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Veröffentlicht am 05.06.2017

Der kleine Prinz wird in die Moderne gekehrt

Bäume reisen nachts
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In diesem Buch geht es um die Literatur, den Trennungsschmerz und die Gefühle eines verlassenen Vaters und einer zurückgelassenen Tochter.

Manon ist 8 Jahre alt, ihre Mutter hat sie und ihren Vater ein ...

In diesem Buch geht es um die Literatur, den Trennungsschmerz und die Gefühle eines verlassenen Vaters und einer zurückgelassenen Tochter.

Manon ist 8 Jahre alt, ihre Mutter hat sie und ihren Vater ein paar Monate zuvor ohne ein Wort der Erklärung verlassen. Seitdem siecht ihr Vater vor sich hin, sitzt den ganzen Tag vor dem Fernseher, vernachlässigt die Arbeit, die Hygiene und auch sein einziges Kind. Manon flüchtet sich in die Welt der Bücher und der Fantasie, wo noch alles in Ordnung scheint und findet in den Büchern ihre neuen Freunde. Sie kapselt sich von der Außenwelt ab, wird zu schnell erwachsen und schaut nach ihrem Vater, der sich regelrecht im Sessel festgesessen hat. Einzig und allein die Birke im Garten bietet ihr Trost und Schutz und Verbundenheit. Ihre Tante beobachtet sie, kommt jedoch nicht an sie heran. Erst der alte, kauzige, ehemalige Französischlehrer Anatol wagt einen Vorstoß zu dem kleinen, mysteriösen Mädchen, dass tagein tagaus unter dem Baum im Garten sitzt und liest. Er zeigt ihr eine Welt der Literatur und beginnt mit ihr das Werk von Antoine de Saint Exupery "Der kleine Prinz" zu lesen und es ihr zu erklären. Je mehr sie in dem Buch vordringen, desto mehr Parallelen finden sie zu ihren eigenen Leben und können sich so nicht nur mit dem kleinen Prinzen, sondern auch dem Piloten identifizieren.

Als eines Tages ein Brief ins Haus flattert, der den Aufenthaltsort von Manons verschollener Mutter preis gibt, sind Vater und Tochter Feuer und Flamme. Zügig wird gepackt mit dem Plan, ihr entgegen zu reisen und sie zurück zu holen. Tante Sophie und der alte Anatol begleiten die beiden auf der Reise, die einige Aufs und Abs für die Truppe bereit hält.

Doch wird am Ende alles gut? Wird die Familie wieder vereint und finden alle erneut zusammen? Oder soll doch die Einsamkeit triumphieren?

Das alles müsst ihr selbst lesen!

Die drei Sterne gab es von mir, da mich das Ende etwas erschüttert hat und in meinen Augen nicht ganz zu dem ansonsten wundervoll gestalteten Buch passt. Aber mehr will ich dazu nicht verraten.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Nichts ist so wie es scheint!

Der Mörder und das Mädchen
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Zum Inhalt:

Noch einen Tag noch – dann, glaubt Cornelia, hat ihr Martyrium ein Ende, dann zieht sie mit Astrid, ihrer sechsjährigen Tochter, aus ihrem Haus aus und kann Hans, ihren gewalttätigen Mann, ...

Zum Inhalt:

Noch einen Tag noch – dann, glaubt Cornelia, hat ihr Martyrium ein Ende, dann zieht sie mit Astrid, ihrer sechsjährigen Tochter, aus ihrem Haus aus und kann Hans, ihren gewalttätigen Mann, endlich verlassen. Doch am Morgen findet sie Hans tot im Gästezimmer. Emma Sköld, hochschwanger und sehr ehrgeizig, übernimmt den Fall: Für sie ist Cornelia die erste Verdächtige, doch es gibt auch eine andere Spur: Die kleine Astrid will in der Nacht einen Mann neben ihrem Bett gesehen haben, der sie gestreichelt hat.



Über die Autorin:

Sofie Sarenbrant, Jahrgang 1978, hat als Journalistin gearbeitet und gilt als der neue Star der Krimiszene in Schweden. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Bromma, einem Stadtteil von Stockholm. Mehr Informationen zur Autorin unter www.sofiesarenbrant.se



Mein Fazit und meine Rezension:

Ja, ich wollte mal wieder einen Thriller lesen, der mich fesselt und unterhält wie schon seit langem nicht mehr. Doch das ist hier nicht ganz gelungen.

Sofie Sarenbrant erzählt die Geschichte rund um Cornelia. Diese wohnt mit ihrer kleinen Tochter Astrid und ihrem Mann Hans in einer wunderschönen Villa, doch die idyllische Atmosphäre trügt, denn Cornelia wird von Hans misshandelt und hat die Scheidung eingereicht. Tagtäglich und auch nachts über, lebt sie mit der Angst, dass er ihr wieder etwas antun könnte. Eines morgens ist es dann soweit: Cornelia soll endlich den Schlüssel für ihre eigene Wohnung erhalten, dort wird sie mit Astrid wohnen, bis sie ihr Geld für den Verkauf es Hauses erhält. Doch noch ehe Cornelia und Astrid sich aus dem Haus schleichen können, wird die Stille von dem ohrenbetäubenden Lärm des Weckers zerrissen ... kurz darauf findet Astrid ihren Vater tot im Gästezimmer vor. Er wurde eindeutig ermordet. Für Emma Sköld, Kriminalkommissarin, fällt der Verdacht ziemlich schnell auf die scheinbar misshandelte Ehefrau des Toten, immerhin hat niemand ihre Misshandlungen gesehen, zu einem Arzt war sie nie und Anzeige hat sie auch nicht erstattet. Dass der jetzt gewaltsame Ehemann tot ist und ihr mit seinem Tod nicht nur das gesamte Geld für die Villa, sondern auch noch eine hohe Summe von dessen Lebensversicherung hinterlässt, spielt Cornelia gut in die Karten. Oder etwa nicht? Was verbirgt sie hinter der scheinbar verhuschten Fassade? Was genau weiß Astrid? Was hat sie von all dem mitbekommen? Und wer ist dieser Mann, der Astrids Wange in der Nacht gestreichelt hat und dann wieder auf leisen Sohlen aus dem Zimmer geschlichen ist? Fragen über Fragen, die das Ermittlungsteam lösen muss!

Als Leser kommt man recht schnell in die Geschichte rein. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, die Kapitel kurz gehalten. Zunächst wird man aber eher überfordert, denn binnen kürzester Zeit werden viele Charaktere vorgestellt, allen voran natürlich die Hauptverdächtige Cornelia.

Cornelia wird seit mehreren Jahren von ihrem Mann misshandelt. Ihr einstiges Heim zeugt von diesen grausamen Momenten, deswegen muss es weg und auch, weil endlich die erlösende Scheidung ansteht. Doch dass ihr Ehemann Hans das so einfach hinnehmen wird, damit kann auch der Leser nicht wirklich rechnen. Allerdings bekommt der keine Chance mehr, sich in irgendeiner Art und Weise zu äußern, denn im nächsten Moment ist er schon tot, ein Opfer eines blutrünstigen Mordes aus Rache - so scheinbar das Motiv.

Doch das Ermittlungsteam rund um Emma Sköld tappt stets im Dunklen. Zu allem Übel hat Emma selbst auch eigene Probleme, die ihr immer wieder dazwischen kommen, denn Emma ist schwanger, hat jetzt einen wunderbaren Partner, allerdings auch einen sehr anhängigen Expartner, dem das Wort "Stalker" eindeutig auf die Stirn tätowiert wurde. Auch hier finden wir ein Drama in der Beziehung, ein Kind, das sehnsüchtig erwartet wird und doch immer wieder der Beruf, der beiden dazwischen fährt .

Weiter mit involviert ist Josefin, Emmas Schwester, verheiratet, mit drei Kindern. Sie ist Cornelias beste Freundin und auch einzige Freundin, den Cornelia ist eine Einzelgängerin. Sie springt öfter mal in die Presche, wenn es darum geht, auf Astrid aufzupassen oder sie abzufangen, wenn Cornelia bei Verhören ist. Dabei hat auch sie einiges zu tun, einen untreuen Ehemann und ein Familienleben, das ihr über den Kopf wächst.

Dann ist da noch Kristoffer, der smarte Makler und Freund von Emma sowie werdender Vater. Nur benimmt er sich weder wie das eine, noch wie das andere. Kristoffer ist ziemlich undurchsichtig, in meinen Augen erst mal ein Frauenheld und auch er verbirgt was, nur was?

Der Leser wird also binnen kürzester Zeit mit sämtlichen Personen konfrontiert und auch mit deren Problemen. Dass dabei die Spannung etwas abhanden kommt, ist klar, doch trotz allem muss man einfach weiter lesen. Auch mich hat interessiert, wer der wahre Täter oder die wahre Täterin ist, die Auflösung kam wirklich überraschend und ganz zum Schluss, doch trotz allem viel zu schnell! Dafür, dass zuerst ein Spannungsbogen versucht wurde aufzubauen und Cornelia immer wieder mit Astrid ins Visier rückte, läuft diese Episode gegen Ende ins Leere! Nicht sehr glücklich gewählt.

Auch der "Thrill" an dem Thriller hat mir gefehlt. Es war schon fesselnd, aber nicht so spannend, dass es mir eiskalt den Rücken runter läuft und ich mich gar nicht mehr loseisen kann, an nichts anderes mehr danken kann, außer daran, einfach weiter zu lesen. Für mich ist es eher ein Krimi, nur das mir dieser abrupte Schluss es etwas verhagelt hat (ganz zu schweige von dem roten Faden, der sämtliche Fragen von Beginn auch noch am Ende offen gelassen hat!).

Veröffentlicht am 11.05.2017

Eine leichte Geschichte über das Kochen und die Liebe

Taste of Love - Geheimzutat Liebe
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Zum Inhalt:

Eine Prise davon macht jedes Essen besser – Geheimzutat LiebeAndrew Knight ist neuer Stern am Bostoner Gastrohimmel – doch mittlerweile total ausgebrannt. Beim spontanen Kurzurlaub in Maine ...

Zum Inhalt:

Eine Prise davon macht jedes Essen besser – Geheimzutat LiebeAndrew Knight ist neuer Stern am Bostoner Gastrohimmel – doch mittlerweile total ausgebrannt. Beim spontanen Kurzurlaub in Maine trifft er auf Brooke Day, die den lokalen kulinarischen Geheimtipp leitet und nicht ahnt, wer sich da bei ihr einquartiert. Gemeinsam machen sie aus dem bisher erfolglosen Geheimtipp eine In-Location, und Andrew hat zum ersten Mal seit Jahren wieder Spaß beim Kochen. Doch kann Brooke ihm verzeihen, dass er ihr nicht die Wahrheit gesagt hat?



Über die Autorin:

Poppy J. Andersons Kindheitstraum war es, Autorin zu werden und all die Geschichten zu erzählen, die ihr durch den Kopf spukten. Wie das Leben jedoch so spielt, machte sie erst das Abitur, studierte dann Germanistik und Geschichte, fand sich im Ausland wieder und begann anschließend eine Doktorarbeit über internationale Sicherheitspolitik. Das Schreiben blieb ihr ständiger Begleiter, bis sie Ende 2012 ihren ersten Roman veröffentlichte. Von da an gab es kein Halten mehr. Ungefähr zwei Jahre und einige Bücher später wurde sie zur ersten deutschen Selfpublisherin, die über eine Million Bücher verkauft hatte. All ihre Romane kamen auf Platz 1 des Kindle-Rankings.
Mittlerweile veröffentlicht sie ihre Romane auch über Verlage (Rowohlt und Lübbe), bleibt dem Selfpublishing jedoch weiterhin treu.



Mein Fazit und meine Rezension:

Ich liebe es zu kochen - ja, wirklich! Auch, wenn ich nicht immer die Zeit dazu habe, mir neue Rezepte auszudenken und an ihnen herum zu feilen, wie beispielsweise die Protagonisten des Romans von Poppy J. Anderson! Leider bin ich keine gelernte Köchin - vielleicht ist es auch besser so? g

In dieser Geschichte geht es wirklich um das, was der Titel verspricht: die Lust am Kochen und die eine Zutat für die wahre Liebe! Andrew Knight ist ein berühmter Koch. Er hat ein sehr gut laufendes Restaurant in der Haute Cuisine aufgebaut und ist glücklich - oder doch nicht? Etwas fehlt ihm. Seine Tante (und Managerin) ist der Meinung, dass ihm das Interesse der Öffentlichkeit fehlt und möchte ihren Neffen zu einer TV-Kochshow überreden, doch eines weiß Drew ganz sicher: die Aufmerksamkeit fehlt ihm nicht! Im Gegenteil. Sein Restaurant ist sehr gut besucht, immer einige Wochen im Voraus ausgebucht und erhält eine exquisite Kritik nach der anderen. Doch ist es das, was seine Leidenschaft ausmacht? Drew hat sich gegen seine Familie gestellt: eine Familie voller Juristen, auch er sollte einer werden, doch stattdessen hat er sein Jurastudium abgebrochen und sich seiner Leidenschaft, dem Kochen, gewidmet. Seine Wahl kann niemand aus seiner Familie nachvollziehen und somit ist es für Drew noch schwieriger, glücklich und endlich zufrieden mit sich selbst zu sein. Sein einziger Ausweg ist die Flucht nach vorn: er packt seine Tasche und macht kurzerhand Urlaub ... und landet aufgrund eines Unfalls in einer kleinen Stadt in Maine, ausgeliefert der resoluten Brooke, die versucht das kleine Restaurant "Crab Inn" vor dem Ruin zu bewahren. Dabei ist Brooke noch nicht einmal Gastronomin oder ausgebildete Köchin, sondern eine Journalistin, die ihren Eltern unter die Arme greift. Drew entdeckt seine Chance und versucht im entfernten Maine seine Leidenschaft fürs kreative Kochen wieder zu erlangen, natürlich ohne Brooke von seiner Kochkarriere zu berichten... doch ob das lange gut geht?

Für mich war es die erste Geschichte, die ich von Poppy J. Anderson gelesen habe, allerdings habe ich schon zuvor viel von ihr gehört und meist war das nur Gutes! Mit dieser Geschichte hier hat sie auch bewiesen, dass sie ihre Leser unterhalten kann.

Mit Brooke Day hat sie einen starken, aber auch sehr aufbrausenden Charakter erschaffen, der mit einer Leidenschaft fürs Kochen geboren wurde, es aber dann vorgezogen hat, ein Journalismusstudium abzuschließen. In meinen Augen eine sehr schöne Wende, doch scheint ihr ihr Journalistenberuf nicht sonderlich viel bedeutet zu haben, wenn sie diesen so einfach an den Nagel hängen kann. Natürlich steckt auch dahinter keine einfache Entscheidung: Brooke hilft ihren Eltern, die das "Crab Inn" eigentlich führen, da ihre Mutter erkrankt ist und dreimal wöchentlich zur Dialyse muss.

Als dann auch noch Drew in ihr Leben tritt, der sich auch auf einer Art "Selbstfindungstrip" befindet, ist das Chaos perfekt! Zwei starke Charaktere treffen aufeinander, die innerlich zerrüttet sind und nichts Richtiges mit sich anfangen können, doch fangen sich beide gegenseitig auf. Natürlich ohne es zu merken ;)

Poppy J. Anderson hat mit diesem Roman eine Geschichte geschaffen, die mitreißend und auch komisch ist, mir zeitweilig aber zu langatmig war. Die Protagonisten sind sehr gut ausgebildete Charaktere, doch hat mich Brooke mit ihrer Art und Weise (allein beim Lesen!) am Rande des Wahnsinns getrieben! Wäre ich nicht erpicht darauf gewesen zu wissen, wie die Geschichte weiter geht, hätte ich den Reader wohl zur Seite gelegt. Was mir auch aufgefallen ist: gegen Mitte der Geschichte wird auf ein großes Ereignis hingefiebert - und auf einmal ist es rum und keiner weiß, was damit war? Was zu Beginn also zu langatmig war, wird gegen Ende zu kurz. Das müsste man meiner Meinung nach noch etwas besser ausbalancieren.

Sehr angesprochen hat mich allerdings das Thema des Buches! Kochen und Liebe! Liebe geht durch den Magen, das sagt man nicht einfach so ;) Und man merkt auch, dass es zwischen den Beiden einfach brodeln muss! Die Leidenschaft zum Kochen, zum Experimentieren in der Küche und zum Ausdenken neuer Gerichte, hat die Autorin wirklich sehr gut beschreiben können und die Liebe ist dabei auch nicht zu kurz gekommen. Einzig und allein die weiteren Charaktere, die Eltern von Brooke, die Bürgermeisterin der Kleinstadt, ihre beste Freundin und sogar der Mechaniker - die waren doch sehr oberflächlich und nur darauf aus, dass Brooke so schnell wie nur möglich unter die Haube kommt und am besten direkt noch ein Kind in die Welt setzt. Ich denke ja mal nicht, dass diese Auffassung in jeder Kleinstadt vertreten wird. Mich hat es doch etwas genervt und in eben solchen Passagen konnte ich dann auch verstehen, wenn Brooke aus der Haut gefahren ist und unwirsch wurde. Da musste ich ihr einfach Recht geben.

Letzten Endes handelt es sich hierbei um eine Geschichte, die man wirklich gut zum Zeitvertreib und als Unterhaltung lesen kann. Meines Erachtens könnte noch etwas daran gefeilt werden, weil es schon eine zu typische Geschichte dieser Art war, aber trotz allem war sie gut und flüssig zu lesen.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Weit weg ist anders

Weit weg ist anders
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Zum Inhalt:

Kratzbürstige Berlinerin die eine, norddeutsche Kleinstädterin mit einer Vorliebe für Yoga und Handarbeiten die andere: Außer einer gegenseitigen tiefen Abneigung haben Edith Scholz und Christel ...

Zum Inhalt:

Kratzbürstige Berlinerin die eine, norddeutsche Kleinstädterin mit einer Vorliebe für Yoga und Handarbeiten die andere: Außer einer gegenseitigen tiefen Abneigung haben Edith Scholz und Christel Jacobi nichts miteinander am Hut – dennoch lassen sich die beiden 70-Jährigen auf ein Abenteuer ein, das sie quer durch Deutschland führt.

»Frei sein heißt allein sein können«, ist die verwitwete Edith Scholz überzeugt, die in ihrer Berliner Mietwohnung mit einer Zigarette und hin und wieder einem Gläschen Schnaps ganz zufrieden ist. Doch ein Sturz macht ihr einen Strich durch die Rechnung – Frau Scholz muss zur Reha nach Usedom. Was im Grunde recht erholsam sein könnte. Wäre da nicht Christel Jacobi, ihre viel zu freundliche und esoterische Zimmernachbarin: »Wir alten Weiber – wir müssen doch zusammenhalten«, meint die, überschüttet die knurrige Frau Scholz mit Freundlichkeiten und schafft es schließlich sogar, sie zu ihrer Verbündeten zu machen. Denn Christel Jacobi will sich nicht länger dem Willen ihrer Familie beugen, sondern endlich mal ein Abenteuer erleben, bevor es zu spät ist ...



Über die Autorin:

Sarah Schmidt lebt in Berlin. Seit Mitte der neunziger Jahre ist sie freie Autorin und hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt den Erfolgsroman Eine Tonne für Frau Scholz, der 2014 auf der »Hotlist« der unabhängigen Verlage stand – und damit zu den zehn besten Büchern des Jahres gehörte.



Mein Fazit und meine Rezension:

Zwei alte Damen begegnen sich in der Reha-Klinik und können unterschiedlicher nicht sein: die kratzbürstige Berlinerin Edith Scholz, die am liebsten nur ihre Ruhe haben möchte und die norddeutsche Husumerin Christel Jacobi, die einen Hang zu Yoga, Tarot und andere Spezialitäten hat.
Eigentlich verbindet die beiden alten Damen nichts, außer das: das Altsein und die Geschichte. Beide wollen nicht auf dem absteigenden Ast der Gesellschaft sitzen und sich bevormunden lassen - beide möchten in Würde altern, aber bitte nach ihren Maßstäben.
Leider ist das nicht so simpel. Die ruhige Reha-Idylle endet so schnell sie begonnen hat und beide finden sich in ihrem beengenden Zuhause wieder. Doch Christel möchte aus dieser Monotonie und den "Fängen ihrer Tochter" Kim ausbrechen und braucht Hilfe: Hilfe von der robusten Berlinerin Edith, denn die weiß, wie man sich zu Wehr setzt. Und schon beginnt für die beiden Damen ein Abenteuer, das keine von ihnen jemals vergessen wird.

Ich habe in der letzten Zeit einige Bücher über letzte Wünsche und die Erfüllung dieser durch die Protagonisten oder aber durch deren Erfüllungsgehilfen (Enkel, Freunde oder einfach nur Fremde, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren) gelesen und auch Verfilmungen gesehen, beispielsweise auch "Der geilste Tag". Doch wann genau ist "der geilste Tag"? Und wie erkennen wir ihn? Bereits am Morgen, wenn der Tag noch frisch ist und wir erst beginnen oder aber erst am Abend, wenn er vorüber ist und wir ein Resümee daraus ziehen? Eine sehr gute Frage.

Christel und Edith stellen sich diese Frage auch und werden von unterschiedlichen Energien angetrieben: Christel will sich von ihrer Tochter Kim nicht bevormunden lassen, hat regelrecht Angst vor ihr und "verliert" im Laufe der Geschichte sogar ihr Handy, um sich gegenüber ihrer Tochter für ihre Entscheidungen nicht rechtfertigen zu müssen. Dabei wird sie nicht nur von ihrer ungleichen Freundin Edith begleitet, sondern auch von einer unheilbaren Krankheit, die sie ans Bett zu fesseln droht und ihr ihre Vergänglichkeit immer deutlicher aufzeigt.

Die Flucht vor ihrer Tochter Kim habe ich mit zwiespaltigen Gefühlen gesehen: einerseits haben wir es hier mit einer Frau zu tun, die am Ende ihres Lebens angelangt ist und immer noch nicht weiß, was sie möchte und sich nicht zur Wehr setzen kann, andererseits hat sie doch nichts mehr zu verlieren? Das angespannte Verhältnis zu ihrer Tochter Kim bleibt in der Geschichte nicht unerwähnt. Doch ist Kim wirklich das "Böse in Person", wie sie dem Leser so ab und an dargestellt wird? Oder haben wir hier eine vollkommen missverstandene Tochter, die nur das Beste für ihre Mutter möchte, um deren schwere Krankheit weiß und sich eigentlich nur sicher ist, dass diese Hirngespinste aus dem Kopf ihrer Mutter ins Nichts führen? Ist es denn verwerflich, wenn man sich um die eigene Mutter sorgt? Dass sie irgendwann ihre ruppige Art an die Oberfläche bringt, ist bei den Aktionen von Christel auch vorhersehbar. Aber kann man der liebenden und sorgenden Tochter wirklich böse sein?
Ich bin ehrlich: während dem Lesen konnte ich mich für keine der beiden Seiten entscheiden. So kann ich Christel verstehen, die wenigstens am Lebensabend selbst für sich bestimmen möchte, doch kann ich auch Kim verstehen, die ihr eigenes Leben nicht aufgeben kann, um sich um die schwer kranke Mutter zu kümmern.

Aber kommen wir zur nächsten Hauptperson: die robuste Edith Scholz, die "frei Schnauze" ihre Meinung äußert und damit niemals hinter dem Berg bleibt! Eigentlich ein guter Lebensrat für jeden, der es noch nicht ausprobiert hat. Doch wie weit kommt man damit? Bei Edith sieht man: am Ende ist man allein. Als sie zu Beginn der Geschichte stürzt (der Grund, weswegen sie in die Reha kommt), kann sie sich nicht aufrappeln und bleibt auf dem Teppichboden im Flur liegen. Allein, ohne Hilfe. Sie hat nämlich niemanden mehr. Keine Freunde, die sie nach geraumer Zeit vermissen, keine Familie. Nur ihr Postbote sorgt sich und rettet ihr somit wohl das Leben. Vielleicht ist dieses "frei Schnauze" also doch keine so gute Idee um durchs Leben zu kommen? Mich hat es auf jeden Fall gewundert, dass sich die schmächtige Christel an die robuste Edith gehalten hat und das, obwohl sie so offensichtlich abgeschmettert wird. Aber gut, sie braucht nun mal einen starken Charakter, der für sie ihr eigenes Leben meistert.

Da haben wir sie nun: zwei alte Damen, die eine allein (Edith, die eigentlich gerne eine Freundin hätte) und die andere, die allein sein möchte (Christel, die sich bevormundet fühlt), beide finden sich und beide starten in ihr eigenes Abenteuer auf "Weltreise" nach Baden-Baden. Erleben dort nicht nur immer Höhepunkte, sondern auch einige Tiefschläge und vor allen Dingen auch Rückschläge, die ihren Plan zum Scheitern bringen können. Ob die beiden Damen sich allerdings so schnell geschlagen geben, ob Edith es überhaupt mit der klammernden Christel aushält und nicht schon vorher vor ihr reiß-aus nimmt und wie letzten Endes ihr Abenteuer endet, das will ich euch jetzt nicht verraten.

Die Autorin Sarah Schmidt hat mit dieser Geschichte einen Nerv der Zeit getroffen, der des Öfteren ausgenutzt wird und doch niemals aus der Mode kommt: die Frage nach dem Sinn des Lebens und "haben wir unser Leben wirklich gelebt?". Wenn ich bald auf mein Leben zurückblicke, freue ich mich über all die Momente oder bereue ich, niemals wirklich gelebt zu haben?
Mit den beiden alten Damen hat sie allerdings Protagonisten gewählt, die ich in solch einer Geschichte nicht vermutet hätte; doch es war höchst amüsant! Insbesondere Edith mit ihrer frechen und forschen Art hat mich oft zum Schmunzeln gebracht, wohingegen Christel mich an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben hat.

Mit dieser Geschichte erhält man eine kleine Auszeit vom Leben, gespickt mit schöne Gedanken, vielen Ängsten und einigen Überraschungsmomenten. Für mich persönlich gab es einige Passagen, die zu langatmig waren, dann wieder welche, die viel zu kurz waren. Der Wechsel aus der auktorialen Erzählperspektive in die persönliche Erzählperspektive der alten Damen hat mich auch etwas verwundert, aber nach einer Weile konnte man sich daran gewöhnen. Letzten Endes kann ich sagen, dass es ein unterhaltsames Buch war, doch sehr gefesselt hat es mich nicht.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Die dreizehnte Fee

Die Dreizehnte Fee
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Zum Inhalt:

Ich bin nicht Schneewittchen.
Ich bin die böse Königin.

Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, ...

Zum Inhalt:

Ich bin nicht Schneewittchen.
Ich bin die böse Königin.

Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, die nur einer überleben kann. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Hexenjäger erkundet sie eine Welt, die ihr fremd geworden ist. Und sie lernt, dass es mehr gibt als den Wunsch nach Vergeltung.

»Kennst du das Märchen von Hänsel und Gretel?«, frage ich flüsternd. Er braucht mir nicht zu antworten, er weiß, dass nicht alle Märchen wahr sind. Nicht ganz zumindest.

Es gibt keine Happy Ends, es gab sie nie. Für keine von uns.



Über die Autorin:

"Meine Schreibbiografie beginnt wie die hunderter Autoren:
Ich liebe Buchstaben seit ich denken kann. Schwarze Wörter auf weißem Papier, ein Hauch von Staub, das Knistern beim Umschlagen, eine verborgene Geschichte.
Wie passt eine ganze Welt zwischen zwei Buchdeckel?
Wie kann sie uns so sehr gefangen nehmen und fesseln, dass wir selbst nach dem kleinen Wort ENDE noch in ihr verweilen, des Nachts von ihr träumen?
Bücher - sie besitzen eine ganz eigene Art von Magie.
Wir werden zu Helden, zu Weltrettern, zu Liebenden.
Und wenn wir ein Buch zuschlagen, dann bleibt immer ein Stück von uns in seinem Herzen zurück. Solange, bis wir uns erneut auf die Reise begeben und uns an die Stellen erinnern, an denen wir schon einmal entlang gekommen sind. Bücher. Magie und Kunst. Lasst euch verzaubern!"

Das schreibt die Autorin über sich selbst. Lest mehr auf ihrer Seite!



Mein Fazit und meine Rezension:

Wer kennt sie nicht? Die dreizehnte Fee - die dunkle Fee aus "Dornröschen", gefürchtet von allen, scheinbar geliebt von niemandem. Spätestens seit der neuen Disney Verfilmung "Maleficent - die dunkle Fee" ist uns Malefizia bekannt. In Julia Adrians Roman "Die dreizehnte Fee" geht es um eben genau diese Fee, nur hat sie hier einen anderen Namen: Lilith.

Wir finden uns in der Märchenwelt wieder und bereits zu Beginn des Buches wird der Leser mit einer schaurigen Szene konfrontiert, die niemals an den Einstieg in ein "klassisches" Märchen erinnert, doch was ist schon "klassisch" oder "traditionell"? Diese Frage stellt sich nicht nur der Leser, sondern auch die Protagonistin selbst. Aus einem langen Schlaf erwacht, findet sich die dreizehnte Fee im hohen Turm wieder, nackt, da ihr Gewand unter der Berührung des Prinzen zu Staub gefallen ist, doch anstatt der Liebe, die sie sich erhofft (immerhin wird "der Liebe wahre Kuss" sie aus dem todesähnlichen Schlaf befreien), wird ihr Furcht und Hass entgegengebracht. Ehe sie sich versieht, befindet sie sich in der Gefangenschaft des Hexenjägers, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die anderen 12 Hexen - die Schwestern unserer Protagonistin - zu jagen und zu töten, denn diese herrschen grausam über die einst so geliebte Welt. Zunächst begleitet sie den Hexenjäger widerwillig, doch schon kurze Zeit später merkt sie, dass sie von ihm viel lernen kann: die menschlichen Emotionen. Noch irritiert von dem, was ihr widerfahren ist, scheint sie nicht nur ihrer Identität beraubt zu sein, sondern auch ihrer Magie. Angetrieben von der Rache gegen ihre Schwestern, macht sie sich gemeinsam mit dem Hexenjäger auf den Weg, um jede einzelne von ihnen zur Rechenschaft zu ziehen und schon bald schwindet nicht nur die Magie, sondern auch eine Fee nach der anderen. Doch ist es wirklich das, was Lilith will?

Mehr verrate ich noch nicht. ;)

Wer denkt, er habe es hier mit einem Märchen zu tun, der irrt sich - zumindest wenn man die verklärt romantische Sicht auf Märchen hat, die uns einst Walt Disney aufgezeigt hat. Wir finden uns hier wahrhaft in einem Märchen wieder, doch ist es wirklich das: ein MÄR-chen. Von Liebe, Freundschaft, Vergebung und musicalähnlichen Auftritten ist hier nichts zu sehen / zu hören oder zu lesen. Wir befinden uns in einer harten Gegenwart, in einer Realität, in der die Menschen vor Angst erzittern, wenn sie allein an die Gegenwart der Zwölf großen Feen denken, denn die sind keineswegs lieb, freundlich, klein und wollen dir deine Wünsche erfüllen. Mitnichten.

So trifft man auf die "Kinderfresserin", die tief unten in der Erde lebt auf einem Haufen von Kinderknochen und -schädeln und ebenfalls nach dem Leben der dreizehnten Fee trachtet, immerhin hat diese die Macht sie zu stürzen. Neben ihren Taten hat sie auch ihre Magie stark gezeichnet und ihr den Verstand geraubt - Gretchen hat ihren Auftritt. Nach einem kurzen, aber heftigen Schlagabtausch, ist ihr Schicksal allerdings auch sehr schnell besiegelt.

Weitere Schwestern folgen bald und man ahnt immer mehr, dass man es hier nicht mit einem Märchen zu tun hat. Julia Adrian entführt uns mit ihrem Buch "Die dreizehnte Fee" in die Welt der Fantasie und Magie, doch führt sie uns diese so real vor Augen, dass man die Ängste der Menschen und auch der Protagonistin selbst spüren kann. Der Zwiespalt, der Lilith schier zu zerreißen droht, ist für den Leser greifbar und lässt ihn doch etwas verwirrt zurück.

Wer ist Lilith? Ist sie gut oder böse? Wird sie tatsächlich all ihre Schwestern töten? Sinnt sie tatsächlich nur auf Rache oder will sie Mensch sein? Was ist mit ihrem größten Wunsch?

Lilith war einst mächtig, doch ihre Magie hat sich verflüchtigt. Wie sie in den Turm kam und warum sie in einen langen Schlaf gefallen ist, wird zunächst gut verschwiegen. Doch bemerkt man schnell, dass es sich hierbei nicht um eine Fee (oder auch Hexe) handelt, die mit sich im Reinen ist. Tief in ihrem Inneren ist immer noch das Böse verborgen, doch sie möchte gut sein, oder doch nicht? Einige Passagen sind wahrlich verwirrend für den Leser und auch ich weiß bis jetzt noch nicht, was ich von ihr halten soll.

Ebenso viele Rätsel birgt für mich der Hexenjäger. Den Namen von ihn weiß ich bis jetzt noch nicht. Nach und nach erfährt man, was er in der Vergangenheit erlebt hat und warum er auf der Jagd nach den Hexen ist. Doch was verbindet ihn und Lilith? Gibt es wirklich ein Schicksal, das beide verbindet oder aber führt er beide ins Verderben?

Im Grunde genommen werde ich am Ende des ersten Bandes mit vielen offenen Fragen zurück gelassen. Ein guter Cliffhanger und eine wirklich gute Idee der Autorin, um den Leser weiterhin in ihrer Geschichte zu fesseln. Da die beiden Fortsetzungen bereits erschienen sind, ist es auch ein Leichtes, die Geschichte in einem zu lesen.

Was mir wirklich sehr gefallen hat, waren die nicht zu langen Kapitel, ab und an wurde es ausschweifend, wenn es um die Gefühle von Lilith ging, doch das hat einfach ihren inneren Konflikt noch stärker betont. Die Märchenwelt ist auch sehr gut und real beschrieben. Hier geht es nicht nur um liebenswerte Wesen - nein. Hier wird gezeigt, was passieren kann, wenn eine mächtige Fee in einen langen Schlaf verfällt und ihre Schwestern an die Macht kommen: Tod und Verderben prasseln auf die Menschen nieder. Natürlich hätte es auch das Gegenteil sein können - immerhin war ich etwas verwundert, dass Lilith als einstige Königin als eiskalt und unberechenbar beschrieben wird, ihre Schwestern ihr aber scheinbar in nichts nachstehen ...

Aber gut, bevor ich euch als künftige Leser von Julia Adrian noch weiter verwirre oder euch die Spannung gänzlich aus der Geschichte raus nehme, nur so viel:

Julia Adrian weiß, wie sie ihre Leser fesseln kann. Wer sich in der Märchenwelt auskennt und sich auch in der Welt der Fantasie heimisch fühlt, der ist bei dieser Reihe genau richtig! Doch sollte man nicht zu verklärt an die drei Bände herangehen und die rosa rote Brille mit Glitzer und Herzen absetzen: hier geht es nicht um eine große Liebe, die den Tod und die schwarze Magie bezwingt, sondern um sehr viel mehr und es ist wahrlich viel grausiger und realistischer als zuvor gedacht.

Ich persönlich habe das Buch aufgrund seines Umfangs (206 Seiten) innerhalb kürzester Zeit durchgelesen und ja, es hat mich unterhalten, doch konnte es mich nicht so einfangen, wie ich es mir erhofft habe. Vielleicht werde ich die nächsten beiden Bände noch ausleihen und lesen, aber den Drang, jetzt, sofort und auf der Stelle den nächsten Band in die Hand zu nehmen, um zu wissen, wie es weiter geht, habe ich nicht.