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Veröffentlicht am 21.11.2018

Kann Spielzeug zum Leben erwachen?

Die kleinen Wunder von Mayfair
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Inhalt: Die 15-jährige schwangere Cathy läuft von zu Hause weg und sucht Zuflucht in Papa Jacks Emporium, Londons größtem Spielwarengeschäft. Papa Jacks Söhne Emil und Kaspar verlieben sich beide in Cathy ...

Inhalt: Die 15-jährige schwangere Cathy läuft von zu Hause weg und sucht Zuflucht in Papa Jacks Emporium, Londons größtem Spielwarengeschäft. Papa Jacks Söhne Emil und Kaspar verlieben sich beide in Cathy und wetteifern um ihre Liebe. Auch sonst sind die beiden Brüder Rivalen. Der jüngere Emil hat zwar viel handwerkliches Talent und stellt vorwiegend Spielzeugsoldaten her, aber ihm fehlt die Fantasie, mit der Kaspar seine Spielzeuge anscheinend zum Leben erweckt. Dann kommt der Erste Weltkrieg und verändert Kaspars Einstellung zu Kriegsspielzeug. Die Rivalität zwischen den Brüdern beginnt zu eskalieren…

Meine Meinung: Ich wusste bereits vor dem Lesen, dass es sich bei diesem Buch nicht um eine warmherzige Familiengeschichte handelt und das war sicher auch gut so.
Der Schreibstil von Robert Dinsdale ist flüssig und sehr bildhaft, trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bevor ich mir diese Spielzeugwelt, in der fast die gesamte Handlung spielt, richtig vorstellen konnte. Das lag zum Teil sicher daran, dass es in Papa Jacks Emporium unglaublich viel zu entdecken gibt. Außer Geheimgängen, einem Papierwald, einem Spielhaus, Werkstätten usw. gibt es die verschiedensten Spielzeuge, die durch einen Aufziehmechanismus "zum Leben“ erweckt werden können und die überall herumlaufen oder fliegen. Zum Teil erinnerten mich die Erfindungen an Harry Potter oder auch an die Fantastischen Tierwesen. Auch mit den Charakteren konnte ich mich nur langsam anfreunden. Cathys Tochter Martha und Papa Jack mochte ich am liebsten - und natürlich Sirius, den Patchworkhund.
Die Handlung spielt, mit großen zeitlichen Abständen dazwischen, in der Zeit von 1907 bis 1953. Diese Zeit, in der zwei Weltkriege stattfinden, verändert im Emporium vieles.
Nach etwa der Hälfte des Buches wird die Geschichte ernster und tiefgründiger, was mir zwar gefallen hat, aber sich dann doch etwas zu sehr in die Länge zieht.

Fazit: „Die kleinen Wunder von Mayfair“ ist eine außergewöhnliche Geschichte voller fantastischer Ideen, Magie und nostalgischer Kindheitserinerrungen, die aber auch die Schrecken und die Tragik des Krieges thematisiert. Mir hat das Buch zwar nicht durchgängig gleich gut gefallen, aber ich würde insgesamt trotzdem 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Die verschwundenen Mädchen

Die Suche
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Inhalt: Detective Sergant Kate Linville von Scotland Yard wohnt einige Tage in dem Bed & Breakfast der Familie Goldsby, weil sie ihr Elternhaus in Scarborough verkaufen möchte.
Dann wird die Leiche der ...

Inhalt: Detective Sergant Kate Linville von Scotland Yard wohnt einige Tage in dem Bed & Breakfast der Familie Goldsby, weil sie ihr Elternhaus in Scarborough verkaufen möchte.
Dann wird die Leiche der vor einem Jahr verschwundenen 14-jährigen Saskia Morris in den Hochmooren gefunden und nur wenig später verschwindet Amelie, die ebenfalls 14-jährige Tochter der Goldsbys. Eher unfreiwillig wird Kate in den Fall hineingezogen.

Meine Meinung: Die Ermittler Kate Linville aus London und Chief Inspector Caleb Hale von der Polizei in Scarborough sind mir bereits aus dem Buch „Die Betrogene“, das einige Jahre früher spielt, bekannt. Beide Charaktere sind zwar sympathisch, aber ziemlich problembeladen. Kate ist äußerst unscheinbar, zurückhaltend und hatte noch nie eine Beziehung. Caleb kämpft täglich gegen seine Alkoholsucht. Beide ermitteln unabhängig voneinander.
Der Schreibstil von Charlotte Link ist wie immer sehr flüssig zu lesen, aber obwohl es in der ersten Hälfte des Buches immer wieder fesselnde und spannende Passagen gibt, zieht sich die Handlung doch ziemlich. Doch je weiter ich las, desto mehr packte mich das Buch.
Wie bei der Autorin üblich, erzählt sie aus mehreren Perspektiven, was die Geschichte komplexer macht und der Leser Einblick in die Gedanken und Handlungen der verschiedenen Protagonisten bekommt. Alle Charaktere sind individuell ausgearbeitet, egal ob sympathisch oder unsympathisch. Besonders interessant fand ich die Kapitel aus der Sicht des Täters und trotz diverser Spekulationen war ich ebenso ratlos wie Kate und Caleb. Bis zum spannenden Ende gibt es noch einige überraschende Wendungen.

Fazit: Ein komplexer, zum Schluss immer spannender werdender Kriminalroman, der mir trotz einiger Längen gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Eine sehr komplexe Geschichte

Die Tochter des Uhrmachers
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Inhalt: Birchwood Manor 1862. Der talentierte junge Maler Edward Radcliff verbringt mit Künstlerfreunden einige Zeit in seinem neuen Landhaus an der Themse. Doch dann wird seine Verlobte ermordet…
Im Jahr ...

Inhalt: Birchwood Manor 1862. Der talentierte junge Maler Edward Radcliff verbringt mit Künstlerfreunden einige Zeit in seinem neuen Landhaus an der Themse. Doch dann wird seine Verlobte ermordet…
Im Jahr 2017 entdeckt die junge Archivarin Elodie Winslow die Sepiafotografie einer wunderschönen jungen Frau und die Zeichnung eines Hauses, das ihr bekannt vorkommt. Elodie verbindet mit diesem Haus eine Geschichte aus ihrer Kindheit. Neugierig geworden, beginnt sie nachzuforschen…

Meine Meinung: Die bildhafte und oft poetische Sprache von Kate Morton hat mir wie immer gut gefallen und lässt sich sehr flüssig lesen. Doch in diesem Roman besteht die Geschichte aus ungewöhnlich vielen Charakteren und vielen verschiedenen Handlungssträngen, die in der Zeit hin und her springen. Hauptprotagonistin ist Birdie, die Tochter des Uhrmachers. Ihre Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ich mochte sie sehr gern, genauso wie Lucy und Ada. Mit Elodie dagegen, der Protagonistin in der Gegenwart, konnte ich leider nicht richtig warmwerden.
Viele der Handlungsstränge spielen zu unterschiedlichen Zeiten auf Birchwood Manor. Dieses wunderbare, etwas unheimliche Haus ist ein tolles Setting. Der mystische Teil der Geschichte hat mich zuerst etwas gestört, doch im Lauf der Geschichte gefiel er mir immer besser. „Die Tochter des Uhrmachers“ ist eine sehr komplexe Geschichte, bei der der Leser schon mal schnell den Überblick verlieren kann. Ich mag es nicht so gern, wenn ich mich immer wieder auf neue Charaktere und damit auch auf eine ganz neue Handlung einstellen muss. Wenn ich mich gerade in die neue Handlung eingefunden hatte, gab es einen erneuten Wechsel. Auch gab es für mich einige Längen. Trotzdem lässt sich die Geschichte absolut flüssig lesen und Kate Morton ist es wunderbar gelungen, die Handlungsstränge schließlich zusammenlaufen zu lassen. Die Aufklärung der Zusammenhänge und der Geschehnisse im Sommer 1862 haben mir richtig gut gefallen.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Die Geschichte eines Gemäldes

Die Farben des Himmels
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Inhalt: Christina Olsen leidet an einer seltenen Krankheit. Schon seit ihrer Kindheit verlässt sie deshalb nur selten die Farm ihrer Eltern in Maine. Ihr Leben ist geprägt von schwerer körperlicher Arbeit.
Dann ...

Inhalt: Christina Olsen leidet an einer seltenen Krankheit. Schon seit ihrer Kindheit verlässt sie deshalb nur selten die Farm ihrer Eltern in Maine. Ihr Leben ist geprägt von schwerer körperlicher Arbeit.
Dann lernt Christina den jungen Maler Andrew Wyett kennen, der bald ein guter Freund wird und ein ganz besonderes Bild von ihr malt.


Meine Meinung: Der Schreibstil von Christina Baker Kline hat mir sehr gut gefallen. Ruhig, einfühlsam und unaufgeregt erzählt sie auf zwei Zeitebenen die Lebensgeschichte von Christina Olsen.
Schon mit drei Jahren machen sich bei Christina die Anzeichen ihrer Krankheit bemerkbar. Nach einem schweren Fieber mit starken Schmerzen sind ihre Hände und Füße verformt. Die vom Arzt verordneten Beinschienen bereiten nur Schmerzen und fügen ihr tiefe Wunden zu. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen nehmen ihre Eltern keine Rücksicht und sie muss auf der Farm helfen. Die Arbeit ist hart. Es gibt weder Elektrizität noch fließendes Wasser, aber Christina beschwert sich nicht. Sie ist intelligent und ehrgeizig, stolz und eigensinnig und möchte so unabhängig wie möglich sein, was ihr nicht immer gelingt. Ich konnte ihren Frust, ihre Traurigkeit und ihre ruppige Art gut nachvollziehen. Erst als sie den Maler Andrew Wyett kennenlernt, der sich völlig ungezwungen bei ihr einquartiert, um zu malen, findet sie einen Freund, der sie versteht.
Ich fand Christina sehr authentisch. Auch wenn sie keine Sympathieträgerin ist, so ging mir ihr Schicksal doch nah. Ihre Brüder, besonders Al, der auch noch als Erwachsener sein Leben mit Christina verbringt, fand ich sympathisch. (Ein wenig erinnerten mich Al und Christina an das alte Geschwisterpaar von „Anne auf Green Gables“.) Andrey und seine Frau Betsy bringen endlich frischen Wind auf die Farm.
Das Ende und Christinas Gedanken zu dem Bild „Christinas Welt“ haben mir gut gefallen und mich neugierig gemacht. Ich habe im Internet nach Christina und Andrew Wyett gesucht und außer „Christinas Welt“ noch ein anderes Gemälde von Wyett gefunden, das im Buch beschrieben wird. Auch im Nachwort gibt es noch einige interessante Informationen. Obwohl Christina, Andrew und auch deren Familien real sind, ist die Geschichte fiktiv.
„Christinas Welt“ ist meiner Meinung nach zu Recht eines der berühmtesten amerikanischen Gemälde des 20. Jahrhunderts. (Es ist im Buch abgebildet, aber leider nur sehr klein).

Fazit: Ein ruhiges und berührendes Buch über eine starke Frau, das mich mehr und mehr gefesselt hat. Besonders interessant fand ich dabei den wahren Hintergrund und das Gemälde.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Nach einer wahren Geschichte

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Inhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.

Washington 2006. Béatrice, eine Französin, ...

Inhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.

Washington 2006. Béatrice, eine Französin, deren Karrierepläne gerade zu scheitern drohen, freundet sich mit einer älteren Frau an, um die sie sich ehrenamtlich kümmert. Diese Frau, Jacobina, bittet sie um Hilfe bei der Suche nach ihrer, ihr unbekannten älteren Halbschwester Judith. Diese Suche ist ein Versprechen, das Jacobina ihrem Vater vor vielen Jahren am Sterbebett gegeben hat.

Meine Meinung: Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht. Es beginnt 1982 in Montreal, als Jacobinas Vater Lica seiner Tochter gesteht, dass sie noch eine ältere Halbschwester namens Judith hat, deren Schicksal ungeklärt ist. Sein letzter Wunsch ist es, dass Jacobina sich auf die Suche nach Judith macht.
Danach ist das Buch in zwei Handlungsstränge und Zeitebenen eingeteilt.
Im Jahr 2006 lernt der Leser Béatrice in Washington kennen. Béatrice ist eine intelligente und ehrgeizige Frau von 43 Jahren. Sie gibt ihr Geld gern für schicke und exklusive Dinge aus. Doch in der Beziehung zu ihrem älteren Freund Joaquín kriselt es häufiger und auch beruflich steht sie plötzlich stark unter Stress. Dann macht sie eher zufällig Bekanntschaft mit der hilfsbedürftigen Jacobina und schon bald verbindet die beiden Frauen eine Freundschaft. Jacobina, die das Versprechen, das sie ihrem Vater gab, immer noch nicht eingelöst hat, bittet Béatrice um Hilfe.
Der zweite Handlungsstrang beginnt 1940 in Paris. Judith lernt Christian, den Sohn eines Bankiers kennen und sie verlieben sich ineinander. Christian kümmert sich liebevoll um Judith und auch um ihre Mutter, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Als die Situation für Judith immer gefährlicher wird, geht er für sie ein hohes Risiko ein.
Der Schreibstil von Melanie Levensohn ist angenehm und flüssig zu lesen. Obwohl mir beide Handlungsstränge gut gefallen haben, hatte Béatrices Geschichte meiner Meinung nach einige Längen. Die Passagen, die ihre Arbeit betreffen, hätte ich mir etwas weniger ausführlich gewünscht. Da Judiths Geschichte in der Ich-Form erzählt wird und die Handlung spannender und emotionaler ist, gefiel sie mir etwas besser. Die Charaktere fand ich, bis auf einige Ausnahmen (Joaquín, seine Tochter Laura und Béatrices Chef) sympathisch. Jacobinas Rolle hatte ich allerdings größer erwartet, ihre Rolle hat eigentlich Béatrice übernommen, die sich im Laufe der Geschichte sehr positiv entwickelt.
Diese Geschichte hat einen wahren Hintergrund. Die Großtante des Ehemannes, und zufällig auch Namensvetterin der Autorin, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ihr Schicksal ist bis heute ungewiss. Die „echte" Jacobina hat zehn Jahre lang vergeblich nach ihr gesucht. Diese Tatsache macht das Buch für mich noch authentischer und berührender.

Fazit: Ein Buch, das an einem Einzelschicksal die unfassbaren Verbrechen des Holocaust deutlich macht. Ich empfehle das Buch gerne weiter.