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Veröffentlicht am 03.08.2022

düstere Zukunftsperspektive

Die Stadt, die es nicht gibt
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Ca. im Jahr 2500 gibt es nur noch eine einzige Stadt: Medina, die an der Küste liegt, und in der nur mehr wenige Menschen leben, da keine Babys mehr geboren werden.
Doch Anouk wurde als kleines Kind in ...

Ca. im Jahr 2500 gibt es nur noch eine einzige Stadt: Medina, die an der Küste liegt, und in der nur mehr wenige Menschen leben, da keine Babys mehr geboren werden.
Doch Anouk wurde als kleines Kind in der Wüste gefunden - wo kam sie her? Sie hatte damals immer behauptet, aus "Ozea" zu stammen, doch dies ist angeblich nur ein Märchen - oder?
Als fast alle Generatoren nach einem Hurrikan ausfallen, und die Frischwasserzufuhr und somit das Überleben der Bevölkerung in Gefahr gerät, da es niemanden mehr gibt, der das Wissen über die Reparatur hat bzw. auch niemand mehr lesen kann, machen sich Anouk, ihre Stiefschwester Freya und ihr bester Freund Helios auf die gefährliche Suche nach Ozea, der Stadt, die es nicht gibt.


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist eindringlich, bedrückend, aber auch berührend-emotional, man ist völlig in dieser unfassbaren Welt von Medina gefangen und kann kaum glauben, wie sehr sich die Menschheit selbst in ihren Untergang getrieben hat. Die Entscheidung, dass nur mehr die männlichen Nachkommen der ranghöchsten Familien lesen lernen dürfen, fand ich echt bescheuert und auch nicht nachvollziehbar, denn WAS ist an Lesen schlecht oder gefährlich? Aber ansonsten hätten sich die Jugendlichen ja nicht auf die beschwerliche Reise machen müssen. Das war der einzige inhaltliche Kritikpunkt, denn sonst war ich total von der Story gefesselt.

Anouk ist als Protagonistin sympathisch und sehr schlau, sie weiß sich (und den anderen) zu helfen und ist sehr empathisch. Das positive Leseerlebnis ist sehr von Anouk abhängig, denn die Welt in dieser Zukunft ist sehr düster.

Die Fantasie, mit der die Autorin diese Welten - Medina und Ozea - aufgebaut hat, ist einfach nur unglaublich toll und kreativ. Die Bedrohungen von außerhalb Medinas, aber auch die Angst der Bewohner gegenüber Anouk, da sie fremd ist und auch total anders aussieht, hat einen mitgerissen. Über so viel Aberglauben und Borniertheit der Einwohner kann man nur den Kopf schütteln und man fühlte sich ins Mittelalter zurückversetzt.

Bei der beschwerlichen und gefährlichen Reise der Jugendlichen, inkl. Abstecher in die verwüstete Stadt Jacksonville, hat man richtig mitgefiebert. Auch, als die Kids entdeckt hatten, dass sie auf dem falschen Kurs waren, weil sie aufgrund einer alten Karte eigentlich dachten, dass Medina etwa auf Höhe von Charleston sei (da dies ja an der Küste lag) - doch die Erkenntnis, dass Medina eher in Höhe Charlotte liegt - 300 km nördlicher!! - war erschreckend! Sooo viel Erde wurde vom Meer aufgrund der geschmolzenen Eismassen eingenommen... Und ansonsten gibt es nur noch Wüste. Leider sehr beängstigend, aber wenn wir Menschen so weitermachen wie bisher, kann dieses Zukunftsszenario wohl wirklich wahr werden. :(

Die Stadt Ozea mit ihrem Untergrund und v.a. das (soziale) Leben in Ozea ist erschreckend gezeichnet. Und hier stimmt die Erkenntnis: Man soll gut aufpassen, was man sich wünscht, denn nicht immer ist es gut oder eine Verbesserung...
Die Auflösung und Wahrheit über Medina und Ozea hat mich überrascht und traurig gestimmt.
Das Ende war zwar nicht ganz so happy-end, wie ich mir das gewünscht hätte, hat aber genau richtig und authentisch zur bisherigen Geschichte und dem Zustand der Welt in dieser Zukunft gepasst.

Leider gab es wohl kein Korrektorat, das hat den Lesefluss bedauerlicherweise total beeinträchtigt - irgendwann hab ich aufgehört, die Grammatik- und (Tipp-)Fehler zu notieren. Echt schade, das hat diese Story nicht verdient und wird für die nächste Auflage hoffentlich verbessert.


Fazit:
Eine emotionale Jugenddystopie, die durch einen tollen Plot und durch eine glaubwürdige Entwicklung der Welt überzeugt. Düster, dramatisch, aber doch voller Hoffnung. Leider gab es wohl kein Korrektorat, das hat den Lesefluss leider total beeinträchtigt.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

leicht überzogenes, aber humorvoll-ulkiges Ferienabenteuer mit einem Dodo

Der Dodo in Oma Floras Garten
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Der 10-jährige Danny soll in den Ferien schon wieder zu seiner Oma nach Schottland, wo es sterbenslangweilig ist. Es gibt nichtmal Kinder dort, nur die gleich alte Susie, die jedoch nur ihre Sachbücher ...

Der 10-jährige Danny soll in den Ferien schon wieder zu seiner Oma nach Schottland, wo es sterbenslangweilig ist. Es gibt nichtmal Kinder dort, nur die gleich alte Susie, die jedoch nur ihre Sachbücher im Kopf hat.
Bis er eines Tages einen Schatz von der nahe gelegenen kleinen Insel bergen will, und dort auf ein angeblich ausgestorbenes Tier trifft. Nun sind Abenteuer und Aufregung programmiert!


Meine Meinung:
Das superniedliche Cover mit dem Dodo und natürlich der Reiz eines ausgestorbenen Tieres UND die Aussicht auf ein spannendes Ferienabenteuer lassen einen sofort zu diesem Buch greifen!
Anfangs erfährt man einiges aus Dannys Leben, dass seine Eltern in den Ferien arbeiten müssen und er deshalb wieder einmal zu seiner Oma Flora muss - und warum er dort nicht hinwill (nur alte Leute! Es passiert NIE was! Sterbenslangweilig!). Alles in leicht verständlicher, humorvoller Erzählweise geschrieben.
Auch die Annäherung an den Dodo ist äußerst niedlich und gefühlvoll beschrieben. Man hätte den Dodo am liebsten selbst als Haustier!
Und der Dodo verhält sich auch irgendwie wie ein Haustier-Baby. Macht viel Unsinn, viel kaputt, und macht es Danny superschwer, ihn zu verheimlichen (denn es kann ihn ja eigentlich gar nicht geben!) Auch Susie wird nie müde zu betonen, dass Dodos ausgestorben sind.
Herauszufinden, warum sich der Dodo immer unausstehlicher und wilder verhält, und ihn gleichzeitig geheim zu halten - denn es droht ihm Gefahr - wird zur großen Aufgabe der Kinder. Bis sie dann merken, was mit dem Dodo los ist, und sie ihm helfen müssen und wollen...

Mit der Zeit wurde es mir etwas zu überzogen, da der Dodo in meinen Augen zu menschlich dargestellt wird (obwohl er nicht spricht) - er frisst Cracker und Chips, versteht Danny, kann Karten lesen und obwohl er nicht fliegen kann, fliegt er plötzlich - mit einem Rucksack, in dem der Plan ist, auf dem er seine Flugroute nachsehen kann.
Wenn man darüber hinwegsieht, ist es ein ulkig-unterhaltsamer und spannender Ferienroman über Freundschaft, Familie und Hilfsbereitschaft. Auch der Tierschutz bzw. die richtige Haltung von Tieren wird einem nähergebracht, denn das Fazit hier ist: wilde Tiere sind KEINE Haustiere und müssen in Freiheit leben!
Und auch ein kleiner Krimi ist inkludiert.
Viele schwarz-weiß Illustrationen, v.a. die des Dodos sind besonders toll, peppen die Geschichte auf.


Fazit:
Ein leicht überzogenes, aber humorvoll-ulkiges und turbulentes Ferienabenteuer mit einem eigentlich ausgestorbenen Dodo.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

aktueller Klima-Thriller

Schmelzpunkt
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Während in Deutschland Regenstürme wüten, ist in der Arktis T-Shirt-Wetter an der Tagesordnung. Nicht nur die Gletscher schmelzen schneller als normalerweise, auch große Mengen toter Fische geben Rätsel ...

Während in Deutschland Regenstürme wüten, ist in der Arktis T-Shirt-Wetter an der Tagesordnung. Nicht nur die Gletscher schmelzen schneller als normalerweise, auch große Mengen toter Fische geben Rätsel auf: Woran sind diese Tiere verendet? Und wieso sind diese kurz darauf immer verschwunden?


Meine Meinung:
Wolf Harlander hat wieder einen topaktuellen Klima- und Polit-Thriller geschaffen, der einen aufgrund seiner angstmachenden Aktualität in seinen Bann zieht.
Die handelnden Personensind detailreich und polarisierend gezeichnet. Vor allem der junge Inuk Nanoq Egede und die Biologin Hanna Jordan überzeugen durch ihre Empathie und Tatkraft.
Man trifft auch wieder auf die alten Bekannten aus "Systemfehler", Nelson Carius und Diana Winkels vom BND, die aufgrund von politischen Machtkämpfen in die Arktis reisen, denn dieses Gebiet ist schon lange global umkämpft.

Und als Hanna dann die schreckliche Wahrheit für das Fischsterben herausfindet, ist ihr Leben mehrmals in Gefahr. Ebenso jenes der beiden BND-Agenten aufgrund deren Aufklärungsarbeit.
Die wundervollen Beschreibungen der Arktis haben mich in ihren Bann gezogen; auch die authentische Beschreibung des Lebens der Inuk konnte überzeugen.
Für meinen Geschmack gab es jedoch zu viele actiongeladene Szenen und die mehrmaligen Angriffe auf Nelson und Diana bzw. Hanna waren mir etwas zu viel und nicht ganz glaubwürdig.
Wie sich jedoch alle Fäden am Ende zu einem großen Ganzen verschmelzen, ist dem Autor gut gelungen. Und auch die Aufklärung für das Fischsterben war sehr glaubhaft und man kann nur fest hoffen, dass so etwas nie im echten Leben passieren wird.


Fazit:
Actiongeladener, realitätsnaher und nachdenklich machender Umwelt- und Politthriller mit wunderschönen und authentischen Beschreibungen von Natur und Einwohnern der Arktis.

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Veröffentlicht am 25.07.2022

ein toter Archäologe in der Tongrube

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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Kommissar Kluftinger muss während der extremen Allgäuer Hitze in die Tongrube bei Pforzen, in der das Skelett des Urzeitaffen "Udo" gefunden wurde, um den Mord am Archäologen Prof. Brunner aufzuklären. ...

Kommissar Kluftinger muss während der extremen Allgäuer Hitze in die Tongrube bei Pforzen, in der das Skelett des Urzeitaffen "Udo" gefunden wurde, um den Mord am Archäologen Prof. Brunner aufzuklären. Der Wissenschaftler, der die Wiege der Menschheit im Allgäu sieht, hatte etliche Feinde aus verschiedenen Gründen.
Und dann ist da noch eine dubiose Aussteiger-Sekte im direkten Umfeld der Tongrube - hat die etwas mit dem Tod des Wissenschaftlers zu tun?


Meine Meinung:
"Affenhitze" ist der 12. Fall für Kluftinger, der immer noch seine einengenden Scheuklappen aufhat, diese aber auch mal zur Seite schiebt.
Man trifft wieder auf alle alten Bekannten und auch auf 'die Neue' im Team, die mir sehr sympathisch ist.

Der Fall selbst zieht sich zu Beginn etwas, und Kluftingers Verhalten war anfangs langatmig. Auch die Observation der neuen Tagesmutter seiner kleinen Enkelin ist etwas over the top. Ebenso das Klischee der Aussteiger-Sekte, das bis aufs Äußerste ausgereizt wird.
Trotzdem ist wieder sehr viel typischer Kluftinger-Humor enthalten. Vor allem Klufti und die Technik - besonders natürlich, als er die teure Hightech-Drohne seines "Freundes" Doktor Langhammer steuert.
Ebenso Kluftingers interims-Tätigkeit als Polizeipräsident und der Assistent, den er zur Seite gestellt bekommt und den alle Mitarbeiter aber als Kaffee-Lieferant missbrauchen, haben mich sehr amüsiert ;)
Und die vielen Infos über die Archäologie und die Ausgrabungen fand ich extrem spannend!


Fazit:
Die Ausgrabungen waren für mich interessant und spannend; jedoch gab es Längen und Kluftinger ging mir anfangs öfter mal auf die Nerven. Gegen Ende war er wieder sympathischer, weil offener, und humorig wie eh und je.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

unfassbar packendes Thrillerdebüt, jedoch mit einigen Schwächen

Als das Böse kam
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Die 16jähirge Juno lebt mit ihrem 12jährigen Bruder Boy und ihren Eltern abgeschottet auf einer einsamen kleinen Insel in einer Blockhütte. Niemals haben sie bis jetzt diese Insel verlassen, denn sie werden ...

Die 16jähirge Juno lebt mit ihrem 12jährigen Bruder Boy und ihren Eltern abgeschottet auf einer einsamen kleinen Insel in einer Blockhütte. Niemals haben sie bis jetzt diese Insel verlassen, denn sie werden von Fremdlingen bedroht und dürfen nicht gefunden werden. Deshalb müssen die Kinder sich auch verstecken, wenn montags Onkel Ole die Post bringt und es gibt auch einen geheimen Schutzraum, in den sie sich bei Gefahr retten können.


Meine Meinung:
Dieses Thriller-Debüt hat es in sich! Man ist von der ersten Seite an gepackt und von der beklemmenden Stimmung in den Bann gezogen.
Mir gefällt besonders gut, dass man aus Sicht von Juno in ich-Form ihre Erlebnisse erzählt bekommt - genau so, wie sie es empfindet. Deshalb ist man sich anfangs auch überhaupt nicht sicher: WER sind diese dubiosen Fremdlinge, die die Familie bedrohen? Was ist Nord- und Südland? Warum verlangen die Eltern vollkommenen Gehorsam ("7 Gebote") und reagieren jedoch nur ausweichend auf Fragen der Kinder zur Welt außerhalb der Insel?
Man kann total Junos Drang, von der Insel wegzukommen, nachvollziehen. Das ist ja wirklich wie eingesperrt sein. Zur Unterhaltung hat sie nur ihre Eltern und ihren Bruder Boy. Und im Laufe des Erwachsenwerdens wächst auch der Freiheitsdrang. Durch diese ich-Erzählweise kann man noch tiefer in Junos Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen.

Da Juno allerdings noch nichts von der Welt mitbekommen hat, ist die Sprache eher einfach, die Kinder wissen zwar Vieles, v.a. über die Natur, aber nichts vom Leben. Sie sind naiv und nehmen alles wörtlich. Man hat das Gefühl, einen Jugendthriller zu lesen. Doch diese Story ist viel mehr.
Man ist froh, als Juno endlich nach und nach hinter die Lügen der Eltern blickt und auch endlich den Mut findet, um Antworten auf ihre vielen Fragen zu suchen; auch wenn das meiner Meinung nach etwas ZU schnell vonstatten ging.
Und man merkt dann wieder: jemanden anzulügen (zumindest mit so an den Haaren herbeigeführten Geschichten) ist nicht gut.

Was mir nicht so gefallen hat, war Junos Lügen-Finger. Den fand ich etwas unglaubwürdig. Dass man Augenzucken beim Lügen bekommt, okay. Oder rot wird. Aber dass ein einzelner Finger zu zucken beginnt? Doch leider ist dieser Finger ein wesentlicher Bestandteil der Story, der mich dann jedoch irgendwann genervt hat.
Weiters ergeben sich im Laufe der Geschichte leider auch einige Dinge, die unlogisch sind oder die nicht aufgeklärt werden. Doch nichts desto trotz ist die Geschichte einfach derart spannend, dass man sie am liebsten in einem Rutsch durchlesen will.
Die düstere und bedrückende Stimmung hat der Autor einfach so toll rübergebracht, man fühlt sich selbst wie gefangen. Besonders schlimm fand ich die "Trostpillen", brrr Gänsehaut.


Fazit:
Alles in allem ein echt spannender, beklemmender und gänsehaut-bescherender Pageturner, jedoch leider mit etlichen Ungereimtheiten und Logikfehlern, der mich trotzdem von Anfang bis Ende gefesselt hat.

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