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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2017

Leben ist das, was passiert, während wir damit beschäftigt sind, andere Pläne zu machen

Als wir unbesiegbar waren
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Mitte der 90er Jahre beenden die vier Freunde Eva, Benedict, Sylvie und Lucien ihr Studium an der Universität Bristol. Die Geschichte beginnt an einem warmen Sommertag, ihrem letzten gemeinsamen Tag in ...

Mitte der 90er Jahre beenden die vier Freunde Eva, Benedict, Sylvie und Lucien ihr Studium an der Universität Bristol. Die Geschichte beginnt an einem warmen Sommertag, ihrem letzten gemeinsamen Tag in Bristol. Die vier machen sich Gedanken, wie ihr Leben jetzt weitergeht und ob sie es schaffen werden, ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten.

Ihre Zukunftsplanung könnte unterschiedlicher nicht sein. Eva hat vor, in der Londoner City als Investmentbankerin zu arbeiten, die Geschwister Sylvie und Lucien wollen erst mal durch Indien reisen, wobei Sylvie ihre Zukunft als gefeierte Künstlerin sieht, und Benedict macht seinen Doktor in Physik.
Wie zu erwarten, entfremden sich die Freunde im Laufe der Jahre, doch sie bleiben in Kontakt, auch wenn manchmal längere Zeit vergeht, bis sie wieder voneinander hören. Vieles entwickelt sich vollkommen anders als geplant und wir erleben die Höhen und Tiefen ihrer Beziehungen bis zum Jahr 2015.

Als wir unbesiegbar waren ist ein sehr vielschichtiger Roman. Es geht um Freundschaft, Liebe und Loyalität, aber auch um falsche Entscheidungen, Enttäuschung, gesundheitliche Herausforderungen und Verlassenwerden. Es ist ein leiser und eindringlicher Roman, der ohne spektakuläre Szenen auskommt, aber trotzdem unter die Haut geht. Er spricht existenzielle Fragen an, die jeden betreffen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Ein Polizeiseelsorger als Ermittler

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Der Einstieg in das Buch war richtig gut. Ein Polizeiseelsorger, Martin Bauer, der mit ungewöhnlichen Mitteln den potentiellen Selbstmörder Keunert davor bewahrt, sich umzubringen. Als dieser dann doch ...

Der Einstieg in das Buch war richtig gut. Ein Polizeiseelsorger, Martin Bauer, der mit ungewöhnlichen Mitteln den potentiellen Selbstmörder Keunert davor bewahrt, sich umzubringen. Als dieser dann doch vom Dach eines Parkhauses stürzt, ist sich Bauer dennoch nicht sicher, ob es sich tatsächlich um Selbstmord handelte, zumal gegen Keunert intern ermittelt wurde und er offensichtlich Verbindungen zum Rotlichtmilieu hatte.
Bauer nimmt Kontakt zu Keunerts Familie, der Ehefrau und Sohn Tilo, auf. Die Ehefrau scheint vom Tod ihres Mannes nicht sonderlich mitgenommen zu sein, während Tilo bewaffnet untertaucht, auf der Suche nach dem vermeintlichen Mörder seines Vaters.
Auch bei Bauer zuhause ist Krisenstimmung, da die 15jährige Tochter Nina zu einer Demonstration aufgebrochen ist, bei der es mit Sicherheit nicht friedlich zugehen wird. Diese ganze Geschichte um Nina ist allerdings viel Lärm um nichts. Es wird künstlich Spannung aufgebaut, die dann – puff – in sich zusammenfällt. Den Teil der Geschichte hätten sich die Autoren sparen können. Überhaupt bleibt Bauers Familie seltsam blass. Unbedeutende Nebenpersonen, wie etwa die Freundin von Keunerts Ehefrau, werden besser und anschaulicher beschrieben.
In den wenigen Tagen, die es dauert, den Fall zu lösen, begibt sich Martin Bauer unzählige Male in Lebensgefahr, was mir auch ein bisschen too much war. Und die dramatische Auflösung des Ganzen – Geiselnahme inmitten eines tobenden Sturms, der zu allem Überfluss noch dazu führt, dass Bauers Haus durch einen fallenden Baum zerstört wird – ist für meine Begriffe einfach zu dick aufgetragen.
Ich habe das Buch zunächst gern gelesen, aber gegen Ende war ich enttäuscht.

Veröffentlicht am 20.05.2017

Mystische und spannende Familiengeschichte

Die Hummerkönige
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Die Familie Kings lebt seit vielen Generationen auf Loosewood Island, einer kleinen Insel vor der amerikanischen Ostküste. Das Leben dort ist hart und rauh, Haupteinkommensquelle ist der Hummerfang.
Die ...

Die Familie Kings lebt seit vielen Generationen auf Loosewood Island, einer kleinen Insel vor der amerikanischen Ostküste. Das Leben dort ist hart und rauh, Haupteinkommensquelle ist der Hummerfang.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Cordelia Kings erzählt, einer direkten Nachfolgerin des ersten Bewohner der Insel, des legendären Brumfitt Kings, dessen Gemälde heute noch im Sommer die Touristen in Scharen auf die Insel locken.
Für die Familie Kings sind Brumfitts Gemälde weit mehr: für sie verkörpern sie die Geschichte und das Leben, vergangen und zukünftig, der Kings. Dabei vermischt sich oft Mystik mit Realität. So soll Brumfitts Ehefrau dem Meer entstiegen sein, eine Selkie, eine Robbe, die, sobald sie das Land betrat, die Gestalt einer Frau annahm.
Doch handelt die Geschichte auch von dem harten Leben der Hummerfänger. Cordelia muss sich als Frau in dieser harten Männerwelt beweisen. Ihr Verhältnis zu ihren beiden Schwestern ist lange Zeit auch nicht das beste, denn diese sehen in ihr die vom Vater bevorzugte Lieblingstochter. Schicksalsschläge schweißen die Familie jedoch zusammen.
Das zunächst so beschaulich geschilderte Loosewood Island hat jedoch auch Probleme, Drogenschmuggel und Hummerfänger, die ihre Körbe in den Fanggründen von Loosewood Island ausbringen und die Körbe der Inselbewohner versenken. Dabei scheint das Recht des Stärkeren zu gelten. So wird einem Wilderer einfach die Hand mit einem Hammer zertrümmert, ein anderer erschossen, ohne dass dies in irgendeiner Weise polizeilich verfolgt wird. Das hat mich ein wenig irritiert.
Das Buch ist einerseits sehr poetisch, mit atmosphärisch dichten Landschaftsbeschreibungen, andererseits sehr spannend. Mir hat es ganz hervorragend gefallen.

Veröffentlicht am 01.05.2017

Willkommen in Mulderrig, der Welthauptstadt skurriler Gestalten

Der Freund der Toten
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Mahony, im Waisenhaus in Dublin aufgewachsen, erfährt im Alter von 28 Jahren durch einen anonymen Brief, dass ihn seine Mutter nicht, wie bisher geglaubt, einfach zurückgelassen hat, sondern dass ihr wahrscheinlich ...

Mahony, im Waisenhaus in Dublin aufgewachsen, erfährt im Alter von 28 Jahren durch einen anonymen Brief, dass ihn seine Mutter nicht, wie bisher geglaubt, einfach zurückgelassen hat, sondern dass ihr wahrscheinlich etwas zugestoßen ist. Der Brief enthält außerdem die Information, dass er in Mulderrig, County Mayo, Irland, geboren wurde. Mahony macht sich auf den Weg, um dem Schicksal seiner Mutter auf den Grund zu gehen. In Mulderrig sticht er dabei in ein Wespennest und die meisten (zumindest männlichen) Bewohner wären ihn gerne so schnell wie möglich wieder los.
Die Leseprobe gefiel mir sehr gut. Bildhafte, poetische Beschreibungen und die eine oder andere Überraschung, zum Beispiel, dass Mahony Tote sehen und mit ihnen kommunizieren kann. Zu Beginn des Buchs war dies höchst originell, und es hat Spaß gemacht zu lesen, wie sich die Toten die Zeit vertreiben. So lümmeln sie beispielsweise biertrinkend auf dem Dach der Leichenhalle herum oder geistern durch die Häuser, die sie zu Lebzeiten bewohnten. Allerdings wurden mir die vielen Beschreibungen der Toten und ihrer jeweiligen Aktivitäten spätestens in der Mitte des Romans zuviel. Ein toter Priester, der absolut nichts zur Handlung beiträgt, wird nicht interessanter, nur weil er nackt auf dem Rasen liegt und sich im Schritt kratzt! Überhaupt scheint die Autorin mit der Geistlichkeit eine Rechnung offen zu haben, werden die Priester doch ausnahmslos, ob tot oder lebendig, als absolute Crétins dargestellt.
Was das Genre dieses Romans anbelangt, so bin ich mir auch nicht ganz sicher, wie man ihn bezeichnen würde. Ein humorvoller Fantasy-Kriminalroman vielleicht? Denn es geschehen auch jede Menge übernatürliche Dinge: fliegende Bücher, eine plötzlich im Pfarrhaus entspringende „heilige Quelle“ mit dazugehöriger Froschpopulation, in Massen auftretende Spinnen usw.
Was ich an dem Buch ausgesprochen gelungen finde, ist das Cover: ein Dschungel aus grünen Blättern und bunten Blüten, und erst bei genauem Hinsehen entdeckt man leuchtende Augenpaare und im Gebüsch versteckte Tiere. Wirklich sehr schön!
Mein Fazit: ein ungewöhnlicher und stellenweise amüsanter Roman, der mir allerdings weitaus besser gefallen hätte, wenn sich die Autorin nicht so krampfhaft übertrieben um Originalität bemüht hätte. Die von mir erwartete Spannung blieb aufgrund der ausufernden Beschreibungen auch weitgehend auf der Strecke. Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird ihn in diesem Roman nicht finden.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Verstörend und unglaublich spannend

Schlaflied
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Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise kommen jeden Tag unzählige unbegleitete jugendliche Flüchtlinge in Stockholm an, keiner weiß, wie viele es genau sind. Auch Olivia Rönning und Luna, Tom Stiltons ...

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise kommen jeden Tag unzählige unbegleitete jugendliche Flüchtlinge in Stockholm an, keiner weiß, wie viele es genau sind. Auch Olivia Rönning und Luna, Tom Stiltons Partnerin, gehören zu den Freiwilligen, die sich um sie kümmern. Luna bietet sogar praktische Hilfe an, indem sie einer Gruppe von Flüchtlingen Zuflucht auf ihrem Hausboot gewährt.
Tom gefallen Lunas uneigennützigen Motive, doch gleichzeitig wird es ihm zu eng mit so vielen Menschen auf engem Raum. Er ist daher dankbar, als seine frühere Chefin Mette, leitende Ermittlerin der Mordkommission Stockholm, ihn um Mithilfe in einem Mordfall bittet. Ein toter Junge wurde im Wald verscharrt gefunden. Wenig später werden weitere Leichen gefunden. Die Stockholmer Ermittler entdecken ein europaweites Netzwerk, das an Grausamkeit kaum zu überbieten ist...
Meiner Meinung nach das beste Buch um die Ermittler Olivia Rönning und Tom Stilton bisher. Manche Szenen haben mich so schockiert, dass sie mich regelrecht verfolgt haben.
Der einzige kleine Kritikpunkt: im ersten Drittel des Buchs sind die Kapitel manchmal sehr kurz, oft kaum eine Seite lang, was ich als sehr störend empfand, weil man sich auf keinen der Handlungsstränge richtig einlassen konnte. Das ändert sich dann aber im Verlauf des Romans wieder. Die Geschichte ist so spannend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Unbedingt lesen!