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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Unten ist die Mauer stark, aber nach oben wird sie immer dünner

Die Mauer
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Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist ...

Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist alles ruhig und der Wachdienst ein langweiliges, nervenzermüdendes Ausharren in der Kälte - doch dann kommen die Anderen und Joseph Kavanaghs Leben ändert sich von Grund auf.

Der Roman "Die Mauer" ist in drei Teile unterteilt, die leider der Reihe nach immer schwächer werden. Die Geschichte beginnt wirklich stark mit einer düsteren, trostlosen und dystopischen Schilderung des Lebens auf der Mauer. Der Alltag der Soldaten und ihre Trainingsmaßnahmen werden sehr spannend erzählt. Leider wird das Ganze im Laufe des Buches immer mehr zu einer Robinsonade, die sehr viel an Originalität und Spannung eingebüßt hat. Die Handlung wird klischeehaft und hat nicht mehr wirklich viel Neues zu bieten. So gerne ich das Buch am Anfang mochte, so froh war ich leider auch, als ich es durch hatte.

Die Themen dieses Buches sind äußerst aktuell - Immigration, Klimawandel, Brexit, alles wichtige Themen und zu lesen, wohin das Ganze zugespitzt führen könnte, war ein äußerst interessantes Gedankenexperiment. Leider bleibt es ein Experiment, dass Ansätze bietet, aber zu wenig außenrum. Wir erfahren nicht genug darüber, wie es zu diesem Zustand gekommen ist und wie es im restlichen Teil der Welt oder in Europa aussieht. Die vorangenannten Themen spielen zudem im letzten Teil des Buches keine große Rolle mehr. Hier nimmt die Abenteuergeschichte mehr Raum ein, die aber im Vergleich zu dem ersten Teil leider obeflächlich und unbedeutend wirkt.

Insgesamt ist "Die Mauer" ein Buch zu spannenden Themen, dass vielversprechend anfängt, aber dann leider zu einer gewöhnlichen Abenteuergeschichte ohne viel Konfliktpotenzial wird.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Gut, aber nicht unsterblich

Die Unsterblichen
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Eine Wahrsagerin prophezeit vier Geschwistern das genaue Datum ihres Todes und überlässt sie dann ihrem Schicksal. Die Frage, die sich nun stellt, ist ob diese Vorhersage das Leben der vier beeinflusst ...

Eine Wahrsagerin prophezeit vier Geschwistern das genaue Datum ihres Todes und überlässt sie dann ihrem Schicksal. Die Frage, die sich nun stellt, ist ob diese Vorhersage das Leben der vier beeinflusst hat oder nicht. Nacheinander begleiten wir alle Geschwister und erfahren, wie sie mit der Prophezeiung in ihrem weiteren Leben umgehen - und, ob sie sich erfüllt.

Ich hatte große Erwartungen an das Buch - zu große wie sich herausgestellt hat. Es ist ganz interessant die Schicksale der einzelnen Geschwister zu begleiten. Dabei entstand bei mir der Eindruck, dass die Autorin ihre Ideen bei den ersten beiden verpulvert und für die letzten dann noch irgendetwas her musste. Die beiden ersten Geschwister lesen sich wirklich sehr spannend und ich hatte meine Freude an der Geschichte. Natürlich kann nicht jeder so ein aufregendes Leben haben,wie Klara und Simon, das wäre auch unrealistisch, aber irgendwie war der Funke für mich nach der Hälfte des Buches weg und es wirkte alles mehr konstruiert als vorher.

Vielleicht hatte ich auch erwartet, dass das Thema des Todesdatums anders verarbeitet wird oder eine größere Rolle spielt. Die Idee an sich hat mir super gefallen, aber ich glaube, da hätte die Autorin noch mehr rausholen können. Ich gehe hier jetzt nicht weiter in die Tiefe, um nicht zu spoilern. Auch hätte sie für mich aus den Perspektivwechseln deutlich mehr machen können, aber wir erfahren hier kaum etwas über die anderen, was wir nicht auch schon wussten.

Der Schreibstil hat mir an und für sich gefallen. Er ist recht nüchtern, liest sich aber sehr angenehm. Leider hatte ich auch hier etwa ab der Mitte so meine Schwierigkeiten. Die Autorin hat anscheinend gut recherchiert, um über bestimmte Themen schreiben zu können, das ist ja auch sehr löblich, aber irgendwie hatte ich stellenweise das Gefühl, dass sie unbedingt ihr gesamtes Wissen in den Roman einbauen musste, was bei mir das Gefühl auslöste, belehrt zu werden. Ich möchte nebenbei etwas lernen, wenn ich einen Roman lese und nicht die Fakten einfach mit dem Holzhammer unter die Nase gehalten bekommen. Das hätte sie viel eleganter lösen können.

"Die Unsterblichen" ist ein Roman, den man lesen kann und an dem bestimmt einige ihre Freude haben werden, aber man sollte keine zu großen Erwartungen haben. Es ist gute Unterhaltung, aber nichts bahnbrechendes.

Veröffentlicht am 22.04.2018

Erschütterndes Thema, aber zu wenige Spannungen

Dann schlaf auch du
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Von prinzessinbutterblume
Myriam und Paul haben die perfekte Nanny gefunden: Louise kümmert sich nicht nur um die Kinder, sondern übernimmt auch noch den Haushalt – innerhalb kürzester Zeit ist sie für ...

Von prinzessinbutterblume
Myriam und Paul haben die perfekte Nanny gefunden: Louise kümmert sich nicht nur um die Kinder, sondern übernimmt auch noch den Haushalt – innerhalb kürzester Zeit ist sie für das junge Ehepaar unentbehrlich geworden. Doch im Laufe der Zeit müssen die beiden Eltern feststellen, dass unter Louises perfekter Fassade eine dunkle Seite lauert. Eine Seite, deren volles Ausmaß sie erst begreifen, als sie im Kinderzimmer die Leichen ihrer Kinder finden.

Der Roman beginnt mit einer Rückblende in der bereits der Mord an den beiden Kindern Mila und Adam vorweggenommen wird. Dann erst beginnt die eigentliche Geschichte: die Suche nach der perfekten Nanny, Louises Einstand und wie sich nach und nach Risse in ihr Leben einschleichen. Die Handlung wird aus verschiedenen Sichten erzählt, meist sind es jedoch Myriam, Paul und Louise, die zu Wort kommen.

Die Idee an sich ist abstoßend und faszinierend zugleich, zum einen, weil es um das Wohl von Kindern geht und zum anderen, weil es sich um ein ungeheures Vertrauen handelt, das missbraucht wird. Leider schöpft die Autorin dieses Potential für mich nicht voll aus. Gegen Ende wird es zwar besser und je mehr Einblicke wir in das Leben von Louise erhalten, umso eher wird der Roman zu dem, was ich erwartet habe, aber dennoch hätte hier viel mehr Spannung rausgeholt werden können. Gerade was die Beziehungen zwischen den Personen betrifft, hätte ich mehr erwartet. Irgendwie sind alle ziemlich steif, unsympathisch und niemand hat zu irgendjemandem eine gute oder intimere Beziehung. Es sind zwar Spannungen da, aber die sind für mich nicht greifbar genug geworden, sondern zu kühl und nicht spürbar genug gewesen. Das hat sich für mich leider auf das Lesevergnügen ausgewirkt und ich musste mich zwingen weiterzulesen.

Das Ende hält nicht mehr viele Überraschungen parat, weil es ja bereits vorweggenommen wurde. Trotzdem lässt die Geschichte vieles offen und bei mir bleib ein unbefriedigendes Gefühl zurück. Es schien zwar alles geklärt, aber irgendwie auch nicht so richtig. Trotzallem bin ich froh, dass die Autorin auf einen Epilog verzichtet hat, weil die Ungewissheit in gewisser Hinsicht schon zu der Geschichte passt und das Unfassbare nur noch unterstreicht.

Insgesamt handelt es sich um ein unglaublich deprimierendes Buch, dessen Handlung viel Potential birgt, das leider nicht ausgeschöpft wird und gerade in der Beziehung der Personen untereinander Schwächen aufwies. Es ist ein gutes Buch, weil das Thema erschüttert, aber für mich leider nicht mehr.

Veröffentlicht am 30.04.2021

Depressive Außenseiter-Studie

Mado
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Die Geschichte beginnt damit, dass Mado ihren Freund für den sie nur noch Ekel empfindet erschlägt. Vor ihrer eigenen Tat flieht sie aus Paris zurück in ihre Heimat, die Bretagne, aus der sie einst vor ...

Die Geschichte beginnt damit, dass Mado ihren Freund für den sie nur noch Ekel empfindet erschlägt. Vor ihrer eigenen Tat flieht sie aus Paris zurück in ihre Heimat, die Bretagne, aus der sie einst vor Gewalt in die Großstadt floh. Zurück in der Heimat hat sich nicht viel geändert und Mados Leben wird weiterhin durch einen Sumpf aus Gewalt, Alkohol und finanzielle Nöte bestimmt.

Leider war dieses Buch eine einzige Enttäuschung für mich. Ich habe mich von dem schönen Cover blenden lassen und aufgrund des Klappentextes eine andere Geschichte erwartet. Was ich bekommen habe, war eine düstere und dumpfe Erzählung ohne jeglichen Lichtblick. Ich konnte weder zu Mado noch zu einem der anderen Charaktere einen Zugang finden und war eigentlich nur abgestoßen. Ich bin mir sicher, dass Mados Leben so oder ähnlich durchaus realistisch sein kann, aber dennoch war es für mich zu viel.

Vielleicht hätte mich "Mado" trotzdem überzeugen können, wenn es wenigstens einen tollen Schreibstil gehabt hätte. Was ich sagen kann, ist dass der Stil auf jeden Fall zum Inhalt passt und genauso trostlos ist, insofern eigentlich gelungen, aber für mich einfach zu viel des Guten - oder Schlechten.

Ich konnte zu diesem Buch einfach keinen Zugang finden und ich war ehrlich froh, als es beendet war.

Veröffentlicht am 21.09.2020

Langatmiger Anfang und überhastetes Abenteuer

Liane und das Land der Geschichten
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Liane ist ein fantasievolles Kind, das ihren Namen nicht mag. Eines Tages findet sie in der Schulbibliothek einen magischen Globus, der ihr das Tor zum achten Kontinent – dem Land der Geschichten öffnet. ...

Liane ist ein fantasievolles Kind, das ihren Namen nicht mag. Eines Tages findet sie in der Schulbibliothek einen magischen Globus, der ihr das Tor zum achten Kontinent – dem Land der Geschichten öffnet. Zusammen mit dem Globus tauchen auch zwei seltsame Kinder auf, die auf dem achten Kontinent wohnen und den Weg nicht zurückfinden. Liane macht sich gemeinsam mit ihnen auf die Reise ins Land der Geschichten.

Elif Shafak hat mit „Liane und das Land der Geschichten“ ihr erstes Kinderbuch vorgelegt. Die Idee eines Landes aus dem die Geschichten kommen und die nur mit der Fantasie von Kindern funktioniert, erinnert stark an „Die unendliche Geschichte“, nur für Jüngere. Doch im Gegensatz zu Endes Werk kann der Funke für mich hier nicht überspringen und das liegt zum großen Teil an dem ungleichen Erzähltempo der Geschichte. Während Liane am Anfang sehr gemächlich eingeführt wird, rast die Handlung ab dem letzten Drittel. Dieses Drittel ist so, wie ich mir die Geschichte erhofft hatte und eine umgekehrte Gewichtung wäre passender gewesen. So kommt das Land der Geschichten viel zu kurz, es sind gute Ideen dabei, aber alles geht zu schnell und im Gegensatz zum ersten Teil schafft die Autorin es hier nicht, mir die Stimmung der Welt zu vermitteln. Die Idee mit den Prüfungen in der anderen Welt hat mir an sich gefallen, aber auch hier hätte ich mir eine kreativere Umsetzung gewünscht, statt das eine Prüfung wie die andere ist.

Das Buch möchte viele Lebensweisheiten vermitteln und besonders im Land der Geschichten wird damit nur so um sich geworfen. An sich werden hier viele wichtige Werte erwähnt, aber es sind so viele, dass bei mir das Gefühl aufkam, die Autorin hat den Text mit allem vollgestopft, was ihr eingefallen ist. Wenn sich die Weisheiten aus der Handlung ergeben hätten, hätte es vielleicht weniger gestört, aber die entsprechenden Handlungen fallen so knapp aus und sind wirklich nur dafür da, um dem Leser im nächsten Satz die Weisheit um die Ohren hauen zu können, dass sie getrost hätten weggelassen werden können, ohne damit den Fortgang der Geschichte zu stören.

Positiv ist für mich vor allem die unglaublich schöne Gestaltung des Covers und auch die Illustrationen im Buch. Beides hat mir gut gefallen und auch gut zur Geschichte gepasst.

Natürlich handelt es sich hier um ein Kinderbuch und ich gehöre nicht mehr zur Zielgruppe, aber ich lese häufiger Kinderbücher und habe diese als vergleichenden Maßstab angesetzt. Vielleicht handelt es sich bei „Liane“ aber auch um ein Buch, das sich mir als Erwachsenem einfach nicht mehr erschließt. Vielleicht haben sehr junge Kinder ihre Freude an der Geschichte, aber ich weiß, dass es mir als Kind nicht so gegangen wäre.