühl, dass der Schreibstil von Alex Capus mich zum langsamen ...

Als ich zu lesen begann, da dachte ich: “Ach, so ein schmales Bändchen, das liest sich doch (leider) schnell weg!“ Und dann hatte ich das Gefühl, dass der Schreibstil von Alex Capus mich zum langsamen Lesen förmlich zwingt. Ich fühlte mich bereit für einen Sprint, aber ich spazierte eher durch den Roman – ein echter Entschleuniger! Positiv gemeint.
Der ganze Roman ‚Königskinder’ mit seiner zweigeteilten Erzählweise empfand ich zwiespältig. Da waren Max und Tina eingeschneit im Auto auf einer Passstraße und Max erzählt nun diese Geschichte von diesem Liebespaar im 18. Jahrhundert. Diese märchenhafte Erzählung um Jakob und Marie hat so eine poetische Kraft, es bräuchte den Erzählrahmen der Gegenwart aus meiner Sicht nicht. Auch als stilistischer Gegenentwurf beider Paare ist es interessant, aber fast eine Überladung. Es trat bei mir eher ein Gewöhnungseffekt ein, dass ich förmlich auf die Unterbrechung der eigentlichen Geschichte wartete.

Die Liebesgeschichte von Jakob und Marie ist eine zarte und unschuldige Liebe, die eingebettet in den französischen Höhepunkt der Revolution seinen Lauf nimmt. Wirklich schön daran ist, die märchenhafte, fast lyrische Sprache und die akzentuierte Genauigkeit bei den historischen Details, wenn es beispielweise um den französischen Königshof geht.

Fazit: Mir hätte die unaufgeregte Liebesgeschichte aus dem 18. Jahrhundert als Erzählung vollkommen gereicht, da sprachlich überzeugend und einfach schön zu lesen. Trotz Kritik, ein sehr lesenswertes feines Buch!