Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Martin Luther in einem historischen Roman? Das gefällt mir!

Luther und der Pesttote
0

Wittenberg 1517: Als die Buchdruckertochter Almuth Gronenberg erfährt, dass ihr Verlobter Tamme Redecker an der Pest gestorben sein soll, kann sei es nicht glauben und versucht verzweifelt, das Gegenteil ...

Wittenberg 1517: Als die Buchdruckertochter Almuth Gronenberg erfährt, dass ihr Verlobter Tamme Redecker an der Pest gestorben sein soll, kann sei es nicht glauben und versucht verzweifelt, das Gegenteil zu beweisen.

Dr. Martin Luther ärgert sich immer mehr über den Ablasshandel, doch es ist nicht einfach, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie nicht so einfach sein kann, seine Sünden los zu werden. Für diejenigen, die vom Ablasshandel profitieren, wird er zum gefährlichen Gegner.

Ein historischer Roman mit Martin Luther, der noch dazu am Anfang seiner „Karriere“ als Reformator steht, das hat mich sofort angesprochen und so war ich sehr neugierig auf den Roman. Dazu noch ein Kriminalfall, der sogar, wie man im Nachwort erfährt, auf einem tatsächlichen Todesfall, allerdings aus dem Jahr 1535, basiert, für mich schien das die perfekte Lektüre zu sein.

So ganz konnte mich der Roman dann aber nicht überzeugen. Zum Einen liegt das daran, dass ich mir mehr vom Kriminalfall versprochen hatte, vor allem an Luthers Beteiligung an der Aufklärung, die der Klappentext zu implizieren scheint. Luther hat allerdings an der Auflösung nur eine marginale Beteiligung, überhaupt ist es kein Kriminalfall, an dem es viel zu rätseln gibt, denn der Leser weiß sehr früh recht viel und der Rest ist ihm auch schnell klar, ähnlich geht es Almuth, die Frage ist viel eher, wie man den Übeltäter überführen kann. Das ist ein bisschen schade, drückt auch die Spannung, letztlich ist die Geschichte aber trotzdem gut zu lesen.

Der zweite, und mit dem Kriminalfall nur durch Martin Luther verbundene, Erzählstrang ist interessanter, denn hier geht es um die Entstehung der bekannten Thesen des Reformators. Interessant ist es auch deshalb, weil Luther hier eben noch nicht der Reformator ist, sondern als Augustinermönch noch gänzlich in die katholische Kirche eingebunden. Der Autorin gelingt es gut, darzustellen, wie aus dem Mönch der Reformator werden konnte, inklusive einer anderen Interpretation des Thesenanschlags an die Kirchentür als man sie gemeinhin kennt. Luther wird auch als Mensch gut greifbar.

Ich glaube, mir hätte ein Roman, der ganz auf Martin Luther bezogen gewesen wäre, besser gefallen. Vielleicht hätte man ihm auch im Kriminalfall eine deutlichere Rolle zuweisen sollen, so jedenfalls erschienen mir die beiden Erzählstränge zu wenig verknüpft zu sein. Mag sein, dass es viel an meiner Erwartungshaltung lag, dass ich nach der Lektüre ein wenig enttäuscht war.

Gefallen hat mir jedoch der historische Überbau, man hat Einiges erfahren, z. B. über den Lehrbetrieb an der Universität zu Wittenberg, das Buchdrucken, den Ablasshandel und über das Wittenberg jener Zeit. Auch das Bonusmaterial ist ansprechend, es gibt ein Personenregister, in dem die historischen Persönlichkeiten kenntlich gemacht wurden, und ein Nachwort, in dem die Autorin auf den Thesenanschlag und den bereits erwähnten historischen Todesfall eingeht.

Auch wenn mich der Roman nicht ganz überzeugen konnte, habe ich ihn gerne gelesen, so dass ich eine Leseempfehlung vergebe sowie gute 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Kriminalfall konnte bei mir punkten, die Protagonisten weniger

Tod des Dessous-Königs
0

Koen de Vries, Inhaber einer niederländischen Dessous-Firma, bricht beim Joggen am Düsseldorfer Rheinufer zusammen und stirbt kurz darauf. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass Koen de Vries ermordet ...

Koen de Vries, Inhaber einer niederländischen Dessous-Firma, bricht beim Joggen am Düsseldorfer Rheinufer zusammen und stirbt kurz darauf. Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass Koen de Vries ermordet wurde. Wegen der länderübergreifenden Ermittlungen wird Eva de Boer, die perfekt Holländisch spricht, mit dem Kontakt ins Nachbarland betraut. Ihr dortiger Kollege ist Bas de Boer, der zwar nicht mit ihr verwandt ist, mit dem sie aber unschöne Erinnerungen verbinden. Um den Fall aufklären zu können, ist eine enge Zusammenarbeit dennoch nötig.

Ein Kriminalfall in diesem Umfeld ist einmal etwas Neues und die Autorin scheint sich gut auszukennen, denn man erfährt Einiges über das Designen von Dessous bis hin zum Handel damit – und das ist gar nicht uninteressant. Auch die Ermittlungen selbst werden sehr detailliert beschrieben, Besprechungen, Verhöre, Brainstorming, und auch das hat mir gut gefallen und ist nicht langweilig. Der Fall wird am Ende logisch und zufriedenstellend gelöst, leider kann man als Leser nicht ganz so gut miträtseln, wie ich das gerne habe, das liegt aber auch daran, dass nahezu jeder im Umfeld des Toten ein Motiv hätte.

Nicht so gut gefallen haben mir die Charaktere. Die Autorin fährt ein umfangreiches Figurenensemble auf, man wird stellenweise von Namen schier erschlagen. Manche verschwinden genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind, doch bis zum Ende sind es immer noch recht viele, die deutschen Ermittler, die niederländischen Ermittler, die Mitarbeiter und die Familie des Toten. Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, das gute Dienste leisten kann, sobald man es gefunden hat. Trotz der vielen Personen hatte ich persönlich aber kein großes Problem, diese zuordnen zu können.

Ein größeres Problem bereiteten mir die Charakterbeschreibungen, diese beschränken sich in der Regel auf das Äußere, Größe, Haarfarbe, Frisur, Kleidung, das ist es meistens, und führte nicht dazu, ein Bild der Person vor meinen Augen entstehen zu lassen, mir ist das zu vage und zu oberflächlich. Selbst die Protagonisten, allen voran Eva und Bas, werden nicht besser beschrieben, sie bleiben oberflächlich und für mich sehr blass, ich konnte weder Sympathie für sie entwickeln, noch mich mit ihnen identifizieren. Dass auch noch eine, in meinen Augen völlig unnötige und zu viel Raum einnehmende, Liebesgeschichte konstruiert wird, störte mich sehr und nahm mir teilweise etwas die Lesefreunde.

Da aber der Kriminalfall und die mit ihm einhergehenden Ermittlungen interessant sind und auch eine gewisse Spannung aufbauen, habe ich den Roman dennoch gerne gelesen und vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Genrefans. Die Autorin beabsichtigt weitere Romane mit Eva und Bas zu veröffentlichen, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese lesen möchte, da ich für beide wenig Sympathie entwickelt habe. Mal sehen, in welchem Umfeld dann ermittelt wird, vielleicht kann mich der Fall dann reizen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende hat mich die Geschichte doch überzeugt

Die Flüsse von London
0

Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, ...

Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, der nicht nur eine Sondereinheit leitet, die sich um mysteriöse Todesfälle kümmert und bislang nur aus ihm selbst bestand, sondern auch der letzte Zauberer ist. Er nimmt Peter als Lehrling auf, weist ihn in die Magie ein und stellt ihm einige außergewöhnliche Wesen vor. Und ein Mordfall wäre da auch noch zu lösen.

Eine sehr interessante Konstellation, wie ich finde, und so geht man als Leser zusammen mit Peter staunenden Auges an die Geschichte heran – um, ebenfalls zusammen mit Peter, bald verwirrt die Stirn zu runzeln. Ben Aaronovitch erschlägt den Leser sehr schnell mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, die überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Viel davon hat mit den Flüssen von London zu tun, wie auch der Titel schon sagt. Dass die Flüsse mehr als fließendes Wasser sind, ist nicht weiter überraschend, schließlich liest man einen Fantasy-Roman. Doch was haben diese mit dem Mord zu tun? Und warum werden die Ermittlungen dauernd unterbrochen – oder gehört das alles doch dazu? Und neben all dem muss Peter sich noch im Zaubern üben, umziehen und hat mit seinen Hormonen zu tun.

Über lange Strecken ist der Roman tatsächlich etwas verwirrend, der Autor scheint sehr schnell den roten Faden verloren zu haben – und doch fügt sich zum Ende alles recht gut zusammen. Über die Auflösung muss man zwar auch ein bisschen grübeln, aber am Ende habe ich recht zufrieden den Reader ausgeschaltet – und bin nun vielleicht sogar bereit noch einen weiteren Roman der fünfteiligen Serie zu lesen. Leider fehlt es dem Roman etwas an Spannung, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen fällt nicht wirklich schwer, man sollte aber schon dran bleiben, um den Überblick zu behalten. Gegen Ende zieht die Spannung dann doch noch an und vor allem die Szenen in der Oper fand ich richtig gut.

Warum auch immer, ich hatte ständig das Gefühl, der Roman würde in der Vergangenheit spielen, wahrscheinlich wirkte seine Stimmung so auf mich. Doch Begriffe wie „Handy“ oder „Plasmafernseher“ holten mich immer wieder in die Gegenwart zurück. Tatsächlich hätte er wohl auch funktioniert, wenn er ein paar Jahrzehnte früher gespielt hätte.

Interessant sind vor allem die Charaktere – und hier muss ich wieder auf die Flüsse zurückkommen, auf Mutter Themse, Vater Themse und ihre Nachkommenschaft. Ich wusste gar nicht, dass es im Zusammenhang mit London und Themse so viele Flüsse gibt. Auch Peter konnte schnell bei mir punkten, er erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man tatsächlich die Geschichte mit ihm zusammen erlebt, und ist mir sehr sympathisch, ebenso wie Thomas Nightingale, der sicher in den Nachfolgeromanen noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Der Autor lässt Einiges an (britischem) Humor in seine Erzählung einfließen, so dass sie zwar manchmal voller Umwege scheint, aber nie zäh ist.

Wie schon gesagt, am Ende war ich zufrieden mit dem Roman, es lohnt sich also, dran zu bleiben, auch wenn man zwischendurch Hänger hat. Als Gesamtpaket konnte die Geschichte mich überzeugen, so dass ich 4 Sterne vergeben und auch eine Empfehlung ausspreche, wer sich auch gerne einmal an einer etwas anderen Geschichte versucht, sollte zumindest einen Blick riskieren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannender Thriller mit leicht mystischem Einschlag

Das Mona-Lisa-Virus
0

In Mexiko wird eine Gruppe us-amerikanischer Schönheitsköniginnen gekidnappt, weltweit sterben die Bienen, ein Computervirus richtet Schäden an, es gibt Anschläge auf Wahrzeichen und Kunstwerke, ein Mädchen ...

In Mexiko wird eine Gruppe us-amerikanischer Schönheitsköniginnen gekidnappt, weltweit sterben die Bienen, ein Computervirus richtet Schäden an, es gibt Anschläge auf Wahrzeichen und Kunstwerke, ein Mädchen verschwindet aus einer psychiatrischen Klinik: Was haben alle diese Geschehnisse miteinander zu tun?

Tibor Rodes Thriller packt einen von der ersten Seite an. Viele Erzählstränge, viele verschiedene Schauplätze, kurze Kapitel mit Cliffhangern machen die Geschichte interessant und spannend und werfen viele Fragen auf. Ein Handlungsstrang führt ins Florenz des 15. Jahrhundert und bringt einen leicht mystischen Touch in die Geschichte.

Erzählt wird vor allem aus den Perspektiven Helen Morgans, Neuroästhetikerin und Mutter der verschwundenen Madeleine, die schnell eine Spur zu ihrer Tochter findet, der sie folgt, und Greg Millners, FBI-Agent, der in die Entführungs-Ermittlungen eingebunden ist. Diese beiden lernt man recht gut kennen, alle anderen Charaktere bleiben eher oberflächlich.

Als Leser kann man sehr gut miträtseln und wird sicher das eine oder andere Rätsel vor den Ermittlern im Roman lösen oder zumindest Zusammenhänge ahnen. Am Ende der Geschichte sind fast alle Fragen beantwortet, allerdings nicht alle, einen Moment hat mich das enttäuscht, dann jedoch fand ich es sogar passend. Nicht immer muss alles aufgeklärt werden, es gibt Dinge, die kann man getrost der Phantasie des Lesers überlassen. Gestört hat mich dagegen, dass doch relativ viel auf Zufällen basierte, ganz besonders in Bezug auf Madeleines Schicksal war mir das dann doch zu viel (und zudem unnötig).

Insgesamt hat mich der Roman sehr gut unterhalten, ich empfand ihn als sehr spannend und wurde auch noch zum Googeln angeregt, dazu passte auch, dass der Autor ein Nachwort geschrieben hat, in dem er ein wenig über die Hintergründe plaudert. Ich spreche daher gerne eine Empfehlung aus, vor allem an Thrillerfans, die nicht davor zurückschrecken, dass sich etwas Mystik in den Roman geschlichen hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Amüsant

Dreimal Tote Tante
0

In der Jauchegrube des Fredenbüller Schweinebauern Schlotfeldt wird eine nicht mehr ganz frische Leiche gefunden. Ist das etwa des Bauern vor Jahren verschwundene Ehefrau? Doch es bleibt nicht bei der ...

In der Jauchegrube des Fredenbüller Schweinebauern Schlotfeldt wird eine nicht mehr ganz frische Leiche gefunden. Ist das etwa des Bauern vor Jahren verschwundene Ehefrau? Doch es bleibt nicht bei der einen Leiche, eine Pensionswirtin verschwindet, und Thies Detlefsen, der Dorfpolizist, ist leicht abgelenkt, seine Kollegin von der Mordkommission ist nicht mehr ganz die Alte und Ehefrau Heike ziemlich eifersüchtig.

Der Roman ist bereits der vierte um Thies Detlefsen, für mich war es allerdings der erste, den ich gelesen habe. Das Cover fiel mir sofort positiv ins Auge, ich mag die von Gerhard Glück gezeichneten sehr gerne, sie strahlen immer sofort etwas Humorvolles aus. Auch der Titel verspricht einen humorvollen Kriminalroman, dieses Subgenre schleicht sich immer mehr in mein Herz, und so war ich sehr froh, den Roman im Rahmen einer Leserunde lesen zu können, und gleichzeitig einen für mich neuen Autor kennen zu lernen.

Und was soll ich sagen, ich wurde gut unterhalten. Krischan Koch spielt mit Klischees, aber das passt in diesem Rahmen sehr gut. Die Charaktere sind nicht sehr tiefgehend gezeichnet, das macht aber nichts, alle sind Originale und teilweise reichlich skurril, einige von ihnen bringen den Leser direkt zum Schmunzeln. An erster Stelle sei hier Mandy genannt, die gar nicht von der Küste, sondern aus Sachsen kommt, sie ist nicht nur sehr patent, sie sächselt auch herrlich und bringt ein bisschen Schwung in die Herrenriege, die sich regelmäßig in „De Hidde Kist“ trifft.

Tote Tante ist eigentlich ein Getränk aus heißer Schokolade mit Rum und einer Sahnehaube (das Rezept findet man am Ende des Buches), doch hier kann man es durchaus doppeldeutig nehmen. Der Kriminalfall läuft aber eher nebenher, fast wichtiger sind andere Dinge, die im Dorf vor sich gehen – und so ist leider auch die Auflösung nicht ganz geglückt, ich fand sie nicht wirklich logisch und durchdacht, es blieben mir auch zu viele Fragen offen. Bei einer Krimikomödie fällt dies aber nicht ganz so ins Gewicht, hier ist es wichtig, dass man viel zu Schmunzeln und zu Kichern hat – und das bietet der Roman auf jeden Fall. Gut gefallen haben mir z. B. auch die Verweise auf die dänischen Krimiermittler, die oft depressiv sind und gerne im Keller Akten wälzen. Einer davon taucht hier auch auf, denn Fredenbüll ist nur ein paar Kilometer von der dänischen Grenze entfernt und der Fall entpuppt sich als grenzübergreifend.

Mir hat der Roman so gut gefallen, dass ich neugierig auf die vorhergehenden Bände geworden bin, allerdings hätte ich mir eine gelungenere Auflösung gewünscht. Von mir gibt es daher knappe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Krimikomödien-Fans sowie für Regionalkrimi-Freunde, die Humor in Kriminalromanen nicht ablehnen.