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Raoulchagny

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2023

Wie das Gemälde eine überzeugende Komposition

Lichte Tage
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"Lichte Tage" von Sarah Winman bezieht sich nicht nur inhaltlich und äußerlich durch das Cover auf die Sonnenblumen von Vincent van Gogh, sondern erinnert auch durch den Aufbau an ein Gemälde. Wie ein ...


"Lichte Tage" von Sarah Winman bezieht sich nicht nur inhaltlich und äußerlich durch das Cover auf die Sonnenblumen von Vincent van Gogh, sondern erinnert auch durch den Aufbau an ein Gemälde. Wie ein Gemälde aus einzelnen Pigmenten ist dieses Buch mosaikhaft aus einzelnen (teils sehr kurzen) Szenen aufgebaut, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart stetig wechseln und nicht in einer logischen Entwicklung aufeinander folgen, sondern stattdessen wie sprunghafte Gedanken und Assoziationen. Das macht auch gerade die Stärke dieses Buchs aus. Sarah Winman gelingt ein überzeugendes und berührendes Porträt davon, wie Erinnerungen uns prägen und Vergangenheit bis in die Gegenwart fortwirkt, wie nahestehende Menschen uns ein Leben lang prägen und ihre Präsenz in unserem Leben fortwirkt. Alles fügt sich in diesem Buch zu einer überzeugenden Komposition zusammen - genau wie bei dem Gemälde van Goghs.

Veröffentlicht am 10.11.2022

Sterneküche zum Nachkochen

Tohrus Japan
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Rezepte hat Tohru Nakamura bereits im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Nun hat er mit "Tohrus Japan" sein erstes eigenes Kochbuch vorgelegt. Im Vergleich zu den bisherigen Rezepten gehen ...

Rezepte hat Tohru Nakamura bereits im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Nun hat er mit "Tohrus Japan" sein erstes eigenes Kochbuch vorgelegt. Im Vergleich zu den bisherigen Rezepten gehen die Rezepte in seinem Kochbuch ein ganzes Stück mehr in Richtung Sterneküche. Die Rezepte sind stets sehr ansprechend präsentiert, benötigen jedoch teilweise eine Vielzahl an Zutaten und sind auch nicht immer leicht nachkochbar. Dennoch kann dieses Kochbuch nur wärmstens empfohlen werden: Wer etwas Kocherfahrung mitbringt und ab und zu außerhalb des typischen Supermarkts einkaufen geht, bekommt mit diesem Kochbuch so viele leckere Rezepte, das man mit dem Kochen gar nicht nachkommt. "Tohrus Japan" bietet eine große Vielfalt an Rezepten, bei der für alle Geschmäcker das Passende dabei ist. Der Aufbau des Kochbuchs anhand von mehreren Zutaten, wie z.B. Sesam oder Miso, sorgt für die spannende Möglichkeit die jeweilige Zutat in ganz unterschiedlichen Essenskontexten zu erleben. Dieses Kochbuch ist ein Fest für die Sinne, das durch und durch gelungen ist. Auch denjenigen, die bereits mehrere japanische Kochbücher haben, ist dieses Buch klar zu empfehlen, da es so viele neue Rezepte und Variationen von Klassikern bietet.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Auch das zweite Buch ist sehr gut

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Dass im Alter die Spannung erst richtig losgeht, beweist nicht nur Miss Marple, sondern auch ein weiteres Mal der Donnerstagsmordclub. Im zweiten (aber unabhängig vom ersten lesbaren) Buch von Richard ...

Dass im Alter die Spannung erst richtig losgeht, beweist nicht nur Miss Marple, sondern auch ein weiteres Mal der Donnerstagsmordclub. Im zweiten (aber unabhängig vom ersten lesbaren) Buch von Richard Osman wird es noch ein ganzes Stück vertrackter und viele graue Zellen und noch mehr Teamgeist sind erforderlich, damit sich auch diesmal wieder alles zum Guten wendet. Wer gerne Cosy-Krimis liest, wird mit "Der Mann, der zweimal starb" bestens unterhalten werden. Das Buch liest sich locker und unterhaltsam. Es ist so spannend, dass man es am liebsten gleich bis zur letzten Seite lesen möchte, aber nicht so spannend, dass es nicht auch als Lektüre vor dem Schlafengehen passen würde. "Der Mann, der zweimal starb" ist wie eine Tasse Tee mit Kuchen an einem gemütlichen Nachmittag. Ganz im Geiste von Agatha Christie ist Richard Osman auch ein weiteres Mal ein wirklich gutes Buch gelungen, das sich sowohl von der Qualität der Konstruktion des Kriminalfall als auch durch Humor und Schreibstil von der Masse ähnlicher Kriminalromane abhebt. Es ist zu hoffen, dass dies nicht der letzte Roman dieser Buchreihe bleibt!

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Ein High-School-Movie wie aus Hollywood - nur zum Lesen!

Kate in Waiting
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Becky Albertalli versteht ihr Handwerk. Mit "Kate in Waiting" liefert sie eine Romcom auf Hollywoodniveau. Wo in anderen Liebesroman die Figuren klischeehaft und die Dialoge platt sind, schafft es Albertalli, ...

Becky Albertalli versteht ihr Handwerk. Mit "Kate in Waiting" liefert sie eine Romcom auf Hollywoodniveau. Wo in anderen Liebesroman die Figuren klischeehaft und die Dialoge platt sind, schafft es Albertalli, glaubhafte und nuancierte Menschen zu schaffen und dabei frisch und authentisch zu klingen. Tiefgründig ist das Buch sicherlich nicht, doch versucht es zum Glück - und im Gegensatz zu anderen Büchern des Genres - keinen Tiefgang zu simulieren, sondern steht ganz offen zu der Ausrichtung auf Unterhaltung.
Hinsichtlich der Handlung verfügt Albertalli über das richtige Gespür und schickt Kate und Anderson im Laufe des Romans von Etappe zu Etappe und vermeidet so langatmige Passagen. Stattdessen gelingt ihr eine kurzweiliger Roman, der sich vor allem durch seinen Humor auszeichnet.
Insgesamt erinnert "Kate in Waiting" an klassische High-School-Filme. Diese übersetzt Albertalli jedoch ins 21. Jahrhundert - fernab von altbackenen Klischees, sondern frisch, unterhaltsam und mit diversem Cast.
Becky Albertalli zeigt, dass für Unterhaltung à la Hollywood der Fernseher auch einmal ausbleiben und stattdessen ein Buch das Mittel der Wahl sein kann.

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Erkenntnisse über das Menschsein an sich

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
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Yelp für Phänomene unserer Gegenwart so lässt sich die Grundidee von "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen" beschreiben. Auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet John Green die unterschiedlichsten ...

Yelp für Phänomene unserer Gegenwart so lässt sich die Grundidee von "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen" beschreiben. Auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet John Green die unterschiedlichsten Dinge: von Kanadagänsen bis zu der Notizen-App. Dabei sind die Bewertungen jedoch lediglich die Ausgangslage, vielmehr geht es um das menschliche Leben selbst. Mit Anekdoten und anhand der überraschendsten Themen geht John Green den Fragen auf den Grund, was das menschliche Leben wirklich ausmacht und was es bedeutet ein Mensch in unserer Gegenwart zu sein. Dabei schafft er es immer wieder den banalsten Dingen tiefgreifende Erkenntnisse über das Menschsein abzuringen. Mit vielen Geschichten aus seinem Leben bringt seine Überzeugung zum Ausdruck, dass es bei guten Rezensionen nicht nur auf die eigene Meinung und Bewertung drauf ankommt, sondern die persönliche Verbindung aufgezeigt wird und das rezensierte im menschlichen Leben eingeordnet wird.
Mich hat trotz der unterschiedlichen Prämisse das Buch an vielen Stellen an die vorherigen Bücher von John Green mit seinem unverkennbaren, vielschichtigen Schreibstil erinnert. In seinen bisherigen Büchern ist es John Green stets gelungen, das Außergewöhnliche an eigentlich gewöhnlichen Geschichten zu finden und so aufzuzeigen, dass wir uns nur umschauen müssen, wenn wir auf der Suche nach dem Besonderen sind. Auch in "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" gelingt es ihm zu zeigen, wie faszinierend und vielschichtig die menschliche Existenz ist. Mich hat das Buch berührt und fröhlich gemacht. Es hat dafür gesorgt, dass ich in mich gegangen bin und nachgedacht habe und dafür dass ich mich umgesehen und die Welt um mich herum betrachtet habe.
Ich gebe "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" fünf von fünf Sternen.

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