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Veröffentlicht am 13.06.2020

Überraschend neue Adaption der Artus-Saga

Cursed - Die Auserwählte
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Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend ...

Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend neu ist.

Im Mittelpunkt steht hier Nimue, eine 16jährige Fey, deren Dorf von den Roten Paladinen überfallen und vernichtet wird, und die in den Besitz eines besonderen Schwertes kommt. Neben Nimue gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere der Artus-Saga: Merlin, Uther Pendragon, Arthur, Morgan(a), Percival, Lancelot, Gawain, Guinevere – alle in Rollen, in denen man sie so nicht kennt. Merlin ist schon fast eine Karikatur seiner selbst, versoffen, seiner Magie beraubt, Arthur nicht der strahlende Held, als den man ihn kennt – über die anderen könnt ihr selbst lesen.

Auch hier wird das Verhältnis der alten Religionen zur neuen, dem Christentum, thematisiert. Die Roten Paladine jagen und vernichten alles, das nicht in ihre Religion passt, und das äußerst brutal. Ganz oben auf der Liste stehen die Fey – und diese sind dem Autor phantastisch gelungen, die verschiedenen Ausprägungen sind interessant und phantasievoll und stehen dem Leser schnell bildlich vor Augen. Dass sie gejagt werden, ist umso tragischer.

Leider bleiben alle Charaktere ziemlich blass und kommen mir wenig nahe, und das ist sehr schade. Gerade zu Nimue hätte ich mir mehr Verbindung gewünscht. Am interessantesten, je mehr ich über ihn las, wurde für mich Merlin. Als weniger interessant als zunächst gedacht, entpuppte sich der Weinende Mönch, auch wenn er eine Überraschung birgt. Seine Entwicklung gegen Ende konnte ich bei allem, was er vorher tat, nicht ganz nachvollziehen.

Es brauchte etwa ein Drittel des Romans, bis er mich packen konnte, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Ich denke, das lag u. a. daran, dass ich mit den Charakteren nicht warm wurde, aber auch an den abschreckenden Taten der Roten Paladine, die sehr explizit beschrieben wurden.

Die größte Überraschung war für mich das Ende, das nicht nur offen, sondern cliffhangermäßig ist, und nach einer Fortsetzung verlangt. Dass es diese tatsächlich geben wird, konnte ich der Danksagung des Autors entnehmen, vorher hielt ich den Roman für einen Einzelband. Dass Netflix aus der Geschichte eine Serie entwickelt hat, die noch 2020 ausgestrahlt hat, wusste ich dagegen schon vorher – ich bin gespannt.

Erwähnenswert sind natürlich noch Frank Millers Illustrationen, die sicher nicht jedem gefallen werden, die dem Roman aber einen ganz eigenen Touch verleihen. Innerhalb der Geschichte sind sie schwarzweiß, am Ende finden sich ein paar in Farbe.

Der Roman konnte mich nicht sofort packen, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Er ist eine überraschend neue Adaption der Artus-Saga, die ich interessant finde. Man darf gespannt sein, was sich der Autor für die Fortsetzung einfallen lassen wird. Wer die Artus-Saga kennt und offen für bekannte Charaktere in anderen Rollen ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Unterhaltsam

Drachenlachen - Flammen und Fauchen
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Drachen mochte ich schon immer, sie faszinieren mich. Für diese Anthologie haben sich 11 Autoren und Autorinnen 12 Geschichten rund um Drachen ausgedacht, wobei Drachen in großer Vielfalt vorkommen, sie ...

Drachen mochte ich schon immer, sie faszinieren mich. Für diese Anthologie haben sich 11 Autoren und Autorinnen 12 Geschichten rund um Drachen ausgedacht, wobei Drachen in großer Vielfalt vorkommen, sie sind so unterschiedlich wie die Geschichten selbst.

Zunächst fällt nicht nur das bunte Cover auf, das schon prima passt, auch innen hat der Roman (schwarzweiße) Illustrationen zu bieten, auch hier gibt es verschiedene Drachen zu bestaunen – mir haben sie gut gefallen.

Ich möchte nicht jede einzelne Geschichte rezensieren, deshalb exemplarisch nur dies: Mira Lindorm hat als einzige zwei Geschichten beigesteuert, und beide haben es in sicher – kurz und knackig und sehr lesenswert, gehören sie zu meinen Lieblingsgeschichten in dieser Sammlung. Im Gegenteil dazu die abschließende Geschichte von Angelika Diem, sie ist mit ca. 60 Seiten die längste, schon fast ein Kurzroman, aber auch sie hat mir richtig gut gefallen, und sie ist auch eine der Geschichten, deren Protagonisten ich gerne wiedertreffen würde, gerne auch in einem Roman.

In der Regel können einem in einer Anthologie nicht alle Geschichten gefallen, meist gibt es eine oder zwei, mit denen man selbst wenig anfangen kann, aber das sind vielleicht genau die, die andere mögen.

Mich hat diese Sammlung gut unterhalten und ich kann sie jedem, der Fantasy mag (oder kennen lernen möchte), empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Spannender Provencekrimi

Dunkles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 6)
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Eine von einer Brücke gefallene und danach von einem LKW überfahrene Frau lässt zunächst auf einen Selbstmord schließen, doch Rechtsmediziner Leon Ritter entdeckt, dass die Frau ertrunken ist, also schon ...

Eine von einer Brücke gefallene und danach von einem LKW überfahrene Frau lässt zunächst auf einen Selbstmord schließen, doch Rechtsmediziner Leon Ritter entdeckt, dass die Frau ertrunken ist, also schon tot war, als sie von der Brücke fiel, und zudem offenbar vor ihrem Tod schwer misshandelt worden war. Eine weitere Tote mit ähnlichen Verletzungen scheint auf einen Serientäter hinzuweisen. Ob die beiden verschwundenen Frauen ihm auch zum Opfer gefallen sind?

Der sechste Band der Reihe ist für mich der erste, wird aber nicht der letzte sein. Leon war mir gleich sympathisch, ich mag es, dass er ein bisschen unkonventionell ist, und bei der Polizei schnell aneckt. Seine Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell, die auch die ermittelnde Polizistin ist, war mir dagegen weniger sympathisch, ich kam ihr nicht wirklich nahe, auch wenn man sich hier um sie privat Sorgen machen muss. Ich empfand sie als eher kühl und so gar nicht zu Leon passend. Mal sehen, ob ich, wenn ich die Vorgänger gelesen habe, meine Meinung revidieren werde.

Ein für diesen Fall eingeschalteter Sonderermittler erschien mir fast wie eine Art Parodie, hat das Ganze aber auch ein bisschen aufgelockert.

Gut hat mir gefallen, dass die Region, ebenfalls eine Rolle spielt, man bekommt Lust, dort einmal hinzufahren. Leon ist zwar Deutscher, hat sich aber gut integriert, so spielt er regelmäßig mit Einheimischen Boule und liebt Land, Leute und Küche.

Der Fall ist spannend, vor allem, weil man mit den Opfern mitfühlt und bis zum Schluss hofft, dass der Täter rechtzeitig gefunden wird, und die beiden Frauen überleben. Die Auflösung, wer der Täter ist, war für mich allerdings keine wirkliche Überraschung, dennoch wurde es gegen Ende noch einmal richtig spannend. Ich bin froh, dass der Autor nicht der üblichen Vorgehensweise, dass einer der Protagonisten sich dummerweise in unnötige Gefahr bringt, folgte, hier war die Gefahr am Ende nötig – wenn auch vielleicht ohne die letzten Handlungen.

Wenn man bedenkt, dass aus bestimmten Gründen ein Sonderermittler eingeschaltet wurde, handelte die Polizei hin und wieder etwas unvorsichtig oder unbedacht, aber gut, als Leser hat man hier auch einen anderen Überblick.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven mit vielen kurzen Kapiteln, was das Lesen kurzweilig macht. Leider blieben am Ende ein paar Fragen offen (z. B. das einzige männliche Opfer betreffend), das hat zwar seine Gründe, ist aber dennoch etwas unbefriedigend.

Insgesamt ist der Roman vielleicht nicht besonders originell, aber prima zu lesen und spannend, der Protagonist ist sympathisch, und man ist als Leser schnell emotional beteiligt und kann zudem gut mitraten. Sehr schön auch der Regionalanteil, der einem die Region schmackhaft macht. Man kann den Roman außerdem gut lesen, ohne die Vorgänger zu kennen – daher empfehle ich ihn sehr gerne an alle Fans des Genre.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Nicht ganz mein Beuteschema, aber gerne gelesen

Das Juwel der Finsternis
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Das Volk der Shedi kann Gedanken formen und diese in das Gehirn anderer pflanzen, was natürlich nicht jedem behagt. So werden sie mittlerweile von den Atrounern als Sklaven in Minen geschickt, in denen ...

Das Volk der Shedi kann Gedanken formen und diese in das Gehirn anderer pflanzen, was natürlich nicht jedem behagt. So werden sie mittlerweile von den Atrounern als Sklaven in Minen geschickt, in denen Kristalle abgebaut werden, die das Eindringen in die Gedanken verhindern sollen. Kea ist eine dieser Sklaven. Eines Tages wird sie an den königlichen Hof Atrouns gerufen – ihre Fähigkeit, Menschen zu manipulieren, weiß man auch dort zu nutzen.

Nakush gehört zu den Shedi-Rebellen, die sich, mit allen Mitteln, gegen die Unterdrückung auflehnen. Er und Kea haben eine besondere Beziehung zueinander.

Zadjan ist der Kronprinz Atrouns, eine schwere Bürde, die er am liebsten abstreifen würde. Er setzt sich für Kea ein, die immer wieder in Gefahr gerät. Auch zwischen ihnen entstehen besondere Bande.

Ja, das klingt sehr nach einer Dreiecksgeschichte und viel Romantasy, und ja, das ist es auch, aber nicht nur. Zunächst hat die Autorin eine interessante Welt geschaffen, in der es nicht nur die Shedi mit ihrer Begabung, sondern auch Magie gibt. Die Konflikte sind verständlich, wer würde gerne seine Gedanken manipulieren lassen, wobei nie klar wird, inwieweit die Shedi das tatsächlich betrieben haben. Die Kristalle scheinen eine Manipulation auch nur bedingt verhindern zu können, warum also konnten die Shedi überhaupt in diese missliche Situation geraten, warum müssen die Rebellen aus dem Untergrund handeln – für mich gibt es da schon einen Logikfehler, über den ich aber durchaus hinwegsehen konnte, nur hin und wieder hatte ich das Gefühl von Unstimmigkeit.

Die drei Protagonisten sind ganz unterschiedlich, was mir gut gefällt, und die Erzählung wechselt zwischen deren Perspektiven, wobei aus Keas am häufigsten erzählt wird, aus Nakushs am wenigsten. Nakush ist dabei auch der, den ich am wenigsten mag, er ist mir zu wenig bedacht, und kann sehr brutal handeln. Am liebsten ist mir Zadjan, schon, weil er, trotz, oder gerade wegen, aller Probleme, die er mit sich herumschleppt, am meisten Emotionen zeigt. Auch die weiteren Charaktere konnten mich größtenteils ansprechen oder machten mich neugierig darauf, was es mit ihnen auf sich hat bzw. wie es mit ihnen weitergehen wird.

Sehr interessant sind die kapiteleinleitenden Zitate, die man zunächst nicht zuordnen kann, die mir aber recht schnell einen Weg wiesen, wer dahinterstecken könnte und von wem sie sprechen. Ob ich richtig liege, hat sich mir in diesem Band noch nicht ganz erschlossen, aber Band zwei der Dilogie ruht bereits auf meinem Reader – ich bin gespannt.

Für mich kam während des Lesens einiges an Spannung auf, gerade auch, weil ich mich emotional schnell auf Zadjans Seite gestellt hatte, und mir auch Keas Schicksal nicht egal war. Zwischendrin gibt es die eine oder andere langatmigere Passage, im Großen und Ganzen blieb bei mir jedoch die Spannung erhalten.

Ich habe diesen ersten Band einer Dilogie gerne gelesen, auch wenn er nur zum Teil in mein Beuteschema fällt, da ich „richtige“ Fantasy Romantasy vorziehe. Aber die Welt ist interessant, die Charaktere sprechen mich größtenteils an und ich empfand Spannung beim Lesen, weswegen ich den Roman auch empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Erschreckend!

Fieber
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Der Autor lässt anhand von neun Protagonisten die Zeit des Niedergangs der Weimarer Republik und der Machtergreifung der NSDAP lebendig werden. Er beschränkt sich dabei weitestgehend auf den Schauplatz ...

Der Autor lässt anhand von neun Protagonisten die Zeit des Niedergangs der Weimarer Republik und der Machtergreifung der NSDAP lebendig werden. Er beschränkt sich dabei weitestgehend auf den Schauplatz Preußen/Berlin. Alle Protagonisten, zwei Frauen, sieben Männer, stellt er vor, beschreibt ihr Leben bis hierher und ihre Rolle während dieser Zeit, im letzten Kapitel erfährt der Leser auch noch ihr Danach.

Ich gebe zu, dass ich über diese Zeit zwar informiert bin, aber doch eher oberflächlich, und so gab es für mich, und wahrscheinlich auch für viele andere Leser, hier einiges Neue zu erfahren. So war mir z. B. Gregor Strasser (er ist keiner der o. g. Protagonsten) nicht bewusst bekannt. Die meisten der Personen, die der Autor ausgewählt hat, sind politisch involviert, andere eher am Rande, wie z.  B. der „Hellseher“ Hanussen. Teilweise habe ich mich gefragt, warum gerade diese, warum z. B. Maud von Ossietzky und nicht Carl? Carl wird ja im Grunde genauso betrachtet, und er ist der „Wichtigere“ in diesem Kontext. Sehr interessant auch die Hinzuziehung Dorothy Thompsons, einer amerikanischen Journalistin.

Ich fand das Buch relativ schwer zu lesen und habe für die knapp 400 Seiten (davon etwa ein Drittel Anhang) recht lange benötigt. Es passiert sehr viel, den Überblick zu behalten, sowohl inhaltlich als auch wegen der Fülle an Charakteren, ist nicht immer leicht. Dennoch hat es sich am Ende gelohnt, denn ich ging mit mehr Wissen daraus hervor, habe von oder mehr über Personen der damaligen Zeit erfahren. Unbegreiflich auch heute noch, ist die unglaubliche Brutalität vieler Geschehnisse, und dass niemand aufhalten konnte, was letztlich daraus erwuchs.

Der Anhang ist, wie bereits erwähnt sehr umfangreich, neben einer Chronologie gibt es Anmerkungen, die Zitate belegen und, ein paar wenige zusätzliche Informationen geben. Personenregister, Literaturverzeichnis und Bildnachweis sind ebenfalls vorhanden. Bereits hier merkt man, wie ausführlich der Autor recherchiert hat.

Wer sich für diese Zeit interessiert, wird hier ein lesenswertes Werk vorfinden, ein Werk, das – leider – recht aktuell ist.