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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2017

Faszinierend und lesenswert

Die Geschichte der Bienen
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Von einer Autorin namens Maja erwartet man natürlich fundiertes Wissen zum Thema Bienen . Aber Spaß beiseite: das Buch hat meine Erwartungen weit übertroffen. Es ist nicht nur spannend und informativ geschrieben, ...

Von einer Autorin namens Maja erwartet man natürlich fundiertes Wissen zum Thema Bienen . Aber Spaß beiseite: das Buch hat meine Erwartungen weit übertroffen. Es ist nicht nur spannend und informativ geschrieben, sondern auch mit viel Humor (Swammerpie!).
Maja Lunde beschreibt in diesem Buch die Geschichte dreier Familien. William lebt mit seiner Familie im 19. Jahrhundert in England, die Geschichte des Imkers George spielt in den USA im Jahr 2007 und Tao lebt mit Mann und Sohn im China des Jahres 2098.
Was diese Geschichten miteinander verbindet, ist, dass sie allesamt mit Bienen zu tun haben. Außerdem lebt in jeder Familie ein Sohn, an den bestimmte Erwartungen gestellt werden.
Taos Geschichte fand ich besonders faszinierend. Sie spielt in der Zeit nach dem Kollaps, einer fernen Dystopie, in der jeder sich selbst der Nächste ist. Aufgrund von Misswirtschaft und Ausbeutung der Natur gibt es fast nichts mehr zu essen. Bienen sind ausgestorben, weshalb ganze Heerscharen von Arbeitern nichts anderes zu tun haben, als von Hand die Blüten von Obstbäumen zu bestäuben.
Es ist ein durch und durch lesenswertes Buch über die Zusammenhänge in der Natur und die Verantwortung des Menschen der Natur gegenüber, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Superspannend

Wenn das Eis bricht
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Im Haus des schwedischen Geschäftsmanns Jesper Orre in Stockholm wird eine schrecklich zugerichtete Frauenleiche gefunden, der Hausbesitzer ist verschwunden. Schnell drängt sich der Verdacht auf, dass ...

Im Haus des schwedischen Geschäftsmanns Jesper Orre in Stockholm wird eine schrecklich zugerichtete Frauenleiche gefunden, der Hausbesitzer ist verschwunden. Schnell drängt sich der Verdacht auf, dass Orre, Inhaber der Modekette Clothes and More, der Mörder ist. Die Tat erinnert an einen anderen Mord, der vor 10 Jahren stattgefunden hat. Doch welche Verbindung gibt es zwischen dem Mörder und den Opfern?
Um dies herauszufinden, bittet die Stockholmer Polizei die Kriminalpsychologin Hanne um Hilfe. Was die Kollegen nicht wissen: Hanne ist krank, sie leidet an beginnender Demenz. Es ist daher eine große Herausforderung für sie, an dem Fall mitzuarbeiten, da sie in ständiger Angst davor lebt, dass ihr Gedächtnis sie im Stich lassen könnte.
Die Geschichte wird aus dreierlei Perspektiven erzählt. Da ist zunächst Peter, Ermittler bei der Mordkommission Stockholm, dann die Kriminalpsychologin Hanne und schließlich Emma, die als Verkäuferin in einem Clothes and More Laden arbeitet. Je tiefer wir in die Geschichte eintauchen, umso mehr erfahren wir über das Leben dieser drei Personen.
Peter ist ein Einzelgänger, der sich auf keine Beziehungen einlassen kann und es ablehnt, Verantwortung für andere zu übernehmen. Auch Emma lebt allein. Das einzige Lebewesen, mit dem sie ihr Leben teilt, ist ihr Kater. Seit sie als Schülerin von einem Lehrer sexuell missbraucht wurde, ist sie nicht mehr in der Lage, Beziehungen einzugehen. Umso glücklicher ist sie, als ein attraktiver Mann beginnt sich für sie zu interessieren. Doch die Beziehung entwickelt sich anders als erhofft.
Hanne wiederum lebt in einer unglücklichen Ehe mit einem Mann, der sie am liebsten jetzt schon entmündigen würde...
„Wenn das Eis bricht“ ist ein spannender und im übrigen hervorragend übersetzter Roman, den ich am liebsten nicht aus der Hand gelegt hätte. Nach den 600 Seiten hätte ich am liebsten nochmal von vorne angefangen, denn am Ende weiß man Dinge, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 27.04.2024

Kleine Monster

Treibgut
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Ken und Abby Gardner wuchsen ohne Mutter in der Obhut ihres bipolaren Vaters Adam auf. Während seiner manischen Phasen überließ der bekannte Walforscher seine Kinder oft tagelang sich selbst, was dazu ...

Ken und Abby Gardner wuchsen ohne Mutter in der Obhut ihres bipolaren Vaters Adam auf. Während seiner manischen Phasen überließ der bekannte Walforscher seine Kinder oft tagelang sich selbst, was dazu führte, dass die beiden ein extrem enges Verhältnis hatten. Jetzt, nach über 30 Jahren, ist ihr Verhältnis angespannt, warum erfährt der Leser erst im Lauf der Geschichte.
Ken ist inzwischen ein erfolgreicher Geschäftsmann mit Vorzeigefamilie und viel Geld, während Abby als Künstlerin tätig ist und an einer High School unterrichtet. Vater Adam geht auf die 70 zu, eine Tatsache, die ihm zu schaffen macht, zumal er sein Büro an der Universität räumen soll. Er ist überzeugt, kurz vor einer bahnbrechenden Entdeckung auf seinem Forschungsgebiet zu stehen. Er will es den jungen Schnöseln, die ihn aufs Altenteil schicken wollen, noch einmal so richtig zeigen! Er setzt seine Medikamente ab und arbeitet Tag und Nacht, überzeugt, dass er mit dieser bevorstehenden Entdeckung den Nobelpreis verliehen bekommt.
Derweil plant Kens Frau Jenny den runden Geburtstag und muss feststellen, dass sich Adam in keinster Weise an die abgesprochene Gästeliste hält, sondern Leute einlädt, von denen die Familie noch nie gehört hat. Dazu zählt auch eine gewisse Steph. Jenny kann nicht ahnen, dass Steph keineswegs eine Zufallsbekanntschaft ist, sondern im Gegenteil sehr eng mit der Familie verbunden ist.
„Treibgut“ ist eine spannende Familiengeschichte, die ich gerne gelesen habe. Die Kapitel werden aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählt, wodurch man als Leser immer einen Wissensvorsprung vor den anderen Personen hat. Es werden zeitgeschichtliche Aspekte mit einbezogen, zum Beispiel die bevorstehende Präsidentschaftswahl 2016. Familie Gardner ist überzeugt, dass bald eine Frau das Land regieren wird. Little did they know...
Gegen Ende des Buchs findet der minutiös geplante runde Geburtstag von Adam statt, doch die Planung hätten sie sich auch sparen können, denn alles kommt ganz anders.
Mein einziger Kritikpunkt an „Treibgut“ ist, dass viele der angesprochenen Probleme mehr oder weniger im Sand verlaufen. Hier hätte ich mir mehr Aufarbeitung gewünscht. Trotzdem ist es ein Buch, das mir wirklich gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Jede unglückliche Familie ist anders

Sommerhaus am See
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Ein letztes Mal will sich Familie Starling in ihrem zum Sommerhaus umgebauten Trailer am Lake Christopher treffen, danach wird das Häuschen verkauft und die Eltern Lisa und Richard werden ihren Lebensabend ...

Ein letztes Mal will sich Familie Starling in ihrem zum Sommerhaus umgebauten Trailer am Lake Christopher treffen, danach wird das Häuschen verkauft und die Eltern Lisa und Richard werden ihren Lebensabend in Florida verbringen.
Die beiden erwachsenen Söhne Michael und Thad werden von der Nachricht kalt erwischt, sie verstehen die Entscheidung der Eltern nicht. Allerdings haben beide ganz andere Probleme. Michael und seine Frau Diana erwarten ein ungeplantes Kind. Sie leben über ihre Verhältnisse und sind hoch verschuldet, darüber hinaus hat Michael ein massives Alkoholproblem, das er geschickt vor seiner Umwelt zu verbergen weiß. Thad und sein Partner Jake lieben sich, haben aber grundverschiedene Vorstellungen von Zusammenleben. Auch Lisa und Richard werden an diesem letzten Wochenende am See in die Vergangenheit katapultiert, als sie mit einem schlimmen Verlust fertigwerden mussten, der vor fünfunddreißig Jahren beinahe ihre Ehe auseinandergebracht hätte.
Das Buch ist keine leichte Sommerlektüre, wie die Titelillustration vielleicht vermuten ließe. Es geht um Probleme mit Alkohol, Drogen und Sexsucht, Promiskuität und Tod, um nur ein paar zu nennen. In besonders drastischen Szenen war mir das fast zuviel, doch schafft es der Autor auf diese Weise, einen tiefen Einblick in das Leben der einzelnen Protagonisten zu geben und Empathie für sie zu wecken. Ein spannender und mitreißender Roman für Leser, die mehr als seichte Wohlfühllektüre erwarten.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Dem Abgrund entgegen

Der Stich der Biene
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„Der Stich der Biene“ ist ein wahres Mammutwerk. Nicht nur aufgrund des Umfangs von 700 Seiten, sondern auch wegen seiner Detailverliebtheit. Es geht um das Leben der irischen Familie Barnes. Vater Dickie ...

„Der Stich der Biene“ ist ein wahres Mammutwerk. Nicht nur aufgrund des Umfangs von 700 Seiten, sondern auch wegen seiner Detailverliebtheit. Es geht um das Leben der irischen Familie Barnes. Vater Dickie führt ein Autohaus, das kurz vor der Insolvenz steht. Seine bildschöne Frau Imelda stammt aus äußerst prekären Verhältnissen. Ihr Vater ist ein gewalttätiger roher Mann, der von Betrügereien lebt. Es ist daher ein Segen, als sie einen erfolgreichen Mann kennenlernt und ein neues Leben für sie beginnt. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihr, und ihr ursprünglicher Lebensplan zerplatzt wie eine Seifenblase.
Tochter Cass umgibt sich mit zwielichtigen Gestalten und kann es kaum erwarten, die irische Provinz zu verlassen, um ein neues Leben als Studentin am Trinity College in Dublin zu beginnen. Ihr jüngerer Bruder PJ verbringt seine Tage mit dem Spielen gewalttätiger und blutrünstiger Videospiele. Je schlechter es um das Autohaus steht, desto mehr geht es auch mit den einzelnen Familienmitgliedern bergab. Sie treffen Entscheidungen, bei denen man sie als Leser am liebsten schütteln möchte, um sie zur Besinnung zu bringen. Obwohl mich dies manchmal fast wahnsinnig gemacht hat, konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe und die Meinungen dazu sehr auseinandergingen. Es scheint, als ob man es entweder faszinierend findet oder es hasst.
Die einzelnen Kapitel werden aus der Sicht der jeweiligen Familienmitglieder geschildert. Was mich zunächst sehr störte, ist, dass Paul Murray in Imeldas Kapiteln keinerlei Satzzeichen verwendet, lediglich die Satzanfänge sind großgeschrieben. Mir ist klar, dass er damit Imeldas Bewusstseinsstrom abbilden will, ein Gedanke geht in den anderen über, und es gelingt dem Autor so, Imeldas wirre Gedankenwelt anschaulich darzustellen. Trotzdem hat mich das sehr irritiert, zumal es um mehrere hundert Seiten ohne Interpunktion geht. Ich kann auch nicht behaupten, dass mich das Buch durchgehend gefesselt hätte, es gab zwischendurch Passagen, die mir viel zu ausführlich und detailverliebt waren. Gegen Ende spitzen sich die Geschehnisse jedoch dermaßen zu, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Ich kann diesen Roman empfehlen, allerdings ist er sehr aufwühlend und nicht für Leser geeignet, die einen Feelgood-Familienroman erwarten.

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