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Veröffentlicht am 14.08.2017

Mankells erster Afrikaroman

Der Sandmaler
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Kurz nach dem Schulabschluss gönnt sich die junge Schwedin Elisabeth eine Reise nach Afrika. Bereits im Flugzeug trifft sie auf Stefan, einen ehemaligen Klassenkameraden, der das gleiche Ziel hat. Die ...

Kurz nach dem Schulabschluss gönnt sich die junge Schwedin Elisabeth eine Reise nach Afrika. Bereits im Flugzeug trifft sie auf Stefan, einen ehemaligen Klassenkameraden, der das gleiche Ziel hat. Die Reise nach Afrika wird für Elisabeth unvergesslich bleiben.

Henning Mankell schrieb diesen Roman, seinen ersten Afrika-Roman, bereits 1974, im Alter von 26 Jahren. Erst jetzt wurde „Der Sandmaler“ in Deutschland veröffentlicht, ist aber immer noch durchaus aktuell. Der Autor bereiste 1971 erstmals Afrika, einige seiner wichtigsten Romane spielen dort, Afrika war Mankell sehr wichtig.

Erzählt wird der Roman in einfacher Sprache und größtenteils kurzen Sätzen, ist also einfach zu lesen. Die beiden Protagonisten erleben zwei interessante Wochen, wobei sie sie ganz unterschiedlich nutzen, Stefan ganz als Tourist, das Land selbst interessiert ihn wenig, allerhöchstens die Möglichkeit, einmal mit einer Afrikanerin schlafen zu können. Anders Elisabeth, die durch den Lehrer Sven, der im selben Hotel logiert, viel über die Hintergründe des Landes erfährt, aber auch eigene Erfahrungen macht, eine afrikanische Familie kennen lernt und das Land nicht nur aus Touristensicht sieht. Sie erfährt, was der Kolonialismus mit dem Land, dessen Name nie erwähnt wird, angestellt hat, wie Land und Leute immer noch ausgebeutet werden, nicht nur von der neuen Regierung, sondern auch durch den Tourismus, der zwar Geld bringt, dieses aber nicht den Bewohnern zugute kommt.

Leider sind die Charaktere nicht wirklich überzeugend, für mich passt schon ihr Alter nicht, etwas älter wären sie glaubhafter gewesen. Ich denke aber, es ist gewollt, die Charaktere als gegensätzliche Stereotype zu zeigen und damit die Situation des Landes noch mehr zu verdeutlichen. Dazu passt auch Sven, der „Wissende“. Bedenken muss man auch, dass der Roman sehr kurz ist.

Die Themen sind heute noch aktuell und durchziehen Mankells Afrika-Romane. Gerade durch die einfache Erzählweise und dadurch, dass der Leser zusammen mit Elisabeth, aber auch mit Stefan, das Land kennen lernt, wirkt das Leid des Landes bzw. seiner Bewohner, eindringlich und bedrückend und gibt dem Leser Stoff zum Nachdenken. So wirkt der Roman lange nach.

Ich empfehle den Roman sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Ein spannender Kriminalfall aus dem römischen Trier

Die Legion des Raben
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Der Duumvir Baetius Quigo wird auf dem Heimweg von einer Feierlichkeit im Statthalterpalast ermordet, verdächtigt wird sein Sklave Hyacinthus. Baetius Sohn Publius verlangt, dass, nach altem römischen ...

Der Duumvir Baetius Quigo wird auf dem Heimweg von einer Feierlichkeit im Statthalterpalast ermordet, verdächtigt wird sein Sklave Hyacinthus. Baetius Sohn Publius verlangt, dass, nach altem römischen Recht, alle Sklaven seines Haushaltes hingerichtet werden. Nicht nur Invita, die sogleich Nachforschungen anstellt, ist davon entsetzt, sondern auch ihre Herrin Marcella, Tochter des Statthalters, die Invitas Ermittlungen unterstützt. Weniger unterstützt wird Invita von Flavus, dem Alemannen, der ebenfalls als Sklave im Statthalterpalast lebt, und der offenbar mehr weiß, als gut für ihn ist.

Der zweite Teil der Invita-Trilogie führt den Leser wieder ins römische Trier des 3. Jahrhunderts nach Christi. Invitas Stellung hat sich etwas gebessert, ihre Neugier allerdings nicht, und so unternimmt sie wieder allerlei, nicht immer kluge Dinge, um den Mordfall aufzulösen. Als Sklavin hat sie natürlich relativ wenige Möglichkeiten, tatsächlich zu ermitteln, kann sich aber immerhin relativ problemlos unter andere Sklaven mischen und diese aushorchen. Mit Marcellas Hilfe erhält sie zudem Zugang zu Orten, an die sie sonst nicht ohne weiteres gekommen wäre. Allerdings gerät sie dadurch auch in ungeahnte Gefahren, die dazuführen, dass sie Trier verlässt und andere Orte kennenlernt. Auf zwei Karten im Anhang kann der Leser Invitas Wege nachvollziehen.

Auch wenn Invita Einiges dazu beiträgt, dass der Fall am Ende gelöst wird, bleibt Vieles doch der Hilfe anderer oder auch dem Zufall überlassen. Das trübt den Lesegenuss aber nicht, der Roman ist spannend und Invita ist eine sympathische, etwas andere Ermittlerin, die man gerne begleitet. Die Auflösung ist zudem interessant und gut nachvollziehbar.

Der Roman liest sich sehr flüssig, erzählt wird humorvoll und spannend. Neben den Karten gibt es noch ein nützliches Glossar und ein interessantes Nachwort, in dem die Autorin einiges über das Leben jener Zeit in den germanischen Provinzen erzählt.

Ich wurde gut unterhalten und empfehle den Roman, wie auch den Vorgänger, gerne weiter. Man muss nicht unbedingt den Vorgängerroman gelesen haben, es erhöht jedoch den Lesegenuss. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.08.2017

Ein außergewöhnliches Leben, eine interessante Geschichte

Die Moortochter
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Helena Pelletier ist isoliert bei ihren Eltern im Moor aufgewachsen, erst als Jugendliche hat sie andere Menschen kennen gelernt und erfahren, was sich hinter dem isolierten Leben verbarg. Jetzt ist ihr ...

Helena Pelletier ist isoliert bei ihren Eltern im Moor aufgewachsen, erst als Jugendliche hat sie andere Menschen kennen gelernt und erfahren, was sich hinter dem isolierten Leben verbarg. Jetzt ist ihr Vater aus dem Gefängnis ausgebrochen und Helenas geruhsames Leben mit Mann und Kindern in Gefahr. Ihr Vater hat sich im Moor versteckt und Helena scheint die Einzige, die ihn finden kann – und so macht sie sich auf den Weg …

Helenas Geschichte wird begleitet von Hans Christian Andersens Märchen „Die Tochter des Moorkönigs“, das immer wieder in kursiv auftaucht und schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Helena und ihrem Leben hat. Helenas Leben selbst wird nicht chronologisch erzählt, die Geschichte beginnt in der Gegenwart und immer wieder gibt es Rückblenden, so dass erst am Ende klar wird, was genau passiert ist. Erzählt wird außerdem in Ich-Form von Helena selbst, die Gegenwartspassagen im Präsens. Das verlangt schon etwas konzentriertes Lesen, will man die Zeitsprünge nicht verpassen. Ich selbst mag eine solche Erzählweise gern und habe auch keine Probleme damit, einer solchen zu folgen. Im Gegenteil, so nimmt man sehr intensiv an dem Geschehen teil.

Helena ist mir sympathisch, auch wenn ich nicht alles gut heißen kann, was sie denkt und tut (bzw. dachte und tat), ich kann aber Verständnis für sie aufbringen. Viele weitere Charaktere gibt es in diesem Roman nicht, er ist beschränkt auf Helenas Familie, in der Vergangenheit ihre Eltern, wobei der Vater hier größeren Raum einnimmt, in der Gegenwart ihr Mann und ihre Kinder, die allerdings eher am Rande auftauchen. Auch sie alle lernt der Leser natürlich rein aus Helenas Sicht kennen.

Ich finde Helenas Leben außergewöhnlich und interessant, und habe die Geschichte interessiert gelesen, gerade die Zeit im Moor ist zum Teil faszinierend, zum Teil auch sehr erschreckend, und verfügt durchaus über eine gewisse Spannung, wenngleich diese eher dezent ist. Psychothriller benötigen nicht unbedingt viel Action, und so findet man hier auch wenige actionreiche Szenen, erst gegen Ende kommen sie ins Spiel.

Im Nachwort erfährt man, dass sich die Autorin selbst in diese Gegend mit Mann und Baby zurückgezogen hatte, also selbst ähnlich zurückgezogen lebte wie Helena und ihre Eltern. Man kann sich wohl auf das verlassen, was sie hier über ein solches Leben erzählt.

Ich habe den Roman gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten. Von mir gibt es daher 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.07.2017

Unterhaltsam

Fortunas Rache
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260 v. Chr.: Invita lebt als Sklavin im römischen Trier im Haus des Statthalters. Ihr Name bedeutet „Die Widerwillige“ - und das beschreibt ihren Charakter schon ganz gut, nicht dass sie widerwillig wäre, ...

260 v. Chr.: Invita lebt als Sklavin im römischen Trier im Haus des Statthalters. Ihr Name bedeutet „Die Widerwillige“ - und das beschreibt ihren Charakter schon ganz gut, nicht dass sie widerwillig wäre, die Arbeit zu tun, die man ihr aufgibt, es ist vielmehr so, dass sie lesen und schreiben kann, sich gerne mit den alten Philosophen beschäftigt und keine Gelegenheit auslässt, sich in Pergamentrollen zu vertiefen, nur ist ihr das nicht erlaubt. So stößt sie immer wieder an Grenzen und muss Strafen fürchten. Als eines Tages ein Mitsklave spurlos verschwindet, hat man schnell eine Schuldige im Blick: Sicher ist Invita darin verwickelt. Um ihre Unschuld zu beweisen, versucht sie den Schuldigen selbst zu finden und verstrickt sich immer mehr in Lügen und Intrigen.

Erzählt wird die Geschichte von Invita in Ich-Form, durchgehend nur aus ihrer Perspektive, so dass man als Leser nie mehr erfährt als die Protagonistin selbst. Die Erzählweise passt gut zur Geschichte. Eingeflochten werden immer wieder lateinische Begriffe, die meist auch direkt erklärt , aber auch in einem Glossar noch einmal aufgegriffen werden. Der Roman lässt sich sehr gut und spannend lesen.

Ein Ausflug ins römische Trier, darauf hatte ich große Lust, denn ich habe eine Zeit lang in Trier gelebt, sogar ganz in der Nähe der Basilika. Leider kommt mir Trier selbst ein wenig zu kurz, es fehlt an Lokalkolorit. Vielleicht ist das zu viel verlangt für einen Roman, der in römischer Zeit spielt, denn die Städte waren sich sicher sehr ähnlich, trotzdem hat es mich ein bisschen enttäuscht.

Sehr gut dagegen hat mir Invita gefallen. Römische Sklaven konnten durchaus Selbstbewusstsein haben und bei ihren Herren Ansehen erlangen. Invita ist zwar nur eine niedere Sklavin, aber sie kann Lesen und Schreiben und hat dadurch durchaus die Möglichkeit es zu etwas zu bringen. Als Findelkind kennt sie ihre Eltern nicht, was sie als Makel empfindet, es ergeben sich im Laufe des Geschehens aber Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich das ändern könnte.

Die anderen Charaktere, vorwiegend Mitsklaven, sind unterschiedlich gut gelungen, viele erscheinen etwas klischeehaft, am wenigsten gefiel mir Celsus, der Sklavenaufseher, der sehr eindimensional gezeichnet ist und dessen Grimm auf Invita mir nicht ganz verständlich erschien. Flavus, der frisch versklavte „Barbar“ und Marcella, die Tochter des Hauses, gefallen mir gut, bei beiden kann man Geheimnisse vermuten.

Der Kriminalfall steht meiner Meinung nach nicht im Zentrum der Handlung. Als Ermittlerin ist Invita auch weniger gut geeignet, sie hat zum Einen wenig Möglichkeiten, Spuren zu entdecken oder gar Befragungen durchzuführen, zum Anderen sind ihr viele Dinge fremd bzw. kann sie Vieles als Sklavin gar nicht wissen bzw. durchschauen. So wird der Fall am Ende auch eher am Rande durch sie selbst aufgelöst. Trotzdem bietet der Fall durchaus Möglichkeiten mitzurätseln und die Auflösung ist zufriedenstellend, alle offenen Fragen werden geklärt.

Neben dem Glossar gibt es noch eine Karte des römischen Trier sowie ein Nachwort der Autorin, die u. a. Alte Geschichte und Klassische Archäologie studiert hat und deshalb weiß, wovon sie erzählt. Im Nachwort geht sie auf die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe jener Zeit ein. Der Roman ist der erste einer Trilogie um Invita, auf die beiden anderen freue ich mich schon, den ich bin gespannt, wie es mit Invita, Flavus und Marcella weitergeht.

Die römische Zeit ist eine meiner liebsten Epochen, ich lese sehr gerne Romane, die zu dieser Zeit spielen. „Fortunas Rache“ hat mich gut unterhalten, ich vergebe knapp 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die sich gerne unterhaltsam in die römische Zeit entführen lassen wollen.

Veröffentlicht am 29.07.2017

Kurzroman als Auftakt einer neuen Reihe, der Lust auf mehr macht

Der Anfang
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Anna und Sebastiano sind unterwegs, um den ersten Schüler für die neu gegründete Zeitreiseakademie, an der sogenannte Zeitwächter ausgebildet werden sollen, zu rekrutieren. Doch das ist leichter gesagt, ...

Anna und Sebastiano sind unterwegs, um den ersten Schüler für die neu gegründete Zeitreiseakademie, an der sogenannte Zeitwächter ausgebildet werden sollen, zu rekrutieren. Doch das ist leichter gesagt, als getan, der Wikinger Ole muss zuerst noch überzeugt werden.

Anna und Sebastiano kennt man bereits aus Eva Völlers Zeitenzaubertrilogie, und dieser Kurzroman ist die Einleitung zu einer neuen Reihe mit den beiden. Der erste Band „Auf ewig dein“ ist kürzlich erschienen.

Mir hat der Kurzroman gut gefallen, obwohl ich die Zeitenzaubertrilogie noch nicht kenne (sie allerdings wohl bald lesen werde). Anna erzählt selbst in Ich-Form und ich war etwas verwundert, wie salopp sie sich gibt. Für eine Zeitwächterin sollte sie sich eigentlich ein bisschen besser in den verschiedenen Zeiten auskennen, die sie besucht, und sich ein bisschen besser anpassen können. Andererseits macht das auch ein bisschen den Reiz der Geschichte aus und bringt auch Humor ins Spiel.

Die Geschichte ist recht spannend und macht Lust auf mehr. Im oben erwähnten ersten Band der neuen Trilogie wird es die Zeitwächter an den Hof Heinrichs VIII verschlagen, ich bin sehr gespannt, was sie dort erwartet.